Psychiater vs. Therapeut?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mitzi
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Psychiater vs. Therapeut?

Beitrag Mi., 03.02.2016, 14:02

Ich komme mir langsam vor wie zwischen zwei Fronten. Als würden sich Psychiater und Therapeut gegeneinander (auf meine Kosten) batteln, wer mir denn nun besser hilft. Der Psychiater will hören, dass mir die Medikamente helfen, der Therapeut hält nichts von der Chemie und will dass ich selbstständig arbeite. Der Psychiater schaut derweil mit großmütigem Blick auf den Therapeuten hinab. Während der Therapeut versucht etwas zu beweisen.
Bin ich paranoid, oder herrscht da eine Art eifersüchtiger Machtkampf zwischen den beiden Parteien? Wo bin ich da hineingeraten, jeder will mich auf seine Seite ziehen.
Hat noch jemand das Gefühl? Und sollten die Parteien nicht im Idealfall "zusammenarbeiten"? Bzw. sich gegenseitig zuarbeiten.

verwirrte Grüße!
Wenn ich wüßt, wo das ist, ging ich in die Welt hinein ...
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stern
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 14:24

So einen Therapeuten hätte ich gerne... meine fanden die Medikamente entweder o.k. oder woll(t)en diese sogar noch übertrumpfen (mehr oder anders als angesetzt oder dass ich etwas nehme, wenn ich nichts nahm). Da ich sie schlucke, behalte ich mir vor, hier meinen eigenen Kopf zu haben. Alles hat für Vor- und Nachteile... evtl. ausprobieren, womit man besser fährt.
Liebe Grüße
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saffiatou
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 19:31

Wie ist es denn für Dich, brauchst Du die Medis? Helfen sie Dir?

Wenn Du der Meinung bist, diese Medis nötig zu haben, dann erkläre es dem Thera, wenn
nicht, dann dem Psychiater.

Mein Therapeut möchte auch, daß ich ohne AD auskomme, weil wir in der Thera mit Gefühlen
arbeiten und er meint es ist ungünstig wenn ich diese immer mit Medis dämpfe. Er sagt aber
auch, daß es letztlich die Entscheidung des Psychiaters ist, ob das AD noch wichtig ist.

Vielleicht kannst Du so den Konflikt beheben.

Alles Gute, Saffia
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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 19:41

Ich finde es spielt auch eine Rolle wofür du denn die Medikamente nutzt, denn manchmal wird man ja erst Therapiefähig wenn Beschwerden abgemildert werden.

So pauschal lässt sich da nix fixen.

Und ich finde du kannst auf beiden Seiten deinen Standpunkt vertreten. Wofür ist was gut und was wäre nicht gut. Und ich finde, man ist auch unter Medis zu Emotionen fähig. Man wird ja kein Zombie. Zumindest in der Regel nicht.

Bin froh, dass ich das Theater nicht habe, meiner ist beides. Thera und psych.

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Fundevogel
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 20:11

Hallo Mitzi,

dir soll ja beides helfen, Medikamente und Therapie.
Medikamente unterstützen die Therapie(fähigkeit), Therapie soll helfen, die Medis auch wieder los zu werden.

In meiner Therapie habe ich auch Psychiater und Therapeut in Personalunion; ich hatte zwei schlimme Phasen in denen ich Medikamente genommen habe. Das Thema Medikamente Brauchen, Einnehmen, Absetzen, Ausschleichen habe ich sehr als therapeutisches Thema erlebt und auch oft und oft diskutiert. Was macht das mit mir, kann ich ohne auch, macht mir das Angst, will ich sie loswerden, warum, mache ich mir zu sehr Druck, warum usw.

Ich glaube, das ist ein sehr wichtiger Prozeß, bei dem es eben nicht nur um die Wirkstoffe der Medis und Wirkfaktoren der Therapie geht, sondern was das alles mit dir macht. Deshalb wäre es m.M. nach wichtig, dass du ein Gefühl für dein Befinden und deinen Standpunkt entwickelst und das auch dann den beiden rückmeldest. Wie es dir mit den Medis geht und mit der Therapie - und ja, auch und vor allem in der Therapie: wie es dir damit geht mit dem Zwischen-den-Fronten-Gefühl.
Fundevogel

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 20:38

Ich spreche mit dem Psychotherapeuten nicht über meinen Facharzt
und mit dem Facharzt nicht über meinen Psychotherapeuten.

Der Psychotherapeut wird lediglich über die AD-Einnahme informiert, mehr nicht.
Und der Psychiater erfährt das psychotherapeutische Sitzungen stattfinden.

Mehr ist nicht erforderlich, m.M. nach, denn ich entscheide selbständig wann ich welche Hilfe in Anspruch nehme.
Liebe Grüße
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Broken Wing
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 21:06

Hallo Mitzi.

Bei mir zweifelt die Therapeutin daran, dass ich die Medikamente überhaupt nehme. Ich behaupte, dass sie mir helfen. Sie geht mit einem Aha zur Therapie über.
Aber das Problem habe ich nicht.

Kleine Lügen erleichtern das Leben. Wichtig ist, wie es dir damit geht. Die Einnahme kontrollieren kann ohnehin niemand. Falls du sie nehmen willst, erzähl doch deiner Thera, dass du sie nicht nimmst. Einmal. Und dann red einfach nicht mehr drüber. Falls nicht, geh nicht zum Psychiater hin oder erzähl ihm, dass du sie nimmst. Wie gesagt, kontrollieren kanns keiner. Ohne deiner Zustimmung gibt's auch keine Blutbefunde.

