Therapeut denkt auf einmal ich manipuliere

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Kristina1974
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Therapeut denkt auf einmal ich manipuliere

Beitrag Fr., 22.03.2019, 09:44

Kurz zu mir, ich bin schon viele Jahre depressiv, war aber gut eingestellt und habe funktioniert. 2017 ein Herzinfarkt, danach Absturz in tiefe Depression. Sozialkontakte habe ich schon lange keine mehr. Manipulation ist ein grosses Thema in meinem Leben. Ich war sieben Jahre lang in einer Firma, in der eine in der Hierarchie sehr hohe Frau das Kommando führte. In der Zeit in der ich dort war, sind über zehn Verwaltungsangestellte gegangen, gegangen worden, oder so kirre gemacht, dass sie nicht mehr wussten wo hinten und vorne ist. Ich habe das alles selber auch erlebt und ertragen oder mich gewehrt, resigniert, wieder gekämpft, wieder ertragen etc. etc. In meinen Augen kam dadurch auch der Infarkt mit damals 42.

Ich suchte mir nach dem Infarkt eine Therapeutin um herauszufinden, warum ich fast bis zum Tod mich hab quälen lassen. Diese Therapeutin fing mich auf, wurde meine Stütze, meine Vetraute. Erklärte mir, dass ich mit Narzissten zu tun hatte und man mit mir Gaslighting betrieben hatte. Was mir alles erklärte warum es so kam wie es kam. Für mich war sie die ältere Freundin, manchmal sogar der Mutterersatz, der das kleine Mädchen auffaengt. Ich war lange Zeit entscheidungsunfaehig, mein Hirn war komplett weg, keine Konzentration, nur Erschöpfung, null belastbar. Und immer war sie an meiner Seite. Die Monate gingen dahin und endlich gaaanz langsam wurde es bei mir besser. Doch immer wieder heftige Belastungen. Gefuehlsmaessig war dauernd etwas, was mich belastete, wovon ich mich wieder erholen musste. Aufstehen, essen, trinken, eine Qual und Kraftakt. Und hatte ich mal etwas Kraft musste ich die verwenden um einzukaufen, oder Wäsche waschen, oder diverse Arzttermine. November hatte meine Psychiaterin meine Medikamente umgestellt wodurch es nach oben ging. Die Differenzen zwischen es geht mir scheisse und es geht mir eigentlich ganz gut werden immer größer.

Da diese Entwicklung leider sehr lange dauerte bin ich mittlerweile aus der Krankenkasse ausgesteuert. Von der EU Rente hoetre ich bis jetzt nichts. Der med. Dienst vom Arbeitsamt, hatte mich für Arbeitsfähig erklärt, trotz Atteste. Seit diesem Zeitpunkt bin ich teilweise am Rande des Durchdrehens, verfalle von Vogelstrauss zu hyperaktiv. Mein Arbeitsberater hat zum Glück erkannt, dass ich noch viel zu instabil bin für den Arbeitsmarkt und hat ein zweites Gutachten beim MD beantragt Ich voller Glück schreib meine Therapeutin per WhatsApp an (sie gibt ihren Patienten diese Möglichkeit) berichte davon und bitte um neues Attest. Erhalte als Antwort, dass sie abwarten will, bis sie vom med. Dienst eine Anfrage erhält, da sie das dann abrechnen kann. Ich zurück, nein, nein nein, ich brauche das gleich, voll panisch. Keine Antwort, Schreibe ihr, dass ich das doch bezahle, egal was das kostet. Nichts. Dann flehe ich regelrecht, dass sie mir versprechen soll das zu schreiben. Nichts.

Sechs Tage bis gestern gequält. Setz mich bei ihre Couch und werde zusammengepfiffen. Von wegen zuerst machen wir aus, dass wir warten bis zu meinem VdK Termin (für den Widerspruch), dann soll das Attest auf einmal übers Wochenende geschrieben werden, sie hätte noch andere Patienten, denen es schlechter gehe, und ein Privatleben hätte sie auch, und überhaupt habe sie schon länger das Gefühl ich manipuliere sie. Ich stelle mich immer als Opfer da, jeder würde mir schlechtes tun, und so schlimm wie ich die Frau aus meiner Firma beschriebe kann sie ja nicht sein.. Sie haette überlegt mich zu einem Kollegen zu überweisen, sie müsse sich schützen, hätte sich dann aber dagegen entschlossen... Und ich wusste nicht ob ich ihr an die Kehle springen soll oder ich aus dem Fenster. Ich hab dann irgendwann die Beherrschung verloren und heulend und schimpfend aus ihrer Praxis gerannt. Ich erhielt dann noch die WhatsApp dass meine Reaktion jetzt endlich mal angemessen war..

