Hassliebe zum Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kaja88
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Hassliebe zum Therapeuten?

Beitrag Di., 26.11.2019, 13:01

Hallo,

ich weiß nicht recht wie ich es formulieren soll. Ich hatte vor einiger Zeit einen Beitrag geschrieben in dem ich vor dem Problem stand mich in meinen Therapeuten verliebt zu haben. So langsam zweifle ich allerdings daran, ob es wirklich Liebe (oder Übertragungsliebe, wie immer man es nennen möchte) ist. Oft überkommen mich in letzter Zeit auch Gefühle, dass ich meinen Thera so ganz und gar nicht mag. Ich habe das Gefühl er versteht mich nicht, will mich vielleicht auch gar nicht verstehen, da ich ihm egal bin. Oder dass er sich so überhaupt nicht bemüht. Ich kann das ganz schwer beschreiben. Auf jeden Fall bin ich dann ab und zu richtig sauer auf ihn.
Das ist ein Gefühl von "ich kann schlecht mit ihm, aber erst recht nicht ohne ihn". Kann man verstehen was ich meine?!

Es gab auch ein ausschlaggebendes Erlebnis seit wann das so ist. Und zwar kam er mir zufällig auf der Straße entgegen. Weit und breit niemand sonst in Sicht. Er sieht mich, aber sagt NICHTS. Ich mein, ich hätte verstehen können, wenn er mich vor anderen nicht in Verlegenheit bringen will, wären welche dabei gewesen. Aber das war nicht der Fall . Er hat mich auch 100 % erkannt. Aber warum bin ich ihm dann so egal?! Sorry, dass ich mich da so reinsteigern, aber das tat echt weh. Eigentlich total belanglos, aber für mich nicht :cry:

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 26.11.2019, 14:22

Kaja88 hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 13:01 Es gab auch ein ausschlaggebendes Erlebnis seit wann das so ist. Und zwar kam er mir zufällig auf der Straße entgegen. Weit und breit niemand sonst in Sicht. Er sieht mich, aber sagt NICHTS. Ich mein, ich hätte verstehen können, wenn er mich vor anderen nicht in Verlegenheit bringen will, wären welche dabei gewesen. Aber das war nicht der Fall . Er hat mich auch 100 % erkannt. Aber warum bin ich ihm dann so egal?!
Auch auf der Straße ist man nicht so anonym wie manche vielleicht annehmen. Es würde ja reichen, dass jemand aus dem Fenster guckt, und sieht, dass der Therapeut dich anspricht. Außerdem gerät er nicht in Gefahr, dass Patienten sich ermutigt fühlen, mit ihm ein Gespräch zu beginnen.
- und sich vorwerfen lassen muss, es initiiert zu haben.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Malia
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Beitrag Di., 26.11.2019, 14:49

Du bist das Opfer deiner unausgesprochenen Erwartungen.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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nulla
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Beitrag Di., 26.11.2019, 14:59

Ja, ich gebe Malia recht. Ich vermute, du leidest unter der nicht erwiderten Liebe zu deinem Therapeuten.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)

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Kaja88
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Beitrag Di., 26.11.2019, 15:04

Ich habe es bei einer anderen Patientin vergangenes Jahr mitbekommen wie sehr er sich um sie gesorgt hat. Hat sie mit dem Auto nach Hause gefahren damit sie nicht den Bus nehmen muss. Hat ihr seine Handynr für Notfälle gegeben. Hat ständig hinterher telefoniert, weil sie Termine nicht wahrgenommen hat,... das ist denke ich in mancher Hinsicht grenzüberschreitend gewesen. Aber es macht mich traurig, dass er sich so NULL für mich interessiert.
Ich weiß, das klingt ziemlich eifersüchtig und lächerlich ... und gestört :kopfschuettel:

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stern
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Beitrag Di., 26.11.2019, 15:12

Kaja88 hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 13:01
Es gab auch ein ausschlaggebendes Erlebnis seit wann das so ist. Und zwar kam er mir zufällig auf der Straße entgegen. Weit und breit niemand sonst in Sicht. Er sieht mich, aber sagt NICHTS. Ich mein, ich hätte verstehen können, wenn er mich vor anderen nicht in Verlegenheit bringen will, wären welche dabei gewesen. Aber das war nicht der Fall .
Ich finde auch, Malia bringt es auf den Punkt. Nicht zu grüßen, ist eigentlich ziemlich üblich, bei Ärzten und Therapeuten. Sagt noch nichts darüber aus, wie "egal" man ist. Aber was würdest du mit "nicht egal" verbinden?

