Vater in Therapiestunde einladen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Alina207
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Vater in Therapiestunde einladen?

Beitrag Fr., 21.08.2020, 15:54

Hallo,

Ich hatte heute Therapie und bin gerade fix und fertig.
Ich komme aus den weinattacken nicht mehr raus.
Meine Thera sagte heute im Gespräch das wenn ICH das möchte wir meinen Vater einladen könnten zum Gespräch.
Das es mir vielleicht helfen würde.
So jetzt zur Sache.Ich habe 18 Jahre die Hölle mitgemacht.Ohne Worte zu benutzen die mich triggern,stellt euch das schlimmste vor was einem Kind passieren kann.Ich denke ihr wisst was ich meine.
Dazu kommt,das er sehr gefährlich ist.Haben damals sogar Ärzte gesagt die ihn kennen.

So eine Person sollte ich allso einladen in die Stunde.Und das soll mir dann auch noch gut tun??
Ich fühle mich so verraten.Keine Ahnung wie ich diese Gefühle gerade beschreiben soll.
Reagiere ich über?
Bitte sagt was.Ich weiss gerade nicht mehr weiter!
Zuletzt geändert von Pauline am Fr., 21.08.2020, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Betreffzeile von "Bitte sagt was.Reagiere ich über?? auf obige präzisiert. Bitte aussagekräftige Titel verwenden. Danke.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 16:04

Hallo Alina,

Warum möchte dein Therapeut, dass du deinen Vater zur Sitzung dazu holst? Was erwartet er sich davon? Woher kommt sie Idee.

Ich verstehe sehr gut, dass du dass Ansinnen ablehnst, du musst es auch vor dem thera nicht begründen, ich habe das auch abgelehnt und das war eine gute Entscheidung.

Meine Gedanken dazu:

Falls es einen Sinn haben soll, dann muss so ein Gespräch sehr gut vorbereitet sein
Du musst dem thera vertrauen, dass er immer auf deiner Seite ist
Du musst sicher sein, dass die Schweigepflicht gewahrt bleibt
Es muss genau abgemacht werden, was und worüber gesprochen wird
Es muss für seine Sicherheit gesorgt werden
Es geht nicht um verzeihen!!!!



Mir war damals klar, dass ein Treffen mit meinen Eltern keinen Sinn ergibt, sie würden nur immer wieder mir die Schuld an allem geben und mir versuchen klarzumachen, dass ich verrückt bin. Niemals würden sie ihren Teil der Verantwortung übernehmen, oder etwas zugeben, alles würde nur meiner übersteigerten Phantasie entspringen (deren Meinung). Dazu wollte ich nicht, dass sie den Raum in dem ich mich sicher fühlte kontaminieren. Ich hatte auch Angst, dass mein Therapeut mir nicht mehr glauben würde.


Ich denke du solltest deinem thera vielleicht erst mal einige Fragen stellen. Du musst dir aber keine Gedanken machen, du musst darauf nicht eingehen und musst deinen Vater nicht einladen!

Alles gute
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


montagne
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 16:08

Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen und kann auch nicht verstehen, was die Beweggründe deines Therapeuten sind, dies vorzuschlagen.

Du willst es nicht. Das solltest du klar kommunizieren. Und vllt. klären, wie er darauf kommt.
amor fati


Bluemoon123
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 16:50

Also erstmal sollte Dir klar sein, dass Deine Therapeutin ganz deutlich gesagt hat, dass es nur eine Möglichkeit ist, wenn DU das willst.
Also du sollst oder musst jetzt erstmal gar nix. Es ist nur eine Option, die sie dir aufgezeigt hat.

Dich versetzt schon allein der Gedanke daran in Panik. Das ist kein überreagieren, sondern halt deine Reaktion darauf. Und ich denke genau diese Reaktion solltest Du auf alle Fälle deiner Therapeutin sagen bzw. zeigen und mit ihr darüber sprechen. Erstmal über die Panik, die allein der Gedanke bei dir hervorruft und dann vielleicht im zweiten Schritt, warum sie die Option überhaupt angesprochen hat.

Ganz wichtig ist aber, dass du dir selbst klar machst, dass so eine Entscheidung immer nur von DIR ALLEINE getroffen werden kann. Deine Thera wird da nix über deinen Kopf hinweg entschieden.
Du bist ihr nicht ausgeliefert. Du kannst und musst sagen, ob du das willst oder nicht. Und dein NEIN wird akzeptiert werden.