Ich fuehl mich als wäre ich in einem Albtraum. Von einer Woche zur anderen. Davor nichts. Ich zerbreche mir den Kopf, was dazu geführt hat. Ja natürlich fallen mir da Sachen ein, die man anders interpretieren kann.. Aber das kann es sein doch nicht sein.. Letzte Woche ist ein ihr nahestehender Freund gestorben, der eigentlich mal todgeglaubt, für gesund erklärt wurde. Ich glaube das hat sie total umgeworfen. Auch hatte sie jahrzehntelang und jetzt auch noch unter einem manipulativen Narzissten zu leiden.. Und ich frage mich jetzt ob bei ihr ne Sicherung ausgesetzt hat.. Dass sie so belastet war und dann durch mich noch mehr, dass es ausgesetzt hat? Und dann denke ich mir, das gibt es doch nicht. Und frage mich was bei mir schief läuft.

Das kann doch nicht sein, dass diese hundertachtzig Grad Drehung hier passiert. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich weiß nicht was mit mir geschieht, Gedanken kreisen ohne Ende. Auf meine Frage warum sie denn ihr Gefühl nicht früher angesprochen hatte kam die Antwort, sie hätte es jetzt erst bewusst gemerkt... Ich fass das alles nicht.


Anm. der Mod.: Absätze zur besseren Lesbarkeit eingefügt. Tristezza

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Schneerose
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 10:27

Hallo Kristina,

Puuh, ich kann deine Verzweiflung in deinen Zeilen wirklch spüren, und ich kann so erstmal aus deinen Zeilen sagen...
"ich glaube dir"! für mich liest sich das erstmal garnicht manipulierend.

Mir fällt aber ganz besonders im ganzen Text ein Satz auf, dass deine Therapeutin meinte: "du hättest zum erstenmal angemessen reagiert"!
Was sagt dir dieser Satz?
Mir sagt er nämlich, dass sie schon lange darauf gewartet hat, dass du endlich mal Gefühle zeigst.
Und vielleicht ist es für sie nun auch aufschlußreicher, WAS genau sie in ein Attest schreiben kannst, nämlich, dass du sehr wohl noch leidest.
Könnte das sein? Dass sie das nun deutlicher wahrnehmen kann?
Könnte es sein, dass sie dir noch einmal durch ein Vergrößerungslas zeigt, was mit dir Jahre hinweg im Leben gemacht wurde?

Lass mal einpaar Tage ins Land ziehen, und versuche ihr dann eventuell in einem ruhigen Brief zu erklären, dass dir dieses Attest sehr wichtig ist, für dein weiteres Leben, und die Sie darum höflich bittest.
Was sie vielleicht unter manipulierend meint, ist, dass du sie unter Druck setzt, mit anflehen...
VERTRAUST du ihr denn?
Schreib ihr, dass du ihr vertraust, und dass du warten wirst, bis sie die Zeit findet, das Attest zu schreiben,
aber dass es für dich auch wichig ist, das Attest so bald es möglich ist zu bekommen.
Oder bitte sie um eine Aussprache.

Alles Gute für dich!
Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 10:35

Hi Kristina,

das klingt schon recht heftig. Ich denke mir, dass das auch sehr verletzend für dich war, dass sie dir unterstellt hat, du würdest manipulieren. Und dann noch auf so derbe Art.

Weiß nicht, genau, was ich an deiner Stelle tun würde. Wahrscheinlich das Gespräch suchen und fragen, wie sie darauf kommt, dass du manipulieren würdest.
Falls ihr euch dabei nicht grün werdet, könnte ich mir schon vorstellen, dass eine weitere Behandlung bei ihr schwierig werden könnte.
Du hast ja nix davon, wenn sie dir Sachen vorwirft und du deinerseits von ihr verletzt bist.

