Ist Schmerz gleichzustellen mit Ärger?
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Ist Schmerz gleichzustellen mit Ärger?
Hi,
vor einer Weile hatten die Therapeutin und ich einen schwierigen Moment miteinander. Da ich etwas ähnliches schon mal mit der vorherigen Therapeutin erlebt hatte und Sie davon wusste, fühlte es sich dadurch gleich noch schlimmer an.
Da wir aber ansonsten ziemlich gut miteinander auskommen habe ich es als "blöd für mich gelaufen" abgehackt.
Aber im Laufe des letzten Gesprächs äußerte ich, dass ich seit längerem wieder fast permanent neben mir stehe (es war mal ne Zeitlang besser geworden). Sie schlussfolgerte, dass es seit der blöden Situation ist, die wir hatten und ich mein Vertrauen ihr gegenüber verloren habe. Sie sagt, dass es mein Ärger ist, der mich hindert "da zu sein". Das sie meinen Ärger gut verstehen kann und sie es gut aushalten kann, wenn ich mir da Luft mache.
Allerdings spüre ich keinen Ärger. Ich bin nicht wütend. Das einzige was ich fühle, wenn ich daran denke und sie über die Situation spricht, ist Trauer und Schmerz. Und umso mehr die Gedanken dahin gehen, umso größer wird der Schmerz.
Jetzt frage ich mich, ist der Schmerz, die Trauer, mit Ärger gleichzustellen? Aber wie sag is das? Da ist etwas in mir, dass sich nicht weiter mit dem Geschehen auseinander setzen möchte.
Kann ich es nicht einfach "abgehackt" lassen?
Lg
vor einer Weile hatten die Therapeutin und ich einen schwierigen Moment miteinander. Da ich etwas ähnliches schon mal mit der vorherigen Therapeutin erlebt hatte und Sie davon wusste, fühlte es sich dadurch gleich noch schlimmer an.
Da wir aber ansonsten ziemlich gut miteinander auskommen habe ich es als "blöd für mich gelaufen" abgehackt.
Aber im Laufe des letzten Gesprächs äußerte ich, dass ich seit längerem wieder fast permanent neben mir stehe (es war mal ne Zeitlang besser geworden). Sie schlussfolgerte, dass es seit der blöden Situation ist, die wir hatten und ich mein Vertrauen ihr gegenüber verloren habe. Sie sagt, dass es mein Ärger ist, der mich hindert "da zu sein". Das sie meinen Ärger gut verstehen kann und sie es gut aushalten kann, wenn ich mir da Luft mache.
Allerdings spüre ich keinen Ärger. Ich bin nicht wütend. Das einzige was ich fühle, wenn ich daran denke und sie über die Situation spricht, ist Trauer und Schmerz. Und umso mehr die Gedanken dahin gehen, umso größer wird der Schmerz.
Jetzt frage ich mich, ist der Schmerz, die Trauer, mit Ärger gleichzustellen? Aber wie sag is das? Da ist etwas in mir, dass sich nicht weiter mit dem Geschehen auseinander setzen möchte.
Kann ich es nicht einfach "abgehackt" lassen?
Lg
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
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Ich würde sagen Du landest direkt bei der "Folge" (also der Trauer und dem Schmerz) und "übergehst" den Ärger, der Dir, so Du ihm "Ausdruck" verleihen könntest, die "Folge" ersparen könnte, wenn Du siehst: Oha! Sie nimmt mich/meinen Ärger ernst und setzt sich damit auseinander! Es ist ihr WICHTIG dass es auch mir gut geht, sie nimmt mich ernst, sieht mich...Gedankentanz hat geschrieben: ↑Sa., 11.05.2019, 12:46 Jetzt frage ich mich, ist der Schmerz, die Trauer, mit Ärger gleichzustellen?
Meine Vermutung wäre dass es früher egal war ob Du verärgert oder wütend warst, vielleicht wurdest Du sogar dafür bestraft? Also lässt Du diesen "Versuch" eben gleich weg, weil er "eh sinnlos" ist in Deiner "inneren Gedankenwelt" (aus der Erfahrung heraus) und gehst gleich zu den "Konsequenzen" über.
Ich würde dran bleiben an dem Thema, egal wie.
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Meine Intuition wäre, dass Schmerz nicht gleich Ärger ist. Ich kann das jetzt nicht fachlich begründen. Aber Ärger ist für mich leichter. Schmerz gehr tiefer.
Nur birgt für mich Ärger die Gefahr mich mit dem anderen auseinander setzen zu müssen. Wenn ich ihm das sage, könnte ein Streit kommen oder eine Auseinandersetzung. Davor habe ich grundsätzlich Angst.
