Therapeutenwechsel - Verzweiflung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Katastrophengirl
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Therapeutenwechsel - Verzweiflung

Beitrag Sa., 18.03.2017, 12:40

Hallo udn guten Tag!

Ich bin zunächst froh, dass es dieses Forum gibt und ich habe auch schon ein paar Beiträge gelesen. Nun hoffe ich, dass jemand auch für mein sehr spezielles Problem eine Lösung oder zumindest eine Antwort hat. :!!:

Ich beschreibe kurz den Hintergrund:

Letztes Jahr im April gab es ein sehr einschneidendes Ereignis welches mich stark traumatisierte. Durch eine Opferorganisation wurde es mir ermöglicht möglichst kurzfristig (nach 3 Wochen) mit einer Traumatherapie zu beginnen. Leider waren der Therapeut und ich nicht auf einer Wellenlänge, so dass ich die Therapie nach 7 Sitzungen abbrach.

Ich suchte selbst nach einem Therapeuten und musste somit erstmal eine Wartezeit überwinden.

Dann ging es endlich Mitte Dezember bei einem anderen Therapeuten weiter. Es war im Vergleich zu dem anderen Therapeuten das genaue Gegenteil.... von anfang an fühlte ich mich gut aufgehoben. Langsam machte ich Fortschritte. Anders als bei dem ersten Therapeuten konnte ich mich hier schon relativ schnell öffnen und war bereit über das Erlebte zu sprechen. Alles schien sich also positiv zu entwickeln.

Bis gestern.....

Gestern hatte ich die nächste Sitzung bei ihm und er teilte mir mit, dass er die Therapie abbrechen müsse. Ich habe sofort angefangen zu weinen und zu zittern. Es war so als hätte mir jemand den Boden unter den Füssen weggerissen. Ich fragte nach dem Grund. Mein Glück war, dass er ehrlich zu mir war... und er teilte mir mit, dass er für mich mehr empfinden würde und dass das zwischen einem Therapeuten und einer Patientin nicht gut sein.

Auf der einen Seite schmeichelte dies ungemein, denn ich bin in keinster Weise attraktiv und bin weit ab von jeglichen Modelmaßen auch altersmäßig ist das so eine Sache, er ist ca. 10 Jahre älter als ich, auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, dass ich mich nun einem anderen Therapeuten anvertrauen soll.

Nachdem ich mich halbwegs wieder beruhigt hatte, machte er mir das Angebot, dass ich weiter bei seinem Praxispartner in Behandlung bleiben kann. (Es ist eine Gemeinschaftspraxis in der zwei Therapeuten tätig sind). Sein Praxispartner weiß also somit auch bescheid.

Mein jetziger Therapeut bot an, dass wir uns bei meinem nächsten Termin alle 3 zusammensetzen und dann offen darüber sprechen. Klar bin ich auf der einen Seite dankbar, denn es erspart mir eine erneute Wartezeit, aber dennoch würde ich ihm ständig in der Praxis begegnen. Mir selbst macht es nur hinsichtlich des Therapieabbruchs etwas aus, da ich eigentlich nichts für ihn empfinde (er scheint verheiratet zu sein und hat ausserdem 1 oder zwei Kinder).

Dennoch bin ich wie vor den Kopf geschlagen und kann gerade nicht klar denken. Ist das wirklich so ratsam zu seinem Praxispartner zu gehen?

Gerade jetzt, wo ich einigermaßen gedacht hatte ich sei auf dem richtigen Weg. Eines ist für mich jedoch klar, dass ich eine erneute Wartezeit nicht mitmachen möchte.

Verdammt, noch nie war ich so wütrend darüber, dass sich ein Mann für mich interessiert.....

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isabe
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Beitrag Sa., 18.03.2017, 12:48

Katastrophengirl hat geschrieben: Sa., 18.03.2017, 12:40 Verdammt, noch nie war ich so wütrend darüber, dass sich ein Mann für mich interessiert.....
:trost: :)

Hallo,
vielleicht ist es jetzt nicht das, was du hören magst, aber ich möchte dir sagen, wie es ist: Sei froh! Sei froh, dass du an einen Therapeuten geraten bist, der seine Grenzen kennt. Damit hätte er eigentlich schon einen Preis verdient. In jedem Falle aber kannst du das, also seine Aufrichtigkeit, in dir bewahren als etwas Positives.

Solche Gefühle kommen vor, und wenn der Therapeut das erkennt und versucht zu lösen, ist damit sehr viel gewonnen: er hat dich damit nämlich vor einer retraumatisierenden Erfahrung bewahrt, und das kann nicht jeder Therapeut.

Dass er damit auch offen mit dem Kollegen reden will, finde ich sehr gut.

