Mitarbeiter in der Psychotherapiepraxis

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

leberblümchen
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 20:39

Auffälligkeiten
Oh, ich meine keine Auffälligkeiten, sondern einen ganz unauffälligen Vorgang, einen, den ein ungeschulter Mensch nicht bemerkt (und ich würde mir auch verbitten, dass eine Schreibkraft o.ä. versucht, mein Verhalten zu analysieren...).

Ja, klar - es finden sich auch andere Gelegenheiten; es geht ja da nicht um "alles oder nichts". Aber die Chance ist größer, an bestimmte Dinge heranzukommen, wenn kein Dritter eingreift. Gerade die Kleinigkeiten werden oft unterschätzt (Klingeln, Tür öffnen, Begrüßen, Klo usw.). Organisatorisch sicher entlastend, therapeutisch sicher nicht (es sei denn, man kennt es nicht anders; dann merkt man ja nicht, was einem fehlt...).

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mio
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 20:43

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben: Oh, ich meine keine Auffälligkeiten, sondern einen ganz unauffälligen Vorgang, einen, den ein ungeschulter Mensch nicht bemerkt
der "geschulte" Mensch verschwindet ja nicht hinter dem/durch den "ungeschulten". Das war es, was ich sagen wollte. Dh. die "Auffälligkeiten" bleiben im Raum, auch wenn im Vorzimmer eine Mitarbeiterin sitzt.

Lieben Gruss,

mio

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 20:44

Grundsätzlich kann eine Mitarbeiterin des Therapeuten alles lesen, was er im Rahmen Ihre Berufs schreibt. Alle Abmachungen sind nicht seriös und vertrauensunwürdig. Wie willst du das denn überprüfen, dass sie eingehalten wird?
Wenn dir das nicht recht ist, suche dir eine Seelenklempnerin ohne Stütze.
Ich kenne eine Schwester, die in einer Ambulanz gearbeitet hat. Und die haben einen eigenen Techniker. Es ist nicht war, dass sie nur das sehen, was für sie von Bedeutung ist.
Jetzt stelle ich mir eine Therapeutin vor. Wohl keinen blassen Schimmer von der Technik und das Geld für eine Fachkraft gibt es leider auch nicht.

Mich hat es nicht gestört. Ich habe kein so besonderes Problem, dass sie es nicht auch woanders hundert mal gelesen haben könnte. Zudem befürworte ich das Versteckspiel im EDV-Zeitalter nicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


leberblümchen
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 20:48

Ich würde da übrigens auch noch mal unterscheiden zwischen einer Angestellten, die immer da ist und einer, die dann arbeitet, wenn keine Patienten da sind. Mit letzterem könnte ich eher umgehen, und wenn jemand wirklich weitererzählt, was ich erzählt hab, dann will ich das gar nicht wissen - in meiner Familie haben fast alle in dieser Branche gearbeitet, und ich kannte als Tochter / Cousine dann alles, was irgendwie spannend erschien: Ich kannte einige Diagnosen von Promis ("Rate mal, wer heute mit Symptom / Diagnose xy bei uns war... aber nicht weitersagen"). Ich hab auch mal Gutachten abgetippt, aber das fand ich weniger spannend; da ist man dann ja froh, wenn man fertig ist.

Mio, das
die "Auffälligkeiten" bleiben im Raum, auch wenn im Vorzimmer eine Mitarbeiterin sitzt.
sehe ich wirklich anders. Wobei ich unter "auffällig" offensichtlich etwas anderes verstehe als du. Aber wir müssen das nicht ausdiskutieren, da es ja nicht in erster Linie um MEIN Therapieverständnis geht.

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 20:53

Broken Wing - ich möchte z.B. auch lieber nicht wissen, wie das putzpersonaltechnisch ist: Ich gehe davon aus, dass nicht immer tatsächlich alles so perfekt verschlossen ist, wie es vorgeschrieben wäre.


montagne
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 21:04

Dnach
Adriana71 hat geschrieben:
Wie ist das bei euch? Wie findet ihr das?

