Aufbau eines positiven Vaterintrojekts

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blackwhite
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Gekränkte Therapeutin

Beitrag Di., 10.01.2023, 17:02

bei einem meiner letzten Beiträge in diesem Forum vor ein paar Jahren war ich noch ganz zufrieden mit meiner Therapie. Das hat sich geändert.

kurz zu mir: bin ein eher angepasster, konfliktscheuer Mensch mit geringem Selbsgtwertgefühl, insgesamt passend der englische Begriff "people pleaser". Der Ursprung liegt sicher bei meinem Vater (extrem leicht kränkbar, Bestrafung durch eiskaltes, mehrere Tage dauerndes Schweigen, Liebesentzug auf Grund wahrer Lächerlichkeiten (etwa von ihm gekochte Suppe nicht sofort hochloben). Um der Zuneigung sicher zu sein, war also Verbiegen und Unauthentizität unumgänglich, was mir aber erst wieder als Schwäche von ihm vorgeworfen wurde.

Vor mehreren Jahren in Arbeit habe ich berechtigte Wut geäußert, bin blöder Weise an einen Menschen geraten, der mit Wut und Konflikt überhaupt nicht umgehen konnte und es mir auf die feige, intrigante Weise über einen langen Zeitraum "heimzahlte". Wie sehr hätte ich mich einmal nach einem fairen offen ausgetragenen Streit gesehnt. Statt dessen dann verstecktes Mobbing, gegen das ich außer viel zu spät die Arbeit zu kündigen nichts hätte tun können. Seitdem ist mein Selbstwert gleich Null, Aggression / Wut sind noch viel unterdrückter als zuvor, wodurch ich weitere grenzüberschreitende Menschen regelrecht anziehe.

Nach viel zu langer Suche dann vor einigen Jahren endlich eine Therapeutin gefunden. Seitdem geht jedoch nicht wirklich was weiter. Nachdem ich durch meinen Vater ein feines Sensorium für Gekränktheit entwickelte, habe ich leider festgestellt, dass auch meine Therapeutin auf gewisse - für außenstehende harmlose - Themen eine Kränkung "erleidet", und wie auch bei Vater dann in Kälte und einer Art Bestrafungsmodus übergeht. Das passierte ganz selten und dauert auch nicht lange, aber ich merke, wie ich mich dem gefügt habe und Konflikte seit dem immer mehr scheue.

Heute dann aber viel aufgestaut und ziemlich verärgert über den nicht vorhandenen Therapiefortschritt, das immer wieder Erklären müssen meines Hauptproblens (Thera ist schon recht alt), habe ich mich nicht halten können und auf meine schüchterne, unsichere Weise trotzdem mich in der Stunde ausgekotzt. Mir ging es besser. Ich habe auch die Angst vor einer Kränkung ihrerseits angesprochen, wodurch kurzzeitig erst wieder Kränkung bei ihr entstand, sie nach einer weiteren kurzen Phase des von sich Schiebens und falsch-Interpretierens aber im Endeffekt schnell in den Reflexionsmodus wechselte und es auch eingestand. Dann kam ich mir jedoch wiederum so vor, als wäre ich ihr Therapeut, sehr strange.

Im Endeffekt muss es mir ja egal sein, wenn ich ohne jede Absicht einen "wunden Punkt" bei meinem Gegenüber treffe. Meine Selbstliebe ist nur zu schwach ausgeprägt, dass ich solche Situationen der Kränkung aushalte.

Meine Frage: Ist ein Fortschritt bei einer solchen Therapeutin überhaupt möglich, muss ich nicht gerade bei einer Vertrauensperson lernen, dass ich auch angenommen und "geliebt" werde, wenn ich ehrlich, authentisch bin? Oder ist es im Gegenteil gerade bei so einer Person möglich, dazu zu lernen?

