Vertrauen bewahren

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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peponi
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Vertrauen bewahren

Beitrag Do., 23.09.2021, 21:39

Hallo,

ich wende mich an euch mit einem Problem, das in meiner Therapie immer wieder auftaucht und mir zu schaffen macht.
Es geht darum, Vertrauen nicht nur fassen, sondern auch bewahren zu können.
An sich vertraue ich meinem Therapeuten mittlerweile im Großen und Ganzen. Aber dieses Vertrauen ist nicht konstant, sondern bricht immer wieder ein. Ich schaffe es einfach nicht, ein positives inneres Bild von ihm aufrecht zu erhalten. Dann sagt er einen blöden Satz, der manchmal wirklich blöd ist - was er dann auch zugibt -, den ich meistens aber aus dem Kontext reiße und völlig umdeute. Dann ist alles wieder zurück auf Werkseinstellung und ich mache den Therapeuten wieder zum Feind und blende alles aus, was er sonst gesagt hat. Manchmal ist es auch so, dass ich in der Sitzung bin und ihm wirklich glaube, dass er meint, was er sagt, und dass er mir nichts Böses will, aber sobald ich raus bin, fehlt mir dieser Glaube plötzlich komplett.
Also an sich ist da schon Vertrauen, aber es ist einfach nicht konstant, nicht stabil.
Wir sprechen das wieder und wieder durch, aber ehrlich gesagt empfinde ich das allmählich als ermüdend, da es einfach genug andere Baustellen gäbe.

Ich weiß nicht, ob das so klar wird, was ich meine. Auf jeden Fall möchte ich gerne nach anderen Perspektiven und vielleicht auch Erfahrungswerten fragen, da ich nicht denke, die Einzige zu sein, der es so geht. Wie kann ich das schaffen, wirklich langfristig Vertrauen zu bewahren und das nicht immer wieder wegen Kleinigkeiten in Frage zu stellen? Wie habt ihr das geschafft, wenn es euch ähnlich geht, habt ihr das überhaupt geschafft?
Denn mich nervt das ziemlich und ich würde das wirklich gerne ändern, weil es mir nicht nur mit dem Therapeuten so geht, sondern in (engeren) sozialen Beziehungen allgemein.
silence like a cancer grows.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 23.09.2021, 21:53

Du hast Gründe und ganz sicherlich eine Vorgeschichte weswegen du nicht oder kaum vertrauen kannst.
Und vermutlich auch eine Diagnose.
Ich verstehe dass dich das nervt, ich kenne das auch zu gut.
Man kann sich da nicht zwingen, man kann sich Vertrauen nicht verordnen, man kann nicht rein rational ein inneres Bild bewahren.
Das kann sich nur langsam entwickeln. Mit einem Therapeuten der das versteht, der sich auf einen einstellen kann, das behutsam genug vorgeht.

Gibt es denn Dinge die dir helfen z.B. mit dem Therapeuten länger so im Vertrauen zu bleiben, gebunden zu bleiben? Wann ist das der Fall, was war da? Und was ist wenn es nicht geht?
Nicht vertrauen können IST eine zentrale Baustelle, für die man ganz viel Zeit und Geduld braucht. Leider.
Ich weiss nicht ob es jemals ganz gut wird, aber ich stelle an mir erstaunt fest dass es zumindest besser wird!

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peponi
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Beitrag Do., 23.09.2021, 22:41

chrysokoll hat geschrieben: Do., 23.09.2021, 21:53 Das kann sich nur langsam entwickeln. Mit einem Therapeuten der das versteht, der sich auf einen einstellen kann, das behutsam genug vorgeht.
Hmm, also er betont immer wieder, dass es, bedingt durch meine Vorgeschichte, völlig verständlich und normal ist, dass es mir so schwer fällt und dass das auch so sein darf. Er hat da eine Geduld, die mir manchmal fast auf die Nerven geht. Das mag auch alles sein, aber ich bin jetzt bald zwei Jahre bei ihm, da müsste es doch irgendwann einfach besser werden?! Zwei Jahre sind doch eine lange Zeit und ich weiß, dass er mich respektiert und ernst nimmt und mir wirklich nichts Böses will. Und ich vertraue ihm an sich ja schon, nur kann ich dieses Vertrauen manchmal einfach nicht behalten. Eine Sicherheit in der Beziehung, wenn man so will, die fehlt einfach.

