Zufällige Begegnung und Irritation

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chrysokoll
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Zufällige Begegnung und Irritation

Beitrag Do., 25.03.2021, 16:56

seit einiger Zeit mache ich nochmal eine Therapie, eine Traumatherapie.
Bei der Therapeutin fühle ich mich wirklich gut aufgehoben, sehr gut verstanden.
Ich weiß tatsächlich nichts von ihr, weder ihr Alter noch wo sie wohnt noch sonst was. Sie ist deutlich jünger als ich, sicher mindestens zehn Jahre, vielleicht auch mehr. Das war aber nie ein Problem für mich.

Nun ist mir meine Therapeutin gestern zufällig über den Weg gelaufen. Sowas soll ja mal vorkommen.
Es war eine ganz banale Situation, ich hab Essen für meine Tochter und mich bei einem Lokal in der Stadt geholt und sie war da auch.

Ich sah: Eine junge, flippige, alberne Frau, die mit ebenfalls jungen Freunden Quatsch macht, rumalbert.
Und ich krieg das überhaupt nicht mit dem Bild der ruhigen, neutral gekleideten Therapeutin in Einklang.
Jetzt macht sich in meinem Kopf breit: Sie kann bestimmt nichts mit mir anfangen usw.

Natürlich haben Therapeuten ein Privatleben, das ist mir sonnenklar. Nur irgendwie krieg ich lauter merkwürdige Gedanken. Hab Zweifel wie das die Therapie beeinflusst und beeinträchtigt.

Ist euch das schon mal passiert? Also eine Begegnung? Und der Therapeut, die Therapeutin war ganz anders?
Wie geht ihr damit um?
Kann mich jemand verstehen und hat einen Rat wie ich diese selbstabwertenden Gedanken wieder los kriege?

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Hasenmaus123
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Beitrag Do., 25.03.2021, 19:46

Guten Abend
Ich kann dich verstehen. Ich habe meine Thera mal auf dem Parkplatz vom Supermarkt aus dem Auto heraus gesehen und es war etwas komisch - aber in Ordnung und ich habe mir nicht viel gedacht dabei.

Nachdem sie ihre Praxis in ihrem Privathaus hat, bekomme ich manche Dinge mit, die dort einfach zwangsläufig sind. Vor einiger Zeit hat sie ein kleines Foto von sich aufgehängt, auf dem man sie privat sieht. Sie sieht aus wie eine andere Person und es verwirrt mich. Es hemmt mich und ich denke mir oft, dass ich sie ja nicht mal kenne. Ich weiß natürlich, dass sie nichts von sich preisgeben muss und ich sie nicht kennen muss, weil es meine Therapie ist, trotzdem bringt es mich durcheinander.

Jetzt ist es bei mir aber so, dass ich schon einiges von ihr privat weiß, weil sie sich immer wieder als Mensch zu erkennen gibt, was ich an ihr sehr schätze. Ich weiß auch, wenn ich sie fragen würde, wo sie auf dem Bild war, würde ich eine Antwort bekommen. Es ist mir aber wirklich unangenehm, diese fremde Person, die mir doch etwas bekannt ist, zu sehen. Evtl bin ich auch so verwirrt, weil es kein aktuelles Foto ist, sondern ca 10 Jahre als, so zumindest meine Schätzung.

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Südländerin
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Beitrag Do., 25.03.2021, 21:11

Das kann ich verstehen.
Mir ist das so noch nicht passiert. Das einzige was mal war, ich war morgens früh dran zur Therapie und
wartete in der Nähe der Praxis, sah dann den Thera mit Hund an mir vorbeilaufen und lächelte ihn an und
sagte Guten Morgen, er lächelte nicht zurück, ich fands komisch, weiß nicht mal ob er grüßte. Kurze Zeit
später saß ich in der Praxis und alles war wieder normal.

Mich würde das auch irgendwie verstören, glaube dass es wieder "gut" wäre nach paar Stunden in ihrer Therapeutinnenpolitische.

