Völliges Gefühlschaos

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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beschissene Seele
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Völliges Gefühlschaos

Beitrag Di., 03.07.2018, 11:46

Hallo
Ich bin neu hier und gar nicht so sicher ob mir das hier helfen kann aber es ist ein Versuch wert.
Ich mache seit einer Weile eine Therapie...im groben geht es dabei darum das ich extreme selbstzweifel habe. Das quält mich schon seit mindestens 20Jahren aber ich hätte es nie geschafft zu einem Therapeuten zu gehen und ihm oder ihr das zu sagen zumal ich einfach geglaubt hab, dass mit mir was nicht ganz richtig ist und mir ein Therapeut da auch nicht weiter helfen könnte. Naja, jetzt war ich vor ca 8Monaten mit meinem Mann bei einer Eheberatung und wir hatten dort dann Einzelgespräche bei verschiedenen Therapeuten. Umso mehr die Probleme mit meinem Mann gelöst wurden umso mehr kam mein Problem mit meiner schrägen selbstwahrnemung/Zweifel zum Vorschein, was natürlich auch meiner Therapeutin nicht entging. Nachdem wir beschlossen hatten, dass das Thema Ehe mehr oder minder beendet oder zumindest aktuell pausiert wird hat meine Therapeutin es mir wirklich sehr leicht gemacht ihr auch von meinen anderen Problemen zu erzählen. Jetzt das eigentliche Problem.
Mir ist dieses ganze reden über mich und meine lächerlichen Probleme extrem unangenehm. Ich kann mich selbst nicht wert schätzen und habe natürlich deshalb auch ein Problem damit, dass andere (auch wenn sie natürlich dafür bezahlt werden und es ihr Job ist) ihre Zeit dafür opfern. Ausserdem ist es einfach so verdammt schwer seine mega peinlichen Gedanken in Worte zu fassen. Umso tiefer wir graben umso schlimmer wird es. Während der wöchentlichen Stunde ist es gar nicht so schlimm aber den Rest der Woche mit diesem Grübeln durch zu stehen wird von Woche zu Woche schwieriger. Diese Gedanken quälen mich so schlimm wie noch nie zuvor und ich Frage mich immer mehr ob es wirklich sinnvoll ist diese Therapie zu machen. Ich weiß, dass ich das brauche und das sich ohne die Therapie nichts ändern wird aber momentan ist es einfach so, dass es vor der Therapie viel leichter war zu ertragen. Ich konnte immer gut vor allen verstecken wie es mir geht. Es gibt niemanden in meinem bekannten oder Freundeskreis der mir glauben würde wenn ich sagen würde ich habe selbstzweifel. Jetzt hab ich das Gefühl, dass ich das nicht mehr verstecken kann und jeder sieht was los ist.
Nach der letzten Stunde war ich so fertig und durcheinander...das Grübeln hat mich so fertig gemacht...ich hab ernsthaft überlegt mich in irgendeiner Art körperlich zu verletzen damit dieses Grübeln aufhört. Ich hab das nicht gemacht und ich glaube auch nicht das ich das überhaupt könnte aber allein, dass ich darüber nachgedacht hab lässt mich eben zweifeln ob ich die Therapie durchstehen kann.
Ich hab jetzt hier schon ein paar mal gelesen, dass es bei einer Therapie immer erstmal schlimmer wird bevor es besser wird aber wie lang dauert das?

Sorry wegen dem langen Text...Hab versucht es so kurz wie möglich zu halten.

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RoboCat
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Beitrag Di., 03.07.2018, 12:34

puh, also so ganz ohne Absätze ist es immer recht schwer, einen Text zu lesen. Habe tatsächlich nur bis zur Hälfte gelesen
beschissene Seele hat geschrieben: Di., 03.07.2018, 11:46 Diese Gedanken quälen mich so schlimm wie noch nie zuvor und ich Frage mich immer mehr ob es wirklich sinnvoll ist diese Therapie zu machen.
Herzlich WiIllkommen in der wundersamen Welt Therapie, so wie es aussieht scheint sie bei dir zu wirken. Ist keine Selbstverständlichkeit, das erleben zu dürfen und na ja, was hattest du gedacht, wie es sein würde? Plauderstündchen sehen eben anders aus ;)

Ahso, wie lang dauert es bis es besser wird, das ist eine Frage, die sehr, sehr individuell ist. Du machst tfp oder Analyse nehm ich mal an?

Ich kann dir jetzt nur sagen, was mir (ein wenig) geholfen hat: Alles aufschreiben, Tagebuch führen. Das kann dann auch hilfreich für die Stunden sein. Außerdem Sport. Und die Stunden wahrnehmen und nur absagen, wenn du wirklich körperlich nicht in der Lage bist.

