Therapie wurde abgebrochen - wie weiter?
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Therapie wurde abgebrochen - wie weiter?
Hallo zusammen
Ich hoffe auf Rat, weil ich momentan in einer Sackgasse stecke.
Zur Situation:
Ich hatte Anfang Jahr 2019 öfters Stimmungsschwankungen (mal Freude, mal gar keine Lust mehr) und eine Antriebslosigkeit. Seit Nov 2019 ging es mir dann wirklich nicht mehr gut. Ich hatte plötzlich heftige Weinattacken, starke Selbstmordgedanken, eine noch höhere Antriebslosigkeit, gar keine Freude mehr, Schlafprobleme, hab auf der Arbeit nichts mehr gebacken gekriegt (bzw. zum Teil nach wie vor) usw.
Hinzukommen starke Ängste (Verlustängste, Ängste wie ich bin nicht gut genug, ich schaffe das nicht, ich bin unfähig), die immer wieder plötzlich kommen. Diese schaukeln sich dann hoch, wandeln sich häufig in Wut um, die ich nicht kontrollieren kann und meinem Partner auslasse. Dies hatte ich schon in der Kindheit, weshalb ich damals aufgrund der Streitereien mit meiner Mutter schon die Polizei an der „Backe“ hatte.
Vom Hausarzt habe ich dann im Feb 2020 das Einverständnis erhalten, mir einen Psychiater suchen zu dürfen. Bei der ersten Psychiaterin war ich unzufrieden; sie war unzuverlässig, planlos und hat selbst in unserem Erstgespräch Telefonate entgegengenommen, was für mich einfach nicht ging. Zum Glück bekam ich da Trittico verschrieben, was die Symptome sehr linderte. Die Schlaflosigkeit, die Weinanfälle sowie die Selbstmordgedanken waren weitgehend weg. Der Rest blieb leider. Das Trittico nehme ich heute noch.
Ich bin dann Ende April zu einem anderen Psychiater in Therapie, welcher mich auch zu 50% krankgeschrieben hat. Er konnte offenbar leider nach etwa 10 Sitzungen die Diagnose immer noch nicht genau stellen. Er vermutete, ich hätte Anteile einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline) sowie zum Zeitpunkt des Tests eine mittelschwere Depression. Da ich in der Freizeit mich praktisch zu nichts aufraffen konnte, habe ich dann vor Kurzem Escitalopram bekommen, dessen Wirkung ich schon etwas spüre (bin also nicht mehr so antriebslos).
In der letzten Sitzung ist das Gespräch mit dem Psychiater total aus dem Ruder gelaufen (war vor einigen Wochen schon mal der Fall). Er war meines Erachtens sehr gemein zu mir und meinte genervt, wenn ich nichts ändere, passiere auch nichts. Ich könne gerne die nächsten 30 Jahre so weitermachen, denn offenbar sei mein Leidensdruck noch nicht gross genug, aber so lange würde er mich nicht begleiten können. Ich wusste aber gar nicht, was ich ändern soll. Seine Erwartungen hat er mir nie mitgeteilt. Zudem möchte ich natürlich gerne vorher wissen, was die Diagnose ist bevor ich bspw. meinen Job an den Nagel hänge. Zudem meinte er, wenn es nur um die Krankschreibung geht, sei er mit Sicherheit der Falsche (also so quasi ich simuliere ja doch nur, um nicht arbeiten zu müssen - so habe ich es zumindest verstanden). Zudem hat er mich in diesem Gespräch ziemlich harsch aufgefordert, ich solle reden, was danach eh nicht mehr möglich war. Ich bin allgemein sehr misstrauisch gegenüber Menschen und brauche sehr lange Zeit, um mich öffnen zu können. Das Reden fiel deshalb so schon schwer.
Vor allem die zwei Tage nach dem Gespräch waren dann alles andere als gut, ich war so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr und war praktisch nur noch am Weinen.
Ich hab ihm dann eine (etwas offensive) Mail geschrieben, dass ich sehr enttäuscht und verletzt bin über sein Verhalten sowie dass ich mir gewünscht hätte, dass er mit mir über seine Ziele/seine Erwartungen sprechen würde und mir bspw. auch ehrlich sagen würde, wenn jemand anders mit einer anderen Therapieform vllt besser zu mir passen würde. (Obwohl ich gar nicht weiss, ob bzw. welche Therapieform wir hatten.)
