sind alle Handlungen durchdacht?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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zombie78
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sind alle Handlungen durchdacht?

Beitrag Do., 24.03.2016, 03:01

Hallo, mich würde mal eure Erfahrung interessieren. Und zwar habe ich von meinem Thera eine Nachricht bekommen, ich solle ihm bestimmte Unterlagen ausfüllen und zuschicken. Es war noch nicht so lange her, da ich ihm die Unterlagen aber bereits gegeben hatte. Ich habe mich gefragt, warum er sich daran nicht erinnern konnte. Er hat zur Zeit seine Patienten reduziert, sodass ich mich frage, ob das vielleicht auch nur ein Test gewesen sein könnte. Meint ihr dass Theras alle Handlungen, wie sms, Telefonate etc. Immer therapeutisch durchdenken? Es hat in mir wieder alle möglichen Gedanken angestoßen. Sollte das vielleicht der Sinn sein? Freue mich auf eure Meinungen.

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Candykills
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Beitrag Do., 24.03.2016, 07:19

Du kannst wohl davon ausgehen, dass das kein Test ist, sondern der Therapeut es einfach vergessen hat. Ist ja auch nur nen Mensch.
Ein Therapeut durchdenkt seine Handlungen eher hinsichtlich seiner Gegenübertragungen und was für den Patienten hilfreich oder schädlich sein könnte. Den Patienten zu testen gehört da normalerweise nicht dazu.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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lisbeth
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Beitrag Do., 24.03.2016, 07:26

Stimme Candy zu. Wahrscheinlich hat er es einfach vergessen, oder findet die Unterlagen nicht mehr. Frag ihn doch einfach beim nächsten Mal wenn du ihn siehst.

Ich fände solche "Tests" (was soll das überhaupt bringen?) höchst bedenklich, vor allem in einer therapeutischen Beziehung.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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zombie78
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Beitrag Do., 24.03.2016, 08:00

Ich bin deshalb auf Test gekommen, weil er weiß dass mich Kleinigkeiten (zum Beispiel Unterlagen und Schwierigkeiten mit der KK) manchmal aus der Bahn werfen können und ich alles persönlich nehme. Mich schnell abgelehnt und nicht gesehen fühle. Deshalb hat es mich schon irritiert. Und eben weil er gesagt hat, dass er Grade nicht viele Patienten hat. Ich hatte wieder einmal das Gefühl als wär ich eine Nummer, von der es nicht wert ist sich etwas zu merken. Aber klar, ich weiß dass das Dinge aus meiner Vergangenheit sind.Fühlt sich eben nicht so toll an.

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Broken Wing
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Beitrag Do., 24.03.2016, 08:41

Du solltest mit ihm über deine seltsamen Vorstellungen von Tests reden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Mitzi
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Beitrag Do., 24.03.2016, 11:12

Es hat also noch nie einen Therapeuten gegeben, der zB einen Termin verschieben möchte, um zu sehen ob man Nein sagen kann? Dann hab ich auch seltsame Vorstellungen.
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
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Joe-Cohen
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Beitrag Do., 24.03.2016, 11:23

Liebe Mitzi,
stell dir mal vor ein Therapeut müsste bei allen seinen Patienten stets die ganze Geschichte präsent haben, damit er 'störungsspezifisch' agieren kann, bei jedem Einzelnen.
Er selbst dürfte absolut nicht menschlich sein, niemals Fehler machen, niemals etwas vergessen. Alles ist 100%ig durchdacht,geplant, berechnend.

Wäre das nicht fürchterlich anstrengend bis unmöglich?

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Broken Wing
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Beitrag Do., 24.03.2016, 11:37

Also wenn ein Therapeut einen Termin verschiebt, um etwas zu testen, gehört er auf seine geistige Gesundheit hin durchgecheckt.

Erstens wird so die organisatorische und therapeutische Ebene vermischt. Zweitens wird der Pat. verunsichert. Wenn er mich bei Terminvergaben testet, wo dann noch überall? Drittens hätte es ein guter Therapeut nicht nötig, solche unzuverlässigen "Tests" zu machen um zu sehen, ob ein Pat. nein sagen kann. Im therapeutischen Gespräch ereignet sich so schon genug, wofür kaum Zeit zum besprechen bleibt, da müsste man echt keine nichtssagenden Spielchen aus der Hausfrauenküchenpsychologie bemühen.
Ich würde ernsthaft die Qualität des Therapeuten checken.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


mio
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Beitrag Do., 24.03.2016, 11:56

Hallo Zombie,

also ich habe da auch "komische Vorstellungen" und halte es durchaus für möglich dass solche "Tests" oder "Provokationen" vorkommen können. Finde ich auch gar nicht schlimm, denn wenn es mich im Endeffekt weiterbringt, dann ist es für mich ok. Und da vertraue ich meiner Thera.