Was mich auch irritiert ist, dass du privates von ihr weißt (der Freund, der gestorben ist, die Sache mit dem Narzissten).
Ich finde es nicht generell schlimm, wenn man auch mal was privates vom Therapeuten mitbekommt. Käme für mich drauf an, warum und wie das erzählt wird.

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Kristina1974
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 11:03

Hallo Schneerose, hallo Benutzervater. Meine Gedanken kreiseln ohne Ende. Was das Attestes angeht, sie hatte mir gestern eins gegeben. Allerdings ein ganz anderes als vor einem halben Jahr. Jetzt hab ich leichte bis mittelgradige Depression. Der Schlusssatz lautet zwar, dass ich aktuell nicht arbeitsfähig sei, aber mit der obigen Diagnose seh ich schwarz. Ich hatte mir überlegt, das gar nicht abzugeben sondern nur das von der Psychiaterin und Hausärztin beide Mittel bis schwer. Aber das käme mir dann auch falsch vor. Habe alles eben abgegeben. Heute war der Stichtag. Jetzt hab ich natürlich wieder Angst, dass dieses Attest wieder zu einer falschen Einschätzung führt. Ich weiß einfach nicht was richtig oder falsch ist. Ich habe niemanden an dem ihr mich orientieren kann, der mies sagt was ichs tun soll. Das war eigentlich immer sie.
Diese persönlichen Dinge von ihr waren nicht schlimm. Ich merke recht schnell wenn es jmd. schlecht geht. Und wenn jmd. darauf authentisch antwortet ist das für jmd. wie mich wichtig Mehr weiß ich natürlich nicht von ihr und das ging auch nicht tiefer.
Das war unglaublich verletzend, und ging voll in die Wunde, die ich von all den Narzissten in meinem leben hab. Ich bin verstört, wütend, ängstlich, gedemütigt. Ein Teil von mir glaubt, wieder an einen Narc gekommen zu sein, der mir jetzt den Abschuss geben und mich wirr machen will. Ein anderer Teil denkt vernünftig und denkt, dass sie wie ihr auch sagt, nur Mensch ist und auch schlechte Phasen hat. Ein anderer Teil sagt, dass sie jedes weitere Wort von mir nicht mehr annehmen wird.
Gibt es eigentlich Mediatoren für sowas? Jetzt komplett bei jmd anderen von vorne anzufangen schaff ich nicht. Ich hatte ihr zutiefst vertraut.

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 11:20

Kristina1974 hat geschrieben: Fr., 22.03.2019, 11:03 Ich weiß einfach nicht was richtig oder falsch ist. Ich habe niemanden an dem ihr mich orientieren kann, der mies sagt was ichs tun soll. Das war eigentlich immer sie.
Solche Gedanken kenne ich. Ziel einer Therapie sollte ja eigentlich sein, dass du selbst wieder die Kraft und dem Mut hast, selbst für dich entscheiden zu können und dass du nicht darauf hoffst, dass jemand anderes es dir sagt.

Ich weiß aber auch, dass man so tief drin sitzen kann, dass das einfach nicht geht. Dann finde ich es eignetlich eine sehr natürlich und logische Reaktion. Wenn man selbst so verängstigt und in Panik ist, dann hofft man doch automatisch, dass jemand einem hilft, jemand einem Tips gibt, was man machen könnte.

Du wirkst auf mich ziemlich tief verängstigt, schier bisschen ohnmächtig. Kann ich ebenfalls nachvollziehen.

Falls deine Therapeutin dich mit ihrem Verhalten aus der Reserve locken wollte ("deine erste angemessene Reaktion"), dann fände ich ihren Weg dahin allerdings schon etwas daneben. Irgendwie kann ich das auch nicht glauben, dass sie mit ihren Aussagen bewusst bei dir diese Reaktion auslösen wollte.
Für mich hört es sich so an als hätte es dir dadurch ziemlich das Vertrauen weggeschossen und nun sitzt du tatsächlich erstmal tief erschrocken da. Das find ich problematisch. Finde, das hätte sie besser machen können. Dazu fällt mir echt nur ein: rede mit ihr und schau, ob ihr es zusammen noch hinbekommt.