Gibt es denn Dinge die dir helfen z.B. mit dem Therapeuten länger so im Vertrauen zu bleiben, gebunden zu bleiben? Wann ist das der Fall, was war da? Und was ist wenn es nicht geht?
Ja, schon. Ich mache mir Notizen nach den Stunden, das hilft manchmal, wenn es wieder total einbricht und ich sonst was aus ihm mache, und mir das noch mal durchlese und feststelle, ok, ich reiße hier wirklich etwas aus dem Kontext, das haut so nicht hin. Ich denke manchmal, dass mir auch zwei Stunden wöchentlich helfen könnten (bin regulär nur einmal in der Woche da), weil ich dann gar nicht so viel Zeit dazwischen habe, um ihn zum Monster machen. Aber das kann ich zeitlich kaum unterbringen, er hatte das auch schon mal angesprochen, aber das ist schwer möglich. Also Kontakt und Präsenz, und sei es nur in der Form meiner Notizen, ist grundsätzlich gut, denn solange ich mit ihm in Kontakt bin, passiert es nicht. Nur fände ich es sinnvoll, dass es auch stabil bleibt, ohne dass ich dazu den Kontakt und/oder die Präsenz brauche.

Wir hatten jetzt auch eine längere Phase, wo das über sicherlich fast zwei Monate oder so gar nicht vorkam, nicht mal ansatzweise. Das habe ich wirklich als gut empfunden, weil da inhaltlich mehr passierte. Aber jetzt geht wieder gar nichts mehr.
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Fairness
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 03:05

Liebe peponi,

was mir aufgefallen ist, ist dass du scheinbar dazu tendierst, seine Gesten und Aussagen zu deuten. Vielleicht könnte es dir helfen, anzufangen, in der Stunde innezuhalten und nachzufragen, wie er etwas meint, oder warum er etwas tut... somit hättest du eine Antwort, bevor überhaupt der misstrauische Teil deiner Phantasie loslegen kann... Oder, weil dort nicht ums Leib und Leben ging, und du bereits in der misstrauischen Phantasie drin bist, könntest du dir, bis du seine Antwort bekommst, klar machen, dass du noch nicht weißt, wie das wirklich gemeint war. Dass das vorerst deine Interpretation ist. Und damit ein bisschen Abstand zu dem belastenden Gefühl bekommen.

Ein andauerndes Vertrauen entsteht, wenn du über wiederholend gute Erfahrungen mit jemanden merkst, dass dieser Mensch dir ehrlich zugewandt ist und auch dein Wohlsein ihm wichtig ist. Dass ihr Gemeinsamkeiten findet und einander die meiste Zeit versteht. Dass ihr neugierig über einander bleibt.

Und bevor das so weit ist, gibt man eher einen Vertrauensvorschuss. Ein der Merkmale ist, dass man wegen der mangelnden Kenntnis des Gegenübers kaum wissen kann, wo das hinführt. Manchmal ist Verdrängung beteiligt. Es beinhaltet also auch ein Risiko und man macht sich verletzlicher.

Deswegen finde ich dabei von Bedeutung, anfänglich zu glauben, dass mein Gegenüber mir freundlich begegnet und auch, dass ich dabei für mich gut sorgen werde, wenn ich in dieses neues Terrain reingehe. Mir selbst zu vertrauen, dass ich auf mein Wohlsein genügend aufpassen werde, dass ich die aufkommenden Situationen in einer Beziehung oder Begegnung bewältigen und bei eventueller Enttäuschung dazu lernen werde.

Mir hilft in solchem neuen Terrain die Achtsamkeit und Neugier, mit Gedanken und Wahrnehmung konzentriert dabei zu sein, das Gefühl ein wenig nach hinten treten lassen. Und gerade solche Phase, finde ich wichtig, weil das auch die Phase des tieferen Kennenlernen ist und Verstehen, ob der Mensch und ich zusammen passen.

Und wiederum, in einer vertrauensvollen Beziehung, kommen natürlicherweise des öfteren solche Momente, in welchen ich mich bedenkenlos dem Moment hingebe, anlehne. Da stellen sich die Fragen, wie im "neuen Terrain", kaum noch...

Und ich denke, dass das Zweite, ohne das gründliche Durchleben des Ersteren, ausbleiben würde. Manche Beziehungen bleiben dann deswegen eher auf einer oberflächlicheren Ebene. Dann ist auch im Vergleich weniger Sicherheit da.

