Angst vor dem Erstgespräch
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Angst vor dem Erstgespräch
Kommenden Freitag habe ich ein Erstgespräch mit einer Psychotherapeutin. Der Weg dahin war super steinig und die Einsicht, dass Hilfe jetzt endlich bitter nötig ist, hat mich weit über ein Jahr gekostet.
Meine Nerven liegen blank. Ich habe unendliche Panik.
Sie klang am Telefon sehr herzlich und schien super verständnisvoll dafür, dass ich innerlich fast panisch war vor Angst. Meine Stimme hat so gezittert, dass das bloße Termin-Ausmachen nahezu 15 Minuten dauerte. Sie ging das ganz langsam mit mir durch, fragte, wenn sie mich nicht richtig verstand und wirkte in keinem Moment ungeduldig.
Das gibt mir ein gutes Gefühl und auch sonst bin ich überzeugt, dass es der richtige Schritt für mich ist. Es ist Zeit, dass sich etwas für mich verändert.
Jetzt plagen mich tausende Gedanken. Was wird passieren? Was fragt sie mich? Bin ich wichtig genug? Schickt sie mich weg? Findet sie auch, dass ich eher wieder in die Psychiatrie gehöre? Sollte ich vielleicht vorerst gar nicht erwähnen, dass mich auch Gedanken plagen, die mich nicht plagen sollten? Ich bin so heillos durcheinander.
Weil ich nie sicher sein kann, dass ich es schaffe, zu sprechen, hab ich eine Liste geschrieben. Das ist mir super unangenehm. Aber bevor ich stillschweigend vor ihr sitze, weil nichts mehr geht, erkläre ich ihr lieber wenigstens schriftlich, auf was sie sich einlässt.
Dabei komm ich mir vor, als würde ich ihr eine To-Do Liste vorsetzen, die sie dann später Schritt für Schritt abarbeiten kann. Was für eine dämliche Vorstellung. Am liebsten wäre mir, dass sie das zwar liest, aber nicht bei sich behält. Aber ob ich mich traue, ihr das zu sagen?
Die Liste umfasst bereits jetzt eine A4 Seite. Trauma, Familienprobleme, miserable Therapieerfahrungen in der Kindheit, Selbstverletzung, keinerlei Empathie mir selbst gegenüber. Mehr zu schreiben traue ich mich nicht. Aus Angst, was sie denken könnte. Dabei gäbe es noch so viel, was mir einfallen würde. Aber sie in der ersten Stunde vor so einen riesen Berg aus Problemen zu stellen fühlt sich falsch an. Vor allem, weil ich ihrer Reaktion darauf nicht entfliehen kann. Es ist keine Mail, deren Antwort ich einfach ungelesen löschen kann.
Meine Erfahrungen mit Therapie waren bisher so schlecht, dass ich mir vor Jahren geschworen habe, es nie wieder in Anspruch zu nehmen. Ich wäre zeitweise lieber zugrunde gegangen, als nochmal eine Therapie zu versuchen.
Damals war ich 12. Hatte aber durch die Fülle meiner Erlebnisse schon eine Therapie, die mir heute für eine 12jährige sehr erwachsen vorkommt. Ein bisschen weiß ich, was passiert.. Aber ich hoffe so sehr, dass ich mich irre und einfach gar nichts weiß. Dass es vielleicht Menschen gibt, die anders handeln und auch anders therapieren.
Damals wurde ich viel erniedrigt. Als Lügnerin beschimpft und dafür verurteilt, dass ich nie weinen konnte. Geschlossen stationär wurde ich dann oft körperlich grob angefasst, gezerrt, angeschrien, gezwungen mein Essen aufzuessen (ich hatte keine Essstörung) und teilweise auf Schritt und Tritt (bis unter die Dusche) verfolgt und überwacht, mit der Begründung, man könne ja nicht sicher sein, dass ich mir da nichts antue.
Das sitzt tief und versperrt mich vor dieser neuen Erfahrung. Ich bin sehr misstrauisch und kann absolut nicht einschätzen, wie ich mich ihr Freitag gegenüber fühlen werde.
Kann mir jemand die Angst nehmen? Mich vielleicht ein bisschen beruhigen? Vielleicht hat auch jemand einen Einblick für mich, was wohl auf mich zukommt.
Danke, dass bis hier hin gelesen wurde.
Meine Nerven liegen blank. Ich habe unendliche Panik.
Sie klang am Telefon sehr herzlich und schien super verständnisvoll dafür, dass ich innerlich fast panisch war vor Angst. Meine Stimme hat so gezittert, dass das bloße Termin-Ausmachen nahezu 15 Minuten dauerte. Sie ging das ganz langsam mit mir durch, fragte, wenn sie mich nicht richtig verstand und wirkte in keinem Moment ungeduldig.
Das gibt mir ein gutes Gefühl und auch sonst bin ich überzeugt, dass es der richtige Schritt für mich ist. Es ist Zeit, dass sich etwas für mich verändert.
Jetzt plagen mich tausende Gedanken. Was wird passieren? Was fragt sie mich? Bin ich wichtig genug? Schickt sie mich weg? Findet sie auch, dass ich eher wieder in die Psychiatrie gehöre? Sollte ich vielleicht vorerst gar nicht erwähnen, dass mich auch Gedanken plagen, die mich nicht plagen sollten? Ich bin so heillos durcheinander.
Weil ich nie sicher sein kann, dass ich es schaffe, zu sprechen, hab ich eine Liste geschrieben. Das ist mir super unangenehm. Aber bevor ich stillschweigend vor ihr sitze, weil nichts mehr geht, erkläre ich ihr lieber wenigstens schriftlich, auf was sie sich einlässt.
Dabei komm ich mir vor, als würde ich ihr eine To-Do Liste vorsetzen, die sie dann später Schritt für Schritt abarbeiten kann. Was für eine dämliche Vorstellung. Am liebsten wäre mir, dass sie das zwar liest, aber nicht bei sich behält. Aber ob ich mich traue, ihr das zu sagen?
Die Liste umfasst bereits jetzt eine A4 Seite. Trauma, Familienprobleme, miserable Therapieerfahrungen in der Kindheit, Selbstverletzung, keinerlei Empathie mir selbst gegenüber. Mehr zu schreiben traue ich mich nicht. Aus Angst, was sie denken könnte. Dabei gäbe es noch so viel, was mir einfallen würde. Aber sie in der ersten Stunde vor so einen riesen Berg aus Problemen zu stellen fühlt sich falsch an. Vor allem, weil ich ihrer Reaktion darauf nicht entfliehen kann. Es ist keine Mail, deren Antwort ich einfach ungelesen löschen kann.
