Von VT in PT wechseln?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ina13558
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Von VT in PT wechseln?

Beitrag Mi., 12.12.2018, 21:28

Hallo zusammen,

ich mache zur Zeit eine Verhaltenstherapie wegen Depression und einer Angststörung. Mein Therapeut hat letzte Woche gesagt, dass er mir rät entweder in eine Klinik zu gehen oder evtl die Therapieart zu ändern und in eine tiefenpsychologische Therapie zu wechseln da bei mir wohl zu viele biographische Hintergründe sind von denen meine Angst und Depression kommen. Jetzt habe ich ihm gesagt das ich mich dazu entschieden habe in eine Klinik zu gehen und dachte, dass ich somit danach weiter bei ihm bleiben könnte. Er meinte dann aber, dass er mir trotzdem rät die Therapie Art zu wechseln weil er seiner Meinung nach nicht der richtige ist. Ich fühle mich aber wirklich wohl bei ihm und vertraue ihm, womit ich eigentlich ein sehr großes Problem habe. Deswegen möchte ich überhaupt nicht zu jemand anderem was ich ihm auch mehrmals gesagt habe. Ich weiß nun einfach nicht was ich machen soll. Ich fühle mich als hätte ich nun auch in der Therapie versagt und er will mich einfach los werden. Ich habe vorher sehr lange gebraucht um mich auf die Suche nach einem Therapeuten zu machen, das hat mich sehr viel Überwindung gekostet. Ich fühle mich einfach nicht in der Lage das nochmal zu machen und mich jemand neuem zu öffnen. Vor allem weil das ja auch gar nicht von mir kommt, wäre ich selber mit ihm unzufrieden wäre das nochmal etwas anderes.

Jetzt bin ich schon so weit das ich denke, ich gehe in die Klinik nächstes Jahr und hoffe das das wenigstens etwas bringt und danach versuche ich einfach alleine wieder gesund zu werden wenn er nicht mit mir weiter machen möchte.

Was würdet ihr mir raten was ich machen soll? Ich bin echt total verzweifelt und denke das man mir anscheinend sowieso nicht helfen kann..

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candle.
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 21:44

Hallo!
ina13558 hat geschrieben: Mi., 12.12.2018, 21:28 und denke das man mir anscheinend sowieso nicht helfen kann..
Doch, ich denke sehr wohl, dass man dir helfen kann! Gerade, wenn du jetzt erst die erste Therapie zu machen scheinst, also noch nicht so lange krank zu sein scheinst, dass die Aussichten doch gut sein müssen, gerade auch in dem jungen Alter.

Warum hast du denn eine Verhaltenstherapie gewählt?
Davon abgesehen finde ich, dass da dein Therapeut sehr gut vorgeht, indem er dir rät vielleicht zu wechseln, wenn es sich nicht als Beispiel um Dinge wie Höhenangst oder so handelt. Dann müßte wohl wirklich intensiver gearbeitet werden, was die VT nicht so leisten kann. Gerade und auch bei Vertrauensaufbau ist die Therapiezeit wirklich zu kurz oder du mußt dich da "schneller" entwickeln.

An deiner Stelle würde ich erstmal abwarten, den Klinikaufenthalt abwarten und dann weitersehen, denn es kann durchaus sein, dass du in der Klinik durchaus weiteren Input bekommst und vielleicht sogar Unterstützung um einen neuen Therapeuten zu finden.

Viel Erfolg!
candle

Alles Gute!
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lisbeth
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 21:59

ina13558 hat geschrieben: Mi., 12.12.2018, 21:28 Jetzt habe ich ihm gesagt das ich mich dazu entschieden habe in eine Klinik zu gehen und dachte, dass ich somit danach weiter bei ihm bleiben könnte. Er meinte dann aber, dass er mir trotzdem rät die Therapie Art zu wechseln weil er seiner Meinung nach nicht der richtige ist.
Hm. Du gehst in eine Klinik, weil du denkst, dass du dann hinterher bei ihm weitermachen kannst? Und jetzt bist du enttäuscht und fast beleidigt, weil er immer noch findet, dass er nicht der "Richtige" für dich ist?

