zu viel Empathie der Therapeutin

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JojoLa
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zu viel Empathie der Therapeutin

Beitrag Mi., 07.06.2017, 16:41

Seit sechs Monaten bin ich in einer Therapie. Leider treten in der Therapie erhebliche Schwierigkeiten auf. Ich bin sehr verschlossen und habe Schwierigkeiten mich zu öffnen. In der Anonymität des Internets fällt mir dies hoffentlich leichter. Aus diesem Grund wende ich mich an euch.

Während der Therapiestunde fühle ich mich höchst unwohl da ich mich von der Therapeutin bedrängt fühle. Dabei handelt es sich um ein subjektives Gefühl. Die Therapeutin ist bemüht meine Grenzen zu wahren. So überlässt sie es mir die Therapiefrequenz zu bestimmen. Am Anfang ging ich einmal die Woche in die Therapie. Momentan gehe ich nur noch alle drei Wochen. Auch gibt sie mir die Möglichkeit die Therapiestunde vorzeitig zu beenden. Ich darf sogar die Stunde kurzfristig absagen, was ich bis jetzt aber noch nie gemacht habe. Das finde ich alles sehr nett von ihr und es zeigt mir, dass sie mein extrem ausgeprägtes Distanzbedürfnis bemerkt hat. Doch diese "formalen" Dinge reichen mir nicht aus. Sie ist sehr empathisch und verständnisvoll. Ich weiss, dass gerade diese Eigenschaften viele von ihren Therapeuten schätzen doch mich überfordert das. Ich weiss nicht wie ich das erklären soll. Irgendwie fehlen mir menschliche Fähigkeiten, die es einem ermöglichen in einen emotionalen Dialog zu treten. Auch im Alltag habe ich Probleme mit "emotionalen" Gesprächen. Wenn immer möglich gehe ich diesen aus dem Weg. Gerate ich trotzdem in eines werde ich oftmals merkwürdig hölzern oder manchmal gelingt es mir Reaktionen nachzuspielen und mich so zu verhalten, wie ich es bei anderen beobachtet habe.

Des Weiteren führt die Therapie bei mir zu Verwirrung. Erzähle ich ihr etwas über mich, bin ich darüber verwirrt ob ich ihr das erzähle, weil es auf mich zutrifft oder ob ich ihr das erzähle weil ich denke, dass sie das von mir denkt. Dieses verständnisvolle auch mich eingehen der Therapeutin überfordert mich und ich glaube ich wirke dadurch in der Therapie eingeschüchtert obwohl dies eigentlich nicht bin. Ich vermute aufgrund dessen diagnostiziert die Therapeutin bei mir soziale Ängste. Obwohl ich unter keinen sozialen Ängsten leide bestätigte ich ihr dies indem ich u.a. berichtete Angst vor Vorträgen zu haben. Eine Weile war ich verwirrt und unsicher doch unter sozialen Ängsten zu leiden. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass dies nicht der Fall ist. Letztens musste ich an der Uni einen Vortrag halten und es lief problemlos.

Ich würde gerne die Therapeutin bitten weniger empathisch und verständnisvoll zu mir zu sprechen, sondern so sachlich wie möglich. Momentan kann ich mich kaum mit ihr unterhalten, wenn ich ihr etwas erzähle muss ich befürchten mit empathie überschüttet zu werden. Zudem würde ich gerne das Missverständnis mit den sozialen Ängsten auflösen. Ich halte mich aber für merkwürdige traue mich deshalb nicht mich zu offenbaren. Ich bin besorgt, dass die Therapeutin mich nicht verstehen könnte. Aus diesem Grund wäre ein Feedback von euch für mich sehr hilfreich.

Grüsse JojoLa

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werve
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Beitrag Mi., 07.06.2017, 23:17

Du bist besorgt um die Therapeutin?