Meine Erfahrungen mit Therapie waren bisher so schlecht, dass ich mir vor Jahren geschworen habe, es nie wieder in Anspruch zu nehmen. Ich wäre zeitweise lieber zugrunde gegangen, als nochmal eine Therapie zu versuchen.
Damals war ich 12. Hatte aber durch die Fülle meiner Erlebnisse schon eine Therapie, die mir heute für eine 12jährige sehr erwachsen vorkommt. Ein bisschen weiß ich, was passiert.. Aber ich hoffe so sehr, dass ich mich irre und einfach gar nichts weiß. Dass es vielleicht Menschen gibt, die anders handeln und auch anders therapieren.
Damals wurde ich viel erniedrigt. Als Lügnerin beschimpft und dafür verurteilt, dass ich nie weinen konnte. Geschlossen stationär wurde ich dann oft körperlich grob angefasst, gezerrt, angeschrien, gezwungen mein Essen aufzuessen (ich hatte keine Essstörung) und teilweise auf Schritt und Tritt (bis unter die Dusche) verfolgt und überwacht, mit der Begründung, man könne ja nicht sicher sein, dass ich mir da nichts antue.
Das sitzt tief und versperrt mich vor dieser neuen Erfahrung. Ich bin sehr misstrauisch und kann absolut nicht einschätzen, wie ich mich ihr Freitag gegenüber fühlen werde.
Kann mir jemand die Angst nehmen? Mich vielleicht ein bisschen beruhigen? Vielleicht hat auch jemand einen Einblick für mich, was wohl auf mich zukommt.
Danke, dass bis hier hin gelesen wurde.
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oh mei. liest sich das arg.
Ich finde die Idee mit der Liste sehr sehr gut.
Ich lasse Dir mal ein kräftiges Paket Mut da und drücke Daumen am Freitag!
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Es besteht ja überhaupt keine Notwendigkeit alles wie bei einem Test rauzuhauen um die Aufnahme zu bestehen. Du hast ja Zeit, du musst halt heraufinden, ob du mit ihr kannst. Und ob sie mit dir kann hat auch was mit ihrer Professionalität zutun. Sie hat ja schonmal so gewirkt am Telefon,
Es ist kein Wettkampf, den du da bestreitet. Es ist ein lockerer plausch, wo nix von dir erwartet wird.
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Genau so fühlt es sich aber leider an. Momentan bekomm ich meinen Kopf noch nicht dazu, das ganze locker zu sehen.Schnuckmuck hat geschrieben: ↑Fr., 31.05.2019, 19:11 Es ist kein Wettkampf, den du da bestreitet. Es ist ein lockerer plausch, wo nix von dir erwartet wird.
Es ist für mich eher, als müsste ich schon überzeugen, um einen Platz auf ihrer Warteliste zu bekommen. Vielleicht hat es mich auch nur zusätzlich verunsichert, als sie sagte, dass wir dieses erste Gespräch halt nutzen um zu schauen, ob mir nicht mit anderen Dingen (Medikamente, stationäre Therapie) besser geholfen wäre. Dabei macht sie das sicherlich nur zu meinem besten.
Tausend Gedanken in mir.
Aber es gibt hier auch nur so wenig Möglichkeiten.. Und sie ist mein mit Abstand bestes Bauchgefühl und bisher auch mein erster Versuch. Das hat so viel Überwindung gekostet.
Ich danke dirleonidensucher hat geschrieben: ↑Fr., 31.05.2019, 19:04 Ich lasse Dir mal ein kräftiges Paket Mut da und drücke Daumen am Freitag!
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Ist sicher gut, dass du dir eine Liste gemacht hast. Vielleicht kannst du aber auch selbst sprechen, wenn du merkst, dass sie dir zugewandt ist. Ich denke auch nicht, dass du alles gleich auf die Liste schreiben musst. Ein paar Eckdaten reichen da normal erstmal, um herauszufinden, ob du eine Therapie nötig hast.
Es geht also nicht darum, ob du es wert bist, sondern ob du es brauchst. Und nachdem, was du schriebst, scheint es so
Ich kann mich auch erinnern, als ich meine jetzige Therapeutin anrief, war ich auch mit der Stimme am Zittern. Ich war total suizidal, sie fragte auch danach und ich verneinte es, weil ich panisch war, sie würde mich direkt wieder in die Psychiatrie schicken. Ich war auch super nervös vor dem ersten Termin (obwohl ich auch schon therapieerfahren war). Das ist Ok, das sind viele Leute, wenn sie auf einen neuen Therapeuten treffen. Sie kann eine ganz neue und positive Erfahrung sein, das hast du ja jetzt schon am Telefon erleben dürfen.
Alles Gute!
Es geht also nicht darum, ob du es wert bist, sondern ob du es brauchst. Und nachdem, was du schriebst, scheint es so
Ich kann mich auch erinnern, als ich meine jetzige Therapeutin anrief, war ich auch mit der Stimme am Zittern. Ich war total suizidal, sie fragte auch danach und ich verneinte es, weil ich panisch war, sie würde mich direkt wieder in die Psychiatrie schicken. Ich war auch super nervös vor dem ersten Termin (obwohl ich auch schon therapieerfahren war). Das ist Ok, das sind viele Leute, wenn sie auf einen neuen Therapeuten treffen. Sie kann eine ganz neue und positive Erfahrung sein, das hast du ja jetzt schon am Telefon erleben dürfen.
Alles Gute!
Du bist jetzt nicht mehr 12 und gehst freiwillig dorthin. Danach gehst du wieder nach Hause. Und wenn es nicht anders geht, dann gehst du auch vor dem regulären Ende des Gesprächs einfach zur Tür raus.
Die Liste würde ich ihr nicht geben. Nicht, weil sie damit nicht gut umgehen würde, sondern weil du nachträglich Angst bekommen könntest, weil sie so viel über dich weiß. Das muss sie nicht alles sofort wissen. Dass du Hilfe brauchst hat sie schon am Telefon bemerkt und wenn sie dich sieht, dann kommen noch Mimik und Körpersprache dazu. Das reicht völlig. Lernt euch erstmal näher kennen. Alles andere kommt später. Das System sieht zwar vor, dass als erstes eine Diagnose gestellt und dann eine Therapie beantragt wird, aber in der Praxis funktioniert das gar nicht und das erschließt sich auch jedem einigermaßen vernünftigen Menschen. Kaum ein Patient vermag sein Problem wirklich in Worte zu fassen. Was wirklich los ist, das findet man im Laufe der Therapie erst heraus. Und darum musst du auch nicht mit einer kompletten Analyse deiner Probleme zur ersten Stunde anrücken. Das wäre viel zu viel verlangt.