Seine Antwort (per Mail) war, dass ich mir überlegen solle, eine Körpertherapie oder Hypnose in Betracht zu ziehen oder sogar einen Klinikaufenthalt (Tagesklinik oder stationär), wenn mich dies so sehr unter Druck setzt. Zudem wird erwartet, dass man bei einer Krankschreibung, die länger als 3 Monate dauert, eine konsequente Verbesserung sieht, weil andernfalls die ambulante Therapie nicht mehr gegeben ist. Zum Schluss noch: Die Therapie ist somit bei ihm beendet und er wünsche mir alles Gute.
Ich habe nun auch etwas Bedenken, mich nochmals beim Hausarzt zu melden. Der denkt dann wahrscheinlich, ich sei die Schwierige und verweigert mir vielleicht eine weitere Überweisung. Zudem gehen mir ja irgendwann die Medis aus.
Was haltet ihr von den vorgeschlagenen Therapieformen (Körpertherapie oder Hypnose)? Hat da wer Erfahrung?
Wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll? Zwischen November und Februar habe ich schon mehrmals überlegt, mich notfallmässig in eine Klinik einweisen zu lassen. Durch die zwei Medikamente habe ich aber aktuell einfach das Gefühl, dass es mir nicht mehr soo schlecht geht wie damals, um einen solchen Aufenthalt zu machen. Die Symptome sind jetzt nur gedämpft, aber trotzdem nicht komplett verschwunden.
Oder habt ihr andere Ratschläge? Ich weiss momentan leider nicht, wie ich nun weitermachen soll.
Ich hoffe auf Rat, weil ich momentan in einer Sackgasse stecke.
Zur Situation:
Ich hatte Anfang Jahr 2019 öfters Stimmungsschwankungen (mal Freude, mal gar keine Lust mehr) und eine Antriebslosigkeit. Seit Nov 2019 ging es mir dann wirklich nicht mehr gut. Ich hatte plötzlich heftige Weinattacken, starke Selbstmordgedanken, eine noch höhere Antriebslosigkeit, gar keine Freude mehr, Schlafprobleme, hab auf der Arbeit nichts mehr gebacken gekriegt (bzw. zum Teil nach wie vor) usw.
Hinzukommen starke Ängste (Verlustängste, Ängste wie ich bin nicht gut genug, ich schaffe das nicht, ich bin unfähig), die immer wieder plötzlich kommen. Diese schaukeln sich dann hoch, wandeln sich häufig in Wut um, die ich nicht kontrollieren kann und meinem Partner auslasse. Dies hatte ich schon in der Kindheit, weshalb ich damals aufgrund der Streitereien mit meiner Mutter schon die Polizei an der „Backe“ hatte.
Vom Hausarzt habe ich dann im Feb 2020 das Einverständnis erhalten, mir einen Psychiater suchen zu dürfen. Bei der ersten Psychiaterin war ich unzufrieden; sie war unzuverlässig, planlos und hat selbst in unserem Erstgespräch Telefonate entgegengenommen, was für mich einfach nicht ging. Zum Glück bekam ich da Trittico verschrieben, was die Symptome sehr linderte. Die Schlaflosigkeit, die Weinanfälle sowie die Selbstmordgedanken waren weitgehend weg. Der Rest blieb leider. Das Trittico nehme ich heute noch.
Ich bin dann Ende April zu einem anderen Psychiater in Therapie, welcher mich auch zu 50% krankgeschrieben hat. Er konnte offenbar leider nach etwa 10 Sitzungen die Diagnose immer noch nicht genau stellen. Er vermutete, ich hätte Anteile einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline) sowie zum Zeitpunkt des Tests eine mittelschwere Depression. Da ich in der Freizeit mich praktisch zu nichts aufraffen konnte, habe ich dann vor Kurzem Escitalopram bekommen, dessen Wirkung ich schon etwas spüre (bin also nicht mehr so antriebslos).
In der letzten Sitzung ist das Gespräch mit dem Psychiater total aus dem Ruder gelaufen (war vor einigen Wochen schon mal der Fall). Er war meines Erachtens sehr gemein zu mir und meinte genervt, wenn ich nichts ändere, passiere auch nichts. Ich könne gerne die nächsten 30 Jahre so weitermachen, denn offenbar sei mein Leidensdruck noch nicht gross genug, aber so lange würde er mich nicht begleiten können. Ich wusste aber gar nicht, was ich ändern soll. Seine Erwartungen hat er mir nie mitgeteilt. Zudem möchte ich natürlich gerne vorher wissen, was die Diagnose ist bevor ich bspw. meinen Job an den Nagel hänge. Zudem meinte er, wenn es nur um die Krankschreibung geht, sei er mit Sicherheit der Falsche (also so quasi ich simuliere ja doch nur, um nicht arbeiten zu müssen - so habe ich es zumindest verstanden). Zudem hat er mich in diesem Gespräch ziemlich harsch aufgefordert, ich solle reden, was danach eh nicht mehr möglich war. Ich bin allgemein sehr misstrauisch gegenüber Menschen und brauche sehr lange Zeit, um mich öffnen zu können. Das Reden fiel deshalb so schon schwer.
