Nach tfT zur Psychoanalyse?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Couch-Potato
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Nach tfT zur Psychoanalyse?

Beitrag Do., 28.12.2017, 16:03

Hallo an alle,

ich bin neu hier im Forum und habe mich gerade für meine Fragestellung registriert.
ich denke nun schon eine Weile darüber nach, in Psychoanalyse zu gehen. Dass das nicht nur eine Spinnerei meinerseits ist, habe ich gemerkt, als mein tfT Therapeut nach meiner mittlerweile geendeten Kurzzeittherapie mir genau das nahelegte. Nichtsdestrotrotz bin ich diesbezüglich unsicher und frage mich, ob ich ihm nicht in den 30 Stunden ein "falsches Bild" von mir gezeigt habe. Das hat durchaus auch mit unserer Beziehung zu tun - ich habe ihn zwar durchaus bewusst "ausgewählt" und er war mir schon sehr sympathisch, trotzdem hat es von meiner Seite meistens an Offenheit gefehlt. Dazu muss ich sagen, dass diese Offenheit auch nichts ist, was ich zu Hause gelernt hätte. Ich hatte irgendwie die meiste Zeit das Gefühl, etwas "liefern" zu müssen, gleichzeitig war mir natürlich klar, dass das Quatsch ist, von daher bitte ich auch darum, von Belehrungen in diese Richtung abzusehen - ich "weiß" ja, dass dieser Eindruck Unsinn ist. Ich frage mich aber auch schon, ob dieser Eindruck nicht bereits pathogen ist, also etwas "liefern zu müssen", wenn ich mich eigentlich in einem Moment der Freiheit befinde, wobei es mir meist nicht gelungen ist, diese Freiheit mit etwas Positivem zu füllen (Übrigens glaube ich dabei, dass ich genau dieses Gefühl auch thematisieren müsste, habe es in der tfT nicht gemacht, verspräche mir aber z. B. das von einer Psychoanalyse, weil die Beziehung zum Therapeuten dort im Fokus steht und er auch dazu da ist, jedwede Form von Assoziation auszuhalten. Ich glaube, von einem solchen Arrangement persönlich massiv zu profitieren).
Andererseits hat es dennoch Momente der radikalen Offenheit gegeben. Ich habe etwa von einem Traum berichtet, bei dem es um Tod und Trauer ging und den Rest der Stunde geheult - mich dafür im Nachgang aber auch wie neu geboren gefühlt, so als hätte Willy Brandt da draußen per Knopfdruck das Farbsehen eingeschaltet. Auch wenn es genau das war, was ich am Anfang eigentlich nicht wollte. Mir ging schon in der ersten Sitzung die rumstehende Kleenex-Packung irgendwie gegen den Strich.
Fakt ist aber auch, dass ich mich schon irgendwie durch meinen Alltag "manövrieren" kann. Das konnte ich auch vor der Kurzzeittherapie und mein Empfinden ist, dass erst die bewusste Beschäftigung mit meinen Therapie-Themen eine behandlungsbedürftige Rückwirkung auf Körper und Seele hatten - weiß aber auch nicht, ob es für die Zukunft das Wahre ist, bestimmten Themen konsequent aus dem Weg zu gehen, auch wenn sie für mich wichtig sind, also letzlich alles zu verdrängen, was meinen Psychohaushalt in Gefahr bringen kann. Während der Kurzzeittherapie befand ich mich nämlich schon in einem ziemlichen Abwärtsstrudel und ich finde es auf jeden Fall im Nachhinein hilfreich, da "rein" gegangen zu sein, ich glaube eben bloß, dass ich da das nächste Mal auch "durch" gehen muss. Ich habe durch die tfT einige Seiten an mir entdeckt, die eigentlich schon tot waren und weiß genau, davon gibt es noch einige mehr, die nur darauf warten, dass ich sie wiederbelebe, ich habe auch überhaupt seit Jahren wieder echte Zufriedenheit erlebt.
Gleichzeitig frage ich mich aber auch, ob ich mir eine Psychoanalyse auf Kassenkosten leisten kann. Garantiert nicht mein Ziel ist ein Lifestyle-Produkt auf Kassenkosten. Natürlich liegt die Anamnese in der Hand des Therapeuten und ich könnte sie auch einfach ihm überlassen - genau das hat mein letzter Therapeut mir auch gesagt als ich ihn fragte, wie schlecht es mir gehen müsse, um in eine Psychoanalyse zu gehen. Ich habe aber auch immer diese Stimme im Kopf, dass ich mich gerade anstelle und eigentlich ganz passabel durch das Leben komme. Nur, ist's meine Stimme?

