Mein Fazit über Psychotherapie

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Fragensteller98
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Mein Fazit über Psychotherapie

Beitrag Mi., 04.09.2024, 09:32

Hi Leute,

ich wollte nur mal Rückmeldung geben und Luft ablassen. Ich hatte es bereits in einem anderen Thread geschrieben, ich bin als Grundschüler von meinem Lehrer über einen längeren Zeitraum missbraucht und vergewaltigt worden. Naja, man denkt dann eben, dass Psychotherapie einem dann helfen kann, wenn man älter ist und versucht, damit gut zu leben. Insbesondere, wenn in unserer modernen Gesellschaft immer wieder propagiert wird, Psychotherapie sei so gut und hilfreich.

Schrott. Nichts da. Erstmal weiß man nie, an wen man gerät - man steckt da Energie und Energie rein, um Termine zu bekommen, und die Therapeuten sitzen da in ihren durchgefurzten Sesseln und machen, was sie wollen. Punkt.

Nächste Sache - die Psychotherapieforschung. Moderne Psychotherapie stützt sich fast ausschließlich auf Wirksamkeit belegt durch Studien. Das ist auf so vielen Ebenen anfällig für Fehler und Missbrauch, da könnte man Doktorarbeiten mit füllen. Allein dass Psychotherapiepraxis und -Forschung miteinander eng verknüpft sind, ist schädlich. Man sollte das streng auseinanderhalten.

Und schließlich das größte Problem - Psychotherapie geht immer davon aus, dass du krank bist, dass du eine Diagnose bekommst, dass du therapiert werden musst. Und klammert dabei aus, dass es menschengemachtes Leid gibt. Ich bin nicht dafür verantwortlich, was andere Menschen mir antun, mir angetan haben. Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Psychotherapie, die systemkonform agiert und eben nicht berücksichtigt, dass es gesellschaftliche Umstände gibt, die für psychische Beschwerden sorgen, ist totaler Mist.

Daher mein Fazit - ich rate denjenigen von Psychotherapie ab, die sich grundsätzlich benehmen können und keine psychologischen Tipps brauchen, wie sie sich besser an den gesellschaftlichen "Normalzustand" annähern können - soll heißen, Psychotherapie zielt einfach nur darauf ab, wie du dich besser an die Gesellschaft anpassen kannst. Dass es Umstände in dieser Gesellschaft gibt, die das Problem sind, das ist einfach nicht in der modernen Psychotherapie vorgesehen. Den Menschen, die durch gewisse Dinge in unserer Gesellschaft belastet wurden und sich trotzdem benehmen können, den rate ich von kassenfinanzierter Psychotherapie ab.

Es ist leider einfach nicht akzeptiert, dass Probleme auch von außen kommen können. Ich habe mir nicht ausgesucht, von diesem Typen vergewaltigt zu werden. Das war Pech. Ungerecht. Es ist aber nicht mein Fehler, es lag NICHT an mir. Ich muss nichts an mir ändern. Es ist nur logisch, dass so eine Tat Leid erzeugt. Dass es mir schlecht damit geht. Es ist einfach logisch.

Ich habe gehofft, dass das in einer Psychotherapie gesehen wird. Dass ich in meinem Leid gesehen werde und unterstützt werde, wie ich trotzdem ein gutes Leben führen kann. Dass ich Anerkennung erfahre und nicht mehr so alleine mit diesem Thema bin. Vielleicht habe ich auch auf Gerechtigkeit gehofft - und da kann ich nur sagen, auch Psychotherapie ist nicht gerecht.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 10:17

Natürlich MUSS Psychotherapie davon ausgehen dass du krank bist. Das ist die Behandlung psychischer Krankheiten. Und bei Kassenfinanzierung benötigst du logischerweise eine Diagnose. Ohne Leiden, ohne Krankheit wird ja auch keine Behandlung benötigt.

"Benehmen können" wie deine Formulierung lautet, halte ich für den komplett falschen Ansatz. Es geht nicht um "Benehmen". Wenn du keinen Leidensdruck hast, keine Probleme, dann benötigst du keine Therapie.

