Angst vor weiterem Erstgespräch und erneuter Therapie

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BunteSeele
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Angst vor weiterem Erstgespräch und erneuter Therapie

Beitrag Mi., 18.07.2018, 20:55

Hallo zusammen,

ich bin neu hier, war jedoch vor einigen Jahren schon mal unter einem anderen Namen hier angemeldet (leider kann ich das Benutzerkonto nicht mehr ansteuern, aber vielleicht ist der "Cut" auch ganz gut so). Ich hoffe, ihr könnt mir ein wenig weiterhelfen oder mir ein wenig die Angst nehmen...

Ich war vor einigen Jahren in einer Therapie. Die war auch soweit sehr hilfreich und ich habe viel lernen und überwinden können. Leider blieben am Ende etliche Themen aber noch offen. Hinzu kommt, dass die Therapie leider in eine sehr ungute "Schiene" abrutschte, was dazu führte, dass ich nach Therapieende in vielen Dingen wieder extrem zurückgefallen bin.
Bis heute sind mir einige "gute" Ansätze des Therapeuten nicht mehr möglich, anzuwenden, weil sie mich stark mit seiner Person verbinden. Ich bin wie blockiert.

Das Ende war im Prinzip sehr abrupt. Es gab keines. Die Therapie endete in einer "Beziehung" oder wie auch immer man das nennen möchte. Heute sehe ich das als Missbrauch an (leider nicht der erste in meinem Leben).
Die Sache beschäftigt mich ungelogen täglich. Ich komme nicht davon los.

Es hat 3 Jahre gedauert, bis ich mir nun wieder vorstellen kann, mir Hilfe zu suchen, die ich spürbar brauche.
Einerseits, um diese Erfahrung in der Therapie aufzuarbeiten, aber eben auch die noch offenen Baustellen anzugehen, Dinge zu verstehen und zu integrieren aus meiner Lebensgeschichte.

Nun hatte ich vor kurzem ein Erstgespräch bei einem Therapeuten. Eigentlich lief es in der Stunde ganz okay. Er hat sehr viele Dinge "sehen" können und hat mir etliche Dinge sagen können, die mir schon der ersten Stunde Erkenntnisse gebracht haben und mich klarer haben sehen lassen.
Kurzum: Er war zwar sehr konservativ und ein wenig altmodisch ;-) , aber ich hätte mir vorstellen können, dass es passt mit einer Therapie.

Er hat allerdings gezögert, gemeint, ihm sei unklar, wie er mir helfen könnte, er müsste da noch drüber nachdenken. Ich sollte mir auch Gedanken machen und ihn dann anrufen.
Gesagt - getan - ich rief an und sagte ihm, wie ich die Stunde empfunden habe und dass ich gerne wiederkommen würde.

Er war dann auf einmal am Telefon ganz anders als im Gespräch.
Er meinte, ich sollte mir doch besser eine weibliche Therapeutin suchen.
Ihm sei nicht klar, ob er mir helfen wolle.
Es sei ja, "mit Verlaub gesagt, auch so, dass ich ein ganzes Leben an der 'Backe hätte"
Bei ihm würde es jetzt "unentschieden" stehen und ich soll doch mal weitere Erstgespräche ausmachen.
Er überlegt noch.
Und ich solle nicht so verkrampft sein, ich würde so wirken und so würde ich nie Therapieerfolge erzielen, wenn ich nicht den Mut hätte, mal mehr aus mir rauszugehen .
Dann hat er aufgelegt.

Ich war total erschöpft und stand neben mir.
Ich hatte ihm einiges erzählt, auch den Vorfall in der letzten Therapie, und er hat das ganze ziemlich abgetan. Am Telefon meinte er dann auch noch, das würde ja "der Liebe nicht gerecht werden", wenn man den Therapeut jetzt einfach verurteilt. Seltsamerweise wären es wohl immer die weiblichen Therapeuten, die da so ein Fass aufmachen würden und gleich mit Anzeige und Klage kommen würden.