Vor allem die zwei Tage nach dem Gespräch waren dann alles andere als gut, ich war so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr und war praktisch nur noch am Weinen.
Ich hab ihm dann eine (etwas offensive) Mail geschrieben, dass ich sehr enttäuscht und verletzt bin über sein Verhalten sowie dass ich mir gewünscht hätte, dass er mit mir über seine Ziele/seine Erwartungen sprechen würde und mir bspw. auch ehrlich sagen würde, wenn jemand anders mit einer anderen Therapieform vllt besser zu mir passen würde. (Obwohl ich gar nicht weiss, ob bzw. welche Therapieform wir hatten.)
Seine Antwort (per Mail) war, dass ich mir überlegen solle, eine Körpertherapie oder Hypnose in Betracht zu ziehen oder sogar einen Klinikaufenthalt (Tagesklinik oder stationär), wenn mich dies so sehr unter Druck setzt. Zudem wird erwartet, dass man bei einer Krankschreibung, die länger als 3 Monate dauert, eine konsequente Verbesserung sieht, weil andernfalls die ambulante Therapie nicht mehr gegeben ist. Zum Schluss noch: Die Therapie ist somit bei ihm beendet und er wünsche mir alles Gute.
Ich habe nun auch etwas Bedenken, mich nochmals beim Hausarzt zu melden. Der denkt dann wahrscheinlich, ich sei die Schwierige und verweigert mir vielleicht eine weitere Überweisung. Zudem gehen mir ja irgendwann die Medis aus.
Was haltet ihr von den vorgeschlagenen Therapieformen (Körpertherapie oder Hypnose)? Hat da wer Erfahrung?
Wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll? Zwischen November und Februar habe ich schon mehrmals überlegt, mich notfallmässig in eine Klinik einweisen zu lassen. Durch die zwei Medikamente habe ich aber aktuell einfach das Gefühl, dass es mir nicht mehr soo schlecht geht wie damals, um einen solchen Aufenthalt zu machen. Die Symptome sind jetzt nur gedämpft, aber trotzdem nicht komplett verschwunden.
Oder habt ihr andere Ratschläge? Ich weiss momentan leider nicht, wie ich nun weitermachen soll.
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Den Satz, wenn man nichts ändert, passiert auch nichts kann ich schon nachvollziehen. Du gehst mit bestimmten Problemen zu ihm und er erwartet sicherlich, dass du an der Situation etwas verändern möchtest, damit es dir langfristig besser geht. Er verschreibt dir Medikamente und du bist zufrieden. Aber die Tabletten sind leider nur eine Stütze und niemals die Lösung des eigenlichen Problems. Und du hast es ja genau so gesagt "Die Symptome sind jetzt nur gedämpft, aber trotzdem nicht komplett verschwunden". Das wird durch die Medikation allein auch nicht geschehen.Pflaumenbaum hat geschrieben: ↑Fr., 10.07.2020, 17:53
Er war meines Erachtens sehr gemein zu mir und meinte genervt, wenn ich nichts ändere, passiere auch nichts. [... ]Zudem möchte ich natürlich gerne vorher wissen, was die Diagnose ist bevor ich bspw. meinen Job an den Nagel hänge.
[...]
Seine Antwort (per Mail) war, dass ich mir überlegen solle, eine Körpertherapie oder Hypnose in Betracht zu ziehen oder sogar einen Klinikaufenthalt (Tagesklinik oder stationär), wenn mich dies so sehr unter Druck setzt. Zudem wird erwartet, dass man bei einer Krankschreibung, die länger als 3 Monate dauert, eine konsequente Verbesserung sieht, weil andernfalls die ambulante Therapie nicht mehr gegeben ist. Zum Schluss noch: Die Therapie ist somit bei ihm beendet und er wünsche mir alles Gute.
Ich habe nun auch etwas Bedenken, mich nochmals beim Hausarzt zu melden. Der denkt dann wahrscheinlich, ich sei die Schwierige und verweigert mir vielleicht eine weitere Überweisung. Zudem gehen mir ja irgendwann die Medis aus.