Woher weißt du, dass andere Patienten die Nummer haben oder sie als Fahrdienst haben? Nun, wenn man nur das weiß, würde ich auch sagen, ist seltsam. Aber wer weiß, ob sie eine Patientin z.B. in die Klinik fahren musste o.ä.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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diesoderdas
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Beitrag Di., 26.11.2019, 15:25

Ich sehe es ein wenig anders als die anderen.
Viele Therapeuten grüßen ja anscheinend wirklich nicht auf der Straße, allerdings finde ich, dass sowas dann vorher besprochen gehört. Um zu verhindern, dass sich dann jemand so fühlt, wie du jetzt.
Und wenn da tatsächlich gar keine Leute auf der Straße waren...
Mich hat auch mal eine (zur der Zeit ehemalige) Therapeutin auf der Straße getroffen. Die sagte ganz normal hallo. Wir sprachen ein zwei Minuten und gut wars. Ich wäre da gar nicht auf die Idee gekommen, dass sowas verboten sein könnte.

Annonymität hin oder her. Viele Patienten wollen es ja vielleicht genauso (also, dass man dann so tut, als kenne man sich nicht). Und viele andere wären perplex über so ein Verhalten und würden sich bestimmt so fühlen wie du. Daher verstehe ich dann tatsächlich nicht, warum ein Therapeut, der sich da strikt dran hält, das nicht zu Therapiebeginn kurz ansprechen kann.

Und zum Rest. Da will ich mir überhaupt kein Ureil bilden. Vielleicht bist du tatsächlich enttäuscht und es geht um deine Verliebtheit und Verletztheit. Vielleicht merkst du aber einfach auch nur, dass du ihn tatsächlich nicht so sonderlich magst.

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Kaja88
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Beitrag Di., 26.11.2019, 15:29

stern hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 15:12 Woher weißt du, dass andere Patienten die Nummer haben oder sie als Fahrdienst haben? Nun, wenn man nur das weiß, würde ich auch sagen, ist seltsam. Aber wer weiß, ob sie eine Patientin z.B. in die Klinik fahren musste o.ä.
Ich habe mich mit dieser Person während der Therapie gut angefreundet, da wir zusammen in einer Gruppentherapie waren. Da hat sie dann immer viel über unseren Thera erzählt. Je mieser sie zu ihm war, umso mehr Aufmerksamkeit hat sie bekommen.. das kanns ja irgendwie auch nicht sein.


Ich wäre ihm gerne "nicht egal", weil er mir so wahnsinnig wichtig ist. Natürlich weiß ich, dass er zig andere Patienten hat und ich nur eine von vielen bin. Aber es tut so weh, wenn ich mich genau als solche fühle

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Philosophia
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Beitrag Di., 26.11.2019, 15:53

Hmm, was würdest du dir denn konkret wünschen an Aufmerksamkeiten?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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nulla
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:02

Ich weiß nicht, wie das mit dem Grüßen von PT's ist, aber wenn sie nicht grüßen, dann ja wohl nur um die Anonymität der Klienten zu wahren. Wenn jetzt umgekehrt der/die Klient/in grüßt, kann man dich antworten, denke ich. Und natürlich kann man das vorab besprechen.
Ich habe meinen PT noch nie getroffen, den Psychiater aber schon, vor dem Supermarkt, hab gegrüßt und er hat freundlich zurück gegrüßt.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)

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lisbeth
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:11

