Hallo,
seit ca. einem Jahr bin ich einer tiefenpsychologisch fundierten psychotherapie, bei einem Therapeuten der früher als Psychiater tätig war und mittlerweile beides macht. In den letzten zwei Monaten wurde mir jedoch immer stärker bewusst, dass mich die Therapie nicht weiterbringt bzw. eher sogar ganz schief läuft.
Vor diesem Therapieversuch war ich über 4 Jahre in Verhaltenstherapie sowie in psychiatrischer Behandlung und zwar mit großem Erfolg. Ich war durch die verordneten Medikamente und die erlernten Techniken so stabil, dass ich über lange Zeit mit allem gut zurecht kam. Im Hinblick auf einen Umzug in eine neue Stadt fing aber langsam alles an zu wanken.
Ich landete also bei diesem Therapeut, der nach wenigen Minuten schon überzeugt war, dass ich völlig falsch behanddelt wurde, nicht krank bin und daher Medikamente völlig falsch sind.
Er war eher der auffassung, dass ich eine unverarbeitete Trauer durch die Trennung der Eltern und den Verlust des Vaters mit mir rumschleppe. Einwände gegen diese Theorie und meine Ansichten zu Auslösern von Problematiken weißt er eigentlich nur ab. Auch meine Versuche ihm zu Erläutern in welchen zustand ich war, als ich die Medikamente verschrieben bekam und dass sie nutzen gehabt habem etc. - immerhin kannten mich frühere Therapeutin und Arzt fast 5 Jahre lang - wurden abgewiesen.
Warum bin ich also weiter hingegangen? Zunächst war ich geschockt, dass es wirklich passiert war, dass jemand sagt, ich hab gar nichts. Trotzdem (oder gerade deswegen) war ich irgendwann offen für einen neuen Ansatz, der versprach, dass ich keine Medikamente mehr nehmen müsse.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob diese Abneigung gegen Medikamente in diesem Therapiezweig so üblich ist. Doch scheint genau hierin ein wichtiger Problempunkt zu bestehen. Ich hab mittlerweile fast alles abgesetzt/runtergesetzt und es geht mir stetig schlechter. Wenn ich anspreche, dass ich denke es hätte mit dem absetzen zu tun hat, wieß er das zurück oder tat es mit mir unverständlichen Vergleichen, wie das Medikament sei sinnbildlich der Vater, der mir genommen wird, ab.
Die anderen Ansätze in der Therapie helfen mir auch nur bedingt, gerade weil er so "stur" auf seiner Interpretation beharrt. Ich versuche, dass zwar lockerer zu sehen, als anderen Blickwinkel, aber im moment erscheint es mir als wäre seit Therapiebeginn alles schlimmer geworden.
Letzte Woche habe ich ihm dann gesagt, dass ich eigentlich nicht mehr kommen will, weil ich nicht weiterkomme. Hierauf reagierte er sehr betroffen.
Ich denke ich brauche einfach weitere Meinungen, ob ich das noch weiter verfolgen soll oder nicht. Im Moment werde ich oft richtig wütend über die Situation in der ich jetzt bin und will 'nie wieder' in Behandlung.
Therapie schief gelaufen?
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Hallo und Willkommen im Forum!
Was natürlich etwas seltsam klingt ist, dass du angeblich nichts hast und er ja offenbar dennoch die Therapie weiterführt. Wie lange bist du denn bei ihm in Behandlung?
Und was ist denn passiert als es dir trotz Medikamenten und erlernter Techniken wieder schlechter ging?
Liebe Grüsse!
candle
Was natürlich etwas seltsam klingt ist, dass du angeblich nichts hast und er ja offenbar dennoch die Therapie weiterführt. Wie lange bist du denn bei ihm in Behandlung?
Und was ist denn passiert als es dir trotz Medikamenten und erlernter Techniken wieder schlechter ging?
Liebe Grüsse!
candle
Now I know how the bunny runs!
Du scheinst ja nicht zufrieden zu sein mit der Therapie und kein Vertrauen zu dem Therapeuten zu haben... also ist wohl was schief gelaufen.
Hallo Auster,
und willlommen im Forum, auch wenn dein Anlass dich wahrscheinlich gerade eher stresst...