Der Konflikt ist gänzlich unnötig, wenn erwiesen ist, dass Therapie und Medikamente gleich gut wirken und durch die Kombination lediglich die Plazebowirkung erhöht wird.
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rafiki
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 21:49

Zu einer konstruktiven Zusammenarbeit, egal ob mit Psychiater oder Therapeuten, gehört Ehrlichkeit. Und die ist bei derartigen Lügen nicht gegeben. Damit sabotiert man sich vielmehr selbst, weil man Beziehung zerstört. Oft ist es so, dass das Zusammenwirken von Therapie und Arznei eine optimale Wirkung erzielt, nicht das Ausspielen des einen gegen das andere.
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Broken Wing
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 22:21

Na gut. Dann halt ehrlich sein und einen der Streithähne abschießen. Bringt so gar nichts.
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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 22:35

Broken Wing hat geschrieben:Na gut. Dann halt ehrlich sein und einen der Streithähne abschießen. Bringt so gar nichts.
Warum den einen in das Fachgebiet des andren mitmischen lassen?
Ich würde sagen, "Schuster bleib bei deinen Leisten".
Den Herrschaften Grenzen setzen. Dann hat man seine Ruhe und bracht keinen Abschuß vorzunehmen.

Das schreibe ich aus eigener Erfahrung.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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rafiki
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Beitrag Mi., 03.02.2016, 22:42

Broken Wing hat geschrieben:Na gut. Dann halt ehrlich sein und einen der Streithähne abschießen. Bringt so gar nichts.
Falls diese potentielle Tat hervorrufende Gefühle vorhanden sein sollten, gehören die in psychotherapeutische Bearbeitung, da sie nicht adäquat sind und aus einer anderen biographischen Zeit stammen müssen.
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Mitzi
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Beitrag Do., 04.02.2016, 08:59

Danke euch für eure Antworten, die eigentlich alle ganz unterschiedlich sind, aber interessant. Dass die Thera grundsätzlich was gegen Chemie hat, war eigentlich eine Unterstellung meinerseits (wo kommt das denn her?) Vielleicht denkt sie auch es müsse mehr/weniger/etwas anderes sein, jedenfalls hält sie nicht viel von den Entscheidungen des Psychiaters, kommt mir so vor. Und das verunsichert mich sehr. Ich gehe davon aus, dass ich die Medikamente brauche.
Ich möchte keinen der beiden belügen, obwohl ich die Notlüge schon nachvollziehen kann. Aber trotzdem haben sie eine Sicht auf mich, die mir selbst ja fehlt, und die ich nicht sabotieren möchte.

Den Herrschaften Grenzen setzen
Puh! Ganz zentrales Thema in der Therapie, mit dem ich meine Probleme habe. Sollte ich gleich bei den beiden üben, keine Ahnung wie.

Mir geht es eher wie Fundevogel beschreibt, wir/ich rede schon einiges über die Medikamente in der Therapie, ich brauche das, weil ich verunsichert bin und noch nicht das richtige gefunden habe. Von daher trifft es das wohl ganz gut, dass ich überhaupt erst mal einen Standpunkt entwickle und rückmelde.... puh.....
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stern
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Beitrag Do., 04.02.2016, 11:27

Na ja, Medikamente gehörten nicht zum Kompetenzbereich eines Psychologen (sofern er einer ist). Als seriöser Therapeut kann der Therapeut zwar Vorschläge machen, aber er wird sich nicht weiter einmischen (da außerhalb der eigenen Kompetenz). Ein Problem wäre höchstens, wenn sich die Medikamente negativ auf die Therapie auswirken. Aber in solchen Fällen gibt es sicherlich Abstimmungsmöglichkeiten. Ansonsten sollte es wohl deine Entscheidung sein und die des Arztes... es gibt ja keinen Behandlungszwang. Man kann auch Möglichkeiten ausschlagen.
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Mitzi
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Beitrag Do., 04.02.2016, 13:45

Ob sie negative Auswirkungen auf meine Therapie haben, kann ich schwer sagen. Abgesehen davon, dass das Hin und Her natürlich zeitaufwendig ist, und ich fast bei jeder neuen Stunde wieder irgendwie anders drauf bin.
Irgendwie versteh ich ja meine Thera. Der Psychiater räumt für wenig Aufwand die meisten Lorbeeren ab. Während sie sich die Anerkennung hart erarbeiten muss, wenn sie sie überhaupt bekommt. Mit dem ganzen Medikamenten Hin und Her pfuscht er (ich) ihr doch jedes Mal neu hinein.
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Lockenkopf
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Beitrag Do., 04.02.2016, 20:24

Mitzi hat geschrieben:Ob sie negative Auswirkungen auf meine Therapie haben, kann ich schwer sagen. Abgesehen davon, dass das Hin und Her natürlich zeitaufwendig ist, und ich fast bei jeder neuen Stunde wieder irgendwie anders drauf bin.
Irgendwie versteh ich ja meine Thera. Der Psychiater räumt für wenig Aufwand die meisten Lorbeeren ab. Während sie sich die Anerkennung hart erarbeiten muss, wenn sie sie überhaupt bekommt. Mit dem ganzen Medikamenten Hin und Her pfuscht er (ich) ihr doch jedes Mal neu hinein.
Neh, das kannst Du vergessen. Der Psychiater verdient sich keine Lorbeeren mit seiner Arbeit. Er senkt nur die Symptome.
Nur Du bist derjenige, welcher sich die Lorbeeren der Besserung der Störung verdienen kann, z.B. mit Hilfe der Psychotherapie und Psychopharmaka.

Thematisiere deine Medikamente bei dem der sie verordnet hat, aber nicht beim Psychotherapeuten, dann hat dieser auch keinen Grund sich einzumischen.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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