Gute und schlechte Therapeuten
Gute und schlechte Therapeuten
Ich sehe ein, dass die Frage ziemlich platt ist, aber mir fällt kein besserer Einstieg ein. Woran erkenne ich einen guten Therapeuten? Es wird hier im Forum so oft über "gute" und "schlechte" Therapeuten gesprochen. Abseits von persönlicher Passung und Sympathie und Chemie - wann ist denn ein Therapeut "gut"? Wie kann ich das entscheiden, wenn ich vor ihm sitze? Ohne "Bauchgefühl", "innere Stimme" und diesen ganzen Quatsch.
Ich war so lange in Therapie und erschrecke, dass mir auf diese Frage keine Antwort einfällt. Ich bin mehrmals reingefallen, weil ich es nicht erkannt hatte, dass der Therapeut schlecht war. Ich hatte auch mal Glück, habe aber auch das erst sehr spät erkannt. Es kann doch nicht alles vom Zufall abhängen.
Ich war so lange in Therapie und erschrecke, dass mir auf diese Frage keine Antwort einfällt. Ich bin mehrmals reingefallen, weil ich es nicht erkannt hatte, dass der Therapeut schlecht war. Ich hatte auch mal Glück, habe aber auch das erst sehr spät erkannt. Es kann doch nicht alles vom Zufall abhängen.
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Vielleicht versuchst Du es von hinten: Was genau was es, was Du als schlecht erkannt hast?
Ich finde meine Therapeutin sehr gut, weil:
- sie hat immer meine Autonomie gefördert und nie eine Abhängigkeit. Die hat sie zwar akzeptiert, hat aber darauf geachtet, dass die sich löst und nicht festigt.
- sie hat zwar "warm" reagiert, aber nie ZU warm. Es war immer eindeutig, dass sie nicht persönlich mitleidet.
- sie wurde nie vertraulich, hat immer die Distanz gewahrt, hat mir keine Sonderbehandlung eingeräumt, nie von sich privat erzählt, außer mal "hab ich auch so gemacht/erlebt"
- sie war einfach immer auf mich ausgerichtet, hat mir immer sehr intensiv zugehört, immer so genau wie möglich versucht zu verstehen, sich sehr, sehr viel gemerkt und immer mal wieder erwähnt und sich rückversichert, ob ihre Erinnerung richtig ist
- sie hat mich uneingeschränkt wertgeschätzt und mir immer das Gefühl gegeben, dass alles bei ihr willkommen ist und ich bei ihr einfach ich sein kann.
Für mich war das genau richtig so und ich bin sehr dankbar, sie gefunden zu haben.
Ich finde meine Therapeutin sehr gut, weil:
- sie hat immer meine Autonomie gefördert und nie eine Abhängigkeit. Die hat sie zwar akzeptiert, hat aber darauf geachtet, dass die sich löst und nicht festigt.
- sie hat zwar "warm" reagiert, aber nie ZU warm. Es war immer eindeutig, dass sie nicht persönlich mitleidet.
- sie wurde nie vertraulich, hat immer die Distanz gewahrt, hat mir keine Sonderbehandlung eingeräumt, nie von sich privat erzählt, außer mal "hab ich auch so gemacht/erlebt"
- sie war einfach immer auf mich ausgerichtet, hat mir immer sehr intensiv zugehört, immer so genau wie möglich versucht zu verstehen, sich sehr, sehr viel gemerkt und immer mal wieder erwähnt und sich rückversichert, ob ihre Erinnerung richtig ist
- sie hat mich uneingeschränkt wertgeschätzt und mir immer das Gefühl gegeben, dass alles bei ihr willkommen ist und ich bei ihr einfach ich sein kann.
Für mich war das genau richtig so und ich bin sehr dankbar, sie gefunden zu haben.
Liebe Chaosfee,
meinst du eher, wie du es gleich auf den ersten Blick erkennen kannst, beim Erstgespräch oder in den probatorischen Sitzungen? Das würde ich auch gerne wissen.