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alatan
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Beitrag Do., 28.12.2017, 17:03

Couch-Potato hat geschrieben: Do., 28.12.2017, 16:03
Andererseits hat es dennoch Momente der radikalen Offenheit gegeben. Ich habe etwa von einem Traum berichtet, bei dem es um Tod und Trauer ging und den Rest der Stunde geheult - mich dafür im Nachgang aber auch wie neu geboren gefühlt, so als hätte Willy Brandt da draußen per Knopfdruck das Farbsehen eingeschaltet. Auch wenn es genau das war, was ich am Anfang eigentlich nicht wollte.
Warum wolltest du das nicht?

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RoboCat
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Beitrag Do., 28.12.2017, 17:52

Ein paar Absätze hätten deinem Text jetzt aber auch nicht geschadet, das strengt echt an beim Lesen.

Was genau möchtest du denn jetzt wissen? Ob du eine Analyse machen sollst? Wenn du dich aufgrund der TfP (nicht tfT) dazu ermutigt fühlst, ist das doch gut. Wenn ein Analytiker dir einen Krankheitswert attestiert, übernimmt es auch die Krankenkasse. Oder wie war jetzt die Frag bezüglich "Psychoanalyse auf Kassenkosten leisten kann" gemeint?
:axt:

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Couch-Potato
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Beitrag Fr., 29.12.2017, 16:27

alatan hat geschrieben: Do., 28.12.2017, 17:03
Couch-Potato hat geschrieben: Do., 28.12.2017, 16:03
Andererseits hat es dennoch Momente der radikalen Offenheit gegeben. Ich habe etwa von einem Traum berichtet, bei dem es um Tod und Trauer ging und den Rest der Stunde geheult - mich dafür im Nachgang aber auch wie neu geboren gefühlt, so als hätte Willy Brandt da draußen per Knopfdruck das Farbsehen eingeschaltet. Auch wenn es genau das war, was ich am Anfang eigentlich nicht wollte.
Warum wolltest du das nicht?
Ich konnte es mir am Anfang halt nicht vorstellen, vor dem Therapeuten zu sitzen und zu heulen, weil das in meiner Vorstellung massiv peinlich war. Und ich hätte auch nicht geglaubt, dass es dazu kommen würde, weil ich dazu erstmal völlig die Kontrolle verlieren musste, was ich mir nicht zugetraut habe.
Das habe ich aber nur am Anfang so gesehen, im Nachhinein war es genau das Richtige.
RoboCat hat geschrieben: Do., 28.12.2017, 17:52 Was genau möchtest du denn jetzt wissen? Ob du eine Analyse machen sollst? Wenn du dich aufgrund der TfP (nicht tfT) dazu ermutigt fühlst, ist das doch gut. Wenn ein Analytiker dir einen Krankheitswert attestiert, übernimmt es auch die Krankenkasse. Oder wie war jetzt die Frag bezüglich "Psychoanalyse auf Kassenkosten leisten kann" gemeint?
Mir geht es schon darum, ob ich eine Analyse machen "soll", wobei ich hier selbstverständlich keine binäre Antwort erwarte, sondern ggf. eine Einordnung der Fragen, die für mich bestehen.

Ich habe z.B. selbst einige Erfahrungsberichte in Buchform gelesen und hatte da immer den Eindruck, als pfiffen die Leute da vor der Analyse buchstäblich aus dem letzen Loch, was dann die Krankenkassen dazu veranlasst, bis zu 300 Stunden à 90 € zu finanzieren, also bis zu 27.000 €, was eine ganz schöne Summe ist.
Meine spontanen Gedanken dazu, die völlig falsch und klischeehaft sein können, sind die, dass man dafür tatsächlich auf dem Zahnfleisch gehen muss. Und dann sage ich mir, dass es mir dafür nicht schlecht genug geht. Als Entscheidung wäre das ja natürlich auch vollkommen in Ordnung, ich muss natürlich keine Analyse machen, nur weil es mir mein vorheriger Therapeut nahegelegt hat. Es geht mir aber eben einfach um die Unsicherheit. Die Unsicherheit, ob ich mich hier gerade anstelle oder ob ich mir nicht schon zu oft gesagt habe, ich solle mich nicht so anstellen.