Um wen geht es denn eigentlich in deiner Therapie?


shesmovedon
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Beitrag Do., 08.06.2017, 16:01

Ich lese hier jetzt nicht heraus, dass die Patientin besorgt um die Therapeutin ist, sondern lediglich darum, dass die Therapeutin nicht versteht.
Ich würde das vielleicht einfach ausdrucken und der Therapeutin zum Lesen geben, wenn es dir sehr schwer fällt es anzusprechen. Ich kann das schon nachvollziehen, dass man auch eine sachliche Ebene braucht. Ich könnte auch über vieles nicht sprechen, wenn meine Therapeutin nicht oft auch einfach sehr sachlich reagieren würde.

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werve
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Beitrag Do., 08.06.2017, 16:37

Nun, so konkretistisch war das nicht zu verstehen. Ob die TE sich nun sorgt um die Gedankengänge ihrer Therapeutin oder darum, sich selbst in der Beziehung zu begegnen, kommt aufs selbe raus: Destruktion. So wie sie es ausdrückt im "Distanzbedürfnis", was nichts anderes heißt als Vermeidung von Nähe, von wirklichem Leben.
JojoLa hat geschrieben: Mi., 07.06.2017, 16:41 muss ich befürchten mit empathie überschüttet zu werden.
Was würde denn bei diesem schlimmsten anzunehmenden Ereignis geschehen?

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JojoLa
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 14:35

Werve, vielen Dank für deinen Input. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob ich mich um die Therapeutin sorge. Dies könnte einen Grund sein, warum ich ihr Dinge erzähle, die ich denke, dass sie von mir denkt.

Schlendrian, es erleichtert mich zu lesen, dass du verstehen kannst, dass man eine sachliche Ebene braucht.

Ich glaube ich habe in meinem ersten Posting unpassende Ausdrücke gewählt. Mit Empathie und Verständniss meine ich vielleicht eher Herzlichkeit. Die Therapeutin wechselt manchmal z.B die Tonlage und spricht dann mit einer sehr sanften Stimme zu mir.
werve hat geschrieben: Do., 08.06.2017, 16:37 [quote=JojoLa post_id=941671 time=<a href="tel:1496850114">1496850114</a> user_id=68259]
muss ich befürchten mit empathie überschüttet zu werden.
Was würde denn bei diesem schlimmsten anzunehmenden Ereignis geschehen?
[/quote]

Mit Empathie überschütten meine ich z.B. die sanfte Tonlage. Eigentlich geschieht dies in jeder Sitzung. Schwierig zu beschreiben was das mit mir macht. Ich fühle mich mit der Situation überfordert. Ich finde es extrem unangeneh, weil mir die Kontrolle entgleitet. Mein Gesichstausdruck erschlafft und wird ausdruckslos. Ich schaue zu Boden und wirke glaube ich eingeschüchtert. ich bin unfägig zu reagieren und kann nichts auf das Gesagte der Therapeutin erwidern, obwohl ich dies eigentlich gerne würde. Ehrlich gesagt befinde ich mich im grössten Teil der Sitzung in diesem Zustand.

Es ist eine gute Idee diesen Text der Therapeutin zu zeigen. Haltet ihr es für wahrscheinlich, dass ich die Therapeutin verärgere, weil ich so viel Zeit mit vermeintlich sozialen Ängsten verschwendet habe? Ich hoffe sie versteht, dass es nicht meine Intention ist, sie zu täuschen, sondern dass es Verwirrung bei mir auslöst. Nun ja ich muss aber zugeben, es ist einfacher sich hinter sozialen Ängsten zu verstecken als sich zu offenbaren.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 14:56

JojoLa hat geschrieben: Fr., 09.06.2017, 14:35 Mit Empathie überschütten meine ich z.B. die sanfte Tonlage. Eigentlich geschieht dies in jeder Sitzung. Schwierig zu beschreiben was das mit mir macht. Ich fühle mich mit der Situation überfordert. Ich finde es extrem unangeneh, weil mir die Kontrolle entgleitet. Mein Gesichstausdruck erschlafft und wird ausdruckslos. Ich schaue zu Boden und wirke glaube ich eingeschüchtert. ich bin unfägig zu reagieren und kann nichts auf das Gesagte der Therapeutin erwidern, obwohl ich dies eigentlich gerne würde. Ehrlich gesagt befinde ich mich im grössten Teil der Sitzung in diesem Zustand.
Kann es sein, dass du dann innerlich "abtauchst", weil es sich "gefährlich" für dich anfühlt? Manches vom dem was du oben geschrieben hast, könnte man so lesen... Gerade wenn es in frühen Phasen deines Lebens zuwenig "wohlwollende" Zuwendung gab, kann es sein dass dir deine Wahrnehmung signalisiert: Das ist jetzt unangenehm, oder sogar richtig gefährlich.