Rechtens ist es wohl. Ich würde es aber nicht so gut finden. Nur meine Meinung.
Meine Therapeutin teilt sich mit ihrem Mann, der allerdings Arzt ist, eine solche Mitarbeiterin fürs Organisatorische. Diese Mitarbeiterin nimmt aber grundsätzlich keine Terminanfragen oder sonstige Anfragen für die Therapeutin entgegen. Notfalltermine betreffend natürlich auch nicht. Find ich gut so.

Ich habe nämlich schon den Eindruck und das finde ich gut, dass die Therapeutin da hinhört, WIE es jemandem geht, was das Anliegen desjenigen ist, der nach einem Notfalltermin fragt.
Danach und nach ihrer Zeit entscheidet sie, ob und wann es einen Notfalltermin gibt, ob es sich vllt. auch erstmal mit einem kurzen Gespräch am Telefon erledigen lässt, was man ja dann gleich mit ihr führen kann oder ob sie anbietet zu einem späteren Zeitpunkt zu telefonieren. Oder man weiß halt einfach, man kann sie persönlich kurz erreichen.
Ich finde das therapeutisch sinnvoll, da ich so meist oder echt immer das Gefühl hatte, so vel zu bekommen, wie eben nötig, aber auch nicht mehr als das, um keine ungute Abhängigkeit zu fördern.
Organisatorisch kann ich mir vorstellen, dass mehr Leute Zusatztermine oder Telefonate wollen, als sie einfach Zeit hat, geben kann und geben will. Irgendwo ist halt eine Grenze. Und da traue ich einer guten Therapeutin schon zu, dass sie die knappe Ressource "Zusatz" so verteilt, dass diejenigen erstmal abgedeckt sind, bei denen die Not im Moment am größten ist und auch diejenigen, wo es in dem Moment am Zentralsten für den Therapiefortschritt ist und man solche Chancen nicht vertun will.
Abgesehen davon mag es tatsächlich auch zur Therapie gehören, andere Formalitäten zwischen Therapeut und Klient zu klären. Da kann man viel draus machen, viel draus lernen.


mio
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 22:25

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben:Wobei ich unter "auffällig" offensichtlich etwas anderes verstehe als du.
ich habe eher den Eindruck, dass Du Therapeuten unterschätzt und Dich überschätzt . Mein ich nicht böse, aber nu ja:

Die sind vom Fach. Die machen teils seit schon vielen vielen Jahren tagtäglich nix anderes als genau solche "Unauffälligkeiten" zu beobachten, festzustellen, zu hinterfragen etc. pp. Das ist nun mal deren Job. Darin sind die ausgebildet. Und na ja, es gibt auch manch eine "Schreibkraft" die dies wahrscheinlich genauso gut hinbekommt, mit der "Wahrnehmung", der Hauptunterschied ist hier wohl, dass die dann nicht gelernt hat sich selbst aus dem Ganzen "rauszunehmen" und dass dieses "rausnehmen" in "normalen" Beziehungen wohl auch ziemlich "ungesund" ist, weil latent selbstschädigend, so nicht gelernt wurde, da selbstfürsorglich damit umzugehen. Dass es da auch "Nieten" gibt, nun ja, wo gibt es die nicht? No risc noch fun, würde ich mal sagen .

Ich persönlich bin jedenfalls nicht der Meinung, dass jeder "Klogang" (fremd)analysiert werden muss. So Du für Dich jedoch das Gefühl hast, dass dies für Dich wichtig ist, ist das für mich auch in Ordnung. Finde ich zwar ein wenig erschreckend, da ich mich frage, wieviel von dem was Du bist von Dir überhaupt wahrgenommen wird, aber so Du das so erlebst und das so für Dich ist, so ist das eben so. Eine Diskussion im klassischen Sinne wollte ich hier auch nie anfangen, sondern einfach nur verdeutlichen, dass ich nicht der Meinung bin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Mitarbeiterin im Vorraum und der therapeutischen Wirksamkeit gibt. Für mich .