Ob das allerdings für dich die beste Lösung ist, möchte ich leise bezweifeln. Vielleicht ist es das Beste, was er dir im Moment mitgeben kann, aber ich denke, für dich wäre es besser, komplett neu anzufangen, als so eine Art "Zweigstelle" von ihm zu konsultieren. So bleibt ihr ja doch irgendwie verbunden, und ich glaube, das würde dir nicht so gut tun. Es sei denn, es passt zufällig hervorragend zwischen euch.

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candle.
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Beitrag Sa., 18.03.2017, 12:51

Hallo und Willkommen im Forum!

Da hast du ja richtig Pech gehabt.
Aber wenn er dir nichts bedeutet, warum dann nicht mit dem Kollegen weitermachen? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du ihn groß zu Gesicht bekommen wirst. Er wird ja wohl hoffentlich kaum in der Praxis rumscharwenzeln, wenn du eine Sitzung hast?

Oder er möge sich um einen anderen Ersatz kümmern außerhalb dieser Praxis.

Viele Grüsse!
candle
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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 18.03.2017, 13:44

Ach verdammt, das ist wirklich PECH.
Und ich schliesse mich isabe an: Hut ab, da hat dein nunmehr Ex-Therapeut wirklich so gehandelt wie man das von einem integren Therapeuten erwartet!

Ist natürlich wirklich blöd für dich.

Ich würde an deiner Stelle schon halt mal diese Alternative mit dem Kollegen erst mal wahrnehmen und parallel anderswo schauen.

Viel Glück!
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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lisbeth
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Beitrag So., 19.03.2017, 09:16

Hallo Katastrophengirl und willkommen,

das mit dem (nicht freiwilligen) Wechsel der jetzt auf dich zu kommt tut mir leid. Und ich weiß auch aus eigener Erfahrung, wie sehr man damit zu kämpfen hat, gerade weil es nicht die eigene Entscheidung war, die dazu dann geführt hat sondern 'die äußeren Umstände' (in welcher Form auch immer).

Gleichzeitig sehe ich es wie die anderen auch: Sei froh, dass der Therapeut seine Grenzen erkannt hat und verantwortungsvoll gehandelt hat. Alles andere wäre ganz sicher nach hinten losgegangen.
Miss_Understood hat geschrieben: Sa., 18.03.2017, 13:44 Ich würde an deiner Stelle schon halt mal diese Alternative mit dem Kollegen erst mal wahrnehmen und parallel anderswo schauen.
Das wäre jetzt auch meine Vorgehensweise. Du kannst ja auch in der gemeinsamen Stunde ansprechen, dass dir dieser Wechsel echt schwerfällt, dass du nicht weiß, wie du damit umgehen kannst, dass du deinem bisherigen Therapeuten wahrscheinlich über den Weg laufen wirst, dass die Termine in derselben Praxis sind usw. Den neuen Therapeuten ganz direkt fragen, wie er dich dabei unterstützen kann. Was dir bei diesem Übergang helfen kann, wieder Vertrauen zu dem neuen Therapeuten zu finden.

Und einfach mal schauen, wie es für dich funktioniert. Für den Fall dass du merkst, das funktioniert so nicht, würde ich auch anfangen parallel zu suchen, und den Kollegen-Therapeuten für die Überbrückung nutzen. So ganz allein in dieser Situation dastehen ist wahrscheinlich nicht so sinnvoll...

Alles Gute für dich.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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helgak62
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 15:42

Meine Psychiaterin ist der Meinung, dass ich aktuell eine spezifische Traumatherapie bräuchte. Das würde allerdings heißen, dass ich den Therapeuten wechseln müsste, weil mein Therapeut diesbezüglich keine Ausbildung hat.
Ich muss das zwar noch ein bisschen setzen lassen, aber mein erster Gedanke war: Ich fühl mich dort gut aufgehoben, ich hab lang genug gebraucht, um mich öffnen zu können und eigentlich will ich keinen Therapeutenwechsel.
Ich hab das Gefühl, dass ich dann wieder ganz von vorne beginnen muss und es wieder dauert bis da eine arbeitsfähige Beziehung entsteht.
Ich muss das jetzt eh auch einmal mit meinem Therapeuten besprechen.

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Candykills
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 15:53

Ich habe schwere Traumafolgestörungen und fühlte mich trotzdem immer gut aufgehoben bei einer TfP Therapeutin. Ich hatte nebenbei auch noch einen Traumatherapeuten in der PIA, den ich alle paar Wochen sah.
Ich sehe das nicht so, dass man mit einem Trauma unbedingt einen Traumatherapeuten braucht. Fast jede Störung ist mehr oder weniger auf etwas Traumatisches zurückzuführen. Wenn die Beziehung mit der aktuellen Therapeutin stimmt, würde ich dort in Therapie bleiben und nicht wechseln.
Meiner Erfahrung nach ist die Beziehung und die Vertrauensbasis wichtiger als die Therapierichtung.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Philosophia
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 15:58

