Therapeutin verstorben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kumato
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Therapeutin verstorben

Beitrag Di., 18.06.2024, 19:38

Es hat mich völlig überrumpelt und dieses Gefühl hört nicht auf, es wird nur schlimmer.
Ich war bei ihr ca 5 Jahre. 1x wöchentlich
Ich weiß nicht was passiert ist, jedenfalls ist sie nicht mehr. Wie furchtbar. Wie soll ich damit umgehen?
Hat jemand soetwas schon erlebt?
In mir herrscht absolutes Chaos. Einerseits trauere ich um den Menschen und andererseits habe ich solchen Schiss wie es weitergehen soll. Diese eine Stunde in der Woche hat mir irgendwie Halt gegeben. Schon wenn sie im Urlaub war, hatte ich es immer irgendwie schwer. Ich fall grad wieder in das tiefe, schwarze Loch aus dem ich mich seit Jahren rauskämpfe.

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caduta
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Beitrag Di., 18.06.2024, 20:02

Hallo Kumato,
Ich habe so etwas noch nicht erlebt, aber ich kann mir vorstellen wie schrecklich das für dich sein muss. Es tut mir wirklich sehr leid für dich. :trost:

Gibt es denn eine Vertretung in der Praxis? Oder du fragst einfach bei einem anderen Therapeuten nach einem Notfalltermin und erklärst kurz was passiert ist? Es wäre sicher sinnvoll, wenn dir da jemand hilft mit der Situation.
caduta

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Kumato
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Beitrag Di., 18.06.2024, 20:25

Danke für deine Antwort caduta.
Von einer Vertretung wurde mir nichts gesagt.
Ich glaube nicht, dass ich so schnell einen Termin bekomme oder? Aber daran kann ich grad auch garnicht denken. Und nicht glauben, dass ich das schaffe. Es war so schwer mich zu öffnen und bei ihr ging das irgendwann aber das schaff ich nicht nochmal. Ohman wie unglaublich wichtig sie und diese Therapie für mich geworden ist. Jetzt weiß ich nicht wohin mit mir.
Weiß auch nicht, was ich jetzt hier überhaupt tue.

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SinnIch
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 07:27

Boah, das ist ja echt ein Alptraum, den die meisten hier vermutlich wohl hoffen, nicht erleben zu müssen.
Gibt es eine Notfall-Ambulanz, wo du vielleicht hingehen kannst? Ich denke, da ist es echt wichtig, nicht ohne Unterstützung zu sein. Oder notfalls Seelsorge...?
An die Krankenkasse wenden, vielleicht können die da ja auch einen Tipp geben? Das ist ja schon echt eine Ausnahme-Situation und nochmal was anderes als "nur" eine normale ungute Trennung.
Tut mir unglaublich leid für dich!

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Kirchenmaus
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 10:12

Oh nein, das tut mir furchtbar leid. Wie schrecklich. :-(

Vielleicht könntest du beim Krisendienst anrufen und dich unterstützen und beraten lassen.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Kumato
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 10:56

Wäre jemand anderes in meiner Lage, würde ich wohl das gleiche raten wie ihr.
Ich schaffe das nur einfach nicht. Ich bin schon an besseren Tagen schlecht in sowas und jetzt breche ich bei dem Gedanken daran fast zusammen.
Meine Therapeutin war wie ein Gerüst, das mir Halt gab.
Wenigstens habe ich dieses Forum gefunden und bin nicht ganz allein, konnte wenigstens was schreiben, mich ja doch irgendwie mitteilen.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 12:16

Es tut mir sehr sehr leid was dir passiert ist. Das fühlt sich sicher schrecklich an

Ich möchte dir dennoch oder gerade deswegen raten, dir Hilfe zu suchen. Vorab schnelle Hilfe in Form z.B. von Gesprächen in einer Beratungsstelle oder so. Und dann eine neue Therapie zu suchen!
Wenn diese Therapie noch nicht abgeschlossen ist und du weitergemacht hättest, dann brauchst du das noch und es steht dir auch zu und ist sehr sinnvoll.

Es dauert das zu verwinden, du brauchst da sicher Zeit. Aber es wird auch dauern bis du eine neue Therapie hast.
Aber vielleicht kannst du irgendwo auch ein paar Notfalls-Stunden zum Stabilisieren nehmen.

Es klingt für dich jetzt vermutlich sehr hart und ich möchte deine Trauer keinesfalls abtun.
Aber: Therapeuten sind ersetzbar!
Ich musste das in letzter Zeit gleich zweimal erleben. Zwar nicht durch Tod, aber dennoch zweimal einen Abbruch durch die Therapeuten. Einmal wurde meine Therapeutin schwanger, ging erstmal in Elternzeit und wusste nicht wann sie wieder kommt. Vor allem aber sagte sie mir, dass sie mich dann nicht weiter behandeln wird. Das tat sie durchaus aus Verantwortung, da sie keine ganz regelmäßige, verlässliche, dichte Therapie garantieren konnte und mich auch nicht warten lassen wollte. Trotzdem war das ein Schlag ins Gesicht und ein sehr plötzlicher Abschied.
Der Folgetherapeut verließ die Stadt, nachdem ich mich nach einigen Monaten endlich dort angekommen fühlte und ich stand wieder am Anfang. Er ging weg um anderswo eine Praxis zu eröffnen, also sehr verständlich. Aber er ging so weit weg dass keinerlei Kontakt oder gar Therapie mehr möglich ist.

Mein Fazit, weil ich nun eine neue Therapeutin gefunden habe: Es geht!
Es ist hart und schwer, aber möglich!
Und das wünsche ich dir!

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Kumato
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 12:37

Danke auch dir chrysokoll für deine Worte.

Gut, dass du deine beiden Rückschläge mit den Theras überwinden konntest und eine neue gefunden hast.

Es klingt so logisch und es wäre das erste wo ich zb meinen Kumpel hinschleppen würde, wenn er in dieser Lage wäre. Ich glaube ich verliere mich grad etwas in den ganzen Themen und Problemen hier. Lese hier seit Stunden. Kann mir nicht vorstellen die Wohnung zu verlassen. Ich konnte seit der Nachricht am Montag nichts essen. Ich komm grad so zum Klo und wieder zurück. Will sagen, ich kriege grad nichts auf die Reihe..will hoffen das es besser wird bald

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Zauberlehrling
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 19:04

Es tut mir sehr leid für dich.

Dass du z.Zt. dir nicht vorstellen kannst, eine neue Therapie zu beginnen, kann ich verstehn.

Magst du dir Zeit nehmen zum Trauern? Schließlich ist ein sehr wichtiger Mensch für dich gestorben.
Novembernacht

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Libellenflügel
Helferlein
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 20:16

Liebe Kumato,

es tut mir unheimlich leid, was passiert ist. Ich kann nachfühlen, wie schlimm das für dich sein muss. Völlig überraschend und unter solchen Umständen plötzlich ohne Therapeutin zu sein.

In meinen Augen ist es total nachvollziehbar, dass du das erst mal verarbeiten und dich sortieren musst. Darum finde ich Zauberlehrlings Frage auch gut, ob du dir jetzt erstmal Zeit fürs trauern nehmen möchtest. Ich finde verständlich, dass du nichts auf die Reihe bekommst, weil dich etwas Schlimmes getroffen hat. Vielleicht brauchst du das jetzt einfach.

Es sei denn, du fühlst dich durch diesen Zustand noch zusätzlich zur Trauer belastet. Dann hoffe ich für dich, dass du jemanden hast, der dir nahe steht und hilft. Und dass du wieder Kraft sammeln kannst, auch für dich selbst Hilfe zu holen, nicht nur für andere.

Wünsche dir von Herzen alles Gute!

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Kumato
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 21:38

Trauern, wäre sicher ein Schritt in Richtung verarbeiten. Ich musste länger darüber nachdenken.
Bin mehr noch im Schock oder so. Da gelingt es mir kaum meine Gedanken dazu zu sortieren.

Mein Kumpel ging schon vor 9 Jahren. Wir kannten uns seit wir gemeinsam in einer Adoptivfamilie waren, aus der wir wieder herausgeholt wurden.
Er wäre sicher genauso für mich da wie ich es für ihn wäre und wir es immer waren aber leider sind das schon lange nur noch Vorstellungen in meinem Kopf. Ich stehe also alleine da aber das ist eigl nicht mein Problem, damit kann ich eigl umgehn.

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Zauberlehrling
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Beiträge: 197

Beitrag Mi., 19.06.2024, 21:55

Da hast du Recht. Trauern hilft, die Situation zu verarbeiten.

Hast du einen Ort, an dem du trauern kannst? Kannst du vielleicht das Grab besuchen? Oder irgendwo in der Natur eine Art Zwiesprache mit ihr halten?

Kannst du weinen?

Trauer ist immer schwer. Die innere Welt steht still, während sich die äußere Welt weiter dreht, als wäre nichts geschehen.

Wahrscheinlich zu früh, dass ich es anspreche, aber deine Trauer zeigt auch, wie gut deine Beziehung zu deiner Therapeutin war.
Novembernacht

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Kumato
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Beitrag Mi., 19.06.2024, 22:09

Puh..ja , da muss ich schlucken und es zerreißt mich innerlich, mir wird übel und ich zitter wenn ich daran denke aber es fließt grad keine einzige Träne mehr.