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candle.
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 17:40

Kannst du näher beschreiben wie die Therapeutin auf das Treffen mit deinem Vater gekommen ist?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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Montana
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 18:43

Wenn die Therapeutin weiß, was er getan hat, dann ist ihr Vorschlag total absurd. Es ist schlimm genug, dass er für seine Verbrechen mangels Beweisen nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. Ihm auf diese Weise eine Plattform zu bieten und ihm dein Innerstes zu offenbaren, das KANN nicht "gut tun". Er weiß dann, dass du in Therapie bist und wo. Und warum, wegen ihm nämlich.
Ich verstehe, dass du dich verraten fühlst, denn wie gesagt, der Vorschlag ist absurd. Eigentlich kommen nur Täter auf die Idee, man müsse nur eine Aussprache herbeiführen und dann sei alles wieder gut.
Mir fallen aber zwei Möglichkeiten ein, die zu dem Vorschlag geführt haben könnten.
1) Sie war sich nicht klar darüber, was er für einer ist. Missverständnis, Verwechslung, zu viele Andeutungen und zu wenig deutliche Worte von dir. Ob das sein kann, weißt nur du.
2) Bewusste Provokation, damit du mal so richtig deine Meinung raushaust.

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Alina207
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 19:00

Tja ,Sie weiss alles ,bis ins kleinste Detail,was er alles getan hat.
Auch weiss Sie das er ein richtiger Psychopath ist.
Wenn er nur um mal ein noch "harmloses "Beispiel zu nennen,Nachts ins Zimmer kam (da war ich im Grund schulalter)mich aus dem Schlaf gebrüllt hat mit einem Messer vor mir stand und immer wieder schrie das er mich jetzt umbringt.
Wir reden hier von 18 Jahre Terror, miss......,schläge morddrohungen usw.
Das alles weiss Sie.
Heute habe ich eine Ptbs ,dissoziationen und eine extremw Angststörung.
Auf das Thema kamen wir ,weil Sie mit mir raus wollte zum üben.Ich aber echt Panik hatte.Ich habe ihr erklärt das sobald ich draussen bin, mich immer wieder Sachen an früher erinnern (trigger).Bilder die hochkommen.
Und darauf meinte Siw dann ,das wenn ich das möchte ja meinen Vater einladen könnte zur Stunde und wir reden.
Bis heute ist er so.Letztes Jahr hatte er mich angerufen und mir gedroht. Das ich niemandem was erzählen soll.Gott sei Dank ist seitdem ruhe.Und auch das weiss Sie.
Und jetzt soll ich mich mit ihm in der Stunde hinsetzen und so tun als ob nie was passiert wäre.
Ja ich fühle mich verraten.Das Gefühl Sie nimmt mich nicht ernst, Sie nimmt Ihn in Schutz. STEHT auf seiner Seite.
So geht's mir gerade.
Ich habe ihr heute Nachmittag eine Nachricht geschrieben.Das ich erstmal Abstand brauche, allso nächstw Woche nicht zum Termin komme,und auch das was ich gerade fühle.
Bisher hat Sie die Nachricht noch nicht gelesen.
Mir geht's so mies.Meine Gefühle fahren Achterbahn.

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Singingsaskia
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 19:19

Dann nehme ich auch an dass sie dich provozieren wollte. Meiner Meinung nach kann dass kein ernsthafter Therapeut wirklich in Erwägung ziehen.

Finde ich dennoch nicht in Ordnung das so zu machen und es dann vor allem nicht spätestens am Ende der Stunde aufzulösen.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 19:22

Wenn ich jetzt das von dir lese, finde ich das Ansinnen der thera ebenfalls absurd und verletztend. Ich kannte deine Vorgeschichte nicht und verstehe nicht, wie sie auch nur auf so eine Idee kommen kann. Stimme da Montana zu, dass sie damit dem Täter eine Plattform bieten würde. Ich bin ja auch einen Gegnerin solcher Gespräche, aber es gibt eben Fälle, wo die gut und hilfreich waren, bei dir würde ich auf jeden Fall abraten und die thera mal bitten wie sie auf solchen Gedanken gekommen ist und sich das vorstellt, und wie sie dich da schützen will, etc.... ich verstehe, wenn dein Vertrauen nun erschüttert ist.
never know better than the natives. Kofi Annan

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saffiatou
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 19:24

So eine Provokation ist kontraindiziert und führt eventuell zu einer Retraumatisierung und wäre dann ein Kunstfehler!
never know better than the natives. Kofi Annan

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Chinchine
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 20:16

Liebe Alina,
Deine Zeilen machen mich sehr betroffen.

Bei mir steht eine komplexe Ptbs neben der Depression als Diagnose im Raum und ich habe nichts so heftiges erlebt, wie du es geschildert hast... anlässlich Corona hat meine Mutter (ich bin freiwillig verwaist) mir geschrieben und ich hab meine Frage, ob ich antworten soll mit in die nächste Therapiestunde (per Video) genommen. Zwei Aussagen meines Therapeuten sind besonders hängen geblieben:
"Ich habe mir gedacht, hoffentlich fällt sie mir nicht um" als ich ihm geschildert hatte, dass ich überlegt habe mich zu melden und "ich wünsche mir für Sie, dass Sie eine Mauer mit Stacheldraht haben"...
Er hat mir erklärt, dass jeder Kontakt mich triggern würde und er sich nicht vorstellen kann, dass sich Menschen so verändern...

