Wirkt euer Therapeut, eure Therapeutin "immer" souverän? Oder manchmal auch unsicher? Was ist euch da lieber?
Meine T. meinte vor kurzem, sie traue sich manchmal nicht zu fragen. Auf der einen Seite finde ich es gut das sie vorsichtig ist, aber auf der anderen Seite verunsichert es mich noch mehr. Denn dann kommen Fragen in mir hoch von wegen: "Warum traut sie sich nicht zu fragen? Liegt es an mir? Habe ich etwas falsch gemacht?" Manchmal wirkt die Frage dann gleich "bedrückender" oder wie soll ich sagen, bekommt eine andere Bedeutung, sie wirkt weniger harmlos... .
Dann wiederum denke ich mir, sie muss doch die Souveräne von uns sein. Ihr "nicht" trauen, liegt es wirklich an mir? Weil ich wohl recht sensibel bin, aber es auch brauche das sie ehrlich zu mir ist? (Das weiß sie).
Wie geht es euch damit? Kennt ihr das auch?
Wie souverän sollte ein Therapeut sein?
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Wie souverän sollte ein Therapeut sein?
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
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Vielleicht liegt es mit an dir, aber solange sie dir das nicht rückmeldet, würde ich da nicht so dolle hinterher sein. Und wenn sie sich nicht traut zu fragen und sagt dir nicht warum, ist es erstmal auch ihr Ding, finde ich. Vielleicht weiß sie selbst noch nicht, warum das so ist, und stellt bloß mal fest, dass es so ist. Aber ich kann verstehen, dass dich das verunsichert. Wenn die Analytikerin so etwas mal gemacht hat, ging mir das am Anfang auch so. Aber da es mich nicht weitergebracht hat, hab ich die Unsicherheit bei ihr gelassen. Wenn es mich weiterhin beschäftigt hat, habe ich sie gefragt, warum sie dies oder das (war nicht immer nur Unsicherheit) ist. Manchmal kam da was ganz anderes raus, was ich zuvor gedacht habe, manchmal hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Auf alle Fälle hilft bestimmt: Die Gedanken nicht für ewig tanzen zu lassen und zusammen tanzen mit deiner Therapeutin . Herzliche Grüße zu dir
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Für mich ist es das mit Abstand wichtigste in der Therapie, das ich spüre, da sitzt ein Mensch vor mir. Und Menschen sind nicht perfekt, sondern fehlbar. Klar sollte eine Thera für mich nicht permanent unsicher sein, dennoch ist dies nicht unbedingt ein Zeichen von Schwäche für mich. Ich sehe es auch als Zeichen ihrer eigenen Sensibilität, für mich ein weiterer klarer Pluspunkt.
Hier wird immer sooooooooooo viel Perfektionismus von Therapeuten gewünscht und verlangt was ich weit ab von jeglicher Realität halte. Da wird jedes Abweichen von der eigenen Vorstellung, Norm, Literatur interpretiert, bewertet und verurteilt. Und gleichzeitig soll da auch kein Roboter vor einem sitzen, schon gar nicht einer mit Standardschemas... Ein eklatanter Widerspruch in sich.
Ich finde es erst mal gar nicht schlimm zu schauen was die vermeintliche Unsicherheit eines anderen mit dir macht. Darüber kann man ja reden und das ist doch das entscheidende in der Therpie. Zu verstehen was Sachverhalte und Menschen im außen mit einem/dir machen weil man/du ein bestimmtes Inneres mitbring(s)t.
Hier wird immer sooooooooooo viel Perfektionismus von Therapeuten gewünscht und verlangt was ich weit ab von jeglicher Realität halte. Da wird jedes Abweichen von der eigenen Vorstellung, Norm, Literatur interpretiert, bewertet und verurteilt. Und gleichzeitig soll da auch kein Roboter vor einem sitzen, schon gar nicht einer mit Standardschemas... Ein eklatanter Widerspruch in sich.
Ich finde es erst mal gar nicht schlimm zu schauen was die vermeintliche Unsicherheit eines anderen mit dir macht. Darüber kann man ja reden und das ist doch das entscheidende in der Therpie. Zu verstehen was Sachverhalte und Menschen im außen mit einem/dir machen weil man/du ein bestimmtes Inneres mitbring(s)t.
Ich habe auch so eine "Unsichere" Jedenfalls war das anfangs so. Mittlerweile wirkt sie viel souveräner. Seit ihr denn noch ganz am Anfang? Dann muss sie vielleicht sich auch erst auf dich einlassen.