Dass bei dir aufgrund deiner Erfahrungen eine stationäre Therapie nicht das richtige wäre, wird sie sicher nachvollziehen können. Und Medikamente sind für ein so tiefgreifendes Problem auch nichts. Da du das selbst entscheidest, kann sie da aber sowieso nur Vorschläge machen, auch wenn sie anderer Meinung ist. Und wenn du eine ambulante Therapie beginnen willst, dann bringst du das Wichtigste mit, nämlich Motivation. Bei der Entscheidung für eine Therapie ist das immer zu berücksichtigen, was der Patient selber möchte und wo er am besten mitwirken wird.
Die Liste würde ich ihr nicht geben. Nicht, weil sie damit nicht gut umgehen würde, sondern weil du nachträglich Angst bekommen könntest, weil sie so viel über dich weiß. Das muss sie nicht alles sofort wissen. Dass du Hilfe brauchst hat sie schon am Telefon bemerkt und wenn sie dich sieht, dann kommen noch Mimik und Körpersprache dazu. Das reicht völlig. Lernt euch erstmal näher kennen. Alles andere kommt später. Das System sieht zwar vor, dass als erstes eine Diagnose gestellt und dann eine Therapie beantragt wird, aber in der Praxis funktioniert das gar nicht und das erschließt sich auch jedem einigermaßen vernünftigen Menschen. Kaum ein Patient vermag sein Problem wirklich in Worte zu fassen. Was wirklich los ist, das findet man im Laufe der Therapie erst heraus. Und darum musst du auch nicht mit einer kompletten Analyse deiner Probleme zur ersten Stunde anrücken. Das wäre viel zu viel verlangt.
Dass bei dir aufgrund deiner Erfahrungen eine stationäre Therapie nicht das richtige wäre, wird sie sicher nachvollziehen können. Und Medikamente sind für ein so tiefgreifendes Problem auch nichts. Da du das selbst entscheidest, kann sie da aber sowieso nur Vorschläge machen, auch wenn sie anderer Meinung ist. Und wenn du eine ambulante Therapie beginnen willst, dann bringst du das Wichtigste mit, nämlich Motivation. Bei der Entscheidung für eine Therapie ist das immer zu berücksichtigen, was der Patient selber möchte und wo er am besten mitwirken wird.
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Das ist der Plan. Die Liste dient nur als Notfall-Möglichkeit, falls es mir so schwer fällt, dass ich völlig verstumme.Schlendrian hat geschrieben: ↑Fr., 31.05.2019, 21:57 Ist sicher gut, dass du dir eine Liste gemacht hast. Vielleicht kannst du aber auch selbst sprechen, wenn du merkst, dass sie dir zugewandt ist.
In meiner damaligen Therapie habe ich Stunden damit verbracht, auf den Schreibtisch vor mir zu schauen und die Stunde wortlos abzusitzen. Das ist natürlich nicht mein Plan für dieses Mal, immerhin bin ich wirklich gewillt, Hilfe zu erhalten. Aber so ganz einschätzen kann ich mich da noch nicht. Also sicher ist sicher.
Das hast du irgendwie schön gesagt, ich danke dir.
Ich hatte der Liste auch ein wenig Hoffnung zugesprochen, auch, wenn ich sie bestenfalls gar nicht benutzen möchte. Mein Kopf ist grad so leer (oder so überfüllt, dass er mir paradoxerweise leer erscheint?), dass ich aus dem Stehgreif keine Antwort für ein "was führt sie hier her" habe.
Ich zerdenke alles, das weiß ich. Vielleicht sollte ich das lassen. Aber als ich mit der Problematik beim Hausarzt saß, oder bei der Ärztin davor, hat mich diese Frage völligst aus der Bahn geworfen. Obwohl ich eben keine 12 mehr bin mittlerweile selbstbewusst genug bin, mich klar und verständlich auszudrücken - in dem Fall konnte ich es nicht.
Es hat was von bockigem Kind, wenn ich dann da so sitze und gar nichts mehr sagen kann. So will ich gar nicht wirken. Weil das bin ja auch nicht ich. Wöllte ich keine Hilfe, würde ich all diese Schritte nicht gehen.
Aber allein komm ich da nicht mehr raus, bis ich der Situation entfliehen kann. Und was ich speziell brauche, wenn sowas wieder passiert, hab ich auch noch nicht rausgefunden.
Mein Hausarzt hat mir damals die Hand an die Schulter gelegt. Eine Geste, die ich eigentlich kaum ertrage. Ich hab dann noch irgendwas gestammelt, aber er hat mich Gott sei Dank auch vorher schon "wortlos" verstanden.
Glaub nicht alles, was du denkst.
Komisch, dass du das mit einem bockigen Kind assoziierst. Ich denke da eher an sprachloses Entsetzen. Wie ein Kaninchen das sich duckt anstatt zu fliehen, in der Hoffnung, übersehen zu werden, weil der Feind plötzlich ganz nah ist.
Was da helfen könnte und was du ausprobieren könntest ist, dass die andere Person erstmal den Raum verlässt. Das nimmt unheimlich Druck. Und man kann das ja vorher sagen. Z.B. beim HA: "Wenn ich mich nicht mehr äußern kann, dann kümmern Sie sich doch bitte erstmal um den nächsten Patienten und geben mir so Zeit, mich wieder zu sammeln." Der Fußkranke kriegt ja auch Krücken. Auch bei psychischen Erkrankungen kann das nötig/hilfreich sein, "Krücken" zu haben.
Was da helfen könnte und was du ausprobieren könntest ist, dass die andere Person erstmal den Raum verlässt. Das nimmt unheimlich Druck. Und man kann das ja vorher sagen. Z.B. beim HA: "Wenn ich mich nicht mehr äußern kann, dann kümmern Sie sich doch bitte erstmal um den nächsten Patienten und geben mir so Zeit, mich wieder zu sammeln." Der Fußkranke kriegt ja auch Krücken. Auch bei psychischen Erkrankungen kann das nötig/hilfreich sein, "Krücken" zu haben.
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Findest DU denn, dass du bockig bist? Eigentlich schreibst du ja, dass du nur so wirkst.Pustekuchenxc hat geschrieben: ↑Sa., 01.06.2019, 07:37
Es hat was von bockigem Kind, wenn ich dann da so sitze und gar nichts mehr sagen kann. So will ich gar nicht wirken. Weil das bin ja auch nicht ich. Wöllte ich keine Hilfe, würde ich all diese Schritte nicht gehen.
Oder ist dir Bockigkeit eher von früheren Therapeuten vorgeworfen worden?
