Unprofessioneller Therapeut?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Unprofessioneller Therapeut?

Beitrag Di., 26.08.2014, 08:59

Hallo,
ich möchte mich erkundigen, ob ihr so etwas schon mal erlebt habt und was ihr davon haltet?:

Der mir empfohlene Therapeut ließ mich nach fünf Probesitzungen einen Kostenübernahmeantrag unterschreiben. Während der Sitzungen wirkte er auf mich mehrfach wertend, genervt und unfreundlich und strahlte nicht gerade Hilfsbereitschaft und Zuwendung aus. Er wußte, daß ich schon länger Probleme habe, überhaupt einen Therapeuten zu finden. Er meinte, es würde so 4-6 Wochen dauern, bis die Krankenkasse antworten würde. Nach zwei Monaten war nichts passiert. Ich schrieb ihm eine eMail und rief nach zwei weiteren Wochen an und sprach ihm auf den AB und hinterließ auch meine Nummer mit der Bitte um Rückruf. Nach weiteren Wochen kontaktierte ich die Krankenkasse und fragte, wann mit der Bearbeitung zu rechnen sei: Die riefen noch am selben Tag an und erklärten, daß nie ein Kostenübernahmeantrag gestellt worden war. Obwohl ich damit schon gerechnet hatte, fand ich das doch sehr unprofessionell. Ich habe mit dem Warten mehrere Monate verplempert und mittlerweile keine Lust mehr zu suchen.

Wie soll ein Therapeut seinen Patienten den Umgang mit negativen Gefühlen und Konfliktsituationen "beibringen", wenn er selbst nicht einmal dazu in der Lage ist, adäquate Lösungen zu finden (z.B,. mir ehrlich zu sagen, daß er mich nicht behandeln möchte)? Von einem Bekannten hörte ich, daß auch ein anderer Patient schon negative Erfahrungen mit diesem Therapeuten gemacht habe. Es gehört hier nicht rein, aber ich habe diese Erfahrung auch schon mit anderen Berufsgruppen gemacht, namentlich mit Rechtsanwälten (Strafverteidigern) und Verkäufern: Eine Dienstleistung wurde angeblich übernommen und dann war die Person nicht mehr zu erreichen und alles platzte, und sie war zu feige, mir das ins Gesicht zu sagen. Im Privatleben ist das "nur" Charakterschwäche, aber in sozialen Berufen sollte das ein Tabu sein, es ist für mich ein Zeichen, daß derjenige wohl persönlich nicht für diesen Beruf geeignet ist.

Ich kann diese Erfahrung "verkraften", aber wenn ich daran denke, daß auch andere Hilfesuchende sich überwinden und sich diesem Therapeuten anvertrauen und dann auch so oder noch schlechter behandelt werden, dann wird mir ganz anders ... solche Erfahrungen können abgesehen vom persönlichen Werdegang auch einen Einfluß darauf haben, wie sich jemand weiter verhält - und da gehen sich noch andere mit Paraphilien hin, auch mit potentiell fremdgefährdenden.

Werbung


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Di., 26.08.2014, 09:41

hallo krang,

das ist wirklich sehr merkwürdig.

Aber ein erster Kostenübernahmeantrag muss doch schon vor den Probesitzungen gestellt werden, sonst werden die nicht bezahlt.

Wie habt ihr das denn gemacht?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 26.08.2014, 21:49

In Deutschland sind fünf Probesitzungen erlaubt, bevor so ein Antrag offiziell gestellt wird. Zumindest mußte ich vorher nichts unterschreiben, und bei anderen, die eine Therapie gemacht haben, war es genauso.


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Di., 26.08.2014, 21:52

Hm, ah, dann war es aber kein Antrag auf Kostenübernahme (=Kostenerstattung),

sondern ein normaler Antrag zur Bewilligung einer KK-Therapie.

Bei Therapeuten, die in Kostenerstattung arbeiten, muss man auch die Kostenübernahme der Probesitzungen einzeln beantragen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Werbung

Benutzeravatar

Roland150
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 29
Beiträge: 497

Beitrag Di., 26.08.2014, 21:58

pandas hat geschrieben:[...]