So im Rückblick hat mich die Unsicherheit am Anfang sehr irritiert. Sie war aber nie Thema, ich weiß eigentlich gar nicht warum. Ich wäre nicht früher nicht auf die Idee gekommen, das zu thematisieren, denke ich. Und jetzt ist es ja nicht mehr so "intensiv", wie anfangs.
Ehrlich gesagt komme ich mit einer zurückhaltenden Art auch besser klar, als wenn mir ein Therapeut alles auf Teufel komm raus aus der Nase ziehen wollte. Das wirkt schnell trampelhaft (auf mich) und das wünsche ich mir dann noch weniger.
So wie ich es bei dir verstanden habe, hat das ganze auch einen Aspekt von Höflichkeit, keine Grenzen verletzen. Das ist doch eigentlich eine gute Eigenschaft. Andernfalls kannst du das ja mal zum Thema machen, dass dich das irritiert und sie ruhig mehr fragen kann. Ich bin mir sicher, dass sie darauf eingeht.
So im Rückblick hat mich die Unsicherheit am Anfang sehr irritiert. Sie war aber nie Thema, ich weiß eigentlich gar nicht warum. Ich wäre nicht früher nicht auf die Idee gekommen, das zu thematisieren, denke ich. Und jetzt ist es ja nicht mehr so "intensiv", wie anfangs.
Ehrlich gesagt komme ich mit einer zurückhaltenden Art auch besser klar, als wenn mir ein Therapeut alles auf Teufel komm raus aus der Nase ziehen wollte. Das wirkt schnell trampelhaft (auf mich) und das wünsche ich mir dann noch weniger.
So wie ich es bei dir verstanden habe, hat das ganze auch einen Aspekt von Höflichkeit, keine Grenzen verletzen. Das ist doch eigentlich eine gute Eigenschaft. Andernfalls kannst du das ja mal zum Thema machen, dass dich das irritiert und sie ruhig mehr fragen kann. Ich bin mir sicher, dass sie darauf eingeht.
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Guten morgen und danke für eure Antworten.
Ja, sie ist zum Glück kein Roboter . Manchmal ist es schwierig, wenn wir beide gleichzeitig "unsicher" sind. Da wäre es mir doch manchmal lieber sie wäre da souveräner. Allerdings wäre sie dann nicht authentisch und da weiß sie auch, daß ich das gleich wahrnehme.
Irgendwie geht man ja mit einer "Wunschvorstellung hin und wenn die nicht erfüllt wird, ist man verunsichert.
Wir sind nicht mehr am Anfang, zumindest aus meiner Sicht, sie würde es wahrscheinlich noch als kurz deklarieren. Fast 1 Jahr bin ich jetzt bei ihr, im Schnitt 3 mal die Woche. Uff... .
Da wundere ich mich doch immer mal wieder, wie oft es um die Beziehung zwischen uns geht. Wobei ich den Begriff Beziehung etwas gruselig finde . Da greife ich ihren Wortlaut auf .
Finde es oft auch anstrengend mich auf sie einzulassen aber wir haben ja noch ein paar Sitzungen...
Ja, sie ist zum Glück kein Roboter . Manchmal ist es schwierig, wenn wir beide gleichzeitig "unsicher" sind. Da wäre es mir doch manchmal lieber sie wäre da souveräner. Allerdings wäre sie dann nicht authentisch und da weiß sie auch, daß ich das gleich wahrnehme.
Irgendwie geht man ja mit einer "Wunschvorstellung hin und wenn die nicht erfüllt wird, ist man verunsichert.
Wir sind nicht mehr am Anfang, zumindest aus meiner Sicht, sie würde es wahrscheinlich noch als kurz deklarieren. Fast 1 Jahr bin ich jetzt bei ihr, im Schnitt 3 mal die Woche. Uff... .
Da wundere ich mich doch immer mal wieder, wie oft es um die Beziehung zwischen uns geht. Wobei ich den Begriff Beziehung etwas gruselig finde . Da greife ich ihren Wortlaut auf .
