Traumabearbeitung, ich versteh es nicht
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Traumabearbeitung, ich versteh es nicht
Hallo,
ich lese hier quer Beet. Immer wieder wird davon gesprochen, dass wenn man ein Trauma erlebt hat, zu einem speziellen "Traumatherapeuten"gehen soll.
So nun zu meinen Fragen:
Hat ein Traumatherapeut nicht auch eine eigentliche Richtung/Form, nach der er arbeitet z.b. TP,VT, TFP usw. und ist die Traumatherapie nicht nur ein Zusatz zu der eigentlichen Form? Man könnte auch fragen, gibt es die "Traumatherapie" alleine?
Wie und duch was unterscheidet sich eine Therapie, wenn ich z.b. zu einer TFP gehe oder einem Traumtherapie, z.b bei MIssbrauch. Was würde sich da konkret unterscheiden.
Dann das Thema "integrieren" und "abspalten" Könnte man nicht denken, wenn das Trauma abgespalten ist und ich keine Dissoziationen oder Flashbacks habe, ist alles gut, was ist beim Integrieren dann anders.
Klar leide ich unter Ängesten, Panik... Wären diese Symtome dann besser bewältigbar.
Lg
ich lese hier quer Beet. Immer wieder wird davon gesprochen, dass wenn man ein Trauma erlebt hat, zu einem speziellen "Traumatherapeuten"gehen soll.
So nun zu meinen Fragen:
Hat ein Traumatherapeut nicht auch eine eigentliche Richtung/Form, nach der er arbeitet z.b. TP,VT, TFP usw. und ist die Traumatherapie nicht nur ein Zusatz zu der eigentlichen Form? Man könnte auch fragen, gibt es die "Traumatherapie" alleine?
Wie und duch was unterscheidet sich eine Therapie, wenn ich z.b. zu einer TFP gehe oder einem Traumtherapie, z.b bei MIssbrauch. Was würde sich da konkret unterscheiden.
Dann das Thema "integrieren" und "abspalten" Könnte man nicht denken, wenn das Trauma abgespalten ist und ich keine Dissoziationen oder Flashbacks habe, ist alles gut, was ist beim Integrieren dann anders.
Klar leide ich unter Ängesten, Panik... Wären diese Symtome dann besser bewältigbar.
Lg
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Thema Traumatherapie:
Es gibt in allen gängigen Therapierichtungen Therapeuten, die eine Traumaweiterbildung haben können. Die Mehrheit mit dieser Weiterbildung gehört aber der Richtung Verhaltenstherapie an. Dann seltener TfP und sehr selten gibt es Psychoanalytiker mit einer expliziten Weiterbildung. Eigentlich kenne ich nur die Chefärztin vom Traumhaus in Bielefeld, die ursprünglich Analytikerin ist, wenn ich's richtig in Erinnerung habe.
Unter niedergelassenen Analytikern findet man das vermutlich eher selten, weil die therapeutische Herangehensweise an Probleme einfach eine ganz andere ist. Aber genau DAS ist bei vielen Traumata ja das Problem. Analyse bietet sich - in meinen laienhaften Augen - am besten bei leichten bis mittelschweren Bindungstraumata an. Ich glaube das deswegen, weil bei schweren Bindungstraumata eine Analyse mit all ihren Übertragungen schnell in einer Katastrophe enden kann.
Bei sexuellem und körperlichem Missbrauch oder Traumata bieten sich also eher die anderen beiden Richtungen an und da kommt es auch eher auf die Symptome an. Steht auch da eher die Bindungstraumatisierung im Vordergrund, könnte eine TfP die bessere Wahl sein. Leidet man mehr unter heftigen Flashbacks ist eine VT vielleicht sinnvoller.
Letztendlich würde ich aber da viel mehr nach der Passung gehen, als nach der Richtung. Das, was ich schrieb, ist er eine grobe Orientierung.
Zum Thema Integration/Abspaltung:
Jupp, wenn's komplett abgespalten ist, dann kann es sein, dass man vermeintlich gut damit lebt. Aber je nach Störung, sind dann da vielleicht Anteile unterwegs und/oder man bekommt vielleicht psychosomatische Probleme wie chronische Schmerzen, Magen-Darm-Störungen und so weiter. Vielleicht auch "einfach" Depressionen oder gar eine Psychose.