Aber ein erster Kostenübernahmeantrag muss doch schon vor den Probesitzungen gestellt werden, sonst werden die nicht bezahlt.
[...]
Wird nicht erst nach den Probesitzungen ein Antrag gestellt? Werden die Probesitzungen nicht einfach ohne Antrag über die Chipkarte automatisch bezahlt?


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Di., 26.08.2014, 22:03

Roland,

ich schrieb doch, dass ein Unterschied besteht, ob es ein Therapeut ist, der in Kostenerstattung arbeitet oder nicht.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mi., 27.08.2014, 08:17

Danke für die Erklärung. Na, ich sorge mich nicht darum, daß er die Knete für die 5 sinnlosen Sitzungen nicht bekommen könnte.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 09.09.2014, 23:31

Ende der Geschichte:
Ich erfuhr durch meinen ersten Therapeuten: Der Therapeut war im Urlaub und hatte meine Nachrichten angeblich nicht erhalten. Aber vor dem unangekündigten scheinbar vier Monate dauernden Urlaub etwas von 4-6 Wochen erzählen.... keine Entschuldigung, keine Erklärung, nicht einmal eine Rückmeldung, bis heute nicht.

Mein erster Therapeut vermutete noch, daß das Problem bei mir liegen müsse, ob ich denn therapiebereit sei usw. (Befangenheit?)

Aber jetzt der kuriose Zufall, wie das Leben so spielt: Ein Freund erzählte mir kürzlich, daß sein Kumpel genau das gleiche Spielchen durch hatte, und der war auch auf Empfehlung bei genau diesem Therapeuten, und zwar ebenfalls mit einer "unbeliebten" Diagnose. Der Freund meinte, daß dieser Therapeut sich seine Patienten wohl aussuche und fand diese respektlose, unzuverlässige Art auch unmöglich.

Immerhin ein Beweis für meine gestiegene Selbstsicherheit: Ich habe abgesagt, von mir aus, ohne Schmollen, ohne Rechtfertigungszwang, ohne schlechtes Gewissen, ohne Angst vor der Reaktion. Punktausschluß.

Benutzeravatar

Gelli
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 564

Beitrag Mi., 10.09.2014, 06:01

Erstmal möchte ich folgendes festhalten.
Du "Krang"hast hier uns gebeten,was wir von dem halten was du zu Anfang in diesem Thread gepostet hast.
Hast du dazu eine adäquate Antwort bisher bekommen?
Die beiden die dir geantwortet haben für denen ging es hauptsächlich darum Antrag auf Kostenübernahme während der Probesitzungen zu erklären und Bewilligung einer KK-Therapie.
Ich glaube nicht,das dies dein hauptsächliches Anliegen war Krang?

Na wie auch immer.Du schriebst da zu Anfang,das der Thera während er 5 Probesitzungen irgentwie genervt,unfreundlich,wertend und nicht gerade hilfsbereit aussah.
Woran machst du das fest?
Und dann,wenn ein Thera auf dich schon in den 5 Probesitzungen nicht gerade sympathisch wirkte,hast du einen Kostenübernahmeantrag unterschrieben.Wobei ich mich frage war das ein Antrag um auch weiterhin mit ihm die Therapie fortsetzen zu können oder ging es nur um die reine Kostenübernahme dieser Probesitzungen?
Das du mit diesem Thera nicht mehr weitermachen konntes weil er schlichtweg nie diesen Antrag auf Verlängerung oder Kostenübernahme bei der KK abgegeben hat,das konntes du vorher ja nicht ahnen.
Aber hättes du bei ihm weiter gemacht?im hinblick darauf das du schon ohnehin schon längere Zeit einen Thera suchtes?und auch im Hinblick darauf das der Thera auf dich die ganze Zeit genervt und unfreundlich wirkte.
Hättes du tatsächlich wenn dieser Antrag auf Kostenübernahme alles rechtmässig gelaufen wäre bei solch einem Thera weiter gemacht?
Für mich war immer wichtig das wenn ich eine Therapie machen würde,das dies nur bei einem Menschen gehen kann,der eine sympathie ausstrahlt,der Ruhe ausstrahlt,Freundlichkeit und offenheit ausstrahlt,und da ich auch eine Frau bin, bin ich ganz ehrlich,legte ich auch darauf wert,das dieser Thera gut aussah,und ich hab all die Jahre mit einem Mann als Thera zusammengearbeitet,mit einer Frau wollte ich nie und würde ich bis heute auch nicht machen wenn es nochmal Thema werden würde.
GUT DING WILL WEILE HABEN

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Mo., 15.09.2014, 08:09

Danke @Gelli,
du bist tatsächlich die erste, die auf mein tatsächliches Anliegen eingeht, danke dafür.

