Supervision

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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splitterhaftes
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Supervision

Beitrag Fr., 07.11.2014, 20:32

Hallo!

Ich hätte ein paar Fragen zur Supervision, im Besonderen bei Theras in Ausbildung.
Ist das in irgendeiner Form abgewandelt zur Supervision für ausgebildete Therapeuten? Wie genau läuft das ab? Muss jeder Klient da ein paar Minuten angesprochen und alles durchgegangen werden? Kriegen die Supervisoren Schriftstücke oder sonstige Sachen vom Klienten zu sehen?
Müssen Theras in Ausbildung auf sie hören und nach ihrer Empfehlung handeln?

Und gibt es hier Leute außer mir, die dieses Konzept stört?
Es ist schon passiert, dass ich in der einen Woche aus der Stunde ging und alles ist okay und in der nächsten Woche gibt es plötzlich ein großes Problem, weil der Supervisor ihm ins Gewissen geredet hat. Das verunsichert mich teilweise einfach sehr, weil da ao ein "Unbekannter" ist der doch soviel Einfluss auf die Therapue nehmen kann.

Danke für die Antworten!
liebe Grüße, splitterhaftes

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pandas
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Beitrag Fr., 07.11.2014, 22:19

Ja, das ist leider (oder nicht leider) so bei theras in Ausbildung. Auf jede vierte Stunde soll eine volle Stunde Supervision kommen.

Dadurch können die Probleme aufkommen, die Du aufgezählt hast.

Am besten sprichst Du sie ganz direkt an bei Deinem Therapeuten, dass Dir das sehr auffällt und Du es als störend empfindest.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Feenya
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Beitrag Fr., 07.11.2014, 23:42

Müssen Theras in Ausbildung auf sie hören und nach ihrer Empfehlung handeln?
Das glaube ich eher nicht. Genauso, wie ich nicht denke, dass der SV persönliche Schriftstücke der Klienten zu sehen bekommt.

Ich nehme an, Supervision läuft ab wie eine Therapiestunde. Nur, das der Klient ein Therapeut in Ausbildung ist.

In dieser Stunde wird allgemein besprochen wo der Therapeut, in seiner Arbeit, an Grenzen stößt. Und der SV zeigt ihm dann Lösungswege auf.

Dein Therapeut wird dann halt in deiner Therapiestunde einen dieser Lösungswege probieren. Ich glaube aber nicht, dass da ein "Muss" vom SV dahinter steckt.

Das ist wohl so, wie in einem anderen Thread. Wo jemand die Frage stellt, warum Therapeuten sehr oft zur Trennung raten.
viewtopic.php?f=71&t=32894&hilit=Therapeut+trennung

Wo sich in der Therapie heraus kristallisiert, dass der Klient in einer krankmachenden Beziehung lebt, wird vielleicht zur Trennung geraten. Aber kein Therapeut wird es als "Muss" verlangen. Es bleibt die freie Entscheidung des Klienten.

Und bei deinem Therapeuten wird es ebenso frei ablaufen. Da er aber noch ein Lernender ist, kann es auch zu Meinungsänderungen kommen.

Sprich diese Irritation einfach an.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Fify
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Beiträge: 391

Beitrag Fr., 07.11.2014, 23:58

Ich habe von Supervision der Therapeuten keine Ahnung.
Ich selbst habe aber auch schon Supervision in einem anderen beruflichen Kontext gehabt. Ich hab mind. vier Supervisoren erlebt und keiner hatte mir je konkret gesagt, was ich zu tun hätte. In der Supervision habe ich es so erlebt, dass es darum ging seine eigene Vorgehensweise in der Praxis zu reflektieren und ggf Neues auszuprobieren. Die Funktion des Supervisors war für mich der, der einen Rahmen bietet und passende Methoden sich überlegt, wie ich Probleme reflektieren kann und eigene Lösungen finden kann.