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Montana
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Beitrag Do., 25.03.2021, 21:13

Ich wusste von meinem alten Therapeuten, dass er privat Fussball spielt. Der war in fortgeschrittenem Alter. Natürlich habe ich versucht, mir das vorzustellen, und fand es schwierig. Aber irgendwie fand ich das auch gut. Gut, dass auch Therapeuten so normale Sachen machen und da gerade nicht in so einer, ich sag mal mächtigen Position sind. Das erdet. Und irgendwie kenne ich halt auch Lehrer und Ärzte privat. Da habe ich auch dieses Autoritäts-Dings nicht im Kopf rumspuken.
Eine Frau, die auch noch jünger ist als ich, könnte ich allerdings nicht als Therapeutin gebrauchen. Irgendwie hab ich da Filme im Kopf. Zum Jahreswechsel war ich in einer Reha, da tummelten sich junge Frauen aus dem medizinischen Bereich unter den Patientinnen, auch eine Psychologin und eine Psychotherapeutin. Ich hatte nicht viel Kontakt mit denen, die waren mehr mit ihrer Altersklasse zusammen. Aber die Gesprächsthemen, meine Güte, das will kein Patient wissen. Niemals nicht.

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 25.03.2021, 21:35

mit ihr darüber sprechen
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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lisbeth
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Beitrag Do., 25.03.2021, 21:37

Hallo Chrysokoll,
das hier
chrysokoll hat geschrieben: Do., 25.03.2021, 16:56 Ich sah: Eine junge, flippige, alberne Frau, die mit ebenfalls jungen Freunden Quatsch macht, rumalbert.
Und ich krieg das überhaupt nicht mit dem Bild der ruhigen, neutral gekleideten Therapeutin in Einklang.
ist ja erstmal "nur" etwas ganz Alltägliches. Irgendwas läuft uns über den Weg bzw passiert und das entspricht nicht unseren Erwartungen.

Was mir öfters mal passiert, wenn Erwartung und Realität (zu) weit auseinanderliegen: Ich reagiere innerlich panisch und setze diese Diskrepanz mit absoluter Gefahr gleich. Ist in meinem Fall eine Traumareaktion, weil ich "gelernt" habe bzw lernen musste, dass das für mich gefährlich ist.

Noch gefährlicher wird es für mich, wenn es "wichtige" Personen sind, die bzw. deren Verhalten nicht meinem Erwartungshorizont entsprechen. Im besten Fall kriegt man "nur" einen Schreck, aber kann sich danach wieder sortieren, aber ich kenne das von mir dann auch, dass das dauerhaft etwas durcheinander bringen kann im Kontakt.

Dann hilft für mich nur anhalten, durchatmen, und zu versuchen, mich aus dieser inneren Panik wieder ins Hier und Jetzt zu holen. Und dann die Sache nochmal neu betrachten, notfalls in kleinere Portionen, die für mich dann besser zu handhaben sind.

Ich kenne das so nicht, dass ich gar nichts von meinen Therapeutinnen weiß, für mich war es immer wichtig, dass hinter der Therapeutinnenrolle auch der Mensch für mich spürbar wird, ich weiß zB dass sie ein sehr humorvoller Mensch ist, weil das immer wieder mal aufblitzt, dass ihr Sprache und Bilder sehr wichtig sind und ich weiß auch das eine oder andere aus ihrem Privatleben, weil sie es immer wieder mal einfließen lässt, ohne dass sie sich selbst damit zum Thema machen würde. Und trotzdem würde es mich auch irritieren, wenn ich der Therapeutin auf einmal in "freier Wildbahn" begegnen würde, womöglich in Begleitung... :eek!:

Wenn du tatsächlich nichts von deiner Therapeutin weißt (ich weiß, das hat Gründe bei dir), dann kann das natürlich auch wie ein kleiner Schock sein, wenn du auf einmal mit ihr in ihrer Alltagsrealität konfrontiert bist. Denn offensichtlich machst du dir ja trotzdem unbewusst irgendein Bild von ihr, das nun in Frage gestellt scheint.
Vielleicht muss das aber auch gar nicht so ein Widerspruch sein? Oder auch nicht so bedrohlich?

Vielleicht ist dein Therapeutinnenbild, das du dir von ihr gebastelt hast, auch so eine Art Selbstschutz für dich geworden? Aufgrund deiner Erfahrungen mit dem anderen Therapeuten? Und vielleicht wird in dir jetzt irgendwas Altes aktiviert, was eigentlich dem alten Therapeuten gilt (denn der entpuppte sich ja auch als "ganz anders" als es hätte sein sollen...) oder noch weiter in deine Vergangenheit zurückgeht?

So oder so. Ich glaube, wenn die Irritation anhält, wäre es gut, wenn du mit ihr drüber sprichst. Ich denke, als Traumatherapeutin sollte sie auch einordnen können, dass diese Begegnung etwas in dir losgetreten haben könnte, was vielleicht nicht so sehr mit ihr und dir sondern mit deiner ganzen Geschichte zu tun haben könnte.

Alles Gute.

