Stillstand in Psychotherapie

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Betti
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Stillstand in Psychotherapie

Beitrag Fr., 15.05.2015, 22:39

Hallo,
ich bin neu in diesem Forum und hätte mir nie gedacht, dass ich überhaupt mal was poste. Vermutlich gibt es schon Threads zu diesem Thema, habe aber (noch) nichts passendes für mich gefunden. Zu meinem Problem: Ich befinde mich seit ca. einem Jahr in Psychotherapie. Auslöser war die Geburt meines Kindes - dachte ich hätte eine Wochenbettdepression, es stellte sich jedoch ziemlich schnell heraus, dass das Problem eigentlich in meiner Kindheit/Jugend liegt, welche nicht immer sehr schön war. Nun ist das Problem, dass es mir in der Therapie total schwer fällt überhaupt zu reden, Gefühle zu zulassen, Themen in der Therapie einzubringen,... Ich habe manchmal das Gefühl "ich weiß gar nicht wie das gehen soll - Therapie". Meine Therapeutin ist total nett, ich vertraue ihr und sie ist wirklich sehr, sehr bemüht mir zu helfen. Aber mittlerweile meint sie selber immer öfter, dass wir seit Monaten im Kreis gehen und nicht weiter kommen. Ich weiß aber nicht, wie ich was zulassen soll. Hab seit Therapiebeginn (hatte das früher auch oft) regelmäßig Beklemmungsgefühle, kann nicht alleine sein, bin trotz Kind (mit Kind) täglich unterwegs, da ich es zu Hause nicht aushalte, zwischendurch überkommt mich wieder der Sog und die Antriebslosigkeit und sehr oft Wutanfälle. Mir ist schon bewusst, dass dies ein Teil des Aufarbeitungsprozesses ist, trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich noch weit entfernt von irgendeiner Aufarbeitung bin. Und ich weiß einfach nicht, wie ich in der Therapie weiter kommen soll. Das alles habe ich auch schon mit ihr besprochen, sie hat mir auch schon oft erklärt, dass es normal sei, dass es länger dauert, etc. Mich überkommt dann wieder die Panik und ich überlege abzubrechen. Hätte mir vor einem Jahr wer gesagt, dass dies solange dauert, hätte ich sicher nicht begonnen. Jetzt wollte ich einfach mal wissen, wie es euch diesbezgl. so geht? Kennt ihr das? Ich bin ein super Verdrängungskünstler, habe ich gut gelernt um mein Leben zu meistern. Jetzt habe ich keinen Plan, wie ich irgendwas zulassen soll. Manchmal habe ich das Gefühl ich habe keine Emotionen mehr. Ich freue mich über Berichte eurerseits. Sorry, dass es soviel Text geworden ist, aber dies beschäftigt mich seit Monaten.

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leberblümchen
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 22:59

Zu der Frage, wie lange eine Therapie dauern 'darf', ohne dass sich etwas tut, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Meine persönliche ist: Solange ich den Druck spüre, eine bestimmte Erwartung zu erfüllen ("bloß keinen Stillstand"), tut sich unter Garantie gar nichts. Es gibt Menschen, die Zeit brauchen. Nun sagst du zwar, dass du nie so eine lange Therapie machen wolltest; ich glaube, das geht den meisten so... Ich denke allerdings, dass irgendwann zumindest ein Prozess einsetzen sollte - was noch mal was ganz anderes ist als die Frage nach der Besserung des Zustandes.

Sagt deine Therapeutin dir denn, WARUM die Therapie ihrer Meinung nach stagniert? Wenn die Antwort wäre: "...weil Sie nicht genug mitmachen", wäre das ja noch mehr Druckausübung auf dich. So von wegen: "Lass dir Zeit, aber beeil dich dabei!" Es kann hier niemand dein Problem klären, aber ich glaube, du selbst solltest versuchen, ein Gefühl zu entwickeln für die therapeutische Beziehung. Darüber könntest du mit ihr reden: "Was darf ich hier? Wie geht das? Wie können Sie mir helfen?"

