Wann ist auf mich selber Verlass?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ACExperiment
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Wann ist auf mich selber Verlass?

Beitrag Di., 15.03.2016, 18:30

Guten Tag!

Ich bin ein Wiener Student im Alter von 22 Jahren und möchte folgende Situation besprechen:

Seit 2,5 Jahren befinde ich mich in psychotherapeutischer sowie psychiatrischer Behandlung bei einer sehr kompetenten Ärztin. Hochfrequent 3mal die Woche.
Von meinem 16.-bis 20. Lebensjahr war ich sehr depressiv und litt unter ständigen Panikattacken. Momentan führe ich ein geregeltes Leben und bin mit mir zufrieden. Panikattacken bekomme ich einmal alle 3 Monate (damit kann ich leben.) und depressiv bin ich bei weitem nicht mehr.

Das Problem: Seit 2 Monaten fällt mir beim besten Willen nicht ein, was ich mit ihr besprechen sollte. Mein Inneres wirkt schon beinahe gelangweilt wenn ich auf der Couch liege. Oft bin ich einfach eine halbe Stunde oder mehr Still und ärgere mich folglich am Ende des Monats über die €1080 die ich zu Zahlen habe (Als Student im 2.Sem. keine leichte Aufgabe!)
Wobei ich keine schüchterne Person bin und mit ihr schon sehr viel besprochen habe und daher auch ein gewisses Vertrauen da ist.

Ich habe nun mit ihr über ein Therapieende gesprochen, jedoch meinte sie, dass ich immernoch therapiebedürftig sei. Aber was soll ich denn machen, wenn mein Kopf leer ist und ich momentan nichts habe, dass mich zu sehr belastet.

Die Frage ist: Haben andere Leute hier auch damit Erfahrung? Gibt es Phasen in denen man unkommunikativ/unkooperativ ist?

Meine einzige Angst besteht darin, keine so kompetente Therapeutin (sollte ich noch einmal in ein Loch fallen)sowie einen refundierten Kassenplatz jemals wieder zu bekommen, aber wie es jetzt ist bringt es auch nicht viel.

Ich glaube das gefährliche an einer Therapie ist die Unmündigkeit und das man sich in seiner Rolle als Kranker wohlfühlt, nur kann ich noch nicht ganz unterscheiden, ob ich nur zu "feige" bin, um aufzuhören, oder ob es wirklich die bessere Entscheidung wäre, wenngleich sie unangenehm ist.

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werve
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Beitrag Di., 15.03.2016, 18:49

ACExperiment hat geschrieben: jedoch meinte sie, dass ich immernoch therapiebedürftig sei.
Natürlich meint sie das, wenn sie von dir über tausend Euro im Monat fürs Nichtstun bekommt!


Darksheep
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Beitrag Di., 15.03.2016, 20:15

Das ist ja wirklich enorm viel Geld
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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saffiatou
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Beitrag Di., 15.03.2016, 23:08

Hallo ACE-Experiment,

ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an, das ist eine Menge Geld, die Du zahlst....
ACExperiment hat geschrieben:Ich habe nun mit ihr über ein Therapieende gesprochen, jedoch meinte sie, dass ich immernoch therapiebedürftig sei. Aber was soll ich denn machen, wenn mein Kopf leer ist und ich momentan nichts habe, dass mich zu sehr belastet.
Hat sie sich da geäußert, was noch zu dringend zu besprechen wäre?

Du könntest auch eine Pause erbitten, oder eine niedrigere Frequenz, wenn Du Dich überzeugen
läßt, daß ein Ende noch nicht sinnvoll ist.

Ja, es gibt mal ein paar Stunden, die etwas weniger produktiv sind, aber das sollte nicht
die Regel sein, sondern mal eine Ausnahme.

Eigentlich entscheidet der Patient, wenn er nicht mehr zur Thera möchte, finde ich, vor allem
wenn Du viel Geld zalhst und nichts dafür bekommst.


Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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sunshi
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Beitrag Mi., 16.03.2016, 08:35

Eine Therapie lässt man ohnehin langsam auslaufen. Ein abrupter Abbruch nimmt man normalerweise nicht vor.
Evtl. wäre vielleicht auch eine Verhaltenstherapie eher deines gewesen. Das hört sich sehr psychoanalytisch an. Da können solche Stunden auftreten, da es ja viel um "sprechen-zuhören" geht. Die Verhaltenstherapie bringt hier halt eigene Aktion und Handlung ins Spiel. Spreche mit deiner Therapeutin über ein auslaufen der Therapie, wenn du das Gefühl hast, es bringt dir nichts mehr.


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ACExperiment
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Beitrag Mi., 16.03.2016, 09:10

Vielen Dank für die Antworten!

Ja sie meinte es gäbe noch Punkte zu klären und ich sei "weit vom Ziel entfernt, obwohl beachtliche Schritte da sind". Es ist eine Grosse Psychoanalyse. Mein Problem ist, dass ich es garnicht so empfinde und eigentlich glücklich bin, daher verunsichert mich die ganze Situation verständlicherweise.

