Hallo,
ein Freund von mir ist jetzt seit ca. 2 Jahren krankgeschrieben wegen Depressionen. Kürzlich kümmerte er sich um eine Erhöhung des Krankengeldes. Aus seinem letzten Job stieg er bewusst aus, weil ihm das soziale Miteinander laut eigener Aussage nicht mehr gefallen hat.
Er spielt ganz gerne Computer, arbeitet mal schwarz, hat mehrere kleinen Privatprojekte und ist auch eigentlich recht sozial und redselig, organisiert bspw. selber Spielegruppen und hat einen festen Sozialkalendar, er ist da umtriebiger als viele andere Menschen. Ich ging selber schon durch Depressionen, wo ich morgens Alkohol brauchte um Antrieb zu entwickeln, mit schweren Suizidgedanken; basierend auf diesen Erfahrungen fällt es mir manchmal schwer, Mitgefühl aufrecht zu erhalten für ihn - was mein Anspruch ist. Er betont, dass sein einziges Symptom ist, keinen Antrieb zu haben. Manchmal sickert durch, dass sein Vater, zu dem er keinen guten Kontakt hat, ein Problem für ihn ist.
Ich würde ihm gerne helfen, weiß aber nicht (mehr) wie; die Situation zieht sich jetzt echt schon lange hin.
Er hat m.E. noch nie eine Therapie gemacht. Als ich ihn fragte warum nicht, sagte er, dass er nicht den Antrieb hat sich darum zu kümmern. Ich habe ihm daraufhin meine Hilfe angeboten, aber er lehnte sie ab, weil er nicht wüsste ob Therapie was für ihn ist. Er geht m.E. zu einer Ärztin die ihm lediglich Pillen verschreibt, die er dann komischer Weise auch mal fast demonstrativ vor einem einnimmt. Er sagt er überlegt noch, ob andere Therapieformen was für ihn sind. Er werkelt ganz gerne, meine Idee mal ein Praktikum zu machen in einer Werkstatt fand er aber nicht gut, weil er sich um sein Krankengeld gesorgt hat.
Es entsteht auf mich der Eindruck, dass er es sich in seiner Situation sehr bequem gemacht hat. Er will laut eigener Aussage zwar daraus, aber weiß vielleicht gar nicht wie. Er wirkt beschäftigter damit seine eigenen kleinen Privatprojekte, wie seine Spielegruppe, voran zu bringen, als seine Gesundheit. Manchmal kommt in mir auch der Gedanke auf (für den ich mich schäme), dass er sich hinter der Diagnose "Depression" versteckt. Seine beruflichen Entscheidungen haben ihm bisher nicht glücklich gemacht und er ist vom Typus her auch der Arbeitswelt eher abgeneigt (Sklaven des Kapitalismus). Was schade ist, da er, wie ich finde, viel zu geben hat.
Hat jemand Tipps?
Freund seit Jahren krankgeschrieben wegen Depressionen - was tun?
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Hallo,
ich hab erstmal eine Frage. Du schreibst, dass er seit ca. 2 J. wegen Depressionen krank geschrieben ist und sich nun um die Erhöhung seines Krankengeldes gekümmert hat. Kannst Du mir sagen, wie das geht? Meines Wissens bekommt man Krankengeld für eine Erkrankung nur 78 Wochen. Zwar kann man nach einer Weile deswegen erneut Krankengeld bekommen, aber nicht direkt im Anschluss. D.h. wenn die 78 Wochen Krankengeld ausgeschöpft sind (das sind keine 2 Jahre) geht es finanziell eher abwärts, als aufwärts, denn selbst wenn er danach ALG I bekommen würde, ist das Krankengeld eigentlich höher.
Das könnte für einige Leute hier interessant sein, zu erfahren, wie man das Krankengeld solange wegen einer Erkrankung bekommen und dann noch erhöhen kann.
Vielleicht ist da auch die Sorge, sich mit Themen auseinander zu setzen, die nicht so greifbar sind?
Wenn er Geld schwarz verdient und ganz viele Dinge privat für sich macht, scheint er ja durchaus Energie zu haben, aber vielleicht Angst, dass dann Druck kommt, wenn er aufzeigt ("Hallo, hier bin ich."), dass dann irgendwelche "Ämter kommen" und etwas von ihm wollen? Vielleicht hat er Angst davor, irgendetwas tun zu müssen, was ihm zuviel ist und deshalb macht er seine Sachen eher im privaten Bereich (bzw. eben schwarz?)