Gut und schlecht ist natürlich individuell. Aber was gar nicht geht, ist meiner Meinung nach folgendes:
Unzuverlässigkeit
Unstrukuriertheit
lässt sich aber leider nicht in den ersten wenigen Sitzungen rausfinden.
away
meinst du eher, wie du es gleich auf den ersten Blick erkennen kannst, beim Erstgespräch oder in den probatorischen Sitzungen? Das würde ich auch gerne wissen.
Gut und schlecht ist natürlich individuell. Aber was gar nicht geht, ist meiner Meinung nach folgendes:
Unzuverlässigkeit
Unstrukuriertheit
lässt sich aber leider nicht in den ersten wenigen Sitzungen rausfinden.
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Das ist eine sehr gute Frage. Ja, ich fürchte auch, dass sich die diffizileren "guten" Kriterien nicht in den probatorischen Sitzungen unbedingt herausfinden lassen. Da geht es ja auch erst mal drum überhaupt eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Das wirklich "Gute" zeigt sich ja meist erst darin wie - meist später - aufkommende Kollissionen und Konflikte gehandhabt und gemeinsam durchlebt werden. Nicht zuletzt - was ist für dich unentbehrlich, was hat dir mittelfristig am besten getan?
Zuverlässigkeit und Strukturiertheit (Termine zuverlässig setzen bzw. mit Verschiebungen, die ja nun manchmal unumgänglich sind zuverlässig umgehen, klare Absprachen) sind dabei das mindeste, das kann man glaub ich durchaus in zwei drei Sitzungen erspüren und konkret mitbekommen.
Mir ist wichtig, dass sie oder er dafür sorgen kann, dass die Sitzung so beendet wird, dass sie in den Zeitrahmen passt und ich am Schluss tendentiell gestärkt, zumindest jedoch positiv nachdenklich/motiviert raus gehen kann (was nicht heisst, dass es mir zwischendrin wegen schwerer Themen auch schlecht gehen darf), also die Dramaturgie der Stunde im Griff haben) - ich hoffe, ihr versteht, was ich meine?
Mir ist es auch wichtig, dass sie meine Grenzen schnell erkennt und sich an diesen sicher entlang bewegen kann. Das heißt, da es ja darum geht Denk/Fühl- und Handlungsspielräume zu erweitern, mit mir zusammen in der Lage ist, diese Grenzen als Gummiband zu sehen und so handzuhaben, dass sie gedehnt werden, aber nicht zerrissen. Seelentrainer-Fähigkeiten.
Eine "gute" Therapeutin sucht ggf mit mir (?) gemeinsam nach anderen, weiteren Wegen, wenn sie nicht weiterweiss. Und kann es zugeben. Beharrlichkeit und Ausdauer sind mir wichtig. Kann mir vorstellen, dass das anderen nicht SO wichtig ist. Sie ist kritik- und konfliktfähig.
Für MICH ist es wichtig, dass sie keinen begrenzten Horizont hat und auch ihre Möglichkeiten, Fähigkeiten und Methoden erweitert und dahingehend offen und neugierig ist. Jemand, die unterwegs ist à la: Du darfst keine anderen Götter neben mir haben, finde ich persönlich nicht gut. Womöglich AUCH subjektiv.
Zuverlässigkeit und Strukturiertheit (Termine zuverlässig setzen bzw. mit Verschiebungen, die ja nun manchmal unumgänglich sind zuverlässig umgehen, klare Absprachen) sind dabei das mindeste, das kann man glaub ich durchaus in zwei drei Sitzungen erspüren und konkret mitbekommen.
Mir ist wichtig, dass sie oder er dafür sorgen kann, dass die Sitzung so beendet wird, dass sie in den Zeitrahmen passt und ich am Schluss tendentiell gestärkt, zumindest jedoch positiv nachdenklich/motiviert raus gehen kann (was nicht heisst, dass es mir zwischendrin wegen schwerer Themen auch schlecht gehen darf), also die Dramaturgie der Stunde im Griff haben) - ich hoffe, ihr versteht, was ich meine?
Mir ist es auch wichtig, dass sie meine Grenzen schnell erkennt und sich an diesen sicher entlang bewegen kann. Das heißt, da es ja darum geht Denk/Fühl- und Handlungsspielräume zu erweitern, mit mir zusammen in der Lage ist, diese Grenzen als Gummiband zu sehen und so handzuhaben, dass sie gedehnt werden, aber nicht zerrissen. Seelentrainer-Fähigkeiten.