Und ja, es ist ungerecht. Auch ich habe eine ähnliche Vorgeschichte wie du. Ja, das ist mies, das ist hart. Aber was ändert diese Haltung? Natürlich kannst nur DU dich ändern, auch wenn du nichts für die Ursachen kannst.
Fühltest du dich in der Therapie nicht gesehen? War es die richtige Therapie, eine Traumatherapie?

Gesehen werden allein genügt dennoch nicht, ein gutes Leben kannst nur du selber dir aufbauen. Das wird dir weder die Gesellschaft noch der Therapeut servieren. Auch Anerkennung allein hilft dir nicht weiter. Du klingst ein wenig wie "wasch mich aber mach mich nicht nass". Ja, es war und ist ungerecht was dir und mir passiert ist. Dennoch hast du in einer Therapie die Chance, jetzt und für die Zukunft etwas für dich zu verändern. Und ja, das ist leider harte Arbeit.

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Fragensteller98
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 10:46

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 10:17 Natürlich MUSS Psychotherapie davon ausgehen dass du krank bist. Das ist die Behandlung psychischer Krankheiten. Und bei Kassenfinanzierung benötigst du logischerweise eine Diagnose. Ohne Leiden, ohne Krankheit wird ja auch keine Behandlung benötigt.
"Benehmen können" wie deine Formulierung lautet, halte ich für den komplett falschen Ansatz. Es geht nicht um "Benehmen". Wenn du keinen Leidensdruck hast, keine Probleme, dann benötigst du keine Therapie.
Meiner Meinung nach gibt es einen Unterschied zwischen "Krankheit" und "Verletzung". Man kann auch eine Verletzung behandeln. Ich bin verletzt, aber nicht krank. Ist meiner Meinung nach nicht nur reine Wortklauberei.
Abgesehen davon kann man auch leiden, ohne krank zu sein. Diese Schublade ist nicht notwendig.

Ich merke es wieder deutlich, mein Problem ist, dass Psychotherapie auf die Diagnose reduziert, auf eine vermeintliche psychische Krankheit. Wir sind in erster Linie Menschen.
Abgesehen davon werde ich keine Psycho"therapie" mehr machen, ich bin auch nicht mehr in Behandlung.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 10:48

Hallo Fragensteller98
Dass es Umstände in dieser Gesellschaft gibt, die das Problem sind, das ist einfach nicht in der modernen Psychotherapie vorgesehen.
Ich glaube zu verstehen, was Du meinst. Die Gesellschaft ist krank und macht krank, aber Du bekommst eine "Krankdiagnose", nicht die Gesellschaft. Die macht "normal" weiter, während Du wie eine Kranke behandelt wirst.
Vielleicht betrachtest Du das Problem mal so: Wenn Du von einem Auto angefahren wirst und das Auto dir dabei das Bein bricht, dann bekommst Du die "Krankdiagnose" Beinbruch, wirst eingegipst oder sogar operiert. Und das alles, obwohl das Auto und sein Fahrer Schuld waren.

Ich sehe für mich meine Aufgabe darin zu lernen damit umzugehen, dass es Leben ohne Leiden nicht gibt. Nicht geben kann. Ob nun ein Virus daran Schuld ist, dass ich krank bin, oder meine Eltern daran Schuld sind, dass ich keine so glückliche Kindheit hatte, ... Ich muss lernen damit umzugehen, dass ich krank gemacht wurde, dass ich leide. Ich muss lernen mit diesem Leid umzugehen. Ich muss Verhaltensweisen und auch Denkweisen lernen, die mein Leid reduzieren.

Das gelingt mir am besten dadurch, dass ich akzeptiere, dass Leben Leiden bedeutet.
Ich kann nichts daran ändern, dass mich Gene, ein Virus und sonst was krank gemacht haben, aber ich kann lernen damit so umzugehen, so dass sich mein Leid minimiert.

