Therapeut töten

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Therapeut töten

Beitrag Mo., 24.12.2018, 22:20

Bevor sich irgendwer Sorgen macht: Ich habe nicht vor, das in die Tat umzusetzen, jedenfalls hoffe ich das...

manche kennen mich vielleicht von früher, ich habe einige Jahre häufig hier mitgeschrieben, gelesen, diskutiert.

Es geht darum, dass mich ein Therapeut vor Jahren als Teilnehmerin an einem Selbsterfahrungsseminar behandelt hat und damit eine Retraumatisierung ausgelöst hat. Ich bin innerhalb weniger Wochen bis Monate in irgendwas Dunkles, Tiefes von früher geraten ohne selbst zu verstehen, was mit mir passiert. Ich war wohl noch sehr klein, als es wirklich passiert ist und konnte mich daher an nichts Genaues erinnern. Aber die Gefühle waren wieder da.
Ich habe danach immer wieder Kontakt zu dem Therapeuten aufzunehmen versucht, der das mit seiner Behandlung ausgelöst hat, ihm in Emails und Briefen versucht zu erklären, dass irgendwas mit mir passiert ist. Er hat meine Briefe gelesen, aber nie wirklich reagiert, geschweige denn, mir geholfen.

Ich habe mich seitdem das passiert ist, sehr verändert. Ich habe früher sehr tief an die Welt geglaubt, dass schon alles gut wird, dass man Menschen vertrauen kann und sich auf sie verlassen. All diesen Glauben hat mir dieser Therapeut geraubt.

Er hat vor einiger Zeit eingewilligt, einige Gespräche mit mir zu machen, aber das Schockierende für mich ist, dass es ihm vollkommen gleichgültig zu sein scheint, wie es mir geht. Er meinte in der letzten Stunde recht locker: es könnte schon sein,dass die Behandlung damals eine traumatische Wiederholung ausgelöst hätte, daran hätte er gar nicht gedacht. Das sagte er in einem Tonfall als würde er sagen: "Ja, das könnte schon sein, dass ich aus Versehen einen Latte macchiatto statt einen Cafè Latte bestellt habe". Er hat mir vor zwei Wochen angekündigt, dass er diese Gespräche jetzt gerne zu einem Abschluss bringen würde, weil "es wäre ja alles geklärt". Für mich ist natürlich überhaupt nichts geklärt.

Ich merke, dass ich immer häufiger daran denke, ihn zu töten oder schwer zu verletzen
für das, was er mir angetan hat, dass er über viele Jahre weggeschaut hat...

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diesoderdas
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Beitrag Di., 25.12.2018, 00:20

Deine Wut kann ich verstehen.
Ich war auch eine lange Zeit extrem wütend auf einen Therapeuten; Gründe seien jetzt egal. Und ich bin immer noch wütend - aber nicht mehr so oft und nicht mehr so extrem (mein aktuelles Befinden ist so übel, dass das im Grunde die Wut ein Stück weit weggedrückt hat, die Wut hat dadurch nicht mehr so viel Platz zum Raum einnehmen, weil mich anderes so sehr vereinnahmt)
Vor einiger Zeit noch habe ich öfters vor Wut gebrüllt so laut ich konnte (noch nie vorher passiert).
Aber - ich glaube, vom dem Therapeuten kannst du da wohl nichts erwarten. Zeigt ja auch seine Reaktion.
Der gibt in deinem Fall zumindest noch zu, dass er "nicht daran gedacht hätte". Zumindest das tut er. Aber mehr scheint er damit nicht mehr zu tun haben zu wollen.

Mit der Zeit wird deine Wut hoffentlich weniger...
Passiert ist es schon, leider, rückgängig geht es nicht mehr. Auch leider.