Vielleicht hilft dir das ein bisschen..
Lieben Gruß.
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lisbeth
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 07:04

Dieses "nicht vertrauen können" hängt eng mit der nicht vorhandenen bzw unzureichend entwickelten Objektkonstanz zusammen. Objektkonstanz kommt aus der Bindungsforschung und bezieht sich auf die Fähigkeit des Kindes, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die relativ unabhängig von Bedürfnisbefriedigung ist. Objektkonstanz liegt vor, wenn das Kind eine Vorstellung von der Bezugsperson auch dann hat, wenn diese außer Sichtweite ist und wenn für das Kind dieser Zustand momentan unbefriedigend ist. Das Sichkümmern und die Fürsorglichkeit der Bezugsperson werden weiterhin gespürt und als gegeben angenommen.

Wenn man als Kind keine stabile Bindung zu seinen Bezugspersonen aufbauen konnte, aus welchen Gründen auch immer, dann fehlt dieses "Urvertrauen".

Die gute Nachricht ist: Diese Entwicklung lässt sich auch später noch "nachholen", in einem gewissen Rahmen. Dieses "Wachsen" kann auch in einer stabilen therapeutischen Beziehung geschehen.
Die weniger gute Nachricht: Das dauert und braucht Zeit. Viel Zeit.

Da gibt es keinen Knopf der mal gedrückt wird und alles läuft geordnet. Und das geht auch nicht immer gradlinig vorwärts, sondern auch mal 3 Schritte vor und 2 Schritte (manchmal auch 4) zurück, und oft dazu noch in Schlangenlinien. Und erst, wenn man mal etwas Distanz einnimmt und das Geschlängel in seiner Ganzheit betrachtet, merkt man, dass die Richtung doch eindeutig aufwärts zeigt.

Meine Erfahrung ist: Das Vertrauen wächst eigentlich so "nebenbei". Indem ich in Kontakt zu meiner Therapeutin gehe und dort viele Aufs und Abs mit ihr erlebe und manchmal auch durchkämpfe. Das Ziel "Vertrauen" stand für mich weniger im Vordergrund, sondern andere Inhalte. Das Vertrauen entstand bei mir, indem wir in die Auseinandersetzung gegangen sind (geraten sind) und ich festgestellt habe, ich mute mich zu, und sie bleibt da. Oder auch: Dass sie immer wieder zeigt, dass sie bereit ist (innerhalb des therapeutischen Rahmens) auf meine Bedürfnisse auch einzugehen, die anzuerkennen. Aber mein Teil ist, dass ich mich da zeigen muss und zu meinen Bedürfnissen auch stehen muss. Das ist eine Entscheidung, die man manchmal treffen muss, auch wenn das Vertrauen eher wackelig erscheint.

Vertrauen ist auch kein "stabiler" Zustand, auch bei vermeintlich "gesunden" Menschen nicht. Auch bei denen ist es immer wieder mal wackelig, so ein wenig wie Moorboden, der zwar grundsätzlich trägt, aber auch in Schwingungen gerät, wenn man daraufgeht. Der Unterschied ist wahrscheinlich, wie sehr wir uns von diesen Schwingungen verunsichern lassen...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Waldschratin
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 08:49

Ich kenne das auch.
Mir hilft meist, wenn ich mich grade dann an Situationen und Miteinander erinnere, wo ich ihm vertrauen konnte, er sozusagen sich als "vertrauenswürdig" erwiesen hat, ohne dass ichs groß hab einfordern oder thematisieren müssen.
Sind oft Kleinigkeiten nebenher im Miteinander.

Mir kommt zugute, dass ich seit geraumer Zeit die Stunden aufnehme und somit "pur" mir selber und auch ihm im Nachhinein zuhören kann. Auch das bringt dann oft wieder Klarheit für mich, was ist Übertragung aus dem Damals, was ist tatsächlich jetzt im Miteinander passiert.

Was die Objektkonstanz angeht : Kannst du dir da vielleicht ein "Übergangsobjekt" zulegen?
Irgendwas, das du mit dem Thera und seiner Präsenz verbinden kannst und bei dir haben kannst außerhalb der Stunden?
Am besten etwas, das er dir mitgeben kann aus seiner Praxis, was ihm gehört?

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Tobe
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 10:31

Hallo peponi,

auch ich verliere zwischendurch immer wieder das Vertrauen zu meinem Therapeuten, mal mehr mal weniger.
Ich denke das dies auch mit unseren bisher gemachten Erfahrungen zusammenhängt.
Zumindest ist es auch bei mir so, daß ich leider öfter die Erfahrung machen musste, daß ich den falschen Menschen vertraut habe und dies dann bitter bereuen musste.