Zu allererst würde ich an deiner Stelle versuchen, mir klar zu werden, ob DU den Klinikaufenthalt willst. Wenn du das selbst eigentlich gar nicht willst, dann geht sowas ziemlich sicher nach hinten los. Hinterher alleine weitermachen? Würde ich von abraten, denn so eine Zeit in der Klinik ist schon ziemlich intensiv, da wird eine Menge aufgewühlt, und da ist es schon gut, auch draußen jemand an der Seite zu haben.

Eigentlich kannst du froh sein, dass dein Therapeut so ehrlich zu dir ist und es egomäßig auch verkraftet, dass er vielleicht nicht der beste Therapeut für dich und deine Probleme ist. Das ist nicht selbstverständlich, so ehrlich (auch zu sich selbst) ist nicht jeder. Wenn du dich hier im Forum mal umschaust, findest du jede Menge Geschichten von Therapeuten und -innen, die sich hoffnungslos selbst überschätzt haben. Das endet dann oft unschön. In abrupten Therapieabbrüchen durch den Therapeuten, Klienten die völlig am Böden zerstört zurückbleiben, ganz abgesehen davon, dass es auch verschenkte Zeit ist, die man besser für die Genesung nutzen könnte.

Wenn dir ein Kniechirurg sagt, er ist nicht der richtige für deinen Handgelenksbruch, gehen Sie lieber zu einem Handchirurgen - dann würdest du dir diesen Rat doch auch zu Herzen nehmen, oder?

Dass ein Abschied schwerfällt und auch ein Neuanfang woanders, kann ich nachvollziehen. Hab ich auch schon hinter mir, auch nicht ganz freiwillig. Ist aber trotzdem möglich. Vielleicht kannst du mit deinem Therapeuten mal drüber reden, was genau für dich daran so schwierig ist, was dir vielleicht bei einem Neuanfang woanders helfen könnte und vielleicht auch, wie er dich dabei unterstützen kann? Vielleicht kann er dir ja auch einen Kollegen empfehlen? Und ganz von vorne fängst du nicht an, denn das was du dir bei dem VT-Therapeuten erarbeitet hast, das nimmst du auf alle Fälle mit.
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― Anne Lamott

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ina13558
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 22:17

Ich war erst total gegen einen Klinikaufenthalt und habe erst nur zugestimmt damit ich bei ihm bleiben kann. Aber ich habe nun selber eingesehen das mir das vielleicht ganz gut tun würde.

Genau aus dem Grund das ich hier schon so oft von schlechten Therapeuten gelesen habe und selber vor ein paar Jahren auch mal eine schlechte Erfahrung gemacht habe, macht es mir noch schwerer jemand neues zu suchen. Deswegen denke ich mir, lieber ohne als wieder an jemand falschen zu geraten.

Ich habe mich für VT entschieden, weil ich so viel gutes davon gehört habe und man schnelle Erfolge erzielt. Und VT ist ja nicht nur für Ängste gedacht sondern auch bei Depressionen sehr gut deswegen verstehe ich halt auch nicht warum das jetzt bei mir nicht das richtige sein soll.

Er hat mir sogar gesagt das wir zusammen jemand suchen können. Ich habe nur auch noch ganz andere Dinge im Kopf die nicht um Therapie gehen und wenn ich mich dann noch zusätzlich drum kümmern muss jemand anderen zu finden wo ich das ja eigentlich gar nicht möchte, ist das für mich einfach zu viel. Ich möchte doch nur an meinen Problemen arbeiten und das ganze nicht noch weiter heraus zögern.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 22:33

Naja, aber dein aktueller Therapeut scheint da ja sehr klar zu sein, dass er nicht weiter mit dir arbeiten sollte, dass jemand anderes besser ist. Ich glaube nicht, dass er sich vom Gegenteil überreden lässt und ich würde dir auch davon abraten.