Igelkind
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Beitrag Di., 25.12.2018, 01:23

Liebe captcha,

Ich habe etwas ähnliches erlebt, aber es war für mich von Anfang an klar, dass jener "Therapeut", der bei mir dieses "Abtauchen in etwas altes, Dunkles" in mir ausgelöst hatte, dieses Problem nicht mit mir lösen konnte.
Ich hatte zwar auch danach versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, er zeigte sich zwar betroffen, aber es war eindeutig, dass ich mir woanders Hilfe suchen musste.
Dadurch begann ich dann endlich ernsthaft Therapie an meinen Problemen und kam auch da auch endlich viel weiter.
Jahre später sprach ich nochmals mit ihm, und erzählte, was ich alles durchgemacht hatte.

Gerade bei diesem Gespräch merkte ich, dass er meine Erzählungen nur annehmen konnte, weil ich sie frei von Vorwürfen an ihn formulieren konnte.(Das sagte er mir auch direkt so.)
Für mich war immer klar, dass er mit seiner Behandlung zwar der Auslöser gewesen, und dass das von ihm unbedacht gewesen war, aber dass das Problem in mir, immer schon in mir lag.
Er war nicht Schuld an meinen Problemen und auch nicht Teil der Lösung, sondern der erneute Auslöser.That's it.

Er zeigte sich dann nochmals betroffener und versprach, in Zukunft besser "aufzupassen".
Das genügte mir, für andere kann ich nicht noch mehr schauen.

Dein "Therapeut" schein weniger einsichtig als meiner zu sein, aber genau so hilflos...
"Töten" im Sinne von "drüber hinweg kommen" ihn aus (deinem) Weg schaffen, links liegen lassen... könnte das zutreffen?
Ich wünsche dir viel Kraft und gute Unterstützung auf deinem weiteren Weg.
Bist du denn jetzt in therapeutischer Behandlung?

Liebe Grüsse
Igelkind

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lisbeth
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Beitrag Di., 25.12.2018, 10:57

Was erwartest du von dem Therapeuten? Und würde es *für dich* wirklich einen Unterschied, also etwas anders/besser machen, wenn du es von ihm bekämest? Gibst du ihm damit nicht viel zu viel Macht?

Was geschehen ist, ist vorbei, das lässt sich auch nachträglich nicht mehr ändern. Was du beeinflussen kannst, ist das Hier und Heute, und in mancherlei Hinsicht deine Zukunft. Und die gibst du aus der Hand, und übergibst sie diesem Therapeuten. Damit lieferst du dich aufs Neue aus.

Vielleicht ist die Wut gar nicht die Wut auf den Therapeuten, sondern eine viel ältere Wut? Du schreibst, dass dich das Seminar retraumatisiert hat. Was ist mit der Wut auf diejenigen, die dich ursprünglich verletzt haben? Wo ist die geblieben?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Fairness
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Beitrag Di., 25.12.2018, 11:18

captcha, ich weiß, wie du dich fühlst, mit den ganzen schlimmen Gefühlen in dir... ich habe zwar nie solche Gedanken wie du gehabt, es fühlte sich für mich so an, dass eher ich hundertmal gestorben bin. Ich hatte ihn wirklich lieb. Aber die Retraumatisierung und die Hoffnungslosigkeit, die da im Raum stehen, solange sie nicht verstanden sind, bringen einen schon wirklich an die Grenzen... ich kenne deine Geschichte nicht, da kann ich nicht viel zu deiner Situation sagen. Ich weiß nur, dass es beidseitige Entschlossenheit braucht, wenn diese Hoffnungslosigkeit korrigiert werden sollte. Oder zumindest, an einer Seite ein offenes Ohr.