Ich war erst mal tagelang fertig und wusste nicht ein noch aus.
Ich spüre so sehr, dass ich Hilfe brauche, und gleichzeitig hat das jetzt noch mehr den Widerstand in mir geweckt und eine gnadenlose Angst, mich nochmal jemandem anzuvertrauen.

Trotz allem habe ich noch eine Therapeutin angerufen und habe für morgen ein Erstgespräch dort.
Ich weiß noch nicht, ob sie freie Plätze hat überhaupt.

Aber ich spüre jetzt schon diese panische Angst in mir, überhaupt noch was zu erzählen.
Ich kam mir nach dem Telefonat so falsch vor.
Und gleichzeitig fühle ich mich ohnehin so furchtbar schuldig für all das, was damals war mit dem Therapeuten, dass mir das alles so unendlich schwer fällt.

Was mache jetzt?
Hingehen? Schaffe ich das?
Was meint ihr zu der Reaktion des anderen Therapeuten? Ist das normal, reagiere ich über? Vielleicht bin ich nur in meiner hochsensiblen Art zu empfindlich, ich weiß es nicht.

Vielleicht habt ihr mir einen Rat oder einfach Erfahrungsaustausch oder etwas, ich bin froh, wenn ich einfach mich nicht die ganze Zeit nur selbst um meine wirren Gedanken drehe.

Danke fürs Lesen. Ist jetzt doch etwas länger geworden...

BunteSeele

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isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:02

Nein, du reagierst nicht über.

Therapeuten sind unter Umständen "gelähmt", wenn ein Patient sich vorstellt, der vom Vortherapeuten missbraucht wurde. Sie sehen u.U. eine gewisse "Gefahr" in der Dynamik, nicht mal unbedingt, dass sie ähnlich reagieren, sondern eher, dass der Patient es reinszeniert (und glaub mir: Das WIRD passieren). Man will sich u.U. nicht die Hände schmutzig machen. Man weiß nicht, wie man sich positionieren soll.

Die Reaktion des Therapeuten finde ich nun ziemlich neurotisch, aber klar: So was gibt's...

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BunteSeele
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:04

Danke liebe isabe! Ja, das kann ich mir schon vorstellen, dass der mit dem Thema einfach Schwierigkeiten hat. Ich beziehe das total schnell auf mich.
Zumal ich mittlerweile die Angst habe, einfach ein "schwerer Fall" zu sein den niemand therapieren will.

Er hat mir am Telefon auch gesagt, ich soll mir am besten jemand Älteren suchen, der einen langen Atem hat, nicht jemand Junges, der gerade ausgelernt hat.

Er selbst war aber auch älter und erfahrener, deshalb verunsichert mich das so.

Vom Reinszenieren hat er auch gesprochen. Dass ich den Missbrauch in meiner Kindheit mit dem Therapeuten reinszeniert hätte. Das wiederum hat mich auch wieder verunsichert, dass ich da schuld daran bin an der ganzen Misere.

PS. Wir beide (also du und ich) kennen uns übrigens noch von "früher" ;-)

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saffiatou
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:08

Hallo BunteSeele,

Es tut mir leid, dass du nach dem Missbrauch in deiner ersten Therapie an einen Therapeuten geraten bist, der dir wohl nicht glaubt.

Beratung und Hilfe bekommst du unter: www.ethikverein.de

Lass diesen Therapeuten, es gibt auch gute, leider bedeutet das langes Suchen und wieder vertrauen, das ist sicher das Schwerste.

Alles gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:09

Das mit dem langen Atem würde ich auch berücksichtigen. Alte und Junge scheinen mir nicht besonders geeignet für solche Fälle.

Ich kenne diese Zweifel auch. Und vor allem: So ganz unberechtigt sind sie nicht. Was natürlich nicht heißt, dass der Therapeut missbrauchen darf. Ich meine eben bestimmte Dynamiken der Anziehung und Abstoßung.