Mit den Attesten: warte doch erstmal ab, kannst ja im Moment sowieso nichts machen und hast es nicht in der Hand, wie die reagieren

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Kristina1974
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 11:29

Ich verstehe Ihre Aussage auch überhaupt nicht. Ich bin ein total emotionaler Mensch, ich weiß nicht mehr genau, aber ich bilde mir eine das letzte Mal sogar geheult zu haben.. Es kann natürlich sein, dass im Gegensatz zu vorher einer gewisse Versteigerung neben Emotionen da waren. Wenn ich mich voll unter Druck gesetzt fühle gehen bei mir die Schotten dicht und mache was ihr meine was gemacht werden muss. Ich kann mich gerade aber nicht mehr richtig erinnern, meinen Hirn isst ziemlich zerschossen. Ich weiß aber, dass es mir eigentlich besser ging und bevor das mit ihr losging. Und das ich selber dadurch etwas irritiert war, der einem Tag so, der andere ganz anders. Ich dachte dass es zum normalen Gesundungsprozess dazu gehört.
Ja ich sagte ihr sogar, dass man ihre Mutmaßungen doch hätte besprechen hätten können. Auf einer vertrauensvollen Ebene. Ich glaube sie sagte, dass das nicht ging, dass sie das jetzt erst erkannt hat und sich nun schützen muss

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Philosophia
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 11:36

Eure Zeit war um - dir im Nachgang mit ner WhatsAppNachricht zu kommen, finde ich einfach nur daneben! Auch dass du diese Details aus ihrem Privatleben, ihren Nöten kennst, ist absolut unnötig - wenn die gute Frau aufgrund von Psychostress nicht arbeiten kann, soll sie zu Hause bleiben. Auch, dass sie dir sagt, sie habe überlegt, ob sie dich an nen Kollegen verweist und es sich dann aber doch anders überlegt habe... pfff. Nee, ganz schön aus der Rolle gefallen die Madame - ich finds daneben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 12:10

Du könntest die Dame mühelos anzeigen! Mit WhatsApp-Nachrichten an dich verstößt sie gegen den Datenschutz.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 13:01

Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 22.03.2019, 12:10 Du könntest die Dame mühelos anzeigen! Mit WhatsApp-Nachrichten an dich verstößt sie gegen den Datenschutz.
Das hilft ihr auch nicht weiter... Sie regt sich ja nicht darüber auf, dass die Therapeutin 'ne WhatsApp geschrieben hat. Stimmt zwar, dass das datenschutzrechtlich nicht i.O. ist, aber offenbar war das ja bisher für beide o.k. und wurde aktiv von beiden genutzt und es sind ja auch keine Daten von ihr irgendwo hin gelangt, wo sie nicht hin gehören. Da jetzt als Aufhänger für eine Klage zu nehmen wäre wohl reichlich übertrieben und m.M.n. auch in keiner Weise hilfreich, weil es eher eine Ablenkung vom eigentlichen Thema wäre: einer unguten emotionalen Verstrickung der beiden.

Ich denke, es wäre jetzt viel wichtiger - evtl. mit Hilfe von außen wie z.B. Ethikverein - mal auf das zu schauen was da passiert ist und erst mal zu schauen, was davon zur Therapeutin gehört und was zu ihr. Mich irritieren da verschiedene Dinge, die in dem Beitrag nur kurz angerissen werden: Die Gespräche über die Probleme der Therapeutin z.B., aber auch die Bemerkung, die Therapeutin habe geäußert, sie könne das jetzt nicht einfach übers Wochenende machen, sie habe auch noch anderes zu tun. Evtl. sind da ja auch 2 Dinge unglücklich aufeinander getroffen: Eine schlecht abgegrenzte Therapeutin und unrealistische Erwartungen von Kristina.

Kristina, hast du denn wirklich von ihr erwartet, dass sie dir das "Attest" so kurzfristig über das Wochenende schreibt? Bei mir ist beim Lesen deines Textes der Eindruck entstanden, dass du da vielleicht auch ein wenig Panik geschoben hast und vielleicht in Aktionismus und Agieren ausgebrochen bist. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich dir die "Schuld" an der ganzen Sache geben will, deine Therapeutin hat sich da in jedem Fall nicht sehr professionell verhalten. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, schon wesentlich früher auf die Abstinenz zu achten und sich da nicht so mit dir zu verstricken, das liegt in jedem Fall in ihrer Verantwortung.