Es kann natürlich auch sein, dass diese Therapeutin dir nicht helfen kann. Das kommt manchmal vor, auch wenn man einander mag. Dann könntest du dich an einen Kollegen wenden, bevor du GANZ aufgibst.

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Betti
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 23:18

Hallo Lederblümchen,
danke für deine schnelle Antwort. Mein Problem in der Therapie ist unter anderem auch, dass ich ständig unter diesem Beklemmungsgefühl leide, was es nicht gerade erleichtert - was zu erzählen. Sie ist ständig bemüht mir Sicherheit zu bieten, sie äußert auch oft, dass sie "hier sitzen bleiben wird", egal wielange es dauert. Dies alles vermittelt mir ja auch Sicherheit, aber trotzdem klappt es irgendwie nicht. Sie fragt dann halt ständig, vor was ich Angst habe, was passieren würde, wenn ich "eine Tür" aufmache. Sie meint jedoch schon, dass sie merkt, dass ich bemüht bin mitzuarbeiten, dass es halt momentan nicht besser geht, etc. Und ich bin immer wieder erstaunt, was sie dann alles probiert um an mich heran zu kommen. Sie hat schon öfter vorgeschlagen, dass ich mir überlegen sollte, Medikamente zu nehmen. Hatte allerdings nicht das Gefühl, dass sie mich diesbzgl. unter Druck setzt. Aber sie meinte, dann würde ich nicht so leiden, meine Stimmung könnte gebessert werden und dies würde dem Therapieerfolg sicher zu gute kommen. Bin diesbzgl. am überlegen, hab mir mal Psychiater in der Nähe raus gesucht, es jedoch noch nicht geschafft wo nen Termin zu bekommen. Mach mir jetzt aber auch keine Stress. Bis jetzt konnte ich es Gott sei Dank immer mit ihr besprechen, wenn ich ans Aufgeben dachte. Sie hat mir immer wieder vermittelt, dass es zwar meine Entscheidung sei, wir jedoch schon einige Schritte gegangen sind und ich mir nicht zuviel erwarten soll ... An einen Therapeutenwechsel denk ich eigentlich nicht, prinzipiell fühl ich mich bei ihr sehr gut aufgehoben, ich glaube, dass es halt wirklich an mir liegt, sie ist sehr bemüht.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 15.05.2015, 23:29

Ich glaube, dass es halt wirklich an mir liegt, sie ist sehr bemüht.
Ohne euch beide zu kennen: Es liegt meist nicht an nur einem Beteiligten, wenn eine Beziehung nicht 'funktioniert'. Ich könnte jetzt noch was zum Bemühtseim schreiben, will dich aber nicht weiter verunsichern: Es könnte ja sein, dass dich das Bemühtsein auch unter Druck setzt - weil damit ja auch die Erwartung verbunden ist, dass du 'lieferst'.

Eine Therapie ist immer höchst individuell: Ein Patient kann bei Therapeut A ganz andere Entwicklungen durchmachen als bei Theraeput B. Und ein Therapeut kann mit Patient A gut zusammenarbeiten und weniger gut mit Patient B. Wie das bei eich ist, weiß ich natürlich nicht, aber sagen wir mal so: Die Zweifel sollten die Hoffnung sicher nicht dauerhaft dominieren.

