Bereue, in der PT ein Thema angesprochen zu haben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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hey_jude
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Bereue, in der PT ein Thema angesprochen zu haben

Beitrag Do., 08.10.2020, 12:46

Hallo,

kennt das jemand ?
In einer Therapiestunde über ein Thema zu sprechen und es später zu bereuen ?
Was macht ihr dann ?

Ich habe über etwas gesprochen und das ist mir alles sehr peinlich und jetzt fühle ich mich schlecht, dass ich das erzählt habe, was ich erzählt habe, wie ich es erzählt habe, wie ich mich dabei gefühlt habe. Ich wünschte ich hätte nicht darüber gesprochen .
Die Therapeutin hat mir versichert, dass es okay ist und ich würde das so gerne glauben- aber ich kann nicht fühlen, dass es okay ist darüber gesprochen zu haben. Ich bin voller Misstrauen, Sorge, Scham, Selbstabwehr .
Was mach ich denn jetzt ? Ich fühle mich furchtbar und könnte im Boden versinken und die Therapeutin findet mich sicher lächerlich oder es ist ihr total egal und ich kann mich gerade gar nicht leiden und würde am liebsten die Zeit zurückdrehen. Warum habe ich das bloß erzählt ...das war soo dumm von mir. Ich kann damit nicht umgehen
:kopfschuettel:

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chrysokoll
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:13

ja, ich kenne das schon auch
Ich habe immer wieder Angst so vieles von mir preis zu geben
Mir hilft die wachsende Gewissheit dass ich die richtige Therapeutin gewählt habe, dass sie mit mir, mit diesen Dingen umgehen kann

Und ganz neutral: Dass die diesen Beruf gelernt und gewählt hat und sicher schon ganz andere Dinge gehört hat
Ich mach mir dann auch klar: Ich bin nicht der Mittelpunkt ihres Lebens, das was ich ihr erzähle spielt nur eine marginale Rolle bei ihr, auch bis zur nächsten Woche

Hinzu kommt: wenn es mir sehr schlecht geht, wenn ich was gar nicht aushalte darf ich mich melden, per Mail, per sms.
Und wir finden dann eine Lösung.
Wäre das bei dir auch so? Kannst du - unabhängig davon ob du dich meldest - das aufschreiben was dich umtreibt?

Oft komme ich dann schon selber drauf warum das grade so schwierig und schlimm für mich ist


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:28

ich wüsste nicht, das ich mich melden darf.
Ich hatte das Gefühl, dass es ihr egal war oder das sie es nicht wirklich verstanden hat, was mein Problem ist oder sogar, dass sie mich als "die Böse" gesehen hat. As Mittelpunkt fühle ich mich nicht, im Gegenteil. Eher abgeurteilt und abgehakt. Obwohl ich ihr das nicht zutraue(n) (will). Ich möchte ihr Vertrauen.
Sie hat mir gesagt wie sie mich da sieht und ich glaube ihr nicht, habe es nicht gefühlt, sie mag mich nicht , versteht mich nicht und interessiert sich nicht für mich, das habe ich gefühlt. Fange an mich abzulehnen und die Therapeutin gleich mit. Das möchte ich nicht. Therapeutische Beziehung direkt im Eimer ?! Jetzt bin ich allein und mit mir auf Kriegsfuß "ich bin schlecht"
Anscheinende war da noch nicht genug Vertrauen und ich habs überstrapaziert. Muss ich vorsichtiger sein, langsamer ? Wie ?
Und wenn ich einfach ein furchtbarer Mensch bin und anderen Menschen nur Furchtbares zu geben habe ?


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:35

Ich falle in ein Loch. Ein einsames, dunkles Loch und lande hart auf dem Boden, allein und es ist kalt und das Monster ist in mir.
Und deswegen wird niemand eine Leiter runter lassen oder mir eine Hand reichen, weil das Monster mit mir zusammen an die Oberfläche kommen würde.
Zuletzt geändert von hey_jude am Do., 08.10.2020, 13:37, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:36

ich kann dir nur raten und dich ermuntern genau das mit der Therapeutin zu besprechen.
Notfalls es aufzuschreiben und ihr zu geben / zu schicken.
Denn ich kenn das zumindest von mir: Dass ich sehr schnell solche Gefühle hab wie du sie jetzt beschreibst.
Das aber dann doch nicht so zutrfft und sich klären, sich auflösen lässt
Und das wünsche ich dir !