Finde es oft auch anstrengend mich auf sie einzulassen aber wir haben ja noch ein paar Sitzungen...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
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Wenn sie unsicher ist, komme ich gleich in dem Gefühl, ich müsse Souverän sein. Ich glaube das ist so ein bisschen mein Problem dabei....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken
Also meine war schon stellenweise unsicher. Das hatte sie auch von sich auch angesprochen. Grds. finde ich natürlich eine gewisse Souveranität wichtig (also dass jemand, der mit Menschen arbeitet, auch einigermaßen sicher ist in dem, was er tut). Aber in den Momenten merkte ich dann auch Abwägen und Vorsicht. Und das ist mir um Längen lieber als wennn jemand eigentlich unsicher ist, aber massiv und von sich überzeugt auftritt. Das ist die positive Seite daran... schwerer ist, dass das mich dann auch verunsichern kann, wenn ich einen Therapeut unsicher wahrnehmen würde (wie gesagt: das nahm ich bisher nur stellenweise so wahr). Ich denke aber, das ist nicht ungewöhnlich, dass sich Unsicherheit (egal welcher Art und unabhängig von der Art der Beziehung) ein Stück weit auf andere übertragen kann... z.B. weil man das auch etwas vorsichtiger wird. Insbes. wenn es man es als Patient registriert, es aber nicht angesprochen wird. Dann wenn es kommuniziert wurde, hatte es diese Wirkung auf mich eigentlich nicht. Sondern das wirkte dann eher besonnen und sicherer, wenn die Überlegungen transparenter wurden.
Die Aussage "ich traue mich jetzt gar nicht zu fragen oder zu sagen" kenne ich auch. Habe sie aber mitunter selbst schon gebraucht. In meinem Fall hatte ich das nicht so verstanden, dass es um wirkliches "sich nicht trauen" geht (es kam ja dann trotzdem). Sondern eher um eine gewissen Ahnung, wie jemand (in dem Fall: ich) darauf reagieren könnte. Und ja, bei einer solchen Einleitung, fragt man sich dann, was jetzt wohl kommt... und so wild war das dann idR nicht unbedingt.
Die Aussage "ich traue mich jetzt gar nicht zu fragen oder zu sagen" kenne ich auch. Habe sie aber mitunter selbst schon gebraucht. In meinem Fall hatte ich das nicht so verstanden, dass es um wirkliches "sich nicht trauen" geht (es kam ja dann trotzdem). Sondern eher um eine gewissen Ahnung, wie jemand (in dem Fall: ich) darauf reagieren könnte. Und ja, bei einer solchen Einleitung, fragt man sich dann, was jetzt wohl kommt... und so wild war das dann idR nicht unbedingt.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
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Ich bin gerade aus einer Therapie ausgestiegen, in der die Therapeutin phasenweise sehr bestimmt (zuweilen auch dominant) aufgetreten ist. Und ich habe das Spiel auch mitgespielt, es gehören ja zwei dazu - wie immer eigentlich.
Da ist mir das vorsichtige Vorantasten lieber, auch wenn es erstmal beruhigend sein mag, wenn das Gegenüber zu wissen scheint, was sie sagen und was sie tun.
Da ist mir das vorsichtige Vorantasten lieber, auch wenn es erstmal beruhigend sein mag, wenn das Gegenüber zu wissen scheint, was sie sagen und was sie tun.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Gedankentanz, du hast zwei entscheidende Worte genannt: immer und manchmal. Da steckt die Antwort drin. Immer gibt's nicht aber manchmal.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.
Das Gefühl kenne ich, wenn auch mehr aus dem echten Leben. Bei mir ist es so, dass ich mich dann schnell in so eine "Du musst "machen" und "bist für mich verantwortlich" Rolle bugsiert fühle, was mich im schlimmsten Fall von mir selbst wegbringt. Da lässt sich allerdings gegensteuern, wenn man es mal bewusst wahrnimmt.Gedankentanz hat geschrieben: ↑Di., 14.11.2017, 08:04 Wenn sie unsicher ist, komme ich gleich in dem Gefühl, ich müsse Souverän sein. Ich glaube das ist so ein bisschen mein Problem dabei....
Meine Therapeutin empfinde ich schon als souverän, ich finde aber auch nicht grundsätzlich dass Unsicherheit = Unsouveränität ist. Für mich kann klar gezeigte Unsicherheit auch ein Zeichen von Souveränität sein, je nachdem.
Hast Du es mal bei ihr angesprochen, was das mit Dir macht? Und wie reagierst Du denn, wenn sie sozusagen "zu unsensibel" war Deiner Meinung nach? Vielleicht lässt es sich darüber auflösen?
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