Abrechnung von Zeitüberziehung durch Therapeutin

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Stuggi16
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Abrechnung von Zeitüberziehung durch Therapeutin

Beitrag Do., 10.11.2016, 23:53

Hallo,

ich habe vor ein paar Wochen eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie begonnen, die ich privat bezahle.
Nun hat mir meine Therapeutin eine Rechnung über die ersten 4 Sitzungen geschickt.

Eine der Sitzungen dauerte deutlich länger als eine Stunde, das habe ich gemerkt, als ich hinterher auf die Uhr sah.
Aber meine Therapeutin kommentierte das nicht weiter, sagte nur so etwas wie "Oh, schon so spät."

Nun steht diese Sitzung als verlängerte Sitzung auf meiner Rechnung und mir wird ein weiteres Drittel einer Sitzung verrechnet. Dabei liegt es doch eigentlich in der Verantwortung der Therapeutin, die Sitzung pünnktlich zu beenden, oder? Sie hat ja auch die Uhr immer im Blick und ich nicht...

Ist dieses Vorgehen rechtmäßig oder sogar normal?

Freue mich über Antworten.

LG

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isabe
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 00:03

Nein, ist natürlich (!) nicht normal. Da zeigen sich ja zwei Probleme: schlechtes Zeitmanagement und Abwälzen der eigenen Probleme auf den Patienten.

Ich schätze, ihr habt vorher über die Länge der Stunde gesprochen (üblich sind 50 Minuten), und es ist sozusagen ein "Gesetz", dass der Therapeut für die Einhaltung verantwortlich ist (und NUR er). Daher musst du den Rest nicht zahlen.

Fragt sich nur, ob und wie du dann mit ihr weiterarbeiten kannst.

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Stuggi16
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 00:45

Danke für die super-schnelle Antwort. Das habe ich mir gedacht.
Das ist jetzt aber blöd, weil es mir sowieso schon immer unangenehm ist, Sachen zu reklamieren o.ä. Zweitens habe ich Angst, dass es sich negativ auf die Beziehung zwischen der Therapeutin und mir auswirken könnte? Wenn auch nur subtil, aber irgendwie halt...

Hat jemand einen Tipp, wie ich das handhaben sollte? Bzw.: Kann ich mich auf eine rechtliche Grundlage beziehen, falls Sie doch auf der Abrechnung besteht?

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lisbeth
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 06:55

Stuggi16 hat geschrieben:Das ist jetzt aber blöd, weil es mir sowieso schon immer unangenehm ist, Sachen zu reklamieren o.ä. Zweitens habe ich Angst, dass es sich negativ auf die Beziehung zwischen der Therapeutin und mir auswirken könnte? Wenn auch nur subtil, aber irgendwie halt...
Hm. Ich kann dein Unbehagen gut nachvollziehen. Sowas fällt mir auch immer wieder schwer.
Andererseits:
  • Es wirkt sich so oder so auf euer Verhältnis aus und steht zwischen euch, weil du dich über den Tisch gezogen fühlst
  • Willst du dauerhaft bei jemandem Therapie machen, bei dem du das Gefühl hast, sie übervorteilt dich?
  • Es wird wahrscheinlich immer wieder vorkommen, dass sie Stunden überzieht, von daher sollte man das gleich ansprechen und klären
  • Wenn es mit ihr nicht zu klären ist, dann ist es vielleicht besser jetzt am Anfang zu gehen, als dann in ein oder zwei Jahren festzustellen, dass es mit ihr dohc nicht funktioniert
  • Wenn es mit ihr zu klären ist, dann ist das eine positivie Lernerfahrung für dich, und das wird sich dannauch sicher positiv auf eure therapeutische Beziehung auswirken
Hat jemand einen Tipp, wie ich das handhaben sollte? Bzw.: Kann ich mich auf eine rechtliche Grundlage beziehen, falls Sie doch auf der Abrechnung besteht?
Ihr werdet ja sicher am Anfang über die Rahmenbedingungen geredet haben: Wie lange dauert eine Stunde, was kommt pro Stunde auf dich zu an Kosten, wie ist das mit Absage (wie lange vorher absagen, evtl. Ausfallhonorar) usw. Falls nicht, dann wäre das für mich ein weiterer Hinweis, dass sie da sehr unklar agiert.
Ich gehe mal davon aus, dass ihr euch verständigt habt, eine Stunde dauert 50 Minuten und kostet XY Euro. Von daher müsste sie dich vorwarnen, wenn sie länger macht und es dir in Rechnung stellen will. Im Grunde ist sie für das Zeitmanagement verantwortlich. Entweder sie macht pünktlich Schluss. Oder sie sagt: Wir können noch 20 Minuten dranhängen, das würde ich ihnen in Rechnung stellen, ist das in Ordnung? Aber ungefragt geht gar nicht. Du hast ja gar keine Möglichkeit zuzustimmen oder abzulehnen.
Wie isabe gesagt hat: Sie wältzt hier ihre Probleme und Zuständigkeiten auf dich ab. Das geht gar nicht.
Vor allem nutzt sie aus, dass du privat zahlst. Bei Kassenpatienten kriegt sie bei Überziehung keinen Cent mehr.

Ich würde dir empfehlen, tief Luft zu holen und das anzusprechen. Da führt glaubich kein Weg dran vorbei, weil es in jedem Fall Auswirkungen haben wird.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Landkärtchen
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 07:56

Ich hatte mal eine Therapeutin, die überzog oft die Stunden um 20 bis 30 Minuten. Die Therapie wurde von der Krankenkasse finanziert und nach etwa einem halben Jahr teilte mir die Therapeutin mit, dass sie aufgrund der vielen Überziehungen mehr Stunden bei der Krankenkasse abgerechnet hat. Zunächst war ich ganz perplex und sprach sie in der folgenden Stunde darauf an. Das ich möchte, dass sie zukünftig auf die Zeit achtet und die Stunden nicht mehr überzogen werden sollen.
Es gibt ja bei so einem Verhalten nicht nur den finanziellen Aspekt zu berücksichtigen, sondern auch den therapeutischen. Der sichere therapeutische Rahmen ist dadurch nicht mehr gegeben, was sehr verunsichern kann.
Lässt du es so stehen, kann es passieren, dass eure therapeutische Beziehung versiegt, weil der sichere Rahmen, der Vertrauen und Halt spendet nicht mehr vorhanden ist. Zeitliche Grenzverletzungen können massiv verunsichern, insbesondere dann wenn sie einem bereits als Kind häufiger begegneten.
Bei mir kam es weiterhin zu Zeitüberschreitungen, sodass ich die Therapie beendete.

LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh


isabe
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 08:18

Zum Vorgehen konkret:

Ich glaube, es geht nicht um juristische Konsequenzen: Sie wird dich wegen 20,- nicht verklagen und du müsstest eh nicht zahlen.

In einer Therapie ist daher immer der erste (und eigentlich auch der einzige) Weg das Gespräch, und wie gesagt: Da wird sie dir nicht mit Paragraphen kommen, und du brauchst das auch nicht. Wenn du Glück hast, erkennt sie ihren Fehler. Wenn nicht, könnte es eine Auseinandersetzung geben, die du nicht zu fürchten brauchst, denn Therapie ist AUCH das: das Aushandeln der Beziehung.

Im ungünstigsten Fall kann es besser sein, sich zu trennen, einfach weil Therapie immer auch belastend ist und es immer Krisen zwischen beiden geben kann (vielleicht sogar: soll) und daher wenigstens der Rahmen absolut stimmig sein sollte.

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Broken Wing
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 08:58

@ Isabe: Nicht jede Auseinandersetzung ist aber wichtig und richtig in der Therapie. Es soll um den Patienten gehen, nicht um die Macken des Thera.
Ich zB würde mich veräppelt fühlen, wäre meine so unorganisiert und obendrein auch noch dreist wie vor allem die ehem. von Landkärtchen. Das ist ja tatsächlich ein beanstandenswertes Verhalten und hätte zB nichts mit einer störungsbedingt leidensverursachender Intoleranz zu tun, sodass das kein Thema der Therapie sein kann und als Zeitverschwendung angesehen werden muss.

Auch zum Neinsagen üben würde ich sowas nicht entschuldigen. Eine Therapie zeichnet sich nun mal dadurch aus, bewusst ein Symptom zu bekämpfen und nicht dadurch, dass das Ausnützen von Schwächen als Therapie umgedeutet wird.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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away
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 18:32

Mir fällt dazu noch folgendes ein: Wenn Stuggi das nun in der nächsten Stunde ausführlich mit allen Für und Wider mit ihrer Therapeutin bespricht, dann ist ja wieder eine Stunde weg, die sie bezahlen muss und die sie eigentlich nicht therapeutisch weiterbringt. Außer, dass sie gelernt hat, eine Auseinandersetzung zu führen. Aber ob ich das so am Anfang einer Therapie passend finde? Und wessen Auseinandersetzung ist das denn dann?
Ich würde der Therapeutin jetzt, wo die Rechnung vorliegt, eine Mail dazu schreiben und mein Erstaunen und Unverständnis zum Ausdruck bringen. Dann muss nicht die ganze nächste Stunde für das Thema drauf gehen.

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stern
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Beitrag Fr., 11.11.2016, 18:43

Finde ich auch nicht o.k. Das Zeitmanagement ist Sache des Therapeuten. War vorher abgesprochen, dass eine Einheit 50 Min. dauert? Dann finde ich es mies, wenn sie länger macht und das abrechnet. Die Konsequenz wäre dann ja, dass man als Patient dauernd die Zeit im Auge behalten müsste. Allerdings würde ich auch beachten, was vertraglich genau geregelt ist... und DAS als maßgeblich ansehen.Ich habe die Uhr meist nie im Blick... und ich werde zwischenzeitlich sogar "vorgewarnt", wie viel Zeit noch verbleibt. Ich würde auch so vorgehen, dass zu besprechen. Es ist sicherlich nicht beziehungsförderlich, aber es besteht immer noch die Möglichkeit, die Überziehung nicht zu zahlen. Dann müsste sie den Kontakt suchen, wenn sie Kohle will. Ich weiß nicht, wie viel das ausmacht... wahrscheinlich ist es zu verschmerzen, wenn du eh privat zahlst. Aber wenn du es ansprichst oder das nicht so ohne weiteres (sofort) zahlst, hat dann vielleicht zumindest den Nutzen, dass sie zukünftig darauf achtet.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Stuggi16
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Beitrag So., 13.11.2016, 02:26

Vielen Dank erstmal für die vielen und konstruktiven Antworten. Wir haben den zeitlichen Rahmen tatsächlich nicht direkt besprochen, jedoch steht die Dauer der Sitzungen (50 min.) auf ihrer Website, außerdem dachte ich, dass sei Standard für PT-Sitzungen.

Allerdings hatte ich von Anfang an den Eindruck, dass Zeitmanagement nicht unbedingt die Stärke meiner Therapeutin ist. Bei der ersten Sitzung klingelte ich genau pünktlich und keine Minute zu früh, musste aber erstmal ca. 10 Minuten vor der Tür warten, bis sie mit der vorherigen Patientin fertig war. Anschließend ließ sie mich noch eine ganze Weile alleine im Sprechzimmer warten. Die Sitzung wurde dann auch durch das Klingeln des nächsten Patienten unterbrochen. Bei der zweiten Sitzung wurden wir auch wieder durch den nächsten unterbrochen, darüber hinaus hatte sie mir noch kurz vor Schluss eine Frage gestellt, die eigentlich ein ganzes Fass aufmachte und die ich daher gar nicht vollständig beantworten konnte, ich fühlte mich unterbrochen und mittendrin „herausgerissen“. Die verlängerte Sitzung fand deswegen statt, weil ich an dem Tag ihre letzte Patientin war und wir deswegen nicht von jemand anderem unterbrochen werden konnten.
So gesehen hat sie keine der ersten 3 Sitzungen selbst richtig beendet. Erst bei meiner letzten Sitzung hat sie einigermaßen pünktlich Schluss gemacht.

Ich weiß gerade nicht, wie ich in Bezug auf meine Therapie weiter verfahren soll und ob es sinnvoll sein könnte, noch andere Erstgespräche zu vereinbaren, damit ich einen Vergleich habe. Andererseits graut es mir davor, wieder meine ganze Geschichte von vorne erzählen zu müssen…

Ein weiterer Punkt ist, dass ich den Eindruck habe, dass meine Therapeutin relativ viel von dem vergisst, was ich erzähle. In der 4. Sitzung wusste sie z.b. nicht mehr richtig, was ich gerade beruflich mache.

Ich muss dazu sagen, dass ich generell die Tendenz habe, mich von Leuten zurück zu ziehen, sobald Unstimmigkeiten auftauchen und auch oft, wenn ich „zu viel“ von mir offenbart habe. Deswegen hoffe ich, dass ich gerade nicht einfach nach Ausreden suche, um die therapeutische Beziehung zu beenden.


isabe
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Beitrag So., 13.11.2016, 08:58

Du klingst doch total vernünftig und nicht nach "weglaufen". Es ist sehr wichtig, dass ein Therapeut in der Lage ist, Stunden pünktlich zu beenden, weil sich darin seine Beziehungsgestaltung spiegelt: sich jemandem widmen können und sich trennen können - das ist letztlich das Thema in den meisten Therapien: Nähe und Getrenntsein zu gestalten und hinzunehmen, auch wenn es schwerfällt. Da muss ein Therapeut Vorbild sein (auch eine Art von Reparenting).

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Stuggi16
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Beitrag Mi., 16.11.2016, 22:25

Hallo zusammen,

also heute war es soweit, ich hatte meine nächste Therapiesitzung nach der Rechnung. Also habe ich es angesprochen. Am Anfang der Sitzung habe ich es einfach nicht geschafft, aber dann zum Glück zum Schluss. War auch besser so, denn leider verlief das Gespräch nicht so erfreulich.

Zunächst erklärte sie mir, dass die besagte Sitzung nun mal deutlich länger gedauert habe. Als ich sagte, dass ich das nicht bemerkt hatte und sie es auch nicht angesprochen hatte, meinte sie, ich sei ja schließlich erwachsen und könne ja wohl selbst auch auf die Uhr schauen. Dass sie nicht alleine dafür verantwortlich sei, die Zeit im Auge zu behalten. Dass sie nichts dafür kann, dass ich keine Uhr trage. (In ihrer Praxis steht eine kleine Digitaluhr, aber immer mit dem Display in ihre Richtung, so dass ich diese nicht sehen kann.) Als ich sagte, dass ich in den Sitzungen nicht immer auf die Zeit achten möchte, sagte sie, dass ihre anderen Patienten auch selbst mal auf die Zeit schauen, und dass man ja schließlich auch ein Zeitgefühl besitzt, da könnte man ja schon von selbst merken, dass man über der Zeit ist. Und dass sie außerdem noch länger überzogen hätte als nur das Drittel, das sie mir berechnet hat, sie hätte mir auch ohne weiteres die Hälfte berechnen können, das wäre eigentlich ein Entgegenkommen. Und bei den vorangegangenen Sitzungen hatte sie ja auch etwas länger gemacht, und das nicht berechnet.

Ich sagte, ich dachte, dass es üblicherweise eine festgelegte Länge für PT-Sitzungen gäbe. Sie meinte, dass ihr sehr wohl bewusst sei, dass die meisten ihrer Kollegen pünktlich nach 50 min. beenden, dass sie aber dankbar sei, sich in ihrer Privatpraxis die Freiheit nehmen zu können, nach Bedarf auch mal länger machen zu können, da sie die Sitzungen ja nicht mit der Kasse verrechnen müsse. Und dass viele Patienten ihr auch dafür dankbar wären und gerne auch mal 2 Stunden bleiben würden. Dass ich das eigentlich als Pluspunkt sehen sollte, dass sie sich nach Bedarf mehr Zeit nimmt.

Aber ich sagte, dass das vorher nicht besprochen war und sie mich auch nicht vorgewarnt hat. Und sie sagte, dass sie das Geld auf jeden Fall haben will, schließlich arbeite sie nicht umsonst.
Woraufhin ich meinte, dass ich das sehr gut verstehen kann. Auch ich arbeite selbständig in Einzelbetreuung mit Kunden, ich weiß, wie wichtig es ist, dass die Arbeitszeit auch bezahlt wird und man nicht einfach so umsonst länger arbeiten kann. Aber dass ich eben nicht einfach unangekündigt länger machen und das verrechnen kann.

Irgendwann im Laufe des Gesprächs sagte sie dann auch, dass sie ja nicht ständig länger machen könne, weil sich sonst ihr ganzer Tag verschiebt und sie in Stress gerät und dann überhaupt keine Zeit mehr zwischen den Sitzungen hätte (was ja eigentlich ein Argument für meinen Standpunkt ist), nahm die besagte Digitaluhr und stellte sie mit Nachdruck auf den Tisch, so dass ich die Uhrzeit sehen konnte und sagte: „Sehen sie? Wir sind schon wieder zehn Minuten drüber!“ Das klang in dem Moment fast wie ein Vorwurf an mich. Irgendwie kam bei mir die Botschaft an, ich solle gefälligst dankbar sein, dass sie mir ständig extra Zeit schenkt. (Dabei habe ich doch nie darum gebeten.) Und normalerweise könne sie ja gar nicht so sehr überziehen, weil ja nach mir andere Patienten kommen, deswegen könne das ja nur passieren, wenn ich die letzte an dem Tag bin.

Jedenfalls meinte sie, dass sie da jetzt einen Vorwurf von mir höre (sie klang selbst recht verärgert), und was jetzt eigentlich mein Appell an sie sei. Ich meinte, dass ich gerne vorher wüsste, wie lange eine Sitzung dauert, weil ich ja sonst zeitlich und finanziell nicht damit rechnen kann.
Sei meinte, dass sie es nicht als ihre Aufgabe sehe, die Zeit immer im Auge zu behalten, dass ich dafür genauso verantwortlich sei, dass aber, wenn es mir nicht passt, wir vereinbaren können, die Sitzungen zukünftig pünktlich nach 50 min. zu beenden, und dass sie versuchen werde, daran zu denken, aber nicht dafür garantieren könne, dass sie diese Abmachung nicht irgendwann mal wieder im Laufe der Monate vergisst. Dann müsse ich sie daran wieder erinnern.

Wir haben für nächste Woche wieder einen Termin vereinbart, und ich weiß nicht, wie ich weiter verfahren soll. Bin gerade innerlich aufgewühlt und weiß immer noch nicht, ob ich richtig aufgehoben bin.

Auch haben wir weder Länge und Ziel der Therapie bis jetzt besprochen, ich stecke halt momentan wegen größeren Lebensumbrüchen in einer Krise, hatte aber vor einigen Jahren schon mal eine Therapie wegen Zwängen in Anspruch genommen, die aber zum Glück seit dem kein größeres Thema mehr für mich waren.

