Guten Tag, nur kurz zur Erklärung: die oben gestellte Frage bezieht sich auf ein konkretes Erlebnis mit einem fertig ausgebildeten Vertreter des Konzepts der Systhemischen Therapie.
Dieses Erlebnis hat mich etwas erschreckt, darum hier meine Frage. Es kann sich schließlich auch um einen Einzelfall gehandelt haben. Oder ist was nun folgt fester Bestandteil der systemischen Lehre ?
Thema war die Psychopathologie. Dabei hat mich seitens des systhem. Therapeuten die recht vehement vertretene Auffassung erschreckt, selbst schwerste Depressionen seien nicht auch als organische Krankheit zu betrachten, sondern beruhten vielmehr auf einer irgendwann getroffenen Entscheidung des Kranken, was gleichfalls ganz generell für Suizide gelte.
Positiv erlebt habe ich den systhemischen Ansatz dagegen im (klar begrenzten) Bereich der Supervision.
Ich frage mich darum nun auch, warum die Frage schwerer psychischer Erkrankungen in dem Fall nicht offen bleibt, bzw zumindest andere Fachrichtungen, wie etwa die Psychoanalyse, mit ihren Ansätzen mit Respekt und Achtung betrachtet werden, sondern eben vehementest abgelehnt.
Wie offen ist das System Systhemische Therapie ?
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Ebenfalls Guten Tag!
Darf ich mal vorfragen in welchem Verhälznis du steht? Bist du Klientin und welchen Bezug hat deine Frage?
Ansonsten ist es nicht unnatürlich seine persönliche Meinung zu Therapiemethoden zu vertreten. Ohne dies würde es vermutlich in vielen Bereichen keine Entwicklung geben.
Viele Grüße!
candle
Darf ich mal vorfragen in welchem Verhälznis du steht? Bist du Klientin und welchen Bezug hat deine Frage?
Ansonsten ist es nicht unnatürlich seine persönliche Meinung zu Therapiemethoden zu vertreten. Ohne dies würde es vermutlich in vielen Bereichen keine Entwicklung geben.
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
Ich war in dem Fall Kollegin, der Zitierte Veranstaltungsleiter.
Persönliche Meinungen auf Augenhöhe mit Argumenten zu auszutauschen halte ich natürlich auch für ok.
Wenn allerdings Argumente wie "ganze Bibliotheken sagen auch"... auftauchen und plötzlich recht komplexe Sachverhalte in äußerst verallgemeinernder Form und dem Duktus des "Ich weiß wie es ist" beurteilt werden, .... leuchten bei mir Warnlichter auf. Deshalb ja meine Frage.
Persönliche Meinungen auf Augenhöhe mit Argumenten zu auszutauschen halte ich natürlich auch für ok.
Wenn allerdings Argumente wie "ganze Bibliotheken sagen auch"... auftauchen und plötzlich recht komplexe Sachverhalte in äußerst verallgemeinernder Form und dem Duktus des "Ich weiß wie es ist" beurteilt werden, .... leuchten bei mir Warnlichter auf. Deshalb ja meine Frage.
Ja, aber dann kannst du doch gut beurteilen als Kollegin wie diese Meinung für dich anzusehen ist.
Diese Aussage finde ich auch nicht ganz Unrecht, denn ich glaube tatsächlich, dass Depression viel mit Entscheidungen zu tun hat, die man nicht für sich selbst trifft oder getroffen hat. Wenn ich den Satz richtig verstanden habe.
candle
Diese Aussage finde ich auch nicht ganz Unrecht, denn ich glaube tatsächlich, dass Depression viel mit Entscheidungen zu tun hat, die man nicht für sich selbst trifft oder getroffen hat. Wenn ich den Satz richtig verstanden habe.
candle
Now I know how the bunny runs!
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- Psychotherapeut
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Liebe Prestes,
a) "Systhemische Therapie" schreibt sich korrekterweise "Systemische Therapie".
b) ich würde generell empfehlen, vorsichtig mit vorgetragenen Thesen oder Sichtweisen einzelner "Vertreter" von therapeutischen Methoden hinsichtlich Rückschlüssen auf das gesamte Konzept der jeweiligen Methode zu sein (ähnlich, wie man nicht die gesamte Medizin hinterfragen wird, nur weil ein Arzt in einem Vortrag fragwürdige Theorien von sich gibt).