Ich habe den Eindruck, du nimmst das sehr persönlich, sozusagen als Kränkung, auf. Dabei sagt das zuallererst nur eine Menge über deinen Therapeuten aus, über seine Qualifikation und Spezialisierungen und nicht über dich. Aber weil du dich irgendwie "getroffen" fühlst, ziehst du dich nun "beleidigt" zurück. So nach dem Motto, wenn es nicht so geht, wie ich es mir vorstelle, dann geht es eben gar nicht. Kannste machen. Im Grunde genommen schneidest du dir damit ins eigene Fleisch - auf lange Sicht.

In einer Klinik wirst du dich auch mit neuen Therapeuten auseinander setzen müssen, die kannst du dir in der Regel auch nicht aussuchen, die werden dir vorgesetzt. Wundert mich eigentlich, dass du dir das mit der Klinik vorstellen kannst, wenn es ambulant ausgeschlossen ist, dass du dich jemand anderem anvertrauen willst.

Was du hier vom Forum erwartest, wo du ja schon klar hast, dass das alles gar nicht geht, verstehe ich allerdings auch nicht.
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― Anne Lamott

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ina13558
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 22:54

Da hast du Recht, ich nehme das wohl sehr persönlich.

Und genau aus dem Grund konnte ich mir auch keine Klinik vorstellen. Wie schon gesagt hab ich erst nur zugestimmt in der Hoffnung das er dann weiter machen wird mit mir weil er das auch erst so gesagt hat. Und da ich jetzt weiß das er das nicht machen wird, denke ich direkt darüber nach doch nicht in eine Klinik zu gehen weil mir das alles Angst macht.

Ich denke ich habe hierhin geschrieben in der Hoffnung, das mir vielleicht jemand die Augen öffnet das ich das alles viel zu kompliziert sehe und mir unnötig Stress deswegen mache. Eigentlich weiß ich nämlich selber das es mir warscheinlich nicht gut tun wird ganz ohne Therapie weiter zu machen, vor allem weil ich auch des öfteren Gedanken habe nicht mehr leben zu wollen (heißt nicht das ich mir momentan was antun möchte)

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ENA
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 23:01

..........
Zuletzt geändert von ENA am Mi., 12.12.2018, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.


MariJane
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 23:01

Hallo Ina, meine Vorschreiberinnen haben ja eigentlich schon alles geschrieben. Da kann ich gar nicht mehr viel zu sagen, aber ich denke, gerade wo du so ein gutes Verhältnis zu deinem Therapeuten hast, solltest du ihm wohl auch an dem Punkt vertrauen. Er scheint wirklich dein Bestes zu wollen, nimmt sich und sein Ego da raus und empfiehlt dir, was passt. Und du kannst das durchaus als dein Abenteuer betrachten, wenn es dich so sehr stresst. Du bist doch den Schritt schon einmal gegangen, hast eine Therapie angefangen und wenn der von dir geschätzte Therapeut, dir sagt, ein Verfahrenswechsel wäre gut für dich, bist du doch mit ihm soweit gekommen, wie es gemeinsam ging. Ich würde das also auch nicht persönlich nehmen und die erneute Therapeutensuche einfach als etwas bewerten, was du schon einmal erfolgreich gemeistert hast. Was ich noch schreiben möchte: Ja, VT ist angeblich effektiv, soll schnell gehen, aber so an eine Behandlung ranzugehen, ist eigentlich auch sich selbst Stress machen. Jeder ist anders und jede Behandlung braucht die Zeit, die sie letztlich braucht. Und wenn das Verfahren besser passt, dann kann vielleicht auch die Tiefenpsychologie zu schnellen Erfolgen führen. Aber um schnellen Erfolg geht es letztlich nicht, sondern um nachhaltigen. Ich wünsch dir alles Gute!