Eine "gute" Therapeutin sucht ggf mit mir (?) gemeinsam nach anderen, weiteren Wegen, wenn sie nicht weiterweiss. Und kann es zugeben. Beharrlichkeit und Ausdauer sind mir wichtig. Kann mir vorstellen, dass das anderen nicht SO wichtig ist. Sie ist kritik- und konfliktfähig.
Für MICH ist es wichtig, dass sie keinen begrenzten Horizont hat und auch ihre Möglichkeiten, Fähigkeiten und Methoden erweitert und dahingehend offen und neugierig ist. Jemand, die unterwegs ist à la: Du darfst keine anderen Götter neben mir haben, finde ich persönlich nicht gut. Womöglich AUCH subjektiv.
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Vermutlich könntest du unterscheiden zwischen 'gut' = 'hilfreich' und 'gut' = 'fühle mich wohl'. Das Problem ist, dass beides oft nicht dasselbe ist. Doch, ich denke schon, dass es vom Zufall abhängt - wie so vieles im Leben. Und dann legt jeder ja nun mal auf andere Dinge Wert. Mir ist so eine Kommunikation über die Augen oder so ähnlich wichtig. Jemanden das erste Mal sehen und dann wissen, dass die Augen kommunizieren. Ist an sich natürlich kein Qualitätsmerkmal für einen guten Therapeuten, aber vielleicht ein Merkmal für eine halbwegs gelingende Kommunikation (oder es lässt darauf hoffen...).
Freundlichkeit ist ähnlich wichtig. Also, so eine Art therapeutische soft skills.
Stärke, also auch die Stärke, die eigene Schwäche anzuerkennen.
Geduld, Ehrlichkeit.
Aber das wirst du doch alles schon längst wissen, schätze ich.
Ich glaube nicht, dass du mit einer Art Checkliste weiterkommst; ich fürchte eher, du musst dich doch auf das Bauchgefühl verlassen. Man geht ja eine Beziehung ein.
Freundlichkeit ist ähnlich wichtig. Also, so eine Art therapeutische soft skills.
Stärke, also auch die Stärke, die eigene Schwäche anzuerkennen.
Geduld, Ehrlichkeit.
Aber das wirst du doch alles schon längst wissen, schätze ich.
Ich glaube nicht, dass du mit einer Art Checkliste weiterkommst; ich fürchte eher, du musst dich doch auf das Bauchgefühl verlassen. Man geht ja eine Beziehung ein.
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- Beiträge: 1931
Hallo chaosfee,
ich glaube auch nicht an gute oder schlechte Therapeuten außer das Übliche: Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Rahmen halten, keine Grenzen überschreiten etc… was für mich aber Selbstverständlichkeiten sind und weder gut noch schlecht definiert.
Für mich ist eine gute Therapeutin die unorthodox ist (also ganz sicher keine Technikerin - denn Interventionen & Co lassen mich rennen) und sich auf mich einstellen kann. Die mich so nimmt wie ich bin ohne zu werten. Eine der meine Kindanteile sagen dürfen wie megasuperdoof und gemein sie ist (aber auch das Gegenteil) und die nicht beleidigt, ärgerlich oder schockiert reagiert. Eine mit der ich spielen, toben und rangeln kann. Eine die mit mir genussvoll Bilderbücher anschaut. Mir Karten in den Ferien schickt… Die mich in den Arm nimmt… sehr liebevoll ist...
Aber auch Grenzen setzt, den Rahmen trotz all meiner Wünsche und der anschließenden Enttäuschung und Verärgerung hält, Wissenslücken zugibt und sich auf mich bezogen nicht für die Alleinwissende hält indem sie die gemeinsame Arbeit betont. Die mir "die Leviten liest" wenn sie mein Verhalten unangemessen findet. Eine die gelegentlich Vorbild ist, mit der ich über Fachliches, Philosophisches oder Spiritualität diskutieren kann und die mir hilft die Erwachsene zu stärken damit ich unabhängig von Unterstützung werde.