Im speziell von Ihnen genannten Fall kann ich mich mit der Sichtweise dieses Kollegen - sollte sie tatsächlich explizit auf diese Weise geäußert worden sein - nicht identifizieren. Dennoch ist das "systemische" Konzept so offen und konstruktivistisch geprägt, dass zumindest theoretische Überlegungen in diese Richtung legitim sind (wenn sie denn auch als solche bezeichnet werden). Im speziellen Fall von Suizid z.B. erfordert es meiner Ansicht nach nicht besonders große Verwegenheit, anzunehmen, dass die Betreffenden am eigenen Tod direkt beteiligt sind. Was sie allerdings dazu treibt, dazu gibt es differende Ansichten. Ein Neurophysiologe oder -Psychiater [mit Denk-Scheuklappen und nicht mehr ganz auf dem letzten Stand der Forschung] würde einen Suizid vermutlich ausschließlich als hirnorganisches Problem interpretieren, mit der letzlichen Konsequenz, dass der Patient ohne seine Pülverchen wohl gar keine andere Wahl hätte, als zu sterben, da ihn ja sein Neurotransmitterhaushalt oder seine "Gene" dazu treiben. Die meisten Psychologen und Psychotherapeuten dagegen dürften dies anders sehen ... ja vielleicht sogar so weit gehen, wie zu hinterfragen, wie weit selbst schwerwiegende Formen von Depression durch die Umwelt, etwa unser familiäres Umfeld, oder auch durch eigene Denkmuster zumindest mitverursacht sind.
Bevor ich jetzt versuche, eine längere Abhandlung zu schreiben, empfehle ich Ihnen als Grundeinführung in die Systemischen Denkkonzepte (die Ihnen offenbar relativ fremd sind) meine folgenden Kurzartikel:
- Systemische Therapie
- Wirklichkeit
In beiden findet sich am Ende eine Liste empfehlenswerter weiterführender Literatur.
Freundliche Grüße,
R.L.Fellner
a) "Systhemische Therapie" schreibt sich korrekterweise "Systemische Therapie".
b) ich würde generell empfehlen, vorsichtig mit vorgetragenen Thesen oder Sichtweisen einzelner "Vertreter" von therapeutischen Methoden hinsichtlich Rückschlüssen auf das gesamte Konzept der jeweiligen Methode zu sein (ähnlich, wie man nicht die gesamte Medizin hinterfragen wird, nur weil ein Arzt in einem Vortrag fragwürdige Theorien von sich gibt).
Im speziell von Ihnen genannten Fall kann ich mich mit der Sichtweise dieses Kollegen - sollte sie tatsächlich explizit auf diese Weise geäußert worden sein - nicht identifizieren. Dennoch ist das "systemische" Konzept so offen und konstruktivistisch geprägt, dass zumindest theoretische Überlegungen in diese Richtung legitim sind (wenn sie denn auch als solche bezeichnet werden). Im speziellen Fall von Suizid z.B. erfordert es meiner Ansicht nach nicht besonders große Verwegenheit, anzunehmen, dass die Betreffenden am eigenen Tod direkt beteiligt sind. Was sie allerdings dazu treibt, dazu gibt es differende Ansichten. Ein Neurophysiologe oder -Psychiater [mit Denk-Scheuklappen und nicht mehr ganz auf dem letzten Stand der Forschung] würde einen Suizid vermutlich ausschließlich als hirnorganisches Problem interpretieren, mit der letzlichen Konsequenz, dass der Patient ohne seine Pülverchen wohl gar keine andere Wahl hätte, als zu sterben, da ihn ja sein Neurotransmitterhaushalt oder seine "Gene" dazu treiben. Die meisten Psychologen und Psychotherapeuten dagegen dürften dies anders sehen ... ja vielleicht sogar so weit gehen, wie zu hinterfragen, wie weit selbst schwerwiegende Formen von Depression durch die Umwelt, etwa unser familiäres Umfeld, oder auch durch eigene Denkmuster zumindest mitverursacht sind.
Bevor ich jetzt versuche, eine längere Abhandlung zu schreiben, empfehle ich Ihnen als Grundeinführung in die Systemischen Denkkonzepte (die Ihnen offenbar relativ fremd sind) meine folgenden Kurzartikel:
- Systemische Therapie
- Wirklichkeit
In beiden findet sich am Ende eine Liste empfehlenswerter weiterführender Literatur.