[...]
Wann ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll? Zwischen November und Februar habe ich schon mehrmals überlegt, mich notfallmässig in eine Klinik einweisen zu lassen. Durch die zwei Medikamente habe ich aber aktuell einfach das Gefühl, dass es mir nicht mehr soo schlecht geht wie damals, um einen solchen Aufenthalt zu machen. Die Symptome sind jetzt nur gedämpft, aber trotzdem nicht komplett verschwunden.
Deswegen wird er wohl erwarten, dass du Eigeninitiative einbringst und deinen Willen zeigst. Es muss dabei nicht gleich um die Kündigung des Jobs gehen, da ich vermute, dass es noch andere Baustellen gibt und nicht alle Probleme durch die Arbeit kommen. Jedenfalls deute ich das aus deiner Vorgeschichte und dass du deine Aggressionen an deinem Partner auslässt. Oder sind das immer Frustrationen, die du von der Arbeit mit heim bringst?
Habe ich es richtig verstanden, dass du 3 Monate bei ihm in Behandlung warst? Ist es in der Schweiz üblich, dass der Psychiater eine Therapie mit den Patienten macht, oder eher ein Psychotherapeut? Bei mir macht es zwar auch der Psychiater, aber er ist Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie und fungiert somit als Therapeut in meinem Fall mit wöchentlichen Sitzungen.
Ansonsten würde ich dir empfehlen, dir einen Psychotherapeuten zu suchen, wenn dir der Gedanke zusagt.
In eine Klinik bin ich ebenfalls gegangen. Mein Psychiater legte es mir mehrmals ans Herz und irgendwann habe ich es dann selbst eingesehen, dass das der beste Weg aus der Krise ist. Tatsächlich war es eine Abwechslung vom Alltag und ich habe noch während meines Aufenthalts alle Medikamente abgesetzt (unter anderem wegen Unverträglichkeit) und verspürte trotzdem keine Verschlechterung.
Aber jetzt noch einmal direkt die Frage, weil es bei mir einfach so rüberkommt (ich kann mich aber auch täuschen!!):
Willst du nur zum Psychiater bzw. in die Klinik, damit du Medikamente bekommst? Oder um die Situation in den Griff zu bekommen? In der Klinik wirst du mit verschiedenen Therapieformen konfrontiert (so war es jedenfalls bei mir). Also Gruppentherapie, Genusstherapie, Musiktherapie, Ergotherapie, etc. Vielleicht hilft dir davon etwas, deinen Frust und die Launen unterzubringen und du kannst Strategien für den Alltag mitnehmen.
Weswegen ist es dir eigentlich so wichtig, deine Diagnose zu kennen bevor du etwas an deinem Leben ändern möchtest? So banal es jetzt klingt, aber ist es nicht egal, welchen Namen das Kind hat, wenn es schon da ist? Dass es dir Probleme bereitet ist ja nicht von der Hand zu weisen. Aber warum nicht gleich etwas zur Verbesserung unternehmen?
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du bald den für dich richtigen Weg findest.
Hi!
Nur zum Verständnis...
Was will du eigentlich genau von einem Psychiater?
Warum suchst du dir nicht einen Psycholgen?
Und was sind deine persönlichen Ziele? Also wo willst du hin?
VG
Nur zum Verständnis...
Was will du eigentlich genau von einem Psychiater?
Warum suchst du dir nicht einen Psycholgen?
Und was sind deine persönlichen Ziele? Also wo willst du hin?
VG
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
Virginia Woolf
DAS ist ganz starker Tobak.Pflaumenbaum hat geschrieben: ↑Fr., 10.07.2020, 17:53 Zudem wird erwartet, dass man bei einer Krankschreibung, die länger als 3 Monate dauert, eine konsequente Verbesserung sieht, weil andernfalls die ambulante Therapie nicht mehr gegeben ist.
Wenn es einem aber nunmal nicht besser geht und man nicht weiß, was man dafür tun kann, dann bleibt in meiner Gedankenwelt nur ein Ausweg, die Erwartungen zu erfüllen: so tun, als gäbe es eine Verbesserung. Und das kann es ja wohl nicht sein, denn was bringt das?
