Passivität beim Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Traffix
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Passivität beim Therapeuten

Beitrag Fr., 13.01.2017, 01:49

Machen Therapeuten eigentlich auch mal was konstruktives oder sitzen die nur da wie so ein schweigender Buddha und reflektieren à la "die Antwort findest du in dir selbst".

Mache jetzt seit einem Jahr dieses unproduktive Blabla und habe noch nicht einen einzigen Tipp bekommen was ich ändern kann. Ich geh nicht zu jemandem um mir über Dinge klar zu werden auf die ich von alleine kommen kann. Bin reflektiert genug.
Habe ich meiner Therapeutin auch schon oft gesagt. Manchmal komm ich und rede über aktuelles, machmal einfach über den selben Scheiß wie immer. Und das sich nichts daran ändert.
Und immer wird einfach alles notiert. Ich mache eine Verhaltenstherapie um zu
erfahren was mit meinem Verhalten nicht stimmt. Weiß nicht ob das normal ist, aber das ist einfach nur mangelhaft.
Müssen die nicht ab und zu Erfolge oder so bei der Krankenkasse einreichen? Ich glaub das wird einfach finanziert ohne zu checken ob dabei was rumkommt. Reden kann ich selber, und ne Stunde da sitzen und einen auf verständnisvoll machen auch. Dafür braucht man Abi? WTF

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mondlicht
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 03:03

Hallo Traffix,

es gibt solche und solche Passivität. Manchmal ist sie genau passend, aber dafür müssen viele Voraussetzungen stimmen, was bei Euch anscheinend nicht der Fall ist. Vielleicht ist diese Therapeutin tatsächlich nicht gut, vielleicht stimmt die Chemie nicht zwischen Euch.
Hast Du schon erwogen zu wechseln? Du klingst ja ziemlich enttäuscht. Wie lange soll das noch weitergehen?


isabe
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 08:26

Traffix:
Offenbar hilft deine Therapeutin dir nicht. Dann solltest du Kosten und Energien sparen, indem du die Therapie konsequenterweise beendest. Warum sie dir nicht hilft, kann man natürlich anschauen. Vielleicht bist du innerlich nicht bereit dafür? Vielleicht ist sie unfähig?

Für mich hört sich das eher so an, als bräuchtest du etwas anderes (es sei denn, du möchtest dich wirklich einlassen, und dafür wäre es nötig, dass du mehr tust, als irgendwelches Blabla zu erzählen; aber was du erzählst und wie du dich einbringst, entscheidest du selbst). Vielleicht bräuchtest du einen Coach oder eine Beratung? Therapie ist immer auch Beziehung, und wenn du dich darauf nicht einlassen magst, solltest du das Feld räumen.

Oder aber es liegt an ihrer Art, mit der du nicht klarkommst. Dann solltest du dir einen neuen Therapeuten suchen. Sinnloses Schweigen ist eigentlich nicht state of the art. Vielleicht gelingt es ihr nicht, dich "heranzuholen" und eine Beziehung zu dir aufzubauen. Du hast ja woanders geschrieben, dass es dir an Empathie mangelt. Das ist dann natürlich schwierig für deinen Therapeuten, mit dir etwas Gemeinsames herzustellen. Und leider kann man Empathie nicht mit einer Spritze injizieren.


Speechless
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 08:31

Wieso bist du denn zu der Therapeutin gegangen und hast nicht jemand anderen genommen, wenn sie scheinbar auch in den Probestunden so war?
Zuletzt geändert von Speechless am Fr., 13.01.2017, 08:58, insgesamt 1-mal geändert.

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werve
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 08:56

Traffix hat geschrieben: Ich glaub das wird einfach finanziert ohne zu checken ob dabei was rumkommt.
Da hast du leider nicht unrecht, so ist das. Niemand überprüft die Qualität (wobei die schwierige Frage wäre, wie die gemessen werden kann).

Aber unabhängig davon, bedeutet Therapie nicht Dienstleistung in dem Sinne, dass der Pat. sich etwas abholen kann. Es ist immer ein Miteinander. Nach so langer Zeit ohne Fortschritt solltest du dringend einen Schnitt machen, am besten das Problem mit der Therapeutin erstmal besprechen.

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Traffix
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 13:03

Speechless hat geschrieben:Wieso bist du denn zu der Therapeutin gegangen und hast nicht jemand anderen genommen, wenn sie scheinbar auch in den Probestunden so war?
Weil ich naiv geglaubt habe, es gäbe eine gewisse Professionalität die jeder Therapeut grundsätzlich mit sich bringt. Heißt auf Verhaltensmuster A wird Behandlung B angewendet. Aber mittlerweile ist mir klar, Therapie ist ein einziger Narrativ. Das ist alles und nichts. Da kann man auch den ganzen Tag über das Wetter reden, denn ich muss ja selber wissen ob es mir hilft. So funktioniert das nicht, wüsste ich was mir hilft würde ich nicht zu jemand anders gehen.
Ich geh auch nicht zum Arzt und schlage eine Behandlung vor, ich nenne ihm meine Symptome.
Ich dachte vielleicht sieht jemand anderes besser was mir fehlt und ich lasse mir mit meinem Urteil immer viel Zeit.


MariJane
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 13:26

Wenn das ne Verhaltenstherapie ist, klingt das nicht gut. Bestärkt sie dich denn wenigstens? Oder kommt da rein gar nichts?