Trotzdem könnte es für dich hilfreich sein - auch im Hinblick auf einen evtl. Therapeutenwechsel - dich auch damit auseinander zu setzen, wie realistisch und angemessen deine Erwartungen an eine Therapeutin sind. Dass sie dir sagt, was du zu tun hast, wäre z.B. keine angemessene Erwartung ebenso die Erwartung, dass sie alles stehen und liegen lässt, nur weil du gerade Panik schiebst und denkst, dass du jetzt sofort ein Attest von ihr brauchst.

Ein "Attest" von ihr ist inhaltlich sowieso falsch, sie kann allenfalls eine fachliche Stellungnahme abgeben, das ist etwas anderes. Sie ist als deine Therapeutin von ihrer Funktion her auf deiner Seite und damit parteiisch. Es ist nicht ihre Aufgabe, neutral zu beurteilen, was von dem, was du ihr erzählst, "richtig" ist und wie "leistungsfähig" du bist, sondern mit dir gemeinsam, auf deiner Seite stehend, deine Realität zu erforschen und ggf. zu verändern.

Daher kann sie gar kein "Attest" im eigentlichen Sinne abgeben, weil sie halt nicht unparteiisch ist und die meisten offiziellen Stellen wie z.B. medizinische Dienste wissen das und berücksichtigen das auch bei der Beurteilung von Stellungnahmen der Therapeuten. Darüber hinaus sind Stellungnahmen zur Arbeitsfähigkeit durch ambulante Psychotherapeuten (gilt natürlich genauso für ambulante Psychiater) auch inhaltlicher Blödsinn (es sei denn die Einschränkungen sind so stark, dass das innerhalb weniger Minuten ersichtlich ist, z.B. bei einer akuten Psychose), denn sie sehen dich ja nur einmal die Woche für 50 min. und können daher gar keine Aussage darüber treffen, wie deine Leistungsfähigkeit über den ganzen Tag hinweg ist. Sie müssten sich dann also ausschließlich auf deine Aussagen verlassen, und dann kann dich der medizinische Dienst auch direkt selber fragen.

Langer Rede kurzer Sinn: Für die Beurteilung deiner Arbeitsfähigkeit brauchst du das "Attest" deiner Therapeutin nicht, das Problem zwischen euch ist die therapeutische Beziehung, die derzeit nicht zu stimmen scheint und eine ungute emotionale Verstrickung. Vermutlich brauchst du Hilfe von außen, um das auseinandersortiert zu bekommen. Ethikverein wäre da eine gute Adresse.
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lisbeth
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 17:46

Achtung, OT:
spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 22.03.2019, 13:01 Sie regt sich ja nicht darüber auf, dass die Therapeutin 'ne WhatsApp geschrieben hat. Stimmt zwar, dass das datenschutzrechtlich nicht i.O. ist, aber offenbar war das ja bisher für beide o.k. und wurde aktiv von beiden genutzt und es sind ja auch keine Daten von ihr irgendwo hin gelangt, wo sie nicht hin gehören.
Die Daten sind auf Facebook-Servern und damit garantiert in den USA gelandet. Datenschutz in den USA ist ein Minimum dessen, was hier bei uns Standard ist. Das sind PATIENTENDATEN! Die haben auf den Servern einer privaten US-Firma nix verloren und die gehören da nicht hin! FB bastelt daraus personifizierte Profile und führt das mit anderen Daten zusammen und macht das zu Geld. Ich verstehe diese Naivität gegenüber FB, Google etc nicht. Für Therapeuten, Ärzte (aber auch Juristen) sind diese Dienste für die Klientenkommunikation einfach absolut daneben. Aber das haben viele von denen noch nicht kapiert und wollen es auch nicht kapieren. Und da haben Therapeuten m.E. auch eine Fürsorgepflicht ihren Klienten gegenüber, indem sie die Kommunikation über diese Kanäle gar nicht erst anbieten. Eine Therapeutin, die mich über Whatsapp etc anschreibt hat sich in meinen Augen disqualifiziert. Hat zwar mit dem Problem der TE wirklich nix zu tun, aber dass die Daten nirgendwo gelandet sind wo sie nicht hingehören, kann in meinen Augen so nicht unwidersprochen stehenbleiben.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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saffiatou
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 18:27