Sie hat mir empfohlen jemand Anderen zu suchen, falls ich mich nicht mehr wohlfühlen sollte bzw. falls Ich keinen Sinn in der Therapie bei ihr sehe, aber dennoch meint sie, dass ich es nötig habe.

Die schwere Unterscheidung bleibt dennoch: Wann ist man nicht mehr krank - wann möchte man nur nicht mehr krank sein?


PS: Ich nehme schließlich auch noch Medikamente, wenn auch in geringen Dosen. (Sertralin 50mg , Trittico 50mg). Daher könnte sich mein "Glück" vielleicht Ändern wenn ich diese Absetze.


Igelkind
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Beitrag Mi., 16.03.2016, 09:23

Ich würde zuerst die Medikamente ausschleichen, dann die Therapie.
LG Igelkind

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.03.2016, 09:32

Wäre es möglich mal für ein paar Monate zu pausieren?
Oder nicht in der hohen Frequenz weiter zu machen, zB nur 1-2x pro Woche?

Ich denke, auch die Erfahrung, dass man (wieder) auf seinen eigenen zwei Beinen einigermaßen stabil stehen kann, kann wichtig und stärkend sein. Und evtl. kommen mit der Pause/oder weniger Terminen automatisch auch andere Themen für dich auf den Tisch, die du noch klären möchtest...

Falls deine Analytikerin dazu nicht bereit ist, wäre es evtl. wirklich eine Überlegung, sich nach jemand anders umzuschauen? Weiß nicht wie das in AT geregelt ist.

Hast du sie denn mal gefragt, wo konkret sie noch Punkte sieht, die du klären solltest? Das würde mich glaubich am allermeisten interessieren.. Und die nächste Frage: Siehst du das auch so?

Liebe Grüße, Lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 16.03.2016, 21:20

lisbeth hat geschrieben:Hast du sie denn mal gefragt, wo konkret sie noch Punkte sieht, die du klären solltest? Das würde mich glaubich am allermeisten interessieren.

Liebe Grüße, Lisbeth
Ein Analytiker wird auf diese Frage nicht antworten, auch nicht wenn man mit Abbruch droht, ist meine Erfahrung.

Meiner Meinung nach sollte man allein nach seinem eigenen Empfinden entscheiden.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Darksheep
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Beitrag Do., 17.03.2016, 19:37

Da habe ich mit meiner Analytikerin wohl ziemlich Glück. Sie hat mir solche Fragen beantwortet und dann meine sicht dazu gefordert: )
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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Rosa Wolke
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Beitrag Fr., 18.03.2016, 07:08

Hallo ACExperiment,
also ich würde immer selbst entscheiden wollen, ob ich eine (weitere) Therapie brauche. Du schreibst ja, dass es dir gut geht. Meines Erachtens ist es in erster Linie der Leidensdruck, der einen zur Therapie gehen lässt, man möchte, dass es einem besser geht. Dementsprechend würde ich nach meinem Gefühl entscheiden, wann es mir gut genug geht eine Therapie zu beenden. In meinem Fall stimmte diese Vorstellung auch mit der meiner Therapeutin überein, allerdings wäre sie ansonsten wohl auch bereit gewesen konkret darüber zu sprechen, aber das liegt wohl am Therapieverfahren (VT) das ich gemacht habe, da spricht man über sowas offener.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine Therapie, die so viel Raum im Leben einnimmt, einen auch in seinen Kontakten und Denken einschränkt. Einmal zeitlich (in der Zeit wo du dort bist machst du ja nichts anderes), aber auch in dem Sinne, dass man geistig schon immer sortiert, ist das potentiell Therapiethema, was erzähle ich ihr heute usw. Wenn es einem eigentlich gut geht, halte ich das für hinderlich immer etwas "krankes" zu suchen um es in der Therapie zu thematisieren. So fokussiert man ja seine Probleme und nicht die positiven Seiten.

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Candykills
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Beitrag Fr., 18.03.2016, 07:36

Ich würde wohl an deiner Stelle mal eine Pause einlegen und schauen, wie es dir damit ergeht. Wenn das mit deiner Therapeutin in Absprache geschieht, sollte es auch kein Problem sein wieder Therapie bei ihr in Anspruch zu nehmen, falls es dir wieder schlechter geht. Aber eine Pause beinhaltet natürlich auch, sich nach einer gewissen Zeit wiederzusehen und zu schauen, ob gegebenenfalls wieder Bedarf nach regelmäßigen Terminen besteht, oder ob die Pause bestätigt hat, dass es jetzt auch gut ohne Therapie geht.
Gegen deinen Willen und Drang die Therapie fort zu führen halte ich hingegen auch für unsinnig, allein auch der Kosten wegen. Alternativ könnte man auch noch an der Stundenfrequenz schrauben und sehen, ob dadurch vielleicht etwas aufbricht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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