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Darüber musste ich jetzt in der Tat lange nachdenken. Es war mir nicht so bewusst, dass meine Sicht in gewisser Weise auch etwas sein könnte, was mir mal vorgeworfen wurde und sich damit verinnerlicht und in mir festgesetzt haben könnte.diesoderdas hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 01:39 Findest DU denn, dass du bockig bist? Eigentlich schreibst du ja, dass du nur so wirkst.
Oder ist dir Bockigkeit eher von früheren Therapeuten vorgeworfen worden?
Es könnte wirklich sein. Konkret kann ich keine Situation beschreiben, weil ich vieles verdrängt habe. Aber besonders in der Klinik ging es viel darum, mir möglichst offen zu legen, dass ich nutzlos und belastend für andere bin. Das ist, woran ich mich noch erinnere. "Bockig" liegt da nun auch nicht mehr weit entfernt.
Das ist ein toller Ratschlag, ich danke dir.
Ein guter Punkt. Ich fürchte nur, es wird noch dauern, bis ich sowas offen artikulieren kann. Momentan füge ich mich noch oft meinem Schicksal, weil ich es nicht schaffe für mich selbst einzustehen. Ich möchte gern, dass auch das sich irgendwann ändert.
Gestern ist noch etwas passiert, was mich bewegt hat.
Die Tante meines Freundes hat sich die letzten Monate zu meiner Vertrauensperson entwickelt. Sonst habe ich hier niemanden, mit dem ich drüber sprechen könnte. Ihr vertraue ich aber sehr und schaffe es bei ihr sogar, offen und von mir aus zu sprechen. Obwohl sie zur Familie zählt und es für sie ein leichtes wäre, sich versehentlich zu verplappern. Zumal ich beschlossen habe, dass niemand in meinem Umfeld um mein kleines Chaos wissen soll. Aus Schutz. Ich möchte einfach als die wahrgenommen werden, die ich bin. Und nicht als die "verkorkste" Version davon, auf die man Rücksicht nehmen muss.
Jedenfalls hab ich sie gestern auf einem Geburtstag wieder gesehen und als wir allein waren, fiel das Thema kurz auf Freitag und meine panische Angst.
Ich weiß nicht, ob sie bemerkt hat, wie wahnsinnig nah ich den Tränen war. Auch sie kennt mich nicht weinend. Sie sagte nur, völlig selbstverständlich irgendwie, dass sie stolz ist. Das hat mich so tief berührt, weil ich diese Worte so gut wie gar nicht kenne.
Sie gibt mir in dieser Zeit immense Kraft. Und natürlich will ich sie nicht enttäuschen.
Es wäre ein leichtes, den Termin einfach abzusagen und mir weiter einzureden, dass alles nicht "schlimm" genug ist für eine Therapie. Aber sie gibt mir immer wieder den Mut, noch einen Tag länger auszuhalten. Und dann noch einen.
Ich glaube, bis zum Termin schaffe ich es irgendwie. Grad geht es mir alles andere als gut, aber das letzte Fünkchen Hoffnung treibt mich über meine Grenzen hinaus.
Wenn das geschafft ist, kommt nur noch die Sache mit der Wartezeit. So völlig ohne Hilfe da stehen. Jetzt, wo ich sie so dringend bräuchte.
Ich weiß zwar, dass es eine Warteliste gibt, aber bisher nicht, wie lange es dauern wird.
Auch das macht mir - welch Überraschung - wahnsinnige Angst.
Glaub nicht alles, was du denkst.
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- Helferlein
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Liebe Pustekuchen,
schön, dass Du da bist.
Ich kann Deine Ängste absolut verstehen. Bis zu meinem Therapiebeginn war ich quasi stumm. Nicht dass ich nicht gut reden konnte, aber von meinem Innersten konnte ich nicht sprechen. Eigentlich kannte ich es selber kaum, vor allem nicht meine Gefühle und Ängste.
Deshalb finde ich es total mutig und gut, dass Du Dich da schon selber so gut kennst und versuchst auch behutsam Schritt für Schritt mit Dir umzugehen. Das konnte ich nicht, weil ich mich nicht kannte, obwohl ich ja nun schon 69 Jahre alt bin. Und ich finde es -vor Allem nach Deinen schwierigen Erfahrungen mit Therapie - noch viel mutiger, dass Du es nochmal wagst.
Ich finde es auch richtig gut, dass Du Dir eine Liste gemacht hast. Vielleicht schaust Du mal, was für Dich das Allerwichtigste ist und als Erstes angegangen werden muss. Was quasi ganz oben auf liegt. Und damit kannst Du anfangen und dann Schritt für Schritt weiter gehen. Ganz vorsichtig, sonst überforderst Du Dich selber. Die Therapeutin überforserst Du sicher nicht, denn es ist ja ihre Aufgabe, egal, was da auf sie zukommt.
Also, versuche schon mal etwas zu sortieren.
Mir hat es nicht nur geholfen, eigentlich war es der Hauptteil meiner Therapie, alles zu schreiben, weil ich nicht reden konnte. Die meiste Arbeit hab ich also zu Hause gemacht, sozusagen Eigentherapie. Vielleicht ist das für Dich eine Möglichkeit. Denn ich finde, Du schreibst ja auch hier schon so klar und differenziert und selbstreflektiert.
Auch die Wartezeit kannst Du so nutzen, für Dich alleine alles aufschreiben - alle Gedanken, Gefühle, Erlebnisse usw. - und auch hier kannst Du es machen. Immer raus mit dem alten Mist! Es muss nicht schön sein, Hauptsache es kommt aus dem Dunkelen , wo es sein Unwesen treiben kann, ans Licht.
Irgendwann kannst Du dann auch darüber sprechen. Hier zu schreiben kann Dir eine gute Hilfe sein.
schön, dass Du da bist.
Ich kann Deine Ängste absolut verstehen. Bis zu meinem Therapiebeginn war ich quasi stumm. Nicht dass ich nicht gut reden konnte, aber von meinem Innersten konnte ich nicht sprechen. Eigentlich kannte ich es selber kaum, vor allem nicht meine Gefühle und Ängste.
Deshalb finde ich es total mutig und gut, dass Du Dich da schon selber so gut kennst und versuchst auch behutsam Schritt für Schritt mit Dir umzugehen. Das konnte ich nicht, weil ich mich nicht kannte, obwohl ich ja nun schon 69 Jahre alt bin. Und ich finde es -vor Allem nach Deinen schwierigen Erfahrungen mit Therapie - noch viel mutiger, dass Du es nochmal wagst.