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beiträge: 827

Beitrag Sa., 08.11.2014, 01:18

Liebe Splitterhafte,

meinen Erfahrungen und Beobachtungen nach läßt sich das nicht generalisieren. Auch Supervision ist ja nicht ein homogener Ansatz, der überall gleich ausgeübt wird, sondern ist geprägt von verschiedenen "Schulen" und den Personen, die sie anbieten. Zudem macht es einen enormen Unterschied, ob ein "Azubi" z.B. nur einen einzelnen Klienten betreut oder mehrere: ist es nur einer, dürfte die Reflexion der therapeutischen Arbeit mit ihm in einer Supervision ungleich mehr "Aufmerksamkeit" erfahren, als wenn mehr Klienten zur "Auswahl" stehen.

Es wäre unüblich, ja unethisch, wenn im Rahmen einer Supervision "Patienten-Akten" oder dergleichen herumgereicht werden, auch hier kommt es aber stark auf den Kontext an (z.B. Privatpraxis vs. Klinik).

Und nein, angehende TherapeutInnen "müssen" nicht den Empfehlungen oder dem Feedback der Supervisionsgruppe gemäß handeln. In der Realität jedoch unterliegen Auszubildende meist einem hohen Konformitäts-/Anpassungsdruck, wer also allzu eigenmächtig handelt, könnte sich Folgeprobleme einhandeln.
Dennoch: grundsätzlich gehe ich von der Annahme aus, dass Supervisoren über mehr Praxiserfahrung verfügen als Auszubildende. Fehlen ihnen jedoch wesentliche Informationen oder gelingt es dem Azubi nicht, die gewonnenen Erkenntnisse oder angeregten Ansätze einfühlsam oder zum passenden Zeitpunkt in die Therapie einzubringen, kann es durchaus zu sich merkwürdig anfühlenden Situationen kommen, bei denen plötzlich "aus heiterem Himmel" Ideen oder Interventionen eingebracht werden, die für die Klienten solcher zukünftiger TherapeutInnen nicht nachvollziehbar sind oder sich sogar unpassend, ja verletzend anfühlen.

Der Fairness halber möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, dass es vielleicht ein wenig zu viel erwartet wäre, sich zum meist kostenlosen oder stark vergünstigten Honorar von PTiA mit geringer oder nicht vorhandener Erfahrung im Feld stets hochprofessionelle Unterstützung zu erwarten, wo man doch selbst bei fertig Ausgebildeten ein Stückchen Glück benötigt, diese zu bekommen.

Freundliche Grüße,
Richard L. Fellner

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splitterhaftes
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Beiträge: 17

Beitrag Mo., 10.11.2014, 02:09

Dankeschön für die aufschlussreichen Antworten!

Ich habe es bereits in einer Stunde angesprochen, nur lässt sich da ja schlecht etwas ändern..
Aber ich habe jetzt wirklich ein besseres Bild davon wie so eine Stunde abläuft und das allein hilft mir schon etwas, mich mit der Situation abzufinden Es ist ja auch kein riesiges Problem, einfach nur eine gewisse Verunsicherung die ich mit mir rumtrage.

Und mir ist natürlich bewusst: Mir wurde mir ja am Anfang der Therapie erklärt, dass es dort diese Supervision gibt (nur eben nicht wie eine Stunde abläuft), es ist ja auch logisch dass diese nicht alles wissen können und ich habe trotzdem eingewilligt. Ich wollte mich hier weniger beschweren, als einfach dieses große Fragezeichen wegzubekommen

Lg splitterhaftes

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Molaika
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Beiträge: 19