Ich würde auch darüber sprechen wenn es Dich belastet, stell Dich aber auf ein Gespräch über Dein Misstrauen ein, wenn Du ihm das so "unterstellst"... Die andere Variante ist dass Du Dir anschaust was das mit Dir macht und in Dir auslöst und das dann zu besprechen, unabhängig davon, ob es jetzt ein "Test" war oder ein "Versehen". Im Prinzip ist das ja auch egal, es "eröffnet" Dir so oder so einen Zugang zu Deinen Gefühlen und damit würde ich in erster Linie gemeinsam mit ihm arbeiten.

Lieben Gruss,

mio

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Mitzi
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Beitrag Do., 24.03.2016, 12:00

Joe-Cohen hat geschrieben: Er selbst dürfte absolut nicht menschlich sein, niemals Fehler machen, niemals etwas vergessen. Alles ist 100%ig durchdacht,geplant, berechnend.
Also das hab ich ganz sicher nicht behauptet. Er wird es aber auch schlecht ignorieren können, wie ich auf Vergesslichkeit und "Fehler" seinerseits reagiere.
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
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Darksheep
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Beitrag Do., 24.03.2016, 12:47

zombie78 hat geschrieben: ob das vielleicht auch nur ein Test gewesen sein könnte.
Das kenne ich eher umgekehrt
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 24.03.2016, 14:11

...Ich glaube nicht, dass es NÖTIG ist, solche Tests zu machen, denn die meisten Therapeuten werden ganz einfach abwarten, bis es ganz von selber dazu kommt - eben weil Therapeut und Patient "auch nur" Menschen sind.
Was dann anders ist als im normalen Leben ist, dass es GENUTZT wird als WÄRE es ein Test.

Im besonderen Setting einer Begutachtung, wenn also die Zeit drängt, mag es solche "konstruierten Tests" geben. Aber in der normalen Therapie wird es eher im Nachhinein als "Beleg für das und das" genommen als von vornherein als Test konstruiert zu sein. Das würde ich auch für solche "kann der Patient nein sagen bei einer Terminverschiebung" annehmen...
(Aber es mag auch irre Psychologen geben )
Hello darkness, my old friend...


mio
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Beitrag Do., 24.03.2016, 14:43

Hallo Silence,
SoundOfSilence hat geschrieben:...Ich glaube nicht, dass es NÖTIG ist, solche Tests zu machen, denn die meisten Therapeuten werden ganz einfach abwarten, bis es ganz von selber dazu kommt
dazu brauchst Du aber viel Zeit, Zeit, die nicht in jeder Therapie gegeben ist. Für die "kleinen Provokationen" brauchst Du eine stabile therapeutische Beziehung, denn sie bergen immer auch ein "Risiko", nämlich das der Patient mehr auf sich und sein Gefühl vertraut als auf die Aussage des Therapeuten (nein nein, kein Test...alles "unbeabsichtigt" und Zufall).

Ich bin bis heute der Meinung, dass meine Thera sowas teils gemacht hat - nicht im "Übermass" aber eben schon. Und ich bin der Meinung, dass das gut so war für mich. Bei mir ging es in allen drei Situationen um Gefühle wie Wut, Trauer etc. Die "auffälligste" Situation war eine Situation in der es um "Aufarbeitung", "Klinikaufenthalt" und Techniken wie EMDR ging. Auffällig vor allem deshalb, weil das erst einmal zu dem Zeitpunkt gar nicht MEIN Thema war (und normalerweise bestimme ich die Themen) und meine Thera in Bezug auf EMDR mit mir immer "ausgewichen" ist vorher. Sie wollte das ganz klar nicht mit mir machen, ich hingegen schon. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits akzeptiert, dass sie das nicht für "gut" hält bei mir und auch verstanden, warum sie das wohl so sieht. Es war also eigentlich gar kein Thema mehr zwischen uns.

In einer Stunde dann fing sie plötzlich gegen Stundenende an etwas von einem ehemaligen Patienten zu erzählen und von einem Arzt in einer Klinik, von EMDR usw. Ich ging darauf Null ein, es war nicht interessant für mich zu dem Zeitpunkt. In der nächsten Stunde war es dann plötzlich ein Thema für mich, warum kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber irgendwas war da "angestossen" worden in mir und mein Zustand hatte sich erst mal massiv verschlimmert. Also sprach ICH über das Thema Klink und Aufarbeitung. Wir sprachen über die Klinik, die immer mein Favorit gewesen war und auch über diesen "ominösen" Arzt des ehemaligen Patienten. Sie konnte sich nicht "genau" erinnern, nannte mir aber ein paar "signifikante" Eckdaten.
Meine Thera kennt mich ganz gut, die weiss ganz genau, dass sie mir nur nen Krümel hinwerfen muss und wenn es mich interessiert bzw. es relevant für mich ist, dann renne ich los und suche den Kuchen. Das hatte wir zigmal hinter uns zu dem Zeitpunkt. Und das habe ich natürlich auch in dieser Situation getan. Zu meiner "Favorit" Klinik fand ich alle Informationen und forderte Material an. Zu dem "ominösen Arzt" fand ich nur einen niedergelassenen Therapeuten in der Region in der die Klinik ist, auf der Klinikseite fand ich ihn nicht. Also hab ich den niedergelassenen Therapeuten (der einer "Therapeutenfamilie" - das ist ein regelrechter "Clan" - angehört) angeschrieben um ihn zu fragen, ob er mir da mit Informationen weiter helfen kann. Er hat mir auch geantwortet und diese Antwort war derart merkwürdig, dass irgendwas in mir zu "ratern" begann. Der wirkte einfach "vorbereitet" auf meine "Nachfrage".