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 06:20

@ Betti,
Sie fragt dann halt ständig, vor was ich Angst habe, was passieren würde, wenn ich "eine Tür" aufmache.
Dein Thread spricht mich an. Ich habe etwas erlebt, was mich erstarren ließ, was mir das Gefühl gab gestorben zu sein. In den beiden letzten Therapien ist es auch mir nicht gelungen, die Emotionen aufzuarbeiten, aus dem ganz einfachen Grund, ich konnte keine mehr fühlen. Ich habe über 10 Jahre nicht mehr weinen können, auch in der Therapie nicht. An meinen beiden letzten Therapeuten lag es nicht. Es lag an mir, dass ich in der Therapie nicht mit dem emotionalen Aspekt des erlebten arbeiten konnte. Ich war zu dicht. Da gabs von Außen keine Rankommen, auch durch Therapeuten nicht. Wir haben in der Therapie sehr viel erreichen können, aber diese verschüttete Baustelle blieb.
Eines Tages, drei Jahre nach Therapieende, da begannen die Gefühle durchzudringen und überwältigten mich zum Teil heftig.
Wenn ich heute zurückblicke, dann weiß ich, dass die Therapie damals zu früh für mich war, zumindest, was den emotionalen Aspekt betrifft. Bei allen anderen Themen war sie eigentlich eher zu spät.
Wenn ich heute zurückblicke, dann vermag ich heute zu sagen, warum ich damals, also zu Therapiebeginn, noch nicht zu einer emotionalen Verarbeitung in der Lage war. Damals, also zu Therapiebeginn, habe ich diese Frage nicht beantworten können. U.a. auch deshalb, weil mir gar nicht bewusst war, wieviele Emotionen in mir stecken und in welcher Intensität. Damals ging es nicht. Ich musste funktionieren, musste Diplomprüfungen ablegen, da hätte ich mir Emotionen nicht erlauben können. Zudem hatte ich Angst vor den Gefühlen. Doch auch diese Angst war mir nicht wirklich bewusst.
So bleib der Deckel drauf.
Solange, bis er eines Tages ganz von alleine abfiel.
Wenn ich heute zurückblicke, dann weiß ich, dass man nichts erzwingen kann. Es hat ja seinen Grund (auch wenn man ihn vielleicht noch nicht kennt), warum auf den Emotionen ein Deckel liegt, warum die Türe noch verschlossen ist. Den Deckel mit Gewalt zu öffnen, ist vielleicht nicht immer ratsam. Man muss auch bereit sein und sich in der Lage fühlen, mit dem, was unter dem Deckel liegt, umzugehen.
Vielleicht ist dieser Punkt bei Dir noch nicht erreicht?
Bei mir kamen die Emotionen eines Tages ganz von alleine, als ich am wenigsten erwartete, nämlich dann, als Ruhe in mein Leben einkehrte und der Druck weg war.
Heute weiß ich, wie wichtig es meinen Emotionen war, dann kommen zu dürfen, wann sie es für richtig hielten und dass ich mit Druck ("Jetzt müssen sie aber mal kommen, solange ich noch in Therapie bin", "Ich muss jetzt endlich mal fühlen, sonst kann ich nie geheilt werden") die Türe noch mehr verschlossen habe.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


leberblümchen
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 06:46

Ergänzend zu Jenny: Ich habe auch Kinder, und ich wollte schon eine Therapie beginnen, als eines der Kinder ein Baby / Kleinkind war. Es hat nicht funktioniert. Nicht nur aus organisatorischen Gründen und weil ich die Therapeutin nicht so dolle fand. Es wäre nicht gegangen, weil das Leben mit einem kleinen Kind so viel emotional von der Mutter abverlangt, dass die Stabilität nicht aufgegeben werden darf. Gerade wenn du schon zu Ängsten und Überforderungsgefühlen neigst.

Das heißt nicht, dass das bei dir auch so ist und dass es nicht geht, aber vielleicht solltest du diesen Faktor nicht unterschätzen.


Susi1961
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 07:41

Hallo Betti,

Als ich deinen Beitrag las, habe ich mich an meine Therapie erinnert.
Mir ging es eins zu eins wie dir in der Therapie.
Kann bis heute kaum Gefühle zulassen, kann nichts Bewegendes ansprechen und fühle mich oft gefühlstot.
Habe leider die Therapie abgebrochen und es hat mir dann sehr weh getan.
Ich wünsche dir, dass du nicht aufgibst. Vielleicht ist eine Therapiepause die bessere Alternative.
Du wirst es sonst als verlorene Chance immer in Erinnerung behalten und sehr traurig sein.
Medikamente haben leider auch nicht das Öffnen in der Therapie bewirkt.
Alles Gute!

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**AufdemWeg**
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 09:33

Hallo,

auch ich habe die Therapie aufgrund einer Wochenbettdepression begonnen,
die dann in einer Psychose gemündet ist.

