Verhalten der Therapeuten in Krisen

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Betti
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Verhalten der Therapeuten in Krisen

Beitrag So., 03.04.2022, 10:15

Hallo,

ich weiß es gibt zum Thema Krise diverse Threads, wollte jetzt aber trotzdem nochmals explizit nachfragen.
Wie verhalten sich eure Theras in Krisensituationen? Erstellt ihr Notfallpläne, gibt es Extratermine, spezielle Übungen, zur Not mal einen Kontakt (Nachricht, Telefonat) außerhalb der Stunde etc.?
Würde mich interessieren, wie ihr das so erlebt. Fühle mich diesbzlg. gerade etwas unsicher was sein sollte, sein darf und was natürlich auch ambulant einfach nicht mehr geleistet werden kann.

Danke euch.
Lg Betti

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Saly
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Beitrag So., 03.04.2022, 10:22

Ich finde das kommt drauf an, welche Art von Krise es ist. Wie oft kommt das vor? Wie klar äußerst du das?

Ich hatte bei der letzten Therapeutin oft Phasen, in denen es mir schlecht ging. Ich durfte ihr Mails schreiben und sie hat immer kurz geantwortet. Ging da hauptsächlich darum zu hören, dass sie da ist. Wenn es mir sehr schlecht ging konnte ich zur Telefonsprechstunde anrufen. Da hat sie sich dann oft die Zeit genommen und länger mit mir gesprochen.

Eine richtig harte Krise, die mit schlimmen Dingen im außen einherging hatte ich nur einmal. Das war das erste und einzige Mal, da hat sie sich von sich aus bei mir gemeldet. Also sie hat mich nach dem Wochenende angerufen und nach gefragt.

In meiner jetzigen Therapie hatte ich solche extremen Krisen noch nicht. Aber mein Therapeut hat ne Dienst-Handynummer, da wäre er wohl erreichbar. In welchem
Umfang weiß ich nicht,dass haben wir explizit noch nicht besprochen.

Und ja klar, wir besprechen schon, was ich tun kann wenn es mir schlecht geht außer Kontakt aufnehmen. Das sind Gedanken, Mantras, Übungen oder Handlungen, die mir helfen könnten.

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chrysokoll
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Beitrag So., 03.04.2022, 10:32

Betti hat geschrieben: So., 03.04.2022, 10:15 Fühle mich diesbzlg. gerade etwas unsicher was sein sollte, sein darf und was natürlich auch ambulant einfach nicht mehr geleistet werden kann.
Hast du das denn schon mal in der Therapie besprochen ?
Da gehört es hin, ich finde es wichtig von einer Therapeut eine klare Aussage zu haben was wie geht.

Meine Therapeutin hat ein berufliches Handy, da kann ich mich melden, also anrufen oder eine SMS schreiben.
Und ich kann mailen auf die berufliche Adresse (die privaten kenne ich gar nicht, also weder private mail noch Handy etc.)

Meine Therapeutin antwortet auch, bzw. ruft zurück, macht dann mit mir Krisenintervention und fragt auch ob ich eine extra Stunde brauche und möchte. Das war bisher bei mir noch nie nötig, aber es tut gut zu wissen dass es ginge.

Ich hab mich noch nie nachts gemeldet, auch noch nie an Sonntagen oder so, bzw. da würde ICH höchtens eine Mail schreiben an die Dienstadresse. Aber das ist eine Sache von Absprachen.

Weiss deine Therapeutin von den Krisen und von deinen Bedürfnissen ?

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Montana
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Beitrag So., 03.04.2022, 10:58

Ich denke, dass Krise ein Begriff ist, der zu unscharf definiert ist. Das kann so viel unterschiedliches sein und darum kann auch so viel unterschiedliches Therapeutenverhalten angemessen oder hilfreich (oder das Gegenteil davon) sein.

Ich bin also dafür, an ganz konkreten Beispielen zu beschreiben, was in welcher Situation und warum geholfen hat.

Dieser Thread hat sonst ein starkes Potential, in ein "aber MEIN Therapeut macht das und das" abzudriften.