Ich glaube, du solltest dein Bauchgefühl ernstnehmen, dass da was schiefläuft. Und du bist ja auch nicht therapie-unerfahren, so dass dir wahrscheinlich klar ist, dass es bei jeder Therapie immer wieder mal auf und ab geht... Aber was du beschreibst hört sich für mich gravierender an als das normale Therapie-auf und ab:
Deine Wut ist für mich auch nachvollziehbar, weil er dich ja nicht sieht und nicht ernstnimmt sondern dich über deinen Kopf hinweg behandelt.
Ich glaube, dir würde momentan am besten eine neutrale "Zweitmeinung" helfen. Wenn du in einer größeren Stadt wohnst, gibt es vielleicht Beratungsstellen, oder den Sozialpsychiatrischen Dienst wo du dir einfach mal einen Beratungstermin geben lassen kannst und dir eine Einschätzung von einer dritten Person holen kannst. Die Psychotherapeutenkammern haben außerdem Ombudsstellen, wo man sich anonym und vertraulich beraten lassen kann. Und wo du dann mit der Person zusammen überlegen kannst, wie es für dich am besten weiter geht und was deine Handlungsmöglichkeiten sind.
Wenn dich die Therapie momentan zu sehr belastet, dann kannst du auch eine Pause einlegen. Du kannst dich bei ihm melden und ihm Bescheid sagen, dass du für die nächsten 4 oder 6 Wochen oder so pausieren willst, weil du etwas Abstand brauchst. Dass er dann womöglich sehr betroffen sein könnte, braucht DICH nicht zu kümmern. Hier geht es um DICH und DEINE Bedürfnisse.
und willlommen im Forum, auch wenn dein Anlass dich wahrscheinlich gerade eher stresst...
Ich glaube, du solltest dein Bauchgefühl ernstnehmen, dass da was schiefläuft. Und du bist ja auch nicht therapie-unerfahren, so dass dir wahrscheinlich klar ist, dass es bei jeder Therapie immer wieder mal auf und ab geht... Aber was du beschreibst hört sich für mich gravierender an als das normale Therapie-auf und ab:
- Du sagst, es geht dir immer schlechter.
- Dein Therapeut nimmt deine Einwände nicht ernst. Da gehen bei mir die Alarmglocken an. Meine Therapeutin hat manchmal auch gerne ihre "Hypothesen". Von denen lässt sie dann aber auch wieder ab, wenn ich ihr deutlich mache, dass das für mich nicht stimmig ist. Alles andere finde ich übergriffig.
- Ohne deine Geschichte genauer zu kennen: Aber seine Deutungsversuche im Hinblick auf die Medikamente hören sich für mich eher abstrus an.
- Auch dass er behauptet, du seist bisher "völlig falsch" behandelt worden, geht finde ich nicht. Dir ging es doch gut bzw. besser. Jetzt mit seiner -angeblich "richtigen" Behandlung geht es dir seltsamerweise schlechter. Ich würde erstmal behaupten: Wer heilt, hat Recht!
Deine Wut ist für mich auch nachvollziehbar, weil er dich ja nicht sieht und nicht ernstnimmt sondern dich über deinen Kopf hinweg behandelt.
Ich glaube, dir würde momentan am besten eine neutrale "Zweitmeinung" helfen. Wenn du in einer größeren Stadt wohnst, gibt es vielleicht Beratungsstellen, oder den Sozialpsychiatrischen Dienst wo du dir einfach mal einen Beratungstermin geben lassen kannst und dir eine Einschätzung von einer dritten Person holen kannst. Die Psychotherapeutenkammern haben außerdem Ombudsstellen, wo man sich anonym und vertraulich beraten lassen kann. Und wo du dann mit der Person zusammen überlegen kannst, wie es für dich am besten weiter geht und was deine Handlungsmöglichkeiten sind.
Wenn dich die Therapie momentan zu sehr belastet, dann kannst du auch eine Pause einlegen. Du kannst dich bei ihm melden und ihm Bescheid sagen, dass du für die nächsten 4 oder 6 Wochen oder so pausieren willst, weil du etwas Abstand brauchst. Dass er dann womöglich sehr betroffen sein könnte, braucht DICH nicht zu kümmern. Hier geht es um DICH und DEINE Bedürfnisse.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
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Auster hat geschrieben: Im Moment werde ich oft richtig wütend über die Situation in der ich jetzt bin .
Dieses Gefühl und alle anderen gehören in die Therapie bzw. in die Beziehung zu deinem Therapeuten (denn das bedeutet psychodynamische Therapie eigentlich).
Damit würdest du deine Gefühle destruktiv agieren und dich selbst sabottieren.Auster hat geschrieben:und will 'nie wieder' in Behandlung.
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