Sprich ein authentisches und starkes Gegenüber, die all meine Themen ernst nimmt und sich auf die große pp und die unterschiedlichen Kleinen einlassen kann.
Grüße,
pp
ich glaube auch nicht an gute oder schlechte Therapeuten außer das Übliche: Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Rahmen halten, keine Grenzen überschreiten etc… was für mich aber Selbstverständlichkeiten sind und weder gut noch schlecht definiert.
Für mich ist eine gute Therapeutin die unorthodox ist (also ganz sicher keine Technikerin - denn Interventionen & Co lassen mich rennen) und sich auf mich einstellen kann. Die mich so nimmt wie ich bin ohne zu werten. Eine der meine Kindanteile sagen dürfen wie megasuperdoof und gemein sie ist (aber auch das Gegenteil) und die nicht beleidigt, ärgerlich oder schockiert reagiert. Eine mit der ich spielen, toben und rangeln kann. Eine die mit mir genussvoll Bilderbücher anschaut. Mir Karten in den Ferien schickt… Die mich in den Arm nimmt… sehr liebevoll ist...
Aber auch Grenzen setzt, den Rahmen trotz all meiner Wünsche und der anschließenden Enttäuschung und Verärgerung hält, Wissenslücken zugibt und sich auf mich bezogen nicht für die Alleinwissende hält indem sie die gemeinsame Arbeit betont. Die mir "die Leviten liest" wenn sie mein Verhalten unangemessen findet. Eine die gelegentlich Vorbild ist, mit der ich über Fachliches, Philosophisches oder Spiritualität diskutieren kann und die mir hilft die Erwachsene zu stärken damit ich unabhängig von Unterstützung werde.
Sprich ein authentisches und starkes Gegenüber, die all meine Themen ernst nimmt und sich auf die große pp und die unterschiedlichen Kleinen einlassen kann.
Grüße,
pp
liebe patty,
sag bloss, dass du so eine therapeutin schon mal kennengelernt hast?
away
sag bloss, dass du so eine therapeutin schon mal kennengelernt hast?
away
Wurstel
Mir stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Therapeuten, bei denen ich war/bin, gut oder schlecht sind. Als Laie kann ich das aber möglicherweise überhaupt nicht erkennen, weil ich nicht weiß, was hier die Kriterien wären.
Ich habe in einem Diskussionsforum (in meiner "Heim-Community") ja ziemlich ausführlich über meine Therapiestunden (vor allem bei meinen ersten beiden TherapeutInnen) berichtet. Allerdings war das in Bezug auf den ersten Theraupeuten lediglich posthum, da ich bei diesem Therapeuten von ca. 1987 bis ca. 1993 war und in jenem Forum erst 1999 zu posten begann. Ab ca. 2001 hatte ich dann die zweite Therapie bei einer Therapeutin und habe da in jenem Forum über das geschrieben, was ich mit der Therapeutin besprochen habe (es ging da allerdings oft um Themen in jenem Forum, über die ich dann mit meiner Therapeutin gesprochen und ihr zu diesem Behufe die Postings vorgelesen habe, da sie keinen Internet-Zugang hatte). Mein jetziger Therapeut mag das nicht, wenn ich ihm Postings oder e-Mails vorlese, weil das zuviel Zeit beansprucht - er will, daß ich mit eigenen Worten wiedergebe, was die Leute gesagt haben. (Wobei sich dann aber zeigt, daß das Wiedergegebene nicht identisch mit dem tatsächlich Geschriebenen war - was auch klar ist, weil bei einer Zusammenfassung immer Etliches auf der Strecke bleibt.)
Die Leute in jenem Diskussionsforum meinten damals, daß mein erster Therapeut wohl nicht gut war, da er mich eher zum Stillhalten statt zur Rebellion gegen meine Familie brachte und mir Horrorszenarien ausmalte. Zu meiner Therapeutin meinten sie, daß sich diese nicht mit den Gepflogenheiten im Internet (also in Postings oder in Chats) auskennt und daher falsche Schlüsse zieht.