An der Stelle interessiert mich also z. B.
- mit welchen Symptomatiken andere eine Analyse aufgenommen haben
- ob andere auch mit ähnlich gelagerten Unsicherheiten zu tun hatten
- wie die Erstgespräche verlaufen sind
- ob der Weg zur Analyse über "ablehnende" Therapeuten geführt hat, also man sich da ggf. "durchbeißen" muss (dass man einen passenden Therapeuten finden muss, ist ohnehin klar).

Ferner habe ich bereits auch schon mitbekommen, dass es einem Analysanden ja auch nicht zu schlecht gehen darf, weil ja eine Analyse auch massiv destabilisieren kann und man niemanden in eine Klinik hineintherapieren will. Von dieser Sicht aus fühle ich mich wiederum ein Stück bestätigt. Genauso davon, dass es Diagnosen gibt, die zwar einen Alltag möglich machen, aber letzlich doch auf die Lebenszufriedenheit schlagen. Gemessen an einem gelungen Leben finde ich die Geldbeträge wiederum lächerlich.

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mio
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Beitrag Fr., 29.12.2017, 16:39

Probier es doch einfach aus. Vielleicht bist Du dann schlauer?

Nur weil Du es anfängst musst Du es ja nicht zu Ende bringen, wenn es nicht für Dich passt.

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solanine
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Beitrag Fr., 29.12.2017, 16:57

Hallo couch-potato!
Meine TP wurde nach zwei Jahren umgewandelt in eine Analyse. Auch dann war es so, dass immer wieder Stunden von der Krankenkasse bewilligt wurden, bis ich zum Schluss die 300 Stunden hatte (wobei die TP angerechnet wurde). Es wird also nicht gleich am Anfang eine Zusage für 300 Stunden geben.

Ich würde auch sagen, probier es aus!
Die Stimme der Vernunft ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat.
Sigmund Freud

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Philosophia
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Beitrag Fr., 29.12.2017, 21:07

Wenn du darüber nachdenkst, wie teuer eigentlich ein Bett in einer Klinik ist, dann ist die Analyse noch billig. Aber ich finde es gut, dass du nicht vorhast, das System auszunutzen (ich kenne einige, die keinen Gedanken daran verschwenden...). Ich kann dir aber sagen, dass eine gute Analyse das total wert ist (bin gerade in den Endzügen einer solchen). Nur Mut. Und alles Gute für dich!
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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wandermaus123
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Beitrag Sa., 30.12.2017, 00:08

Ich hatte erst Kurztherapie und dachte zum Ende dieser, dass ich keine Hilfe mehr brauche; das war eigentlich das Krankhafte: meine Wahrnehmung..
Bei mir sind seitdem zwei Jahre PA bis Dato vergangen und es ist wie ein LebensGeschenk.
Klar, zwischendurch destabilisierend, weil man all das erfährt, was einen krank machte/macht aber wenn man vertraut, tun sich Horizonte auf, die einem niemals zugänglich wären...

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RoboCat
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Beitrag So., 31.12.2017, 14:39

Dass man für Analyse erst auf dem Zahnfleisch gehen muss, ist eine absolute Fehlinformation. Das Gegenteil ist richtig, nur einigermaßen stabilen Personen wird Analyse nahegelegt.

Psychoanalyse kann großen Schaden anrichten, wenn man instabil ist. Bedenke, es handelt sich um ein aufdeckendes Verfahren. Da kannst du Dinge über dich erfahren, die schwer zu ertragen sind. Darum auch unbedingt denjenigen gut anschauen, mit dem man sich das wagen möchte.

Persönliches wirst du von einem Analytiker nicht erfahren. Aber wie er oder sie “drauf“ ist, ob einem persönlich das taugt, das ist ein ganz wichtiger Aspekt.