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BunteSeele
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:15

Danke euch! Die empfohlene Seite schaue ich mir mal an, Saffia, danke dafür!

Ja, isabe, ich kann das auch nachvollziehen, da ist sicher was dran.
Vielleicht ist eine weibliche Therapeutin da auch nicht schlecht. Wenn da nur nicht das Problem wäre, dass ich mit Frauen so schwer "kann", liegt wohl an der problematischen, da umgekehrten Beziehungsrollen-Problematik mit meiner Mutter.
Da beißt sich die Katze in den Schwanz.. umso ängstlicher bin ich wegen des Gesprächs morgen.

Der Therapeut hat mir schon geglaubt, denke ich, er hat es aber ziemlich verharmlost.
Da war ich dann wieder unsicher, was ich darüber glauben soll.
Es fällt mir auch schwer, da eine Grenze zu ziehen, mit dem alten Therapeuten gab bzw. gibt es noch einen losen Email-Kontakt und es gab auch den Versuch ,das gemeinsam nochmal durchzusprechen und aufzuarbeiten, ist aber mehrmals gescheitert bzw. nur noch schlimmer für mich geworden.
Ich hatte damals das auch nur sehr schwer und mit schlimmen psychischen Folgen beenden können nach einigen Monaten, er hat mir das damals sehr schwer gemacht und mir da immer wieder ins Gewissen geredet.

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BunteSeele
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:17

Irgendwie merke ich auch, wie wenig klar das alles für mich ist, trotz der Zeit, die inzwischen vergangen ist. Alles ist noch so sehr präsent in mir, als wäre es gestern gewesen.


isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:29

Wenn du dir eine Frau überhaupt wenigstens vorstellen kannst - ich könnte das nicht -, dann wäre es vielleicht eine Option.

Andererseits müsste man vielleicht vorher (!) gründlich klären, warum es eine Frau sein sollte. Ich finde diesen Vorschlag immer irgendwie seltsam: "Von Männern werden Sie missbraucht? Für Männer entwickeln Sie zu starke Gefühle? - dann ist eine Frau besser".

Finde schon, dass die Geschlechterfrage wichtig ist, aber gerade deswegen ist es ja nicht austauschbar.

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BunteSeele
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:34

Ja, da hast du auch wieder recht. Ich konnte mir eine Frau auch bislang schwer vorstellen. Der Therapeut meinte am Telefon sinngemäß wiedergegeben, ich solle mich nicht so anstellen und mich nicht schon vorher eingrenzen. Ich würde schließlich schnell merken, dass meine Bedenken und Vorurteile nicht angebracht wären, wenn ich es erst mal ausprobieren würde.
Dann kam eben noch dieses "ich sei zu verkrampft" und was auch immer, das hat mir dann den Rest gegeben.

Ich habe mir auch Gedanken gemacht, ob ich mit einer Frau tatsächlich vielleicht auch mal diese Mutter-Geschichte bearbeiten könnte und sie vielleicht auch den Missbrauch besser verstehen, mit mir bearbeiten könnte.
Andererseits sehe ich das wie du schreibst, dass es auch gut wäre, eben dann genau mit einem Mann zu arbeiten, damit ich das Vertrauen in Männer wieder aufbauen könnte, auch die körperliche Nähe, die mir so schwer fällt. Also nicht in der Therapie, versteht sich!!

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saffiatou
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 22:30

Ich bin nicht sicher, ob ich das mit dem reinzinieren verstehe: bedeutet es, dass er dir die Verantwortung dafür gibt? Das wäre nicht nur fies. Der Therapeut hat die Verantwortung, es ist und bleibt Missbrauch!

