Therapieabbruch? Überreaktion?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Loona_84
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Therapieabbruch? Überreaktion?

Beitrag Fr., 16.02.2024, 13:29

Hallo zusammen,

ich bin neu hier gelandet und würde gerne meine aktuelle Situation mit Euch teilen und um Eure Meinung bitten, da ich mich gerade sehr unsicher fühle. Ich bin seit einigen Monaten in einer Verhaltenstherapie. Eigentlich war der Suizid meines Partners der Anlass für den Beginn der Therapie. Ich bin jedoch auch durch mehrere sexuelle Übergriffe in der Vergangenheit durch verschiedene Männer stark traumatisiert. Es wurden eine PTBS, Anpassungsstörungen und dissoziative Störungen gesichert diagnostiziert.

Ich habe viele Jahre alles verdrängt und mich durch einige sehr ungesunde Verhaltensweisen möglichst durchgehend betäubt (erst durch Substanzen, dann durch konsequente Überlastung im Alltag, um nicht denken und fühlen zu müssen).
Ich bin absolut bereit an mir und dem Erlebten zu arbeiten, nehme die Ideen meiner Therapeutin an (das sagt sie mir auch, dass sie das so wahrnimmt) und versuche sie anzuwenden; versuche dabei auch regelmäßig kontra-intuitiv zu handeln, also auch mal neue Wege zu gehen, um eine Veränderung zu erreichen.
Ich merke, dass mir dieser Weg sehr zusetzt, ich fühle mich oft gestresst, überfordert, hilflos - von mir selbst. Mir ist dennoch bewusst, dass es zum Prozess des Heilens dazugehört.
Meiner Therapeutin habe ich auch von Verlusten wichtiger Menschen in der Vergangenheit berichtet und ihr gesagt, dass ich Schwierigkeiten habe Vertrauen zu entwickeln. Dass ich große Angst davor habe, durch die Bearbeitung meiner Vergangenheit in ein schwarzes Loch zu fallen, aus dem ich ohne ihre Hilfe nicht mehr herausfinde. Ich deshalb absolute Verlässlichkeit brauche.

Dennoch sagt sie mir in der letzten Zeit öfter Termine ab, zuletzt sogar ohne wenigstens einen Grund zu nennen. Anfangs hat sie das noch getan und damit konnte ich dann irgendwie umgehen, weil ich den Eindruck hatte, dass es "wichtige" Gründe waren und nicht nur "willkürlich" was besseres zu tun war. Ich weiß gar nicht, wie ich das richtig beschreiben soll. Ich weiß inzwischen selbst nicht mehr: nennen Theras ihren Klienten Gründe für Terminabsagen? Ist das eine überzogene Erwartungshaltung von mir? Alles in mir warnt mich, weiter zu ihr zu gehen. Ich denke die ganze Zeit daran, dass wir dieses Sicherheitsbedürfnis doch schon so oft besprochen haben und dass ihr bewusst sein sollte, dass sie mit kranken Menschen arbeitet, die Professionalität bei ihr liegt und ich mir wünschen würde, dass sie sich zumindest ein wenig auf meine Bedarfe einstellt. Ich habe extreme Angst bald wieder alleine dazustehen und möchte trotzdem eigentlich gar nicht mehr zu ihr gehen.

Kennt jemand solche Gedanken? Wie soll ich damit umgehen? Ich merke, dass mein innerer Schutzwall schon so hochgefahren ist, weil ich so enttäuscht und verletzt über die letzten Absagen bin, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Lieben Dank für Eure Gedanken hierzu.
Loona

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Montana
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Beitrag Fr., 16.02.2024, 14:36

Ja, ich erwarte bei einer Absage eine Begründung, so wie ich selbst auch eine nennen würde. Die braucht überhaupt nicht besonders detailliert sein, aber wenn sie es ist, dann hilft das oft schon einzuordnen, ob das eine einmalige Sache ist oder öfter vorkommen kann/wird.

Mein erster Therapeut war oft krank ohne selbst zu wissen was er hatte. Wirklich oft und das war wegen der häufigen Absagen für mich sehr schwierig. Aber immerhin wusste ich, dass er nicht etwa "etwas besseres zu tun" hatte.

Die beiden danach haben praktisch nie abgesagt, aber wenn, dann mit Begründung. Jeder ist ja mal krank oder halt jemand anders aus der Familie.