Ich würde auch vorschlagen, es einfach mal zu versuchen. Es gibt auch nicht mehr “die“ Analyse, sondern diverse Verfahren. Es muss nicht gleich bei 3 Stunden in der Woche los gehen. Es ist auch möglich, nur einmal in der Woche und im Sitzen, im angesicht des Behandlers, eine Analyse zu machen. Das sei nur gesagt, falls dir die Liegendanalyse vielleicht noch etwas befremdlich erscheint.

Viel Glück!
:axt:

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Beitrag Mi., 03.01.2018, 18:50

Vielen Dank für die Antworten, sie haben mir schonmal viel geholfen 🌹
mio hat geschrieben: Fr., 29.12.2017, 16:39 Probier es doch einfach aus. Vielleicht bist Du dann schlauer?

Nur weil Du es anfängst musst Du es ja nicht zu Ende bringen, wenn es nicht für Dich passt.
Ja, wahrscheinlich stimmt genau das, nur das "einfach" ist der Punkt, den ich sehe. Ich muss dazu einen Therapeuten finden, mit dem ich gut auskomme, dem ich daher vieles offen erzählen kann, was ich mir selbst am liebsten nicht "erzählen" würde und dann muss er es im ICD-10 wiederfinden. Wenn dann ein Zeitrahmen steht, muss ich - zumindest bei einer hochfrequenten Therapie - mein Berufsleben darauf zuschneidern. Das soll mich nicht abhalten, das macht es nur nicht "einfach", weswegen ich noch einige Denkblasen produzieren werde.
solanine hat geschrieben: Fr., 29.12.2017, 16:57 Hallo couch-potato!
Meine TP wurde nach zwei Jahren umgewandelt in eine Analyse. Auch dann war es so, dass immer wieder Stunden von der Krankenkasse bewilligt wurden, bis ich zum Schluss die 300 Stunden hatte (wobei die TP angerechnet wurde). Es wird also nicht gleich am Anfang eine Zusage für 300 Stunden geben.

Ich würde auch sagen, probier es aus!

:hallo:
Danke. "Umgewandelt" klingt in der Tat recht "einfach". Gehe ich recht in der Annahme, dass der Therapeut beide Verfahren praktiziert und dich daher unter Abwandlung des Verfahrens "behalten" hat?
Philosophia hat geschrieben: Fr., 29.12.2017, 21:07 Wenn du darüber nachdenkst, wie teuer eigentlich ein Bett in einer Klinik ist, dann ist die Analyse noch billig. Aber ich finde es gut, dass du nicht vorhast, das System auszunutzen (ich kenne einige, die keinen Gedanken daran verschwenden...). Ich kann dir aber sagen, dass eine gute Analyse das total wert ist (bin gerade in den Endzügen einer solchen). Nur Mut. Und alles Gute für dich!
Ui, du hast ja so recht, dass ich es für mich auch positiv verbuchen könnte, dass ich mir darum Gedanken mache - Das hätte ich wahrscheinlich auch jedem anderen so gesagt, nur mir selbst nicht :roll: Ich glaube auch in Bezug auf mich, dass eine gute Analyse jeden Cent wert ist, dabei spielt für mich auch die Indikation keine große Rolle mehr, notfalls bezahl ich die Analyse auch persönlich. Auch das könnte ich für mich positiv verbuchen, weil es mein Commitment zeigt und unbedingten Willen, aber ich "seh" solche Sachen einfach nicht :roll:
wandermaus123 hat geschrieben: Sa., 30.12.2017, 00:08 Ich hatte erst Kurztherapie und dachte zum Ende dieser, dass ich keine Hilfe mehr brauche; das war eigentlich das Krankhafte: meine Wahrnehmung..
Bei mir sind seitdem zwei Jahre PA bis Dato vergangen und es ist wie ein LebensGeschenk.
Klar, zwischendurch destabilisierend, weil man all das erfährt, was einen krank machte/macht aber wenn man vertraut, tun sich Horizonte auf, die einem niemals zugänglich wären...
Genau das ist meine postivie Vision davon. Was die Begleiterscheinung und die neuen Persönlichkeitsräume angeht, die sich dann eröffnen, kann ich mir durch meine Kurzzeittherapie vorstellen. Ich bin damit aber noch lange nicht am Ende, ich habe nur eine Idee bekommen, was da sein könnte...
Nach meiner Kurzzeittherapie habe ich mich auch eine Weile mit dem Gedanken getragen, "durch" zu sein, das war angesichts nachlassender Symptome auch leicht - bloß hat dies nicht lange gehalten und mir war auch von Anfang an klar, dass es nur ein Versuch sein kann.

