Müssen Therapeuten so ehrlich sein?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Claudia
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Müssen Therapeuten so ehrlich sein?

Beitrag Mi., 05.11.2008, 14:48

Hallo,

meine Therapeutin hat mir in der letzten Stunde sehr deutlich gesagt, dass sich meine Mutter für mich nicht interessiert, sie aber schon. Das ist zwar wahr, aber es tat schon weh die Wahrheit zu hören. Müssen Therapeuten so ehrlich sein?
lg
Claudia

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Sternenstaub
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:25

Hallo Claudia,

Was erwartest Du von einer Therapeutin?
Hast Du ihr gesagt, dass Dir das weh tut, was sie da sagt?
Wie soll Dir jemand helfen können, wenn Du die Wahrheit nicht hören möchtest?

Viel Kraft Dir

sternenstaub


PS: Meine Mutter interessiert sich nur insofern für mich, dass sie mich kontrollieren und Macht über mich ausüben kann, wäre Dir sowas lieber?
Wir können uns unsere Eltern nicht aussuchen, aber wir können uns aussuchen, was wir draus lernen und machen.

Liebe Grüße

sternenstaub

(Hinweis Admin: bitte im Forum - siehe Netiquette / Benutzungsregeln - mit dem Ziel allgemeiner Lesbarkeit in Normalschrift ohne Farben schreiben. Danke!)
Licht bedeutet nicht, dass es keine Nacht mehr gibt aber es bedeutet dass die Nacht erhellt und überwunden werden kann.

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*AufdemWeg*
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:39

Hallo Claudia,

hat dir deine Therapeutin damit etwas gesagt, was du bisher selbst nicht wusstest, eingestanden hast, fühlen wolltest?

Und neben all dem Schmerz den das bringt...schau einen Augenblick auf diesen Teil: ...aber ICH (deine Therapeutin) interessiere mich für SIE.
Wie gut, wie tröstlich.

Alles Liebe
*AufdemWeg*
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Offy
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:44

Hallo Claudia,

ja, die Wahrheit kann manchmal verdammt wehtun.

Siehst du das denn genauso oder sträubt sich da etwas/jemand in dir?
Deine Thera glaubte vermutlich, es ist ein guter Zeitpunkt, dich damit zu konfrontieren, sonst hätte sie es sicher nicht getan. Ehrlichkeit und Offenheit finde ich ja immer sehr wichtig. Klar schmerzt es enorm, aber wenn einem das bewusst ist, kann man es hinterfragen und bearbeiten. Das könnte ein wichtiger Punkt in den nächsten Stunden sein.


Offy
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:48

Ich würde auch sagen, die Wahrheit muss auf den Tisch. Aber unschöne Wahrheiten sollten auch liebevoll rübergebracht werden, sonst verletzen sie einfach nur und es wird schwer sich darauf einzulassen.

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Elfchen
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 16:49

Hallo!

Diese Frage hab ich mir auch grad gestellt, weil ich in der letzten Stunde zu hören bekam, dass sie bei mir so viel unterdrückte Wut spüre.
Ich habe das ernst genommen und nicht zur Seite geschoben. Und ich gehe nun der Wut auf den Grund. Diese Chance hätte ich ohne diese Ehrlichkeit, die ich nicht gerne hörte, nicht gehabt.

Ich kann verstehen, dass es wehtut. Aber sieh auch die Chance: Deine Mutter hat vielleicht kein Interesse, aber viele, andere Menschen. Und die kannst Du Dir aussuchen!

Lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Lumpi
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 18:02

Claudia hat geschrieben:Hallo,

meine Therapeutin hat mir in der letzten Stunde sehr deutlich gesagt, dass sich meine Mutter für mich nicht interessiert, sie aber schon. Das ist zwar wahr, aber es tat schon weh die Wahrheit zu hören. Müssen Therapeuten so ehrlich sein?
lg
Claudia
Finde ich seltsam, dass sie praktisch mit deiner Mutter in "Konkurrenz" tritt.
Spricht sie auch an, dass sie Geld durch dich verdient?

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Offy
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 18:42

Lumpi hat geschrieben:Finde ich seltsam, dass sie praktisch mit deiner Mutter in "Konkurrenz" tritt.
Spricht sie auch an, dass sie Geld durch dich verdient?
In Konkurrenz? Findest du das wirklich?

Man kann es auch anders interpretieren: "Selbst wenn deine Mutter dich nicht will und kein Interesse an dir hat, gibt es andere Menschen, denen du wichtig bist. MICH zum Beispiel."

Wie wäre es denn damit?


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SilentPain
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 19:01

finde schon das therapeuten ehrlich sein sollten, auch wenns weh tut. "therapie is nunmal kein ponyhof" <--zitat
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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Claudia
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 19:38

Hallo Ihr,

vielen lieben Dank für eure vielen Aussagen.

Ich habe mich nur gefragt, warum sollte meine Ther. sich für mich wirklich interessieren. Sicherlich nur wegen dem Geld, obwohl sie zu dem bereits gesagten Satz hinzugefügt hat, dass sie dass nicht nur als Therapeutin so sieht, sondern dass man auch menschlich einfach mit der Zeit zusammenwächst und dabei entstünde automatisch Interesse, weil man anfinge den Klienten zu "mögen" (bitte richtig verstehen).