Bei meinem Therapeuten kann ich mir rational gesehen, eigentlich sehr sicher sein, daß er absolut vertrauenswürdig ist.
Er hat bisher nie einen Anlass dazu gegeben, ihm nicht vertrauen zu können, dennoch kommt dieses Gefühl zwischendurch einfach ohne Anlass auf.

Ich zwinge mich dann trotzdem zumindest erstmal als Ziel weiter zur Therapie zu erscheinen.
Ich mache daraus in der Stunde dann allerdings auch kein Thema. Auch weil ich weiß, daß es nicht an ihm liegt.
Trotzdem bemerkt er diese Unsicherheit immer sofort und bestätigt mir immer wieder, daß es absolut verständlich ist bei meiner Vorgeschichte.
Er fragt auch immer, ob er mal in irgendeiner Form Anlass dazu gegeben hat, ihm nicht vertrauen zu können. Ich vermute daß er mich mit dieser Frage dazu ermutigt gezielt nach Anzeichen zu prüfen.

Er versucht in solchen Situationen mit mir herauszufinden, was mir in solchen Momenten Sicherheit bieten könnte.
Auch habe ich vor ein paar Sitzungen von ihm ein s.g. "Übergangsobjekt" mitbekommen.
Anfangs löste dies ein sehr merkwürdiges Gefühl in mir aus, auch weil ich Schwierigkeiten habe etwas anzunehmen und ich daß Gefühl nicht kenne, daß sich jemand um mich und meine Bedürfnisse so sorgt.
Ich kam mir ein wenig wie ein Kind vor, doch mittlerweile fühlt sich dies gut an, etwas von ihm bei mir zu haben.

Ich muss allerdings auch zugeben, daß ich aus aktuem Anlass 2x pro Woche einen Thermin bei ihm habe und für Notfälle seine eMail-Adresse sowie auch seine Handynummer bekommen habe.
Ich nutze dies aber nicht, da er auch ein Recht auf Privatleben hat. Es gab mir aber das Gefühl, daß der Kontakt, bzw. die Kontaktmöglichkeit bleibt, egal wo er ist. Es gab mir irgendwie Sicherheit.

Ich hatte nur einmal in seinem Urlaub die eMail-Adresse genutzt, als mein Lebensgefährte im Sterben lag.
Er fand es richtig und wichtig, daß ich ihn in diesem Moment kontaktiert habe. Auch um die Erfahrung machen zu dürfen, daß ich mich auf ihn verlassen kann und ich nicht alleingelassen werde.

Aber trotzdem habe ich zwischendurch immer wieder Zweifel mit dem Vertrauen können.
Dieses Gefühl entsteht zwischendurch immer wieder, obwohl ich nun alles erdenkliche habe, um mir eigentlich sicher zu sein. Ich denke damit müssen wir vorerst leben und mit der Zeit wird es vielleicht besser werden.

Mir hilft da nur ein wenig, daß ich mich immer wieder bewusst an Situationen erinnere, die mir an ihm gezeigt haben, daß ich ihm vertrauen kann.

L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 14:06

Pepponi,

ich kenne das auch, gerade das nachträgliche "Kaputt-Denken" von Stunden. Für mich hatte das auch damit zu tun, dass ich mich nach zugewandten und nahen Beziehungen zwar auch gesehnt habe, die aber gleichzeitig auch schwer zu ertragen fand, ihnen ausweichen musste wie einem heißen Feuer, dem man nicht zu nah kommen kann. Gerade gute Therapiestunden waren deshalb gefährlich und mussten genichtet werden.

Es ist in vielen Jahren Therapie (insgesamt sieben ....) langsam besser geworden. Geholfen hat (i) das immer und immer wieder drüber Sprechen; (ii) dem Mechanismus dessen, was ich da mache, auf die Spur zu kommen; (iii) Gefühle/Bedürfnisse/Sehnsüchte aushalten; (iv) aushalten, dass ich so verquer ticke, dass mir genau das weh tut, was ich doch eigentlich will; (v) richtig tief gefühlsmäßig begreifen, was da in mir mal kaputt gemacht worden ist; (vi) tief drüber Trauern

Langsam ist es besser geworden. das hat gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt, weil ich mein Leben und die Beziehungen darin jetzt ganz anders spüren, wahrnehmen und auch genießen kann als jemals zu vor. So viel mehr Lebendigkeit.