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Couch-Potato
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Beitrag Mi., 03.01.2018, 19:03

RoboCat hat geschrieben: So., 31.12.2017, 14:39 Dass man für Analyse erst auf dem Zahnfleisch gehen muss, ist eine absolute Fehlinformation. Das Gegenteil ist richtig, nur einigermaßen stabilen Personen wird Analyse nahegelegt.

Psychoanalyse kann großen Schaden anrichten, wenn man instabil ist. Bedenke, es handelt sich um ein aufdeckendes Verfahren. Da kannst du Dinge über dich erfahren, die schwer zu ertragen sind. Darum auch unbedingt denjenigen gut anschauen, mit dem man sich das wagen möchte.

Persönliches wirst du von einem Analytiker nicht erfahren. Aber wie er oder sie “drauf“ ist, ob einem persönlich das taugt, das ist ein ganz wichtiger Aspekt.

Ich würde auch vorschlagen, es einfach mal zu versuchen. Es gibt auch nicht mehr “die“ Analyse, sondern diverse Verfahren. Es muss nicht gleich bei 3 Stunden in der Woche los gehen. Es ist auch möglich, nur einmal in der Woche und im Sitzen, im angesicht des Behandlers, eine Analyse zu machen. Das sei nur gesagt, falls dir die Liegendanalyse vielleicht noch etwas befremdlich erscheint.

Viel Glück!
Danke!
Ich sage mir derlei auch vermutlich deshalb, weil ich mir die Analyse irgendwie nicht gönne - obwohl sie genau das ist, was ich machen will, oder gerade deswegen. Und mit dem Hinweis meines tf Therapeuten, der ja praktisch auch Experte ist, bei dem ich 30 Stunden verbracht habe, sollte ich eigentlich nicht so viele Bedenken haben.
Wobei die Bedenken sich nicht um meinen Willen drehen. Ich habe auch keinerlei Bedenken, dass mir eine Analyse schaden wird, auch wenn mir bekannt ist, dass es Fälle von traumatischen Analysen gibt. Die Wahl eines passenden Analytikers und die Kompetenz dazu sehe ich als Voraussetzung dazu.

Dass der Analytiker nichts von sich preisgibt, ist ganz wunderbar, da wird die Vater-Übertragung sicherlich gut funktionieren :pfeifen:
In welches Dunkel ich mich da begebe, weiß ich zumindest qualitativ. Quantitativ wird es vielleicht noch mehr, aber ich bin da eigentlich zu allem entschlossen.
Die Frequenz ist mir eigentlich weniger wichtig als das Liegen, was mir förderlich erscheint. Mir geht es dabei weniger um die körperliche Entspannung als um den fehlenden Blickkontakt. Der bringt mich nämlich sonst immer wieder dazu, dass ich mich frage, was mein Gegenüber von mir will - in der Therapie natürlich völlig falsch.

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Solage
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Beitrag Do., 04.01.2018, 20:19

Ich mache bis jetzt eine modifizierte Analyse im Sitzen.
Ich darf mich auf die Couch legen, wann ich möchte und ich darf sitzen, wann ich möchte.
Meine Empfehlung: Such Dir einen Analytiker, der sich auf Dich einlässt und einstimmt.
Mein Analytiker zeigt auch viel von sich.
Für mich perfekt!

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Möbius
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Beitrag Do., 04.01.2018, 22:18

Der Anlaß zur Psychoanalyse war für mich gewesen, daß sich bei mir sehr aggressiv-brutale Zwangsgedanken eingestellt hatten: ich wollte meinen Opfern "die F.resse einschlagen", ihnen die untere Gesichtshälfte regelrecht zermatschen.