Saffia
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spirit-cologne
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Beitrag Do., 19.07.2018, 00:50

hhmmm, also ich finde diese Idee, schlechte Erfahrungen mit Männern quasi mit einem männlichen Therapeuten "wieder gutmachen" zu wollen irgendwie schräg. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das wirklich funktioniert. Selbst wenn es gelingt, so Vertrauen wieder herzustellen, so ist doch eine therapeutische Beziehung so speziell, dass sie sich nicht so einfach auf "normale" Beziehungen übertragen lässt. Andere Männer werden anders reagieren als ein (guter) Therapeut.

Ich glaube, dass auch eine Übertragung nicht von dem Geschlecht des Therapeuten abhängig ist. Man kann eine Mutterübertragung auf einen männlichen Therapeuten haben und eine Vaterübertragung auf eine weibliche Therapeutin. Daher finde ich es eigentlich wichtiger ob es persönlich, beziehungsmäßig passt, weniger welches Geschlecht der/die Therapeut/in hat. Ich finde die Idee jetzt nicht so weit her geholt, zu sagen, dass Wichtigste, wenn eine Patientin Missbrauch in der Kindheit und in der Therapie erlebt hat, wäre erstmal absolut sicherzustellen, dass das nicht nochmal passiert und wenn möglich auch eine Übertragungsliebe zu verhindern, damit es nicht zu allzu großen emotionalen Verstrickungen kommt. Und das Risiko ist nunmal bei einer Therapeutin geringer (Genauso ist ein heterosexueller Mann eher gefährdet mit einer Therapeutin in eine Übertragungsliebe zu geraten). Übertragungsliebe muss zwar nicht immer schlecht für eine Therapie sein, sofern sie gut bearbeitet werden kann, aber bei Menschen, die noch starke Schwierigkeiten mit der Abgrenzungsfähigkeit haben, finde ich das gefährlich.

Außerdem finde ich das Argument sich mit der Festlegung auf einen männlichen Therapeuten selbst in der Wahl einzuschränken, gar nicht so verkehrt. Schließlich ist die überwiegende Mehrzahl der Therapeuten weiblich und die fallen dann ja alle schon mal weg. Außerdem macht ein sexueller Missbrauch ja auch ganz viel mit der eigenen weiblichen Identität und ich finde irgendwie, dass da Frauen doch ein wenig dichter dran sind (Ist jetzt nur meine ganz persönliche Meinung, muss nicht repräsentativ sein, aber ich habe insgesamt ambulant und klinisch mit mehreren Frauen wie Männern gearbeitet). Sicherlich hat auch das Arbeiten mit einem Mann Vorteile, aber am Ende glaube ich, dass sich das zumindest die Waage hält. Auch muss der erste Impuls "ich kann nicht mit Frauen" nicht immer auch zum besten Therapieergebnis führen. Manchmal ist gerade die Auseinandersetzung mit den Gründen für ein so kategorisches Urteil hilfreich, denn letztlich ist doch jeder Mensch und damit auch jede/r Therapeut/in individuell. Es gibt männliche "Sensibelchen" und weibliche "toughe" Therapeutinnen. Ich würde mir jedenfalls immer ein persönliches Bild von der Person machen wollen, ehe ich eine Pro oder Contra Entscheidung treffe und ich finde es auch hilfreich, sich wenn möglich auch mehr als eine/n Therapeut/in anzuschauen. Zumal es ja auch nicht so ist, dass da immer gleich dutzende "Wunschtherapeuten" zur Wahl stehen und nur darauf warten mit einem Therapie zu machen...
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


isabe
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Beitrag Do., 19.07.2018, 07:54

saffiatou hat geschrieben: Mi., 18.07.2018, 22:30 Ich bin nicht sicher, ob ich das mit dem reinzinieren verstehe: bedeutet es, dass er dir die Verantwortung dafür gibt? Das wäre nicht nur fies. Der Therapeut hat die Verantwortung, es ist und bleibt Missbrauch!
Aber wenn man immer an diesem Punkt stehenbleibt, ändert sich ja in einem selbst nichts. Dass der Th. nicht missbrauchen darf, ist unstrittig. Die Frage ist, wie es dazu kommt, dass er an diesen Punkt kommt. Und da geht es nicht um juristische Schuld, sondern um Dynamiken, die verstanden werden müssen, wenn man nicht FÜR IMMER in der Rolle derjenigen verharren will, die vom Wohlwollen des Gegenübers abhängig ist.