Auch dass du schreibst, dass du dann auch nicht reagieren kannst, geht für mich so ein wenig in diese Richtung, dass du dann etwas dissoziieren könntest (dh dich innerlich vom Geschehen abkoppelst) - als Schutz vor Situationen die für dich irgendwie "zuviel" wären. Hier im Forum gibt es schon relativ viele Diskussionen dazu, einfach mal suchen.

Falls das alles für dich jetzt keinen Zusammenhang ergibt, ist auch nicht schlimm, das war jetzt nur so ein Gedanke.

Viele Grüße,
lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Scars
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 15:41

Hallo JojoLa!

Beim googeln bin ich gerade auf den Thread gestossen und habe mich spontan angemeldet ;)

Ich habe kürzlich eine Therapie begonnen und habe das gleiche Problem wie du. Meine Therapeutin ist auch sehr warmherzig und empathisch (dabei aber nicht unsachlich oder distanzlos) und ich finde es vorwiegend furchtbar.
Vermutlich geht es bei mir in Richtung dessen, was werve gesagt hat (sehr schön formuliert bzgl. "sich selbst begegnen"), ich habe auch generell Stress mit Nähe und Berührung jeglicher Art. Allerdings verschlimmert es ihre Herzlichkeit noch, ich fühle mich unwohl, weis nicht wie ich mich verhalten soll. Vielleicht auch ein Stück weit bedrängt, eingeengt zwischen dem Wunsch die warmen Worte, welche ich nie bekommen habe, anzunehmen und davor wegzulaufen, misstrauisch zu sein (warum bringt jemand mir Verständnis, Empathie und dann auch noch Herzlichkeit entgegen? Was will sie damit bezwecken? etc.), meine Gefühle ( u.a. den Schmerz darüber, wie es auch sein kann) lieber weiter wegzuschieben. Würde sie mich ankeifen oder bedrohen kämen wir von meiner Seite aus wahrscheinlich besser miteinander klar. :lol:

Ich werde es jedenfalls mal ansprechen, bietet sicherlich Inhalt, die meisten Menschen freuen sich wahrscheinlich, wenn ihnen jemand so begegnet. Allerdings darf man ja in der Therapie so merkwürdig sein, wie man möchte. :hirni: Dass du dich nicht "offenbaren" magst und lieber hinter den von dir als falsch empfundenen 'sozialen Ängsten' versteckst, finde ich schade. Ich denke nicht, dass es Grund dazu gibt, deine Therapeutin verärgert sein wird, "soziale Ängste" ist ja auch kein starr definierter Begriff. ;-) Darf ich fragen, was für eine Therapie du machst und warum?
LG scars
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Flowfalls
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 16:08

JojoLa hat geschrieben: Mi., 07.06.2017, 16:41 Ich bin besorgt, dass die Therapeutin mich nicht verstehen könnte. Aus diesem Grund wäre ein Feedback von euch für mich sehr hilfreich.
Grüsse JojoLa
Feedback: Spontan würde ich sagen, du bist nicht zugänglich für ambulante Psychotherapie. Oder umgekehrt Psychotherapie nicht zugänglich für Dich. Natürlich kann sich das im Laufe deines Lebens noch ändern. Aber im Moment sieht es nicht danach aus, wenn ich das so nüchtern sagen darf. Weiss nicht, wer den Mythos in die Welt gesetzt hat, es sei für alle nutzbar. Daher ist deine Sorge (Gedanke) gar nicht so unbegründet.


shesmovedon
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 17:03

Nein, ich glaube nicht, dass die Therapeutin verärgert reagiert. Ich denke sie ist eher froh, wenn sie darum weiß, was dir hilft und was dir vielleicht zu viel ist. Meine Erfahrung ist zumindest bisher, dass man solche Dinge sehr offen und friedlich mit Therapeuten klären kann und diese immer froh sind über Feedback. Sie können sich ja auch nur langsam herantasten, was für den Patienten das beste Verhalten ist oder am besten ankommt. Umso besser, wenn man es ihnen sagt.

