Narrative Expositionstherapie - Erfahrungen, Kritik, Vorteile

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lichtspiel
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Narrative Expositionstherapie - Erfahrungen, Kritik, Vorteile

Beitrag Mo., 29.02.2016, 02:04

Hallo liebes Forum,

hat jemand von Euch Erfahrungen mit der narrativen Expositionstherapie gemacht und kann vielleicht davon berichten?

Mich würde interessieren wie diese Therapie abläuft, welche Vorzüge sie bietet und wann sie ratsam ist. Auch kritische Beiträge zum Thema sind natürlich erwünscht.

Vielen Dank.

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Schneerose
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 18:12

Hallo Lichtspiel,

in meiner neuen Therapie fließen Elemente der narrativen Therapie mit ein; mir war es selbst lange nicht bewusst,
jedoch war es von Anfang an meine Art zu verarbeiten, und darauf sprang mein Therapeut als Schematherapeut sehr an.
In mails konnte ich mich nicht mehr in den Griff bekommen, daher tun wir es nun über Briefe, die ich mitbringe...

mir tut diese Art sehr gut, weil es einfach meine Ausdrucksform ist.

LG Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


montagne
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 20:37

Wie genau es in deiner Therapie ablaufen soll, ist Aushandlungssache zwischen dir und deinem Therapeuten. Wirst du jetzt nicht mögen zu hören, ist aber so. Die narrativen Expositionstherapie wird auch bei dir ja wahrscheinlich in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Entsprechend kann sich das unterschiedlich gestalten.
Ansonsten meine Erfahrung: Ich finde es erstaunlich, aber fachlich logisch, das es schon hilft. Man glaubt, man ginge Szenen zigfach im Kopf durch. Was soll also das Erzählen helfen? Aber unter Anleitung eine kontinuierliche Erzählung einzelner Szenen herstellen zu können, hilft schon, finde ich. Ist vielleicht nicht alles, aber hilft.
amor fati

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Lichtspiel
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 21:35

Vielen Dank für Eure Antworten.
montagne hat geschrieben:Wie genau es in deiner Therapie ablaufen soll, ist Aushandlungssache zwischen dir und deinem Therapeuten. Wirst du jetzt nicht mögen zu hören, ist aber so. Die narrativen Expositionstherapie wird auch bei dir ja wahrscheinlich in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Entsprechend kann sich das unterschiedlich gestalten.
Ich mache diese Therapieform nicht, sie wurde mir vorgeschlagen, um meine Zwänge in den Griff zu bekommen. Die Theorie habe ich mir im Netz schon durchgelesen, aber mir fehlt die Vorstellung, wie das in der Praxis umgesetzt wird. Daher mein Interesse, wie es grundsätzlich abläuft. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich zu meiner Geschichte passt.

Die letzten 5 Jahre Therapie bestanden nur aus Erzählungen vom Alltag, was so passiert ist in den Wochen vor dem Termin usw. Die Ängste und Zwänge haben sich von Jahr zu Jahr immer weiter ausgebreitet und mich im Alltag immer mehr eingeschränkt.

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montagne
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 22:06

Ist denn anzunehmen (mehr als Hypothese kanns ja eh nicht sein), dass etwas Traumatisches deinen Zwängen und Ängsten zugrunde liegt? Hast du was sehr schlimmes erlebt? Wer hat die dir Empfehlung gegeben und warum?
Ich meine narrativen Expositionstherapie ist eine kurzzeitintervention für Traumata und da auch eher für akutere, ums mal so zu sagen. Ich würde sagen, es eignet sich eher für Traumata, die man im Erwachsenenalter erleben musste. Für so etwas hat es bei mir zumindest ganz gut geholfen. Würde sagen, ich habe da wirklich das Trauma in eine "normale" schlechte Erinnerung verwandelt (zusammen mit anderen Maßnahmen). Dadurch haben sich diesbezügliche Symptome vollständig gelegt.

