...die letzten Stunden vor Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Winkekatze
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...die letzten Stunden vor Therapieende

Beitrag So., 06.07.2008, 19:42

Hallo alle zusammen,

ich bin gerade neu hier, lese aber schon einige Zeit eifrig Eure Berichte.
Ich habe ein paar Fragen. Vielleicht hat jemand schon solch' Erfahrungen gemacht und kann mir meine Fragen beantworten ??!!!
Ich bin seit 2 Jahren in ambulanter Psychotherapie. Ich wollte Euch einmal fragen, ob jemand mir von seinen letzten Stunden vor Therapieende erzählen bzw. berichten kann? Wie laufen jene Stunden ab? Bereitet Euch Euer Therapeut auf die letzten Stunden vor oder sagt er irgendwann: "So, das war heute unsere letzte Stunde zusammen. Alles Gute!"
UND eine Frage: Schenkt ihr Eurem Therapeuten etwas zum Abschied?

Vielleicht hat jemand solch' Erfahrungen schon gemacht und kann mir jetzt davon berichten ?!

Grüße von der Winkekatze

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merja
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Beitrag So., 06.07.2008, 21:44

Hallo Winkekatze!

Zuerst eine Frage an dich warum stellst du so wichtige Fragen nicht an deinen Therapeuten?
Zu einem guten Abschluss gehört - meiner Meinung nach, dass man wichtige Fragen direkt zu stellen gelernt hat und die Erfahrung machen durfte, klare Antwort zu bekommen
Nun, bei mir lief die letzte Stunde so:
Wir haben schon vorher ausgemacht, nochmals zurückzuschauen, - was waren meine Ziele am Beginn, welche haben ich erreicht, welche neuen Ziele ergaben sich im Laufe der Therapie...
Zum Schluss sind wir den Fragebogen nochmals durchgegangen, den ich am Anfang für die KK ausfüllen musste.
Ich habe die Fragen neu beantworten und es war ein Supergefühl, vieles erreicht zu haben, was ich mir am Anfang vorgenommen hatte und schwerwiegende Probleme gelöst zu haben.
Die Ziel haben sich aber im Laufe der Zeit verändert, weil sich auch mein Leben total verändert hatte.
Wie es bei mir dann ohne Therapie weitergehen wird, war ja schon vorher öfters Thema.
Zum Abschied habe ich ihm ein Buch und etwas Süßes geschenkt.
Ich denke aber, dass der Abschied bei jedem anders aussehn wird.
Er hat mich aber früher schon gefragt wie ich mir den Abschied wünsche.
Ich fragte, ob er mit mir zum Abschied essen gehen möchte, das hat er aber abgelehnt und gemeint, es würde Therapeuten geben, die das so handhaben, er würde lieber in seiner Ordination Abschied nehmen.
Ich muss allerdings sagen, das war für mich eher eine Testfrage, wo ich eigentlich die Antwort vermutet habe und mir war es auch lieber so
Ich hoffe ich konnte dir damit eine mögliche Variante zeigen.
Es wäre aber sicher dringend notwendig, in der Therapie darüber zu reden um vielleicht ein Ritual auszumachen.
Wichtig war für mich auch die Frage, ob ich, wenn's Probleme gibt, wiederkommen könnte, was er mir auch zusagte.
Das war vor drei Jahren.

LG

Merja

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merja
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Beitrag So., 06.07.2008, 22:03

Nachsatz:
Dass es später zu einigen neuen Gesprächen kam, die aber nicht auf Kosten der KK gingen, weil sei eigentlich eine Supervision waren und dann auch Kontakte auf beruflicher Basis entstanden, hat mit dem Abschluss der Therapie damals nichts zu tun.
Ich habe das ja in meinem Thread geschrieben und habe hier wenig Verständnis geerntet, gebe auch zu, dass das sicher nur eine Ausnahme sein kann und so etwas nicht verallgemeinert werden soll.
Mir geht es gut dabei, aber ich verstehe auch die Zweifel der Mitschreiber.
Was ich mit meinem Posting zeigen wollte, dass es auch möglich sein kann, weiter in Verbindung zu bleiben, ohne dass das jemandem schadet und man das Gesetzbuch zur Hand nehmen muss.
Ich habe aber eingesehen, dass es sehr schwer ist, eine so komplexe Sache in Kürze hinüber zu bringen
Ich wünsche dir den Mut, über deine Zweifel zu reden und mit einem gute Gefühl Abschied nehmen zu können!
Gerade, weil es sicher nicht so leicht sein wird, wenn die Therapie gut verlaufen ist!