Ich hatte keinen anderen Weg als die Therapie damals zu machen: mit Kleinkind und Neugeborenem.

Medikamente haben mir geholfen, weniger bei der Öffnung als vielmehr bei der Stabilisierung und beim in Griff bekommen der Psychose.

Meine erste Therapie bestand in 7 Jahren dauernder Stabilisierung.
Ich denke aber, das wäre auch ohne die Kinder so nötig gewesen.

Erst jetzt schaffe ich es an die eigentlichen Themen tiefer einzusteigen.

Es ist sehr schwer durchzuhalten aber es kann sich lohnen.
Und manchmal ist das, was wie Stillstand aussieht gar keiner.

LG ADW
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offtheground
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 09:59

Hallo

Vielleicht würde es dir ja helfen mal für eine Zeitlang stationär zu gehen? Bei meinem letzten Psychiatrieaufenhalt war ich auf einer Station, die extra mehrere Mutter-Kind-Zimmer dazu hatte. Wir hatten auch immer Mütter mit ihren Babies/Kleinkindern auf Station, die ähnliche Probleme hatten, wie du sie beschreibst. Entweder Wochenbettdepression/Psychose oder eben völlige Überforderung nach der Geburt, da durch diese ausgelöst auch noch andere Probleme hochkamen.
Sowas wird auch sicher in anderen Kliniken angeboten und ich hatte den Eindruck, dass es den Müttern wirklich gut tat - zumindest waren es diese, die die Klinik in nem wirklich besseren Zustand verließen (im Vergleich zu den anderen Patienten auf Station). Und für die Babies und Kleinkinder war das nicht blöd auf Station (die hatten während der Therapiestunden Betreuung) und ansonsten gab es nen Spielzimmer und wenn sie schon laufen konnten, durften sie sich sowieso frei auf der Station bewegen und dem Stationsklima taten die Kids sowieso sehr gut

Viele Grüße
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Maika
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Beiträge: 226

Beitrag Sa., 16.05.2015, 10:11

Hallo Betti,
ich weiß, dass es nicht üblich ist, im (mindestens) ersten Jahr mit Kind eine Therapie zu machen, in der alte Probleme aufgearbeitet werden. Wie hier schon andere geschrieben haben geht es in dieser Zeit um Stabilisierung, das Zurechtfinden in der Mutterrolle und die Beziehung zum Kind. Vielleicht funktioniert die Therapie bei dir einfach aus Selbstschutz nicht, weil du ja den Alltag aufrecht erhalten und dich um dein Kind kümmern musst.
Kennst du die website von "Schatten und Licht"? Dort geht es um psychische Krisen im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes, es gibt Therapeuten- und Klinikenlisten. Vielleicht gibt es sowas auch für Österreich.
Lg, Maika

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Betti
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Beiträge: 518

Beitrag Sa., 16.05.2015, 10:53

Danke für die vielen Beiträge. Es tut gut zu hören, dass es anderen auch so ergeht. Habe mich schon soo oft gefragt, warum das bei mir mit den Emotionen nicht möglich ist.

@ Jenny: So wie du das beschreibst, passt das super zu mir. Ein Deckel drauf - und dieser ist angeschweisst. Keiner vermag den zu lösen. Und ja - ich muss auch funktionieren. BIn zumindest von Mo - Fr mehr oder weniger alleine für unser bald einjähriges Kind zuständig. Mein Partner ist meist sehr lange in der Arbeit. Ansonsten ist er jedoch super bemüht und unterstützt mich in alle Lebenslagen.