Wenn du erst seit einigen Monaten überhaupt in Therapie bist, und sich in so kurzer Zeit Absagen häufen, dann ist das natürlich wirklich ungut. So funktioniert Therapie nicht. Ganz unabhängig davon, ob die Therapeutin gute Gründe hat, einfach völlig verpeilt ist, oder keine Lust auf schwierige Patienten hat.

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Shukria
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Beitrag Fr., 16.02.2024, 15:07

Wie oft ist denn oft? Also musst du hier nicht sagen! Nur für dich.

Ich schließe mich Montana an. Ich möchte auf alle Fälle einen Grund für Terminabsagen. Urlaub? Krank? Familiäre Gründe…. Feiertagsverlängerung…

Einfach um es einordnen zu können.
Meine sagt mir nicht oft ab vielleicht 1mal in 2Monaten plus Urlaube, aber die weiß ich lange im Viraus.

Und mit was anderem könnt ich nicht arbeiten.
Klar, Therapeuten sind auch nur Menschen und können zb auch öfters krank sein .. dennoch muss das Setting zu dir und deinen Bedürfnissen passen. Und wenn du jemanden stabilen/verlässlichen brauchst und die dir das nicht bieten kann - dann passt ihr beide zum zusammen arbeiten nicht.

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Arakakadu
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Beitrag Fr., 16.02.2024, 15:20

Hast du genau das schon angesprochen? Wann ist deine nächste Sitzung?

Ja Terminabsagen werden immer begründet und ich bekomme auch immer einen Ersatz, außer es ist eine Krankheit die ein paar Tage andauert. Die Begründung ist für mich sehr wichtig, genau aus deinen genannten Gründen auch sagte er selbst mal dass er das genau aus diesem Grund macht. Ebenso muss ich begründen wenn ich nicht komme, sollte es aus einer Laune und einem Widerstand sein, würde das besprochen werden.

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Montana
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Beitrag Fr., 16.02.2024, 16:44

Urlaube oder Fortbildungen würde ich gar nicht als Terminabsage werten, weil das vorher angekündigt wird. Sondern echt nur sowas wie "heute/morgen fällt der vereinbarte Termin aus, weil...". Und je nach Grund kann es dann einen Ausweichtermin geben oder auch nicht. Bei richtiger Krankheit eher nicht, aber wenn es z.B. ein notfallmäßiger Werkstatttermin ist dann vielleicht schon.

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Beitrag Fr., 16.02.2024, 18:56

Loona_84 hat geschrieben: Fr., 16.02.2024, 13:29

Kennt jemand solche Gedanken? Wie soll ich damit umgehen? Ich merke, dass mein innerer Schutzwall schon so hochgefahren ist, weil ich so enttäuscht und verletzt über die letzten Absagen bin, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Lieben Dank für Eure Gedanken hierzu.
Deine Krankenkasse zahlt für eine Psychotherapie, die dir weiter helfen soll. Es kann immer wieder "Hindernisse" geben, die dazu führen, dass dir die Therapie nicht so hilft wie sie es vielleicht sollte. Du hast jetzt ein solches Hindernis erkannt. Ich sehe als deine Verantwortung an, das genau so mit deiner Therapeutin zu besprechen. Es ist für dich sehr wichtig und sinnlos Krankenkassengelder verschwenden, macht auch keinen Sinn. Warum nicht genau das mit ihr besprechen ohne Vorwürfe, einfach schildern, was du gerade empfindest,

In den nächsten Therapiestunden wirst du sehen, ob diese Probleme, wenn du sie thematisiert hast größer oder kleiner werden. Ich würde der ganzen Sache schon ein paar Stunden Zeit geben. Normalerweise löst man solche Probleme zusammen mit der Therapeutin. Das war zumindest bei mir immer so.

Ich finde, dass heißt auch nicht, dass die Therapeutin sich so verhalten muss, wie du es gern hättest. Man kann ja auch daran arbeiten, wie du besser damit klar kommst. Oder dass ihr Vereinbarungen trefft, die ihr bei ausfallenden Terminen komunziert.... dass sie dir vielleicht mitteilt, wie oft das vorkommt...

Wäre für mich noch kein Grund die Therapie abzubrechen. Du hast ja noch gar nicht versucht das mit ihr zu klären...
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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