Good Luck!!!
:axt:

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RoboCat
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Beitrag Di., 03.07.2018, 12:36

Ach, und das mit dem Grübeln und der Idee dich körperlich zu verletzen, das solltest du in der THerapie ansprechen, auch wenn das schwer fällt. Deine Therapeutin wird das kennen und nicht zum ersten Mal hören.
:axt:

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beschissene Seele
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Beitrag Di., 03.07.2018, 12:59

Sorry wollte niemanden mit meinem Text stressen.

Seitdem es in der Therapie nur noch um mich geht schreibe ich alles auf...das hätte ich nach der letzten Stunde am liebsten verbrannt.

Nein ich dachte nicht, dass es ein gemütliches plauderstündchen wird aber eben auch nicht, dass es so schlimm wird, dass ich das Gefühl habe es nicht aus zu halten.

Ich gehe jede Woche hin. Habe noch nie abgesagt im Gegenteil. Mir ist diese Stunde sehr wichtig.

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RoboCat
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Beitrag Di., 03.07.2018, 16:41

Hm, du kannst der therapeutin sonst auch sagen, dass dich alles sehr belastet, dass es dir etwas zu schnell geht. Das ist ihr vielleicht nicht bewusst, dass du dich so stresst.
:axt:

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Rainer-JGS
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Beitrag Di., 03.07.2018, 16:45

Hallo, liebe B.!

Ich möchte Dir vorschlagen, ja Dich sogar dringend darum bitten, Deinen Forennamen zu ändern, denn notgedrungen muß man schon allein durch das bloße Lesen Deines Namens seinen Geist mit einem häßlichen Fäkalienwort belasten und damit seine Seele unnötig beschweren, was besonders schwer wiegt, weil die Teilnehmer ja hier herkommen, um Rat, Trost und Hilfe zu erfahren!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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beschissene Seele
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:05

Hallo RoboCat
Leider bin ich wohl die jenige die das alles zu schnell will. Meine Therapeutin hat letzte Woche schon gesagt, dass ich wohl ein paar Schritte überspringe. Ihre Vermutung war, dass ich die "perfekte Patientin" sein wollte die ganz schnell zum Erfolg kommt. Hat aber eigentlich für mich nichts damit zu tun. Will einfach voran kommen und keine Zeit verschwenden vor allem nicht die Zeit von anderen.

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beschissene Seele
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:07

Meinen Benutzernamen ändern? Wenn du mir sagst wie das geht mach ich das...obwohl ich kaum glaube dass das irgendwen belastet. Zumal dieser Ausdruck im Zuge meine Therapie entstand.


shesmovedon
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:24

Du verschwendest niemandes Zeit. Du zahlst deine Therapeutin, dass sie mit dir spricht. Das ist OK so.

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beschissene Seele
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:34

Ich weiß das....eigentlich. Aber wenn das Grübeln anfängt schaltet das logische Denken irgendwie komplett aus. Ich denke dann, dass ich jemanden der echte Probleme hat den Platz weg nehme, weil ich mit meinem lächerlichen kinderkram ewig rum eier.


Fighter1993
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:36

RoboCat hat geschrieben: Di., 03.07.2018, 12:34 Ich kann dir jetzt nur sagen, was mir (ein wenig) geholfen hat: Alles aufschreiben, Tagebuch führen. Das kann dann auch hilfreich für die Stunden sein. Außerdem Sport. Und die Stunden wahrnehmen und nur absagen, wenn du wirklich körperlich nicht in der Lage bist.
Habe den Text der TE überflogen und auch die Antworten nur bis zu RoboCat gelesen, denn der hier zitierte Abschnitt, den setze ich genauso um und es hilft mir ungemein. Das Tagebuch führen habe ich für mich so eingeführt, dass ich einfach alles was mich zwischen den Stunden zu sehr beschäftigt detailiert aufschreibe. So habe ich es zum Einen griffbereit für die Stunde oder auch so mal zum durchlesen und erinnern, aber ich hab es zum Anderen auch tatsächlich aus dem Kopf. Denn ich weiß, es ist jederzeit abrufbar durch das detailierte schreiben. Ich mache also nicht nur Stichpunkte, ich schreibe ganze Sätze und beschreibe praktisch auch die Bilder in meinem Kopf dazu.
Und Sport ist für mich besonders wichtig geworden um ausgeglichen zu sein. Ich merke gerade, dass ich seit 4 Wochen keinen Sport mehr richtig gemacht habe, weil ich eine Verletzung am Fuß habe. Und bei mir macht sich das bemerkbar, dass ich eben nicht mehr ausgeglichen bin und auch langsam wieder anfange, mir die Lippe blutig zu knabbern, weil ich einfach nicht ausgelastet bin. Ich habe bis letztes Jahr Oktober auch SVV auf andere Art praktiziert, im Oktober habe ich dann die Therapie angefangen und parallel dazu das Fitnessstudio gewechselt, seit dem kein SVV mehr in den massiven Formen bei mir. Ich habe dort im Studio Kurse, die mich psychisch und physisch an meine Grenzen bringen und mir alles abverlangen, das ist für mich optimal.