Ein ähnliches Problem hatte ich mit meiner Psychiaterin, die sehr stark auf eine Wiederaufnahme meiner Arbeit drängte. Ich versuchte, ihr deutlich zu machen, warum das nicht ginge. Da kam dann von ihr, DANN müsse ich in eine Klinik, nur: auf die Idee war ich doch auch schon gekommen und war im Laufe von Jahren in mehreren. Auch in der Zeit, als ich noch arbeiten ging. Aber Wunder passieren dort auch nicht.
Und gerade bei dieser Frage ist nämlich die Diagnose sehr wohl wichtig, denn die sagt auch etwas über die Prognose. In meinem Fall hatte die Psychiaterin sich aus der Liste, die sie in meiner Krankenakte bei Übernahme der Praxis vorgefunden hatte, einfach etwas rausgepickt, was nicht das Hauptproblem war. Und daran hing dann alles. Mir war das gar nicht klar und ich war wirklich verzweifelt und fest entschlossen, dort nie wieder hinzugehen. Denn ich bin berentet und die Rente wurde dann von befristet in dauerhaft umgewandelt und ich hatte riesige Angst, ihr das zu sagen. Das war für mich selber überraschend gekommen, denn das entscheidet man nicht selber, sondern man kann bei einer befristeten Erwerbsminderungsrente eine Verlängerung beantragen und das hatte ich halt getan. Normalerweise wird die nicht einfach unbefristet weitergewährt. Andere klagen vor dem Sozialgericht für sowas. Dann gab es aber ein Gespräch zwischen meinem aktuellen Psychotherapeuten und dieser Psychiaterin, in dem sich das aufklärte. Sie war sich gar nicht darüber klar gewesen, in welche Verzweiflung sie mich gestürzt hatte.
PS: zur Verdeutlichung, ich brauchte tatsächlich keine Krankschreibung von ihr, aber ich wäre mit "genug Druck" wieder arbeiten gegangen bis zum nächsten Zusammenbruch. Das hatte ich zuvor schon mehrfach getan, vor der Rente. In meinen Albträumen gehe ich konsequent trotz Rente weiter vollzeit Arbeiten, nur eben ohne Bezahlung durch die Firma, und habe immer noch die gleichen Schwierigkeiten wie zuvor im realen Leben.
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Das ist mir schon klar, dass man selber daran arbeiten muss. Ich möchte ja auch was verändern, aber weiss ja nicht wo anfangen. Mein Psychiater meinte mal, dass ich zu viel nachgrüble und vieles negativ sehe. Aber wie soll ich alleine dieses Muster durchbrechen? Ich habe bevor das alles angefangen hat übrigens viel rechechiert, habe viele Motivationsreden angehört, wollte mich durch Affirmationen stärken etc. Leider aber kam später das erwähnte Tief. Deshalb wollte ich ja in Therapie gehen. Und die Aufforderung etwas zu verändern, kam ziemlich plötzlich. Vorher war dies eigentlich nicht unbedingt das Thema. Er meinte auch mal, dass die ganze Motivationslosigkeit auch nur ein Symptom der Krankheit sein könnte und ein Jobwechsel bspw. nichts bringen würde. Tut es wahrscheinlich auch nicht, weil ich in der Zeit 2019/2020 bereits die Arbeitsstelle genau aus diesem Grund gewechselt habe. Und genützt hat es mir nichts. Und nein, das sind keine Frustrationen, die ich von der Arbeit auslasse, sondern Ängste und die entstehen nicht auf der Arbeit.Den Satz, wenn man nichts ändert, passiert auch nichts kann ich schon nachvollziehen. Du gehst mit bestimmten Problemen zu ihm und er erwartet sicherlich, dass du an der Situation etwas verändern möchtest, damit es dir langfristig besser geht. Er verschreibt dir Medikamente und du bist zufrieden. Aber die Tabletten sind leider nur eine Stütze und niemals die Lösung des eigenlichen Problems. Und du hast es ja genau so gesagt "Die Symptome sind jetzt nur gedämpft, aber trotzdem nicht komplett verschwunden". Das wird durch die Medikation allein auch nicht geschehen.
Deswegen wird er wohl erwarten, dass du Eigeninitiative einbringst und deinen Willen zeigst. Es muss dabei nicht gleich um die Kündigung des Jobs gehen, da ich vermute, dass es noch andere Baustellen gibt und nicht alle Probleme durch die Arbeit kommen. Jedenfalls deute ich das aus deiner Vorgeschichte und dass du deine Aggressionen an deinem Partner auslässt. Oder sind das immer Frustrationen, die du von der Arbeit mit heim bringst?