Was meiner in einer Krise tun würde, weiß ich nicht. Ich hatte einmal das Problem, nicht weiter als bis in den Flur zu kommen, als die Stunde zuende war. Ich hatte immer Angst vor einer solchen Situation gehabt und erwartete, zur Not per Polizei oder Rettungsdienst "entfernt" zu werden. Und dann auf einer geschlossenen Station zu landen. Diese Angst war nicht unbegründet, denn das war woanders schon passiert. Er reagierte völlig anders als erwartet. Auch völlig anders als so, wie ich es mir als best case gewünscht hätte (mich in Ruhe lassen und ignorieren und mir den geordneten Rückzug ermöglichen). Dadurch habe ich jetzt keine Angst mehr vor einer solchen Situation, oder zumindest meistens nicht. Sie kam seitdem auch nicht nochmal vor.

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Betti
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Beitrag So., 03.04.2022, 11:26

Danke für eure Antworten.
Bei mir spitzt sich die Krise schon seit Monaten zu. Es gibt Phasen da geht es ganz gut, aber sehr viele Phasen da ist es einfach besch... Die Krise ist jetzt nicht im "Außen", sprich das irgendetwas Schlimmes passiert ist. Es geht darum, dass ich einfach schon seit Ewigkeiten nur mehr funktioniere.
Das Gefühl von "ich kann nicht mehr" wird immer stärker und sie weiß das auch alles. Sie versucht eigentlich seit Therapiebeginn letzten Sommer mich zu stabilisieren und mir klar zu machen, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Schlussendlich habe ich vor einigen Wochen mit Medikamenten gestartet. Die klassische Erstverschlechterung hat mich voll im Griff. Ich schlafe seit Wochen kaum mehr und das macht mich fertig. Hinzu kommt, dass SVV zunimmt und ich seit kurzem ganz schlimme Suizidgedanken habe. Diese werden nie in die Tat umgesetzt, das weiß ich, dafür liebe ich meine Kinder zu sehr. Aber schon alleine, dass diese Gedanken so präsent sind macht mir Angst.
Meine Thera weiß das alles. Letzte Stunde hat sie mir das Gefühl vermittelt, dass sie schön langsam ansteht. Sie hätte mich glaub ich am liebsten in der Klinik. Ehrlich gesagt, denke ich mittlerweile auch öfter darüber nach. Aber ich würde es trotzdem gern lieber ambulant schaffen und bei meinen drei kleinen Kindern daheimbleiben. Aber um es ambulant zu schaffen, habe ich mittlerweile das Gefühl ich brauche mehr Plan. Von ihr kommt nichts. Wir haben zwar wöchentlich unsere Stunden (obwohl die momentan wegen Corona und Quarantänen auch sehr oft ausgefallen sind), aber sonst kommt nichts. Ich habe das bisher nie angesprochen und mir auch vorgenommen, beim nächsten Termin mal vorsichtig anzufragen wie ich das machen soll. Von ihr kommt nur, Betti schau auf deine Bedürfnisse. Du musst dir mehr Auszeit nehmen etc. Ich versuche das auch alles, aber mit Job und drei kleinen Kindern ist da halt nicht viel drinnen. Ich darf ihr auch Mails schreiben, das haben wir gemeinsam vereinbart. Aber da ging es eher darum, dass ich ihr meine Gedanken welche ich in der Stunde nicht ansprechen kann, schriftlich mitteile.
Die letzten Mails waren wirklich schlimm. Wenn dies wer außenstehender lesen würde, würden die mich wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Aber darauf kommt nie eine Antwort. Es gibt keinen Notfallplan, es gibt keine Übungen o.ä. welche wir in der Stunde durchführen, damit ich vl. lernen kann mich selber zu stabilisieren (gibt es sowas überhaupt?). Ich fühle mich etwas hängen gelassen. Ich habe ein paar gute Freunde, welche zum Teil wissen wie es psychisch um mich steht. Aber momentan habe ich das Gefühl, die distanzieren sich etwas von mir. Ich glaube, denen ist das teils auch etwas zu viel. Was ich natürlich respektiere. Meine direkte Familie unterstützt mich wo sie kann, aber was mein „Innen“ angeht, da bin ich dann halt auch eher zurückhaltend. Ich will sie nicht damit belasten.