Aber natürlich macht es keinen Sinn ein Trauma zu bearbeiten, wenn's erfolgreich abgespalten ist und man keinerlei Probleme und Einschränkungen dadurch im Leben hat.
Und selbst, wenn man die hat, macht eine Integration nicht immer Sinn, aber das würde jetzt zu weit führen.
Es gibt in allen gängigen Therapierichtungen Therapeuten, die eine Traumaweiterbildung haben können. Die Mehrheit mit dieser Weiterbildung gehört aber der Richtung Verhaltenstherapie an. Dann seltener TfP und sehr selten gibt es Psychoanalytiker mit einer expliziten Weiterbildung. Eigentlich kenne ich nur die Chefärztin vom Traumhaus in Bielefeld, die ursprünglich Analytikerin ist, wenn ich's richtig in Erinnerung habe.
Unter niedergelassenen Analytikern findet man das vermutlich eher selten, weil die therapeutische Herangehensweise an Probleme einfach eine ganz andere ist. Aber genau DAS ist bei vielen Traumata ja das Problem. Analyse bietet sich - in meinen laienhaften Augen - am besten bei leichten bis mittelschweren Bindungstraumata an. Ich glaube das deswegen, weil bei schweren Bindungstraumata eine Analyse mit all ihren Übertragungen schnell in einer Katastrophe enden kann.
Bei sexuellem und körperlichem Missbrauch oder Traumata bieten sich also eher die anderen beiden Richtungen an und da kommt es auch eher auf die Symptome an. Steht auch da eher die Bindungstraumatisierung im Vordergrund, könnte eine TfP die bessere Wahl sein. Leidet man mehr unter heftigen Flashbacks ist eine VT vielleicht sinnvoller.
Letztendlich würde ich aber da viel mehr nach der Passung gehen, als nach der Richtung. Das, was ich schrieb, ist er eine grobe Orientierung.
Zum Thema Integration/Abspaltung:
Jupp, wenn's komplett abgespalten ist, dann kann es sein, dass man vermeintlich gut damit lebt. Aber je nach Störung, sind dann da vielleicht Anteile unterwegs und/oder man bekommt vielleicht psychosomatische Probleme wie chronische Schmerzen, Magen-Darm-Störungen und so weiter. Vielleicht auch "einfach" Depressionen oder gar eine Psychose.
Aber natürlich macht es keinen Sinn ein Trauma zu bearbeiten, wenn's erfolgreich abgespalten ist und man keinerlei Probleme und Einschränkungen dadurch im Leben hat.
Und selbst, wenn man die hat, macht eine Integration nicht immer Sinn, aber das würde jetzt zu weit führen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Es gibt (in Deutschland) auch viele Heilpraktiker für Psychotherapie, die „Traumatherapie“ als Zusatzbezeichnung haben. Das ist oft kombiniert mit Körpertherapie oder systemischer Therapie, gibt aber auch Gestalt-/Kunst-/Musiktherapie oder Sexualtherapie... glaube diese Zusatzqualifikation kann so ziemlich mit jeder therapeutischen Ausrichtung kombiniert werden.
Remember to leave pawprints on hearts.
Hallo Lawendelblüte!
Kurz eine Frage: Was ist TP?
Ich finde den Begriff auch völlig überbewertet oder doch zu sehr inflationär genutzt. Am wichtigsten erscheint mir nach wie vor die therapeutische Beziehung zu sein!
Da ist wirklich die Frage worauf du hinaus willst?!
LG candle
Kurz eine Frage: Was ist TP?
Ich habe es hier schon sehr oft geschrieben: Nein, es gibt keine Traumatherapie alleine. Ich habe mal eine TFP gemacht und da war der Therapeut zertifiziert in EMDR. Auch Hypnose habe ich dort gemacht.Lawendelblüte hat geschrieben: ↑So., 20.11.2022, 20:08 Hat ein Traumatherapeut nicht auch eine eigentliche Richtung/Form, nach der er arbeitet z.b. TP,VT, TFP usw. und ist die Traumatherapie nicht nur ein Zusatz zu der eigentlichen Form? Man könnte auch fragen, gibt es die "Traumatherapie" alleine?