Und ich verstehe es sehr gut. Bei mir geht es sogar soweit, dass ich es auch mag, wenn ich mal härter rangenommen werde und straight die Dinge ins Gesicht gesagt bekomme. Mir bringt das mehr, als immer übermäßige Sanftheit, als wäre ich ne zerbrechliche Vase.

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Scars
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 20:16

Flowfalls, könntest du begründen?
Ich hätte eher gedacht, dass man in der Therapie einen Zugang finden kann, aber es natürlich Zeit braucht, sich einzulassen.
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saffiatou
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 12:20

Hallo Scars,

Mach Dir erst mal keine Gedanken, klar braucht es Zeit um sich auf die Therapie einzulassen und es braucht auch Zeit Vertrauen zu dem Thera aufzubauen - je nachdem aus welchem Grund Du eine Thera machst. Therapie ist nicht einfach.
Scars hat geschrieben: Fr., 09.06.2017, 15:41 Allerdings verschlimmert es ihre Herzlichkeit noch, ich fühle mich unwohl, weis nicht wie ich mich verhalten soll. Vielleicht auch ein Stück weit bedrängt, eingeengt zwischen dem Wunsch die warmen Worte, welche ich nie bekommen habe, anzunehmen und davor wegzulaufen, misstrauisch zu sein (warum bringt jemand mir Verständnis, Empathie und dann auch noch Herzlichkeit entgegen? Was will sie damit bezwecken? etc.), meine Gefühle
Es hat Gründe warum Du so heftig auf Herzlichkeit und Empathie reagierst! Das Misstrauen hat Gründe und hier wäre es Dein Part, daran weiterzuarbeiten. Deine Thera kann nicht unbedingt ahnen, was diese Empathie bei Dir auslöst, es sei denn sie liest es an Deinen Reaktionen. Mein Vorschlag wäre, es mal anzusprechen, zu überlegen woher das kommt. Nachfragen, was sie mit der Empathie erreichen will, ob sie das auch ernst meint etc.

Du darfst Deiner Thera alles sagen und sie alles fragen - wenn sie da nicht gut reagiert, ist auch das ein Grund das zu besprechen.


Mach Dir keine Sorgen, als Therapieneuling, hat man anfangs manche Ängste den Thera zu verärgern, nicht gut genug zu sein, weiß noch nicht, was erlaubt ist und was nicht.... es ist alles erlaubt, was Dir gut tut! Außer Berührungen und anderes, was die Abstinenz verletzt.

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


Ta_Ra
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 12:26

@scars & JojoLa

Ich erlebe das recht häufig, dass Klienten mit der intensiven Art der Zuwendung und Empathie überfordert sind.
Gerade wenn es Menschen sind, die in ihrem Leben nie viel (bedingungslose) Zuwendung bekommen haben - dann ist dies etwas ganz neues und teilweise sogar bedrohliches für sie.

Ich bin dann aber immer sehr froh, wenn das angesprochen wird, denn dann können wir gemeinsam schauen, was wir eventuell verändern können, damit es erträglicher wird.
Sehr oft haben wir dann auch gleich ein wichtiges zu bearbeitendes Thema bei der Hand - nämlich zB die Schwierigkeit, wohlwollendes Verhalten annehmen zu können,
weil man sich vielleicht selbst dazu nicht wertvoll genug fühlt....man glaubt, es nicht "verdient" zu haben....oder, oder, oder.....


