Bin ich von meiner Therapeutin besessen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sansa
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Bin ich von meiner Therapeutin besessen?

Beitrag Mi., 15.04.2020, 11:02

Hallo und sorry :red: dass ich einfach mit der Tür ins Haus reinplatze.

Ich glaube ich bin von meiner Therapeutin besessen. Ich kann an kaum etwas anders denken. Alle meine Gedanken kreisen um sie. Ich könnte es ja verstehen, wenn ich keine weiteren soziale Kontakte hätte, aber die habe ich. Meine Partnerschaft läuft gut und ich habe viele Freunde mit denen ich mich gut verstehe.
Trotzdem steht die Therapeutin in meinem Mittelpunkt.
Ich bin seit 1 und halb Jahre bei ihr in Tiefenpsychologischer Therapie. Wir verstehen uns gut und haben auch neben den Sitzungen hin und wieder Kontakt. Ein Angebot dass ich damals gerne angenommen habe, aber ohne den ich mittlerweile nicht mehr sein möchte.
Ich empfinde mittlerweile auch eine hohe Sympathie für sie, was mich zusätzlich beunruhigt. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Es kann doch nicht sein, dass ich gedanklich so sehr an ihr hänge, mich sogar in Tagträume begebe, die mir Zeit rauben.
Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?
Hat jemand von euch Erfahrung damit? Wie konntet ihr das lösen.
Mich belastet es sehr.
Danke schon mal

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Candykills
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 11:06

Aus der Nummer "kommst du nur wieder raus", wenn du das Problem in der Therapie ansprichst und ihr schaut, welche Bedürfnisse deinerseits dahinter stecken. Anders wird das nichts und du wirst dich weiter endlos im Kreis drehen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sansa
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 11:20

Danke Candykills,
ich bin eher auf der Suche um das ohne der Therapeutin hinzubekommen. Das wäre mir viel lieber. Ich möchte es in der Therapie nicht zum Thema machen.

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Candykills
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 11:23

Sansa hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 11:20 Danke Candykills,
ich bin eher auf der Suche um das ohne der Therapeutin hinzubekommen. Das wäre mir viel lieber. Ich möchte es in der Therapie nicht zum Thema machen.
Wird nicht klappen. Aber ist natürlich deine Entscheidung.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 11:51

das nennt sich wohl Übertragung und ist nichts was selten oder ungewöhnlich ist.

Es gehört in die Therapie, genau dort besprochen.
Und ja, ich verstehe das gut, das ist peinlich und unangenehm.
Aber Therapeuten haut es nicht aus den Socken wenn du sowas berichtest, die freuen sich eher und bearbeiten genau das mit dir. Es wäre eine gute Chance um weiter zu kommen.

In einer Verhaltenstherapie kann man sowas wie "Gedankenstopp" üben und lernen, rein theoretisch kann man das natürlich auch mit solchen Gedanken machen. Ist aber nicht so sinnvoll.

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Sansa
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:05

Übertragung? Was muss ich darunter verstehen?
Hat hier denn jemand so etwas schon in der Therapie angesprochen und wenn ja, was kam dabei rum?
Ich hätte Angst, dass sich etwas dadurch zum negativen entwickeln könnte.

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Candykills
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:10

Das wird dauernd in der Therapie angesprochen, weil genau DAS viele Patienten erleben. Du findest in diesem Forum auch zahlreiche Threads dazu. Hier kommen eigentlich wöchentlich neue Leute dazu, die genau das Problem der "Übertragung" haben.
Wie gesagt: da hilft nur Ansprechen, weil genau DAS in die Therapie gehört. Nur so kommst du dir und deinen eigenen Gefühlen wirklich selbst auf die Schliche.

*Übertragung* bedeutet, dass du Gefühle, die eigentlich zum Beispiel an deine Mutter gerichtet sind, auf die Therapeutin überträgst. Zum Beispiel, Mutter-Kind-Gefühle. Das können positive, wie auch negative Gefühle sein.
Wenn deine Mutter dich beispielsweise immer ablehnte, kann es passieren, dass du denkst, dass die Therapeutin dich auch ablehnt, obwohl das gar nix mit den Gefühlen deiner Therapeutin zu tun hat.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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amarok
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 16:16

Hallo Sansa

vielleicht hilft Dir das weiter:

HERZENSBEGEGNUNGIN DERPSYCHOTHERAPIE von Reinhardt Krätzig:

http://www.psychotherapie-birkenwerder. ... erapie.pdf

Liebe Grüsse
Amarok
:-) bleib bei Dir :cool:


Truemmerlotte
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 16:28

Hey!