Ich finde es auch richtig gut, dass Du Dir eine Liste gemacht hast. Vielleicht schaust Du mal, was für Dich das Allerwichtigste ist und als Erstes angegangen werden muss. Was quasi ganz oben auf liegt. Und damit kannst Du anfangen und dann Schritt für Schritt weiter gehen. Ganz vorsichtig, sonst überforderst Du Dich selber. Die Therapeutin überforserst Du sicher nicht, denn es ist ja ihre Aufgabe, egal, was da auf sie zukommt.
Also, versuche schon mal etwas zu sortieren.
Mir hat es nicht nur geholfen, eigentlich war es der Hauptteil meiner Therapie, alles zu schreiben, weil ich nicht reden konnte. Die meiste Arbeit hab ich also zu Hause gemacht, sozusagen Eigentherapie. Vielleicht ist das für Dich eine Möglichkeit. Denn ich finde, Du schreibst ja auch hier schon so klar und differenziert und selbstreflektiert.
Auch die Wartezeit kannst Du so nutzen, für Dich alleine alles aufschreiben - alle Gedanken, Gefühle, Erlebnisse usw. - und auch hier kannst Du es machen. Immer raus mit dem alten Mist! Es muss nicht schön sein, Hauptsache es kommt aus dem Dunkelen , wo es sein Unwesen treiben kann, ans Licht.
Irgendwann kannst Du dann auch darüber sprechen. Hier zu schreiben kann Dir eine gute Hilfe sein.
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Ich bin mein Heimathafen
"Verletzlichkeit ist unsere wahre Natur und der Zugang zur inneren Heilung."
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Danke, Lebenswanderin.
Ich weiß nicht genau warum, aber dein Beitrag hier berührt mich sehr.
Ich find ganz stark, was du da berichtest.
Ich habe nie vor irgendwen geweint. Konnte aber auch in der Therapie nie antworten, wenn er mich damals fragte, was ich gerade fühle. Ich hab immer "nichts" gesagt. Und genau das hab ich eben gefühlt in dem Moment. Da war nie Trauer oder Wut, wovon man vielleicht erwarten würde, dass jemand das in meiner Situation fühlen würde.
Eine Situation, die mir grad einfällt (ich glaube, das hier wird heute etwas länger. Es tut mir leid, dass ich über das eigentliche Thema hinaus gehe. Ich glaube, ich brauche das hier gerade) war, als ich mich mal stark mit einer lieben Freundin betrank. Ich weiß gar nicht, warum ich das tat. Ich erinnere mich nur, dass es mir wirklich schlecht ging. Dabei ist Alkohol echt nicht mein Ding. Vom "Probleme mit Alkohol beseitigen" ganz zu schweigen.
Jedenfalls bin ich dann nach hause gegangen, da war natürlich wieder niemand, und hab geistesgegenwärtig eine Freundin angerufen. Sie war immer sowas wie die Mama, die ich "nie hatte".
Das erste Mal, dass jemand erlebt hat, wie ich zusammenbreche. Ich lag nur wimmernd und weinend da und hab sie angefleht mir irgendwie zu helfen und mich nicht allein zu lassen.
Danach tat es mir unendlich leid. Weil es war ja mitten in der Nacht und die wenigsten haben da das Bedürfnis, 2 Stunden lang hilflos am anderen Ende des Telefons sowas mit anhören zu müssen.
Aber sie war der erste Mensch, der mir wirklich nah sein durfte und einen Einblick bekam, wie es in mir aussieht.
Ich glaub, auch ich hab in der Nacht viel über mich gelernt.
Gar nicht Trauma oder Selbsthass oder Selbstverletzung. Obwohl das ja so die größeren Baustellen sind, kommen die erst weiter hinten.
Natürlich kann ich fie Reihenfolge jeder Zeit ändern, aber irgendwie fühlt es sich richtig an, nicht gleich das schmerzlichste zu offenbaren.
Bisher dachte ich, ich muss in diese Praxis gehen und ihr gleich erstmal aufzeigen, was alles passiert ist und woran wir arbeiten müssen.
Aber eigentlich brauch ich das ja gar nicht, oder? Eigentlich brauch ich mich vor ihr nicht nackter machen, als ich es grad eh schon bin. Zumindest nicht, bis ich ihr nicht vertraue.
Mal gucken, ob ich das schaffe.
Ich komme mir selbst gegenüber grad fast ein bisschen lächerlich vor, mich mit meiner Überweisung vor sie zu setzen und dann was von Verlustangst zu reden. Ich mein, hat doch jeder irgendwie, oder? Ist nicht weiter tragisch und veranlasst weder eine "mittelgradig depressive Episode", wie mein HA das schimpft, noch ne Therapie.
Aber vielleicht bin ich einfach zu hart mit mir selbst.
Wenn andere wegen sowas eine Therapie beginnen wollen würden, würde ich es total unterstützen und gut finden. Nur mich selbst find ich damit einfach lächerlich.
Das muss ich wohl auch noch lernen.
Ich weiß nicht genau warum, aber dein Beitrag hier berührt mich sehr.
Ich find ganz stark, was du da berichtest.
Ich glaube, das ist auch so ein Punkt. Gerade Gefühle schiebe ich schnell in die hinterste Schublade. Ich erlaube sie mir einfach nicht und vergesse irgendwann, wie sie sich anfühlen.Lebenswanderin hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 05:40 Eigentlich kannte ich es selber kaum, vor allem nicht meine Gefühle und Ängste.
Ich habe nie vor irgendwen geweint. Konnte aber auch in der Therapie nie antworten, wenn er mich damals fragte, was ich gerade fühle. Ich hab immer "nichts" gesagt. Und genau das hab ich eben gefühlt in dem Moment. Da war nie Trauer oder Wut, wovon man vielleicht erwarten würde, dass jemand das in meiner Situation fühlen würde.
Eine Situation, die mir grad einfällt (ich glaube, das hier wird heute etwas länger. Es tut mir leid, dass ich über das eigentliche Thema hinaus gehe. Ich glaube, ich brauche das hier gerade) war, als ich mich mal stark mit einer lieben Freundin betrank. Ich weiß gar nicht, warum ich das tat. Ich erinnere mich nur, dass es mir wirklich schlecht ging. Dabei ist Alkohol echt nicht mein Ding. Vom "Probleme mit Alkohol beseitigen" ganz zu schweigen.
Jedenfalls bin ich dann nach hause gegangen, da war natürlich wieder niemand, und hab geistesgegenwärtig eine Freundin angerufen. Sie war immer sowas wie die Mama, die ich "nie hatte".
Das erste Mal, dass jemand erlebt hat, wie ich zusammenbreche. Ich lag nur wimmernd und weinend da und hab sie angefleht mir irgendwie zu helfen und mich nicht allein zu lassen.