etwas OT

Du wolltest von Deiner Therapeutin eine Bescheinigung, daß Du nicht arbeiten kannst, warum nicht von Deiner Psychiaterin, die auch eine AU ausstellen darf, die als Medizinerin ein anderes Gewicht in so eine Aussage legen kann. Mein Thera hat einmal gesagt, daß Therapeuten sich niemals zu einer Arbeitsunfähgkeit äußern dürfen (gegenüber Arbeitgeber oder Behörden) zum Patienten dürfen sie schon etwas sagen.

Zu What'sApp. ich verstehe gar nicht, daß das immer wieder Therapeuten anbieten, das wiederspricht allen Datenschutzregeln, aber das hat Lisbeth ja schon angemerkt
never know better than the natives. Kofi Annan

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 18:52

Was deine angebliche Manipulation deiner Therapeutin angeht:

Dann soll sie sich halt nicht manipulieren lassen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 19:02

Lisbeth, da rennst du bei mir offene Türen ein, da habe ich mich schon an verschiedenen Stellen hier im Forum zu geäußert. Ich benutze weder Facebook, Twitter, Instagram noch WhatsApp, aus genau diesem Grund, weil die Daten bei diesen Websites/Messengern nicht sicher sind. Kristina scheint das aber grundsätzlich anders zu sehen, denn sie nutzt es ja offensichtlich freiwillig und das ist ihre Entscheidung. Von Seiten der Therapeuten verstehe ich nicht, wieso sie dies nutzen/anbieten, obwohl es dazu eindeutige Stellungnahmen der Berufsverbände gibt.

Es ist aber gerade hier einfach nicht das vorrangige Thema und das Problem von Kristina, dass eine WhatsApp geschrieben wurde, sondern was der Inhalt dieser WhatsApp war, weshalb ich die Idee, dass Kristina jetzt ihre Therapeutin wg. Verstoß gegen den Datenschutz verklagen soll, leicht an Kristinas Anliegen vorbei finde.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 19:08

Klar war es in gewisser Hinsicht ein off-topic. Mehr oder weniger.

Denn wenn Kristinas Therapeutin nichts über Datenschutzbestimmungen weiß, halte ich es für möglich, dass sie auch Kristinas eher unbekannt sind. Insbesondere, da sie auch über hier versendete Nachrichten ihre Therapeutin "manipuliert" haben soll.
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(Konfuzius)

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Thread-EröffnerIn
Kristina1974
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Beitrag Fr., 22.03.2019, 19:54

Hallo zusammen, das war jetzt so viel Input worüber ich noch ein bisschen nachdenken möchte,bevor ich detailliert antworte. Aber vorweg, mir ist What's App und die Durchsichtigkeit und fehlender Datenschutz im vollen Ausmaß bekannt und klar. Und interessiert mich nicht in diesem Fall. Ich war sehr froh, dass mir in der Vergangenheit diese Möglichkeit gegeben wurde.
Dass mit dem medizinischen Dienst und Attest von Therapeuten war mir nicht bekannt, dass derart Stellenwert so gering ist. Dann hätte ich das gar nicht gebraucht. Tja.. Ja von meiner Psychiaterin habe ich auch eines abgegeben.
Ich hatte nicht verlangt, dass sie es übers Wochenende schreibt. Aber ja es kann durchaus sein, dass ich das vermittelt habe. Denn es ist tatsächlich so. Wenn ich in Panik oder Druck gerate will ich alles schnellstmöglich erledigt und hinter mir haben. Aber das genau weiß sie auch. Das steht sogar im Attest drin. Und in dem vorherigen auch. Ich sag ja, ich verstehe das alles nicht. Soviel wie sieht von mir mir weiß, hätte sie einschätzen müssen wie es mir geht und womit ich zu kämpfen habe. Dass daraus resultiert, dass sie sagt ich hätte ihr vorgespielt eine Depression zu haben bekomme ich nicht klar. Nach über eineinhalb Jahren Therapie. Wie werden denn bitte andere gesund? Ich raff dass nicht.

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