Das hatte mich sehr beunruhigt gehabt. Weil ich zu dieser Zeit körperlich sehr schwer krank war, über 20 OPs in Vollnarkose über mich ergehen lassen mußte (u.a. Hauttransplantation wg. sehr schwerer Akne inversa), habe ich, nachdem ich etwas herumgelesen und mir selbst die "Indikation" zur Analyse gestellt hatte, angefangen, mich selbst zu analysieren und die - zeitlich letzten - Kindheitstraumata habe ich tatsächlich selbst zum "Wiedererleben" bringen können: ich bin v.a. von meiner eigenen Mutter sexuell mißbraucht und auch regelrecht vergewaltigt worden. Dabei hatte mir meine Mutter immer wieder Zungenküsse aufgezwungen, gegen die ich mich ja nicht wehren konnte. Die "reaktive Aggression" gegen diese "oralen Vergewaltigungen" äusserte sich dann schließlich in diesen Zwangsgedanken, die in einem Fall schon zu einem regelrechten Tatplan geworden waren ... Inzwischen mache ich eine reguläre Analyse.

Die Psychoanalyse ist ein sehr belastendes Verfahren, das eigentlich nur angezeigt ist, wenn es einen erheblichen Leidensdruck gibt und es den Verdacht gibt, daß die Ursache dieses Leidens ein Trauma sein könnte. Dieses Trauma kann man durch die Analyse wieder zur Erinnerung - zu Bewußtsein - bringen und nachträglich "integrieren".

Das ist belastend, weil ein Trauma durch die "Abwehrmechanismen" vor dem Bewußtsein geschützt wird, die sich in der Analyse zum "Widerstand" gegen die Analyse formieren. Eigentlich ist es ja umgekehrt: das Bewußtsein soll vor dem Trauma geschützt werden, daß ja eben deswegen von jenen "Abwehrmechanismen" ins Unbewußte verschoben wurde, weil es unerträglich ist - auch sein Wiedererleben ist unerträglich: traumatisiert. Ich pflege - obschon Selbstanalytiker, beinharter "Freudianer" und PA-Fan - zu sagen: wenn man sich den ersten "Alien" von Ridley Scott ca. 1978/79 anschaut, bekommt man eine recht plastische Vorstellung davon, was einen in der Analyse erwartet. Psychoanalyse ist "hardcore", ein Horrortrip. Deswegen gehört zur der Indikationsstellung auch die Einschätzung, daß der Analysant sie ertragen kann.

Die Indikation der Analyse ist für den Profi aber keine so große Sache, im Rahmen einer Kurzzeittherapie sehr gut möglich. Man muß die "therapeutische Analyse", bei welcher der Analysant zum eigenen, unmittelbaren Wieder-Erinnern begleitet wird, von der "diagnostischen Analyse" (beide Begriffe habe ich mir selbst aus dem Ärmel gezogen) unterscheiden. Bei letzterer ermittelt der Analytiker den Sachverhalt wie ein Gutachter. Ersteres dauert regelmässig Jahre, letzteres geht teilweise sehr, sehr schnell. Manchen Leuten sehe ich heute einzelne ihrer Kindheitstraumata an, wenn ich ihnen nur 2 min an einer roten Fußgängerampel gegenüberstehe. Bei der "therapeutischen Analyse" fischt der Analytiker also keineswegs im Trüben, sondern sieht idR spätestens nach den ersten Sitzungen, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Wie gearbeitet wird, ist sehr individuell. Es gibt heute über hundert "Schulen", von denen aber die der Klassiker - Freud und C.G. Jung - m.E. immer noch die zahlenstärksten sind. Wir arbeiten im "Freudschen setting" - ich lümmele in einem ultrabequemen Ohrensessel, mein Analytiker sitzt hinter mir. "Es flutscht" - so sehr, daß mein Analytiker mehr bremst, als fördert, um mich nicht zu sehr zu destabilisieren.

Die Wahl der psychoanalytischen Schule halte ich heute aus der Sicht des Patienten für weniger wichtig, als daß es mit dem Therapeuten "funzt", sich eine "analytische Beziehung" aufbauen kann. Die "chemistry" muß stimmen - "Ohne Sympathie keine Heilung!" (Ferenczi)

Es führen viele Wege nach Rom und die Schule, an welcher sich der Analytiker orientiert, hängt m.E. v.a. von seiner Persönlichkeit ab. Die Analyse ist ein Instrument - es muß auch in die Hand dessen passen, der es gebraucht und die verwirrende Vielfalt der Schulen ist insofern auch von Vorteil: man greift sich das heraus, was "passt". Das sollte man nicht zu dogmatisch sehen.

Gruß
Möbius

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