Auch wenn vom Job der Psychotherapie immer von "professioneller Hilfe" gesprochen wird, so sind halt doch auch nur Menschen mit ihren Problemen dahinter. Professionell bedeutet für mich in diesem Beruf deshalb vor allem im reinen mit sich selbst zu sein.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 10.01.2023, 17:41

Grundsätzlich sollten Therapeuten kritikfähig sein und nicht gekränkt sein, ziemlich egal was der Patient sagt.
Sollten... denn sie sind auch nur Menschen. Es ist nicht sinnvoll und förderlich wenn du mit deiner Problematik bei einer Therapeutin landest, die gerade dann kränkbar ist.

Wenn du seit "einigen Jahren" bei ihr in Therapie bist, was hat sich verbessert, verändert? Was waren deine Therapieziele, was davon hast du erreicht und was möchtest du noch erreichen?
Es ist nach einigen Jahren vielleicht auch ganz sinnvoll, den Therapeuten, eventuell auch die Therapierichtung zu wechseln um weiter zu kommen. Gerade wenn man das Gefühl hat dass es nicht wirklich weiter geht.
Wie sieht sie das denn, was soll noch bearbeitet werden, was soll noch kommen?

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alatan
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Beitrag Di., 10.01.2023, 19:01

blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 vor einigen Jahren endlich eine Therapeutin gefunden. Seitdem geht jedoch nicht wirklich was weiter.
Es ist wie bei Medikamenten. Was auf Dauer nicht wirkt, wollte man absetzen, denn es belastet den Organismus bzw. die Psyche.
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 Nachdem ich durch meinen Vater ein feines Sensorium für Gekränktheit entwickelte, habe ich leider festgestellt, dass auch meine Therapeutin auf gewisse - für außenstehende harmlose - Themen eine Kränkung "erleidet", und wie auch bei Vater dann in Kälte und einer Art Bestrafungsmodus übergeht. Das passierte ganz selten und dauert auch nicht lange, aber ich merke, wie ich mich dem gefügt habe und Konflikte seit dem immer mehr scheue.
Eine klassische Übertragung, die, wenn sie nicht bearbeitet und aufgelöst wird, zu einer Übertragungsneurose wird oder bei dir schon geworden ist. Das ist das Versäumnis der Therapeutin, die zum einen fachlich nicht gut zu sein scheint und zum anderen selbst nicht durchgearbeitet ist, sonst wäre sie gekränkt durch den Pat.
Btw: Eine Übertragungssituation an sich ist etwas Wunderbares, das man toll nutzen könnte, um den Pat. voranzubringen. Davon muss man aber Ahnung haben ;-)
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 schüchterne, unsichere Weise trotzdem mich in der Stunde ausgekotzt. Mir ging es besser.
Kurzzeitig bringt Auskotzen Besserung, das ist natürlich kein anhaltend wirksamer therapeutischer Weg.
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 Dann kam ich mir jedoch wiederum so vor, als wäre ich ihr Therapeut, sehr strange.
Grauslich.
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 Ist ein Fortschritt bei einer solchen Therapeutin überhaupt möglich,
Nein.
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 muss ich nicht gerade bei einer Vertrauensperson lernen, dass ich auch angenommen und "geliebt" werde, wenn ich ehrlich, authentisch bin?
Ja, das wäre ein Teil des therapeutischen Weges, genauer gesagt wäre er so: trotz all deiner sehr heftigen Gefühle, die in der Tiefe auch brutal-zerstörerisch sind, geliebt zu werden, denn genau das wurde dir versagt.
blackwhite hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 17:02 Auch wenn vom Job der Psychotherapie immer von "professioneller Hilfe" gesprochen wird, so sind halt doch auch nur Menschen mit ihren Problemen dahinter. Professionell bedeutet für mich in diesem Beruf deshalb vor allem im reinen mit sich selbst zu sein.
Wie wahr!