Nochmals liebe Grüße

Merja

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 07.07.2008, 18:19

Hallo Winkekatze,

ich war schon in mehreren Therapien, und (abgesehen von der stationären Therapie, die von vornherein begrenzt war) ging das Therapieende jedesmal von mir aus. Sofern du nicht durch die Kasse zu einem Therapieende gezwungen wirst, weil die genehmigten Stunden aufgebraucht sind, denke ich, dass du selber spüren wirst, wann der Abschiedszeitpunkt gekommen ist. Dass ein Therapeut von jetzt auf nachher sagt, "so das war heute unsere letzte Stunde", sollte eigentlich nicht vorkommen.

Ich halte den Abschied für eine sehr wichtige Phase der Therapie, die bewusst gestaltet werden sollte. Das kann z.B. ein gemeinsam gestaltetes Abschiedsritual sein. Oder ein Feedback, wo man noch einmal die Therapie und die persönlichen Veränderungen, die in dieser Zeit erfolgt sind, Revue passieren lässt. Oder man sagt sich gegenseitig, was einem in der Therapie und am Gegenüber wichtig geworden ist.

Geschenke zum Abschied: Ich habe es schon gemacht, allerdings nicht bei jedem Therapeuten. Ich finde es nicht zwangsläufig notwendig, aber wenn es dir ein Bedürfnis ist, dann mach es. Das Schönste ist natürlich, wenn du etwas schenkst, das ganz persönlich mit dir zu tun hat (etwa dein Lieblingsbuch), oder etwas selbstgemachtes. Es muss nichts großes sein. Ich habe meiner langjährigen Therapeutin zwar zum Abschied nichts geschenkt, aber ich habe ihr während der Therapie immer wieder kleine Origamifiguren mitgebracht, gefaltet aus den Zettelchen, auf denen sie mir den jeweils nächsten Termin aufgeschrieben hatte.

Steht dein Therapieende denn bald bevor?

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Winkekatze
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Beitrag Mo., 07.07.2008, 19:20

hallo merja und gärtnerin
erstmal danke für eure lieben antworten

@ merja: die frage habe ich mir auch schon einmal gestellt, warum ich die frage nach dem abschied nie an ihn gestellt habe. ich habe oft angst und bedenken, dass ihn meine fragerei nerven könnte. manchmal denke ich auch, dass er die fragen, die ich zum abschied habe, für unsinnig und unwichtig hält :( deshalb bin ich bei meiner fragerei immer sehr unsicher. als ich deine antwort las, enstanden fragezeichen bei mir im kopf einen fragebogen, von dem du z.b. gesprochen hast, hatte ich z.b. nie bekommen. was waren denn das für fragen? (oder hatte ich doch einen??? oh man, ich weiß das nicht mehr...*seufz*) bsit du denn zur zeit in therapie?
wie hat dein therapeut auf dein geschenk reagiert?
sind bei euch tränen geflossen? wenn ich an den abschied denke, dann muss ich jetzt schon fast weinen. hat er dich in den arm genommen (zum schluss)?

@ gärtnerin:deine abschiedsgeschenke finde ich toll <3 am besten sind immer persönliche geschenke, das finde ich auch. ich bin auch gerade dabei, meinem therapeut ein abschiedsgeschenk zu "basteln" (die idee mit den Origamifiguren find' ich klasse *lach*)
ich habe meinen therapeuten noch nicht gefragt, wie er es denn sieht, dass die therapie bald zu ende ist. ich für meinen teil denke, dass ich nicht mehr viele stunden habe. bin jetzt am mittwoch wieder bei ihm - da werde ich ihn fragen. wie war es denn bei dir? sind die abstände der stunden, je näher das ende der therapie kam, immer größer geworden?
p.s.: die fragen, die ich oben merja gestellt habe, kannst du auch beantworten, wenn du magst

liebe grüße an euch beide
die winkekatze


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 07.07.2008, 19:45

Hallo Winkekatze,

ich denke, dass die letzten Stunden bei jedem anders ablaufen, weil jeder andere Bedürfnisse hat. Der eine möchte die Therapie gerne noch mal reflektieren, der andere möchte noch ein Thema bearbeiten, wieder ein anderer übt die Abnabelung, indem er nur noch einmal im Monat zur Therapie geht, ...

Schau mal bei dir, wie Du dir einen Abschied wünschst. Vielleicht kannst Du mit Deinem Therapeuten über Deine Wünsche und auch Ängste reden.

