Abhängigkeit, Verliebtheit in Therapeutin.. wie lange noch?

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Salome_1972
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Abhängigkeit, Verliebtheit in Therapeutin.. wie lange noch?

Beitrag Mi., 31.01.2024, 08:41

Hallo ihr,

ich möchte mal etwas berichten, weil ich nicht mehr so recht weiß, wohin damit:

Mir ist es auch passiert, dass ich zu meiner früheren Therapeutin eine seltsame Verliebtheit / Abhängigkeit / Fixierung (ich weiß gar nicht, welches Wort da genau passt) entwickelt habe. So richtig wundern tut es mich nicht, da ich letztes Jahr durch einen Konflikt mit meiner Mutter mit meiner Missbrauchs-/Traumageschichte konfrontiert wurde und psychisch heftig darauf reagiert habe. Meine Therapeutin hat von "Retraumatisierung" und "dissoziativem Zustand" gesprochen.
In dieser Situation war sie eine Zeitlang die einzige, bei der ich mich verstanden und sicher gefühlt habe.
Ich habe liebe Freund/innen, aber hatte in diesem Zustand das Gefühl, ich kann mich nicht mitteilen. Ich glaube, dass ich meine Therapeutin in mein Trauma mit rein gezogen habe in so einer Art Rettungsfantasie, als könnte nur sie mir helfen. Ich wusste, dass meine Psyche irgendwas Komisches mit mir macht, und konnte es doch nicht steuern...

Es war sehr unangenehm für mich, ich war sogar auf ihre Kinder eifersüchtig, ihren Partner, andere Klienten usw.
Ich wusste aber trotzdem immer, dass sie nicht als Privatperson dort sitzt, umso unangenehmer war es mir, solche extremen Gefühle zu haben.

Irgendwann habe ich selbst gemerkt, dass diese Fixierung nicht mehr gut ist und habe ihr das stotternd gesagt. Wir haben uns vor inzwischen 4 Monaten im Guten getrennt, sie ist sehr respektvoll und gut damit umgegangen und ich bin jetzt bei einer anderen Therapeutin, mit der ich bisher Gott sei Dank keine derartigen Anwandlungen habe.

Leider spukt mir meine Ex-Therapeutin nach 4 Monaten immer noch ständig im Kopf rum. Ich träume von ihr, erschrecke, wenn ich jemanden auf der Straße sehe, der ihr ähnlich sieht, zucke zusammen, wenn ich ihr Auto (oder ein ähnliches) sehe, schaue nach ihrem Profilbild auf WhatsApp (ihre Handynr. durfte ich offiziell haben) usw.

Es belastet mich so und fühlt sich so "verrückt" an. Hat jemand das auch und wie lange hat es bei euch gedauert, bis es wieder leichter wurde?
Ich bespreche es auch mit meiner jetzigen Therapeutin (die ebenfalls sehr wertschätzend mit mir umgeht), will aber nicht jedesmal wieder davon anfangen.

Danke!!

LG
Salome

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Shukria
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 10:30

Ich denke es dauert so lange wie du brauchst um das Bindungsthema in deiner aktuellen Therapie zu be/verarbeiten was dahinter steht.

Insofern wäre es gut so oft es eben auftaucht in der Therapie darüber zu reden. Nicht nur über die Therapeutin sondern die ist ja nur Aufhänger, über deine ganzen unerfüllten, missachteten Bindungsbedürfnisse aus deiner Kindheit.

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Salome_1972
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 10:52

Sehr interessanter Punkt, Shukria, Danke! Emotionale Bindungslosigkeit, Beziehungs- und Sprachlosigkeit und die damit verbundene Sehnsucht bei mir ist ein großes Thema aus meiner Herkunftsfamilie. Finde es komischerweise so schwer, darüber zu reden, weil ich mich nicht wieder so darin verlieren will, aber wahrscheinlich sollte ich gerade deswegen dran bleiben.