Tja und jetzt sitze ich da, immer wieder komplett überfordert mit meiner Situation, mit meinen schlaflosen Nächten, meiner extrem antriebslosen Stimmung und meinen krassen Gedanken und weiß nicht was tun. Irgendwie schaffe ich es eh immer wieder. Dann kommt wieder ein besserer Tag. Und insgeheim hoffe ich sehr stark, dass die Medikamente bald ihre Wirkung zeigen, weil so ist das nicht mehr lange aushaltbar. Aber ich wünschte mir manchmal etwas mehr von der Thera. Aber ich habe oft das Gefühl sie hält sich bewusst zurück.

Meine erste Thera hat in solchen Situationen dann mal nachgefragt. Mich kurz angerufen, mir einen Zusatztermin gegeben etc. Das war sehr selten der Fall, aber hat mir gutgetan. Ich wusste, da ist jemand. Auch sie hat immer wieder betont, Betti wenn es nicht mehr geht ab in die Klinik. Aber mit ihr habe ich es ambulant aus solchen Krisen gut raus geschafft. Jetzt fühle ich mich irgendwie allein gelassen. Außer, Betti vielleicht sollten sie in die Klinik, kommt da nicht viel.

Und daher wollte ich nachfragen, was man denn erwarten kann. Und was den Rahmen sprengt. Mir ist schon klar, dass jeder sein Privatleben hat, ich nur eine Patientin bin und es andere Anlaufstellen in Krisen gibt. Aber muss es denn immer gleich die Klinik sein?
Zuletzt geändert von Pauline am Mo., 04.04.2022, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze für bessere Lesbarkeit angebracht. Bitte darauf achten, danke.

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chrysokoll
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Beitrag So., 03.04.2022, 11:32

Betti hat geschrieben: So., 03.04.2022, 11:26 Aber muss es denn immer gleich die Klinik sein?
nein, es muss nicht "immer" Klinik sein und nicht "gleich"
Aber beides ist bei dir ja längt vorbei.
Eine Klinik ist eine Chance, eine Möglichkeit. Letztlich - von den ganz schlimmen Situationen abgesehen - entscheidest du ob du in eine Klinik gehst. Es ist auch deine Entscheidung ob du es für dich erst brauchst so schlimm abzurutschen dass es nicht mehr anders geht.
Ich denke ja letztlich wäre es insbesondere mit Kindern besser und leichter das zu planen, gerade dann wenn es noch was zu planen gibt. Dann kannst du nämlich für deine Kinder vorab sorgen und schauen dass sie gut unterkommen und auch für dich eine geeignete Klinik suchen und musst nicht im Zweifel, wenn nichts mehr geht, in die Aktupsychiatrie.

Und: Was konkret erwartest du von deiner Therapeutin?
Was könnte sie tun damit es dir besser geht, damit deine Krise bewältigt werden kann?

Ist da nicht viel Heils- und Wunderglaube, dass die Therapeutin irgendein Zaubermittel hat das dir die Klinik erspart?

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Betti
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Beitrag So., 03.04.2022, 13:35

chrysokoll hat geschrieben: So., 03.04.2022, 11:32 Und: Was konkret erwartest du von deiner Therapeutin?
Was könnte sie tun damit es dir besser geht, damit deine Krise bewältigt werden kann?

Ist da nicht viel Heils- und Wunderglaube, dass die Therapeutin irgendein Zaubermittel hat das dir die Klinik erspart?
Ich weiß eben nicht was ich mir erwarten kann oder darf. Das muss natürlich mit ihr geklärt werden. Aber daher meine Frage, wie das bei anderen abläuft. Vielleicht erwarte ich mir ja zuviel? Ich würde mich schon freuen, wenn sie mal kurz auf eine Mail antwortet. Nur damit ich weiß, sie ist da, dass sie es registriert. Keine Ahnung...

Prinzipiell fällt es mir ja sowieso extrem schwer um Hilfe zu bitten. Das mache ich so gut wie nie. Darum bin ich ja auch da wo ich jetzt stehe. :kopfschuettel:
Meine erste Thera hat eben manchmal von sich aus nachgefragt ob ich noch ne Stunde brauche oder wenn sie gemerkt hat, jetzt geht es gar nicht mehr, mich angerufen. War auch total schwer auszuhalten, aber hat schlussendlich gut getan. Und wie gesagt, das war selten.