Flowfalls
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 13:02

Scars hat geschrieben: Fr., 09.06.2017, 20:16 Flowfalls, könntest du begründen?
Ich hätte eher gedacht, dass man in der Therapie einen Zugang finden kann, aber es natürlich Zeit braucht, sich einzulassen.
Ja! - eigene Erfahrung u. Umgang mit anderen psysisch Erkrankten. Hatte erst mal psychiatrische Behandlung bevor das andere möglich war.


ziegenkind
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 13:27

Ich glaube, das unbehagen vor der emphatie ist die chance auf veränderung überhaupt. Bei mir war es so. Warum? Mindestens zwei gründe. Erstens war mir das selbst suspekt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich da raus kommen sollte, gleichzeitig war da so eine wilde sehnsucht, das hinter mir lassen und zuneigung annehmen zu können.
Zweitens habe ich in dem moment, in dem ich anfing, darüber mit einem anderen menschen und nicht nur mit mir selbst in meinem
Kopf zu sprechen, gemerkt, dass ich das wie und warum
Eigentlich gar nicht so klar erklären konnte. Eine spannende frage lag auf dem Tisch

In diesem sinn: glückwunsch. Jetzt kann es richtig losgehen mit der therapeutischen arbeit
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Scars
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Beitrag Sa., 10.06.2017, 16:45

JojoLa, ich hoffe es ist ok, dass ich mich eingeklinkt habe und du kannst auch was davon mitnehmen... :tanzen:

Saffiatou, persönlich weis ich immer noch nicht, warum ich eigentlich in Therapie bin beziehungsweise dorthin gedrängt wurde, ganz freiwillig war das nicht. "Ist ja auch alles nicht so schlimm". :roll: Nachdem ich Vorgespräche bei 7 Psychologen hatte, fühle ich mich dort nun im Grunde gut aufgehoben und denke nicht, dass die Therapeutin unprofessionell reagiert (und wenn sie es versehentlich täte, könnte man es besprechen), aber wie du sagst: Therapieneuling.

Ich würde mir, glaube ich, auch mehr Transparenz im Prozess wünschen, wissen, wohin die Reise gehen soll, allerdings ist das wiederum schwierig, da ich vollkommen ohne Ziel und Perspektive bin und auch ohne Motivation mir eine zu suchen und im Grunde jemanden brauche, der erstmal grob die Richtung vorgibt, was natürlich nicht funktioniert, wenn man u.a. nicht darauf vertrauen kann, dass die vorgeschlagene Richtung auch gut ist. Noch dazu ist es eine analytische Therapie, also ohnehin recht offen konzipiert.

Vermutlich spielt neben dem, was Ta_Ra schrieb, auch ein bisschen rein, dass ich davon ausgehe Therapeuten wöllten nur ihr Geld verdienen und wenden sich mir entsprechend ihrer Arbeit gezwungenermaßen zu, weil ich eben in der Praxis aufgekreuzt bin. Bietet natürlich auch Sicherheit, dass sie ihre Miete irgendwie bezahlen müssen, allerdings fällt es mir auch schwer, so eine Beziehung zu jemandem aufzubauen, noch dazu, wenn ich nichtmal weis, ob es für ihn in Ordnung ist oder ob er froh ist, wenn die 50min (für 82€ ;-) ) möglichst schnell vorbei gegangen sind. Wiederum wirft mich Authentizität auf meine Ängste zurück, denn wenn meine Therapeutin tatsächlich wirklich so wäre, wie sie zu sein scheint, gibt es eigentlich keinen Grund sich einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zu verweigern. :kopfschuettel:

Flowfalls, was hat sich dadurch für dich, als Vorraussetzung, geändert?

Ziegenkind, Sehnsucht nach Zuneigung habe ich nicht, eher im Gegenteil. Ich wäre meistens am liebsten unsichtbar, unwichtig, kann es auch gar nicht leiden, wenn sich jemand um mich sorgt. Vielleicht wehre ich die Empathie auch deswegen ab. Ja, es hat schon etwas Bedrohliches...

Um die ganzen Dinge besprechen zu können, braucht es vielleicht noch etwas mehr Vertrauen. Oder Mut. Oder beides.
Ich hoffe einfach, dass die Zeit es regelt.

Vielen lieben Dank für eure Beiträge!
LG scars
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