Jetzt wo es um traumatische Erfahrungen meiner KIndheit geht, wird es mehr rbauchen. Da erscheint mir das Konzept zu kurz gegriffen. Aber wie gesagt, für erstere Angelegenheit wars wohl schon recht effizient.
amor fati

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 22:14

Missbrauch im Kindesalter ist zur Verarbeitung durch die Narrative Expositionstherapie aufgeführt.

Und es gibt die Narrative Expositionstherapie auch für Kinder.

https://de.wikipedia.org/wiki/Narrative ... nstherapie
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lichtspiel
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 22:30

montagne hat geschrieben:Ist denn anzunehmen (mehr als Hypothese kanns ja eh nicht sein), dass etwas Traumatisches deinen Zwängen und Ängsten zugrunde liegt? Hast du was sehr schlimmes erlebt? Wer hat die dir Empfehlung gegeben und warum?
Es gab kein traumatisches Ereignis, das ich benennen könnte. Die Kindheit insgesamt war belastend. Keine Liebe, keine Zuneigung und ein Vater, der eine sehr schräge Weltanschauung hat, und nie zufrieden mit mir war. Es war also eher die gesamte Kindheit, die mich geprägt hat und weshalb ich jetzt bestimmte Verhaltensmuster aufweise.

Empfohlen wurde Sie mir von dem Therapeuten bei dem ich 5 Jahre (ohne Erfolg) war. Es hat mich einfach interessiert, ob es mir vielleicht wirklich helfen könnte.

Ich war davor 2 Jahre in Verhaltenstherapie und konnte viele Zwänge bewältigen. Als ich zu meinem ersten Therapeuten kam, konnte ich keinen Schritt alleine machen ohne Panikanfall. Das hatte sich deutlich gebessert, aber es blieb immer etwas zurück. Die Ursache sollen wohl traumatische Erlebnisse sein, die tief verwurzelt sind und erst wenn diese bearbeitet sind, könnte der Knoten vollständig gelöst werden.


montagne
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 22:55

Hi Lichtspiel,
hast du denn in der Therapie so mal ausführlicher über deine Kindheit gesprochen?
Hm, was du schreibst klingt schon sehr belastend.

Worauf ich hinaus will: Die narrative Expositionstherapie erscheint mir geeignet, wnen man weiß, womit man es zu tun hat. Wenn das traumatische Ereignis oder die Ereignisse zumindest für einen selbst klar benennbar ist. Zumindest ausreichend erinnerbar und benennbar. Also zum Beispiel, der Unfall, der Überfall, die Katastrophe. Wenn das TRauma noch eher frisch ist und eher abgegrenzt in doch trotz allem kohärent in der Seele. Dann hat man eben was zu erzählen, dann sind genug Kapitel da, um eine Erzählung herzustellen. Darum geht es ja.

Alte Kindheitsdinge sind aber eher anders, glaub ich. Das ist weniger abgegrenzt, sondern durchzieht die ganze Psyche. Find ich schwieriger dieses diffuse aufzuspüren und anzusehen, wie man eben Nebel auch nicht wirklich greifen und ansehen kann, der ist einfach nur da.

Ich denke, wenn für dich eh klar, dass du mit diesem Therapeuten nicht weiter kommst, kannst du ja auch deine Suche erweitern, auf andere Therapieansätze.

Ich meine wnen es für so hartnäckige Probleme einen quick fix geben würde, wäre das nicht schön? Aber...
amor fati

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Lichtspiel
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Beitrag Mo., 29.02.2016, 23:15

Danke für Deine Antwort.

Ja, die Bedenken habe ich eben auch, dass es nicht direkt greifbar ist, sondern eher ein Nebel, der alles durchzieht.

Die Sache ist bei mir etwas schwieriger und eine längere Geschichte. Ich möchte mich über alles informieren, bevor ich mich in die Hände eines weiteren Therapeuten begebe. Ich möchte einfach wissen, was es für Möglichkeiten gibt und wie diese Aussehen würden. Die letzten Jahre habe ich blind vertraut und nicht hinterfragt.