PS Ich merke grad, dass ich mich frage, ob sie dich auch gesehen hat? Oder weißt du das gar nicht?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Joa
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Beitrag Do., 25.03.2021, 21:46

Uh ja... Hab sie zwei mal vor der Praxis gesehen (sie mich nicht). Sie hat so unglaublich traurig und zerbrechlich ausgesehen... Ansprechen konnte ich das nicht, auch wenn mich das Bild nicht losgelassen hat.

Meinst du, du kannst das bei ihr ansprechen?

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chrysokoll
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Beitrag Do., 25.03.2021, 22:57

danke für eure Antworten und das Verständnis, das hat mir schon sehr weiter geholfen!

@ Hasenmaus:
Also grundsätzlich als Mensch erkennbar ist meine Therapeutin schon. Aber halt in ihrer Funktion als Therapeutin.
Klar, wenn sich die Praxis in ihrem Privathaus befindet dann kriegt man zwangsläufig mehr mit und sieht mehr.
Meine Therapeutin hat aber ihre Praxis in einem ganz neutralen, großen Ärztehaus

@ Südländerin:
Ja, ich glaube schon auch dass es wieder gut werden kann bzw. gut wird nach ein paar Stunden
Aber trotzdem habe ich jetzt dieses völlig andere Bild im Kopf

@ Montana:
ich kenne auch Lehrer und Ärzte privat, aber das ist ja ganz was anderes
Dass meine Therapeutin jünger ist hat mich nie gestört, wir haben das auch am Anfang angesprochen.
Sie ist für mich passend, kann sich hervoragend in mich einfühlen und verhält sich in der Stunde alterslos-professionell
Ich fand es sogar gut dass sie so jung ist, dann ist sie näher an den ganz aktuellen Richtlinien und Erkenntnissen dran, finde ich.
Aber jetzt hab ich sie eben albern-jung erlebt. Wie ein Girlie, flippig gekleidet und so

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chrysokoll
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Beitrag Do., 25.03.2021, 22:59

Joa hat geschrieben: Do., 25.03.2021, 21:46
Meinst du, du kannst das bei ihr ansprechen?
also da sie mich ja auch gesehen hat und wir uns kurz gegrüsst haben (und ich dann schleunigst das Weite gesucht habe) wird sie das sicher sowieso selber ansprechen.
Aber jetzt hat sie erst Mal Osterurlaub, das ist blöd

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chrysokoll
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Beitrag Do., 25.03.2021, 23:04

lisbeth hat geschrieben: Do., 25.03.2021, 21:37
PS Ich merke grad, dass ich mich frage, ob sie dich auch gesehen hat? Oder weißt du das gar nicht?
ja, sie hat mich auch gesehen, wir haben uns kurz gegrüßt

lisbeth, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Du hast genau das herausgefunden und aufgeschrieben was ich nicht gemerkt habe, es trifft den Nagel auf den Kopf, mehrfach.

Es hat gute Gründe dass ich nichts von meiner Therapeutin weiss, nichts von ihr wissen will.
Diese doppelte Vorgeschichte mit früher Traumatisierung und in der früheren Therapie macht es so schwer sowas zu "tragen"

Ja, es ist genau das was du jetzt formuliert hast:
Zum einen ist es für mich bedrohlich wenn jemand plötzlich anders ist, da setzt so ein Automatismus ein.

Und es muss tatsächlich nicht so bedrohlich sein, jetzt wo das bewusst wird.
Das ist eine alte Geschichte, aber das hab ich nicht erkannt, ich war nur ratlos.
Und ja, es ist noch bedrohlicher aufgrund meiner Therapievorgeschichte wenn der Therapeut plötzlich anders wird.
Da gingen meine Alarmglocken an und ich merkte nicht warum.

Das hast du absolut treffend rausgefunden!

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Montana
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Beitrag Do., 25.03.2021, 23:10

chrysokoll hat geschrieben: Do., 25.03.2021, 22:57 Ich fand es sogar gut dass sie so jung ist, dann ist sie näher an den ganz aktuellen Richtlinien und Erkenntnissen dran, finde ich.
Na ja, wenn ich da an mein Studium zurückdenke, dann war da überhaupt nichts aktuell. Inhalte kommen doch immer erst in einer Prüfungsordnung an, wenn sie schon überholt sind.
Ich glaube, die Auswahl der Fortbildungen macht mehr aus. Und welche gemacht werden, ist ja jedem selber überlassen. Das kann Schrott sein oder Gold. Unabhängig vom Alter.