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blackwhite
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Beitrag Di., 10.01.2023, 20:39

ich bin recht stoz auf mich, dass ich es geschafft habe dagegen zu halten und voll und ganz hinter meiner Sicht zu bleiben, als sie mir meine Beobachtung ausreden wollte, dass sie gekränkt sei. Nachdem sie es dann eingestanden hat, meinte sie auf meine Frage, wie ich denn diese Minute von entgegengebrachter Kälte ertragen soll, dass ich die Kränkung als ihr Problem ansehen soll, es nicht meines ist, ich mich selbst in dem Moment lieben muss. Das stimmt schon.. aber das muss ich ja erst lernen, in dem ich ein möglichst bedingungslose Liebe zumindest von meiner Therapeutin entgegengebracht bekomme.

uff..

ja alatan, danke für deine Bestärkung und klaren Worte, ich denke du hast recht, mein Bauchgefühl sagt es mir schon länger, dass das (wieder) die falsche Therapie ist.

Ein (nur für mich ausgesprochenes) Therapieziel war tatsächlich, sollte es erneut zu einem Therapieabbruch kommen, nicht mich kommentarlos aus der Therapie rauszuschleichen als wäre nichts gewesen, sondern zumindest die Sache beim Namen nennen. Eigentlich war ich heute sogar sicher, dass das meine letzte Stunde ist. Dann war ich aber recht froh über meinen Einsatz / Überwindung und auch ihr verhältnismäßig hohes Selbstreflexionsvermögen, dass ich erst wieder weitere Stunden ausgemacht habe. Aber auf Dauer macht das wohl keinen Sinn..

Ein Ziel war vor allem die Wiedererlangung von Wehrhaftigkeit, Selbstsicherheit. Ein "Nein!" so äußern zu können, dass es nicht wie bisher als leere Worthülse daherkommt, sondern halbwegs selbstbewusst und wenn nötig auch mit Aggression verbunden. Aus der Opferrolle rausfinden. Im Endeffekt stecke ich seit dem ersten Drittel der Therapie aber in einer Art Stabilisierungsphase fest. Und irgendwie ist es logisch, wenn ich wieder tierisch aufpassen muss, wie das Gegenüber reagiert.


Ich glaube also es war eine würdige und gute letzte Stunde, was meine Reaktion anbelangt. Eine erneute Therapiesuche wird mit solchen Erfahrungen auch nicht leichter, denn bei jedem Thrapiebeginn hatte ich das Gefühl "das passt super".

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Koala141
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Beitrag Di., 10.01.2023, 22:48

alatan hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 19:01 Btw: Eine Übertragungssituation an sich ist etwas Wunderbares, das man toll nutzen könnte, um den Pat. voranzubringen. Davon muss man aber Ahnung haben ;-)
Kannst du das ausdeutschen?

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Sydney-b
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Beitrag Di., 10.01.2023, 23:21

Wenn du bereits seit mehreren Jahren bei ihr in Therapie bist: Wie viele Stunden hattest du seither insgesamt und welche Therapierichtung ist es?
Und weiß sie nun davon, dass du aufhören möchtest?

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blackwhite
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 00:19

Die genaue aktuelle Stundenanzahl weiß ich nicht auswendig, müsste ich bei der KK erfragen, der zweite Antrag (Verlängerung) muss nun auch schon wieder knapp ein Jahr her sein. Richtung ist Personenzentrierter Ansatz. Habe mich zuvor zwar mit Richtungen einigermaßen vertraut gemacht, die in meiner Situation am ehesten geeignet schienen, schlussendlich mich aber nur mehr nach freien Plätzen unabhängig einer Richtung orientiert, weil ich ein noch längeres Aufschieben in dieser akuten Phase für noch schädlicher empfand.

Den Therapeut zuvor habe ich übrigens nach einer Weile gewechselt, nachdem er mir u.a. in etwa sagte "Als Therapeut hat man naturgemäß immer wieder auch mit anderen Therapeuten zu tun (Fortbildungen etc.), und ich behaupte, dass locker 80% davon Narzissten sind. Eine unerträgliche Spezies. Ich bin auch einer, aber kein böser." Im gleichen Atemzug erzählte er mir, wie er wütend einen Taxifahrer anmachte, weil ihm irgendwas nicht gepasst hat. Er beklagte sich bei mir auch immer wieder über andere seiner Klienten, die sich bei ihm beschweren und "ihm das Leben schwer machen". War damals nicht mutig genug zu fragen, was die Info nun für mich soll. Vllt. sollte es auch eine eigenartige Aufmunterung an mich sein, mich doch auch einmal ihm gegenüber zu behaupten, wer weiß.