Ja, so wie ich es verstanden habe, war es ein Antrag zur Fortsetzung der Therapie. Ja, ich hätte bei ihm weitergemacht, weil er mir empfohlen worden war und weil ich keinen anderen gefunden habe. Außerdem war seine abweisende Haltung mein Eindruck, und es wäre möglich gewesen, daß ich das zu sehr auf mich bezogen hatte oder daß er meine Reaktion austesten wollte, also ob es mir mit der Therapie ernst ist.

Ich überlege umgekehrt, ob ich mit einer Frau vielleicht besser klarkäme. Das Aussehen ist mir völlig egal, aber die Ausstrahlung ist mir wichtig. Ich muß mich irgendwann gut aufgehoben fühlen.

Diese abweisende Haltung mache ich an Kleinigkeiten fest wie z.B., daß er nach dem ersten Termin meine Frage, ob er den nächsten auf einen kleinen Zettel schreiben könnte, einfach ignorierte, obwohl ich laut genug sprach. Oder daß er eine Sitzung etwas vorzeitig und unfreundlich beendete. Oder daß er auf etwas Trauriges, was mir passiert ist, nur meinte, das sei auch richtig so. Selbst wenn das so wäre, finde ich, sollte man einfühlsamer reden. Oder daß er nicht akzeptierte, daß ich zu manchen Themen eine andere Einstellung habe als er und folglich andere Entscheidungen treffe, die ich respektiert wissen will. Da fällt mir der schöne Satz ein: "Der Ton macht die Musik." Und dann eben diese Art, nicht offen zu sein, das Gefühl hatte ich schon von Anfang an. Daß er Vorbehalte mir gegenüber hat und diese nicht offen anspricht. Weil das nur ein Eindruck war, dachte ich mir, daß ich nicht so vorschnell urteilen sollte, zumal er mir ausdrücklich empfohlen worden war - und zwar von meinem ersten Therapeuten, von dem ich fachlich und persönlich viel halte und von dem ich auch nicht gedacht hätte, daß er jemanden empfiehlt, nur weil das ein netter Kollege ist.

Daß ich mit meinem Bauchgefühl so richtig lag und daß er es sich SO leicht macht, hat mich aber selbst erstaunt. Und daß mein erster Therapeut völlig unhinterfragt meint, das könne nur an mir liegen, daß es gescheitert ist, das ist für mich Befangenheit. Wenn der neue Therapeut wirklich nur im Urlaub war und mich vier Monate lang vergessen hat, was ich mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen kann, dann hätte ich erwartet, daß er mich anruft und sich dafür entschuldigt oder eine Erklärung abliefert. Daß er das nicht macht, empfinde ich auch schon als unfreundlich und abwertend, so von wegen: "Diese Patientin ist nicht einmal korrektes Verhalten und Umgangsformen wert". Ich hatte ihm, nachdem mein erster Therapeut mit ihm Rücksprache gehalten hatte, noch etwas Zeit für eine Reaktion gegeben. Und vor ein paar Tagen habe ich ihm jetzt von mir aus geschrieben, daß ich kein weiteres Interesse mehr an einer Therapie habe.

Ich hatte mir hier ein paar Rückmeldungen, Meinungen, Tipps o.ä. erhofft, zumal ich den Beitrag geschrieben hatte, bevor ich Bescheid wußte.

Ich werde in den sauren Apfel beißen und nun sämtliche Therapeuten in meiner Stadt durchtelefonieren, bis mir einer weiterhilft. Und wenn ich keinen finde, muß ich eben weiterhin alles mit mir selbst ausmachen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 16.09.2014, 08:51

Ich habe ein paar Tage lang viel recherchiert und rumtelefoniert und tatsächlich eine TherapeutIN (!) gefunden, die sowohl Persönlichkeitscoaching als auch Therapie auf Kassenleistung anbietet, und am Telefon hat sie einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Und schon nächste Woche habe ich den ersten Termin.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag