Alkoholkonsum während Psychotherapie

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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Jobi
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Alkoholkonsum während Psychotherapie

Beitrag Do., 05.06.2014, 12:16

Einen schönen guten Tag!

Ich komme gerade von einer probatorischen Sitzung mit einem Psychotherapeuten dessen Methode die "psychodynamische Einzeltherapie" ist. Es war unsere zweite Sitzung und ich bin bislang sehr angetan von der Professionalität und Herangehensweise des Therapeuten und könnte mir sehr gut vorstellen in den Prozess mit ihm einzusteigen.

Was mich nun allerdings abschreckt, ist die Tatsache, dass er mir sagte, ich dürfe während der Zeit der Therapie (sicher weit über ein Jahr lang) keinen Alkoholrausch haben, da das die Therapie zunichte machen würde. Therapeuten, die das anders sähen, seien Scharlatane oder so ähnlich hatte er es formuliert. Nun ist mein Thema gar nicht der Alkoholkonsum - trinke aber (vielleicht alle zwei/ drei Monate) gerne mal bei einer Feier einen über den Durst, worauf ich ehrlich gesagt auch nicht verzichten will.

Ich verstehe nicht, wieso das ein Ausschlusskriterium sein soll und frage mich und Euch, ob ich mir nicht einen anderen Therapeuten suchen soll, oder ob er Recht hat und ein anderer Therapeut, der mich trotz meines (moderaten) Trinkverhaltens aufnimmt, nicht gut sein kann.

Vielen Dank für Eure Einschätzungen und
freundliche Grüße

Jobi

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Do., 05.06.2014, 12:29

Hallo Jobi,

..oh je, ich bin ein Scharlatan!

Mein Ansatz geht eher in die Richtung, Regeln für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit zu vereinbaren (im üblichen Rahmen, wie z.B. Absageregelung und dergleichen) und sich ansonsten anzusehen, "worum es geht" bzw. wie einzelne Therapiethemen zusammenhängen. Wenn es etwa um eine Alkoholentwöhnungs-Therapie geht, können die Zusammenarbeits-Regeln dann auch durchaus anders aussehen, aber selbst da habe ich bislang noch nie einen Anlaß gesehen, "Verbote" auszusprechen.

Ich respektiere aber, dass es auch andere Ansätze und Blickwinkel geben kann - insofern würde ich anregen, dass Sie Ihre Bedenken / Einwände mit Ihrem Therapeuten besprechen, und ihn auch fragen, warum es denn ein Verbot sein muß. Vielleicht kann er dafür ja gute Gründe nennen! Wenn diese für Sie nicht schlüssig sind, können Sie sich überlegen, ob dieser Therapieansatz für Sie ausreichend "Sinn macht". Denn sich in Folge auf den Prozess bestmöglich einzulassen und diesen durchzuziehen, wäre ja ganz wichtig im Sinne eines Therapieerfolges.

Alles Gute,
R.L.Fellner

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Jobi
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Beiträge: 3

Beitrag Do., 05.06.2014, 13:57

Ein Glas Wein, oder Sekt zu trinken wäre in Ordnung, sagte er. Alles was darüber hinaus ginge sei "Selbstmedikation" und als solche abzulehnen, wenn eine Therapie Erfolg haben soll. Auf weitere Diskussionen wollte er sich nicht einlassen. Na ja. Schade. Ich könnte natürlich trotzdem so weitermachen wie bisher und es ihm verschweigen, aber das wäre sich noch kontraproduktiver für die therapeutische Beziehung.

Vielen Dank!

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peppermint patty
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Beitrag Do., 05.06.2014, 18:42

Hallo Jobi,

nun ich sehe das etwas anders. Ich gehe zur Therapie um meine Themen zu besprechen. Wenn ich kein Alkoholproblem habe - und dies nicht der Anlass für meine Therapie ist, würde ich diesen Bereich aussparen. Meiner Thera gehen die Themen an, mit denen ich komme - ob ich Party mache (im gesunden Maß) ist dabei allerdings meine Sache.
Ich habe aber auch schon öfter davon gehört, dass es Therapeuten - vor allem Analytiker gibt - die Verbote aussprechen. Da gab es mal vor vielen Jahren einen interessanten Bericht im stern dazu. Da wurde Patienten Volleyball spielen, VHS-Kurse besuchen etc .... verboten, weil sie vom Therapiegeschehen ablenken könnten. Ich durfte zum Beispiel auch mal keine analytische Literatur lesen - habe ich natürlich trotzdem getan.

Ich gehe nicht zur Therapie um mich bevormunden zu lassen - sondern um MEINE Themen zu bearbeiten. Und um meine eigenen Entscheidungen besser umsetzen zu lernen.

LG,
pp

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Christine_Walter
Forums-Gruftie
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Beitrag Do., 05.06.2014, 19:44

ist der aber streng! ich darf während der therapie auch kein suchtverhalten zeigen, aber wenn ich MAL nen rausch habe oder auch früher mal nen canna-rückfall, war das für meine thera ok. zunichte macht es die therapie nur, wenn du dich wieder regelmäßig total zudröhnst.

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Jobi
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Beitrag Do., 05.06.2014, 23:31

Super, vielen Dank!
Das bestärkt mich doch sehr in meiner Ansicht.
Liebe Grüße
Jobi

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