Nachdem mein Vater aller Anzeichen nach selbst tiefgehend problematisch-narzisstische Züge aufweist, war auch diese Thera-Klienten Kombination eindeutig ungeeignet.

Vllt. sollte ich einmal genau einen der Therapeuten wählen, die ich am ersten Blick ablehne..

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blackwhite
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 00:41

Habe mich gerade selbst dabei ertappt, dass ich so tue, als hätte ich die Therapie bereits offiziell beendet - in meinem Wunsch vllt. Der Reflex in mir ist gerade stark, diese für mich dann doch unangenehme endgültige Aussprache / Entscheidung schnell telefonisch zu erledigen, dann aber an das mir selbst gesteckte (kleine) Therapieziel gedacht, bis zum letzten Schritt (in dem Fall eben eine offizielle, persönliche Beendigung) der Therapie Standhaftigkeit zu zeigen und zu meinem Standpunkt stehen und zu äußern.

Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie ich diese ganze Stunde füllen soll.. Die heutige war ja schon gefüllt von (ausgesprochenen) Beendigungsgedanken, dass ich mir nicht mehr viel verspreche, sich alles im Kreis dreht, ich kein therapeutisches Schema erkenne etc.. Das führte dann eben in diese an sich lebendige Debatte über Kränkung, Selbstliebe usw.. War auf jeden Fall auf eine gewisse Weise die fruchtbarste Stunde seit Monaten. Und trotzdem sehe ich auf weitere Sicht kein wirkliches Weiterkommen mehr.

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Sydney-b
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 00:45

Da du noch bei der Therapeutin bist, könntest du sie beim nächsten Mal nach der Stundenanzahl fragen.
Du bist aus Deutschland, oder?
Jede Therapie hat ja nur eine begrenzte Stundenzahl.
Da du schon mehrere Jahre bei ihr bist, könnten die Stunden eh bald aufgebraucht sein.

Anschließend könntest du einen Verfahrenswechsel vornehmen.

Nee, wähle lieber keinen Therapeuten, der dir unsympathisch ist.
Dort wirst du dich sicherlich nicht wohlfühlen können.

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alatan
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 05:47

Koala141 hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 22:48
alatan hat geschrieben: Di., 10.01.2023, 19:01 Btw: Eine Übertragungssituation an sich ist etwas Wunderbares, das man toll nutzen könnte, um den Pat. voranzubringen. Davon muss man aber Ahnung haben ;-)
Kannst du das ausdeutschen?
Übertragungen finden in allen zwischenmenschlichen Begegnungen mehr oder weniger statt, d. h. dass man seine bisherigen Erfahrungen und daraus entwickelten Arten, auf Menschen zu reagieren, "im Gepäck" hat, insbesondere die, die man in der (frühen) Kindheit gemacht hat. Dieses "Gepäck" (erstmal neutral gemeint) nimmt man in jede neue Beziehung mit. So auch in die zum Psychotherapeuten. Man geht ja in Therapie, weil man Probleme hat, insbesondere emotionaler und beziehungstechnischer Art. Und genau das wäre ein Ansatz, dass man in der Beziehung zum Therapeuten mit dieser Art und Weise der Beziehung zum Therapeuten, die man eben "im Gepäck" hat, arbeitet - und das nicht in freier Wildbahn, sondern im geschützten "Labor", Experimentierraum, wo in der seelischen Arbeit alles erlaubt ist (bzw. sein müsste, denn viele Therapeuten haben vor nichts mehr Angst, als den tiefen Gefühlen des Pat.).