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saffiatou
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Beitrag Do., 19.07.2018, 09:33

Hallo Isabe
isabe hat geschrieben: Do., 19.07.2018, 07:54 Dass der Th. nicht missbrauchen darf, ist unstrittig. Die Frage ist, wie es dazu kommt, dass er an diesen Punkt kommt.
ich frage nur (es ist nicht wertend gemeint, nur zu meinem Verständnis): aber das bedeutet, dann in meinem Umkehrschluss, daß wenn da Dynamiken sind, daß der Thera einen Patienten missbraucht, daß Du die Schuld/Vetrantwortung auf den Patienten schiebst? Das sehe ich anders, denn ich sehe immer dieses bei dem Missbraucher. Vor allem wenn die Patientin vorher schon missbraucht wurde, dann ist die Gefahr in der Therapie wider Opfer zu werden größer (lese ich in vielen Literaturstellen).

Melde mich morgen wieder, bin zur Thera heute ...

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


montagne
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Beitrag Do., 19.07.2018, 10:15

Verantwortung und Schuld sind zwei Paar Schuhe. Ursache ein drittes Paar.

Ich denke auch, es geht darum, den eigen Anteil verstehen zu lernen und damit kontrollieren zu können. Letztlich geht es um Kontrolle. Je mehr ich kontrollieren kann, wie ich auf meine Umwelt wirke, umso eher kann ich Situationen so gestalten, dass ich bekomme, was ich brauche und mir NICHT Dinge passieren, die mir schaden. Das ist eine andere Art von Kontrolle als traumatisierte Menschen sie teilweise ausüben.

Aber um genau so wirken zu können, wie ich wirken will, muss ich erst einmal verstehen, wie ich aktuell wirke und wie ich die Wirkungen erzielen, die ich erzielen will.

Verstehe und akzeptieren wie Menschen sind und nicht drauf bestehen, dass die anderen so zu sein haben, wie man es sich idealisiert. Denn letzteres ist eine Verkennung, ist aussichtslos und führt zu Leid und Enttäuschung.
amor fati


isabe
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Beitrag Do., 19.07.2018, 11:09

wenn da Dynamiken sind, daß der Thera einen Patienten missbraucht, daß Du die Schuld/Vetrantwortung auf den Patienten schiebst?
Es geht doch um die Psyche und nicht um das Strafrecht. Es ist u.U. wichtig, den "Täter" anzuzeigen, zu konfrontieren usw. Sich klarzumachen, dass man selbst Opfer einer Straftat geworden ist oder eines Missbrauchs.

Wenn es alleine das wäre, bräuchte man keine Therapie.

Die dient dazu, sich auf sich selbst zu besinnen und darauf, wieso man sich von Menschen auf eine bestimmte Art behandeln lässt - was man da auch mit dem Anderen macht, dass der dazu kommt; wie viel Macht man demjenigen gibt und warum. Was man sich davon erhofft, sich so zu verhalten, dass der Andere das Gefühl bekommt, einen missbrauchen zu "müssen" (wir reden hier von Erwachsenen).

Wenn man an der Stelle verharrt: "Du bist schuld" und nicht die Dynamik und damit auch sich selbst einbezieht, dann kann man sich ja kaum verändern, weil man immer nur im Anderen das Problem (das zweifellos vorhanden ist) sieht. Das nützt aber niemandem was, wenn man von einem Missbraucher zum nächsten "wandert", einfach, weil man selbst sich immer wieder als das arme kleine Opfer inszeniert, das auf Wiedergutmachung hofft.

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