Es entspricht auch meiner Erfahrung, dass in der klassischen Psychotherapie ein anderer Denkansatz verfolgt wird. Leider erst sehr spät stieß ich auf die Gedankengänge der Buddhistischen Psychologie. Von dieser fühlte ich mich verstanden. Sie entspricht meiner Einstellung. Sie hat mir sehr dabei geholfen zu lernen mit Leid umzugehen.
In der klassischen Psychotherapie wurde ich wie eine Kranke behandelt, heute lerne ich mit dem umzugehen, was für jedes Menschenleben normal ist. Leid gehört zum Menschsein dazu, ob nun Trennung, Jobverlust, ... bis hin zum Tod. Heute lerne ich, dass es Leben ohne Leiden nie geben wird. Aber ich habe einen Einfluss darauf, wie sehr ich durch Leid leide.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Fragensteller98
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 10:56

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 10:48
Ich glaube zu verstehen, was Du meinst. Die Gesellschaft ist krank und macht krank, aber Du bekommst eine "Krankdiagnose", nicht die Gesellschaft. Die macht "normal" weiter, während Du wie eine Kranke behandelt wirst.
Vielleicht betrachtest Du das Problem mal so: Wenn Du von einem Auto angefahren wirst und das Auto dir dabei das Bein bricht, dann bekommst Du die "Krankdiagnose" Beinbruch, wirst eingegipst oder sogar operiert. Und das alles, obwohl das Auto und sein Fahrer Schuld waren.

Ich sehe für mich meine Aufgabe darin zu lernen damit umzugehen, dass es Leben ohne Leiden nicht gibt. Nicht geben kann. Ob nun ein Virus daran Schuld ist, dass ich krank bin, oder meine Eltern daran Schuld sind, dass ich keine so glückliche Kindheit hatte, ... Ich muss lernen damit umzugehen, dass ich krank gemacht wurde, dass ich leide. Ich muss lernen mit diesem Leid umzugehen. Ich muss Verhaltensweisen und auch Denkweisen lernen, die mein Leid reduzieren.

Das gelingt mir am besten dadurch, dass ich akzeptiere, dass Leben Leiden bedeutet.
Ich kann nichts daran ändern, dass mich Gene, ein Virus und sonst was krank gemacht haben, aber ich kann lernen damit so umzugehen, so dass sich mein Leid minimiert.

Es entspricht auch meiner Erfahrung, dass in der klassischen Psychotherapie ein anderer Denkansatz verfolgt wird. Leider erst sehr spät stieß ich auf die Gedankengänge der Buddhistischen Psychologie. Von dieser fühlte ich mich verstanden. Sie entspricht meiner Einstellung. Sie hat mir sehr dabei geholfen zu lernen mit Leid umzugehen.
In der klassischen Psychotherapie wurde ich wie eine Kranke behandelt, heute lerne ich mit dem umzugehen, was für jedes Menschenleben normal ist. Leid gehört zum Menschsein dazu, ob nun Trennung, Jobverlust, ... bis hin zum Tod. Heute lerne ich, dass es Leben ohne Leiden nie geben wird. Aber ich habe einen Einfluss darauf, wie sehr ich durch Leid leide.
Hallo Jenny, danke für deine Rückmeldung, ich kann sie ganz gut nachvollziehen. Trotzdem finde ich den Grundsatz "Leben ohne Leid gibt es nicht" zynisch. Natürlich gibt es Leid auf der Welt, natürlich trifft es jeden mehr oder weniger. Aber wozu gibt es dann Gesetze, Strafen, Regeln, Moral? Die alle dienen dazu, Leid zu reduzieren. Deine Aussage ist eine Gleichgültigkeit gegenüber Gerechtigkeit, Opfern und Tätern. Ist halt so, man leidet eben. Es passiert. Shit happens.