Hast du ihn denn mal auf eure Straßenbegegnung angesprochen? Dann könnte er ja direkt dazu Stellung nehmen. Ich vermute aber, dass du jetzt einfach in deinem Frust vor dich hinköchelst und total genervt von ihm bist. Mein Rat wäre, sprich ihn in der nächsten Stunde darauf an. Denn im Grund geht es dir ja gar nicht darum, ob er dich auf der Straße grüßt oder nicht, es geht ja um "Zuwendung", Aufmerksamkeit usw. und das machst du halt an diesem Ereignis fest.
Kaja88 hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 15:29 Da hat sie dann immer viel über unseren Thera erzählt. Je mieser sie zu ihm war, umso mehr Aufmerksamkeit hat sie bekommen.. das kanns ja irgendwie auch nicht sein.
Du weißt, was sie dir erzählt hat, aber das muss nicht unbedingt genauso gewesen sein. Patienten, die beim gleichen Therapeuten in Behandlung sind, können (müssen nicht!) manchmal richtige Eifersuchtsfilme abspulen. Kann auch sein, dass sie da einiges aufgebauscht oder sogar erfunden hat, weil das wiederum ihr "Wunschdenken" ist... Oder weil sie dich eifersüchtig machen wollte... oder oder oder... Denn das was du da schreibst, das hört sich ziemlich schräg an (je mieser, umso mehr Aufmerksamkeit)... Dann würde ich glaube ich an deiner Stelle nicht mehr zu diesem Therapeuten gehen wollen. Nicht weil er jemand anders vermeintlich "mehr" Aufmerksamkeit schenken könnte. Sondern weil er offensichtlich nicht in der Lage ist, abgegrenzt zu bleiben.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:16

Kaja88 hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 15:29 Ich habe mich mit dieser Person während der Therapie gut angefreundet, da wir zusammen in einer Gruppentherapie waren. Da hat sie dann immer viel über unseren Thera erzählt. Je mieser sie zu ihm war, umso mehr Aufmerksamkeit hat sie bekommen.. das kanns ja irgendwie auch nicht sein.
Bist du dir sicher, dass deine Mitpatientin wirklich er-zählt hat? Ich vermute eher, dass sie laut
er-träumt hat. Es wäre ja auch dämlich, einigen Patienten die Handynummer zu geben - und anderen nicht. Immerhin muss er damit rechnen, dass sie die Runde macht.

Vielleicht ging es deiner "Freundin" auch mehr um deine Aufmerksamkeit als die des Therapeuten....
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Kaja88
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:45

Philosophia hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 15:53 Hmm, was würdest du dir denn konkret wünschen an Aufmerksamkeiten?
Er hat natürlich viele Patienten und da kann man auch mal durcheinander kommen, aber ich bin seit über zwei Jahren bei ihm und manchmal bringt er grundlegende Dinge total durcheinander. Das frustriert mich.

Außerdem würde ich mir wünschen, dass er meine Probleme ernster nimmt. Vieles scheint ihn gar nicht zu interessieren. Vor ein paar Monaten habe ich zb ein Thema aus meiner Vergangenheit angesprochen, um welches ich immer einen großen Bogen gemacht habe. Dann sage ich da was zu und es kommt einfach nichts mehr von ihm. Wir haben seitdem nie wieder drüber gesprochen und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er mich mit einem Verhalten schützen will oder so, sondern er hat es einfach vergessen.

Außerdem - und das ist armselig diesen Wunsch überhaupt nur im Kopf zu haben - wäre es so schön, wenn er mich mal in den Arm nehmen könnte.
Ich will mich von ihm angenommen, gemocht und gewollt fühlen. Aber das ist ein subjektives Empfinden. Wenn ich ihn darauf ansprechen würde, würde es auch nichts bringen. ER soll es von sich wollen und fühlen und nicht weil ich es so möchte

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Kaja88
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:49

Ach ja, und auf die Begegnung auf der Straße konnte ich ihn noch nicht ansprechen, weil wir erst Donnerstag wieder einen Termin haben. Auch so eine Sache: eigentlich passt mir der Termin Donnerstag nicht so gut und ich wollte fragen, ob wir ihn verschieben können. Ich also bei ihm angerufen, keiner ran gegangen, auch kein Anrufbeantworter, aber er sieht die Nummern in Abwesenheit und ruft dann zurück. Mich aber nicht :(

Viele Dinge, die mir meine Mitpatientin erzählt hat, sind tatsächlich so und nicht ausgedacht. Zu erklären warum ich das so genau weiß führt etwas zu weit, aber sie erzählt die Wahrheit...

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candle.
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Beitrag Di., 26.11.2019, 16:50

Kaja88 hat geschrieben: Di., 26.11.2019, 16:45 ER soll es von sich wollen und fühlen und nicht weil ich es so möchte
Das kannst du von deinem Partner vielleicht erwarten, aber besser "nehmen", aber doch nicht vom Therapeuten.

Irgendwie wirkt das schon von deiner Seite unnahbar. Was tust du denn konkret, dass du besser zurecht kommst? Darum geht es ja letztlich: Hilfe zur Selbsthilfe.

LG candle
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