Adriana traue ich zu, dass sie da für sich eine gute Lösung finden wird. Und sich das aus den Antworten rausfiltern, was ihr hilft. Zumindest hoffe ich das. Und darum geht es hier ja eigentlich.

Lieben Gruss,

mio


pandas
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 22:31

Vielleicht sollte man den Therapeut_innen auch ihre Arbeitserleichterung gönnen, wenn sie es sich denn leisten können.
Oft ist die Orga ja nicht so einfach, was man auch in Beiträgen hier im Forum sehen kann.
Eigentlich ist eine 10Minuten-Pause zwischen den Sitzungen doch ganz gut, für einen Therapeuten der dann voll da ist.
Da könnte man doch auch auf das Türöffnen durch den Th verzichten, der dafür ja Hin- und Hergerenne hat.

Mir wäre es auch lieber, wenn gar nicht erst der Anlass da ist, um aus Terminmücken Analyseelefanten zu machen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


leberblümchen
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Beitrag Do., 13.08.2015, 06:25

mio, du hast doch gar nichts von dem verstanden, was ich schrieb. Das macht aber nichts, weil ich es ja glücklicherweise nicht für dich geschrieben habe. Es ist mir ehrlich gesagt egal, was du daraus machst, da es mit mir nichts zu tun hat und auch nicht an dich gerichtet war.

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Adriana71
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Beitrag Do., 13.08.2015, 08:49

Guten Morgen zusammen,

danke für Eure Gedanken zu "meinem" Thema.
Die Mitarbeiterin ist nicht immer, aber doch regelmäßig im Büro und hat auch regelmäßige Telefonzeiten.
Das ist auf jeden Fall ein Vorteil, weil es vorher quasi unmöglich war, jemanden direkt zu erreichen.

Sie antwortet auch sehr schnell auf mails, auch das ist neu und gut. ( es gibt also schon sehr nachvollziehbare Gründe das in der Praxis (die sehr gut besucht zu sein scheint) jemand mitarbeitet).

Bei einem Anruf heute morgen (Zusatztermin) kam zwar eine oberflächliche Frage nach dem Grund. Um ehrlich zu sein, die Art und Weise war völlig OK und es kam mir nicht so vor, als hätte sie "keine Ahnung von nichts". (auch bei der Vorstellung sagte Thera sie sei vom Fach und ich könne mich bei Anliegen gut zunächst an sie wenden und ihr vertrauen ... oder so ähnlich)

Ach so: Die Tür macht übrigens weiterhin Th. persönlich auf und zu. Die Mitarbeiterin sitzt hinter verschlossener Tür, die man aber nach Klopfen öffnen darf. (man "muss" sie also nicht sehen, wenn man nicht will)

Ich bleibe erstmal offen für das neue Konzept.

LG Adriane

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 13.08.2015, 08:56

Hey Adriane,

das klingt doch gut! So ähnlich war es vor zig Jahren bei meiner Verhaltenstherapeutin, und das hat gut geklappt.

Alles Gute,
Silence
Hello darkness, my old friend...


leberblümchen
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Beitrag Do., 13.08.2015, 09:35

Ah, das mit der Tür finde ich jetzt echt spannend und gut.

Schön, dass es erst mal so gut aussieht.


pandas
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Beiträge: 4613

Beitrag Do., 13.08.2015, 14:10

Hallo Adriana,

das klingt gut, dass Du durch die näheren Infos mehr Vertrauen in die neue Organisation finden konntest.
Ich denke schon, dass ist nichts, wo man sich als Patientin innerlich zu sehr dramatisieren sollte deswegen.
Im Gegenteil, es kann doch eine Erleichterung für alle sein, wenn sie die Erreichbarkeit durch Telefon dadurch sogar eher verbessert.
Wenn die Therapeutin sagte, sie sei vom Fach, dann kann es sein das es eine Psychologie-Studentin ist, die dies als Nebentätigkeit macht. Das habe ich schon mal bei einem Therapeuten erlebt, dass er eine Studentin zur Unterstützung bei der Orga hatte.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Möbius
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Beitrag Sa., 28.11.2015, 21:29

Als ehemaliger Berufsgeheimnisträger habe ich mich mit der Materie (nach BRD-Recht) mal befassen müssen - sie ist für alle Berufsgeheimnisträger (Geistliche, rechtsberatende Berufe, Ärzte und Psychotherapeuten) gleich geregelt.