Ja, 3 Monate warens. Ich hatte ebenfalls wöchentliche Sitzungen. Die Krankenkassen zahlen in der Schweiz nur Behandlungen bei Psychiatern. Für einen Psychologen benötigt man entweder eine Zusatzversicherung, die dann aber auch nur einen Teil übernimmt oder man zahlt diese selber.Habe ich es richtig verstanden, dass du 3 Monate bei ihm in Behandlung warst? Ist es in der Schweiz üblich, dass der Psychiater eine Therapie mit den Patienten macht, oder eher ein Psychotherapeut? Bei mir macht es zwar auch der Psychiater, aber er ist Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie und fungiert somit als Therapeut in meinem Fall mit wöchentlichen Sitzungen. Ansonsten würde ich dir empfehlen, dir einen Psychotherapeuten zu suchen, wenn dir der Gedanke zusagt.
Ich möchte natürlich meine Situation ändern. Ich habe nur Angst davor, wenn ich die Medikamente absetze, dass der Zustand vorher wieder hergestellt wird und der war gefühlt die Hölle.Aber jetzt noch einmal direkt die Frage, weil es bei mir einfach so rüberkommt (ich kann mich aber auch täuschen!!): Willst du nur zum Psychiater bzw. in die Klinik, damit du Medikamente bekommst? Oder um die Situation in den Griff zu bekommen? In der Klinik wirst du mit verschiedenen Therapieformen konfrontiert (so war es jedenfalls bei mir). Also Gruppentherapie, Genusstherapie, Musiktherapie, Ergotherapie, etc. Vielleicht hilft dir davon etwas, deinen Frust und die Launen unterzubringen und du kannst Strategien für den Alltag mitnehmen.
Was soll ich denn genau im Aussen ändern? Ich kann meine Arbeitsstelle wechseln, ich kann meine Wohnung kündigen und umziehen, ich kann die Beziehung zu meinem Partner beenden etc. Dies alles bringt aber wahrscheinlich nur noch mehr Instabilität in mein Leben. Ich bin aktuell schon von den kleinsten Dingen überfordert. Zudem muss die Ursache nicht nur einen äusseren Einfluss haben. Ich denke, für mich persönlich macht es mehr Sinn, mich zuerst zu stabilisieren. Ich hatte früher keine Probleme damit, Veränderungen anzustossen, denn ich bin nicht unbedingt jemand, der in einer unangenehmen Situation lange verharrt. Aber es fühlt sich aktuell nicht richtig an! Ich habe kleine Projekte, die ich in naher Zukunft liebend gerne umsetzen möchte (Bootsprüfung, Motorradführerschein, Weiterbildung, ...). Es ist nicht so, dass ich gar nichts mache.Weswegen ist es dir eigentlich so wichtig, deine Diagnose zu kennen bevor du etwas an deinem Leben ändern möchtest? So banal es jetzt klingt, aber ist es nicht egal, welchen Namen das Kind hat, wenn es schon da ist? Dass es dir Probleme bereitet ist ja nicht von der Hand zu weisen. Aber warum nicht gleich etwas zur Verbesserung unternehmen?
Vielen Dank, auch für deine AnregungenIch drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du bald den für dich richtigen Weg findest.
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Hallo
Bei uns ist es üblich, dass man zum Psychiater in Therapie geht. Die Krankenkassen zahlen in der Schweiz nur Behandlungen bei Psychiatern. Für einen Psychologen benötigt man entweder eine Zusatzversicherung, die dann aber auch nur einen Teil übernimmt oder man zahlt diese komplett selber.
Ich möchte demnächst eine Weiterbildung im HR absolvieren und dadurch nochmals beruflich aufsteigen, mit meinem Partner wünsche ich mir den weiteren Schritt zu gehen (zusammenziehen, später Familie) und zudem einige grössere Reisen in diverse Länder zu machen. Dann habe ich noch kleinere Projekte, die ich gerne umsetzen würde wie bspw. Bootsprüfung, Motorradführerschein, E-Gitarre lernen usw.
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Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Dass mit deiner Psychiater war natürlich auch mehr als ideal. Ich hoffe, du fühlst dich bei deinem jetzigen Psychotherapeuten wenigstens gut aufgehoben.DAS ist ganz starker Tobak.
Wenn es einem aber nunmal nicht besser geht und man nicht weiß, was man dafür tun kann, dann bleibt in meiner Gedankenwelt nur ein Ausweg, die Erwartungen zu erfüllen: so tun, als gäbe es eine Verbesserung. Und das kann es ja wohl nicht sein, denn was bringt das?