@ Leberblümchen:
"Es wäre nicht gegangen, weil das Leben mit einem kleinen Kind so viel emotional von der Mutter abverlangt, dass die Stabilität nicht aufgegeben werden darf. Gerade wenn du schon zu Ängsten und Überforderungsgefühlen neigst."
Ja da hast du recht. Ich habe mit der Therapie begonnen, da war mein Kleiner gerade mal 4 Wochen alt. Gott sei Dank war dies organisatorisch möglich, da es mir damals wirklich schlecht ging. Aber ja, wie du beschreibst, die Stabilität darf nicht aufgegeben werden. Ich glaube, dies ist auch ein Grund, warum es mir so schwer fällt, etwas zu zulassen. Habe total Angst, dass ich zusammenbreche und mein Leben dann nicht mehr im Griff habe. Und das wäre das schlimmste für mich. Obwohl meine Therapeutin schon sehr oft meinte, ich werde nicht zusammenbrechen. Das habe ich schon zu lange geübt - durchhalten, egal wie schlimm es sein mag.

@offtheground: Stationäre Behandlung ist prinzipiell sicher nicht schlecht (habe selber mal in der Psychiatrie gearbeitet und alle bewundert, die den Schritt gewagt haben). Ich bin jedoch der Meinung, dass ich momentan so ein stabiles Umfeld/Familie/Freunde habe, dass dies bei mir nicht notwendig ist. Es wissen zwar nur sehr, sehr wenige, dass ich in Therapie bin, diese unterstützen mich aber toll und ermuntern mich imemr wieder, nicht aufzugeben.

@Maika: Schatten und Licht? Ich glaube, da habe ich schon mal gegoogelt. Vorallem anfangs nach der Geburt. Es gibt sicher ähnliche Einrichtungen in Österreich. Für mich war dann allerdings der Schritt zu einer empfohlenen Psychotherapeutin der Weg.

Tja, ich hoffe nur, dass dieser Deckel irgendwann mal aufgeht. Momentan habe ich nur keinen Plan wie. Aber wie eh schon einige geschrieben haben, ich darf mich diesbezgl. halt nicht unter Druck setzen. Ich frage mich halt oft, wann der aufgeht. Den Selbstschutz werde ich vermutlich noch lange aufrecht erhalten. Es sind noch ein/zwei weitere Kinder geplant und dann wird der Alltag noch turbulenter. Ich habe jedoch schon den Wunsch, dass sich irgendwas tut, bevor ein weiteres Kind kommt. Habe Angst davor, dass ich nach der Geburt wieder in so ein tiefes Loch falle. Besser wäre es, dann schon irgendwelche Strategien zu haben um damit besser umgehen zu können.
Vielleicht zur allgemeinen Aufklärung: mittlerweile liebe ich mein Kind über alles, unsere Familie ist super und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es keine Wochenbettdepression war, sondern meine ganze Geschichte damit zu tun hatte/hat. Habe auch schon vor der Geburt oft überlegt Therapie zu machen, jedoch nie den Schritt gewagt. Danach wars einfach so schlimm, dass es nicht mehr anders ging.

Danke und liebe Grüße

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 12:19

Hallo Betti, also ich kann da auch nur von mir sprechen- es braucht alles seine Zeit. Bin schon viele Jahre in Therapie. Hat lange gebraucht, bis Psyche mal gemerkt hat, dass man vertrauen darf. Ur lange, bis Gefühle bissi raus kommt. Die Therapeutin ist immer dagewesen-als Begleiterin. Sie sagte immer, dass ich mir keinen Druck machen solle, denn dann geht gar nichts. Bin noch nicht am Ende der Aufarbeitung, aber schon paar Schritte weiter-denk.
Bitte gib dir Zeit. Denke auch, dass die Seele das raus lässt, was grad verarbeiten kann( obwohl auch das einen umhauen kann). Bei mir wars so, dass ich nichts vergessen hatte von der Vergh., aber Gefühle waren und sind oft abgespalten. Deshalb-Schritt für Schritt, bitte. Alles Gute dir und dass du die Kraft in dir findest.
Tupsy

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Betti
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 19:16