Mein Therapeut ist tatsächlich verstorben... wegen seiner Erkrankung. Das war das Letzte, was ich vermuten würde das passieren könnte, was ich mir je wünschen würde, weil... er war ein schöner Mensch... ich war eher an der Lösung, an einem Gespräch sehr interessiert, weil ich schon länger wusste, was ich ihm sagen will... das wird nicht mehr stattfinden.
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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Broken Wing
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Beitrag Di., 25.12.2018, 11:20

Wie lautet eigentlich der Akkusativ von 'Therapeut'? Ich meine, es müsste 'Therapeuten' im Betreff stehen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Igelkind
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Beitrag Di., 25.12.2018, 11:44

Es ist vermutlich wiederum retraumatisierend, wenn der (halbwegs vermeintliche) Verursacher des eigenen schlechten Zustandes die Verantwortung dafür nicht übernehmen will.
Ich denke es ist wichtig, die Verantwortung des Therapeuten getrennt von der Verantwortung der wirklich ursächlichen Personen in deinem Leben zu betrachten.
Ein Behandler hat schon auch Verantwortung für das, was er gegebenenfalls auslöst.
Gerade im esoterischen Umfeld gibt es sehr viele Leute, die frisch und fröhlich und ohne psychologischen Vorkenntnisse mit Leuten herum experimentieren... das machte mich auch wütend und hilflos.
Denen kann man nur ins Gewissen reden und hoffen, die nehmen das ernst und sind in Zukunft vorsichtiger.
Aber diese Verantwortung eines Therapeuten steht in einem ganz anderen Verhältnis zu jener, die die Menschen tragen, die dich ursprünglich verletzt haben, wie Lisbeth schreibt.
Und dann gibt es noch deine eigene Verantwortung für dich selbst.
Angemessene Hilfe suchen.

Du hast deinem Therapeuten bereits klar gemacht, was er angerichtet hat.
Vermutlich hat er es begriffen, kann aber nicht ehrlich zu dir sein, weil er sich angegriffen fühlt...
Vielleicht kannst du es als Chance sehen und jetzt daran arbeiten, mit professioneller Hilfe?
Aber halt mit jemand anderem, das ist für den eine Nummer zu gross.

Ich wünsche dir alles Gute
Igelkind

(@Broken Wing: ich denke ja, Akkusativ wäre "Therapeuten". Stünde "Therapeuten" im Betreff, könnte man aber auf Mehrzahl schliessen, oder auch darauf, dass "Therapeuten töten" würden... besser wäre dann vielleicht, man würde "den Therapeuten töten (wollen)" schreiben. Schöne Weihnacht :) )

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CrazyChild
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Beitrag Di., 25.12.2018, 12:22

Ich würde den Therapeuten wechseln wenn ich das Gefühl hätte, der tut irgendwas verantwortungsloses mit mir. Der wird sich für Dich nicht mehr ändern und bestimmt nicht die Schuld bei sich suchen, ob er die jetzt hat oder nicht, egal. Du musst für Dich selbst Verantwortung übernehmen und Dich nich als Opfer oder Spielball anderer sehen. Man wird kein Interesse haben, das bei Dir wieder gut zu machen. Da musst Du Dich schon selbst um Dich bemühen.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Schnuckmuck
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Beitrag Di., 25.12.2018, 12:55

Ich habeSchwierigkeiten damit, dass du die Schuld bei ihm suchst.

In dir war etwas, von dem er ja nicht swissen konnte. Du hast dich auf den Versuch eingelassen, du bist mündig,
Nun bekomme deine Energie so geregelt, dass du dir hilfst, anstatt ständig bei ihm Hilfe zu suchen. Du musst dir helfen, er wird dein Problem nie lösen können.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 25.12.2018, 14:10

@ Igelkind: Um Missverständnissen vorzubeugen könnte man auch einfach den Artikel im Akkusativ davorsetzen, also 'Den Therapeuten töten'. Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Man verlernt es auch leicht in dieser schnelllebigen Zeit, in der bei maximal 160 Zeichen und MP3 alles weggeschnitten wird, bis das Verstümmelte zur Normalität wird, das man wieder unauffällig beschneiden kann.