Es war krass, was sich dann nach und nach in mir aufbaute. Ich wurde stinksauer und hab mich gleichzeitig totgelacht über mich selbst und die Situation. Ohne dieses "Erlebnis" hätte sie mich DA wohl nie hingebracht in der Therapie. Dieser Teil ist nicht dafür gedacht, sich anderen zu zeigen. Und nun "zeigte" er sich ihr. War ein netter kleiner "Schlagabtausch" der sich dann geliefert wurde und mit eine der hilfreichsten Situationen in meiner Therapie. Denn nun hatte ich einen ersten "bewussten" Kontakt zu diesem Teil.

Meine Thera hat mir auch mal zu verstehen gegeben, dass ich mich wohl nicht täusche, was das angeht...zwischen zwei Sätzen und eher "nebenbei", aber schon recht "deutlich" verstehbar.

Ich denke, wenn sich was "hartnäckig" verbirgt, dann kann sowas schon sehr sinnvoll sein, auch wenn es natürlich erst mal "manipulativen Charakter" hat und Therapeuten nicht manipulieren sollten. Für mich heiligt an dieser Stelle allerdings der Zweck die Mittel und mir hat es unglaublich geholfen. Da an "Zufall" zu glauben fällt mir schwer, obwohl meine Thera sich danach um Kopf und Kragen geredet hat, um es "plausibel" zu machen. War eigentlich ganz lustig , sie hat es sehr schlüssig erklären können, fast schon "zu schlüssig" - so ganz "logisch" war ihre "schlüssige Erklärung" nämlich nicht und sie hat sich dabei auch in den ein oder anderen Widerspruch verstrickt... .

Lieben Gruss,

mio


Speechless
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Beitrag Do., 24.03.2016, 14:59

Mio, darf ich mal kurz OT mäßig fragen, mit welcher Begründung deine Thera EMDR mit dir nicht machen wollte? Das wird bei uns glaube ich nämlich auch noch zum Thema


mio
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Beitrag Do., 24.03.2016, 15:37

Hallo Speechless,
Speechless hat geschrieben:Mio, darf ich mal kurz OT mäßig fragen, mit welcher Begründung deine Thera EMDR mit dir nicht machen wollte? Das wird bei uns glaube ich nämlich auch noch zum Thema
sie hat das nie so "klar" begründet, aber es wird daran gelegen haben, dass Du für EMDR ja was "Konkretes" (also konkrete Erinnerungen, Situationen etc.) brauchst (was ich nur so "am Rande" hatte) und auch daran, dass EMDR bei DIS von einigen Schulen wohl eher als kritisch gesehen wird. Zumindest wohl im ambulanten Setting. Ich hab das irgendwann nachgelesen, weil ich ihre "ausweichende Haltung" so merkwürdig fand und mir nicht erklären konnte. Direkt "sagen" wollte sie mir das wohl nicht, da ich zu Anfang ganz "heiss" darauf war mit EMDR oder auch Brainspotting zu arbeiten, weil ich mir davon viel versprochen habe. Ich denke, dass sie befürchtet hat, dass es mir dadurch - also durch EMDR - dann nur noch schlechter geht bzw. es zusätzlich destabilisierend wirken könnte und ich war zu Beginn/in der Anfangszeit meiner Therapie am "Tiefstpunkt" was Stabilität angeht.

Das einzige Mal wo sie gemeinsam mit mir überlegt hat, ob wir da mit EMDR rangehen war eine Situation an die ich mittlerweile eine "recht klare" Erinnerung habe und wo es auch heute im Alltag noch Situationen gibt (bzw. mittlerweile hoffe ich: Gegeben hat, denn eigentlich hat sich das mittlerweile auch ohne EMDR gebessert) in denen mir "das zum Nachteil" gereicht. Da meinte sie mal, dass wir es da mit EMDR versuchen könnten, wenn es sich nicht bessert. Da wollte ich dann allerdings nicht mehr so recht...war mir dann selbst zu riskant geworden .

Lieben Gruss,

mio

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