Wie schon geschrieben wurde, ist das Ding mit der Übertragung fast schon normal. Natürlich steckt da nicht jeder drin oder nicht so extrem wie du. Aber es ist wirklich weit verbreitet, wenn man das so schreiben kann.

Du fragst, ob das auch andere schon so extrem erlebt haben.
-Ja,habe ich. Es gab eine Zeit, da habe ich mir meinen Therapeuten stellenweise auf meine Bettkante gewünscht oder in einen Sessel in meinem Schlafzimmer. Und habe mir vorgestellt das er einfach da sitzt und auf mich aufpasst, über mich wacht wenn ich schlafe...

Nur um ein Beispiel zu nennen. Ansonsten bin ich auch ganz oft im inneren Monolog mit ihm(passiert eher nach aufwühlenden Stunden, flacht dann nach ein paar Tagen wieder ab) und mag ihn natürlich auch sehr gern,würde gerne mehr über ihn als private Person wissen und solche Sachen(allerdings bin ich ganz froh, dass er gut auswählt was er so von sich erzählt, denn ich glaube zu viele private Sachen könnte ich gar nicht handeln). Kenne ihn seit 2012 und wir kamen von anfang an ganz gut klar.

Dann gibt es tatsächlich auch immer mal wieder die Vorstellung, mit ihm Sex zu haben. :red:
Nur die Vorstellung. Glaub' mir, würde irgendwas tatsächlich in die Richtung gehen (was es definitiv nicht tut und wird) würde ich aber schneller laufen als Usain Bolt :lol:

Und auch ich habe ausreichend soziale Kontakte, bin seit 14 Jahren in einer Beziehung (davon knapp 5 verheiratet) und habe inzwischen auch eine Tochter und bin soweit glücklich und zufrieden. :->

Ich wollte es erst auch nicht ansprechen, weil mega peinlich (warum eigentlich?) und naja...ich habe aber gemerkt, dass wir so nicht weiter gekommen wären, denn es drehte sich quasi wirklich alles nur noch um ihn und ich konnte nicht vernünftig über die Sachen sprechen, weswegen ich eigentlich wieder zu ihm in Therepie gegangen hin.

Pö a Pö, immer wenn dieses oder jenes aktuell war habe ich mir dann doch einen Ruck gegeben und es angesprochen und er hat jedes Mal sehr behutsam und besonnen reagiert.
Die Sache mit dem Sex hat er mir sogar abgenommen und es selber ausgesprochen (er schmunzelte, aber nicht weil er sich lustig machen wollte oder ähnliches) und fand es überhaupt nicht schlimm ;-)

Nach diesen Stunden war ich immer extrem erleichtert es doch angesprochen zu haben. Auch wenn es natürlich in dem Moment peinlich war, aber hinterher war es immer gut.

Warum möchtest du es nicht mit ihr bereden?
Wenn du wirklich Angst hast, dass sich da etwas zum negativen ändert kannst du ja damit vielleicht anfangen?
So frei nach dem Motto:" Ich habe da eine wichtige Sache, die mir sehr zu schaffen macht. Allerdings habe ich Angst, dass wenn ich Ihnen davon erzähle, sich etwas zwischen uns ändern könnte und das möchte ich nicht."

Wäre das vorstellbar?

Denn ich würde auch behaupten, dass du das nur direkt mit ihr bearbeiten kannst. Und wenn du das schaffst, wünsche ich dir natürlich eine gute Erfahrung und das deine Therapeutin da für dich passend reagiert.

Neu ist so etwas für sie sicherlich nicht😉 nur für dich...