Die Schweigepflicht erstreckt sich nicht auf Mitarbeiter des "Berufsträgers" - die Mitarbeiter des Berufsträgers dürfen alles wissen, müssen es manchmal ja sogar. Wie es der Berufsträger selbst in der Praxis mit der Information seiner Mitarbeiter hält, ist sehr, sehr unterschiedlich.

Im "Aussenverhältnis" unterliegt der Mitarbeiter des Berufsträgers indessen genau der selben Schweigepflicht, wie der Berufsträger selbst, und muß auch darüber bei der Einstellung gesondert belehrt und zur Verschwiegenheit verpflichtet werden. Den Mitarbeiter treffen auch bei Verletzung der Schweigepflicht die gleichen strafrechtlichen Sanktionen wie den Berufsträger selbst. Der Berufsträger haftet auch zivilrechtlich für eventuelle Schweigepflichtsverletzungen seiner Mitarbeiter.

Wird der Mitarbeiter von einem "Dritten", auch etwa von Gerichten und Behörden zu Aussagen aufgefordert, die diese Schweigepflicht verletzten könnten, dann hat der Mitarbeiter die Entscheidung des Berufsträgers einzuholen, den bei der Entscheidung zur Aussageverweigerung auch eventuelle Folgen treffen, zB "Erzwingungshaft" durch Gerichte. Kann der Berufsträger selbst keine Entscheidung mehr treffen, zB weil er verstorben ist, dann ist die zuständige Kammer oder sonstige Aufsichtsbehörde für diese Entscheidung zuständig.

Die Schweigepflicht reicht sehr weit. Sie bezieht sich auf alle Informationen, die im Rahmen der Berufstätigkeit erlangt worden sind, auch auf die Tatsache des zugrundeliegenden Verhältnisses zwischen Berufsträger und ... äh ... hier also: dem Patienten (Mandanten, Beichtkind undsoweiter, also demjenigen, der wo von der Schweigepflicht geschützt werden soll), an sich. Wenn also ein Herr Mustermann bei der Praxis des Psychotherapeuten anruft, und den Termin seiner Frau von heute nachmittag absagt, weil seine Frau zum Zahnarzt mußte, weil ihr ein Zahn abgebrochen ist, dann muß die Sekretärin des Therapeuten pflichtgemäß sagen: "Eine Frau Mustermannist bei uns nicht bekannt, tut mir leid!" Anderes gilt nur, wenn der Patient den Therapeuten - und damit auch seine Mitarbeiter - von der Schweigepflicht vorher entbunden hat. Weil Frau Mustermann ja möglicherweise gerade wegen Beziehungsproblemen zu Herrn Mustermann in Therapie ist, und Herr Mustermann das um Gotteswillen nicht wissen darf, Herr Mustermann aber möglicherweise glaubt, daß Frau Mustermann hinter seinem Rücken eine Psychotherapie macht ... alles klar ? Wenn auch in der Praxis eine gewisse Großzügigkeit herrscht, die in der Praxis der Gerichte meist auch Rückhalt findet - es empfiehlt sich für alle Beteiligten, klare Verhältnisse zu schaffen, und entsprechende Schweigepflichtsentbindungen gegenüber Angehörigen und sonstigen Vertrauenspersonen von vorneherein schriftlich zu erteilen.

Aus meiner eigenen Sicht als (ehemaliger) Berufsgeheimnisträger kann ich "Mitpatienten" nur dazu raten, gegenüber Mitarbeitern von Therapeuten keine allzugroßen "Befindlichkeiten" zu hegen. Diese Mitarbeiter sind in aller Regel sorgfältig ausgewählt und nehmen ihre Berufspflichten sehr ernst, häufig sogar ernster, als die Berufsträger selbst.

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