Paradoxe Gefühle in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Gedankentanz
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Paradoxe Gefühle in der Therapie

Beitrag So., 10.09.2017, 18:37

Gerade erst angemeldet, komme ich auch gleich mit nem eigenen Thema um die Ecke. Ich hoffe das ist nicht zu unhöflich. Sollte dem so sein, sorry, werde mich aber bemühen, auch anders herum Beiträge beizusteuern.

Was mich gerade interessiert oder viel mehr beschäftigt. Meine Gefühle sind in der Therapie so paradox. Wenn meine Therapeutin eher distanziert ist, finde ich es angenehm. Ist sie nett empfinde ich das unangenehm. Da reicht schon ein netter Blick von ihr, da wird mir speiübel. Ich habe es auch schon angesprochen. Daraufhin meinte sie, sie könne das nachvollziehen. Was soll mir diese Aussage bringen. Leider lässt sie es sich trotzdem nicht nehmen, mich hin und wieder so anzuschauen. Es ist natürlich ihr gutes Recht dennoch... . Ich bin wirklich überfordert damit. Hat einer von euch ähnliche Erfahrungen? Tipps?

LG
Gedankentanz
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Vinterbarn
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Beitrag So., 10.09.2017, 20:03

Hallo Gedankentanz!

Ich habe teilweise ganz ähnliche Gefühle in der Therapie. Oft empfinde ich die Blicke oder Worte dann zwar als warm, aber irgendwie auch unangenehm, so als würde ich das nicht verdienen. Ich kenne es durch meine Kindheit auch nicht anders, wahrscheinlich hängt das damit zusammen. Ich wurde sehr oft schlecht behandelt und wenn heute jemand nett, warm, freundlich und lieb zu mir ist, kann ich nicht gut damit umgehen, weil ich es wahrscheinlich einfach nicht gewohnt bin. Die Kindheit macht eine Menge aus.

Liebe Grüße
Louisenkind
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Lockenkopf
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Beitrag So., 10.09.2017, 20:17

Wenn du an der Situation was ändern willst, ist das Ziel ein normales Verhältnis zu nettem Verhalten und freundlichen Blicken zu entwickeln. Das könnte z.B. dadurch geschehen, das Du mit deiner Psychotherapeutin darüber sprichst, was ein Netter Blick in die auslöst und woher du diese Gefühle kennst. Verfolge die Sache schrittweise in die Vergangenheit, bis zum ersten auftreten.

Von der Psychotherapeutin zu verlangen, sich dir gegenüber nur noch distanziert zu verhalten, bringt dich m.M. nach nicht weiter.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Gedankentanz
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Beitrag So., 10.09.2017, 20:30

Danke für euer Feedback, es ist nicht so das ich es nicht anspreche, allerdings bewirkt jegliche Berührung (im übertragenen Sinne), das sich alles in meinem Kopf zu zieht. Ich werde dann von jetzt auf gleich extrem müde. Es ist ganz komisch. Ihr vorzuschreiben wie sie sich zu verhalten hat, möchte ich nicht....
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Lockenkopf
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Beitrag So., 10.09.2017, 21:06

Hast Du deiner Psychotherapeutin erzählt, das sich bei dir im Kopf alles zuzieht, wenn das Thema berührt wird?
Klingt irgendwie nach Dissoziation. Habe mit dem Thema aber nur wenig zutun. Vielleicht können ja andere dazu nach was schreiben.
Ich vermute, das Luisenkind recht hat mit ihrer Annahme.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Gedankentanz
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Beitrag So., 10.09.2017, 21:46

Ja, habe ich. Leider ist Ihre Antwort recht unbefriedigend. Ich kann damit so wenig anfangen. Auch wenn ich ihr sage, das ich mich wirklich anstrengen muss um im Kopf in der Sitzung zu bleiben. Es kommt nur ein seufzendes Ja und das sie das nachvollziehen kann. Ganz schön schwierig.... Welche Therapieform macht ihr?
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alatan
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Beitrag So., 10.09.2017, 21:57

Gedankentanz hat geschrieben: So., 10.09.2017, 20:30 Danke für euer Feedback, es ist nicht so das ich es nicht anspreche, allerdings bewirkt jegliche Berührung (im übertragenen Sinne), das sich alles in meinem Kopf zu zieht. Ich werde dann von jetzt auf gleich extrem müde.
Hallo Gedankentanz,

müde werden in der Therapie ist ein typisches Zeichen von Abwehr. Nämlich vor emotionaler Nähe, weil das Gefühle in der Tiefe, im Unbewussten mobilisiert und das macht Angst. Gut wäre, genau da weiterzuforschen, das heißt die Gefühle, die in dir durch diese therapeutische Nähe auftauchen, anzuschauen, was sehr schmerzhaft sein kann.