Mein Zweifel ist der, ich war erst 4 oder 5 mal bei ihr, also von einer langen therapeutischen Beziehung ist hier nicht die Rede, alos warum sollte sie sich sonst für mich interessieren, außer für das Geld. Ich zahle privat....
Bin ich zu skeptisch. Es fällt mir mittlerweile halt sehr schwer Menschen zu trauen und da ist meine Therapeutin keine Ausnahme. Dies ist auch der Grund für meine Therapie.

lg
Claudia

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 19:43

Claudia hat geschrieben: Mein Zweifel ist der, ich war erst 4 oder 5 mal bei ihr, also von einer langen therapeutischen Beziehung ist hier nicht die Rede, alos warum sollte sie sich sonst für mich interessieren, außer für das Geld. Ich zahle privat....
Bin ich zu skeptisch. Es fällt mir mittlerweile halt sehr schwer Menschen zu trauen und da ist meine Therapeutin keine Ausnahme. Dies ist auch der Grund für meine Therapie.
Naja, evtl weil mitmenschliches Interesse, ausser bei solchen Neurosenschleudern wie deiner Mutter und vielen anderen Müttern/Vätern eigentlich eine normale und gesunde menschliche Eigenschaft ist, auch unabhängig von Familienverhältnissen.
Es gibt auch Menschen die einfach andere Menschen als Bereicherung ihres Lebens empfinden und sich daher für sie interessieren. Fand ich auch am Anfang "gewöhnungsbedürftig" weil ich das zuhause auch so nie erlebt habe.

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SilentPain
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 20:05

Claudia hat geschrieben: Ich habe mich nur gefragt, warum sollte meine Ther. sich für mich wirklich interessieren. Sicherlich nur wegen dem Geld..
vielleicht mag sie ihren job und findet deine geschichte interessant
außerdem brauch man doch auch bestimmtes vertrauen, möglich das sie versucht eins aufzubauen
-=[ Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt ]=-

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Aisha40
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 20:22

Hallo Claudia,

ich habe heute in meiner Therapie auch das Thema gehabt, das ich meinem Therapeuten nicht egal bin, das ich etwas wert bin und wichtig bin, obwohl ich lange so gefühlt habe. Er hat mir erklärt, das ihm die Patienten nicht egal sind, das man auf Kunden in einem Geschäft verzichten könne, sicher kann man auch auf Patienten verzichten ( es gibt ja genügend, die auf einen Therapieplatz warten) und letztendlich wäre es auch Sympathie. Aber auch das eine Therapiebeziehung keine Freundschaft oder Partnerschaft ist, darauf habe ich auch nicht gehofft. Ich glaube nicht, dass es bei deiner Therapeutin das Geld ist, sondern Sympathie, Mitgefühl und das Sie erkannt hat, das du Hilfe brauchst. Sieh es positiv. Es hat wirklich jemand Interesse daran das es dir besser geht und das du es wert bist Hilfe zu bekommen.
Auch ich zahle die Therapie selbst.

Liebe Grüße
Aisha

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soraya
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Beitrag Mi., 05.11.2008, 21:55

Hallo,

mir fällt es auch ungemein schwer zu glauben, das meinem Thera was an mir liegt. Nicht nur, das er eben den Platz besetzt, sondern, das er tatsächlich helfen möchte. Manchmal glaub ich es, manchmal kommt mir das völlig unrealistisch vor.

Wir haben schon oft darüber gesprochen (bin jetzt seit eineinhalb Jahren bei ihm). Und mir hilft es, das ansprechen zu können. Da wir mittlerweile wissen, das es Phasen gibt, da kann ich das gut annehmen, können wir in den schlechten Phasen schauen, woran es liegt, das ich ihm nicht glaube.

Besonders wenn es schwierige Stunden waren, dann ist es schwierig zu glauben, das ich überhaupt wieder kommen soll. Ich bin dann absolut davon überzeugt, das er völlig genervt von mir ist, und mich nur nicht wegschickt, weil es sein Job ist.

Dann gibt es Stunden, da spür ich ganz genau, das er "Spass" daran hat mit mir zu arbeiten.

Tja, ein ewiges HIn und Her. Aber es wurde leichter mit der Zeit, und die Zweifel sind weniger geworden.

Und wie gesagt, mir hilft es, das ich diese Zweifel aussprechen darf und sie auch ernst genommen werden.

liebe grüsse

soraya

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littlebuddha
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Beitrag Do., 06.11.2008, 21:24

hi!
Wenn du mal den Link liest auf dieser Seite, wie eine Therapie sicherlich schief läuft, dann siehst du dass diese Gedanken "Will der Therepeut/die Therepeutin nur mein Geld?" ziemlich schädelich sind. Wie sollst du ihn/ihr dann vertrauen?

Ich weiß nicht ob es passt, aber denk mal daran: Könnte es rein theoretish sein, dass der Bäcker, bei dem du jeden Morgen deine Brötchen kauft und mit dem du jeden Morgen kurz smalltalkst, dich mag, nicht nur weil er sein/ihr Geld mit dir verdient, sondern auch weil er gut mit dir kann? Du kannst deinen Chef ja auch sympathisch finden, obwohl du mit ihm/ihr "nur" dein Geld verdienst. Ich hatte diese Probleme auch anfangs, aber ich denke wenn die Therapie fortschreitet merkt man dann doch ob bzw. dass der Therapierende etwas an dem Menschen liegt. Immerhin lernt er dich und dein Leben in einer Art kennen, wie es wohl nieeeeeeemals ein anderer kennen lernen wird (außer mögliche andere Therapeuten).

Eine Frage die mich interessiert: Wie kam dein Thereapeut auf die Schlussfolgerung, dass deine Mutter dich nicht liebt? Gab es so ein Elterngespräch, wo deine Mutter das selbst aussprach? Oder aufgrund deiner Beschreibungen?

Und lass es zu, akzeptiere es, dass du ein wertvoller Mensch bist und du es wert bist, geliebt und akzeptiert zu werden, wenn dir das einer ehrlich sagt. Das fällt oft schwer, aber es ist heilsam.

Mögen alle Wesen glücklich sein!
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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