Ich nehme an, dass es noch keine Beisetzung gab.

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Max2016
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Beitrag Do., 08.08.2024, 23:49

Lieber Kumato,
das tut mir sehr leid zu hören, dass die Therapie auf diese Weise bei der Therapeutin endgültig beendet ist. Diese Vorstellung war für mich immer ein Horror während meiner Psychoanalysen. Da viele Therapeuten ja bereits ein höheres Alter haben - ich kenne Analytiker, die jenseits der 80 noch fit sind und noch therapieren -, hatte ich diesen Gedanken eben immer als schlimme Angst im Hinterkopf.

Was mir passiert ist, möchte ich gerne noch einmal skizzieren, vielleicht fühlst du ähnlich. Andere Mitglieder mögen vielleicht sagen, es sei etwas völlig anderes, da mein Therapeut ja nicht verstorben ist - ich wurde aber ähnlich aus meiner Therapie "geholt".
Nachdem ich 2015 eine Analyse begann - 3x pro Woche - und mich damals in einer schrecklichen Lage befand - psychosomatische Übelkeit, ständiges Erbrechen seit der Kindheit (damals war ich bereits 23 Jahre alt) - fand ich zu Beginn des Jahres 2015 einen Analytiker, der mich 3x pro Woche intensiv behandelte. In dieser therapeutischen Beziehung stimmte von Anfang an alles. Er war für mich ein großes Vorbild, wobei er sehr zurückhaltend, abstinent war. Er lachte hinter vorgehaltener Hand - aber ich tat das damals auch. Ich lernte im ersten Jahr unglaublich viel über mich, meine Symptome verschwanden zunehmend bzw. es traten erstmals die dahinterliegenden Probleme offen zutage. Ich lernte durch diesen Analytiker "aufrecht" zu gehen und genoss es, wirklich eine freie Projektionsfläche zu bekommen. Ich konnte alles sagen, er ließ mich auch leiden. Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wenn man leiden möchte, muss das der Therapeut auch zulassen ohne sofort zu sagen: Hey, hier wird nicht gelitten. Gerade dieses "Leiden in der Stunde" hat mir (Jahre später betrachtet) am meisten geholfen.
Jedenfalls teilte mir dieser Therapeut dann ziemlich unvermittelt mit, dass er in wenigen Wochen mit seiner Praxis umzieht, etwa 400 Kilometer entfernt von meinem Wohnort. Ich könne zwar weiterbehandelt werden, müsse dann aber wöchentlich in die Praxis dort kommen. Das war natürlich unmöglich - und damals hatte ich meinen Analytiker "verloren".
Ich habe niemals zuvor so intensiv um einen Menschen getrauert und geradezu extrem geheult. Ich konnte vorher nicht weinen, war meinen Emotionen durch die Psychosomatik nicht zugänglich. Die letzten Wochen waren grauenhaft, nur Trauer, irgendwie auch Wut.

Ich fand dann eine Weiterbehandlung bei einer neuen Analytikerin. Ich habe zwar nie wieder diese tiefe der Beziehung herstellen können wie mit dem ersten Analytiker - geholfen hat sie mir trotzdem ungemein.

Wenn du also einen neuen Therapeuten findest, so wird er dir - und dazu möchte ich dich ausdrücklich ermutigen - enormes Verständnis entgegenbringen, denn dein Erlebnis ist ohne Frage traumatisch!
Jeder gute Therapeut gibt dir einen Raum, das zu betrauern, über deine Ängste zu sprechen und neue Lösungen zu finden. Ganz in Ruhe, ganz nach deiner eigenen Zeit.

Ich hatte damals gleich am Telefon bei der neuen Analytikerin von diesem Vorfall erzählt und sie meinte sofort: "Kommen Sie zum Gespräch, ich verstehe Ihre Lage vollkommen".

Ich habe dann auch dort meine Trauer thematisiert. Letztlich kann ich aber sagen, dass ich durch diese ganze Trauer und Wut gehen musste, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Das war eine Anleitung, wie Trauerarbeit funktionieren kann. Ich hege heute keinen Groll mehr, wenn ich an den Therapeuten denke. Ich bin ihm überaus dankbar, wenngleich ich mit meiner theoretischen und praktischen Psychoanalyse-Erfahrung von heute sagen muss: So etwas geht eigentlich nicht. Wenn ein Therapeut bereits weiß, dass er die Stadt innerhalb von einem Jahr verlässt, muss er das kommunzieren.

Wie auch immer: Vielleicht konntest du etwas aus diesem "Erfahrungsbericht" ziehen.
Ich wünsche dir alles Gute!

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