Soviel von mir dazu! Wichtig ist, dass du am Ball bleibst. Einfach ist Therapie in den seltensten Fällen, hier ist Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Du schaffst das!
Kämpferin Glückskind Wunderfinder

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beschissene Seele
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Beitrag Di., 03.07.2018, 17:43

Danke Fighter 1993
Ich muss eh weiter machen....Ich kann mich nicht weitere 20jahre damit rum schlagen. Es ist nur viel schwerer als ich geglaubt habe.
Ich hab gerade ein größeres Bauprojekt, was mich körperlich auch sehr fordert. Solang ich da arbeite ist alles halbwegs ok...Umso mehr ich Grübel umso härter arbeite ich. Aber irgendwann ist leider die Grenze der körperlichen leistbarkeit erreicht. Und dann fängt das Grübeln wieder an.

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 03.07.2018, 23:52

beschissene Seele hat geschrieben: Di., 03.07.2018, 17:34 Ich weiß das....eigentlich. Aber wenn das Grübeln anfängt schaltet das logische Denken irgendwie komplett aus. Ich denke dann, dass ich jemanden der echte Probleme hat den Platz weg nehme, weil ich mit meinem lächerlichen kinderkram ewig rum eier.
Da widersprichst du dir doch selbst. Weiter oben schreibst du, dass der Druck fast nicht aushaltbar ist, und du überlegst, dich zu verletzen, um irgendwie Erleichterung zu bekommen. Hallo? Für wen ist den dann Therapie da, wenn nicht für dich?
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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RoboCat
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 05:37

@spirit-cologne

Ich stelle fest, dass das so ein Klassiker ist, den man immer wieder hört oder liest. Und ja, mir ging das auch anfangs so, dass ich so dachte.

Ich halte das für ein Symptom insbesondere von Depression. Sich selbst nicht wertschätzen zu können "Ich habe das doch gar nicht verdient" (ersetzbar durch "nötig").

Mal so gesehen: Was würde passieren, würdest du die Therapie nicht machen? Würde dich das weiter bringen? Nimm' es als Chance, dich wirklich zu verändern. Das ist nicht nur für Leute gedacht, die pausenlos an Suizid denken (da wäre man in einer ambulanten THerapie ohnehin unterversorgt). Ich denke auch, dass SVV und etwaige Gedanken daran mehr als ausreichend für eine Therapie sind. Du machst das schon richtig, freu dich, dass du eine fähige Therapuetin hast (die dir sicher sagen würde, dass du keine Therapie brauchst, wenn sies denn so sehen würde).

Hinweis Admin: Fullquote (unnötiges Komplettzitat) entfernt - bitte lesen Sie die Netiquette (Benutzungsregeln) des Forums! Siehe Link im Menü oben. Danke.
:axt:

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lisbeth
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Beitrag Mi., 04.07.2018, 07:03

beschissene Seele hat geschrieben: Di., 03.07.2018, 17:05 Ihre Vermutung war, dass ich die "perfekte Patientin" sein wollte die ganz schnell zum Erfolg kommt. Hat aber eigentlich für mich nichts damit zu tun. Will einfach voran kommen und keine Zeit verschwenden vor allem nicht die Zeit von anderen.
Egal was jetzt der Grund ist: Du machst dir selbst Druck, dass deine Probleme möglichst schnell (und unauffällig??) aus der Welt geschafft werden sollen. Aber mal andersrum betrachtet: Du wendest dich gerade deinen Problemen zu, die du wahrscheinlich schon die meiste Zeit deines Lebens mit dir herumschleppst. Meinst du wirklich, dass die nach ein paar Monaten Therapie Geschichte sein werden?

Sei nett zu dir selbst (ich weiß, fällt schwer...) und gib dir die Zeit die du brauchst. Das ist kein Aufgaben-Abhaken und dann ist alles gut. Das ist ein Prozess, eine Entdeckungsreise. Im Grunde entdeckst du dich selbst und wer du *wirklich* bist. Dazu gehört viel Mut, den hast du schon bewiesen. Jetzt braucht es Zeit und Geduld, damit Neues entstehen und wachsen kann. Und du hast dafür eine gute Therapeutin an deiner Seite, der du vertraust, das ist schonmal richtig viel wert.

Und wo wir beim Bauprojekt sind: Wenn man bei einem alten Haus, das als Haus erhalten bleiben soll, feststellt, dass zB tragende Elemente morsch sind, dann fängst du nicht an, alles auf einmal herauszureißen und zu ersetzen. Sondern dann brauchst du zu allererst eine Konstruktion, die einen Teil der Traglast abfängt. Dann kannst du anfangen diese Balken oä ganz langsam, und immer einzeln, herauszuholen und durch einen neuen Balken zu ersetzen. Wenn du alle Balken auf einmal rausholst, dann fällt das Haus zusammen....
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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