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Hasenmaus123
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 10:56

Es sollte dir nicht peinlich sein… Ich kenne es. Mir hat geholfen, die richtige Formulierung zu wählen. Wenn man es schöner ausdrückt, hat es den gleichen Inhalt, aber es ist für einen selbst bekömmlicher.

Neid auf die Kinder, auf den Mann, auf das ganze soziale Umfeld kenne ich auch…

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caduta
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 11:38

Salome_1972 hat geschrieben: Mi., 31.01.2024, 08:41 Es belastet mich so und fühlt sich so "verrückt" an. Hat jemand das auch und wie lange hat es bei euch gedauert, bis es wieder leichter wurde?
Ich bespreche es auch mit meiner jetzigen Therapeutin (die ebenfalls sehr wertschätzend mit mir umgeht), will aber nicht jedesmal wieder davon anfangen.
Bei mir ist die Therapie bald zwei Jahre her und es tut immer noch weh. Ich weiß wirklich nicht, ob das jemals heilen wird. Aber du hattest ja zum Glück auch eine Therapeutin, die sehr klar und abgegrenzt war. Das ist glaube ich das Wichtigste. Und vielleicht geht es auch darum, dieses Vermissen zu aktzeptieren und langsam zu verarbeiten?

Ich denke es ist ähnlich, wie wenn jemand gestorben ist und man vermisst ihn. Aber genauso weiß man, dass man ihn nie mehr sehen wird. Das wäre nach vier Monaten bestimmt auch nicht weg?

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Tröte
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 12:17

Hallo Salome,
die Therapeuten eignen sich ideal als Projektionsfläche und somit ist es ganz normal und verständlich, dass dein "inneres Kind" Deine aufmerksame, empathische und wertschätzende Therapeutin toll findet und sich nach ihr sehnt.
Das nennt man Übertragung und wird meistens mit der Therapeutin zusammen aufgelöst. Nun weiss ich nicht, ob die Übertragung bearbeitet wurde oder nicht, aber ich würde dies Deiner neuen Therapeutin sagen, damit ihr schauen und daran arbeiten könnt.
VG
tröte
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Salome_1972
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 12:58

Danke für euren Zuspruch! Sie hatte sehr viel Feingefühl für mich und hat gerade bei heiklen und sensiblen Themen genau so reagiert, wie ich es mir als Kind und Jugendliche gewünscht hätte, aber nicht bekommen habe. Also Wunder ist es echt keins, dass das passiert ist.

Auflösen... als ich gemerkt habe, dass ich so intensiv auf sie reagiere, hatte ich eigentlich auch vor, das irgendwie mit ihr in der Therapie zu nutzen und aufzulösen. Aber dann ging irgendwie so gar nichts mehr vorwärts.
Ich habe ihr zwar meine Verliebtheitsgefühle und Abhängigkeit offenbart und sie hat mich immer beruhigt, dass das nicht erstaunlich sei, sie kein Problem damit habe und sich an ihrem Verhalten mir gegenüber nichts ändern wird, aber andererseits ist sie auch nicht so stark darauf eingegangen bzw. haben alle Versuche, damit umzugehen, nichts daran geändert, dass es eher noch immer schlimmer wurde.
Da ich mich dafür geschämt habe, so "kindisch" zu reagieren (als Frau Anfang 50, die sonst gut im Leben steht), habe ich das Thema aber auch zwischen meinen Geständnissen vermieden, glaube ich...

Vielleicht geht das wirklich jetzt mit meiner neuen Therapeutin, mit der ich emotional nicht so verstrickt bin, besser...

LG
Salome

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Salome_1972
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 13:58

caduta hat geschrieben: Mi., 31.01.2024, 11:38 Bei mir ist die Therapie bald zwei Jahre her und es tut immer noch weh. Ich weiß wirklich nicht, ob das jemals heilen wird. Aber du hattest ja zum Glück auch eine Therapeutin, die sehr klar und abgegrenzt war. Das ist glaube ich das Wichtigste. Und vielleicht geht es auch darum, dieses Vermissen zu aktzeptieren und langsam zu verarbeiten?
Ich denke es ist ähnlich, wie wenn jemand gestorben ist und man vermisst ihn. Aber genauso weiß man, dass man ihn nie mehr sehen wird. Das wäre nach vier Monaten bestimmt auch nicht weg?
Puh, zwei Jahre... Ich habe auch das Gefühl, dass sich das bei mir noch hinziehen wird. Wie du sagst, es ist ein Trennungsschmerz wie nach einem Verlust oder einer Beziehung.
Hat sich deine Therapeutin denn auch gut verhalten oder war es bei dir anders?

Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie so integer mit mir umgegangen ist. Ich hatte immer das Gefühl, sie schützt mich.

LG
Salome

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caduta
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 14:39

Salome_1972 hat geschrieben: Mi., 31.01.2024, 13:58 Puh, zwei Jahre... Ich habe auch das Gefühl, dass sich das bei mir noch hinziehen wird. Wie du sagst, es ist ein Trennungsschmerz wie nach einem Verlust oder einer Beziehung.
Hat sich deine Therapeutin denn auch gut verhalten oder war es bei dir anders?
Mein Therapeut war da sehr klar und abgegrenzt. Das Thema stand aber relativ bald im Vordergrund. Also in gewisser Weise war ein zentrales Thema der Therapie, dass ich über ihn lerne dieses 'Rutschen in Abhängigkeit' zu kontrollieren und besser damit umzugehen. Auch wenn das Gefühl nicht einfach weg ist, ist es trotzdem kein großes Problem mehr für mich.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 15:55

Ich vermute, das kann immer wieder auftreten. Bis Du es vielleicht selbst besser "einordnen" und mit Deiner Bindungsproblematik (wenn ich das jetzt mal so nennen darf) gelernt hast umzugehen. Und trotzdem kann es einen weiter beschäftigen. Ich bin davon nicht betroffen, was meinen Therapeuten angeht, aber dass das bei Dir so ist, bedeutet ja nicht, dass das an der ehemaligen Therapeutin als Mensch liegt, sondern an etwas, was Dir fehlt, was Du Dir wünschst, was Du brauchst etc. Wenn Du das "lernst" und es anders bedienen kannst, dann werden auch die Symptome blasser.

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Salome_1972
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 18:32

Sehr interessant, was ihr schreibt. Ich glaube, ich war zu der Zeit auch so im Ausnahmezustand wegen meines Traumathemas und weil unabhängig davon noch so viel anderes in meinem Leben passiert ist, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
Ich dachte, ich soll mich doch an meinem eigentlichen Leben abarbeiten und nicht an meiner Therapeutin. Erst im Rückblick fiel mir so richtig auf, was da eigentlich passiert ist mit mir und dass es auch eine Chance sein könnte, diese tiefe Bindungslosigkeit und Sehnsucht endlich anzuschauen. Meine neue Therapeutin hat aber dazu schon etwas Wertvolles gesagt und ich werde das Thema weiter besprechen mit ihr.
caduta hat geschrieben: Mi., 31.01.2024, 14:39 Mein Therapeut war da sehr klar und abgegrenzt. Das Thema stand aber relativ bald im Vordergrund. Also in gewisser Weise war ein zentrales Thema der Therapie, dass ich über ihn lerne dieses 'Rutschen in Abhängigkeit' zu kontrollieren und besser damit umzugehen. Auch wenn das Gefühl nicht einfach weg ist, ist es trotzdem kein großes Problem mehr für mich.
Klingt gut!