Schmerz oder Enttäuschung kann ich gut mit mir selbst aus machen
Vielleicht ist es bei dir ähnlich und deshalb vermeidest du Ärger?
Nur birgt für mich Ärger die Gefahr mich mit dem anderen auseinander setzen zu müssen. Wenn ich ihm das sage, könnte ein Streit kommen oder eine Auseinandersetzung. Davor habe ich grundsätzlich Angst.
Schmerz oder Enttäuschung kann ich gut mit mir selbst aus machen
Vielleicht ist es bei dir ähnlich und deshalb vermeidest du Ärger?
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ich bin da eher bei Mio, bei mir ist es bsp. weise so, dass Ärger nie erlaubt war, und ich dann eher und auch heute noch zuerst Schmerz und Trauer wahrnehme, und iwann spüre, dass wirklich Ärger dahinter steckte, und manchmal immer noch steckt.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
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Wieso es bei anderen so ist, darüber wage ich keine Vermutungen anzustellen. Aber ich kenne es von mir so und habe schon bei anderen beobachtet, dass man mit einem Gefühl manchmal leichter umgehen kann als mit einem anderen. Es kann auch die umgekehrte Reihenfolge sein, also, dass jemand wütend ist, weil Wut aktiv werden lässt, während Trauer bzw. Schmerz vielleicht erst mal etwas ist, gegen das sich nicht viel tun lässt. Bei mir war es früher so.
Während manche mit ihren Trauer offen umgehen.
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"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
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Hm, interessant.
Der Ärger ist für mich nicht fühlbar. Das kann tatsächlich aus der Kindheit kommen. Zum einen war es nicht geduldet, zum anderen erlebte ich, wie zerstörerisch Ärger sein kann. Denn diese schwenkte ganz schnell um in Wut.
Schmerz und Trauer kann ich allerdings fühlen, aber nicht nach Außen bringen. Darum tut es wahrscheinlich noch mehr weh.
Nur gute Gefühle kann ich nach Außen transportieren.
Irgendwie ist das ziemlich kompliziert.
Der Ärger ist für mich nicht fühlbar. Das kann tatsächlich aus der Kindheit kommen. Zum einen war es nicht geduldet, zum anderen erlebte ich, wie zerstörerisch Ärger sein kann. Denn diese schwenkte ganz schnell um in Wut.
Schmerz und Trauer kann ich allerdings fühlen, aber nicht nach Außen bringen. Darum tut es wahrscheinlich noch mehr weh.
Nur gute Gefühle kann ich nach Außen transportieren.
Irgendwie ist das ziemlich kompliziert.
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
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Ich habe mir deinen ersten Kommentar noch mal durchgelesen und dazu ist mir eingefallen, dass deine Therapeutin vielleicht auf diesem Thema beharrt, weil sie Dissoziation für keinen guten Umgang damit hält (sorry, wenn das zu offensichtlich ist).
Dann ist Ursachenforschung wohl sinnvoll. Ich weiss, dass zumindest bei Verlustbewältigung viele Menschen die gleichen Gefühlsstadien bewältigen sollen, und wenn man das nicht tut ...
Ich würde Ärger und Schmerz auf jeden Fall nicht gleichsetzen. Ich kann z. B. "gute" Gefühle und Wut nach außen transportieren, aber keine Trauer oder Verletztheit.
Willst du selbst dich denn näher damit befassen?
Dann ist Ursachenforschung wohl sinnvoll. Ich weiss, dass zumindest bei Verlustbewältigung viele Menschen die gleichen Gefühlsstadien bewältigen sollen, und wenn man das nicht tut ...
Ich würde Ärger und Schmerz auf jeden Fall nicht gleichsetzen. Ich kann z. B. "gute" Gefühle und Wut nach außen transportieren, aber keine Trauer oder Verletztheit.
Willst du selbst dich denn näher damit befassen?
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Ich würde sagen, dass die sponate Reaktion auf irgendwas Ärger ist, Wut.
Aber dahinter steckt immer etwas anderes. Wut führt dazu, dass man die Dinge erst mal rauslässst nach Außen...
Dahinter steckt aber immer ein anderes Gefühl...
Also man ist eigentlich enttäuscht und verletzt, aber diese Gefühle sind bei vielen Mensche erst mal hinter der Wut versteckt.
Und erst, wenn man zur Ruhe kommt, bemerkt man die anderen Gefühle.
Wenn man nie wütend ist, ist das wahrscheinlich genauso schlecht, wie wenn man immer wütend ist.
Die Dosis macht's.
Aber dahinter steckt immer etwas anderes. Wut führt dazu, dass man die Dinge erst mal rauslässst nach Außen...
Dahinter steckt aber immer ein anderes Gefühl...
