Therapie-Beginn - Angaben zum Drogenkonsum

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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DoomKitty
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Therapie-Beginn - Angaben zum Drogenkonsum

Beitrag Mo., 22.09.2014, 18:53

Hallo liebe Community!

Ich bin neu hier, da ich auch gleich eine Frage hätte. Aufgrund dieser und einem wohl bevorstehenden Beginn einer Therapie habe ich mich hier angemeldet. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich hier das richtige Unterforum gewählt habe, aber vielleicht kann das bei Bedarf ja einfach verschoben werden. Ich bitte um Verständnis für mein Problem und dafür, dass ich keine Gardinenpredigt erhalten möchte ^^' Ich weiß selbst, dass ich meinem Körper und teilweise bestimmt auch meiner Psyche mit soetwas noch extra Belastung zuführe.

Zu meiner Person: Ich bin 25 Jahre alt, habe bisher noch keine Therapie gemacht, habe aber ca. 1 1/2 Jahre Antidepressiva (Amitriptylin) von meiner Psychiaterin verschrieben bekommen. Diese hat mich mit (aggitierter) Depression diagnostiziert.

Ich habe vom Psychologen nun einen Fragebogen fürs Erstgespräch zugesendet bekommen. In diesem natürlich Angaben zur Person und einigen möglicherweise auftretenden psychischen Problemen. Nun sind dort auch Fragen zum Drogenkonsum beinhaltet. Meine Frage wäre nun in welchem Grad man diese ehrlich beantworten "sollte". Klingt blöd, natürlich sollte man für eine Therapie auch die Voraussetzung von Ehrlichkeit mitbringen, aber bei diesem Thema habe ich halt leichte Bedenken. Ich will halt auch nicht abgestempelt werden, dass meine Probleme nur von Drogen herrühren würden oder sowas. Ich bin nun auch kein Dauerkonsument (außer vllt was das Rauchen betrifft) und ein Großteil meiner Probleme waren auch vorher schon vorhanden oder sind zwar im selben Zeitraum, aber auch im Zusammenhang mit Lebensumständen aufgetreten.

Ich wäre froh um ein paar Rückmeldungen


Liebe Grüße
DoomKitty

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Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1840

Beitrag Mo., 22.09.2014, 19:30

Hallo DoomKitty,

mir verweigerte damals ein Therapeut die Behandlung, da ich in jener Zeit noch täglich kiffte. Seine Begründung leuchtet ein: Eine echte Entwicklung bzw. Veränderung könne es nur bei 'nüchternem' Bewusstsein geben. Es ging damals und eine 'Tiefenpsychologisch Fundierte Psychotherapie'.

Auch wenn es dir passieren könnte, abgelehnt zu werden, würde ich an deiner Stelle aber doch ehrliche Angaben machen. Mit dem Beginn einer Therapie sollten die Zeiten endgültig vorbei sein, wo wir uns selbst oder anderen etwas vormachen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Madja
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Beiträge: 327

Beitrag Mo., 22.09.2014, 20:18

Hallo DoomKitty,

ich habe die Wahrheit gesagt (15 Jahre Kiffen, die letzten 4 Jahre täglich). Mit der Ehrlichkeit hatte ich dann große Probleme. Von der Krankenkasse bekam ich Auflagen - Drogentests (auf Aufforderung und vor jeder Verlängerung) sowie Abstinenzvereinbarung mit meiner Therapeutin. Ich musste unterschreiben, dass ich so lange, wie die Therapie dauert, nicht kiffen werde und wenn ein Test positiv ausfällt, wird die Therapie beendet. Ich habe mich damit sehr schwer getan.
Meine Therapeutin sagte mir am Anfang: "In der Therapie arbeitet man mit Gefühlen. Es ist kontraproduktiv, wenn man die betäuben würde". (Ich mache analytische Psychotherapie).
Ich bin seit 9 Monaten sauber und ich kann die Aussage mittlerweile sehr gut nachvollziehen. Und ich bereue nicht, dass ich mit dem Kiffen aufgehört habe.

Allerdings nehme ich auch Antidepressiva - die fallen nicht unter "Drogen" und um die zu nehmen hat mich meine Therapeutin überzeugt.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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hope_81
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Beiträge: 1805

Beitrag Mo., 22.09.2014, 20:32

Hi,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich selbst habe während der Therapie trotzdem Alkohol getrunken und bin dadurch kein Stück an meine Gefühle gekommen, wie auch?