Ich finde den Begriff auch völlig überbewertet oder doch zu sehr inflationär genutzt. Am wichtigsten erscheint mir nach wie vor die therapeutische Beziehung zu sein!
Was meinst du denn damit? Was willst du integrieren? Diesen Begriff habe ich bisher weitgehend hier im Forum gelesen im Zusammenhang mit einer DIS. Ansonsten habe ich persönlich nie etwas integrieren müssen oder dürfen.Dann das Thema "integrieren" und "abspalten" Könnte man nicht denken, wenn das Trauma abgespalten ist und ich keine Dissoziationen oder Flashbacks habe, ist alles gut, was ist beim Integrieren dann anders.
Da ist wirklich die Frage worauf du hinaus willst?!
LG candle
Now I know how the bunny runs!
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Aha, danke. Denn es stellt sich für mich die Frage : Wie erkenne ich, ob die Abspaltung "erfolgreich" ist oder ob sie mir insgeheim zusetzt. Ich war jahrelang unbekümmert. Aber sobald ein zusätzlicher Stressor, zb. Tod eines Angehörigen, Trennung in der Beziehung oder einfach ein hohes Stresslevel dazukommt, bin ich anfällig für Panik, Angst mit den üblichen Symtomen...usw. wie oben beschrieben. Würde es nun Sinn machen, mal tiefer zu graben, auf die Gefahr hin, dass alles schlimmer hoch kommt? Oder könnte das Hochgekommene dann richtige sortiert werden? Hm, ich weiß echt nicht wo ich stehe. Es fühlt sich irgendwie riskant an, da genauer hinzuschauen.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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@candle, jetzt war dein Post schneller als der den ich gerade geschrieben habe. Ja, das Wort Integrieren kommt immer so daher und ich verstehe auch nicht, was genau damit gemeint ist. Bisher habe ich es so verstanden. Man bearbeitet das Trauma aktiv, benennt es, bewegt es und dadurch kann es im Hirnkastl anders integriert werden und wirkt somit nicht mehr unbewusst negativ, qusis bringt dann keine Symtome hervor von denen man nicht weiß woher sie rühren....
Kurz gesagt möchte ich darauf hinaus, ob ich an das Traum richtig ran gehen soll oder lieber nicht, da die Symtome nicht gar so extrem sind wei SVV oder Suizid. Mit der Angst natürlich, dass erst alles richtig hochkocht. Es geht quasi um Verhältnismäßigkeit.
Kurz gesagt möchte ich darauf hinaus, ob ich an das Traum richtig ran gehen soll oder lieber nicht, da die Symtome nicht gar so extrem sind wei SVV oder Suizid. Mit der Angst natürlich, dass erst alles richtig hochkocht. Es geht quasi um Verhältnismäßigkeit.
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Lavendelblüte, ich hab bis Mitte 40 zuverlässig abgespalten. Ich hatte das Gefühl, je älter ich werde, desto schwerer wird das. Auch weil ich die körperlichen Auswirkungen von Krisen, die - wie Du sagst - durch zusätzlichen Stress ausgelöst worden waren, immer schlechter aushielt.
In meinem Fall war das eine Mischung aus K.otzen, fast nichts Essen, fast nicht Schlafen, unglaublich viel Rauchen, permanent Arbeiten. Heute weiß ich, das waren meine Strategien des Deckelns. Ich konnte es irgendwann einfach nicht mehr halten.
Geholfen hat mir am Ende eine Analyse. Meine Analytikerin hatte keine zertifizierte Zusatzausbildung, hatte aber eigene Erfahrung mit Trauma, auf die sie zugreifen konnte. Es stand manchmal auf Messers Schneide - aber irgendwie hat sie mich dann doch immer wieder erreicht.
Jetzt habe ich eine Ruhe in mir, wie noch nie. Meine Metapher: Ich bin geschlossen. Ich kann entscheiden, was ich rein und was ich rauslasse. Fühlt sich gut an.
In meinem Fall war das eine Mischung aus K.otzen, fast nichts Essen, fast nicht Schlafen, unglaublich viel Rauchen, permanent Arbeiten. Heute weiß ich, das waren meine Strategien des Deckelns. Ich konnte es irgendwann einfach nicht mehr halten.
