Schön machen für den Analytiker

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Prinzessin27
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Schön machen für den Analytiker

Beitrag Di., 20.06.2017, 06:43

Dieses Thema schreibe ich mit einem Augenzwinkern :-D

Mir ist aufgefallen, dass ich mich an Therapietagen immer hübscher mache, schönere Kleider auswähle, länger im Bad brauche usw. Das begann schon ganz am Anfang der Therapie. Insgesamt führte es dazu, dass ich mich jetzt noch sorgfältiger kleide als zuvor (also ich bin nie total verranzt zur Arbeit, aber vor 1-2 Jahren war es mir einfach egal...alte Jeans usw.). Jetzt trage ich oft Sommerkleider...und, wenn ich mir montags überlege was ich anziehen soll...ach ja, das ist schön, denke ich manchmal..nee, das hebe ich mir für Dienstag auf, wenn ich ihn sehe.....
Völlig strange :-P Dabei bin ich nicht in ihn verliebt und empfinde ihn nicht als attraktiv. Ich glaube, es geht eher darum, dass ich mich sicherer fühle, wenn ich was schönes anhabe bzw. ich mir doch irgendwie heimlich wünsche, dass wenn ich ihm schon so viele negative Sachen erzähle und mich komplett zeige mit den "schlechten" Seiten - er mich dann wenigstens schön finden soll. Hm.... :lol:

Habt ihr solch seltsame "Anwandlung" auch schon mal bemerkt oder ist es euch gelinde gesagt sch...egal wie ihr ausseht, der Therapeut soll einfach helfen? Es geht ja eigentlich auch nur um das "Innerliche", aber irgendwie beschäftige ich mich immer vor den Stunden mit dem "Äußerlichen".

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isabe
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Beitrag Di., 20.06.2017, 06:51

Er wird das registrieren - und vermutlich als Therapieerfolg verbuchen. Mein erster Th. hat so winzige Unterschiede in meinem "Styling" bemerkt und daraus viel mehr gemacht als dran war (z.B. wenn die Haare anders gefönt waren oder ich Ohrringe trug oder keine Turnschuhe anhatte, meinte er, ich sei "gepflegter", dabei entsprechen solche Kategorien nicht meinem Konzept von "Gepflegtsein").

Seitdem ist es bei mir also tendenziell anders: Da ich nicht zum Stylingbetrachtungsobjekt des (mittlerweile anderen) Analytikers werden möchte, laufe ich meist gleich rum und achte auch darauf. Und wenn ich Schmuck trage, dann möglichst immer denselben. Wenn ich dann mal Lust auf ein blaues Armband habe, überlege ich es mir meist anders, weil ich nicht möchte, dass er den Wechsel des Schmuckstücks auf sich bezieht...

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Prinzessin27
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Beitrag Di., 20.06.2017, 07:04

ach, krass! Ist ja interessant was deiner alles bemerkt. Wenn ich mir jetzt vorstelle, wie viele Patienten der hat und wie "aufmerksam" er dann auch noch bei so "Äußerlichkeiten" gewesen sein muss! Hm....
Meiner hat noch nie irgendwas in der Richtung kommentiert. Fände ich, glaube ich, auch ein bißchen komisch, wenn er plötzlich sagen würde "heute sehen Sie ja gepflegter aus" oder eben "heute eher nicht". Ein- zweimal war es mir auch völlig egal. Erkältet, genervt, irgendwas angehabt und da hat er auch nichts gesagt. Vielleicht fällt ihm das schon auf, aber er sagt nichts?

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Ophelia12
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Beitrag Di., 20.06.2017, 08:17

Hi Prinzessin. ,

Diese komischen Anwandlungen habe ich auch schon an mir bemerkt ;).
Meine Therapeutin ist zwar eine TherapeuTin aber irgendwie möchte ich schon zu ihr "besser" angezogen kommen, wie jetzt zum Job. Ich denke dann auch ähnlich wie du " das ziehst du erst dann an wenn du zu Therapie gehst ". Aber ich sehe halt nicht immer "schick" aus. Trage gerne auch "kaputte" Jeans, die aber schon so gekauft wurden ;)
Auch möchte ich bei ihr besonders gut duften und benutze immer ein Parfüm etc. ( wobei ich eh Parfümsüchtig bin).

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Scars
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Beitrag Di., 20.06.2017, 10:11

Also bei mir ist Therapie nur unter "ordentlich" bzw. "normal" verbucht. Sprich, mal raus aus den seit zwei Wochen getragenen Schlumpf-Klamotten und wenigstens eine Jeans anziehen. Würde mich in den gammeligen Alltagsleggings aber sicher auch nicht wohlfühlen, das ist dann doch zu privat... Ich kenne das Phänomen von "mehr/anders" nur aus den Beratungssituationen, da war es allerdings eher "Maske" und eine Art "Schutzhülle".
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Scout
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Beitrag Di., 20.06.2017, 10:52

Mir ist aufgefallen, dass ich immer mit frisch gewaschenen Haare hingehe, weil meine Mähne dann einfach am eindrucksvollsten aussieht :D