Später erst habe ich gelernt, das der Konsum von jedweder Substanz (ja, sogar auch Nikotin) erhebliche Auswirkungen auf unser Gehirn, vor allem auf das Belohnungszentrum, hat.

Es ist also sehr, sehr wichtig nüchtern zu sein und bedingungslos ehrlich. Wenn du nur gelegentlich etwas konsumierst, dann dürfte es dir nicht schwer fallen, darauf zu verzichten.

Wenn doch, dann kann man dir andere Wege aufzeigen.

Keine Sorge, Psychologen gehen nicht automatisch davon aus, dass die Drogen o.ä, deine Probleme verursachen, die schauen schon sehr genau hin.

Liebe Grüße
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Christine_Walter
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Beitrag Do., 25.09.2014, 22:52

ich sagte damals die wahrheit. grad mitm kiffen aufgehört und betrinke mich jeden abend. meine thera sagte, ich muss erst vier wochen abstinent sein, dann darf ich wiederkommen. klar war ich erst mal total down, zog mir daheim nen joint und wein in den schädel, aber dann wurde mir klar, dass ich es allein nicht schaffe, und ging in die tagesklinik. kurz vor meiner entlassung meldete ich mich wieder bei ihr und bekam sofort einen termin... mittlerweile verstehe ich auf jeden fall, warum man während der therapie keine drogen nehmen darf. ich würde ehrlich sein und mit den drogen aufhören, denn nur das gibt dir die chance, eventuelle rückfälle oder craving zu bearbeiten.

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KdesZ
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 07:03

Krass. Kenne das von mir oder aus meinem Umfeld gar nicht so krass.

Ne Freundin von mir ist massiv Tavor abhangig und sie macht ne tfp.
Ne andere nimmt alles und ist in ner PA.

Ich hab nen Hang zum missbräuchlichen Konsum, meine PA'lerin hat nie solche Regeln aufgestellt.

Ich finde es auch schwierig. Wie soll man einen Entzug denn bitte alleine schaffen? Gerade bei schwerer Abhängigkeit woe ihr es schildert, wäre es doch gut, wenn man ambulant jemanden hat.


Eremit
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 08:25

KdesZ hat geschrieben:Wie soll man einen Entzug denn bitte alleine schaffen?
Einen Entzug kann man tatsächlich AUSSCHLIESSLICH nur allein schaffen.


Tipi tipi hoe
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Beiträge: 712

Beitrag Mi., 08.10.2014, 08:40

Eremit hat geschrieben:
KdesZ hat geschrieben:Wie soll man einen Entzug denn bitte alleine schaffen?
Einen Entzug kann man tatsächlich AUSSCHLIESSLICH nur allein schaffen.

Hallo zusammen, hallo Doomkitty,

da muss ich dagegen halten
Einen Entzug muss man überhaupt nicht allein schaffen! Im Gegenteil, man darf sich Hilfe suchen!
Erst als ich mich getraut habe aus meiner Einsamkeit und Verzweiflung heraus mich jemandem anzuvertrauen, habe ich Entgegenkommen und Hilfe erfahren.
Es war für mich einer der größten Schritte Richtung Heilung zu erfahren, dass ich NICHT allein alles schaffen muss!

Also liebe Doomkitty, ich kann Dir nur anraten, sei ehrlich oder nimm den Bogen mit (unausgefüllt) und besprich das mit dem Therapeuten!
Für mich wäre eine Konsumfreiheit vor Antritt der Therapie unmöglich gewesen, ich war ja abhängig und habe deswegen Hilfe gesucht!
alles Gute auf Deinem Weg!

Tipi
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)


chaosfee
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 10:38

Ich wäre - irgendwann - ehrlich, denn nur so kannst du deinen Konsum auch zum Therapiethema machen. Und das solltest du.
Dass man abstinent sein sollte zum Beginn der Therapie, halte ich für Quatsch. Aber man sollte die Bereitschaft mitbringen, sich kritisch mit seinem Drogenkonsum auseinanderzusetzen. Dass Probleme nicht von Drogen herrühren, sollte jeder Psychologe wissen, ebenso, dass Probleme nicht mit der Abstinenz verschwinden.