Das ist nicht mein Weg. Ich bin kein Schuhabtreter, mich kann man nicht einfach das Klo runterspülen. Ich gebe mich nicht mit Scheißdreck zufrieden.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 11:11

Aber wozu gibt es dann Gesetze, Strafen, Regeln, Moral? Die alle dienen dazu, Leid zu reduzieren.
Sie dienen dazu Leid zu reduzieren. Aber Leid lässt sich nicht zu 100% vermeiden. Man kann Gesetze erlassen, die Missbrauch durch Lehrer unter Strafe stellen, in der Hoffnung, dass Strafen abschreckend wirken. Trotzdem gibt es Lehrer, die sich an Schüler vergreifen. Man kann die gesamte Bevölkerung impfen lassen, trotzdem entstehen Schäden. Man kann Messer in der Öffentlichkeit verbieten. Das wird nichts daran ändern, dass es dann Amokläufe mit Eispickel gibt, ...
Das ist für mich der erste Schritt, nämlich zu akzeptieren, dass sich Leid nicht verhindern lässt. Wenn man in diesem Bewusstsein lebt, dass es die absolute Sicherheit nie geben wird, dann fällt es leichter ein Leben zu wählen, in dem man akzeptiert, dass Leid dazu gehört.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 11:13

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 10:46
Meiner Meinung nach gibt es einen Unterschied zwischen "Krankheit" und "Verletzung". Man kann auch eine Verletzung behandeln. Ich bin verletzt, aber nicht krank. Ist meiner Meinung nach nicht nur reine Wortklauberei.
Abgesehen davon kann man auch leiden, ohne krank zu sein. Diese Schublade ist nicht notwendig.
Ich denke dass ein Vergleich mit körperlichen Dingen wenig bringt.
Klar kann man auch "nur" verletzt sein. Auch wenn du dich nur in den Finger geschnitten hast brauchst du keinen Arzt.
Aber Psychotherapie erfordert nun einmal eine Diagnose, wenn die KK das bezahlen soll.

Wenn du nicht krank bist, dann benötigst du ja keine Behandlung.

Wie stark die Leiden sind kannst du nur selbst beurteilen, also ob eine Behandlung oder andere Dinge nötig und gewünscht sind. Du lehnst eine weitere Therapie für dich ab, damit stellen sich diese Fragen ja gar nicht.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 11:17

Wieso jemand die Gesellschaft allgemein verurteilt, kann ich nicht verstehen (und das als introvertierter Mensch). Wir alle brauchen, wenn wir nicht gerade komplette Selbstversorger sind, die Gesellschaft bzw. sind Teil davon (womit es auch an uns selbst läge, aktiv etwas zu verändern).

Dass es wichtig ist, dass das Leid von anderen anerkannt wird, kann ich hingegen verstehen. Das ist es mir auch. Aber dem "nachzujagen" halte ich mittlerweile für falsch - wir leben insgesamt stressfreier, wenn wir lernen, mit dem, was passiert ist, klarzukommen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Claumoni
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 11:30

Ich habe mit Psychotherapie gerade die Erfahrung gemacht, dass sie mir hilft, mit dem klarzukommen, was mir passiert ist. Ohne dass ich etwas dafür konnte. Und dass andere Menschen schuld daran sind. Und ich nicht.

Aber klarkommen muss ich damit. Es liegt nicht in meiner Macht, die Vergangenheit und/oder andre Menschen zu verändern. Ich lerne damit umzugehen, ein Opfer der Umstände zu sein. Und dass mich die Umstände krank gemacht haben.

Obwohl ich nach außen immer gut funktioniert habe, brauche ich die Therapie.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 13:26

Nur kurz: Vielleicht besser "ein Opfer der Umstände GEWESEN zu sein"? Denn du willst es ja nicht bleiben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Erdbeere02
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 14:06

Ich habe 2 Jahre PT hinter mir und ziehe folgendes Fazit: In der PT geht es nicht darum, die Schuld bei anderen zu suchen oder alles auf die äußeren Umstände zu schieben. Das sind Dinge, die ich ohnehin nicht (oder nicht so schnell) ändern kann. Nein es geht darum festzustellen, warum (und wie lange) ich mich so verhalte/denke, daß es zu den psychischen Beschwerden geführt hat. D.h. man versucht mit Hilfe des Therapeuten diese negativen Denk- und Verhaltensmuster herauszufinden. Und sich dann zu überlegen, ob diese Denk- und Verhaltensmuster evtl. verändert werden sollten, bzw. können. Und das ist der schwerste Teil der Therapie: Die eigenen Muster (und Sichtweisen) zu hinterfragen und zu verändern. Kurzum: Man ist im Grunde selber schuld, daß es einem psychisch so schlecht geht. Soweit die Theorie. Jetzt liegt es natürlich am Therapeuten, diese Erkenntnis möglichst einfühlsam und verständnisvoll dem Klienten rüberzubringen. Oft klappt dies nicht, daher fkt. die klassische PT nicht bei jedem.