Ich sagte meinen ersten Therapeuten nach zirka fünf Jahren Therapie, daß ich nicht den Eindruck habe, daß die Therapie etwas bringt. Darauf meinte er, daß man das gar nicht beurteilen kann, da man ja nicht weiß, wie es ohne die Therapie gewesen wäre. Ich hatte ihm damals gesagt, daß ich vielleicht mal eine Therapie bei einem anderen Therapeuten probieren könnte. Da hat er gemeint, daß das eine ganz schlechte Idee ist, da ein anderer Therapeut ja mit mir wieder von vorne anfangen müßte.
Und daß mein erster Therapeut die Therapie mit mir abgebrochen hat, weil mein Vater unangemeldet in sein Therapiezimmer eingedrungen ist und dort herumgebrüllt hat (es war gerade ein anderer Klient/Patient dort), habe ich nicht als richtig empfunden - schließlich konnte ich nichts für das Verhalten meines Vaters und hatte auch meinen Therapeuten auch vor meinen Vater gewarnt (was mein Therapeut offenbar nicht ernst genommen hatte, da er mir am Telefon sagte, daß er mit ihm schon fertig wird).
Vor allem brachte mir ein Rat meines ersten Therapeuten letztlich nur große Probleme und Schwierigketen, die darin gipfelten, daß ich auf der Polizeiwachstube ein Schuldbekenntnis unterschreiben mußte, ohne schuld zu sein.
Wurstel
Mir stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Therapeuten, bei denen ich war/bin, gut oder schlecht sind. Als Laie kann ich das aber möglicherweise überhaupt nicht erkennen, weil ich nicht weiß, was hier die Kriterien wären.
Ich habe in einem Diskussionsforum (in meiner "Heim-Community") ja ziemlich ausführlich über meine Therapiestunden (vor allem bei meinen ersten beiden TherapeutInnen) berichtet. Allerdings war das in Bezug auf den ersten Theraupeuten lediglich posthum, da ich bei diesem Therapeuten von ca. 1987 bis ca. 1993 war und in jenem Forum erst 1999 zu posten begann. Ab ca. 2001 hatte ich dann die zweite Therapie bei einer Therapeutin und habe da in jenem Forum über das geschrieben, was ich mit der Therapeutin besprochen habe (es ging da allerdings oft um Themen in jenem Forum, über die ich dann mit meiner Therapeutin gesprochen und ihr zu diesem Behufe die Postings vorgelesen habe, da sie keinen Internet-Zugang hatte). Mein jetziger Therapeut mag das nicht, wenn ich ihm Postings oder e-Mails vorlese, weil das zuviel Zeit beansprucht - er will, daß ich mit eigenen Worten wiedergebe, was die Leute gesagt haben. (Wobei sich dann aber zeigt, daß das Wiedergegebene nicht identisch mit dem tatsächlich Geschriebenen war - was auch klar ist, weil bei einer Zusammenfassung immer Etliches auf der Strecke bleibt.)
Die Leute in jenem Diskussionsforum meinten damals, daß mein erster Therapeut wohl nicht gut war, da er mich eher zum Stillhalten statt zur Rebellion gegen meine Familie brachte und mir Horrorszenarien ausmalte. Zu meiner Therapeutin meinten sie, daß sich diese nicht mit den Gepflogenheiten im Internet (also in Postings oder in Chats) auskennt und daher falsche Schlüsse zieht.
Ich sagte meinen ersten Therapeuten nach zirka fünf Jahren Therapie, daß ich nicht den Eindruck habe, daß die Therapie etwas bringt. Darauf meinte er, daß man das gar nicht beurteilen kann, da man ja nicht weiß, wie es ohne die Therapie gewesen wäre. Ich hatte ihm damals gesagt, daß ich vielleicht mal eine Therapie bei einem anderen Therapeuten probieren könnte. Da hat er gemeint, daß das eine ganz schlechte Idee ist, da ein anderer Therapeut ja mit mir wieder von vorne anfangen müßte.