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Arakakadu
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Beitrag Mi., 31.01.2024, 20:08

Liebe Salome, deinen Beitrag könnte 1:1 ich geschrieben haben. Mein Therapeut erklärte es mir auch als Retraumatisierung und dissoziative Zustände.. Ich war zwischendurch auch extrem eifersüchtig und habe fast schon ein bisschen gestalkt (für meine Begrifflichkeiten zb whatsapp onlinestatus) und ich habe mich so geschämt.
Wie lange warst du bei ihr in Therapie und wie ist sie damit umgegangen als du ihr davon erzählt hast? Mich irritiert es dass du du schreibst dass ihr euch vor 4 Monaten getrennt habt aber das Thema noch nicht durch war? War die Übertragung der Grund für das Therapieende?
Also ich bin schon lange in Therapie und seit einiger Zeit (es holen mich zu Teil heftige Gefühle wieder ein-aber das ist ok, Therapie ist nicht geradlinig) bin ich endlich entspannter. Ich kann gut aus den Sitzungen rausgehen, fühle mich wohl und vertraue ihm. Abhängigkeit hat nachgelassen, Pausen mag ich immer noch nicht, aber ich brauche den Kontakt in Pausen nicht mehr und auch kaum mehr zwischen den Sitzungen. Das hatten wir ganz lange und jetzt fühle ich mich plötzlich gesättigt. Ich brauche zwar meine Einheiten noch und beharre auf Regelmäßigkeit und nach wie vor nimmt die Therapie viel Raum ein, aber das erste mal fühle ich dass es gut ist und nicht unangenehm, weil die Gefühle peinlich, verrückt und intensiv sind. Ich bin seither auch viel klarer im Kopf und habe mehr Lebensfreude.Ich bin so froh dass mein Therapeut tiefenpsy bzw Analytiker ist, denn er hat mir wirklich NIE gesagt dass wir das auflösen müssen, er hat gesagt icb soll darauf vertrauen dass ich ihn irgendwann nicht mehr brauche und ich mein Tempo habe. Die Zustände während und nach den Stunden und Phasen ohne ihn waren schrecklich bedrohlich für mich. Aber es hat sich gelohnt zu vertrauen dass es tatsächlich vergeht wenn man es einfach lebt und annimmt. Ich glaube nicht dass das überall klappt. Welche Form war das denn? Wie ging es dir mit dem Abschied und wo bist du jetzt?
Ich kann mir derweil noch kein Ende vorstellen das dauert sicher noch, aber ich habe das Gefühl ich arbeite mehr an meinen Themen als je zuvor. Obwohl diese krasse Abhängigkeit notwendig war und mich die th. Beziehung zum Teil irgendwie geheilt hat. Das klingt so kitschig und er hat auch echt Seiten an sich die ich schwer aushalte aber das ist auch gut so, mittlerweile denk ich nicht nur mehr in Idealisierung/Abwertung.
Alles Liebe, kannst auf jeden Fall stolz sein auf dich

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Alana37
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Beiträge: 23

Beitrag Mi., 31.01.2024, 22:19

9 Jahre mittlerweile...
Und der Kontakt endete vor kurzem mit einem dermaßen heftigen Schlag ihrerseits, dass ich in der größten Krise meines Lebens stecke.

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Tobe
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Beitrag Do., 01.02.2024, 04:02

Hallo Salome.

ich kenne selber auch Abhängigkeitsgefühle die ich mal stärker und auch mal schwächer zu meinem Therapeuten entwickel. Jedoch wohl nicht so ausgeprägt wie es bei Dir scheinbar der Fall war.

Diese Abhängigkeitsgefühle sind erst mal auch nichts wirklich schlimmes und auch erklärbar. Ich versuche mir in solchen Situationen immer wieder mit Logik klar zu machen, warum diese Gefühle entstehen und ebenso mit logischem Verstand diese im Zaun zu halten. Bisher funktioniert dies auch ganz gut und sie nehmen dann auch wieder ab.

Ich denke aber wenn es zu wirklichen Schwierigkeiten dadurch kommen würde, ist es besser dies auch anzusprechen und gemeinsam zu bearbeiten.
Ich denke es wäre besser gewesen dies mit der betreffenden Therapeutin zu bearbeiten, als mit einer neuen. Aber dafür ist es jetzt leider zu spät.

Es sollte jedoch unbedingt aufgearbeitet bzw. bearbeitet werden.
Ich sehe es nämlich auch so, daß es nichts mit der Therapeutin selbst zu tun hatte, sondern mit Dir und das meine ich jetzt in keinster Weise negativ.