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 14:26

Hallo Traffix
Traffix hat geschrieben:Aber mittlerweile ist mir klar, Therapie ist ein einziger Narrativ. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=38402&p=911113#p911113
Nicht DIE Therapie, sondern Deine.
Ich kenne das von dir beschriebene Problem aus eigener Erfahrung. Meine Erfahrung zeigt mir aber auch, dass es auch Therapeuten (in diesem Fall Verhaltenstherapeuten) gibt, die anders arbeiten, die auf jedes von mir genannte Problem gezielt mit einer Methode reagieren, die mir dabei helfen soll (und es tut) mit dem Problem umzugehen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Traffix
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 14:50

MariJane hat geschrieben:Wenn das ne Verhaltenstherapie ist, klingt das nicht gut. Bestärkt sie dich denn wenigstens? Oder kommt da rein gar nichts?
Klar, oft sogar. Bringt nur nichts. Ich will keinen der alles künstlich aufwertet sondern mir Fehler in meinem Verhalten aufweist. Ich werde durch dieses Echo keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Ich brauch ne klare Anweisung. Und wenn es nicht hilft wird was anderes ausprobiert.

Von allein habe ich in dieser Zeit eigentlich nichts geändert. Und die einzige Idee meines Therapeuten war bisher es mit Sport zu versuchen.


MariJane
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 14:55

Ok, ich mach auch ne Verhaltenstherapie und denke, ich bin total komisch. Darauf hat sich mein Therapeut wohl auch irgendwie eingeschossen: Soviel hab ich bisher noch nicht verändert, verhaltenstechnisch. Aber viele Einstellungen zu mir selbst und meinem komisch sein, hab ich geändert. Was aber nicht heißt, dass das bei dir genauso ist. Vielleicht kannst du das aber auch mal in Erwägung ziehen. Wenn sie dir nicht passt, dann änder das, aber sie scheint schon mit dir zu arbeiten.

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Schmerzgeplagt
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 16:10

Hallo Traffix,

Ich bin auch beim ersten Therapeuten so reingefallenen. Der war ziemlich alt, hatte Dr. Titel, ich dachte auch er weiß schon was der tut.

Der saß da auch wie ne Mumie. Abartig echt. Genauso gut könnte ich daheim mit der Wand reden. Zum Unglück hatte er schon an die KK die Daten geschickt dass die "echte" Therapie schon geht.

Da ich eine chronische Migräne habe und chronische schmerzpatient bin, sagte er: ich kann Ihnen nicht helfen, Körper wird eh den Geist besiegen...

Dann habe ich den Therapeut gewechselt. Der jetzige ist toll!!! Die Chemie stimmt, die Gespräche laufen wunderbar. Ich bin begeistert.

Versuche mal zu wechseln.

LG
Lora


Speechless
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 16:24

Fehler im Verhalten aufzuzeigen finde ich schonmal schwierig. Du bist ja ein eigenständiger Mensch, der gemeinsam mit dem Therapeuten nach Lösungen suchen soll, wie es dir besser gehen kann.
Es geht nicht darum, dass der Therapeut, weil er allwissend ist, dir irgendwas empfiehlt, was dir vllt gar nichts bringt und dir auch nicht hilft.

Aber irgendwie funktioniert das Gemeinsame bei euch ja scheinbar nicht so gut.

Und klare Vorschläge und Ideen sollte gerade ein VT-Therapeut schon liefern können.

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Lockenkopf
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 17:18

Lieber Traffix,

ja, deine Beschreibung von Psychotherapie ist zutreffend. Ich habe das noch nie anders erlebt.

Ich fand das ganze aber auch sehr unbefriedigend, weshalb ich mich mit Psychotherapiemethoden befasst habe, um einen Ansatz zu finden, das ganze für mich irgendwie nutzen zu können.

Letzt endlich habe ich dann in den Sitzungen die von mir abgelesenen Methode angewandt, ohne Wissen des Psychotherapeuten. Es hat funktioniert, somit hat mich meine eigene Psychotherapeutische Arbeit aus der Depression heraus geholfen.
Das konnte ich aber auch nur deshalb machen, weil in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ohnehin der Patient der Thema bestimmt und die meiste Zeit redet.
Ein VT hätte das wohl verhindert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Krümmelmonster
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 17:41

Hallo Traffix,
wenn ich das lese,hast du eine tolle Einstellung. Das was du hier schreibst, sprich das an, weil so nimmt du eine eigene Verantwortung für dich. Dir ist die Therapie zu Passiv und du merkst, du kommst nicht weiter mit deiner Entwicklung. Sage was du dir wünscht, ob Sie dir das erfüllt kann ich dir leider nicht sagen. Du hast es aber probiert. Wenn Sie aber eingeht und es entwickelt sich was dann würde ich dir diese Therapie weiter empfehlen. Wenn nicht würde ich die Therapie sofort beenden.
Sage deine Bedürfnisse wie du es dir vorstellst. Ich kenne es auch so wie du, so bin ich weiter gekommen früher.
Die Therapeutin hat mich sehr weit gebracht, die mir vieles gesagt hat wie ich was machen kann. Habe es ausprobiert und einiges verworfen und manches hat gepasst. wir haben sehr stark an meinem verhalten gearbeitet. Sie begleitete mich. Sie ist eine sehr tolle Therapeutin gewesen für mich und war sehr einfühlsam und hat mich begleitet. Es gibt aber auch andere Therapeutinen und Therapeuten die nur da sitzen und passiv sind, leider.


isabe
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 19:16

Ich würde mal nachfragen, warum sie nur dasitzen. Daraus müsste sich ja eigentlich ein Gespräch entwickeln bzw. es müsste eine Erklärung dafür kommen ("ich will Sie anregen" o.ä.). Ob man die dann annehmen mag oder kann, ist die nächste Frage, natürlich. Aber ohne diese Frage wird man nicht feststellen, ob der Andere teilnahmslos rumsitzt oder ob er womöglich sehr aktiv dabei ist und das nur nicht bemerkt wird. Dann wäre die Frage, warum das so ist.

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