Hör ein bissl auf dein Bauchgefühl, helgak62, mir hatte ne Psychiaterin schon die lustigsten Sachen empfohlen, die ich allesamt ignoriert habe - unter anderem auch die Therapeutin zu wechseln. Zumindest hat mir das geholfen - und zwar, dass ich auf mich gehört habe. PS: ich habe viele Traumata erlitten und habe nie eine spezifische Traumatherapie gemacht und stehe jetzt trotzdem wieder mitten im Leben.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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helgak62
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 16:13

Meine Psychiaterin hat halt gemeint, dass dissoziativen Störungen traumatherapeutisch angegangen werden sollten. Es ist ja überhaupt nicht so, dass meine Missbrauchserfahrungen, dort nicht Platz haben dürften oder ich da nicht irgendwelche Strategien erlernen würde. Außerdem hat sie mir eine Adresse mitgegeben und es wäre auch noch eine Geschlechtswechsel zu einer Frau - so komisch das klingen mag, aber ich hab da eine eindeutige Präferenz zu einem Mann als Therapeuten.
Ich glaub, ich sollte heute einmal über alles Erlebte schlafen. Ich war nämlich auch bei einer Beratung zur beruflichen Wiedereingliederung, weil ich schon 4 Monate im Krankenstand bin und dort wurde mir als Patentlösung zur Wiederherstellung meiner Arbeitsfähigkeit ein Signalhund vorgeschlagen, weil der merkt dann im Vorfeld, ob ich in einen Zustand komme und dann kann ich ja Medikamente nehmen. :stupid: :kopfschuettel:

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Candykills
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 16:18

Also ich habe ne DIS (dissoziative Identitätsstörung), die schwerste Form von Dissoziation. Meine Therapeutin hat Fortbildungen bezüglich dieser Störung besucht. Sie war mir eine gute Therapeutin, ich gehe auch jetzt noch regelmäßig zu ihr und zu sonst niemandem mehr.
Ich halte das für ein Gerücht, dass dafür nur Traumatherapeuten sich eigenen. Es kommt mehr darauf an, wie flexibel die Therapeutin sich auf Störungen einstellen kann und wie gewillt sie ist sich fortzubilden, wenn sie mit etwas konfrontiert ist, was sie noch nicht kennt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Philosophia
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 16:23

Ich habe auch Dissoziationen im Repertoire...also von daher...
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helgak62
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 16:32

Mit Dissoziation kann er gut umgehen und wir haben es bisher in der Therapie auch bis auf ein einziges Mal (da hat er mich aber ganz schnell wieder rausgeholt) geschafft, dass ich ihm nicht völlig abhanden komme.

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Montana
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 17:55

Das ist ja eine witzige Idee mit dem Signalhund. Da es keine Medikamente gegen Dissoziation gibt, funktioniert das auch so nicht. Assistenzhunde können trotzdem hilfreich sein, indem sie andere Menschen auf Abstand halten. Zum Beispiel an der Supermarktkasse, wo man manchmal einen Einkaufswagen in die Hacken geschoben kriegt oder den Atem des Hintermanns im Nacken spürt. Da kann sich ein Hund einfach hinter einen setzen und sich breit machen. Aber: so einen Hund muss man erst mal für teuer Geld ausbilden lassen. Der muss die Assistenzhundeprüfung bestehen, damit er einen auch an Orte begleiten darf, wo Hunde sonst nicht hin dürfen. Und natürlich braucht man dafür Zeit. Im Rahmen einer beruflichen Wiedereingliederung ist das nicht machbar.

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Candykills
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 18:19

Dann würde ich erstmal den Therapeuten fragen, ob er selbst einschätzt, dass er dir nicht ausreichend helfen kann. Vielleicht hat er auch noch Werkzeug in petto, was er bisher nicht ausgepackt hat und dir helfen könnte.

Lass dich da mal nicht verrückt machen/verunsichern.
Hast du mit deinem Therapeuten schon über die Transsexualität gesprochen? Auch ein nicht-Trans-Therapeut kann dich bei der Anpassung unterstützen und die notwendigen Berichte für die Krankenkasse (HET und OPs) schreiben. Nur für Gericht brauchst du zwei unabhängige Gutachter, die du auch selbst vorschlagen kannst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Fighter1993
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Beitrag Mo., 10.02.2020, 18:21

Candykills hat geschrieben: Mo., 10.02.2020, 18:19 Hast du mit deinem Therapeuten schon über die Transsexualität gesprochen? Auch ein nicht-Trans-Therapeut kann dich bei der Anpassung unterstützen und die notwendigen Berichte für die Krankenkasse (HET und OPs) schreiben. Nur für Gericht brauchst du zwei unabhängige Gutachter, die du auch selbst vorschlagen kannst.
Wenn ichs jetzt nicht völlig fehlinterpretiere war der Wechsel zwischen den Geschlechtern auf das Geschlecht des Therapeuten bezogen. Aktuell ist sie bei einem Mann, was ihre Präferenz ist. Vorgeschlagen wurde ich wohl aber die Traumatherapie bei einer Frau.

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