Geholfen hat mir am Ende eine Analyse. Meine Analytikerin hatte keine zertifizierte Zusatzausbildung, hatte aber eigene Erfahrung mit Trauma, auf die sie zugreifen konnte. Es stand manchmal auf Messers Schneide - aber irgendwie hat sie mich dann doch immer wieder erreicht.
Jetzt habe ich eine Ruhe in mir, wie noch nie. Meine Metapher: Ich bin geschlossen. Ich kann entscheiden, was ich rein und was ich rauslasse. Fühlt sich gut an.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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.... das klingt gut "Ruhe wie noch nie" Damit möchtest du mir sagen, dass du dein Geschichte genauer betrachtest hast-mit allen was dazu gehört, Höhen und Tiefen, Schmerz, Wut, Trauer, Aggression, Leichtigkeit, Frohsinn, Hoffnung?
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Ich hab meine Geschichte nicht nur betrachtet. Ich hab tatsächlich viele alte Gefühle in der Übertragungsbeziehung reinszeniert. Ich musste da noch mal durch, um es hinter mir lassen zu können
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Das klingt gut ziegenkind. Leider habe ich keine Vorstellung davon wie das geht dauerhaft so sein zu können.
Ich habe das Gefühl mich mühevoll wiederholt am Schlawittchen packen zu müssen und vieles wieder neu lernen, was ich aus Therapien kenne.
Dazu- wie wird man übertrieben gesagt 100 kleine Traumata los?
candle
Ich habe das Gefühl mich mühevoll wiederholt am Schlawittchen packen zu müssen und vieles wieder neu lernen, was ich aus Therapien kenne.
Dazu- wie wird man übertrieben gesagt 100 kleine Traumata los?
candle
Now I know how the bunny runs!
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Candle, ich hatte irgendwann wirklich das Gefühl, dass es bei mir am Ende des Tages um einen zusammengehörigen Komplex an zerstörerischen Gefühlen ging: ich bin schäbig, ich bin widerlich, man kann mich nicht mögen, geschweige denn lieben, ich bin es nicht wert, dass es mir gut geht, ich trage eine riesige Schuld mit mir rum, weil ich falsch und eklig bin und dadurch andere dazu gebracht habe, schlecht zu mir zu sein. Das war für mich der eine Kern hinter tausend konkreten Sachen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Ich hatte auch mal den Eindruck, dass sich gleich mehrere Dinge auflösen und hatte eine gute Zeit, aber es ist dann wieder rückläufig geworden.
Gut, Panikanfälle habe ich kaum noch und das falsche Verhalten die Panik auszuschalten brauche ich eh nicht mehr, aber im Grunde geht es mir da wie vor den Therapien als ich dachte mir geht es gut. Nur fühlt es sich heute nicht gut an.
Aber ich denke, ich bin schon OT.
candle
Gut, Panikanfälle habe ich kaum noch und das falsche Verhalten die Panik auszuschalten brauche ich eh nicht mehr, aber im Grunde geht es mir da wie vor den Therapien als ich dachte mir geht es gut. Nur fühlt es sich heute nicht gut an.
Aber ich denke, ich bin schon OT.
candle
Now I know how the bunny runs!
@candle: Wenn Du schreibst, "Ansonsten habe ich persönlich nie etwas integrieren müssen oder dürfen", was verstehst Du da unter "integrieren"?
Danke!
Besten Gruß, guten Herbst,
S.
Danke!
Besten Gruß, guten Herbst,
S.
Symlink, ich kenne den Begriff der Integration weitgehend nur aus diesen Forum wo es um die Dissoziative Identitätsstörung geht. Ich habe das in Therapie selber nie gehört.
Lediglich beim EMDR wurde die Traumaverarbeitung beschrieben wie ein "Postpäckchen", das nun in die richtige "Schublade" verschoben wird und keine Beschwerden mehr verursacht und lediglich als Erinnerung (neutral) bestehen bleibt.
candle
Now I know how the bunny runs!
Danke Dir fuer Deine Antwort.
Mir is das naemlich auch gar so kein Begriff eigentlich.
Freundlichen Gruss,
S.
Mir is das naemlich auch gar so kein Begriff eigentlich.
Freundlichen Gruss,
S.
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