Gruß, alatan


Vinterbarn
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Beitrag So., 10.09.2017, 22:06

alatan hat geschrieben: So., 10.09.2017, 21:57müde werden in der Therapie ist ein typisches Zeichen von Abwehr. Nämlich vor emotionaler Nähe, weil das Gefühle in der Tiefe, im Unbewussten mobilisiert und das macht Angst.
Das ist ja interessant. Mir sind auch schon öfters die Augen zugefallen. Ich muss sehr gelangweilt ausgesehen haben, die Augen wurden ganz schwer. Hätte sie problemlos schließen und weg driften können. Interessant.

@Gedankentanz ich mache eine TfP und bin seit Ende 2015 bei meiner Therapeutin. Bin im Februar 2016 in ihre Gruppe gekommen und Anfang November 2016 wieder ausgestiegen. Jetzt vor kurzem ist ihr Neuantrag bei der Kasse durchgekommen und ich befinde mich nun in Einzeltherapie bei ihr - ein ziemliches Hin und Her also. Wie lange bist du schon bei deiner Therapeutin?
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Gedankentanz
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Beitrag So., 10.09.2017, 22:20

@Louisenkind,

seit 11 Monaten, davon 6Monate TfP und jetzt 5 Monate Analyse. Beides bei ihr. Sie ist bisher auch meine erste und auch das erste Mal das ich mich überhaupt Therapeutisch begleiten lasse. Welch hin und her, stelle ich mir sehr anstrengend vor...
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Beitrag So., 10.09.2017, 22:24

Die Augen werden bei mir auch ganz schwer. Abwehr? Wenn dann unbewusst, da mir sehr daran gelegen ist weiter zu kommen. Die bleierne Müdigkeit und schwere Augenlider, der Kampf im Kopf vor Ort zu bleiben ist sehr anstrengend. Dies habe ich bisher so nur in der Therapie erlebt. Beängstigend
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alatan
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Beitrag So., 10.09.2017, 22:53

Gedankentanz hat geschrieben: So., 10.09.2017, 22:24 Abwehr? Wenn dann unbewusst, da mir sehr daran gelegen ist weiter zu kommen.
Selbstverständlich unbewusst. "Abwehrmechanismus" ist ein Begriff aus der Psychodynamik und bezieht als terminus technicus immer auf das Unbewusste. Aber das Unbewusste steht oft im Gegensatz zum bewussten Willen, weiter zu kommen.

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candle.
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Beitrag So., 10.09.2017, 22:58

Gedankentanz hat geschrieben: So., 10.09.2017, 20:30 Danke für euer Feedback, es ist nicht so das ich es nicht anspreche, allerdings bewirkt jegliche Berührung (im übertragenen Sinne), das sich alles in meinem Kopf zu zieht. Ich werde dann von jetzt auf gleich extrem müde. Es ist ganz komisch. Ihr vorzuschreiben wie sie sich zu verhalten hat, möchte ich nicht....
Ich denke nicht unbedingt, dass es sich um Abwehr handelt, aber es passiert offensichtlich ganz viel in dir und das wäre ja auch gut soweit. Klar, dass du bei dieser energieraubenden Verarbeitung müde wirst.

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 11.09.2017, 09:03

Danke, ja es passiert viel. Wahrscheinlich zu viel. So das es mich quasi lähmt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn dann die Therapeutin davon spricht das ich auch sie damit lähmen.... Da bin ich echt überfordert.... Kennt das sonst noch jemand?
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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 11.09.2017, 10:19

Hi Gedankentanz, du schreibst, dass du eine Analyse jetzt machst. Liegst du dabei nicht? Vielleicht würde es dir helfen wenn du liehen würdest und sie außerhalb deines Blickfeld sitzt. Dann würdest du die " netten Blicke " von denen du schreibst gar nicht sehen.
Nur so eine Idee

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 11.09.2017, 10:42

Prinzessin27,

nein ich liege nicht, obwohl meine Thera das sehr gern hätte. Aber alleine schon der Gedanke versetzt mich schon in Panik. Grundsätzlich würde ich mich gerne hinlegen, schaffe es aber nicht....
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