Zu Beginn der Therapie hieß es, dass ich jetzt erwachsen bin und anders reagieren kann als es mir als Kind möglich war. Damit war das Thema Kindheit abgehakt und kam nicht mehr zu Sprache. Erst im letzten halben Jahr ließ er mich frei reden und die Gefühle, die aus der Kindheit hoch kamen haben mich überrollt und ich konnte es nicht mehr steuern. Emotional war ich über Monate am Boden. Mittlerweile habe ich alles wieder zur Seite geschoben, um einigermaßen den Alltag bewältigen zu können. Aber es ist ja nicht bearbeitet und die Ängste und Zwänge werden immer schlimmer.

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stern
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Beitrag Di., 01.03.2016, 09:57

Lichtspiel hat geschrieben:Ich mache diese Therapieform nicht, sie wurde mir vorgeschlagen, um meine Zwänge in den Griff zu bekommen. Die Theorie habe ich mir im Netz schon durchgelesen, aber mir fehlt die Vorstellung, wie das in der Praxis umgesetzt wird. Daher mein Interesse, wie es grundsätzlich abläuft. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das wirklich zu meiner Geschichte passt.
Ich würde mich jetzt nicht so haarklein an das kleben... und ob es dann exakt so läuft, wie beschrieben... ich meine, es kommt dann ja auch darauf an, wie es auf dich wirkt bzw. ob das dann auch der behandelnde Arzt/PT als passend ansieht. Aus der Klinik kenne ich es so, dass Zwänge erfolgreich mit Exposition behandelt wurden. Und grds. gibt es ja nicht sooo viele Möglichkeiten, das zu tun: Entweder sucht man live die Situation auf (wurde teilweise getan) oder man geht es verbal (narrativ) durch. Ein Therapeut stützt dabei auch... Ich denke, von dem, was es bewirken kann, muss sich beides nicht so sehr unterscheiden. Live und in Farbe kann evtl. noch einen Ticken konfrontativer sein... Zwänge werden öfters konfrontativer behandelt - egal wie man das dann ganz genau nennt. Gibt vermutlich weitere Vorgehensweise der Konfrontation mit ebenso schönem Namen, aber darauf kommt es nicht an.
Liebe Grüße
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Beitrag Di., 01.03.2016, 12:45

stern hat geschrieben:Entweder sucht man live die Situation auf (wurde teilweise getan) oder man geht es verbal (narrativ) durch.
Es geht dabei nicht darum sich den Zwängen zu stellen, sondern ein Trauma aufzuarbeiten. So wie ich es gelesen habe sind Exposition und narrative Expositionstherapie verschiedene Vorgehensweisen...

In meinem Fall wäre es zumindest nicht um die Konfrontation mit den Zwängen gegangen, sondern um die Probleme in der Kindheit und deren Aufarbeitung.

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stern
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Beitrag Sa., 05.03.2016, 12:58

Lichtspiel hat geschrieben:Es geht dabei nicht darum sich den Zwängen zu stellen, sondern ein Trauma aufzuarbeiten.
Beides kann ja durchaus aneinander gekoppelt sein - muss natürlich nicht so sein. Diese narrative Expositionstherapie halte ich persönlich für eine bekannte und bewährte Vorgehensweise, der jemand einen tollen Namen verpasst hat... und noch etwas reingemixt hat und so als besondere Vorgehensweise "verkauft" wird. Also alter Wein in neuen Schläuchen sozusagen. Ich würde mich hier tatsächlich nicht am Namen der Methode oder der Methode selbst festbeissen. Wenn Traumaaufarbeitung geboten scheint, so gibt es verschiedene Möglichkeiten... ich hoffe, es wurde auch berücksichtigt, was in Anbetracht der Stabilität sinnvoll erscheint. Exposition ist nicht immer und jederzeit das Mittel der Wahl, würde ich mal behaupten.
Liebe Grüße
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