Für mich war das in der Therapie alles unheimlich schwer, auch weil da die für mich schwer auszuhaltende Asymmetrie dazu kam. Nachdem ich "es" da gelernt hatte, war das RL dagegen ein Kinderspiel ...
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Solage
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 20:25

Liebe peponi,

ich war extrem misstrauisch in der Folgetherapie nach einer übergriffigen Therapie.
Ich legte jedes Wort auf die Goldwaage und suchte das Haar in der Suppe.
Mein Therapeut sprach von großer Angst, die er bei mir spürte. Nachvollziehbarer Angst.

Ich beobachtete ihn genau und suchte nach Widersprüchen. Ist dieser Therapeut wirklich auf meiner Seite? Glaubt er mir? Versteht er mich? Er positionierte sich sehr klar gegenüber Täter. Ganz klar!

Wir haben uns trotzdem auf der Beziehungsebene etliche Jahre immer wieder auch missverstanden.
Und dann hat der Therapeut aber auch mal Mist gemacht und auch gelogen. Das war absolutes Gift für mich. Ich habe aber schon erkannt, dass das keine Bösartigkeit, sondern eine Schwäche war. Eine Schwäche, die mich schonen soll.
Die guten Dinge haben sehr überwogen, aber trotzdem neige ich dazu auch bei einem kurzen therapeutischen Missverhältnis die Beziehung in die Tonne zu hauen. Da ist dann alles Gute plötzlich weg. Es verschwindet hinter "dem Bösen" (vermeintlich Bösen) und ich kann das Gute auch nicht halten. Das ist aber kein Makel meinerseits, sondern ein notwendiger Schutz. Ich kann das nicht einfach wegmachen, dann würde ich mich selbst wegmachen.

Ich sagte in einer Sitzung, dass ich nicht verstehe, dass ich so empfindlich reagiere, wenn er mir sehr kurzfristig absagt oder eine Zusage nicht einhält. Er deutet: "Weil ich eine Bedeutung für sie habe". Ja klar, sonst würde ich mich da nicht so reinsteigern.
Dann habe ich einmal in einer in meinen Augen Übersprungshandlung die Therapie in den Sand setzen wollen und mein Therapeut reagierte darauf, dass ich eben nicht überreagiert habe. Er sagte, dass er sich wirklich nicht gut verhalten hat, aber aus sehr privaten Gründen nicht anders konnte. Er ist nicht ausgewichen.

So hat sich mit der Zeit entwickelt, dass ich entweder Vertrauen entwickelt habe oder auch nur weniger Angst. Das weiß ich noch nicht so genau. Es ist entspannter geworden und ich reagiere gelassener. Zu 100 % werde ich ihm nie vertrauen. Das wäre total ungesund. Sagt er selbst. Welchem Menschen kann man denn wirklich total vertrauen? Therapeuten sind privat auch anders.
Ich nehme mich zunehmend ernst.
Vielleicht auch nur bis zum nächsten Drama? Mal sehen. Ich glaube es aber nicht.

Liebe Grüße Solage

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Vogel1
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 20:31

Liebe peponi,
ich kenne das auch gut. Und wie alle geschrieben haben, es braucht Zeit. Bin nach einer kassenfinanzierten analytischen Psychotherapie jetzt am Selbstbezahlen und nach sechs Jahren dabei freiwillig die Stunden demnächst zu reduzieren.
Wenn ich aus der Präsenz mit der Therapeutin bin (außerhalb der Stunde), dann kann es allein schwierig für mich werden. Dann:
- fehlt mir die Sicherheit an meine eigenen Gefühle zu glauben, also ich glaube und nehme wahr in der Stunde liebevoll verstanden und angenommen zu werden. Danach vertraue ich meinem eigenen Gefühl nicht mehr
- mache ich sie in Gedanken zu jemandem, der mich ablehnt, nicht mag. Dabei bin ich es selbst, die mich dann manchmal nicht mehr liebevoll anschauen kann
- und wenn ich es richtig verstanden habe, hat sie mir auch mal gedeutet, dass man in frühkindlichen Verlassenwerdensituationen (siehe Bindung und Objektkonstanz) ja sowohl die Bindungsperson herbeisehnt aber auch "verflucht", weil sie einen eben verlässt.
- und hinzukommt dass ich mich dann auch noch wie ein Fass ohne Boden/schwarzes Loch fühle, bedürftig, in das ganz viel Zugewandtheit gelegt wird, aber versickert, ohne etwas zu ändern. Aber ganz langsam ändert sich doch etwas, auch wenn es hin und wieder brüchig ist.
- und in der Stunde selbst kann es auch vorkommen, dass ich denke, sie kritisiert mich, ist nicht mehr auf meiner Seite, ganz schlimm, dass ich auch schon rausgegangen bin. Aber das ist viel besser geworden mit der Zeit.
Viele Grüße und alles Gute dir,
Vogel1

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Solage
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Beitrag Fr., 24.09.2021, 21:18

In jedem Anfang wohnt schon das Ende.