Und ja, vielleicht habe ich die Hoffnung, dass die Thera ein Zaubermittel bereit hält, damit ich nicht in die Klinik muss. :anonym:

Ich weiß auch nicht. Es muss ja auch andere Wege geben als Klinik. Ich habe selber einen sozialen Beruf und ne Zeit in der Psychiatrie gearbeitet. Sprich ich habe durchaus eine Ahnung wie das dort abläuft. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich eben deshalb, dass ich zu Hause mit ambulanter Hilfe besser aufgehoben bin. Mein vertrautes Umfeld und meine alltäglichen Herausforderungen lenken mich dann ja doch wieder soweit ab, dass ich irgendwie wieder stabil werde. Aber eben nicht dauerhaft. Ich habe Sorge, dass ich in der Klinik vollkommen destabilisiert werde. Dass ich dort dann eben sein darf, mich "gehen lassen" kann. Sprich keinen Verpflichtungen mehr nachkommen müssen außer eben dort an gewissen Gruppen, Stunden etc. teilzunehmen. Und Therapie habe ich dort dann schlussendlich auch nicht viel mehr. Dort wo ich gearbeitet habe waren es 2 h/Woche. Sonst nur Gruppenangebote. Welche ja auch ihre Berechtigung haben. Aber ich weiß, dass mich dann so ein "negatives Umfeld", sprich viele Menschen denen es schlecht geht, nur triggert und ich noch mehr abrassle.

Abgesehen davon, spricht meine Thera glaub ich von Akutpsychiatrie. Um jetzt Unterstützung zu bekommen. Alles andere hat ja Wartezeiten von Monaten und länger. Und Akutpsychiatrie ist nicht gerade das, was ich anstrebe. Auch wenn ich manchmal gefühlt kurz davor bin...

Irgendwie sehe ich manchmal einfach keinen Weg mehr, der für mich gut bewältigbar ist.

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Shukria
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Beitrag So., 03.04.2022, 14:48

Betti hat geschrieben: Ich weiß eben nicht was ich mir erwarten kann oder darf.

Prinzipiell fällt es mir ja sowieso extrem schwer um Hilfe zu bitten. Das mache ich so gut wie nie.

Meine erste Thera hat eben manchmal von sich aus nachgefragt ob ich noch ne Stunde brauche oder wenn sie gemerkt hat, jetzt geht es gar nicht mehr, mich angerufen.
Vielleicht solltest du dich selber mal ehrlich fragen, wenn du in dich reinhorchst, wad du dir von ihr wünschen würdest. Ich glaub schon dad du ein gutes Gefühl für dich hast was du brauchen würdest, du traust dich nur nicht das offen zu kommunizieren.

Ich hatte mal ne krasse Phase mit Flashbacks und Suizidimpulsen. Da stand auch akutklinik zur Debatte. Da ich schon mal in der Psychiatrie war, wusste ich das mir das dort nicht hilft. Ich habe Therapiestunden gebraucht due Flashbacks zu bearbeiten und Unterstützung für die 1-2 Wochen bis zur nächsten Stunde. Also hab ich mir das so eingefordert. Mehr Stunden zur Traumabearbeitug und für due Zeit bis dahin gab es täglich Mails mit Antwort. Nach den zwei Wochen wurde alles auch wieder zurückgefahren.

Mails zb schreib ich immer dazu ob ich eine Antwort möchte oder nicht. Das ist aber klar so abgesprochen seit Beginn an. Oder manchmal schreib ich, ich möchte nur ein "gelesen" zurück, kein inhaltliches Eingehen.

Ambulant hat halt auch irgendwo Grenzen. Aber wir erarbeiten immer konkrete Sachen die ich ohne Therapeutin für mich tun kann. Atmen, Imaginationen... Struktur...
Anrufen nutze ich gar nicht.

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chrysokoll
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Beitrag So., 03.04.2022, 15:39

Betti hat geschrieben: So., 03.04.2022, 13:35 Abgesehen davon, spricht meine Thera glaub ich von Akutpsychiatrie. Um jetzt Unterstützung zu bekommen. Alles andere hat ja Wartezeiten von Monaten und länger. Und Akutpsychiatrie ist nicht gerade das, was ich anstrebe. Auch wenn ich manchmal gefühlt kurz davor bin...
dass Akutpsychiatrie für dich nicht gerade erstrebenswert ist verstehe ich vollkommen.
Aber: Es ist dann umso mehr deine Verantwortung zu sehen dass es nicht soweit kommt.
Eben z.B. auch durch die Planung eines Aufenthalts in einer geeigneten Klinik - ja, das hat Monate Wartezeit. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Oder was fällt dir als Alternative noch ein, du hast ja durchaus Ahnung, kannst über den Tellerrand blicken.
Wäre Tagesklinik eine Lösung? Zusätzliche Gruppentherapie? Etwas ganz anderes? Familienhilfe, andere Entlastung?

