Beobachten Therapeuten Körpersprache?
Beobachten Therapeuten Körpersprache?
Hallo ich hätte mal die Frage ob und welche Erfahrungen ihr gemacht habt im Bezug darauf, ob TherapeutInnen auch Bezug auf eure Körpersprache nehmen? Vor allem wenn ihr gerade nicht sprecht?
Ich liege ja während der Analyse und frage mich immer ob ich in meinen Reaktionen beobachtet bin. Auch ob ich meine Reaktionen theamatisieren sollte? (Zum Beispiel, wenn ich ein Unwohlsein verspüre oder Übelkeit mich überkommt.) Und dann frage ich mich ob mein Therapeut mich vielleicht beobachtet oder nicht? Ich sehe ihn ja nicht...Ich frage mich ob das dazu gehört oder nicht?
Einmal sprach er etwas an, da war ich schwer irritiert weil ich eigentlich dachte, dass er in seiner "freischwebenden Aufmerksamkeit" wo völlig anders ist. Könnte auch Zufall gewesen sein...
Was sind eure Erfahrungen damit?
Ich liege ja während der Analyse und frage mich immer ob ich in meinen Reaktionen beobachtet bin. Auch ob ich meine Reaktionen theamatisieren sollte? (Zum Beispiel, wenn ich ein Unwohlsein verspüre oder Übelkeit mich überkommt.) Und dann frage ich mich ob mein Therapeut mich vielleicht beobachtet oder nicht? Ich sehe ihn ja nicht...Ich frage mich ob das dazu gehört oder nicht?
Einmal sprach er etwas an, da war ich schwer irritiert weil ich eigentlich dachte, dass er in seiner "freischwebenden Aufmerksamkeit" wo völlig anders ist. Könnte auch Zufall gewesen sein...
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Ich glaube schon, dass ein Therapeut die Körpersprache beobachtet. So mehr oder weniger macht das doch auch jeder von uns, oder? Und das sogar ganz automatisch. Jeder nimmt doch mehr oder weniger aufmerksam auch die Regungen von anderen wahr. Und ein Therapeut achtet da wahrscheinlich mehr drauf als der Durchschnittsmensch. Würde ich als Teil vom Job ansehen.
Ich glaube allerdings auch, dass man da ziemlich vorsichtig sein sollte, was die Deutung angeht. Manchmal mag die Deutung klar und offensichtlich sein, manchmal wird die Deutung aber auch falsch sein. Verschränkte Arme müssen beispielsweise nicht immer Abwehr oder ähnliches bedeuten. Die Person kann auch frieren. Oder findet es einfach bequem, die Arme so zu halten.
Ich glaube allerdings auch, dass man da ziemlich vorsichtig sein sollte, was die Deutung angeht. Manchmal mag die Deutung klar und offensichtlich sein, manchmal wird die Deutung aber auch falsch sein. Verschränkte Arme müssen beispielsweise nicht immer Abwehr oder ähnliches bedeuten. Die Person kann auch frieren. Oder findet es einfach bequem, die Arme so zu halten.
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Sicher nimmt Dein Therapeut auch Deine Körpersprache wahr - aber ich denke, es ist auch wichtig, dass Du sagst, wie Du Dich gerade fühlst, denn das was er wahrnimmt, muss nicht unbedingt mit Deinem Gefühl übereinstimmen. Ein guter Therapeut nimmt auch zunächst erst mal nur wahr, ohne zu interpretieren.
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ich mache keine Psychoanalyse, daher sind meine Erfahrungen anders.
Ich mache Verhaltenstherapie / Traumatherapie und meine Therapeutin beobachtet mich und meine Körpersprache genau, schaut auf meine Reaktionen.
Aber wir sind anders als in der Anaylse ja im direkten Austausch.
Sie spricht das auch an, gibt vorsichtig Rückmeldungen. Und ermuntert mich zu sagen was ich spüre, das ist für mich nicht einfach.