Alles Gute und liebe Grüße
Trümmerlotte

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Philosophia
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 17:33

Sansa hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 11:02 Wir verstehen uns gut und haben auch neben den Sitzungen hin und wieder Kontakt. Ein Angebot dass ich damals gerne angenommen habe, aber ohne den ich mittlerweile nicht mehr sein möchte.
Da Klassiker... finde ich mal wieder unprofessionell. Der Kontakt sollte grundsätzlich (Ausnahmen bestätigen die Regel) in den Stunden und nicht außerhalb der Stunden stattfinden. Die Abhängigkeit (die ja nicht unbedingt schlecht ist, wenn alles seine Grenzen hat) ist auch so offenbar schon groß genug. Es liegt in der Verantwortung der Therapeutin, das nicht so ausufern zu lassen. Es ist nicht schlimm, wenn der Therapeut in einem eine große Rolle spielt - das zeigt, dass es eine bedeutsame Beziehung ist -, aber der Therapeut sollte nicht eine größere rolle spielen, als ihm zusteht.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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DieBeste
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 21:08

Habe genau das gleiche erlebt und auch in der Therapie angesprochen. Leider mehr oder weniger erfolglos. Ich habe unter anderem aufgrund dieser Gefühle die Therapie vorzeitig beendet. Allerdings hoffe ich für dich, dass mein Fall eine Ausnahme war. Ich würde dir raten es anzusprechen


GuterGeist2019
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 22:47

Ich sehe weniger deine Gefühle, Wünsche und Tagträume als Schwierigkeit. Sowas passiert öfter und es kann in der Therapie bearbeitet werden, wenn du es ansprichst und deine Therapeutin einigermaßen damit umgehen kann

Problematisch finde ich eher, dass du schreibst, du möchtest ohne diesen Kontakt zwischen den Stunden nicht mehr sein. Denn DA sollte deine Therapeutin schon besser steuern und sich auch zurücknehmen. Ziel einer Therapie sollte ja sein, dass ein Therapeut sich immer mehr überflüssig macht, weil es dir besser geht und du irgendwann alleine klar kommst.

Wenn du deine Gefühle in den Stunden thematisierst, dann könnt ihr gemeinsam anschauen, woher diese Gefühle bei dir kommen. Außerdem kann deine Therapeutin besser einschätzen, wo vielleicht ein bisschen mehr Distanz besser wäre. Die Frage ist aber auch, ob du nicht gerade DAS fürchtest - dass sie Kontakt zurücknimmt oder Dinge ändert, die du glaubst zu brauchen?

Ich weiß nicht, ob das wirklich bei dir zutrifft. Ist jedenfalls das, was bei mir ankommt.

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Sansa
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 23:00

Erst einmal DANKE!

Diesen inneren Monolog führe ich auch, bis hin zu Tagträumen, in dem ich ihr nahe kommen möchte.
Das kann ich ihr aber nicht erzählen. Ich hätte Angst, dass sie das als Anmache verstehen könnte. Vor allem weil ich weiß, dass sie mit Frauen ausgeht.
Ich bin aber glücklich mit meinem Partner und stehe nicht auf Frauen, darum finde ich es sehr komisch.

Und ja, auch hätte ich Angst, dass sie auf Abstand gehen würde. Zwar ist der Kontakt neben den Stunden nicht so oft oder regelmäßig, dennoch wäre ich sehr traurig, sollte sie mir das wegnehmen.
Darum will ich es irgendwie alleine schaffen um die Therapeutische Beziehung nicht zu gefährden.


GuterGeist2019
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 23:16

Alleine dürfte es schwierig werden, da du dich dann immer "zügeln" müsstest und dich nicht wirklich mit all deinen Gefühlen einbringen kannst. Deine Phantasie wird aber trotzdem weiter Blüten treiben - und ich befürchte, das könnte dich eher noch weiter in diesen Strudel hineinziehen.

Wenn deine Therapeutin professionell damit umgehen kann, dann müsste sie dir meiner Ansicht nach den Kontakt zwischendurch nicht "wegnehmen". Aber sie könnte dann achtsamer sein, damit die Abhängigkeit nicht ausufert. Und das wäre ja nur gut für dich.

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Philosophia
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Beitrag Do., 16.04.2020, 08:04

Sansa hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 23:00 Vor allem weil ich weiß, dass sie mit Frauen ausgeht.
Ich bin aber glücklich mit meinem Partner und stehe nicht auf Frauen, darum finde ich es sehr komisch.
Woher weißt du das? Das geht dich nichts an - wenn sie selbst dir das erzählt hat, frage ich mich, inwiefern dir diese Privat-Information von ihr nützen sollte...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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