Und daß mein erster Therapeut die Therapie mit mir abgebrochen hat, weil mein Vater unangemeldet in sein Therapiezimmer eingedrungen ist und dort herumgebrüllt hat (es war gerade ein anderer Klient/Patient dort), habe ich nicht als richtig empfunden - schließlich konnte ich nichts für das Verhalten meines Vaters und hatte auch meinen Therapeuten auch vor meinen Vater gewarnt (was mein Therapeut offenbar nicht ernst genommen hatte, da er mir am Telefon sagte, daß er mit ihm schon fertig wird).
Vor allem brachte mir ein Rat meines ersten Therapeuten letztlich nur große Probleme und Schwierigketen, die darin gipfelten, daß ich auf der Polizeiwachstube ein Schuldbekenntnis unterschreiben mußte, ohne schuld zu sein.
Wurstel
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liebe away,away hat geschrieben:liebe patty,
sag bloss, dass du so eine therapeutin schon mal kennengelernt hast?
eigentlich habe ich nichts anderes als einige Elemente meiner Therapie beschrieben.
LG,
pp
ich hatte mir das schon fast gedacht. aber es liest sich so schön, dass es fast aus einem film sein könnte
da beneide ich dich ein wenig!
away
da beneide ich dich ein wenig!
away
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- Beiträge: 1931
away,
es war nicht von Anfang an so. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt weil ich zum einen Traumatherapie mache (auch Arbeit mit den Anteilen) aber auch und daran glaube ich - ich immer sehr persönlich war im Umgang mit ihr. Ich wollte wissen wie sie ist, wie die Menschen sind. Ich war/bin fürchterlich direkt. Und nach einiger Zeit habe ich mir gewünscht und manchmal auch regelrecht gefordert… Andererseits hatte sie mir auch einiges angeboten was ich mich lange Zeit nicht traute anzunehmen (spielen, rangeln). Wo sie wiederum auf mich zukam, ich aber aus Angst und Scham noch nicht mitziehen konnte.
War für beide Seiten auch oft sehr, sehr schwer.
Und nun glaube ich daran, dass Patienten vieles von ihren Therapeutinnen bekommen würden wenn sie sich trauen würden dies anzusprechen. Hatte dazu gerade ein Gespräch mit einer Freundin, die sich auch nicht traut ihre Wünsche in der Therapie zu benennen. Schade.
Mutmach!!!
es war nicht von Anfang an so. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt weil ich zum einen Traumatherapie mache (auch Arbeit mit den Anteilen) aber auch und daran glaube ich - ich immer sehr persönlich war im Umgang mit ihr. Ich wollte wissen wie sie ist, wie die Menschen sind. Ich war/bin fürchterlich direkt. Und nach einiger Zeit habe ich mir gewünscht und manchmal auch regelrecht gefordert… Andererseits hatte sie mir auch einiges angeboten was ich mich lange Zeit nicht traute anzunehmen (spielen, rangeln). Wo sie wiederum auf mich zukam, ich aber aus Angst und Scham noch nicht mitziehen konnte.
War für beide Seiten auch oft sehr, sehr schwer.
Und nun glaube ich daran, dass Patienten vieles von ihren Therapeutinnen bekommen würden wenn sie sich trauen würden dies anzusprechen. Hatte dazu gerade ein Gespräch mit einer Freundin, die sich auch nicht traut ihre Wünsche in der Therapie zu benennen. Schade.
Mutmach!!!
Wenn der Therapeut mir nicht das Gefühl vermittelt, dass ich etwas für IHN tun muss.
@ chaosfee
Für mich gibt es nicht den Prototyp eines "guten" versus "schlechten" Therapeuten. Welcher Therapeut gut bzw. schlecht ist, hat nicht nur etwas mit dem Therapeuten zu tun, sondern auch mit mir. Es muss passen. Ich muss zu ihm passen, er zu mir. Gut bzw. schlecht ist für mich eine Passungsfrage.
Hauptkriterium für meine Beurteilung "gut" bzw. "schlecht" ist das Erreichen meiner Therapieziele. Ein Arzt ist für mich gut, wenn es mir körperlich besser geht. Ein Therapeut ist für mich dann gut, wenn es mir psychisch besser geht. Kann mir ein Arzt/Therapeut helfen, dann ist er gut für mich.