Aber z.B. Übelkeit teile ich natürlich mit
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Du bist nicht zufällig bei einer Frau Dr. F.-M. ?
Was du beschreibst, passt so gut auf sie und meine Erfahrung mit ihr.
Was du beschreibst, passt so gut auf sie und meine Erfahrung mit ihr.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
Franz Kafka
Die alte thera hat in ihre Protokolle immer geschrieben, wenn sie meine Körper Sprache gespiegelt hat. Warum das wichtig war, weiß ich allerdings nicht.
Gute Therapeuten beobachten die Körpersprache, denn sie sagt immer "die Wahrheit" - im Gegensatz zur verbalen Sprache. Und sie beziehen das bestenfalls direkt in die Therapie mit ein. Darüber können viele Menschen besser verstehen, was in ihnen emotional vorgeht. Leider achten Therapeuten selbst kaum auf ihre eigene Körpersprache und die paraverbalen Aspekte der gesprochenen Sprache wie Stimme, Intonation, Sprachmelodie, die einen enormen Einfluss auf das Therapiegeschehen haben können.
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Ernst gemeint? Nicht ernst gemeint? Oder warum steht "die Wahrheit" in Anführungszeichen?
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wobei das aber nicht so pauschal gesagt werden kann gerade bei Kindheitstraumata: ganz oft hat man als Kind gelernt/lernen müssen, dass etwas gut und richtig ist, obwohl es überhaupt gar nicht gut und richtig ist, aber zum Überleben notwendig. Auch die Körpersprache wurde „gelernt“. Und oft kommt so was dann auch in der Therapie raus. Deshalb ist es wesentlich, nicht vorrangig auf Körpersprache zu achten, sondern das auch zu verbalisieren, was in einem vorgeht.
Wie viele Menschen mit Traumata oder Persönlichkeitsstörungen lächeln oder lachen, während sie ganz schlimme Dinge erzählen…
Wie viele Menschen mit Traumata oder Persönlichkeitsstörungen lächeln oder lachen, während sie ganz schlimme Dinge erzählen…
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Da gebe ich dir Recht. Mir geht es stellenweise heute noch so, wenn ich schlimme Dinge erzähle mein Pokerface aufhabe und mit der Sonne um die Wette lächle, obwohl mir in dem Moment einfach zum Heulen zumute ist, ich aber nie gelernt habe offen Gefühle zeigen zu dürfen. Ich kam mir am Anfang da auch immer recht doof vor. Ich sitze hier und lache. Denkt der Therapeut ich nehme die Thematik nicht ernst, oder denkt der Therapeut 'So Schlimm kann es ja nicht sein, wenn sie lacht'? So Gedanken kamen in mir hoch, bis ich mal gesagt habe "Ich würde jetzt am liebsten weinen, aber ich kann keine andere Emotion abrufen, deshalb lache ich".Gespensterkind hat geschrieben: ↑Di., 11.01.2022, 16:23 Wie viele Menschen mit Traumata oder Persönlichkeitsstörungen lächeln oder lachen, während sie ganz schlimme Dinge erzählen…
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.
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Hm. Wenn ich in der Therapiestunde die ganze Zeit merkwürdig lache (kommt vor) wissen mein Therapeut und ich, dass es gerade besonders schlecht ist…
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Ich fühle da mit dir, Gespensterkind. Absolut. Ich sehe das als Schutz Mechanismus, um nicht zu zerbrechen.
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.
Inadäquates Lachen mag für ein irgendein Gegenüber normal erscheinen, für einen guten Therapeuten jedoch nicht, denn er/sie weiß, dass dahinter Angst steckt. Ebenso ist es mit einem Pokerface, das ein guter Therapeut erkennt und ansprechen wird, möglicherweise auf den Patienten auffordern wird, seine wirklichen Gefühle zu erleben und auszudrücken, wenn er therapeutisch vorwärts kommen möchte.