Irgendwie habe ich heute seltsame Anwandlungen. An meinen Ess- und Trinkgewohnheiten kanns nicht liegen und geraucht habe ich sowieso nie.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Nektarine
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Beitrag Di., 25.12.2018, 18:50

Hallo!
Ich denke, du musst Lernen, dass nicht er dir etwas angetan hat, sondern jemand anderer vor vielen Jahren.
Der Kontakt mit ihm hat das ganze wieder herausgeholt, er konnte aber nicht wissen, dass dir etwas passiert ist, er etwas auslösen könnte.
Was ist denn in dem seminar passiert? Hat er dich unsittlich berührt oder war es im Rahmen des Seminars?
Liebe Grüße

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Beitrag Di., 25.12.2018, 22:38

Hallo ihr Lieben,

Danke für eure Antworten, ich weiß gar nicht ,wo ich anfangen soll.

Vielleicht erstmal bei @Igelkind, danke dass du etwas von deiner persönlichen Erfahrung eingebracht hast...
Ich kenne niemanden außer mir selber, dem annähernd sowas passiert ist und es ist irgendwie gut (wenn auch schmerzlich für dich) zu hören, dass ich nicht alleine damit bin. Dass so etwas passieren kann.

und @broken wing, danke für die sprachliche Beobachtungsgabe. Ja, eigentlich hast du Recht, was den Akkusativ betrifft, aber bei mir schlägt trotzdem nichts an, wenn ich es so lese. Und so steht es hier nun so, warum auch immer.

Berührt hat mich auch dein Beitrag, @Firewalker, das klingt sehr traurig...
Wenn ich auch nicht genau verstehe, was passiert ist, kann ich mir vorstellen, dass es sehr traurig sein und ein Schreck gewesen sein muss...

Zu allen, die gemeint haben, dieser Therapeut hätte nur etwas 'ausgelöst'.
Das stimmt, er hat etwas ausgelöst, was irgendwie schon vorher da war.
Aber ist man als Therapeut nicht ein Stück verantwortlich, OB und WIE man etwas auslöst?
Weil Nektarine gefragt hat und für alle, die es interessiert, wie das passiert ist:
Es war ein Psychiater, anerkannte körperpsychotherapeutische Therapie, nicht esoterisch oder so.
Aber die Session mit mir war sehr regressiv angelegt, es ging in eine Zeit zurück, wo ich vielleicht 1, 2 Jahre alt war.
Eine Kollegin von ihm hat mir nachher mal gesagt, dass sie diese Art von Sessions, die er immer wieder mit Teilnehmern macht, kritisch sieht, im Sinne von, dass sie riskant sind, weil man nie weiß, was sie beim Teilnehmer/Patienten auslösen. Der Therapeut selbst hat mir in einem Mail ein paar Tage nach der Session geschrieben, dass er schon während des Selbsterfahrungssseminar den Eindruck hatte, dass ich ein Problem habe, das vermutlich sehr früh passiert ist (sinngemäß) Oh toll, dann vielen Dank auch, dass er in dieser Session auf dem Seminar dann trotzdem auf so eine frühe Ebene gegangen ist. Durch das Vertrauen zu ihm habe ich mich dort sehr tief geöffnet und musste danach selber schauen , wie ich mit all diesen tiefen schmerzvollen Emotionen fertig werde.

Einige von euch meinten auch, ich sollte mir mal anschauen, ob die Wut auf ihn besteht oder nicht eher auf jemanden von früher. Es gibt in dieser Retraumatisierung von mir in dem Sinn keinen Täter, so von der Situation her. (Verlust)
Die Wut, die ich auf diesen Therapeuten empfinde, ist dafür, dass er, nachdem diese Session mit allen Folgen passiert ist, jedem ernsthaften Gespräch ausgewichen ist. Und ich habe auch einen Verdacht, warum...
Zuletzt geändert von captcha am Di., 25.12.2018, 22:59, insgesamt 3-mal geändert.


mio
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Beitrag Di., 25.12.2018, 22:48

captcha hat geschrieben: Di., 25.12.2018, 22:38 Es gibt in dieser Retraumatisierung von mir in dem Sinn keinen Täter, so von der Situation her.
Kann es sein, dass Du das Wort "Täter" zu sehr in Bezug auf eine "böse Tat" siehst? Wenn Du noch sehr klein warst, dann hattest Du dieses "Bewertungssystem" noch nicht, dann hattest Du nur: Der Mensch/das was der Mensch tut (=TAT) mir gut, der Mensch/das was der Mensch tut mir nicht gut. Wobei "tun" auch "unterlassen" meinen kann.