Er kann ja auch offiziell Teilzeit arbeiten. Dann hat er was für die Rente und dennoch Zeit für sich. ...und wenn er eine Stelle gefunden hat, die in Ordnung für ihn ist, braucht er auch nicht Sorge zu haben, dass "ein Amt ihn in etwas reinsteckt, wo er nicht hinmöchte" (Wenn das die Sorge ist).
Außerdem, wie gesagt, ist mir nicht klar, wieso er solange Krankengeld bekommt und wie er dieses nun erhöht haben will.
Er erhöht sein Geld zwar in dem Sinne, wenn er schwarz arbeitet, aber nicht das Krankengeld.
Also ich denke, entscheiden, was er macht, muss er selber. Man kann ihm nur Vorschläge machen und Möglichkeiten nennen. Ansonsten ist halt eben auch die Frage, ob das, was Du von ihm weißt, auch so stimmt oder ob da noch mehr ist, was man eigentlich wissen müsste, um gezielt helfen zu können.
ich hab erstmal eine Frage. Du schreibst, dass er seit ca. 2 J. wegen Depressionen krank geschrieben ist und sich nun um die Erhöhung seines Krankengeldes gekümmert hat. Kannst Du mir sagen, wie das geht? Meines Wissens bekommt man Krankengeld für eine Erkrankung nur 78 Wochen. Zwar kann man nach einer Weile deswegen erneut Krankengeld bekommen, aber nicht direkt im Anschluss. D.h. wenn die 78 Wochen Krankengeld ausgeschöpft sind (das sind keine 2 Jahre) geht es finanziell eher abwärts, als aufwärts, denn selbst wenn er danach ALG I bekommen würde, ist das Krankengeld eigentlich höher.
Das könnte für einige Leute hier interessant sein, zu erfahren, wie man das Krankengeld solange wegen einer Erkrankung bekommen und dann noch erhöhen kann.
und dann dazu:
Da frag ich mich, was da genau ist. Hat er eine Depression und keinen Antrieb oder macht er eigentlich ganz viel, nur arbeitet er offiziell nicht? (D.h. es ist Antrieb da, nur die Frage ist, wofür und warum nicht für Anderes).
Das kann man nur testen, ob das was für einen ist.Johannes4 hat geschrieben: ↑Di., 23.10.2018, 10:17 Er hat m.E. noch nie eine Therapie gemacht. Als ich ihn fragte warum nicht, sagte er, dass er nicht den Antrieb hat sich darum zu kümmern. Ich habe ihm daraufhin meine Hilfe angeboten, aber er lehnte sie ab, weil er nicht wüsste ob Therapie was für ihn ist.
Vielleicht ist da auch die Sorge, sich mit Themen auseinander zu setzen, die nicht so greifbar sind?
Wenn er Geld schwarz verdient und ganz viele Dinge privat für sich macht, scheint er ja durchaus Energie zu haben, aber vielleicht Angst, dass dann Druck kommt, wenn er aufzeigt ("Hallo, hier bin ich."), dass dann irgendwelche "Ämter kommen" und etwas von ihm wollen? Vielleicht hat er Angst davor, irgendetwas tun zu müssen, was ihm zuviel ist und deshalb macht er seine Sachen eher im privaten Bereich (bzw. eben schwarz?)
Er kann ja auch offiziell Teilzeit arbeiten. Dann hat er was für die Rente und dennoch Zeit für sich. ...und wenn er eine Stelle gefunden hat, die in Ordnung für ihn ist, braucht er auch nicht Sorge zu haben, dass "ein Amt ihn in etwas reinsteckt, wo er nicht hinmöchte" (Wenn das die Sorge ist).
Außerdem, wie gesagt, ist mir nicht klar, wieso er solange Krankengeld bekommt und wie er dieses nun erhöht haben will.
Er erhöht sein Geld zwar in dem Sinne, wenn er schwarz arbeitet, aber nicht das Krankengeld.
Also ich denke, entscheiden, was er macht, muss er selber. Man kann ihm nur Vorschläge machen und Möglichkeiten nennen. Ansonsten ist halt eben auch die Frage, ob das, was Du von ihm weißt, auch so stimmt oder ob da noch mehr ist, was man eigentlich wissen müsste, um gezielt helfen zu können.