Beitrag Sa., 18.05.2019, 14:09

Hallo,

Ich bin ein bisschen durcheinander.
Mein Therapeut und ich knacken momentan an einem Thema, was mir sehr unangenehm und schwer fällt. Dadurch, dass das Thema so präsent war, sind mir auch ein paar Erinnerungen/gedankenfetzen hochgekommen.
Vorletzte Stunde hab ich ihm dann eine “pikante“ Situation geschildert, die mir im Kopf rumspuckt. Hab ihm auch gesagt ich weiß net , ob das wirklich so passiert ist oder ob mir meine Fantasie einen streich spielt. Hatte jetzt 4 Wochen Pause. Diese Woche war ich dann wieder bei ihm und dann meinte er, er müsste mir eine schwere/wichtige Frage Stellen..(ich weiß sein Wortlaut net mehr)
Er hat das alles eingeleitet, dass im Rahmen der supervision, also in der Ausbildung von anderen Psychotherapeuten, dass er da über mich gesprochen hat!
Ist das normal? Ich bin völlig durcheinander. Net mal, was er gefraGt hat,
(Ob ich missbraucht wurde, was ich verneinen konnte). Sondern , dass er über mich gesprochen hat. Im Moment kommt es mir vor, wie ein Vertrauensbruch. Und ich hab eh totale Schwierigkeiten mit vertrauen. Und außerdem bin ich definitiv net so wichtig, dass man über andere mit mir reden müsste. Ich komm.mir eh vor, als ob ich net normal wäre. Jetzt erst recht.
Reagier ich über?
Ich glaube, ob ich will oder net, muss ich mit ihm darüber reden...

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 18.05.2019, 14:26

Hallo Molaika. Also meine Thera erzählte mir vor kurzem, dass sie die ersten Jahre auch oft in Supervision war. Sie sagte, dass es für sie notwendig war, um eben das erzählte selber verarbeiten konnte. In Supervision wird nur Inhalte erzählt, nicht den Namen des Klienten. Ich finde es profisionell, wenn ein Thera sich Unterstützung holt.
Wenn du dich beim Thera wohl genug fühlst, dann wird es sicher passen.
L.g. Manu


theweirdeffekt
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Beiträge: 645

Beitrag Sa., 18.05.2019, 14:34

Soweit ich weiß hat Supervision/Fallbesprechung immer was mit Professionalität zu tun. Die ist aber immer anonymisiert, dh. durch die Daten kann nicht auf dich geschlossen werden.

Alles Gute
Kopf hoch... Sonst kannst du die Sterne nicht sehen


mio
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Beitrag Sa., 18.05.2019, 14:58

Molaika hat geschrieben: Sa., 18.05.2019, 14:09 Ich glaube, ob ich will oder net, muss ich mit ihm darüber reden...
Ja, das würde ich Dir auch empfehlen. So wie Du es beschreibst/verstanden hast war es ja nicht so, dass er sich selbst Supervision gesucht hat sondern er scheint selbst der Supervisor zu sein.

Ich finde auch, dass Supervision wichtig und hilfreich ist, aber ich denke wenn er Dich als "Fallbeispiel" hernimmt, dann sollte er dafür Dein Einverständnis haben. Und zwar BEVOR er es tut.

Sorgen musst Du Dir da wohl keine machen, das ist schon anonymisiert, aber er sollte sich meiner Meinung nach Dein Einverständnis holen wenn er Dich da "hernimmt", bist Du damit nicht einverstanden, dann hat er es zu lassen.

Er hätte es Dir aber auch gar nicht erzählen müssen, so gesehen denke ich dass es ihm wichtig ist, dass Du das weisst und dass es ihm vielleicht auch leid tut, Dich vorher nicht gefragt zu haben. Wenn Du es nicht willst, dann würde ich ihm das auch so sagen. Allerdings nimmst Du ihm dann auch ein Stück weit die Möglichkeit anderen beim "Verstehen" zu "helfen", das ist vollkommen ok, nicht falsch verstehen, aber letztlich brauchen Therapeuten eben auch die Erfahrung anderer Therapeuten um sich selbst weiterentwickeln zu können und na ja, diese Erfahrungen haben eben auch mit Fallbeispielen zu tun.