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peponi
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Beitrag Sa., 25.09.2021, 11:35

Ich danke euch für eure ausführlichen Rückmeldungen und das Teilen eurer Erfahrungen. Ich musste das erst mal ein wenig sacken lassen und für mich reflektieren, aber ihr habt einige Aspekte genannt, mit denen ich sehr viel anfangen kann und die mir gerade helfen, das etwas besser einzuordnen.

Ich gehe das mal durch, muss den Beitrag aber aufteilen:
Fairness hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 03:05 was mir aufgefallen ist, ist dass du scheinbar dazu tendierst, seine Gesten und Aussagen zu deuten. Vielleicht könnte es dir helfen, anzufangen, in der Stunde innezuhalten und nachzufragen, wie er etwas meint, oder warum er etwas tut... somit hättest du eine Antwort, bevor überhaupt der misstrauische Teil deiner Phantasie loslegen kann..
das hatte mir der Therapeut auch schon einmal vorgeschlagen. Nur ist es in der Stunde selbst meistens gar kein Problem. Das kommt erst später, manchmal auch erst einen Tag, dass mir plötzlich wieder ein Satz in den Kopf schießt und ich auf einmal denke, WTF, was will er denn damit sagen? Ganz selten habe ich schon währenddessen irgendein seltsames Gefühl, von dem es mir aber schwer fällt, das ernst zu nehmen und über das ich lieber hinweg gehe. An der Stelle wäre definitiv noch Potenzial, um es direkt anzusprechen und damit aus der Welt zu räumen, bevor es so groß werden kann. Aber das ist halt eher die Ausnahme, meistens kommt das erst im Nachhinein.
Was ich ein, zwei Mal gemacht habe, ist ihn dann in seiner Sprechstunde anzurufen und das kurz in fünf Minuten zu klären, einen kurzen Realitäts-Check sozusagen. Das war an sich eine gute Erfahrung, aber so recht wohl fühle ich mich damit nicht.

Einen Vertrauensvorschuss kriege ich gar nicht auf die Reihe, den hat der Therapeut zum Glück auch nie von mir erwartet oder eingefordert. An sich bin ich da auf einem guten Weg, denke ich. Zeit und immer wieder die Erfahrung zu machen, dass mein Vertrauen bei ihm gut aufgehoben ist, hat da schon geholfen. Von dem ganz stark ausgeprägten Misstrauen am Anfang bin ich weg. Aber es kommt halt immer wieder durch. Um bei dem Beispiel mit dem Moorboden zu bleiben, das lisbeth gebracht hat: es sind nicht nur Schwingungen, sondern der Boden bricht wirklich ein und ich muss mich erst mal wieder da herausarbeiten. Und das kostet so viel Kraft und Zeit.

Was die Objektkonstanz angeht, bin ich mir irgendwie unsicher. Ich habe mich mal ein wenig mit Bindungstheorien auseinander gesetzt und würde mich auch eher zu einem unsicher-vermeidenden Bindungstypen zählen, aber so richtig sicher bin ich mir nicht, ob dem wirklich eine fehlende Objektkonstanz zugrunde liegt. Denn ich habe ja ein Bild vom Therapeuten im Kopf, eine innere Vorstellung, die ich auch spüren kann. Sie wird nur immer wieder negativ und diese negative Vorstellung spüre ich leider sehr viel stärker als die positive.
Waldschratin hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 08:49 Was die Objektkonstanz angeht : Kannst du dir da vielleicht ein "Übergangsobjekt" zulegen?
Irgendwas, das du mit dem Thera und seiner Präsenz verbinden kannst und bei dir haben kannst außerhalb der Stunden?
Am besten etwas, das er dir mitgeben kann aus seiner Praxis, was ihm gehört?
Er hat mir mal angeboten, eine kleine Figur mitzunehmen, die in seiner Praxis steht, aber ich habe ihm gesagt, dass er sein blödes Übergangsobjekt für sich behalten soll :red: das war eine etwas übertriebene Reaktion, denke ich im Nachhinein... ich verbinde mit diesen Figuren emotional auch gar nichts. Aber es gäbe tatsächlich etwas, mit dem ich emotional sehr viel verbinde, was er mal geholt und mir gegeben hat, als ich körperlich und seelisch zusammengebrochen bin und was mich in diesem Moment dennoch zum Lachen gebracht und da wieder rausgeholt hat. Aber ich weiß gar nicht, ob er das noch hat, vielleicht hat er das längst weggeschmissen. Und nachdem ich ihn so hab abblitzen lassen, würde ich mir noch blöder vorkommen, ihn danach zu fragen.
Die Stunden aufzunehmen finde ich allerdings eine sehr gute Idee, die ich auch schon mal hatte. Dann hat man das noch mal ein wenig ungefilterter und objektiver als jetzt z.B. in meinen Notizen, die natürlich nur auf meiner subjektiven Wahrnehmung beruhen. Ich habe mich bisher nicht getraut, das zu fragen, weil es mir irgendwie seltsam und ungewöhnlich vorkommt. Aber ich denke, ich werde das nächste Woche mal ansprechen.
Zuletzt geändert von peponi am Sa., 25.09.2021, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Sa., 25.09.2021, 11:37