Ich war zum Beginn meiner Therapie in verschiedenen Punkten alles andere als ehrlich. Man leistet da ja keine Offenbarungseid. Die Therapie war trotzdem gut, weil ich einen sehr guten und geduldigen Therapeuten hatte, der auch die Gründe für meine Unehrlichkeit erkannte, noch vor mir. Und der sich von der Unehrlichkeit nicht dazu verleiten ließ, an meiner Therapiemotivation zu zweifeln.

Das Ding ist: im Nachhinein wird dir jeder raten ehrlich zu sein, ich ja auch, obwohl ich es selbst nicht war. Aber ich weiß auch, dass ich es damals nicht gekonnt hätte, selbst wenn mir 20 Leute im Forum dazu geraten hätten. Ich hatte das Glück, einen Therapeuten zu haben, der das genauso sah und mit dem ich mich zusammen Stück für Stück die Wahrheiten herantasten konnte. Erzwungene Wahrheiten hätten mich nicht weiter gebracht.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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KdesZ
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 10:47

Wenn man einen Entzug alleine machen muss, wieso haben so viele Kliniken Suchtstationen?


Eremit
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 12:32

Tipi tipi hoe hat geschrieben:Einen Entzug muss man überhaupt nicht allein schaffen! Im Gegenteil, man darf sich Hilfe suchen!
Wer führt den Entzug durch? Nur der Süchtige. Wie sollte bitte ein Arzt oder Therapeut oder ein Angehöriger oder sonstwer den Süchtigen von außen entziehen? Das ist unmöglich. Wenn es nicht ohne Hilfe geht, geht es auch nicht mit Hilfe.
KdesZ hat geschrieben:Wenn man einen Entzug alleine machen muss, wieso haben so viele Kliniken Suchtstationen?
Geld.

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KdesZ
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 12:38

Gute Antwort :D
Allerdings ist bedarf es je nach Schwere schon Hilfe. Bei diversen Drogen gibt es ja auch Entzugserscheinungen, die nicht gerade feierlich sind und ärztlich begleitet gehören.
Würdest du nem Heroin abhängigen auch sagen, dass er das alleine machen solle?


Eremit
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 13:30

KdesZ hat geschrieben:Allerdings ist bedarf es je nach Schwere schon Hilfe. Bei diversen Drogen gibt es ja auch Entzugserscheinungen, die nicht gerade feierlich sind und ärztlich begleitet gehören.
Yup, die "Begleitung" sieht dann in der Regel so aus, daß eine Sucht gegen eine andere eingetauscht wird und die Süchtigen noch schlimmer drauf sind als zuvor. Harte Drogen, gutes Stichwort. Der typische Verlauf sieht so aus, daß der Süchtige dann Subutex, Substitol, Methadon und dergleichen bekommt. Davon kommen sie erst recht nicht runter. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Substitutionspräparate schließlich verkauft oder eingetauscht werden, oder noch schlimmer, es wird alles zusammen konsumiert. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme. Der einzige Zweck solcher "Begleitungen" ist der, die Beschaffungskriminalität einzudämmen und den Pharmafirmen das Geld in den Rachen zu werfen. Dem Süchtigen hilft das nicht.
KdesZ hat geschrieben:Würdest du nem Heroin abhängigen auch sagen, dass er das alleine machen solle?
Ja, ich habe schon mehreren Heroinsüchtigen gesagt, daß nur sie selbst den Entzug machen können. Niemand kann in ihren Kopf, ihren Körper steigen und ihnen dabei helfen. Wenn sie wirklich wollen, schaffen sie es auch ohne Klinik. Wollen sie nicht, schaffen sie es auch nicht mit Klinik. Das ist nunmal die harte Realität.

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KdesZ
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 13:51

Jetzt verstehe ich dich.

Du meinst, ohne innere Bereitschaft des Süchtigen, bringt die beste Therapie nichts, oder?


Eremit
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Beitrag Mi., 08.10.2014, 14:44

KdesZ hat geschrieben:Du meinst, ohne innere Bereitschaft des Süchtigen, bringt die beste Therapie nichts, oder?
Strike! Genau das meine ich.

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