Ein ähnliches Problem hatte ich mit meiner Psychiaterin, die sehr stark auf eine Wiederaufnahme meiner Arbeit drängte. Ich versuchte, ihr deutlich zu machen, warum das nicht ginge. Da kam dann von ihr, DANN müsse ich in eine Klinik, nur: auf die Idee war ich doch auch schon gekommen und war im Laufe von Jahren in mehreren. Auch in der Zeit, als ich noch arbeiten ging. Aber Wunder passieren dort auch nicht.
Und gerade bei dieser Frage ist nämlich die Diagnose sehr wohl wichtig, denn die sagt auch etwas über die Prognose. In meinem Fall hatte die Psychiaterin sich aus der Liste, die sie in meiner Krankenakte bei Übernahme der Praxis vorgefunden hatte, einfach etwas rausgepickt, was nicht das Hauptproblem war. Und daran hing dann alles. Mir war das gar nicht klar und ich war wirklich verzweifelt und fest entschlossen, dort nie wieder hinzugehen. Denn ich bin berentet und die Rente wurde dann von befristet in dauerhaft umgewandelt und ich hatte riesige Angst, ihr das zu sagen. Das war für mich selber überraschend gekommen, denn das entscheidet man nicht selber, sondern man kann bei einer befristeten Erwerbsminderungsrente eine Verlängerung beantragen und das hatte ich halt getan. Normalerweise wird die nicht einfach unbefristet weitergewährt. Andere klagen vor dem Sozialgericht für sowas. Dann gab es aber ein Gespräch zwischen meinem aktuellen Psychotherapeuten und dieser Psychiaterin, in dem sich das aufklärte. Sie war sich gar nicht darüber klar gewesen, in welche Verzweiflung sie mich gestürzt hatte.
PS: zur Verdeutlichung, ich brauchte tatsächlich keine Krankschreibung von ihr, aber ich wäre mit "genug Druck" wieder arbeiten gegangen bis zum nächsten Zusammenbruch. Das hatte ich zuvor schon mehrfach getan, vor der Rente. In meinen Albträumen gehe ich konsequent trotz Rente weiter vollzeit Arbeiten, nur eben ohne Bezahlung durch die Firma, und habe immer noch die gleichen Schwierigkeiten wie zuvor im realen Leben.
Mir geht es aktuell ähnlich. Mein Psychiater meinte in diesem Gespräch, wie ich es finde, die Arbeitsfähigkeit auf 60 % zu steigern. Ich meinte, dass wir dies gerne versuchen können. Mit Arbeiten hatte ich zuvor und habe auch jetzt kein Problem. Meine riesige Angst besteht nur darin, dass mich dies alles wieder masslos überfordert und genau wie du wieder Zusammenbrüche habe.
Würdest du auch anderen Patienten den Rat geben, dass es doch egal sei, ob er Krebs hat oder eine andere Krankheit, er könne auch ohne die richtige Diagnose selbst für eine Verbesserung sorgen? Die richtige Diagnose ist alles andere als unwichtig. Von der Diagnose hängt die richtige Behandlung ab, auch im psychisches Bereich. Jeder Patient hat ein Recht darauf die richtige Diagnose zu erhalten, diese zu erfahren und entsprechend seiner Erkrankung behandelt zu werden. Auch Psychotherapiepatienten haben dieses Recht.Kirii: Weswegen ist es dir eigentlich so wichtig, deine Diagnose zu kennen bevor du etwas an deinem Leben ändern möchtest? So banal es jetzt klingt, aber ist es nicht egal, welchen Namen das Kind hat, wenn es schon da ist? Dass es dir Probleme bereitet ist ja nicht von der Hand zu weisen. Aber warum nicht gleich etwas zur Verbesserung unternehmen?
Es ist ein Behandlungsfehler, wenn Psychotherapeuten nicht über die Krankheit aufklären und den Patienten nicht über den weiteren Verlauf der Behandlung informieren.
Hallo Pflaumenbaum,
nun zu dir.
Wenn du das wüsstest und dazu von alleine in der Lage wärest, dann bräuchtest du keinen Psychotherapeuten.Ich wusste aber gar nicht, was ich ändern soll.
Mein Tipp an dich wäre dir einen richtigen Psychotherapeuten zu suchen. Psychiater sind da nicht so dolle gut geeignet. Dafür musst du nicht unbedingt zu deinem Hausarzt gehen. Du kannst dir selbstständig einen Therapeuten suchen. Während der probatorischen Sitzungen bekommst du die Möglichkeit Therapeuten kennen zu lernen. wenn du dich für einen entschieden hast, dann wird dir der Therapeut erklären, wie es weiter geht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Jenny, sie müsste den selber bezahlen, weil sie in der Schweiz lebt. Das kann nicht jeder.