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Montana
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Beitrag Sa., 18.05.2019, 16:05

Mir hat mal eine Kliniktherapeutin (etwas ältere und sehr erfahrene ärztliche Therapeutin) erzählt, es stünde ein Termin an, zu dem eine externe Supervisorin kommt und an dem alle Therapeuten und Pfleger der Abteilung teilnehmen. Das machen die regelmäßig. Sie wolle meinen Fall besprechen und ob das für mich ok wäre. Das fühlte sich schon merkwürdig an, weil mich zwar die Supervisorin nicht kannte, aber alle anderen. Sie versicherte mir, dass sie mich nicht in eine unmögliche Situation bringt, und dass vertrauliche Details aus den Therapiestunden unter uns bleiben. Und es gab tatsächlich keinerlei negative Auswirkungen für mich. Nur das Wundern meinerseits darüber, dass ich dafür interessant genug war. Aber irgendjemanden müssen die sich ja rauspicken.


shesmovedon
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Beiträge: 2203

Beitrag Sa., 18.05.2019, 16:17

Supervision ist normal und sollte vor allem bei jedem Therapeuten normal sein. Aber es gibt durchaus Therapeuten, die sich für so erfahren halten, dass sie nicht in Supervision gehen.

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beiträge: 827

Beitrag Sa., 18.05.2019, 20:07

Liebe Molaika,

einige kleine Zusatz-Hinweise zum bereits Gesagten von mir:
  • Psychotherapeuten sind zwar nicht zur Supervision verpflichtet, es gilt jedoch als gelebter "state of the art" (Stand der Behandlungskunst), regelmäßig oder zumindst in größeren Abständen Supervisionen (entweder in Einzel- oder Gruppenform) zu absolvieren.
  • bei bestimmten Behandlungsschwerpunkten oder im klinischen Umfeld sind Supervisionen z.T. auch verpflichtend.
  • Psychotherapeuten sind keine Roboter - Klienten "berühren" und ihre Schicksale und Versuche, ihr Leben in den Griff zu bekommen, machen betroffen. Die Reflexion darüber ist äußerst wichtig, vor allem dann, wenn ein(e) PTh das Gefühl hat, in innere Konflikte zu geraten oder seine/ihre Sicherheit bei der Behandlung zu verlieren. Es ist deshalb prinzipiell ein gutes Zeichen, wenn ein(e) Therapeut(in) anmerkt, Ihre gemeinsame Arbeit reflektieren zu wollen!!
  • in der Supervision besteht selbstverständlich ebenfalls Verschwiegenheitspflicht, es wird nur anonymisiert über Personen geprochen.
  • in aller Regel ist das Ergebnis von Fallbesprechungen in der Supervision ein positives: nämlich, dass die gemeinsame Arbeit neue Impulse erhält oder sich die zuvor beschriebenen "Knoten" leichter auflösen lassen.
  • alarmierend wären für mich als Klient eher
    Therapeuten, die sich für so erfahren halten, dass sie nicht in Supervision gehen.
    … niemand (!) ist so "erfahren", zu jedem Zeitpunkt über allen Problemen und Herausforderungen zu stehen, insofern hielte ich derartige Statements eher für Alarmzeichen.
Freundliche Grüße und gute weitere Zusammenarbeit mit Ihrem Therapeuten!
Toll, dass Sie beide ein solches Vertrauensverhältnis haben, dass derartige Dinge zwischen Ihnen beiden thematisiert werden können.

R.L.Fellner

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Molaika
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Beitrag Sa., 18.05.2019, 22:23

Vielen lieben Dank für eure Antworten.
Ich bin nun etwas beruhigter. Ich war einfach total überrumpelt, dass er das angesprochen hat. Es ist meine erste Therapie und ich wusste net, dass es sowas gibt. Es ist eh noch wahnsinnig schwierig für mich.
Trotzdem will ich mit ihm das nächste mal noch mal darüber reden.

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Häschenhüpf
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Beiträge: 20

Beitrag So., 19.05.2019, 21:27

Ich glaube, so blöd sich das anhört, dass ich mich sogar irgendwie geehrt fühlen würde, dass an mir etwas besonderes ist und ich sogar ein Thema in der Supervision bin:-)

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