Ja, mein Tipp ist, ihn zu fragen, wie er sich eine (vielleicht) gemeinsame Zukunft eigentlich vorstellt und ob er vor hat, sich je mals wieder Richtung Arbeitswelt zu bewegen. Warum er, wenn es ihm wirklich so schlecht geht - nichts dafür tut oder zu tun gedenkt, dass es ihm eventuell irgendwann mal besser geht. Also, worauf er denn wartet. Was er sich davon erhofft, noch weitere Jahre krankgeschrieben zu werden, sein. Und ob und welche Ziele er verfolgt. Ewig wird das wohl eher nicht so laufen, wie er sich das ausmalt.
[wegzudenken, mehr nicht]
Gute Frage, das hat mich selber auch überrascht. Aber ich kann nicht wirklich sagen, wie es geklappt hat. Oder, ob ich nicht richtig informiert bin. Es kann damit zusammenhängen, dass er privat versichert ist und hier andere Regeln gelten. Laut dem was ich von ihm gehört habe, bezahlt das Arbeitsamt noch Beträge, wenn das Krankengeld/Krankentagegeld einen bestimmten Betrag nicht erreicht bzw. Mehrbedarf entstanden ist o.Ä.. Er ist da erstaunlich fit in dem Bereich und verfolgt auch die Gesetzgebung.
Ja vielleicht, ich würde ihm wünschen, wenn er es mal testet. Aber irgendwas scheint da im Weg zu stehen. Ich habe auch so eine lose Vermutung das er die Sorge hat das ihm "seine" Diagnose Depression genommen wird. Ich habe leider manchmal das Gefühl, dass er sich damit doch recht unnatürlich stark identifiziert. Wie ein Schutz den er sehr gut für sich zu nutzen gelernt hat. Aber auch das wäre ja in einer Therapie als Gesprächsthema angebracht.
Bei unserem letzten Gespräch wo es um Teilzeit ging, erwähnte er halt das er dann das Krankengeld nicht mehr bekommt. Ich vermute auch, dass er nicht irgendwas machen will was andere ihm auftragen.ENA hat geschrieben: ↑Di., 23.10.2018, 10:43 Er kann ja auch offiziell Teilzeit arbeiten. Dann hat er was für die Rente und dennoch Zeit für sich. ...und wenn er eine Stelle gefunden hat, die in Ordnung für ihn ist, braucht er auch nicht Sorge zu haben, dass "ein Amt ihn in etwas reinsteckt, wo er nicht hinmöchte" (Wenn das die Sorge ist).
Außerdem, wie gesagt, ist mir nicht klar, wieso er solange Krankengeld bekommt und wie er dieses nun erhöht haben will.
Er erhöht sein Geld zwar in dem Sinne, wenn er schwarz arbeitet, aber nicht das Krankengeld.
Danke, das ist auf jeden Fall hilfreich!ENA hat geschrieben: ↑Di., 23.10.2018, 10:43 Also ich denke, entscheiden, was er macht, muss er selber. Man kann ihm nur Vorschläge machen und Möglichkeiten nennen. Ansonsten ist halt eben auch die Frage, ob das, was Du von ihm weißt, auch so stimmt oder ob da noch mehr ist, was man eigentlich wissen müsste, um gezielt helfen zu können.
Danke für die Tipps! Ich habe das schon versucht anzusprechen, er sagt dann nur das er das auf seine Weise machen will. Aber du hast vielleicht recht das ich da auch mehr bohren kann. Die Frage mit den Zielen finde ich gut, das könnte ich mal probieren.Sehr hat geschrieben: ↑Di., 23.10.2018, 13:11 Ja, mein Tipp ist, ihn zu fragen, wie er sich eine (vielleicht) gemeinsame Zukunft eigentlich vorstellt und ob er vor hat, sich je mals wieder Richtung Arbeitswelt zu bewegen. Warum er, wenn es ihm wirklich so schlecht geht - nichts dafür tut oder zu tun gedenkt, dass es ihm eventuell irgendwann mal besser geht. Also, worauf er denn wartet. Was er sich davon erhofft, noch weitere Jahre krankgeschrieben zu werden, sein. Und ob und welche Ziele er verfolgt. Ewig wird das wohl eher nicht so laufen, wie er sich das ausmalt.
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