ziegenkind hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 14:06 Geholfen hat (i) das immer und immer wieder drüber Sprechen; (ii) dem Mechanismus dessen, was ich da mache, auf die Spur zu kommen; (iii) Gefühle/Bedürfnisse/Sehnsüchte aushalten; (iv) aushalten, dass ich so verquer ticke, dass mir genau das weh tut, was ich doch eigentlich will; (v) richtig tief gefühlsmäßig begreifen, was da in mir mal kaputt gemacht worden ist; (vi) tief drüber Trauern
ziegenkind, ich will dir an der Stelle ein dickes, fettes Danke dafür da lassen, für den die Dankes-Funktion nicht ansatzweise ausreicht. Denn genau das ist es und ich habe mich so gut in deinen Worten wiederfinden können. Insbesondere den 4. Punkt, den du nennst: mir tut es weh, dass er so gut zu mir ist, so respektvoll. Das sind richtige körperliche Schmerzen, die ich wirklich im ganzen Körper spüre. Ich denke manchmal, dass es viel einfacher wäre, wenn er blöd zu mir wäre, mich schlecht behandeln würde. VIEL einfacher. Und das ist so absurd und verquer und bescheuert. Anstatt das 'genießen' (nicht der passende Begriff, aber mir fällt gerade kein besserer ein) zu können, muss mans kaputt machen und wenn die Handlungen des Therapeuten das nicht hergeben, deutet man sie einfach solange um, bis es wieder 'passt'. Das ist doch völlig bescheuert.
Mich machen die Punkte, die du nennst, gerade sehr nachdenklich und ich kann sehr viel damit anfangen und mir vorstellen, dass das wirklich helfen könnte. Aber ich merke auch, wie viel an Arbeit da eigentlich noch vor mir liegt. Und das nervt mich einfach so sehr und macht mir zugleich Angst.

Ihr schreibt alle von Zeit, die es gebraucht hat. Aber fast zwei Jahre sind doch keine kurze Zeit? Und klar sind Vertrauensprobleme eine zentrale Baustelle, aber ich habe nicht deswegen eine Therapie angefangen, sondern wegen anderer Probleme. Mir war nicht einmal klar, dass ich darin so viele Defizite habe. Ich dachte immer, ja, ich vertraue halt keinem, warum sollte ich auch, aber wenn ich es wirklich will, wird das schon gehen. Dann wollte und will ich es in der Therapie, aber es ging eben nicht. Das nervt mich so. Das funkt immer wieder dazwischen und eigentlich will ich ganz andere Thematiken bearbeiten, das würde auf meiner Prioritätenliste eher weiter unten stehen.
Solage hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 21:18 In jedem Anfang wohnt schon das Ende.
Da stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch und weiß leider nicht so recht, worauf du hinaus willst.
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Beitrag Sa., 25.09.2021, 18:46

peponi hat geschrieben: Sa., 25.09.2021, 11:35 Das kommt erst später, manchmal auch erst einen Tag, dass mir plötzlich wieder ein Satz in den Kopf schießt und ich auf einmal denke, WTF, was will er denn damit sagen? Ganz selten habe ich schon währenddessen irgendein seltsames Gefühl, von dem es mir aber schwer fällt, das ernst zu nehmen und über das ich lieber hinweg gehe.
Dazu möchte ich dir noch etwas da lassen... Es gibt verschiedene Wege, wie Menschen ihre Umwelt und die Eindrücke verarbeiten und du scheinst ein Mensch zu sein, welcher innerlich viel mit Gefühlen arbeitet, sich von Intuition leiten lässt und das ist perfekt in Ordnung so.

Doch es gibt manchmal auch Situationen im Leben, bei welchen Gefühle weniger behilflich sein können. Manchmal ist eine scharfsinnige Wahrnehmung gefragt, um rechtzeitig wichtige Inhalte im Hier und Jetzt aus dem Gesagten oder dem Tun raus zu ziehen.

Und da fragte ich mich, ob das ein Ansatz für dich sein könnte, solchen Scharfsinn zu pflegen, um zu lernen, das für dich 'Unstimmige' frühzeitiger zu erkennen und entsprechend aktiv zu werden. Therapie könnte ein gutes Übungsfeld dafür sein und dein Therapeut würde dir möglicherweise auch ein paar Tipps geben können, wie es geht, dass du deinem Gefühl gedanklich ein wenig im voraus sein könntest, und dich darauf verlassen könntest.
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peponi
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Beitrag Sa., 25.09.2021, 21:17

Fairness hat geschrieben: Sa., 25.09.2021, 18:46 Dazu möchte ich dir noch etwas da lassen... Es gibt verschiedene Wege, wie Menschen ihre Umwelt und die Eindrücke verarbeiten und du scheinst ein Mensch zu sein, welcher innerlich viel mit Gefühlen arbeitet, sich von Intuition leiten lässt und das ist perfekt in Ordnung so.
Ich musste ein wenig nachdenken, wie du das meinst.

Damit sprichst du einen ziemlich schwierigen Punkt an. Es fällt mir schwer, überhaupt zu erfassen und verstehen, wie ich meine Umwelt wahrnehme.
Eigentlich funktioniere ich da ziemlich rational die meiste Zeit, denke ich. Aber es gibt eben genau diese zwischenmenschlichen Interaktionen, in denen das nicht so ist. Da setzt etwas bei mir aus und ich unterstelle meinem in dem Fall therapeutischen Gegenüber nur das Schlechteste. Dann bin ich sehr impulsiv und reagiere sehr durch Emotionen geleitet. Ist es das, was du meinst?
Aber ich hab gelernt, meinen ersten Impulsen nicht nachzugeben, weil die oft kein guter Ratgeber sind.
Ich sage die Termine nicht ab, egal wie stark der Impuls ist, das zu tun. Ich gehe hin, obwohl mir manchmal schlecht wird davor und sich alles in mir sträubt. Ich werfe ihm seine blöden Taschentücher nicht an den Kopf.
Und da fragte ich mich, ob das ein Ansatz für dich sein könnte, solchen Scharfsinn zu pflegen, um zu lernen, das für dich 'Unstimmige' frühzeitiger zu erkennen und entsprechend aktiv zu werden. Therapie könnte ein gutes Übungsfeld dafür sein und dein Therapeut würde dir möglicherweise auch ein paar Tipps geben können, wie es geht, dass du deinem Gefühl gedanklich ein wenig im voraus sein könntest, und dich darauf verlassen könntest.
Auf jeden Fall, ich sehe die Therapie auch als ein Übungsfeld, in dem ich das in einem geschützten Rahmen ausprobieren kann.
Vielleicht sollte ich diesem Unstimmigen, wenn ich es denn in der Stunde spüre, wirklich mehr Beachtung schenken und es sofort ansprechen. Aber meistens kommt es erst danach. Mitunter habe ich mir das nicht mal in meinen Notizen aufgeschrieben, weil ich es so unwichtig fand und dann schießt es mir Stunden oder Tage später in den Kopf und macht alles Gute wieder kaputt.

Und gerade wenn es darum geht, wie ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, beschäftigt mich noch eine andere Frage. Wie kann ich lernen, meiner Wahrnehmung vertrauen, wenn ich weiß, dass sie manchmal nicht stimmt? Wie in solchen Situationen, in denen ich aus dem Therapeuten einen Feind mache, der er nicht ist?
Ich habe es so oft erlebt, dass das berechtigt war und mein Gegenüber sich früher oder später wirklich als feindlich herausgestellt hat. Und ich spüre keinen Unterschied, weil sich das, was sich dann gegen den Therapeuten richtet, genauso real anfühlt. Ich kann ihm nicht vertrauen, er wird mir nur Schaden zufügen.
Dabei würde ich gerne lernen, einen Unterschied zu erkennen, zu spüren, wann es angebracht und berechtigt ist und wann nicht. Denn das geht wirklich zulasten der Tiefe von Beziehungen, in der Therapie wie außerhalb.
silence like a cancer grows.

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