Freundliche Grüße,
R.L.Fellner
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R.L.Fellner hat geschrieben:Liebe Prestes,
Im speziellen Fall von Suizid z.B. erfordert es meiner Ansicht nach nicht besonders große Verwegenheit, anzunehmen, dass die Betreffenden am eigenen Tod direkt beteiligt sind. Was sie allerdings dazu treibt, dazu gibt es differende Ansichten. Ein Neurophysiologe oder -Psychiater [mit Denk-Scheuklappen und nicht mehr ganz auf dem letzten Stand der Forschung] würde einen Suizid vermutlich ausschließlich als hirnorganisches Problem interpretieren, mit der letzlichen Konsequenz, dass der Patient ohne seine Pülverchen wohl gar keine andere Wahl hätte, als zu sterben, da ihn ja sein Neurotransmitterhaushalt oder seine "Gene" dazu treiben. Die meisten Psychologen und Psychotherapeuten dagegen dürften dies anders sehen ... ja vielleicht sogar so weit gehen, wie zu hinterfragen, wie weit selbst schwerwiegende Formen von Depression durch die Umwelt, etwa unser familiäres Umfeld, oder auch durch eigene Denkmuster zumindest mitverursacht sind.
Ja Suizidalität ist eben kein Hirnschaden, sondern eine (politisch sehr unkorrekt ich weis) natürlich Reaktion auf eine vermeintlich ausweglose Situtation. Uns wurde in eine Klinik von einen Psychologen gesagt, kein Tier würde Selbstmord begehen. Dass stimmt so nicht zumindest nicht wenn die Interpretation von Ulrich Sachsse richtig ist. Hier der link:
http://www.ulrich-sachsse.de/entw4/archiv03.html
Hier der wesentliche Ausschnitt daraus:
"Es ist ganz wichtig, sich klar zu machen, daß Hilflosigkeit biologisch im Tierreich nicht so richtig vorkommt. Wenn ein Tier in Lebensgefahr kommt und weder die Möglichkeit zum Kampf noch zur Flucht hat, kann es sein, daß das Tier stirbt. Jäger berichten von folgendem: freies Feld, irgendein Kaninchen flüchtet, ein Raubvogel greift an, der Jäger schießt in die Luft, den Vogel schiessen darf er ja nicht mehr unter den Naturschutzbedingungen, der Vogel dreht ab, der Jäger geht über's Feld und das Kaninchen ist tot, obwohl der Raubvogel das Kaninchen gar nicht erreicht hat.
Das kann man natürlich auch im Tierexperiment machen: Man setzt ein Kaninchen unter eine Glasglocke, läßt einen Vogel angreifen, und in einem statistisch gar nicht so seltenen Ausmaß ist es nicht nur so, daß das Kaninchen sich tot stellt (Totstellreflex als erster Selbstschutzschalter), sondern tatsächlich tot ist. Das bedeutet: Lebensgefahr ist lebensgefährlich. Innerseelisch scheint es Mechanismen zu geben - wohl überwiegend über eine massive Kalziumausschüttung -, die dazu führen, daß Tiere in Situationen, in denen sie damit rechnen müssen, getötet zu werden, sich selbst töten - ein sinnvoller Schutz gegen den Schmerz beim gefressen oder getötet werden. "
Zitat Ende
So, wenn bei Kaninichen eine Art-Selbsttötungsprogramm dann abläuft, dann ist es beim Menschen das Signal der Seele Suizidialität an das kognitive Bewusstsein.
Trotzdem sollte man auch "Mittelchen" gegen bestimmte Symptome auch nicht in jedem Falle absolut verdammen, wie es die meisten Psychotherapeuten in den 1980ern gemacht hat. Psychiche Symptome können oft ein Teufelskreis in sich selbst darstellen. Hier hatten (und haben vermutlich immer noch) "Denk-Scheuklappen". Ein "Herumdoktorn am Symptom" muss eben nicht zwangsläufig eine "Symptomverschiebung" etc. bewirken.
Um noch einmal zum Ausgangspunkt zurück zu kommen.:
Die Art wie einige Therapeuten den Leuten einreden sie seinen selber Schuld an ihren Problemen kann sehr krisenverschärfend wirken. Wenn ein Therapeut sagt: Sie hätten sich dazu entschieden klingt das oft so. Dann macht das Schuldgefühle!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus
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