Aber ich geh auch in meinen Sommerlumpen-Klamotten da hin, die aussehen als würd ich grad vom Hippie-Festival kommen. Aber irgendwie seh ich da auch eine Absicht bei mir. Extra schicke Klamotten dagegen würde ich nicht anziehen, weil ich die auch so nicht trage, dann eher etwas, das sagt "schau, so seh ich den Rest der Woche aus", wahrscheinlich weil ich mir oft denke, wenn sie jetzt bei mir wäre und sehen könnte, wie ich ganz normale Dinge tu, oder dass ich ganz witzige Freizeitbeschäftigungen habe, das wär schön. Also schon irgendwie mackig :D
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RoboCat
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Beitrag Di., 20.06.2017, 12:06

Hallo Prinzessin,

ja doch, ich kenne das auch. Ich bin auch nicht in meine Therapeutin verliebt, auch nicht heimlich, aber ich könnte mir nicht vorstellen, in Schlabberklamotten in die Sitzung zu gehen. Ich bin gleichzeitig sehr irritiert über einen Mitpatienten, dem ich ab und zu im Warteraum begegne. Er riecht immer streng, egal zu welcher Jahreszeit. Er wirkt ungepflegt. Ich weiß, dass er wohl nicht anders kann als "so", aber ich für mich könnte mir das niemals vorstellen...ich brezel mich nicht direkt auf, das nicht. Aber ich schaue schon genauer als sonst, was ich anziehe, das kann ich nicht verleugnen.

Ich sehe das wie du: Es hat mit einem Sicherheitsgefühl zu tun. Nach außen tip top zu erscheinen hat auch den Vorteil, dass das innere Chaos kaschiert werden kann. Mal so analytisch gedacht ;-)
:axt:

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RoboCat
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Beitrag Di., 20.06.2017, 12:11

isabe hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 06:51 Wenn ich dann mal Lust auf ein blaues Armband habe, überlege ich es mir meist anders, weil ich nicht möchte, dass er den Wechsel des Schmuckstücks auf sich bezieht...
Waaah, da würde ich ja die Krise kriegen, wenn jedes "Ding" an mir erst mal durchanalysiert werden würde! Sorry, das war nicht teil des Themas glaub ich, aber ich wollte es mal erwähnt haben ;-)

Ich mein is ja schon strange wenn so ein kleiner Dr Freud aus allem was herzuleiten versucht :lol:
:axt:

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Philosophia
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Beitrag Di., 20.06.2017, 13:42

Wah, das kenn ich auch. Ich mach mich richtig schön und will auch immer ganz gut riechen. Habe begonnen in der Analyse ein bestimmtes Parfüm zu tragen - und nun trag ich es auch außerhalb, um das gute Gefühl der Analyse mit nach draußen zu nehmen.
Ansonsten merk ich aber, dass ich leicht gereizt bin, wenn die Analytikerin bemerkt, dass ich mich hübsch gemacht habe. Komisch, ich mach es zwar schon auch für sie, aber in erster Linie für diese Begegnung mit ihr.
Ich vermeide es im Übrigen, sexy zu sein - ich will nicht aufreizend sein, einfach nur schön anzusehen. Ich glaube, ich möchte, dass sie sich mit mir wohlfühlt und durch mein Äußeres dazu beitragen. Gerade weil ich mich als psychisch Kranke ja auch zuweilen echt für ne Zumutung halte.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Prinzessin27
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Beitrag Di., 20.06.2017, 17:09

Danke für eure Antworten Opfelia, Scout, Philosophia, Scars und RoboCat. Ich finde das Thema mega spannend! Lustig, dass ihr teilweise genauso "schräge Anwandlungen" habt wie ich :freude:

[quote=Philosophia post_id=944105 time=1497962579 user_id=70086]
Wah, das kenn ich auch. Ich mach mich richtig schön und will auch immer ganz gut riechen. Habe begonnen in der Analyse ein bestimmtes Parfüm zu tragen - und nun trag ich es auch außerhalb, um das gute Gefühl der Analyse mit nach draußen zu nehmen.
/quote]

Das hört sich schön an mit dem Parfüm, dass du sie so auch nach außen mit dir trägst.
Und Ophelia legt auch wert auf Parfüm in der Therapie. :-P Witzig! Das war mir ehrlich gesagt mal unangenehm. Ich gehe oft vor der Arbeit in Therapie und muss dann auf die Arbeit und habe häufig auch Kundentermine bei denen ich schon etwas schicker sein muss. Aber Parfüm finde ich dann irgendwie To much und lass das weg, wenn ich in Therapie bin.