Die Betreffende Person ist da m.E. austauschbar.
Wenn Du mit Deiner neuen Therapeutin ähnliche Situationen erlebst und Du Dich von ihr verstanden, gehalten, beschützt oder ähnliches fühlst. Dann besteht das “Risiko“, daß wiederholt so ein Abhängigkeitsgefühl entsteht und sie in Deinem Empfinden die Retterin ist. Was sie ja dann auch irgendwie ist.

Das was Dir immer fehlte, vermutlich schon seit Deiner Kindheit, wurde von Deiner Therapeutin gefüttert. Was auch in Ordnung ist. Dies nennt sich auch reparenting (Nachbeelterung).
Doch in dem Moment, wo es begann Dir Schwierigkeiten zu bereiten, hättet ihr dies zusammen bearbeiten müssen. Dafür ist es aber wichtig offen mit Deiner Therapeutin zu sein.
Es gibt auch nichts wofür man sich diesbezüglich schämen müsste oder es einem peinlich sein müsste, gerade weil man ja schon erwachsen ist. Es sind massive Lücken in der Kindheit entstanden, die jedoch sehr wichtig im Leben sind und diese Lücken bleiben, solange sie nicht annähernd gefüllt worden sind eben auch bis in Erwachsenenalter hinein.

Vielleicht hilft Dir ein bildliches Beispiel...
Da ist ein emotionales Loch in Dir, dieses strebt danach gefüllt zu werden und wenn jemand kommt und dieses füllt entstehen diese Gefühle.
Doch dieses Loch bleibt so lange bestehen, solange es nicht annähernd gefüllt wurde.
Bei einem guten Therapeuten, der es schafft sich trotzdem ausreichend selbst abzugrenzen besteht jedoch kein Risiko, weil er dies eben nicht ausnutzt.
Bei anderen Menschen kann dies jedoch anders sein, weil sie dies zu ihren Zwecken nutzen könnten.

Mein Therapeut hat mal einen sehr schönen Satz gesagt, der auch sehr tiefsinnig ist.
“Der Patient/Klient ist nicht dazu da, um die Erwartungen des Therapeuten zu erfüllen“

Mein Therapeut hat mir mal sinngemäß gesagt, daß ein Therapeut auch meine Bedürfnisse erfüllen darf, solange dies im therapeutischen Rahmen bleibt und es zu keinen Grenzüberschreitungen kommt.
Er hat mir immer wieder zugesichert, daß er seine Grenzen einbehält und diese niemals überschreiten wird. Mir war dies zwar schon klar, dennoch tat dies unglaublich gut von ihm zu hören, da ich (wie er auch weiß) schon viele Grenzüberschreitungen erlebt habe und mich deshalb auch sehr schwer damit tue, überhaupt eigene Bedürfnisse haben zu dürfen oder sie gar zu äußern.

Mein Therapeut geht da sehr einfühlsam mit mir um. Er weiß daß ich mehrere sehr traumatische Erlebnisse hinter mir habe, weshalb er auch sehr vorsichtig mit mir umgeht. Dennoch erfüllt er mir kleine Wünsche (Bedürfnisse) ohne dabei den therapeutischen Rahmen zu gefährden und dies schätze ich sehr an ihn.

Ich fange auch langsam an diese “Fürsorge“, bzw. auch “Nachsorge“ zuzulassen.
Und ich muss gestehen, daß mir dies echt gut tut, da ich mir mittlerweile zu 100% sicher bin, daß mir von ihm auch keine Gefahr droht.
Dadurch beginnt einiges in mir zu heilen, woran ich nicht mehr geglaubt habe.
Mein Selbstwertgefühl wird dadurch auch so langsam etwas stärker, aber natürlich geht dies nur langsam voran.

Ich denke es ist gut, diese Gefühle wirklich zuzulassen und gleichzeitig aber auch zu bearbeiten, wenn man es alleine nicht schafft, diese im gesunden Maße im Zaun zu halten.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.

