Therapieunterbrechung wegen Krankenstand

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giraffe01
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Therapieunterbrechung wegen Krankenstand

Beitrag Do., 08.11.2012, 15:21

Hallo liebe Leser,

ich habe mich eben durchs Forum gesucht, bin aber leider auf keine Beiträge gestoßen, die mir hätten weiterhelfen können.

Kurz mein Thema: Ich bin nun seit ein paar Monaten in Therapie und zwar speziell in Traumtherapie überwiegend mittles EMDR. Ich habe viele Jahre versuchte ohne Therapie auszukommen, als ich mich jedoch dazu entschlossen habe, habe ich wieder mehrere Monate gebraucht um mich ausreichend zu öffnen bzw. die mir angebotenen Methoden anzunehmen. Letzten Endes habe ich es aber geschafft und nach mehreren EMDR-Sitzungen schon wesentliche Erfolge festgestellt. Jedoch bin ich noch am Anfang und weiß bzw. spüre, dass da noch jede Menge Arbeit vor mit steht.

Nach dem letzten EMDR-Setting (wo sich bei mir immer sehr viel abspielt bzw. das auch immer sehr nachwirkt), hatte ich eine Sitzung und kurz vor der darauffolgenden erhielt ich eine SMS von der Therapeutin, dass sie krank sei. Mittlerweile sind gut 6 Wochen vergangen und ich hatte noch keine Folgesitzung.

Meine Gefühls- und Emotionshaushalt schwappt über, ich habe Albträume, viele Flashbacks und Erinnerungsbilder und aufgrund der entstandenen Therapiepause keine Gelegenheit das fachgerecht zu bearbeiten.

Was soll ich tun? Ich frage mich ständig, ob es nicht eine gewisse Form von Sicherheitsnetz geben sollte, wenn der Therapeut mal krank wird. Ich fühle mich total aufgerissen, verblute und niemand näht mich zu.

Ich schreibe das hierher, weil ich hoffe, dass mir irgendwer nur einen kurzen Tipp gibt oder eine Info, wie ich mit dieser Situation umgehen kann.

Vielen Dank!

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Catinka
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Beitrag Do., 08.11.2012, 16:16

Hallo Giraffe,

ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig die Situation derzeit für dich sein muss. Mir geht es momentan ähnlich. Mein Therapeut war erst drei Wochen im Urlaub und ist nun direkt danach schon für längere Zeit erkrankt. Leider weiß ich auch nicht, wie lange das noch andauern wird. Ich versuche mich mit "Notfallterminen" bei meiner Psychiaterin über Wasser zu halten. Hast du jemanden, zu dem du gehen kannst? Einen Psychiater oder einen Arzt, dem du gut vertrauen kannst? Gibt es sowas wie einen Krisendienst bei dir in der Stadt? Der Krisendienst in der Stadt in der ich wohne bietet genau für solche Situationen Gespräche an, man kann dort hingehen und ggf. noch mehrere Termine mit denen vereinbaren. Um wenigstens ein bisschen aufgefangen zu werden. Im schlimmsten Fall könntest du dich auch an ein Krankenhaus wenden, dort sind Therapeuten und auch Ärzte vor Ort.

Vielleicht geht es erstmal garnicht darum deine derzeitige Situation fachgerecht zu bearbeiten sondern dich zu stabilisieren, damit du die ungeplante Pause überstehen kannst.

Kannst du bei deiner Therapeutin nachfragen ob es evtl. eine Krankheitsvertretung gibt? Einfach nur per SMS abzusagen und nichts weiter "anzubieten" fände ich schon etwas komisch oder?

Liebe Grüße
Catinka
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Es war so, als wenn die Sonne schlafen geht - unten am Fluss. Es waren...es waren millionen Glitzerlichter auf dem Wasser.


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giraffe01
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Beitrag Do., 08.11.2012, 20:50

Hallo Catinka,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Zumindest fühle ich mich gerade zum ersten Mal verstanden, denn in den letzten Tagen, jedesmal wenn ich versucht habe mit meinen Mann oder eine Freundin darüber zu reden, erhielt ich meist Antworten im Sinne von "na ja, da kannst du jetzt die Thera nicht dafür verantwortlich machen" und ähnliches. Dabei wil ich das gar nicht. Natürlich, Theras sind auch nur Menschen und Menschen werden krank. Aber da gibt es halt auch meine Situation, mit der ich jetzt gerade zu dem Zeitpunkt umgehen können muss.

Ja, an eine Art Krisenstelle habe ich auch schon gedacht, wiewohl ich mich noch nicht erkundigt habe. Ich habe so enormen Respekt davor, mich wieder jemandem Neuen öffnen zu müssen. Wie schon in meinem 1. Beitrag geschrieben, habe ich sehr lange gebraucht um jemandem Fremden zu erlauben, in mich hineinzuschauen bzw. gemeinsam mit mir etwas "zu graben". Ich empfinde das als sehr anstrengend und fürchte mich sogar etwas davor.

Meine Hausärztin der ich mich wage anvertraut habe, möchte mir Psychopharmaka verschreiben. Ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich notwendig ist.

Ich bin mit der Situation maßlos überfordert. Ich bin mittlerweile soweit, dass ich mich frage ob es nicht besser ist weiterhin alles verborgen zu halten anstatt mich dieser Abhängigkeit und Verwundbarkeit auszusetzen, die die Therapie unter anderm mit sich bringen.