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:41

Ich werde nicht mehr mit ihr sprechen. :verziehmich: :shocked: :annoyed: :cry!:
Und, das kann ich nicht ernst meinen. :crazy: :ballaballa: :dogeyes:

Sie hält mich wahrscheinlich für eine exzentrische, narzisstische, affektierte, besserwisserische, eingebildete, melodramatische blöde Kuh ohne Gefühl (für andere Menschen)....oder ich halte mich dafür...
was dann ? und wenn es stimmt ? ich will nicht so sein


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:52

Danke chrysokoll.
Ich versuchs


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 13:56

ich hasse mich so sehr
:cry:


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 16:06

die Therapeutin wird sicher die Therapie beenden. wegen der Dinge die ich heute gesagt und gefühlt habe.
Mir geht s richtig desolat. Ich bereue es so sehr, mich gezeigt zu haben und ich empfinde Ablehnung in alle Richtungen. Ich glaube, das war s schon mit meinem Therapieversuch und allen anderen Versuchen. Ich habe keine Ahnung was ich tun kann. Ich fühle mich wie der schlimmste Mensch auf Erden, als hätte ich absichtlich jemanden umgebracht oder Schlimmeres und die Therapeutin ist eine Zeugin und ich kann ihr nicht mehr über den Weg laufen und sie lehnt mich ebenfalls zutiefst ab. Dabei habe ich "nur zu viel" (negativ) gefühlt und diese Gefühle ausgedrückt.
Was soll man da sagen...

Vielleicht kennt das ja jemand? Ich schäme mich für meine Gefühle, meine Existenz und jedes einzelne Bedürfnis.
Und möchte laut raus schreien "ich brauche nichts und niemanden! Hat das jemand gehört ? Nein? Sehr gut, denn ich bauche auch nicht gehört zu werden."
:-[
*Gefühlekommenundgehentoitoi

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Joa
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Beitrag Do., 08.10.2020, 16:17

Huhu jude,

versuche mal, einen Gang runterzuschalten. Du drehst da gerade einen Film, der höchst wahrscheinlich stark von der Sichtweise der Therapeutin abweicht. Ich weiß zwar nicht, was genau gesagt wurde, aber was du schreibst ist nicht untypisch im Laufe einer Therapie.

Ich denke das kennen viele, diese "Zustände". Auch ich habe immer wieder mal so empfunden, dachte, nun ist alles in den Sand gesetzt, sie haut mich raus, ist genervt, etc... Wollte alles hinschmeißen, nur um in der nächsten Stunde festzustellen, dass ich mir da ordentlich was zusammengebastelt habe.

Sag ihr all das wenn irgend möglich, oder schreib es auf. Versuche, das als Teil der Therapie zu betrachten, denn das ist es.


ziegenkind
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Beitrag Do., 08.10.2020, 16:24

hey_jude,ich glaube, Du steigerst Dich grad nach allen Regeln der Kunst in eine Krise rein. Ich bleib mal, bei diesem "Ich hasse mich", weil mir das der Kern zu sein scheint. Vielleicht guckst Du da mal richtiger hin?

Worum geht es? Um etwas, was Du getan hast. Wie siehst Du das wirklich? Hier steht mal, Du habest nur (zu viel) gefühlt und mal, Du seist exzentrisch und affektiert usw. Mir hilft es bei so etwas, genau aufzuschreiben, was war und wie ICH das heute sehe.