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Salome_1972
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Beitrag Do., 01.02.2024, 10:54

Entschuldigt, dass ich den letzten Beitrag gelöscht habe, er enthielt so viele identifizierbare Details, dass mir nicht wohl war... Hier also nochmal ähnlich, aber etwas abgeändert.

Sehr interessant und schön, dass manche von euch es wirklich geschafft haben, durch sowas mit dem Therapeuten/-in durchzuarbeiten. Ich hätte es mir auch gewünscht, aber bei mir hat es sich als graue Theorie erwiesen.

Es ist mir auch zu pauschal zu sagen, dass es immer besser ist, das mit dem/der betreffenden Therapeut/in durchzuarbeiten. Wenn nichts vorwärtsgeht und man sich dabei nur noch quält, dann kann es doch nicht so gut sein und es gibt einfach keine allgemeingültige Wahrheit.
Arakakadu hat geschrieben: Mi., 31.01.2024, 20:08 Wie lange warst du bei ihr in Therapie und wie ist sie damit umgegangen als du ihr davon erzählt hast? Mich irritiert es dass du du schreibst dass ihr euch vor 4 Monaten getrennt habt aber das Thema noch nicht durch war? War die Übertragung der Grund für das Therapieende?
Ich war ca. eineinhalb Jahre bei ihr. Sie ist mit meinen Offenbarungen immer sehr professionell und gleichzeitig zugewandt und respektvoll umgegangen, d. h. sie hat sich bedankt, dass ich es ihr gesagt habe, hat gesagt, dass es mutig ist, dass es ihr nicht ausmacht und dass das nicht ungewöhnlich ist, dass sie eine Projektionsfläche für mich sei. Hat sich aber auch völlig professionell verhalten und sich nicht reinziehen lassen.

Bei mir war es leider so, dass ich ihr gegenüber saß und an nichts anderes mehr denken konnte, als dass ich will, dass sie mich in den Arm nimmt. Es hat alles andere blockiert und überlagert und wurde immer schlimmer statt besser. Mit einer Terminabsage konnte sie mich völlig aus der Bahn werfen, auch wenn es mir die Wochen vorher gut ging. Wir haben versucht, Lösungen zu finden, aber es half einfach alles nichts.

Irgendwann habe ich ihr gesagt, dass es mir nicht mehr guttut. Sie hat mich immer ein Stück vorangehen lassen und der Wunsch, auf Abstand zu gehen, kam von mir. Wir sind im Guten auseinandergegangen und sie hat gesagt, ihre Tür steht mir offen, falls ich wieder kommen will, und ich soll es so machen, wie es für mich richtig ist.

Sie war gerade selbst privat in einer schwierigen Lebenssituation. Vielleicht habe ich das aufgefangen und mich daher mehr zurückgehalten, als gut war.
Es hinterlässt immer noch viele Fragezeichen bei mir.

Jetzt bin ich bei einer sehr erfahrenen Therapeutin, bei der ich das Gefühl habe, ich kann sie mehr fordern. Ich habe ihr gleich beim ersten oder zweiten Mal von meiner Abhängigkeit erzählt und sie meinte, sie sei mit so ziemlich allen Wassern gewaschen und ich sollte an ihr das 'üben', was ich mich vorher nicht getraut habe.

Edit: Mir ist auch bewusst, dass das Problem wieder auftreten kann/wird, solange ich es nicht bearbeitet habe. Trotzdem bin ich jetzt z. B. bei meiner neuen Therapeutin schon ein paarmal mit der nächsten Klientin zusammengetroffen, wenn die früher geklingelt hat, und es hat mir gar nichts ausgemacht. Sie hat auch schon ihre Kinder erwähnt und es hat mir nichts ausgemacht (bei meiner früheren Therapeutin hat mir das ziemlich von Anfang an so kleine Stiche versetzt).
Also ich glaube, in einer anderen Therapeutin-Klientin-Konstellation ist einfach manches wieder anders.

Salome

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