Interessant, dass du schreibst, dass du vermeidest sexy zu sein. Warum denn? Bei einer Frau wäre das ja vielleicht egal?
Genau der Gedanke ging mir aber heute morgen durch den Kopf als ich mich auf die Couch legte. :anonym: Ich trage fast zu jeder Jahreszeit Kleider oder Röcke an (nicht immer schick, die können ja auch einfach nur lässig und gemütlich sein). Die Kleider sind immer so Knielang bzw. kurz oberhalb des Knies und als ich mich heute hinlegte, machte er noch das Fenster zu und stand dann am anderen Ende des Raumes (normalerweise sitzt er schon vor mir, da ich einen Moment für Schuhe usw brauche). Das war mir dann kurz unangenehm wie er sah, dass ich gleichzeitig meine "nackten" Beine auf die Couch schwinge. Hm.. :anonym: aber wobei? Wenn er hinter mir sitzt, dann ist es mir meist auch wurscht (gut, ein tiefes Dekoltee würde ich nie zur Therapie tragen). Das Paradoxe ist ja, dass ich ihm schon irgendwie gefallen will, aber ich will niemals (!!!) eine Grenzüberschreitung (weder verbal noch sonst irgendwie) und bin da auch mega sensibel für.

Ich glaube das äußerliche "schön" machen, erfüllt bei mir auch eine zweite Funktion. Einmal Sicherheit und zweimal...hm...Gemachte Fingernägel, Kleider, Röcke...sind ja auch extrem weiblich und früher wollte ich nie attraktiv sein. Heute fühle ich mich wohl in meinem Körper und mag auch die Rundungen zeigen :red: Beziehungsmäßig und "sexuell" bin ich mega schüchtern und verkorkst und kriege da gar nichts hin (seit Ewigkeiten Single) und wenn ich hübsch angezogen bin, kann ich wenigstens der Außenwelt (und zum Teil auch "ihm") suggerieren, dass ich mein Leben irgendwie im Griff habe und anziehend bin. Also, irgendeine Funktion erfüllt das schon. Andererseits befürchte ich manchmal, dass er mich eventuell nicht so ernst nehmen könnte, wenn ich sage mir geht es mega beschissen und ich sehe top aus!? :schwitz:

Aber manchmal frage ich mich auch,ob ich mich nicht doch mehr für ihn interessiere....so unterschwellig?
naja... :grins:
Zuletzt geändert von Elfchen am Mi., 21.06.2017, 06:04, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!

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Scout
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Beitrag Di., 20.06.2017, 17:19

Witzigerweise achte ich penibel drauf auch nicht aufreizend auszusehen, auch wenn ich bei einer Therapeutin bin, die mit einem Mann zusammen ist, ich also überhaupt nichts zu befürchten habe. Aber die Vorstellung mit Ausschnitt (muss nicht mal besonders tief sein) vor hir zu sitzen, da fühle ich mich irgendwie nackt und schutzlos. Und, da sie ja um meine Verliebtheit weiß, hätte ich auch Angst, sie könne denken ich will sie irgendwie bezirzen :D
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Kaonashi
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Beitrag Di., 20.06.2017, 17:25

Ich gehe zum Therapeuten in der Regel so, wie ich auch arbeiten gehe. Manchmal ziehe ich sogar ein Teil an, das ich zur Arbeit eher nicht mehr anziehen würde, weil ich denke, in der Therapie ist es nicht so wichtig. Da kann ich mehr ich selbst sein, und ich ziehe gerne einfache Sachen an. Ich schminke und style mich grundsätzlich nicht.

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Sehr
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Beiträge: 1693

Beitrag Di., 20.06.2017, 17:45

Ich mache zwar keine Therapie, finde jedoch, man sollte sich so geben/so bleiben wie man nunmal ist und sich nicht extra 'hübsch machen' oder wollen, dass der/die Thera einen (irgendwie) attraktiv findet, es geht ja gar nicht darum, zu gefallen. (?) Oder verstehe ich da was falsch.
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Tränen-reich
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Beitrag Di., 20.06.2017, 17:49

Sehr hat geschrieben: Di., 20.06.2017, 17:45 es geht ja gar nicht darum, zu gefallen. (?) Oder verstehe ich da was falsch.
Bei manchen ist das auch ein Unbewusstes Ding. Ich meine, damit irgendwas zu verdecken und/oder zu erhaschen (z. B. Anerkennung). Dass es einem seriösen Therapeuten nicht um äußere Anerkennung geht, kommt manch ein Patient auch erst viel später drauf.
Bei mir war das im Zuge der extremen Verliebtheit. Ich musste, weil ich keine innere Attraktivität vorweisen konnte, das mit dem Äußeren ausgleichen, in der Hoffnung gesehen und bewundert zu werden.
Gibt sicherlich noch andere Aspekte... aber diese hier passten zu mir.

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Scout
Helferlein
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Beitrag Di., 20.06.2017, 18:07

Meine Therapeutin ist im Moment noch eine Person für mich, der ich äußerlich (und wahrscheinlich auch immer mal innerlich) gefallen möchte. Sie soll mich nicht attraktiv finden, aber hässlich auch nicht. Dass das für meine Therapie irrelevant ist, da ich nicht dort sitze um für sie schön auszusehen weiß ein Teil von mir auch. Aber es gibt eben nicht nur diesen, es gibt den verliebten Teil, der gut aussehen möchte, weil man nunmal von seinem Gegenüber hübsch gefunden werden möchte, wenn man verliebt ist und es gibt den kindlichen Anteil, der es von früher gewöhnt ist, ich muss gefallen, damit man gut zu mir ist. Und der meldet sich eben auch immer mal wieder und muss erst lernen, dass er nicht gefallen muss
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