Montana, ah, okay. Dass Pflaumenbaum in der Schweiz lebt ist mir entfallen. Danke für den Hinweis.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
So ein Schmarrn. Auch in der Schweiz gibt es exzellente psychiatrische Psychotherapeuten.
Das ist so nicht korrekt.Pflaumenbaum hat geschrieben: ↑Sa., 11.07.2020, 07:13
Bei uns ist es üblich, dass man zum Psychiater in Therapie geht. Die Krankenkassen zahlen in der Schweiz nur Behandlungen bei Psychiatern. Für einen Psychologen benötigt man entweder eine Zusatzversicherung, die dann aber auch nur einen Teil übernimmt oder man zahlt diese komplett selber.
Ich lebe in der Schweiz und bin seit mehreren Jahren bei einer Psychotherapeutin in Behandlung, bezahlt durch die Grundversicherung meiner Krankenkasse.
Anders als in Deutschland muss meine Therapeutin in den Praxisräumen eines Psychiaters und "delegiert" von ihm meine Therapie durchführen, das stimmt. Praktisch hat mich der Psychiater ausser bei kurzen Begegnungen auf dem Gang nie gesehen.
Aber dafür gibt es hier weder ein festes oberes Stundenkontingent, nach dem eine Pause eingelegt oder das Therapieverfahren gewechselt werden muss, noch sind die möglichen Verfahren so drastisch eingeschränkt wie ich das aus Deutschland höre.
Also, Pflaumenbaum, such Dir eine vernünftige Therapeutin, die delegiert arbeitet und auf Grundversicherung abrechnen kann, die sind gar nicht so selten!
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- [nicht mehr wegzudenken]
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danke für diese Ausführungen Inga, jetzt hab ich das System in der Schweiz mal verstanden.
Ich hab mich schon gewundert, ich konnte mir gar nicht vorstellen dass da praktisch nur Psychiater auf Krankenkasse therapieren können.
Ich hab mich schon gewundert, ich konnte mir gar nicht vorstellen dass da praktisch nur Psychiater auf Krankenkasse therapieren können.
Nach ein paar Monaten?Den Satz, wenn man nichts ändert, passiert auch nichts kann ich schon nachvollziehen.
Ich beginne erst nach vielen Jahren, so was wie den Mut zu entwickeln, die Ärmel hochkrempeln zu können. Davor war viele Jahre Abwehr von Gefühlen, negative Übertragungen, Klagen, Selbstmitleid und das Gefühl, eben gar nicht zu wissen, wie sich in der Therapie was verändern könnte (dass Sprüche wie: "Sie müssen schon wollen" mir nicht helfen würden, wusste ich bereits).
Glücklicherweise wurde überhaupt kein Druck gemacht, sodass "es" sich von innen entwickeln konnte.
Wenn du eine "Art" Borderlinestörung hast - es ist egal, wie man das nennt; entscheidend ist hier eher, dass es sich um eine frühe Störung handelt, die "tief und fest" sitzt und daher nicht mit ein paar Therapiestunden erreicht werden kann -, dann brauchst du unter Umständen viele Jahre und einen geduldigen Therapeuten, der wartet, bis "alles" hochkommt und bis die Abwehr sich auflöst. Wenn das zu schnell geht, nützt dir das gar nichts, weil an deinem "Panzer" nichts vorbeikommt, was er dir an Interventionen anbietet.
Mit anderen Worten: Es gibt auch gute Therapeuten, die zu dir passen. Ob ein Psychiater der Richtige ist, ist noch mal die andere Frage - und das hängt auch davon ab, wieviel Zeit du dir gibst. Wenn du willst, dass die Symptome schnell verschwinden, mag das hilfreich sein.
Das habe ich nicht gesagt. Die Diagnose ist und bleibt wichtig.Jenny Doe hat geschrieben: ↑Sa., 11.07.2020, 07:32 Würdest du auch anderen Patienten den Rat geben, dass es doch egal sei, ob er Krebs hat oder eine andere Krankheit, er könne auch ohne die richtige Diagnose selbst für eine Verbesserung sorgen? Die richtige Diagnose ist alles andere als unwichtig. Von der Diagnose hängt die richtige Behandlung ab, auch im psychisches Bereich.
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