Dh. es gab jemanden der etwas getan oder auch nicht getan hat (=einen Täter), was in Dir diese Gefühle ausgelöst hat die hochgekommen sind (und sei es auch nur Dich in Deiner Not alleingelassen so wie der Therapeut es im Anschluss an die Session tat?).

Hast Du Dir denn nachdem er Dich nicht unterstützen wollte damit umzugehen andere Unterstützung gesucht?

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Beitrag Di., 25.12.2018, 22:53

es gab in dieser Retraumatisierung auch keine böse Tat. Es kann derlei viele Situationen geben, wo sowas nicht vorkommt, z.B. Naturkatastrophen, Unfälle...

ich habe versucht, Unterstützung zu bekommen, habe aber nichts gefunden, wo ich annähender auf diese tiefe Ebene nochmal hingekommen wäre, um das zu bearbeiten...das ist letztlich das Schlimme daran...

"und sei es auch nur Dich in Deiner Not alleingelassen so wie der Therapeut es im Anschluss an die Session tat"
das kommt eigentlich in dem Ursprungsszenario nicht vor, aber das hab ich durch ihn erleben müssen und gelernt.
Dass es einem passieren kann, dass einen selbst ein sehr liebevoller, behutsamer Mensch (der dieser Therapeut ist) einfach mit einer schwierigen Situation allein lässt.


mio
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Beitrag Di., 25.12.2018, 23:09

Du hattest zu dem Zeitpunkt diese "Vorstellung" noch nicht, ein sehr kleines Kind (ich nehme mal an Du redest von einem vorsprachlichen Alter?) EMPFINDET nur und Dein Empfinden wird "katastrophal" gewesen sein (was alle möglichen Gefühle beinhaltet für die Du damals jedoch wenn es so früh war wie ich annehme noch gar keine "Worte" oder "Zuordnung" hattest unter andere auch sehr starke Wutgefühle).

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich sowas nur "auflösen" lässt, wenn Du versuchst Dich "hineinzuversetzen" und zu schauen, was Du damals gebraucht hättest. Wenn Du das weisst, dann kannst Du Dir das auch "organisieren".

Es ist also durchaus möglich, dass Du da eine "alte Wut" auf die aktuelle Situation überträgst ohne dass Du das "bewusst" klar hast. Bewusst denkst Du: Wäre er DANACH für mich da gewesen, dann wäre das alles nicht so schlimm gewesen für mich...dann hätte ich "passende Hilfe" gehabt... Es könnte also durchaus interessant sein zu überlegen von wem Du Dir das damals gewünscht hättest DANACH und was Du damals gebraucht hättest um damit besser zurecht kommen zu können.

Es so sehr an "ihn zu binden" hilft Dir im Grunde nicht weiter, damit machst Du Dich nur abhängig und lieferst Dich damit heute "selbst aus" was wiederum die alte Ohnmacht triggern dürfte. Und gerade von der Ohnmacht müsstest Du ja weg kommen, damit es "integrierbar" wird.

Ich finde es auch ziemlich unverantwortlich von ihm da so vorzugehen, aber ich verstehe nicht so ganz was Du noch von ihm willst nach dieser Erfahrung? Dich erneut retraumatisieren lassen?

Wieso hat er Dich denn damals "abgewiesen" nachdem das hochgekommen war? Hast Du da eine Idee?

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