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 06:55

> Ich weiß eben nicht was ich mir erwarten kann oder darf. Das muss natürlich mit ihr geklärt werden. Aber daher meine Frage, wie das bei anderen abläuft. Vielleicht erwarte ich mir ja zuviel?

Das kann am Ende nur die TherapeutIn aussagen, was ihr zu viel ist und was nicht.

Ich kenne Fälle, wo sehr viel Zusatzunterstützung geleistet wird (mmn viel zu viel): Man darf immer anrufen, man darf ständig Mails schreiben, WhatsApp-Kontakt (geht gar nicht mmn), SMS schreiben usw.

In gesunden Fällen ist es ein klares Protokoll, das kann bspw. so aussehen:
Es wird vorher abgemacht, wie in welchen Krisensituationen reagiert wird, bspw. man darf eine E-Mail schreiben und die Therapeutin schreibt zurück, dass sie es gelesen hat und man in der nächsten Stunde darüber spricht.
Man darf auf den AB quatschen und sie sendet eine Nachricht zurück, dass sie das gehört hat.
In Ausnahmefällen wird eine Krisen-Zusatz-Stunde angeboten, die so kurzfristig es möglich ist dann angeboten wird.

Wichtig sind klare Grenzen die insbesondere von der TherapeutIn gesetzt wird. Es ist keinem geholfen, wenn das offen bleibt, sondern es muss da ganz klare Grenzen geben, sonst leidet die professionelle Therapeuten-Patienten Beziehung imens darunter. Ich kenne so viele Fälle, wo genau das nicht gelungen ist, unendliche Bedürfnisse des Klienten bei ihr ankommen.

Wenn der Bedarf sehr viel größer ist, als für eine gesunde Beziehung zuträglich, gehört das Hilfsnetzwerk ausgeweitet, ergo: Zusätzliche Anbindung an die PIA; zusätzliche Therapien wie Ergo/Körper etc. Therapie, Notfallkontakte, Notfallklinik usw.
Wenn sich alles nur auf den Therapeuten fokussiert, crasht es auf kurz oder lang und die Selbstständigkeit wird untergraben. Daher: Bei sehr viel mehr Bedarf, Netzwerk erweitern.
..:..

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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 08:43

Shukria hat geschrieben: So., 03.04.2022, 14:48 Vielleicht solltest du dich selber mal ehrlich fragen, wenn du in dich reinhorchst, wad du dir von ihr wünschen würdest. Ich glaub schon dad du ein gutes Gefühl für dich hast was du brauchen würdest, du traust dich nur nicht das offen zu kommunizieren.
Da hast du recht. Ich schaffe es nicht ihr zu sagen, was ich brauchen würde. Eben aus Angst ihre Grenze zu übertreten. Mit dem Wissen, dass die Therapeuten hoffentlich selbst ihre Grenzen wahren können. Trotzdem hält mich da etwas zurück. Eben wieder dieses "um Hilfe bitten". Dieses "ich bekomme mein Leben nicht selbst geregelt".
chrysokoll hat geschrieben: So., 03.04.2022, 15:39 Oder was fällt dir als Alternative noch ein, du hast ja durchaus Ahnung, kannst über den Tellerrand blicken.
Wäre Tagesklinik eine Lösung? Zusätzliche Gruppentherapie? Etwas ganz anderes? Familienhilfe, andere Entlastung?
Momentan fühle ich mich einfach oft alternativlos. Ja sicher könnte ich mich in einer Klinik anmelden und darauf warten bis ich einen Platz bekomme. Wann immer das auch sein wird. Was aber nichts daran ändert, dass ich gerade jetzt nicht weiß wie ich es schaffen soll. Und wenn ich jetzt akut in die Klinik fahre, ist meine größte Sorge eben gleich Akutpsychiatrie.
Ja ich muss mir überlegen, wie ich mir mal akut Entlastung schaffen kann. Irgendwas muss her, so gehts nicht weiter.
Sinarellas hat geschrieben: Mo., 04.04.2022, 06:55 Wenn der Bedarf sehr viel größer ist, als für eine gesunde Beziehung zuträglich, gehört das Hilfsnetzwerk ausgeweitet, ergo: Zusätzliche Anbindung an die PIA; zusätzliche Therapien wie Ergo/Körper etc. Therapie, Notfallkontakte, Notfallklinik usw.
Wenn sich alles nur auf den Therapeuten fokussiert, crasht es auf kurz oder lang und die Selbstständigkeit wird untergraben. Daher: Bei sehr viel mehr Bedarf, Netzwerk erweitern.
Ja Sinarellas, da geb ich dir vollkommen Recht. Ich mache auch bereits zusätzliche Therapien - körperbezogen. Zum Teil wegen körperlichen Beschwerden, zum Teil alternative Methoden wegen meiner psychischen Situation. Ich komme mir einfach nur schon so erbärmlich vor. Überall angekrochen zu kommen wegen diverser körperlicher und psychischer Probleme um dann wieder zu sagen es hilft nicht. :kopfschuettel:

Naja jetzt mal durchhalten bis zum nächsten Therapietermin und dann muss ich mit ihr darüber reden wie ich das weiter handhaben kann. Auch wenn ich jetzt schon weiß, dass ich kaum ein Wort herausbekommen werde. :anonym:

Ich danke euch für eure Antworten.

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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 10:55

Oh Mann, jetzt habe ich meiner Thera eine Mail geschrieben und dort festgehalten, dass es mir nicht gut geht. Das ich hilflos bin und einen Plan brauche wie ich das schaffen kann. Ihre Antwort: Ich solle in die Psychiatrie gehen. Es wäre Zeit. Ich solle ihr bestätigen, dass ich das mache. :-((
Ich bin fassungslos, das Vertrauen, welches sowieso noch nicht wirklich gefestigt war ist weg. Ich spüre keinen Boden mehr unter meinen Füßen...

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DiemitdemHundgeht
Helferlein
Helferlein
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Beiträge: 104

Beitrag Mo., 04.04.2022, 11:09

Ich finde ihre Antwort jetzt nicht so verkehrt bei dem, was geschildert wurde. Was genau hättest du dir denn für einen Plan gewünscht?

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Betti
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Beitrag Mo., 04.04.2022, 11:25

DiemitdemHundgeht hat geschrieben: Mo., 04.04.2022, 11:09 Ich finde ihre Antwort jetzt nicht so verkehrt bei dem, was geschildert wurde. Was genau hättest du dir denn für einen Plan gewünscht?
Ich hab erstens nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt antwortet, hat sie außer auf meine erste Mail noch nie gemacht. Und doch hat es gut getan zu wissen, sie hat es registriert. Aber das hab ich nicht erwartet. Ich dachte eher an, ja reden wir in der nächsten Stunde explizit darüber o.ä. Aber momentan weiß ich nicht ob ich da noch hin will. Ich fühle mich jetzt noch schlechter.

Und ja ich weiß, alle sagen ab in die Klinik. Ich kann nicht...

Gibt es denn keinen der das verstehen kann? Tut mir leid, ihr könnt ja auch nichts dafür und meint es ja nur gut mit diversen Ratschlägen.

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Lillern
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Beiträge: 534

Beitrag Mo., 04.04.2022, 11:28

Hallo Betti,

ich kann verstehen, dass die Antwort dich etwas aus der Bahn wirft, wenn du dir eigentlich Einsatz von ihr gewünscht hättest.
Vielleicht wäre es an der Zeit das mal klar zu sagen. Therapeuten können sowas ja auch nicht zwingend erahnen. Ich weiß jetzt nicht ob du ihr schon geantwortet hast, ich würde allerdings einfach mal schreiben, dass ich mir da mehr einen Plan mit ihr gewünscht hätte, was Sie da noch machen kann, oder wir gemeinsam, was zu mehr Stabilität führt. Nein sagen kann sie ja sowieso, aber dann hast du das für dich vielleicht ein wenig klarer. Ich schätze so ein Nein käme sicherlich auch mit einer guten Begründung. So scheint es ein wenig als könntest du dich nicht mit einer andere Option anfreunden, auch weil du noch gar nicht herausgefunden hast, ob sie dir nicht vielleicht noch mehr geben kann.

LG
Lillern

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