Dazu kommt die Enttäuschung die ich gerade von einer Person erlebe, der ich an sich sehr vertraue. Ich kenne die Erkrankung nicht, aufgrund der Dauer nehme ich aber an, dass es sich um eine wirklich dramatische Sache handelt. Nichts desto trotz ist für mich die Methode des SMS sehr fragwürdig. Auf ihrem Tonband hinterlässt sie die Nachricht, dass "sie in wirklich absolut dringendem Notfall per sms erreichbar ist". Aber was soll ich nur in einen sms packen und was ist ein absolut dringender Notfall? Als ich dann heute morgen nach ganz viel überlegen endlich eine sms schrieb, kam keine Antwort - bis jetzt nicht.

Ich bin so unschlüssig. Momentan erscheint mir eigentlich eh nur die Variante sinnvoll, mit eigenständig einen adäquaten Gesprächspartner in einer Ambulanz oder in einem KH zu suchen. Das wirkt aber momentan für mich wie eine riesen Hürden, für derne Überwindung ich ganz viel Kraft und Energie brauche.

lg

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Catinka
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Beitrag Do., 08.11.2012, 21:42

giraffe01 hat geschrieben:...Ich habe so enormen Respekt davor, mich wieder jemandem Neuen öffnen zu müssen. Wie schon in meinem 1. Beitrag geschrieben, habe ich sehr lange gebraucht um jemandem Fremden zu erlauben, in mich hineinzuschauen bzw. gemeinsam mit mir etwas "zu graben". Ich empfinde das als sehr anstrengend und fürchte mich sogar etwas davor.
Das kann ich gut nachvollziehen. Aber ich denke, dass es bei so einem Krisengespräch in erster Linie darum geht zu schauen, wie du mit dieser besonderen Situation umgehen kannst. Es geht garnicht so sehr darum sich jemand Fremden zu öffnen. Und ich denke auch nicht, dass das jemand von dir erwartet. Ich für meinen Teil finde den Gedanken, da ist jemand zu dem ich im Notfall hingehen kann, beruhigend und es heißt ja auch nicht, dass man die Hilfe in Anspruch nehmen muss. Aber es ist doch gut zu wissen, dass man sie bekommen könnte.
giraffe01 hat geschrieben:Meine Hausärztin der ich mich wage anvertraut habe, möchte mir Psychopharmaka verschreiben. Ich weiß nicht, ob das jetzt wirklich notwendig ist..
Psychopharmaka fände ich jetzt auch nicht so angebracht, vor allem dauert es ja eine Weile bis diese überhaupt anfangen zu wirken.
giraffe01 hat geschrieben:Ich bin mit der Situation maßlos überfordert. Ich bin mittlerweile soweit, dass ich mich frage ob es nicht besser ist weiterhin alles verborgen zu halten anstatt mich dieser Abhängigkeit und Verwundbarkeit auszusetzen, die die Therapie unter anderm mit sich bringen...

Dazu kommt die Enttäuschung die ich gerade von einer Person erlebe, der ich an sich sehr vertraue. Ich kenne die Erkrankung nicht, aufgrund der Dauer nehme ich aber an, dass es sich um eine wirklich dramatische Sache handelt. Nichts desto trotz ist für mich die Methode des SMS sehr fragwürdig. Auf ihrem Tonband hinterlässt sie die Nachricht, dass "sie in wirklich absolut dringendem Notfall per sms erreichbar ist". Aber was soll ich nur in einen sms packen und was ist ein absolut dringender Notfall? Als ich dann heute morgen nach ganz viel überlegen endlich eine sms schrieb, kam keine Antwort - bis jetzt nicht..
Wenn du mit der Situation so überfordert bist solltest du erst recht schauen, dass du eine Möglichkeit findest etwas aufgefangen zu werden. Ich weiß wie schwer das ist und wie stark man in solchen Situationen sein muss ... aber du darfst auch schwach sein und dir Hilfe suchen. Und letztendlich hast du die Therapie ja auch begonnen weil du Hilfe benötigst oder?! Und auf Dauer gesehen wird dir die Therapie schon Erleichterung bringen auch wenn es derzeit vielleicht nicht so den Eindruck macht.

So eine Krankheitssituation ist echt ne blöde Sache, man ist so hin und hergerissen. Auf der einen Seite weiß man, dass es völlig normal ist, das Theras krank werden aber auf der anderen Seite ist man auch total verletzt, weil man einfach auf Hilfe gehofft hat die jetzt ausbleibt. Trotzdem musst du in erster Linie erstmal an dich denken und schauen wo du bleibst. Ich finde es wirklich ein bisschen ungünstig von deiner Thera, die Sache mit der SMS usw. Aber das wirst du jetzt wahrscheinlich erstmal garnicht ändern können. Du kannst es allerdings ansprechen wenn Sie wieder gesund ist und vielleicht könnt ihr gemeinsam schauen ob es in Zukunft für solche Situationen eine bessere Lösung gibt. Aber bis dahin schau mal, dass es dir besser geht.

Kann dein Mann oder deine Freundin dich vielleicht ins KH begleiten, vielleicht fällt es dir ja denn leichter? ... Es gibt ja auch die Möglichkeit für eine Nacht dortzubleiben oder sich ein Beruhigungmittel o.Ä. mitgeben zu lassen, dass du zumindest erst einmal ruhiger wirst und schlafen kannst. Was könnte dir denn helfen?

LG und Kopf hoch
Catinka

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