Gruß
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Winkekatze
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Beitrag Mo., 07.07.2008, 19:55

hallo jenny,

auch dir ein "dankeschöööön" für deine antwort

was hast du denn für eine "art von abschied" gewählt?
ich werde am mittwoch mit meinem therapeuten einmal darüber sprechen. ich denke, dass es ganz gut sein wird.
ging dir der abschied sehr nahe (sprich: hast du oder sogar dein therapeut geweint???)

grüße von der winkekatze *wink*

p.s.: sorry, ich schreibe hier einfach, ohne zu wissen, ob du in therapie einmal warst oder bist. verzeih' mir


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 07.07.2008, 20:06

Hallo Winkekatze,

ich befinde mich auch in der Endphase. Für mich ist das okay, weil ich merke, dass ich meine Therapeutin nicht mehr brauche. Ich habe sie deshalb vor einigen Monaten gebeten, dass ich nur noch ein mal im Monat komme. Sie fand die Idee gut, weil auch sie merkte, dass ich sie nicht mehr brauche. Diese eine Stunde nutze ich dann, um zu erzählen, was den Monat so passiert ist und um mir das ein oder andere noch etwas näher anzugucken.
Bei mir ist die situation somit etwas anders als bei Dir. Ich habe keine Angst vor dem Therapieende. Im Gegenteil, es ist für mich okay und auch wünschenswert. Ich freue mich jetzt auf ein Leben ohne eine Therapie, ein Leben, das ich genießen kann, Dank der Hilfe meiner Therapeutin, die mir zu zahlreichen Fortschritten verhalf.

Viele Grüße
Jenny
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Gärtnerin
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Beitrag Di., 08.07.2008, 18:26

Winkekatze hat geschrieben:wie war es denn bei dir? sind die abstände der stunden, je näher das ende der therapie kam, immer größer geworden?
Dazu habe ich in einem anderen Thread schon mal etwas geschrieben und verweise dich einfach mal darauf (bin gerade zu faul, um das nochmal abzutippseln ). Außerdem ist der Thread zu einem ähnlichen Thema, so dass du darin vielleicht auch sonst noch etwas Hilfreiches findest. --> viewtopic.php?f=20&t=4162
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merja
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 09.07.2008, 20:13

Hallo Winkekatze!


Ich möchte dir sehr gerne deine Fragen beantworten und meien Meinung dazu mitteilen:
dass ihn meine Fragerei nerven könnte. manchmal denke ich auch, dass er, für unsinnig und unwichtig hält, die ich zum abschied habe,
Diese Bedenken sind verständlich, können aber contraproduktiv sein.
Sie zeigen vielleicht, dass du Angst vor Abwertung hast, das ist aber ein Problem, dass du möglicherweise auch mit anderen Menschen hast die dir etwas bedeuten.
Dann wäre eine Therapie eine gute Möglichkeit daran zu arbeiten, dein Selbstwertgefühl so zu stärken, dass du es schaffst Unangenehmes auszusprechen, auch wenn du befürchtest dabei nicht gut weg zu kommen.
die fragen für unsinnig und unwichtig hält
Es ist für dich momentan sehr wichtig über den Ablauf des Abschiedes Bescheid zu wissen, also wäre es für dich wichtig darüber zu reden, wenn du dich und auch die Therapie ernst nimmst.
Du kennst sicher den Spruch: „Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten“

Fragebogen:
Den musste für die KK ausfüllen, der war so ähnlich wie der
hier:
http://www.psychotherapiepraxis.at/surv ... apie.phtml
Bist du denn zur Zeit in Therapie?
Nein, ich habe vor drei Jahren die Therapie beendet, hatte in 5 Jahren 120 Stunden, es gab auf meinen Wunsch immer große Abstände, wenn nicht was akut war.
Wie hat dein Therapeut auf dein Geschenk reagiert?
Er hat sich offensichtlich gefreut, wie auch über andere klein Geschenke die ich manchmal mitgebracht habe.
In den Arm genommen?
ja - ist mir aber komisch vorgekommen, nachdem ich mir früher Umarmungen oft gewünscht habe, aber weder ausgesprochen, noch bekommen habe, war das auf einmal nicht mehr wichtig.
Tränen?
Nein, denn ich hatte das Gefühl fertig zu sein und die Therapie nicht mehr zu brauchen. Das hat mich sehr glücklich gemacht.

Das war mein Weg, der war gut für MICH.
Das kann bei dir wieder ganz anders ausschauen, es ist zuerst wichtig dir klar zu werden, was du möchtest und das dann zu besprechen und - eventuell, wenn du das Gefühl hast noch nicht gut alleine zurecht zu kommen, nach einer Verlängerung zu fragen.
Ich wünsche dir viel Mut
- und „fragen kost nix“

Lg Merja

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