Truemmerlotte
Helferlein
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Beitrag Do., 25.03.2021, 23:32

Hey

Ja, ist mir mit meinem letzten Therapeuten auch passiert. Für mich war es allerdings eine ganz gute Erfahrung, auch wenn es mich anfangs auch etwas "irritiert" hat.
Mein damaliger Therapeut ist deutlich älter als ich, könnte vom Alter her mein Vater sein und ich habe ihn mir tatsächlich oft als Vater gewünscht und wusste oft nicht wie ich meine Gefühle für ihn deuten sollte.

Jedenfalls war er in den Stunden immer "ordentlich" angezogen, jetzt nicht richtig schnieke aber halt auch nicht sportlich oder so. Neutral, wie du so schön schreibst.
Er hat wirklich nicht viel von sich erzählt, mal das er einen Bekannten hätte der dies und jenes gemacht hat oder mal eine kurze Story aus seiner Ausbildungszeit, wenn es denn zu meinem Thema passte.
Aber so weiß ich fast nichts von ihm, außer sein grobes Alter, sein Familienstand, Kinder ja oder nein und wo er wohnt (Sitzungen sind bei ihm im privaten Haushalt).

Lange Rede, kurzer Sinn... Irgendwann fuhr er mit dem (normalen) Fahrrad, in Rennradkluft und Helm, an mir vorbei und grüßte mich. Ich habe ihn erst überhaupt nicht erkannt und gar nicht wahrgenommen, bis er halt auf gleicher Höhe war und die Hand hob und nickte. Ich war mit meiner Tochter spazieren.
Ich habe ihn auch erst so spät erkannt, dass ich nochmal hinterher gucken musste :lol:

Auf jeden Fall hat diese Begegnung bei mir bewirkt, das ich ihn von dem hohen Podest runter bekommen habe, auf welches ich ihn immer gestellt habe. Er war für mich immer "nur" der Therapeut, welcher aber (in meinen Vorstellungen/Gedanken) alles konnte, alles richtig machte, welcher keine Ecken und Kanten und kleine "Fehler" hatte.
Er war halt irgendwie nie "Mensch" für mich, sondern immer nur der Therapeut(vielleicht doof ausgedrückt, natürlich ist er auch ein Mensch aber gefühlt ohne Privatleben, weiß gerade nicht wie ich es anders beschreiben soll).

Das ich ihn so gesehen habe, privat und dann noch im sexy Sportoutfit hat mir klar gemacht "Ja, na klar hat der auch ein Privatleben und Hobbys und Interessen und ja, es gibt da jetzt zumindest diese eine Sache die ich an ihm "schrullig" finde (dieses Radrenntrikot, also so wie die Jungs bei der Tour de France, auf einem ganz normalen Fahrrad fand ich schon ulkig).
Das hat mir persönlich geholfen etwas Abstand zu ihm zu finden...

Ich habe es direkt in der nächsten Stunde angesprochen, was diese Begegnung bei mir ausgelöst hat und was sich seit dem bei mir verändert hat.
Ich denke das wäre auch ein guter Ansatz für dich, wenn du dir das vorstellen kannst. Ich würde offen und ehrlich erläutern, was diese Begegnung mit dir gemacht hat, welche Gedanken sie bei dir angestoßen hat, welche Befürchtungen du hast.
Und dann wirst du sehen ob sich das alles wieder beruhigt oder ob es komisch bleibt. Dann müsste man weiter gucken.
Ich denke aber, sie wird dir da Ängste und Zweifel nehmen können.

Sorry das es so lang geworden ist. Kirzfassen ist nicht so meine Stärke :roll:
Alles Gute
Trümmerlotte

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Cheerleader
Helferlein
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Beitrag So., 25.04.2021, 18:05

Hallo ihr Lieben,
ich schreib den Faden jetzt einfach weiter, weil es genau mein Thema ist.

Ich bin sehr irritiert im Moment. Ich bin meinem Thera vorher auch schon in Supermärkten begegnet oder habe Familienmitglieder spazierengehen sehen, aber eben in einem entfernteren Umkreis.
Nun war es anders, abends quasi unmittelbar vor meiner Haustür. Ich denke, ich wurde nicht erkannt wegen der Dunkelheit. Da ich vorneher ging für einige Zeit, habe ich einiges an Privatgespräch mit der Familie mitbekommen bevor ich anbiegen konnte.

Zum einen irritiert durch den Content des Gespräches, aber auch die andere Stimmlage und den Bewegungsfluss. Anders eben als in der Praxis.