Nun kommt ein Pat. kommt mit all den Gefühlen, die ein wohl schwer narzisstisch gestörter Vater in ihm ausgelöst hat und die er als Kind verdrängen musste, weil der Vater sie nicht aushielt und nicht sehen wollte, sie vielleicht sogar bestraft hat. Ein guter Therapieraum wäre, das der Pat. eingeladen wäre, all diese Gefühle in der Tiefe zu erleben und durchzuarbeiten, damit er sie loswerden kann und nicht das eigene Leben damit belastet. Das ist aber nicht möglich, wenn der Therapeut ihm mit einer ähnlichen Symptomatik begegnet wie der Vater (oder auch, wenn der Therapeut in anderer Weise unbearbeitet gestört wäre). Dann werden zwar die Kindheitsgefühle mobilisiert, werden jedoch zurückgewiesen, bzw. es endet wie in einer Kampfarena, wo man nur noch die Flucht ergreifen kann. Wenn Pat. weniger stark sind, endet es in (Endlos)Verstrickungen und schweren Schädigungen, die in neuen Therapien versucht werden, aufzuarbeiten.

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 06:48

Auch ein Therapeut darf gekränkt sein oder andere Gefühle haben. Er soll ja auf Dich reagieren. Zumindest würde es mir nicht reichen, wenn mein Therapeut gleichbleibend auf alle meine Stimmungsschwankungen etc. reagiert. Es kann ja auch durchaus sein, dass ich etwas sage, was kränkend ist, dies aber vielleicht auch tue, weil ich es so erlernt habe oder um unbewusst den Therapeuten zu testen usw. - es würde viele Gründe geben.
Wichtig ist doch in erster Linie, dass der Therapeut dieses "gekränkt sein" bei sich bemerkt und ggf. dies auch thematisiert. Nicht in dem Sinne, dass Du Dich dafür entschuldigen sollst, sondern um zu erkennen, was da gerade in der Kommunikation zwischen Euch abläuft.
es ist und bleibt eine Beziehung zwischen zwei Menschen mit allen Ecken und Kanten, allerdings ist der eine in der Beziehung der Profi, der erkennt, wo es hakt und warum oder es zumindest anspricht.
Ich denke daher, es geht nicht darum, dass Du einen Therapeuten findest, der nicht kränkbar ist, sondern einen Therapeuten, mit dem Du genau diesen "wunden Punkt" bei Dir ausprobieren und besprechen kannst.
Wenn Du so viele Jahre bereits in Therapie bist, dann nehme ich an, dass sich auch bereits einiges verändert hat?
Es macht immer Sinn, nach längerer Therapie auch einfach mal "Zwischenbilanz" zu ziehen und zu überlegen, was habe ich bislang erreicht, was möchte ich erreichen, kann ich das hier noch oder brauche ich die Therapie überhaupt noch.

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blackwhite
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Beitrag Fr., 13.01.2023, 16:09

Jetzt 3 Tage nach dieser "konfrontativen" Therapiestunde gehts mir irgendwie richtig schlecht. Ich schwanke zwischen Schuldgefühlen und (unterdrücktem) Ärger, strahle eine Kälte aus, mein Selbstwertgefühl zu meiner Überraschung weit unten. Ich warte insgeheim wohl auf das "Bravo!" und Zuspruch meiner Therapeutin.
Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 06:48 Wichtig ist doch in erster Linie, dass der Therapeut dieses "gekränkt sein" bei sich bemerkt und ggf. dies auch thematisiert. Nicht in dem Sinne, dass Du Dich dafür entschuldigen sollst, sondern um zu erkennen, was da gerade in der Kommunikation zwischen Euch abläuft.
Macht die T aber von selbst aus nicht, im Gegenteil. Ich hatte zufällig die seltene Kraft es ihr unter die Nase zu reiben. Könnte ich das immer, wäre es auch noch mühsam genug ihr Thema zusätzlich parallel mitbehandeln zu müssen, bevor ich mit meiner Befindlichkeit, sozusagen der anderen Medaillenseite, fortfahren kann.
Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 06:48 Ich denke daher, es geht nicht darum, dass Du einen Therapeuten findest, der nicht kränkbar ist, sondern einen Therapeuten, mit dem Du genau diesen "wunden Punkt" bei Dir ausprobieren und besprechen kannst.
Eine Kränkung mit "bestrafender Abwehr" ist halt eine andere Liga für mich. Auch wenn ich lernen würde offensiv zu bleiben, nicht in Ohnmacht oder Bespaßungsmodus zu fallen, kann ich mir kaum vorstellen innerhalb dieser Konstellation offenen Herzens zu bleiben. Ein stellenweise aufkeimendes Kränkungsverhalten im normaleren Rahmen wäre aber vermutlich tatsächlich eine gute Übungsumgebung für mich.