Danach tat es mir unendlich leid. Weil es war ja mitten in der Nacht und die wenigsten haben da das Bedürfnis, 2 Stunden lang hilflos am anderen Ende des Telefons sowas mit anhören zu müssen.
Aber sie war der erste Mensch, der mir wirklich nah sein durfte und einen Einblick bekam, wie es in mir aussieht.
Ich glaub, auch ich hab in der Nacht viel über mich gelernt.
Interessant fand ich grad beim durchlesen, die Liste liegt hier ja nun schon etwas, dass mein erster Punkt intuitiv Verlustangst hieß.Lebenswanderin hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 05:40 Vielleicht schaust Du mal, was für Dich das Allerwichtigste ist und als Erstes angegangen werden muss. Was quasi ganz oben auf liegt. Und damit kannst Du anfangen und dann Schritt für Schritt weiter gehen.
Gar nicht Trauma oder Selbsthass oder Selbstverletzung. Obwohl das ja so die größeren Baustellen sind, kommen die erst weiter hinten.
Natürlich kann ich fie Reihenfolge jeder Zeit ändern, aber irgendwie fühlt es sich richtig an, nicht gleich das schmerzlichste zu offenbaren.
Bisher dachte ich, ich muss in diese Praxis gehen und ihr gleich erstmal aufzeigen, was alles passiert ist und woran wir arbeiten müssen.
Aber eigentlich brauch ich das ja gar nicht, oder? Eigentlich brauch ich mich vor ihr nicht nackter machen, als ich es grad eh schon bin. Zumindest nicht, bis ich ihr nicht vertraue.
Mal gucken, ob ich das schaffe.
Ich komme mir selbst gegenüber grad fast ein bisschen lächerlich vor, mich mit meiner Überweisung vor sie zu setzen und dann was von Verlustangst zu reden. Ich mein, hat doch jeder irgendwie, oder? Ist nicht weiter tragisch und veranlasst weder eine "mittelgradig depressive Episode", wie mein HA das schimpft, noch ne Therapie.
Aber vielleicht bin ich einfach zu hart mit mir selbst.
Wenn andere wegen sowas eine Therapie beginnen wollen würden, würde ich es total unterstützen und gut finden. Nur mich selbst find ich damit einfach lächerlich.
Das muss ich wohl auch noch lernen.
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Liebe Pustekuchen,
ich bin selbst auch eher die, die schreibt - ich weiß nicht wie viele Briefe oder andere geschriebene Seiten meine Therapeutin zu lesen bekam von mir. Der erste war recht kurz nach Therapiebeginn und ich habe ihr auf 1 1/2 Seiten die Missbrauchserfahrungen geschrieben und auch ein bisschen, was zu den jeweiligen Zeitpunkten noch passierte. Das war gut, denn beim Schreiben komme ich auf den Punkt, rede nicht um den heißen Brei rum. Und so hatte sie innerhalb 5Minuten lesen ein klares Bild, sie sagte damals auch "jetzt verstehe ich das alles viel besser".
Also auch von mir die Ermutigung, schreib! Schreib alles auf was dir durch den Kopf geht. Ich schreibe zwischen meinen Therapiestunden Tagebuch, habe mir ein schönes Notizbuch gekauft, es von außen ein wenig gestaltet und es trägt jetzt den Namen "Gedankenüberdosis". Da kommt alles rein, was mir durch den Kopf geistert und was ich nicht vergessen will. Sonst beschäftige ich mich nämlich die ganze Woche über immer wieder damit, aus Angst es zu vergessen bis zur nächsten Stunde. So aber schreib ich es, es ist aus dem Kopf raus und festgehalten, ich kann es also immer wieder abrufen. Und ich habe die Woche über Zeit und Platz für schöne Dinge, weil ich eben nicht die ganze Zeit den negativen Kram festhalten muss. Manchmal lese ich dann aus dem Buch vor, manchmal erzähle ich in eigenen Worten nochmal, manchmal bleibt es einfach für mich im Buch und wird erst viel später oder gar nicht ausgepackt.
Was ich allerdings auch in der Therapie gelernt habe: Alle Punkte die auf meiner Liste aufgeführt sind, sind definitiv nicht wie bei einer To-Do-Liste zum abhaken. Sie hängen alle miteinander zusammen und ich kann nur ganz selten einen Punkt gesondert und nur für sich alleine betrachten. Deswegen ist meine Liste ein Puzzle geworden. Ich habe mir die Umrisse eines Puzzleteils mehrfach ausgedruckt und dort dann in jedes Puzzleteil eine Überschrift geschrieben (bspw. Essen, Familie, soziale Kontakte, Körper, Sexualität....) und zu jeder überschrift einzelne Unterpunkt/Stichpunkte was nicht so gut läuft. Die habe ich ausgeschnitten und alle mitgenommen und zusammen haben wir sie dann ausgebreitet, angeschaut und "gepuzzlet". Und weil ich nicht nur die negativen Aspekte der einzelnen Punkte haben wollte, habe ich für jede der großen Überschriften auch noch einen Stern gebastelt. Und da eben die Dinge drauf geschrieben, die gut laufen in den Bereichen.
Das hab ich natürlich nicht gleich in den ersten Stunden gemacht, ich glaube es war so gegen Ende der Kurzzeitstunden, also so ab 20.Stunde etwa. Und all die Dinge sind in meiner Akte und wir packen sie immer mal wieder aus und schauen sie uns an.
Für mich ist also das Schreiben, aber auch die kreative Arbeit eine gute Art um mich mitzuteilen. Und ich bin mir sicher, eine gute Therapeutin erkennt auch so, ob jemand die Therapie braucht oder nicht. Versuche offen zu sein, versuche du selbst zu sein. Und vielleicht gibt es bei dieser Therapeutin auch einen Anamnesebogen - den hatte ich damals in der 1. Sprechstunde bekommen und sollte ihn zuhause ausfüllen, waren 7 Seiten oder so und da wurde in alle möglichen Richtungen gefragt, sodass eben schnell ein kleines Bild der Baustellen zusammen kam.
