Eltern einbinden in Psychotherapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Vi83
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Eltern einbinden in Psychotherapie?

Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:16

Hallo,

meine Psychotherapeutin will unbedingt meine Eltern mit einbinden in die Psychotherapie.
Der Punkt ist, ich bin kein Teenager - sondern 33 Jahre alt!

Ich hatte ehrlich gesagt eine sehr schwere Kindheit mit wenig Platz für mich selbst, woran ich immer noch knabbere.
Die Therapeutin weiß, dass ich es nicht möchte, dass wir mal ein Gruppengespräch veranstalten. Aber sie fragt immer wieder und wieder, ob meine Eltern nicht doch mal dazu kommen wollen. Für mich ist das Verhalten der Therapeutin die Hölle.
Und die Therapeutin meint das ernst.

Was haltet ihr davon?

Grüße
Vi83

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shesmovedon
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:22

Gar nichts. Die Therapie ist dein sicherer Ort und Rahmen, da haben deine Eltern in meinen Augen nichts zu suchen.
Wie kommt sie dazu zu denken, dass das sinnvoll wäre?


Speechless
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:24

..und wieso nimmt sie deine Entscheidung nicht ernst?

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candle.
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:33

Hallo!

Mal ganz doof gefragt: Lebst du mit deinen Eltern zusammen?

LG candle
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werve
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:36

Halte auch überhaupt nichts davon. Das ist übergriffig und sie macht dich damit zum Kind.


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Vi83
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 12:50

Hallo candle,

ich habe eine eigene Wohnung.



Hallo Speechless und Radiohead,

sie meint, dass ich meine Eltern doch so oft treffe. Das stimmt auch. Trotzdem bin ich erwachsen.

Ich habe aber mal meine Eltern in einem Jahr nur an 3 Tagen gesehen.

Prinzipiell habe ich zu meinen Eltern kein sonderlich gutes Verhältnis (habe ich ja schon oben geschrieben).
Nur wohne ich selbst in einem 19.000 Einwohner-Städtchen, in dem nichts los ist und ich auch keine Leute kennen lerne . Naja, ich plane nun, in die nächste Großstadt zu ziehen .

Ich habe das Gefühl, dass die Medis, die ich nehme, mich deutlich angepasster sein lassen (Neuroleptika). Kann das sein?
Ich hatte nämlich früher dauernd Streit mit meinen Eltern (naja, in Wahrheit war das Verhältnis wohl katastrophal...).


Hallo werve,

ja, das sehe ich auch so. Weißt Du, ich bin froh, erwachsen zu sein. Ich knabbere zwar immer noch stark an dem, was ich mit meinen Eltern alles erlebt habe. Vielleicht werde ich das auch nie verarbeiten. Aber jedenfalls habe ich als Erwachsener schon so meine Möglichkeiten, die ich als Kind nicht hatte.


Ich habe dieser Therapeutin heute erzählt, dass meine Eltern meine Grenzen massiv überschritten haben. Da hat sie mich komisch angeschaut und meinte: "Also, Eltern wollen es ja nur gut." Äh??

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 14:02

Die Einbeziehung der Eltern würde ich nur gut finden, wenn
- ständig Kontakt besteht und dieser verbessert werden soll
- oder die Eltern etwas zur Therapie beisteuern können, was man selber nicht kann und was hilfreich für die Therapie wäre (z.B. sich an Ereignisse aus der sehr frühen Kindheit erinnern)
Beides geht aber nur mit Einverständnis von dir, und auch nur dann, wenn die Eltern auch ein ernsthaftes Interesse daran haben, etwas für dich zu verbessern. Ansonsten kann man es lassen.

Dass Eltern es gut meinen, ist sogar meistens richtig, aber gut gemeint ist ja bekanntlich nicht gut gemacht.

Rede doch nochmal mit der Therapeutin darüber, warum sie die Eltern einbeziehen will, und warum du das nicht für sinnvoll hältst.

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candle.
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 14:03

Vi83! Natürlich mußt du NICHT deine Eltern in Therapie einbinden, dennoch gibt es das tatsächlich schon ab und an mal.

Nun kommt eine Therapeutin auch nicht zwingend allein auf diese Idee ohne von dir irgendwie eine Vorgabe bekommen zu haben. So viel mal zur Übergriffigkeit und Grenzsetzung.

Du hast dich also über deine Eltern beklagt? Ja, OK, nur irgendwann mußt du wohl lernen dich ihnen gegenüber abzugrenzen. Das kannst du in deiner Therapie lernen.

Also sage deiner Therapeutin nochmal deutlich, dass du das nicht möchtest, dann ist das Thema sicher ganz schnell vom Tisch. Und dann mußt du an dir arbeiten oder du darfst an dir arbeiten.

LG candle
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Vi83
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 14:44

Hallo Kaonashi,

ich bin auch der Ansicht, dass es für sowas mein Einverständnis bräuchte. Da kann sich die Therapeutin auf den Kopf stellen, dieses Einverständnis bekommt sie von mir nicht.

Tja, ob meine Eltern ein ernsthaftes Interesse daran haben, etwas für MICH zu verbessern. Weißt Du, ich war ein halbes Jahr obdachlos. Meinen Eltern war das sch*** egal. Es war total gefährlich und es war ihnen einfach egal, ob es mir gut geht oder nicht .