Aber es muss noch nicht einmal Kränkung sein, von der ich mich einschränken lasse. Bsp: Während dieser Therapie machte ich auch eine Rehab. Ich erzählte meiner T anschließend (ohnehin schon sehr behutsam), dass es mir ganz gut tat mit anderen Therapeuten eine erweiterte Sicht zu erhalten. Sie wirkte enttäuscht und traurig. Besonders positive Erfahrungen ließ ich gleich ganz aus meiner Erzähung aus. Ich merkte, wie wichtig es ihr war, dass SIE es ist, die mir hilft / heilt. Hemmt mich Rücksicht oder Angst?! Und genau sowas vor Ort zu besprechen geht quasi nicht, ohne zuvor "ihr Thema" zu bearbeiten.

Ich bin jedenfalls nach wie vor komplett verwirrt über diese grundsätzliche Fragen "Was darf ich, wie weit kann ich gehen, sind meine Gefühle / Wahrnemungen immer ok zu äußern, in welcher Form, wann sind die Grenzen der Belastung des anderen zu respektieren,...

Ich bin u.a. mit dem Ziel in die Therapie gegangen, mich in meiner Selbstäußerung bestärken zu lernen und mich vor allem vor krankhaften Reaktionen von Personen wie meines Vaters möglichst nicht beeinflussen zu lassen. Und nun sitzt dort eben erst wieder eine Art Vater Figur.

Auch wenn ich im Moment kaum Motivation verspühre wieder zu ihr zu gehen, ist da trotzdem etwas in mir, das glaubt, mich gerade in diesem Setting selbst beweisen zu müssen.

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 13.01.2023, 19:35

Du bist bereits seit Jahren bei ihr in Therapie.
Wie lange denn genau und wieviel Stunden hattest du insgesamt?
Welche Therapierichtung ist es denn?

Es geht in dieser Therapie für dich nicht weiter voran.
Zudem ist deine Therapeutin bereits ziemlich alt.

Wie wäre es nun mit einem Neuanfang für dich, bei einem anderen Therapeuten und gegebenenfalls sogar mit einem Verfahrenswechsel?

Dort könntest du dein Thema dann angehen, bei der jetzigen Therapeutin scheint dies ja nicht zu funktionieren.

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Solage
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Beitrag Fr., 13.01.2023, 21:48

blackwhite, ich finde interessant wie reflektiert du die Therapeutin einschließlich deiner Reaktionen wahrnimmst, ohne daraus den Schluss zu ziehen, dass du so weit gehen darfst, wie du es dir selbst gestattest.

Du kannst es dir ganz alleine erlauben, ohne auf die Kränkbarkeit vom Gegenüber zu achten.
Zumal du ja nicht provozierend kränkbar sein willst.

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Beitrag Fr., 13.01.2023, 21:57

Mir ist es in der letzten Therapie immer wieder so ergangen, dass ich den Therapeuten nicht kränken wollte. Da war ordentlich Übertragung aus meiner Lebensgeschichte dabei.
Er sagte dann: Frau Solage, da sind Sie mehr bei mir als bei sich. Empfinden Sie mich als so kränkbar? Da machen Sie mich klein und trauen mir nichts zu.

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