Und wenn dabei etwas raus kommt, was ich an mir bei Licht betrachtet nicht mag, dann tue ich drei Dinge:
1. Mir klar machen, es geht um ein konkretes Verhalten und nicht um alles oder nichts
2. Mir überlegen und AUFSCHREIBEN, woher das kommt, welche Bedürftigkeit, welche Verletzung dahinter steht, mir also mit Wohlwollen begegnen und mit Blick auf mich von etwas ausgehen, was für alle Menschen gilt: es gibt immer einen Grund, warum wir tun, was wir tun.
3. Mir überlegen und AUFSCHREIBEN, was ich in der Situation von jetzt aus betrachtet gerne anders gemacht hätte und was ich dafür bräuchte um das anders zu machen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Malia
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Beitrag Do., 08.10.2020, 18:18

Mit welcher Erwartung hast du denn über jenes Thema gesprochen?
Was du schreibst, klingt für mich so, als hättest du eine bestimmte Reaktion der Therapeutin erwartet und jetzt, da diese nicht gekommen ist , fällst du in deine Selbstabwertungen.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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Montana
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Beitrag Do., 08.10.2020, 18:26

Du bist verletzlich geworden, bzw. verletzlicher als vorher, durch deine Offenheit in der Therapiestunde. Im Grunde war das eine Art kalkuliertes Risiko, denn ohne das funktioniert ja Therapie nicht und andererseits, ja, die Verletzlichkeit könnte ausgenutzt werden.
Und was machst du gerade? Anstatt zu warten was passiert nimmst du die Verletzungen vorweg. Du fügst sie dir in Gedanken selber zu.
Es könnte aber sein, dass die Therapeutin gar nicht schlecht über dich denkt und auch gar nichts negatives von ihr kommen wird. Das ist rational betrachtet der wahrscheinlichste Fall. Und dann kann genau das passieren, was in der Therapie das Ziel sein könnte: eine positive Erfahrung, die dich wachsen und noch mehr wagen lässt.
Das heißt dann zwar nicht, dass du dich beim nächsten Mal nicht wieder schlecht fühlen wirst, aber es kann Entwicklung stattfinden. Bleibst du dagegen immer auf sicherem Terrain und zeigst dich nicht, dann wird sich nicht viel ändern.
Du hast also, so wie ich das sehe, etwas entscheidendes richtig gemacht. Auch wenn sich das jetzt gerade richtig schlimm anfühlt.

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 08.10.2020, 18:27

hey_jude hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 13:28 Und wenn ich einfach ein furchtbarer Mensch bin und anderen Menschen nur Furchtbares zu geben habe ?
Dann würdest du gar nicht in Erwägung ziehen, dass du ein furchtbarer Mensch mit furchtbaren Taten sein könntest!
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


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hey_jude
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Beitrag Do., 08.10.2020, 19:08

Malia hat geschrieben: Do., 08.10.2020, 18:18 Mit welcher Erwartung hast du denn über jenes Thema gesprochen?
Ich habe ihr von einer Situation erzählt, die mich mal belastet hat und viele starke Gefühle in mir ausgelöst hat. Das Erlebnis hat eigentlich geruht, ich habe es verdrängt und so sollte es auch bleiben.
Nur wurde es diese Woche durch Zufall wieder aktiviert und damit auch Gefühle.
Und da wir in der Therapie schon darüber sprachen, dass ich meine Gefühle nicht gut wahrnehmen würde, dachte ich, dass es wichtig sein könnte das zu erwähnen, weil ich da ausnahmsweise sehr viel Gefühle wahrgenommen habe.
Ich hatte keine konkrete Erwartung, vielleicht war das auch das Problem und sie wusste deswegen auch nicht, was ich von ihr wollte. Wobei vielleicht habe ich erwartet, dass sie mir erklärt was mir da passiert ist, was mit mir los gewesen sein könnte und irgendwie immer noch ist, wenn ich drauf gestoßen werde, vielleicht habe ich gehofft, das sie mich versteht. Und rückblickend (stelle ich gerade fest!!) hat sie das auch getan oder versucht. Oh man, bin ich blind. Aber ich glaube, ich habe das nicht erwartet. Deswegen habe ich vielleicht auch nicht geschnallt, das sie das tut: Versucht mich zu verstehen und mit mir zu gucken, was da passiert sein könnte.
In dem Moment habe ich mich einfach nur grausig und von meinen eigenen Gefühlen und Widersprüchen überrannt gefühlt. Ouff...wo ich wieder da wäre, was sie in dem Moment Schlechtes von mir gedacht haben könnte, weil ich anscheinend voll blockiert oder abgeblockt habe.
Das wollte ich aber nicht, ich stand anscheinend auf dem Schlauch. Ohjeohje

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