Soll ich bleiben oder gehen? Und wenn ich gehe, wie sage ich es ihr dann?


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Beitrag Mi., 16.11.2016, 22:34

Also verzeih mir die Ausdrucksweise, aber: die spinnt doch!
Du sollst dankbar sein, dabei schenkt sie dir ja nicht mal etwas, sie rechnet das ja ab.

Außerdem finde ich Kontinuität in einer Therapie wichtig. Genauso wie man nicht immer unregelmäßige Termine haben sollte, sollten die h nicht mal auf einmal drei h lang dauern, da weiß man doch nie woran man ist.

Ich finde das geht alles gar nicht, aber ob du deswegen gehst musst du selbst entscheiden. Wenn alles andere 100% super ist, würde ich es mir an deiner Stelle nochmal überlegen, ansonsten: renn

Falls du das tust würde ich sagen, dass du es durchaus als ihre Verantwortung siehst, die Stunde zu beenden und sie ihrer Verantwortung deiner Ansicht nach nicht gewachsen ist und du wo hin gehen wirst, wo mehr auf einen festen Zeitrahmen geachtet wird.


isabe
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Beitrag Mi., 16.11.2016, 22:35

Geh!

Das, was sie dir heute gesagt hat, war Bullshi.t. Jeder Therapiepatient weiß, dass der Therapeut derjenige ist, der die Zeit im Blick hat. Und zwar nicht deshalb, weil die Patienten alle zu blöd sind, die Uhr zu lesen, sondern weil es ein Zeichen von Vertrauen ist, sich dem Prozess hinzugeben, im Vertrauen darauf, dass der Therapeut sich "kümmert" und die Stunde mitstrukturiert und aufpasst, dass sie zu einem guten Ende kommt. Das ist nicht nur eine mechanische Frage nach der Zeit und danach, wie eine Uhr funktioniert, sondern das ist ein ganz wesentlicher Aspekt der meisten therapeutischen Beziehungen: dass der Therapeut das Angebot macht: "Lass los und vertrau mir, ich achte auf den Rahmen".

Abgesehen davon, war das, was sie dir gesagt hat, auch ein sehr "schönes" Beispiel für ihre Unfähigkeit, mit Konflikten umzugehen. Niemand möchte eine beleidigte Leberwurst als Therapeut haben! Und juristisch unsinnig ist das Ganze ohnehin: Sie selbst kann ja nicht ALLEINE entscheiden, wie lang eine Stunde ist. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn sie dich vorher oder in der betreffenden Stunde gefragt hätte: "Ist es O.K., wenn wir noch eine halbe Stunde länger machen?"

Wenn ich du wäre, würde ich telefonisch absagen (und mir das Geld für weitere Stunden sparen) und so was sagen wie: "Ich nehme mir die Freiheit, mir meine Therapeuten selbst auszusuchen". Du bist ihr gegenüber zu nichts verpflichtet, und wenn du nicht ein ausgesprochener Masochist bist, hast du an so jemandem auch keine Freude. Du merkst ja vermutlich selbst, dass du offensichtlich reifer bist als sie.


Landkärtchen
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Beitrag Mi., 16.11.2016, 22:44

Ohje, kurz und knapp: ich würde gehen und nach einer neuen Therapeutin schauen.
Sie will die Verantwortung für den zeitlichen Rahmen nicht übernehmen was aber ihr Part wäre.
Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass sich im Umgang mit der Zeit viel zeigt was sonst eher verborgen bleibt (u.a. der Umgang mit Macht).
Wenn bereits zu Beginn einer Therapie solche Probleme auftreten wäre ich sehr vorsichtig.

Absagen würde ich per Mail oder durch eine Nachricht auf dem AB. Noch eine Stunde würde ich zu Klärung nicht bezahlen wollen.

LG-Landkärtchen
Zuletzt geändert von Landkärtchen am Mi., 16.11.2016, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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