Also man ist eigentlich enttäuscht und verletzt, aber diese Gefühle sind bei vielen Mensche erst mal hinter der Wut versteckt.
Und erst, wenn man zur Ruhe kommt, bemerkt man die anderen Gefühle.
Wenn man nie wütend ist, ist das wahrscheinlich genauso schlecht, wie wenn man immer wütend ist.
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"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
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@ ich kann deinen Nick irgendwie nicht schreiben, weil ich die passenden Smypbone nicht habe. Mir passt das Wort immer nicht. Nein es steckt hinter Wut nicht immer ein anderes Gefühl manchmal ist es eben Wut.
Und manchmal ist es etwas anderes, das ist einfach sehr unteschiedlich. Man kann das nicht verallgemeinern
Und manchmal ist es etwas anderes, das ist einfach sehr unteschiedlich. Man kann das nicht verallgemeinern
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
Dann wäre das eigene "Gefühlsspektrum" doch sehr eingeschränkt, oder nicht?
(Ich weiss allerdings auch, dass es tatsächlich Menschen gibt die nur ÄRGER und WUT tatsächlich empfinden können, halte ich aber nicht unbedingt für erstrebenswert und auch nicht für "normal" im Sinne eines "normalen" Gefühlsspektrums.)
So habe ich das alerdingts nicht gemeint. Ich meinte damit Ereignis X und nicht alles.
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Virginia Woolf
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Also ich kann auch nur von mir reden, aber bei mir ist meist auch wut die erste Reaktion, due bei näherem Hinsehen
Schmerz/Enttäuschung/gefühlte Ablehnung maskiert.
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Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen
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bei mir ist es zumeist erst Traurigkeit und dahinter dann Ärger, und den Ärger, da gibt es dann mehrere weitere Gefühle
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Man kann Gefühle gut aufgrund ihrer Hinweisfunktion unterscheiden. Wut hat die Hinweisfunktion der Grenzverletzung. Wir werden wütend, wenn jemand unsere Grenzen verletzt. Schmerz ist ja eigentlich kein Gefühl im engeren Sinn, sondern eher eine physiologische Reaktion auf eine körperliche Grenzverletzung. Aufgrund unserer sozialen Lebensweise haben wir aber Hirnareale entwickelt, die dafür sorgen, dass wir auch psychische Verletzungen als Schmerz erleben. Schmerz und Wut hängen also ganz eng zusammen. Trauer dagegen hat die Hinweisfunktion auf den Verlust und die Bedeutung eines (inneren oder äußeren) Objektes. Wir werden traurig, wenn wir etwas verlieren, was uns wichtig ist. Natürlich können alle 3 Empfindungen miteinander verknüpft sein, gleichzeitig auftauchen (es ist eigentlich der "Normalzustand" das wir nicht nur ein einziges Gefühl haben, sondern eine Mischung aus mehreren) oder einander folgen. Es kann auch ein Gefühl durch das andere ersetzt werden, z.B. weil es leichter zu ertragen ist oder wichtige Beziehungen weniger gefährdet, aber identisch sind sie natürlich nicht.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
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... wie wäre es, wenn du mit ihr einfach über die blöde Situation sprichst? Und dabei halt sagst, dass du Trauer und Schmerz verspürst?Gedankentanz hat geschrieben: ↑Sa., 11.05.2019, 12:46 Sie schlussfolgerte, dass es seit der blöden Situation ist, die wir hatten und ich mein Vertrauen ihr gegenüber verloren habe. Sie sagt, dass es mein Ärger ist, der mich hindert "da zu sein". Das sie meinen Ärger gut verstehen kann und sie es gut aushalten kann, wenn ich mir da Luft mache.
Allerdings spüre ich keinen Ärger. Ich bin nicht wütend. Das einzige was ich fühle, wenn ich daran denke und sie über die Situation spricht, ist Trauer und Schmerz. Und umso mehr die Gedanken dahin gehen, umso größer wird der Schmerz.
Habt ihr die blöde Situation denn aus der Welt schaffen können? Wenn du sagst, dass seitdem dein Vertrauen weg ist, dann wohl eher nicht?
Bei mir in der Therapie war es so, dass Wut durchaus kurz (oder auch länger) da war und ich das auch gespürt habe (obwohl dem Therapeuten meine Wut immer "nicht genug" war, das wäre gar keine Wut usw, ach egal... anderes Thema...).
Aber hinter der Wut kam einfach ganz schnell Trauer und Schmerz und Enttäuschung (dem Therapeuten gegenüber). Er meinte immer, ich hätte Angst vor meiner Wut. Ich verneine das aber. Ich hatte keine Angst vor meiner Wut. Die Enttäuschung zu spüren, das war viel schlimmer.
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