Hallo candle,

ich bin auch der Ansicht, dass ich meine Eltern NICHT in die Therapie einbinden muss.
Ich bin der Ansicht, dass es bei einer Therapie darum gehen sollte, Geschehenes zu verarbeiten (z. B. Traumatisierungen) bzw. stabiler zu werden. Ob ich das als "an mir arbeiten" bezeichen würde, sei dahin gestellt. Ich glaube, ich würde andere Begriffe dafür verwenden.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 14:46

Hallo Vi83
"Also, Eltern wollen es ja nur gut." Äh??
Sofern die Eltern einen nicht gerade emotional oder sexuell missbraucht haben oder körperliche Gewalt angwandt haben, ist es in vielen Fällen so, dass die Eltern das tun, von dem sie glauben, dass es das richtige für ihr Kind ist. Viele Dinge tun Eltern, weil sie ihre Kinder lieben und nur das Beste für ihr Kind wollen. Dabei unterlaufen Eltern durchaus Fehler, die sich negativ auf die Entwicklung eines Kindes auswirken können. Meist begreifen Eltern selber erst, wenn sie älter und reifer sind, welche Fehler sie einst gemacht haben.
Ich erinnere mich noch gut an meine Jugendalter-Zeit, als die ersten meiner Freunde Kinder bekamen (zum Teil selber noch halbe Kinder und unreif) und in die Bibliothek gingen und sich Bücher derart kauften "Wie erziehe ich mein Kind?". Und wenn ich die Medien verfolge und sehe wie Kinder früher erzogen wurden und wie man sie heute erzieht, ... jede Generation hat so ihre Vorstellung darüber, was für das Kind das beste ist. Früher dachte man, Gewalt wäre die richtige Erziehungsmethode, heute lässt man Kindern sehr viel durchgehen oder verzichtet gar gänzlich auf Erziehung.
Meine Mutter war gerade mal 15 Jahre alt, als sie ihr erstes Kind bekam und dieses ins Heim steckte. Meine Schwester wirft meiner Mutter natürlich vor, sie abgeschoben zu haben. Verständlich. Anderseits, wäre es ihr wirklich besser gegangen bei einer 15 jährigen unreifen, unerfahrenen, psychisch kranken Mutter aufzuwachsen? Ich bin sicher, sie hätte bei ihr genauso Schaden genommen, wie sie im Heim Schaden erlitten hat, ... nur halt anderen Schaden, durch andere Erfahrungen.
Natürlich musst du es nicht. Wenn du nicht möchtest, dass Deine Eltern an deiner Therapie teilhaben, dann ist das Dein gutes Recht Nein zu sagen. Es kann aber für die eigene psychische Gesundheit gut sein, sich mit den Eltern auszutauschen, sich anzuhören, wie sie die retrosepektiv Dinge sehen. Deine Eltern waren früher 33 Jahre jünger als heute.
Natürlich muss man nicht alles verstehen und verzeihen. Man muss keinen Kontakt zu den Eltern haben, wenn man diesen nicht wünscht. Ich wollte den Kontakt zu meiner Mutter nicht. Dennoch ist es für mich persönlich wichtig zu wissen, warum meine Mutter sich verhalten hat, wie sie es hat. Ich weiß heute, dass es nichts mit mir zu tun hatte, dass sie mich so behandelt hat, sondern mit ihr selbst, mit ihren eigenen psychischen Problemen. Für mein Selbstwertgefühl ist es wichtig zu wissen, dass sie mich nicht abgelehnt hat, weil ich nicht liebenswert war und bin, sondern weil sie selber massive Probleme hatte, zu jung war, ...
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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candle.
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 14:54

Vi83 hat geschrieben: Ich bin der Ansicht, dass es bei einer Therapie darum gehen sollte, Geschehenes zu verarbeiten (z. B. Traumatisierungen) bzw. stabiler zu werden.
Wenn das so schlimm ist, wird eigentlich eher dazu geraten sich von den Tätern fernzuhalten- jedenfalls temporär.

candle
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Vi83
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 15:02

Hallo Jenny Doe,

also, ein weiteres Problem ist, dass meine Eltern beide davon überzeugt sind, dass sie beide keine eigenen psychischen Probleme haben.
Meine Eltern sind beide auch schon älter, mein Vater ist knapp 80 Jahre alt, meine Mutter 70 Jahre alt. Früher hat man psychische Probleme ja unter den Tisch gekehrt - und ich denke, dass machen sie immer noch.

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Krümmelmonster
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 15:20

Hallo Vi83,
ich habe ein Elterngespräch als Erwachsene gehabt, mir hat das für meine Entwiklung sehr gut getan. Mein Vater hat sich Entschuldigt. Das tat mir sehr gut und das merke ich immer noch, vieles haben sie nicht zugeben aber dieses Wort von meinem Vater half mir weiter. Trotzdem bestand danach wenig Kontakt.

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unwichtig
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 16:53

Ich kann das gut verstehen, ich bin 34, hatte eine schwierige Kindheit und ich würde auch niemals einem Gruppengespräch mit meinen Eltern zustimmen. Ich denke das sollte deine Therapeutin akzeptieren. Lass dich bitte nicht davon unter Druck setzen. Wenn du nicht willst, willst du nicht!
Manche Menschen lachen nur um nicht zu weinen, so viele um mich herum, aber doch alleine


Alyssa
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Beitrag Sa., 25.02.2017, 01:58

Vi83 hat geschrieben: Ich bin der Ansicht, dass es bei einer Therapie darum gehen sollte, Geschehenes zu verarbeiten (z. B. Traumatisierungen) bzw. stabiler zu werden. Ob ich das als "an mir arbeiten" bezeichen würde, sei dahin gestellt. Ich glaube, ich würde andere Begriffe dafür verwenden.
Wie würdest du es denn nennen?
Und was erhoffst du dir von der Therapie, wenn du das nicht als "an dir arbeiten" ansiehst?

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