Nur Mut liebe Pustekuchen! Und vielleicht schaffst du es auch noch, andere Therapeuten zu kontaktieren, denn nüchtern betrachtet ist die Situation mehr schlecht als recht und ich möchte dich auch ermutigen, nicht die erstbeste Therapeutin zu nehmen, wenn das Gefühl nicht zu 90%stimmig ist. Hör in dich rein, ich glaube du hast einen guten Draht zu dir und wenn du dir die Zeit und den Raum gibst, kannst du gut spüren, was für dich passt und was nicht!
ich bin selbst auch eher die, die schreibt - ich weiß nicht wie viele Briefe oder andere geschriebene Seiten meine Therapeutin zu lesen bekam von mir. Der erste war recht kurz nach Therapiebeginn und ich habe ihr auf 1 1/2 Seiten die Missbrauchserfahrungen geschrieben und auch ein bisschen, was zu den jeweiligen Zeitpunkten noch passierte. Das war gut, denn beim Schreiben komme ich auf den Punkt, rede nicht um den heißen Brei rum. Und so hatte sie innerhalb 5Minuten lesen ein klares Bild, sie sagte damals auch "jetzt verstehe ich das alles viel besser".
Also auch von mir die Ermutigung, schreib! Schreib alles auf was dir durch den Kopf geht. Ich schreibe zwischen meinen Therapiestunden Tagebuch, habe mir ein schönes Notizbuch gekauft, es von außen ein wenig gestaltet und es trägt jetzt den Namen "Gedankenüberdosis". Da kommt alles rein, was mir durch den Kopf geistert und was ich nicht vergessen will. Sonst beschäftige ich mich nämlich die ganze Woche über immer wieder damit, aus Angst es zu vergessen bis zur nächsten Stunde. So aber schreib ich es, es ist aus dem Kopf raus und festgehalten, ich kann es also immer wieder abrufen. Und ich habe die Woche über Zeit und Platz für schöne Dinge, weil ich eben nicht die ganze Zeit den negativen Kram festhalten muss. Manchmal lese ich dann aus dem Buch vor, manchmal erzähle ich in eigenen Worten nochmal, manchmal bleibt es einfach für mich im Buch und wird erst viel später oder gar nicht ausgepackt.
Was ich allerdings auch in der Therapie gelernt habe: Alle Punkte die auf meiner Liste aufgeführt sind, sind definitiv nicht wie bei einer To-Do-Liste zum abhaken. Sie hängen alle miteinander zusammen und ich kann nur ganz selten einen Punkt gesondert und nur für sich alleine betrachten. Deswegen ist meine Liste ein Puzzle geworden. Ich habe mir die Umrisse eines Puzzleteils mehrfach ausgedruckt und dort dann in jedes Puzzleteil eine Überschrift geschrieben (bspw. Essen, Familie, soziale Kontakte, Körper, Sexualität....) und zu jeder überschrift einzelne Unterpunkt/Stichpunkte was nicht so gut läuft. Die habe ich ausgeschnitten und alle mitgenommen und zusammen haben wir sie dann ausgebreitet, angeschaut und "gepuzzlet". Und weil ich nicht nur die negativen Aspekte der einzelnen Punkte haben wollte, habe ich für jede der großen Überschriften auch noch einen Stern gebastelt. Und da eben die Dinge drauf geschrieben, die gut laufen in den Bereichen.
Das hab ich natürlich nicht gleich in den ersten Stunden gemacht, ich glaube es war so gegen Ende der Kurzzeitstunden, also so ab 20.Stunde etwa. Und all die Dinge sind in meiner Akte und wir packen sie immer mal wieder aus und schauen sie uns an.
Für mich ist also das Schreiben, aber auch die kreative Arbeit eine gute Art um mich mitzuteilen. Und ich bin mir sicher, eine gute Therapeutin erkennt auch so, ob jemand die Therapie braucht oder nicht. Versuche offen zu sein, versuche du selbst zu sein. Und vielleicht gibt es bei dieser Therapeutin auch einen Anamnesebogen - den hatte ich damals in der 1. Sprechstunde bekommen und sollte ihn zuhause ausfüllen, waren 7 Seiten oder so und da wurde in alle möglichen Richtungen gefragt, sodass eben schnell ein kleines Bild der Baustellen zusammen kam.
Nur Mut liebe Pustekuchen! Und vielleicht schaffst du es auch noch, andere Therapeuten zu kontaktieren, denn nüchtern betrachtet ist die Situation mehr schlecht als recht und ich möchte dich auch ermutigen, nicht die erstbeste Therapeutin zu nehmen, wenn das Gefühl nicht zu 90%stimmig ist. Hör in dich rein, ich glaube du hast einen guten Draht zu dir und wenn du dir die Zeit und den Raum gibst, kannst du gut spüren, was für dich passt und was nicht!
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- Helferlein
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Liebe Pustekuchen,
ich meine es mit der Liste auch nicht als Abarbeiten einer To Do Liste. Das funktioniert nicht. Ich meinte nur, genau hinschauen und erspüren, was dich am meisten drückt. Oder was vielleicht der einfachste Einstieg für Dich sein könnte. Alles andere ergibt sich dann sowieso daraus.
Aber natürlich ist es auch wichtig, dass die Therapeutin dann nach und nach erfährt, was los ist, um auch einschätzen zu können, ob sie Dir geben kann, was Du brauchst.
Wie Fighter schon sagt: schau genau in Dich rein, ob es für dich passt. Du kannst aber auch alle Deine Erfahrungen dann hier mit uns besprechen. Das kann Dir auch helfen.
Verlustangst? Bei mir war mit das schwerste Kapitel. Aber bei jedem ist es anders.
ich meine es mit der Liste auch nicht als Abarbeiten einer To Do Liste. Das funktioniert nicht. Ich meinte nur, genau hinschauen und erspüren, was dich am meisten drückt. Oder was vielleicht der einfachste Einstieg für Dich sein könnte. Alles andere ergibt sich dann sowieso daraus.
Aber natürlich ist es auch wichtig, dass die Therapeutin dann nach und nach erfährt, was los ist, um auch einschätzen zu können, ob sie Dir geben kann, was Du brauchst.
Wie Fighter schon sagt: schau genau in Dich rein, ob es für dich passt. Du kannst aber auch alle Deine Erfahrungen dann hier mit uns besprechen. Das kann Dir auch helfen.
Verlustangst? Bei mir war mit das schwerste Kapitel. Aber bei jedem ist es anders.
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Ich bin mein Heimathafen
"Verletzlichkeit ist unsere wahre Natur und der Zugang zur inneren Heilung."
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
- , 21
- Beiträge: 116
Hallo ihr..
Heute war ich spazieren. Das hatte ich mir extra vorgenommen, weil ich mich so schlecht fühlte. Hab den Spaziergang gleich genutzt und bin am Haus/der Praxis der Therapeutin vorbei gegangen.
Wenn ich weiß, wohin ich muss und das Umfeld ein wenig kenne, fällt es mir leichter.
Für mich war das ein großer Schritt.