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Takli
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 14:31

Fragensteller98 hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 10:46 Meiner Meinung nach gibt es einen Unterschied zwischen "Krankheit" und "Verletzung". Man kann auch eine Verletzung behandeln. Ich bin verletzt, aber nicht krank. Ist meiner Meinung nach nicht nur reine Wortklauberei.
Abgesehen davon kann man auch leiden, ohne krank zu sein. Diese Schublade ist nicht notwendig.
Ich verstehe es so, daß Verletzungen (Trauma) sich zu einer psychischen Erkankung entwickeln können, wenn die Verletzung nicht ausreichend behandelt/gesehen wird. Es entsteht dann eine emotionale Störung, die sich chronifizieren kann.

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Beitrag Mi., 04.09.2024, 15:49

Erdbeere02 hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 14:06 Kurzum: Man ist im Grunde selber schuld, daß es einem psychisch so schlecht geht. Soweit die Theorie. Jetzt liegt es natürlich am Therapeuten, diese Erkenntnis möglichst einfühlsam und verständnisvoll dem Klienten rüberzubringen. Oft klappt dies nicht, daher fkt. die klassische PT nicht bei jedem.
So ungefähr habe ich das doch gesagt. Und eben auch versucht darzustellen, wieso diese Annahme falsch ist. Aber ist in Ordnung, du bist wohl damit total einverstanden und siehst keine Kritikpunkte.

Wie man überhaupt so denken kann, ist mir fremd. Gewaltopfer sind doch nicht selber Schuld, wenn es ihnen auch danach schlecht geht.

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Fragensteller98
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Beitrag Mi., 04.09.2024, 15:53

Takli hat geschrieben: Mi., 04.09.2024, 14:31
Ich verstehe es so, daß Verletzungen (Trauma) sich zu einer psychischen Erkankung entwickeln können, wenn die Verletzung nicht ausreichend behandelt/gesehen wird. Es entsteht dann eine emotionale Störung, die sich chronifizieren kann.
Im Prinzip sagst du doch damit genau das, was ich auch sage. Mein Trauma wird nicht ausreichend behandelt und gesehen, WESHALB es mir so schlecht geht. Wie du das jetzt nennst, ist mir ehrlich gesagt egal. Störung, Krankheit,....ist in Ordnung, bezeichnet mich ruhig als all das.

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Beitrag Mi., 04.09.2024, 16:30

Also beim Krankheitsbegriff gebe ich dir Recht. Da in Krankheit in diesem Zusammenhang etwas abwertendes, Selbstwertschädigendes steckt.

Den anderen Punkt, dass man die ganze Menschheit eher verändern sollte, da sie Leid produiziert. Und dass man sich nicht daran anpasst.

Ja, aber wie soll das funktionieren? Sollte man deiner Meinung nach aus den Leuten, die in Therapie gehen, eine Armee aufstellen, die dann zu so ne Art SoldatInnen ausgebildet werden, die dann eine weltweite Revolution beginnen, um ganze Gesellschaften und die Menschheit umzuformen?
Finde das etwas unrealistisch.

Letztendlich bleibt einem ja erstmal nichts anderes übrig, als die Menschheit so zu akzeptieren, wie sie nun mal ist.
Natürlich steht es jedem frei, sich in dem Bereich zu engagieren, den er oder sis als verbesserungswürdig ansieht.
Aber dazu muss man eben psychisch stabil sein. Glaube Therapie ist nicht der richtig Ort, um Gesellschaften umzuformen. Und die Vergangeheit kann man sowieso nicht verändern.

Hab auch noch die erlebt, dass Schuld gesucht wird. Eher hat man einfach Verantwortung für sein leben, ob mit Trauma oder ohne. Das ist eben einfach ein Fakt. Und die Gegenwart kann man selbst gestalten.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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