Ich habe eure Beiträge.gelesen und finde den Hinweis zur Projektion und früheren Traumata sehr hilfreich.
Ich werde auch versuchen, es in der nächsten Stunde anzusprechen. Ich bin mir nur unsicher, welche Fragen ich stellen darf und welche Antworten ich erwarten kann.
Ich würde zB. am liebsten konkret nach der Wohnadresse fragen. Einfach um mehr Sicherheit zu haben und mich besser auf zufällige Begegnung einstellen zu können. Quasi dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, wenn ich dort lang gehe oder mich aufhalte, ihn zu treffen. Dann ist es meine bewusste Entscheidung. Andererseits wenn man es überspitzt sieht, kann er mir ja nicht jeden Sportverein, jede Bibliothek, Tankstelle.etc nennen, wo er sich eventuell aufhält.
Wie lernt man also den Umgang in milieufremder Umgebung?

Der 2. Aspekt ist, dass ich bei dieser Begegnung sehr konkret in einem Verarbeitungsprozess von Thematiken war, die ich in der Therapiestunde besprochen habe und besprechen werde. Es hat mich in diesem Moment total überfordert, weil sich mit der physischen Begegnung Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermischt haben.

Vielleicht mag mir jemand von seinen Erfahrungen berichten oder hat Gedankengänge, die zu mehr Klarheit führen.

Lieben Dank!


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Beitrag So., 25.04.2021, 21:48

Ich habe mehrmals Familienmitglieder der Therapeutin im Haus oder Garten gesehen, kurz vor oder nach der Therapie sowie während der Therapie. Auf dem Sofa liegend im Garten die Tochter, die sich amüsiert, zu sehen, war heftig.
Die Therapeutin fand das alles normal und suchte in meinen Emotionen nach Stoff für die Therapie.

Damals konnte ich nicht gut für mich sorgen und hatte Angst etwas zu kritisieren. Heute weiß ich, dass es Grenzverletzungen ( weil nicht angekündet, nicht vorgestellt etc..) waren.
Ich würde alles sagen, was ich davon halte und darauf bestehen, dass sowas nicht noch mal vorkommt.

Ihr könnt noch über alles reden mit den Therapeuten.
Nutzt es.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 26.04.2021, 09:51

Hallo Cheeleader,
Cheerleader hat geschrieben: So., 25.04.2021, 18:05Ich werde auch versuchen, es in der nächsten Stunde anzusprechen. Ich bin mir nur unsicher, welche Fragen ich stellen darf und welche Antworten ich erwarten kann.
Grundsätzlich gibt es erstmal keine blöden Fragen. Ob er sie alle beantwortet, ist eine andere Sache, aber das heißt ja auch nicht, dass die Frage blöd ist.
Cheerleader hat geschrieben: So., 25.04.2021, 18:05 Ich würde zB. am liebsten konkret nach der Wohnadresse fragen. Einfach um mehr Sicherheit zu haben und mich besser auf zufällige Begegnung einstellen zu können. Quasi dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, wenn ich dort lang gehe oder mich aufhalte, ihn zu treffen.
Das wird er dir höchstwahrscheinlich nicht mitteilen, und wenn er es doch macht, dann würde ich mir an deiner Stelle auch Sorgen um seine Abgrenzungsfähigkeit machen... Du könntest ihn allgemein fragen, ob sich eure Wohngegenden (er weiß ja wo du wohnst) so überlappen, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit von Begegnungen gibt aber irgendwie habe ich das Gefühl, das "reicht" dir nicht...

Ich finde es für dich eigentlich interessanter zu schauen, was die Begegnung mit dir macht und warum. Wie das dein Bild vom Therapeuten vielleicht auf den Kopf stellt. Und wie du in Zukunft vielleicht mit solchen Situationen so umgehen kannst, dass es dich nicht so durcheinander bringt.

Das soll jetzt kein Vorwurf sein, ich kann gut verstehen, dass man in solchen Momenten irgendwie erstarrt/gelähmt ist oder auch neugierig. Aber ich frage mich auch, ob dir klar ist, dass du auch andere Handlungsmöglichkeiten hast? ZB in die Offensive gehen, dich umdrehen und dich zu erkennen geben. Dann sagt man kurz Hallo und geht seiner jeweiligen Wege. Oder einfach kurz stehenbleiben, aufs Handy schauen oder eine Zigarette drehen oder den Schuh zu binden damit der Therapeut und seine Begleiter dann an dir vorbei sind und du sie nicht die ganze Zeit im Rücken hast...
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― Anne Lamott

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