Lange Rede kurzer Sinn: bei einem solchen Vorschlag meines Therapeuten hätte ich nicht anders reagiert als du.

Es tut mir sehr leid, dass du so leiden musst.

Ich hoffe, es lässt sich in der Therapie professionell klären.

Hast du nen Psychiater oder andere Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst?

Ich wünsche dir alles Gute!

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parisblues
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 20:38

Manchmal frage ich mich, wie es manche Menschen schaffen so einen Beruf auszuüben. Es tut mir leid für dich, dass du in so eine Situation gebracht wirst.
So ein sensibles Thema und jetzt schafft es die Therapeutin nicht mal auf deine Nachricht zu reagieren?
Für mich wäre es das Ende der Therapie mit der Person. Mir kommt es vor, als würde sie die ganze Situation nicht richtig verstehen bzw. einschätzen. Ich hoffe du findest jetzt rasch Unterstützung, mit der du deine ernsten Themen auch auf passende Weise begegnen kannst.

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Hasenmaus123
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 21:21

Guten Abend

Nie und nimmer würde ich deinen Erzeuger an deiner Stelle freiwillig treffen.
So eine Person trifft man nicht mehr und wenn dies zufällig passiert, entfernt man sich sofort.

Ich finde, dass schon alles geschrieben wurde. Retraumatisierung, zu viel Einblick in deine Privatsphäre, Vertrauensverlust, Therapieabbruch... selbst wenn es eine Provokation sein sollte, finde ich diese ziemlich schlecht.

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Montana
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 21:34

Das klingt danach, als sei das eine Art von beleidigter Reaktion auf deine Ablehnung der Übungen draußen. Nach dem Motto: "Wenn du das nicht willst, dann bleibt kaum noch was übrig, was man machen könnte. Außer den Trigger schlechthin in die Praxis holen."
Natürlich ist das eine unsinnige Idee. Von einer bewussten Provokation in deinem Sinne gehe ich jetzt aber eher nicht mehr aus. Denn das war ja offensichtlich eine oder mehrere Nummern zu groß. So dass du den nächsten Termin abgesagt hast. Das ist niemals Sinn einer Provokation; das ist der GAU. Versteh das nicht falsch, das ist nicht dein Fehler, sondern ihrer.
Ich habe ein ungutes Gefühl wegen der Sache mit dem Üben draußen. Weil das nämlich nur dann sinnvoll wäre, wenn du als Grundproblem eine Angststörung hättest. Dem ist aber nicht so. Du hast zwar Angst, aber sicher nicht im Sinne einer klassischen Angststörung. Du hast eine Traumafolgestörung, ist deiner Therapeutin auch bekannt, und Angst in dem Zusammenhang ist anders zu werten! Dir braucht man nicht vorführen, dass deine Ängste unbegründet sind und alles ist gut. Denn du hast reale Gewalt erlebt und weißt es in dem Sinne einfach nur besser als all die Idioten, die draußen angstfrei herumlaufen. Um es etwas überspitzt zu formulieren. Aber: das ist zwar total einschränkend, aber es ist nicht irrational. Für dich muss es andere Strategien geben als Konfrontation. Die kennst du schon (in Form echter Gewalt) und hast dabei immer verloren. Was du brauchst, meiner Meinung nach, ist das Gefühl von ausreichendem Schutz. Und was dir da hilft, das muss man halt rausfinden. Ich kenne Frauen, die ausgebildete Begleithunde an ihrer Seite haben, die als geprüfte Assistenzhunde überall mit hin dürfen. Die stehen zum Beispiel ganz gezielt im Weg, wenn sich ein Fremder nähert.
Also, langer Rede kurzer Sinn: sie versteht das Problem nicht wirklich. Ihr Repertoire gibt keine adäquate Traumatherapie her, also bearbeitet sie nur den Teil deiner Probleme, bei dem sie sich auf sicherem Terrain wähnt. Ein großer Fehler, wie ich finde. Weil eben DOCH die Ursache eines Problems bei der Lösung wichtig ist.

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Vivy
Forums-Gruftie
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Beiträge: 884

Beitrag Sa., 22.08.2020, 05:31

Danke Montana!
5 mal danke geht leider nicht, sonst würde ich das machen.

Ich hab auch die älteren Posts durchgelesen und du triffst es auf den Punkt.
Schon alleine der Vorschlag ist so schlimm, dass mir nichts dazu einfällt.

Alina, ich finde es übrigens eine sehr gesunde Reaktion, dass du die Stunde abgesagt hast!
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

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