Für mich ist ein Therapeut dann gut, wenn die Passung stimmt und er mir helfen kann und er mich meinen Therapiezielen näher bringt. Wenn es mir durch die Therapie besser geht, dann ist der Therapeut für mich der richtige, dann ist er für mich gut. Hilft mir die Therapie bei ihm nicht, dann ist der Therapeut für mich nicht der richtige, dann ist er für mich schlecht. Dass schließt ein, dass der Therapeut, der für mich "schlecht" ist, für jemand anderen gut sein kann. Bei anderen passt es dann vielleicht. Der andere hat dann vielleicht andere Bedürfnisse, Therapieziele, ... als ich. Bei mir eben nicht.wann ist denn ein Therapeut "gut"? Wie kann ich das entscheiden, wenn ich vor ihm sitze?
Für mich gibt es nicht den Prototyp eines "guten" versus "schlechten" Therapeuten. Welcher Therapeut gut bzw. schlecht ist, hat nicht nur etwas mit dem Therapeuten zu tun, sondern auch mit mir. Es muss passen. Ich muss zu ihm passen, er zu mir. Gut bzw. schlecht ist für mich eine Passungsfrage.
Hauptkriterium für meine Beurteilung "gut" bzw. "schlecht" ist das Erreichen meiner Therapieziele. Ein Arzt ist für mich gut, wenn es mir körperlich besser geht. Ein Therapeut ist für mich dann gut, wenn es mir psychisch besser geht. Kann mir ein Arzt/Therapeut helfen, dann ist er gut für mich.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Das geht hier in die falsche Richtung.
Zuverlässigkeit kam hier schon mal, Kritikfähigkeit. Sowas.
Ich meine nicht, was einem einzelnen gut getan hat. Dies hier soll kein erweiterter "mein Thera ist der beste, weil"-Thread werden.
Einige Reaktionen hier habe ich mir fast schon gedacht: "Es gibt keine guten und schlechten Therapeuten". Wenn das so wäre, dann bräuchte man keine Qualitätskontrolle, keine standardisierten Ausbildungen, dann gäbe es nicht so viele Therapiemisserfolge und dann gäbe es keine Therapeuten, die so oft empfohlen werden, dass sie Wartelisten bis ans Ende des Kontinents haben.
Ich möchte ausdrücklich diejenigen zu Wort bitten, die hier im Forum die Termini "gute" und "schlechte" Therapeuten schon verwendet haben. Was heißt es, ein objektiv guter Therapeut zu sein? Wann macht ein Therapeut seine Arbeit gut?
Und genau das meinte ich nicht. Ich meine nicht Chemie, Passung etc, wie ich im Eingangsposting schrieb, sondern objektive Kriterien.Jenny Doe hat geschrieben:Dass schließt ein, dass der Therapeut, der für mich "schlecht" ist, für jemand anderen gut sein kann.
Zuverlässigkeit kam hier schon mal, Kritikfähigkeit. Sowas.
Ich meine nicht, was einem einzelnen gut getan hat. Dies hier soll kein erweiterter "mein Thera ist der beste, weil"-Thread werden.
Einige Reaktionen hier habe ich mir fast schon gedacht: "Es gibt keine guten und schlechten Therapeuten". Wenn das so wäre, dann bräuchte man keine Qualitätskontrolle, keine standardisierten Ausbildungen, dann gäbe es nicht so viele Therapiemisserfolge und dann gäbe es keine Therapeuten, die so oft empfohlen werden, dass sie Wartelisten bis ans Ende des Kontinents haben.
Ich möchte ausdrücklich diejenigen zu Wort bitten, die hier im Forum die Termini "gute" und "schlechte" Therapeuten schon verwendet haben. Was heißt es, ein objektiv guter Therapeut zu sein? Wann macht ein Therapeut seine Arbeit gut?
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno
Hallo Chaosfee,
auf SWR2 Wissen war ein Radiobeitrag zu dem Thema. Du kannst ihn online nachhören.
http://www.podcast.de/episode/126844061 ... erapeuten/
auf SWR2 Wissen war ein Radiobeitrag zu dem Thema. Du kannst ihn online nachhören.
http://www.podcast.de/episode/126844061 ... erapeuten/
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