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lisbeth
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Beitrag Mi., 12.12.2018, 23:14

ina13558 hat geschrieben: Mi., 12.12.2018, 22:54 Eigentlich weiß ich nämlich selber das es mir warscheinlich nicht gut tun wird ganz ohne Therapie weiter zu machen,
Letzten Endes machst du das alles für DICH. Die Therapie ist ja dafür da, dass es dir hoffentlich irgendwann mal besser gehen wird. Ich weiß auch (aus eigener Erfahrung), dass dieses "ich mach das für mich" genau das ist, was es so schwierig macht. Weil ich es mir manchmal eben nicht Wert bin.

Und dann verschiebt sich das manchmal und man macht dann Dinge, weil man denkt, der Therapeut findet das dann gut so, oder weil man ihn beeindrucken will oder "Zuwendung" von ihm bekommen möchte. Und man macht es nicht mehr für sich selbst. Ist erstmal nicht tragisch, gehört auch irgendwie zur Therapie dazu, sich Klarheit über diese Muster zu verschaffen. Aber dein VT-Therapeut scheint das so einzuschätzen, dass er und seine Methoden da nicht so gut passen, und da könnte er Recht haben. Vielleicht kannst du es mal so herum betrachten, dass er dir diese Empfehlung gibt, gerade weil es ihm nicht egal ist, wie es dir geht und weil er auch möchte, dass du Fortschritte machst? Wenn es ihm egal wäre, dann könnte er ja auch einfach mit dir weiter wurschteln. Würde sich schön kuschelig anfühlen, aber auf lange Sicht würde er dir damit möglicherweise sogar schaden...
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― Anne Lamott

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Haithabu
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Beitrag Do., 13.12.2018, 12:47

Hallo Ina,
ich kann dir das wirklich nachfühlen, der damalige Verhaltenstherapeut hat das auch relativ schnell so geäußert.
Um es kurz zu fassen, ich habe das auch eher als Ablehnung aufgefasst und habe an ihm festgehalten. Das hat dann auch die vermeintlich schnellen "Erfolge" sofort nach Beendigung der Therapie ganz schnell wieder einfallen lassen, weil sie eben nicht tiefgreifend und nachhaltig genug waren.
Aber wie schon geschrieben, ich habe das damals auch nicht so wahrnehmen können und den eigentlich sehr professionellen Rat des Therapeuten persönlich genommen. Das ist ja auch schwierig, das wirklich so differenziert zu betrachten, wenn man da mittendrin steckt.

Ich bereue es nicht bei ihm geblieben zu sein und da gibt es jetzt auch keine "hätte-wenn-und-aber" - Schleife in meinem Kopf. Aber ich wünsche mir schon, ich hätte ihn da besser verstanden. Also dass es nichts persönliches war, sondern eher ein Benennen von Grenzen der Methode und eine gewisse Verantwortlichkeit dafür, dass es gut weitergeht für mich.

Ich hoffe du findest einen guten Weg für dich,
Haithabu

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Montana
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Beitrag Fr., 14.12.2018, 16:27

Die vermeintlich schnellen Erfolge der VT beruhen darauf, dass man sein Verhalten oft relativ schnell aufgrund von bewussten Entscheidungen verändern kann. Daraus kann es sich ergeben, dass man von seiner Umwelt positives Feedback bekommt, so dass man sich schnell auch besser fühlt und die Veränderungen wie von selbst beibehält. Das funktioniert aber nicht dauerhaft, wenn man aufgrund tiefster eigener Überzeugungen, die noch aus der Kindheit herrühren, sich so verhält, dass man sich selbst das Leben schwermacht. Beispiel: ein Kind bekommt immer wieder gesagt, es sei wertlos. Es kann lernen, anderen ein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl vorzuspielen. Das kann zu Erfolg im Job führen und ist darum gar nicht verkehrt. Aber der Erfolg im Job reicht nicht aus, um die tief verwurzelte Überzeugung, diesen eigentlich nicht zu verdienen, zu überwinden. Die Depression bleibt. An der Stelle hat die VT nicht den durchschlagenden Erfolg, der wünschenswert und vor allem möglich wäre.

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