Liebe Tupsy, danke für deine liebe Antwort. Irgendwie macht es mir Angst, der Gedanke, dass es vielleicht noch Jahre dauern könnte. Bei mir ist es ähnlich wie bei dir, ich weiß wie es in der Vergangenheit war, hab nichts davon vergessen, maximal verdrängt. Aber die Gefühle dazu sind nicht (mehr) da. Ich weiß nicht, wann die wieder kommen. Habe den Eindruck, dass seit der Geburt meines Kindes keine "belastenden" Gefühle mehr aufkommen (dürfen). Ich mache mir halt wirklich Sorgen, dass es noch ewig dauert, bis ich was zulassen kann. Und wie oben schon erwähnt, es sind noch weitere Kinder geplant. Wann schaffe ich es dann mal? Halte ich aus Selbstschutz, wegen Stabiliät gegenüber Kind/Kindern alles zurück? Ich habe Angst davor, dass ich es niemals schaffe Emotionen aufkommen zulassen. Angst vor einem Zusammenbruch. Meine Devise war immer "ich schaffe alles alleine". Diese Devise geht jetzt aber oft nicht mehr auf. Meine Therapeutin hat schon oft gemeint, man kann nicht alles alleine schaffen. Irgendwann kommt der Punkt, wo man Hilfe braucht. Jetzt habe ich diese Hilfe und trotzdem tut sich nichts.
Naja, ich glaube echt, ich setzte mich einfach zu sehr unter Druck. Aber ist halt nicht immer so leicht, dies nicht zu tun.
Betti

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 18.05.2015, 22:29

Hei Betti, tief Luft holen um langsam ausatmen-zwinker- du machst dir wirklich zu viel Druck. Doch ich verstehe es voll gut. Es ist ein Prozess, der nur soweit gehen kann, soweit deine Psyche es aushalten kann. Es ist wichtig, dass du da jetzt nicht Wut gegen dich aufkommen lässt-das tut dir nicht gut. Ich weiß, das auch der Druck da ist- jetzt muss es gehen, weil jetzt ist ne Thera da. Frag doch mal deine Thera, wie sie dir diesen Zeitdruck nehmen kann? Vielleicht kann dir auch ein Aufenthalt in einer Traumatherapie weiter helfen. Es tut sich da was, auch wenn ich nicht sagen kann was es ist. Bitte bleib dran und gib nicht auf. Wenn du deiner Thera vertrauen kannst, wird sie dir gewiss die Zeit geben die du brauchst. Rede mit ihr über die Zeit, das nimmt Druck weg. Und bedenke- du machst jeden Tag einen Schritt weiter zur Heilung. Es sind meist kleine Schritte aber es geht voran. Vertraue deiner Seele, sie wird die Gefühle los lassen, wenn es passt. Kein Druck

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Betti
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Beitrag Mi., 20.05.2015, 21:14

Hallo Tupsy, danke für deine aufmunternden Worte. Ja das mit dem Druck ist so ne Sache. Wenn das mal so einfach wäre. Vl. sollte ich mal mit meiner Thera darüber reden, was sie dazu sagt. Außer, dass wir gemeinsam um das Tigerauge herum spazieren. So hat sie es letztens ausgedrückt. Morgen ist wieder Stunde, mal schauen wie die verläuft.

Ich habe mir jetzt auch mal nen Psychiatertermin ausgemacht. "Angst hab" - werd mir mal anhören, was sie sagt bzgl. Medikamente. Bin zwar kein Fan davon, aber vl. gibts ja wirklich was, was mir hilft gegen dieses ständige Beklemmungsgefühl, das mich tagein, tagaus begleitet.
Habe diesbzgl. auch noch ne Frage. Bin mir nicht sicher, ob das jetzt hier rein passt, aber ich stelle sie halt mal:
Ich habe von meiner Thera noch nie eine Diagnose gehört - Gott sei dank. Jetzt denke ich natürlich seit Tagen darüber nach, ob mir die Psychiaterin dann ne Diagnose geben muss? Zwecks Med-Abklärung? Habe wirklich Angst vor dem Termin, naja wer geht schon gern zum Arzt, noch dazu zu einem Psychiater. Irgendwie habe ich die Befürchtung, dass es mich stark beeinflusst, wenn ich dann wirklich ne Diagnose bekomme. Wie war das bei euch so?
Sorry, wenn das jetzt nicht hier rein passt. Sonst poste ich es woanders, muss mich erst durchs Forum stöbern.
Danke trotzdem für Antworten.

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