@diesoderdas: Die Wahrheit: meine ich ernst; in Anführungszeichen, weil es "die (absolute) Wahrheit" niemals gibt.
@diesoderdas: Die Wahrheit: meine ich ernst; in Anführungszeichen, weil es "die (absolute) Wahrheit" niemals gibt.
Ich dachte um ehrlich zu sein, bei Analyse sitzt der Therapeut so, dass auch er der Klienten bloß aus dem Augenwinkel sehen kann ?!?
Hast du das Thema noch nie angesprochen, mimikry?
Hast du das Thema noch nie angesprochen, mimikry?
Eigentlich haben alle Therapeutinnen bei denen ich im Laufe der Jahre war, auf die Körpersprache geachtet bzw. mir da auch Rückmeldung gegeben. Z.B. wenn ich sehr verkrampft oder zusammengekauert da saß. Wenn ich vor Anspannung nur noch ganz flach oder gar nicht mehr geatmet habe. Aber auch 'positive' Dinge wie dass ich heute irgendwie 'strahlen' würde.
Anfangs war mir das ziemlich unangenehm. Das hatte für mich sowas von 'die durchschaut mich' und nimmt Dinge wahr, die ich selbst noch nicht mal richtig bemerke. Ich fühlte mich öfters mal ertappt. Was weniger mit der jeweiligen Therapeutin zusammenhing als damit, dass ich als Kind halt gelernt hatte (zwangsweise), meine Körperreaktionen und Gesichtsausdrücke möglichst gut zu tarnen und zu verbergen. Und, es war mir unangehm, so direkt in Rückkopplung zu meinem Körper gebracht zu werden, weil ich damals eigentlich komplett abgekoppelt davon war.
Das hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Durch die Rückmeldungen von Therapeutinnenseite nehme ich meine eigenen Reaktionen und Körperausdrücke inzwischen selbst viel klarer und bewusster wahr und das hilft mir oft auch dabei, mich selbst besser zu verstehen und meine Emotionen besser einzuordnen. Und irgendwie ist auch mein Verhältnis zu meinem Körper ein anderes geworden: Von "das ist eine Hülle, die funktionieren muss und die mich aber bloß nicht 'verraten' darf" zu einem lebendigen Teil von mir selbst, das mir auch wichtige Rückmeldungen und Rückkopplungen gibt.
Das war aber ein längerer Prozess, und das lief eher so 'nebenbei' mit in den Therapien, als dass wir da ganz gezielt dran gearbeitet hätten.
Anfangs war mir das ziemlich unangenehm. Das hatte für mich sowas von 'die durchschaut mich' und nimmt Dinge wahr, die ich selbst noch nicht mal richtig bemerke. Ich fühlte mich öfters mal ertappt. Was weniger mit der jeweiligen Therapeutin zusammenhing als damit, dass ich als Kind halt gelernt hatte (zwangsweise), meine Körperreaktionen und Gesichtsausdrücke möglichst gut zu tarnen und zu verbergen. Und, es war mir unangehm, so direkt in Rückkopplung zu meinem Körper gebracht zu werden, weil ich damals eigentlich komplett abgekoppelt davon war.
Das hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Durch die Rückmeldungen von Therapeutinnenseite nehme ich meine eigenen Reaktionen und Körperausdrücke inzwischen selbst viel klarer und bewusster wahr und das hilft mir oft auch dabei, mich selbst besser zu verstehen und meine Emotionen besser einzuordnen. Und irgendwie ist auch mein Verhältnis zu meinem Körper ein anderes geworden: Von "das ist eine Hülle, die funktionieren muss und die mich aber bloß nicht 'verraten' darf" zu einem lebendigen Teil von mir selbst, das mir auch wichtige Rückmeldungen und Rückkopplungen gibt.
Das war aber ein längerer Prozess, und das lief eher so 'nebenbei' mit in den Therapien, als dass wir da ganz gezielt dran gearbeitet hätten.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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