Der Termin am Freitag ist super eng getaktet. Das heißt, ich hab kaum Zeit zum nachdenken und muss mich beeilen, um pünktlich zu sein. Vielleicht hat das auch Vorteile?
In meinem Kopf spielt sich die ganze Zeit pro und contra ab. Immer wieder denke ich "damit könnte man gut beginnen", bis mir einfällt, dass ich dafür super viele komplizierte Hintergründe erklären müsste. Leider hängt alles irgendwie miteinander zusammen und ist gar nicht einzelnd zu betrachten.
Letztlich werd ich es auf mich zukommen lassen müssen. Alles zu planen gibt mir zwar Sicherheit, kommt aber an der Stelle an seine Grenzen. Das, was mir in dem Momeng als erstes in den Sinn kommt, wird das richtige sein. Ganz egal, ob es ein schmerzhaftes oder vergleichsweise weniger schmerzhaftes Thema ist.
Wichtig ist ja zu sehen, wie sie damit umgeht und auf mich reagiert. Wenn ich mich gut aufgehoben fühle, bin ich schon bereit, mich in gewisser Weise geregelt "nackt" zu zeigen.
Mein Problem sind meine Ansprüche, die vermutlich nur so hoch sind, weil meine Ängste mich bremsen.
Mir ist ganz wichtig, dass es eine Frau ist. Und grad brauch ich eben noch jemanden, der ganz einfühlsam sein kann. Vom Prinzip her find ich Therapeuten, die gerade heraus sagen, was sie denken super. Nur eben leider für mich (noch) nicht. Das wäre etwas, wo ich sofort blockiere und mich nicht mehr öffnen kann. Obwohl ich natürlich irgendwo in mir weiß, dass es weder böse noch wertend gemeint ist.
Hinzu kommt, dass ich grad kein Auto habe und mir nicht zutraue, nach aufwühlenden Stunden so weit noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Unterm Strich bleibt da nichts übrig, weil ich mir einfach selbst im Weg rum stehe. Super ärgerlich. Irgendwie bin ich fast gezwungen, dass es passt.
Auch dir möchte ich gerne für deine herzlichen Worte danken. Es ist schön, ein wenig Mut mit auf den Weg zu bekommen!
Heute war ich spazieren. Das hatte ich mir extra vorgenommen, weil ich mich so schlecht fühlte. Hab den Spaziergang gleich genutzt und bin am Haus/der Praxis der Therapeutin vorbei gegangen.
Wenn ich weiß, wohin ich muss und das Umfeld ein wenig kenne, fällt es mir leichter.
Für mich war das ein großer Schritt.
Der Termin am Freitag ist super eng getaktet. Das heißt, ich hab kaum Zeit zum nachdenken und muss mich beeilen, um pünktlich zu sein. Vielleicht hat das auch Vorteile?
Momentan für mich auch eher belastend. Aber im Vergleich zu anderen Baustellen fällt es mir deutlich leichter, darüber zu reden.Lebenswanderin hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 19:18 Verlustangst? Bei mir war mit das schwerste Kapitel. Aber bei jedem ist es anders.
In meinem Kopf spielt sich die ganze Zeit pro und contra ab. Immer wieder denke ich "damit könnte man gut beginnen", bis mir einfällt, dass ich dafür super viele komplizierte Hintergründe erklären müsste. Leider hängt alles irgendwie miteinander zusammen und ist gar nicht einzelnd zu betrachten.
Letztlich werd ich es auf mich zukommen lassen müssen. Alles zu planen gibt mir zwar Sicherheit, kommt aber an der Stelle an seine Grenzen. Das, was mir in dem Momeng als erstes in den Sinn kommt, wird das richtige sein. Ganz egal, ob es ein schmerzhaftes oder vergleichsweise weniger schmerzhaftes Thema ist.
Wichtig ist ja zu sehen, wie sie damit umgeht und auf mich reagiert. Wenn ich mich gut aufgehoben fühle, bin ich schon bereit, mich in gewisser Weise geregelt "nackt" zu zeigen.
Ich werde mich auf jeden Fall melden, wenn es überstanden ist. Und sicher auch bis dahin noch ab und an. Bin sehr dankbar für diese Möglichkeit.Lebenswanderin hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 19:18 Du kannst aber auch alle Deine Erfahrungen dann hier mit uns besprechen. Das kann Dir auch helfen.
Oh, das mag ich sooo gerne, was du da sagst. Das ist eine richtig tolle Idee. Vor allem, weil es klingt, als würde es ganz viel Klarheit schaffen.Fighter1993 hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 09:52 Deswegen ist meine Liste ein Puzzle geworden. Ich habe mir die Umrisse eines Puzzleteils mehrfach ausgedruckt und dort dann in jedes Puzzleteil eine Überschrift geschrieben (bspw. Essen, Familie, soziale Kontakte, Körper, Sexualität....) und zu jeder überschrift einzelne Unterpunkt/Stichpunkte was nicht so gut läuft. Die habe ich ausgeschnitten und alle mitgenommen und zusammen haben wir sie dann ausgebreitet, angeschaut und "gepuzzlet".
Natürlich seh ich die Sache auch eher nüchtern. Vor allem, wenn mein Gefühl so gut ist, wird es häufig enttäuscht.Fighter1993 hat geschrieben: ↑So., 02.06.2019, 09:52 Und vielleicht schaffst du es auch noch, andere Therapeuten zu kontaktieren, denn nüchtern betrachtet ist die Situation mehr schlecht als recht und ich möchte dich auch ermutigen, nicht die erstbeste Therapeutin zu nehmen, wenn das Gefühl nicht zu 90%stimmig ist.
Mein Problem sind meine Ansprüche, die vermutlich nur so hoch sind, weil meine Ängste mich bremsen.
Mir ist ganz wichtig, dass es eine Frau ist. Und grad brauch ich eben noch jemanden, der ganz einfühlsam sein kann. Vom Prinzip her find ich Therapeuten, die gerade heraus sagen, was sie denken super. Nur eben leider für mich (noch) nicht. Das wäre etwas, wo ich sofort blockiere und mich nicht mehr öffnen kann. Obwohl ich natürlich irgendwo in mir weiß, dass es weder böse noch wertend gemeint ist.
Hinzu kommt, dass ich grad kein Auto habe und mir nicht zutraue, nach aufwühlenden Stunden so weit noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Unterm Strich bleibt da nichts übrig, weil ich mir einfach selbst im Weg rum stehe. Super ärgerlich. Irgendwie bin ich fast gezwungen, dass es passt.
Auch dir möchte ich gerne für deine herzlichen Worte danken. Es ist schön, ein wenig Mut mit auf den Weg zu bekommen!
Glaub nicht alles, was du denkst.
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