abhängig von Therapeutin nach kurzer Zeit

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lostmemories
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abhängig von Therapeutin nach kurzer Zeit

Beitrag Mo., 11.08.2014, 22:04

Hi ihr,

ich fange bald eine Therapie an und hatte jetzt schon ein paar probatorische Sitzungen. Obwohl ich noch nicht so oft bei der Therapeutin war, fühle ich mich schon so abhängig von ihr. In der Zeit zwischen den Stunden beschäftige ich mich gedanklich dauernd mit ihr. Versuche mir die Gespräche nochmal vorzustellen und höre mir ihre Stimme auf der Mailbox an (fast jeden Tag). Hatte jetzt etwas über 2 Wochen Pause, weil kein Termin gefunden werden konnte und ich würde sie so gern anrufen und mit ihr reden. Und ich frage mich die ganze Zeit, wie sie über mich denkt (ich habe ihr von einem Problem erzählt, das mir peinlich ist). Ich finde sie sehr attraktiv, aber bin nicht verliebt in sie.
Kurz gesagt: Dieses ständige Nachdenken über sie raubt mir meine Zeit und es tut mir weh, weil das ganze natürlich eine einseitige Sache ist.
Ich frage mich:Was ist das? Was passiert da mit mir? Warum ist diese Frau so wichtig für mich, obwohl ich sie kaum kenne?
Eine Vermutung von mir ist, dass es vll. daran liegt, dass mir diese Therapie sehr wichtig für mich ist, da ich alleine leider nicht mehr meinen Problemen fertig werde und es aufgrund meiner Problematik nicht so einfach ist, jemanden zu finden, der sich damit auskennt und auf dem Gebiet helfen kann (möchte das Problem hier momentan nicht vertiefen). Für mich ist sie deswegen jemand besonderes, weil ich jetzt Hoffnung habe, dass sie mir helfen kann. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob das allein meine ständigen Gedanken an sie erklärt.

Und zu allerletzt: Hat jemand eine Idee was ich gegen die ständigen Gedanken an sie tun kann?
Ich habe schon überlegt die Therapie wieder abzubrechen, weil mir diese Gedanken nicht gut tun, aber das wär das dümmste, was ich tun könnte....

Liebe Grüße
lostmemories

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ENA
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 22:12

Das sehe ich auch so!...Also die Therapie jetzt deswegen wieder abzubrechen. Viel eher würde ich es als Chance sehen, genau das anzusprechen und ihr zu sagen.
Muss aber nicht.

...und zu den Gründen: Naja, hast Du jemanden, mit dem Du sonst sprechen kannst? Es kann sein, dass es daran liegt, weil Dir viel an der Therapie liegt. Dann ist es eigentlich sogar positiv, bis auf, dass es Dich ja an manchen Dingen hindert. Mehr als Ablenken, Aufschreiben und Ansprechen fällt mir da grade nicht ein. Hm.
Vielleicht siehst Du sie auch ein bisschen als "Rettung" an. Gar nicht mal negativ gemeint, sondern wirklich so der Gedanke, dass da jemand ist, mit dem Du endlich reden, endlich Dinge bearbeiten kannst. Jemand/etwas, auf dass Du Dich irgendwie freust?

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 22:24

Vielleicht ist das auch ein wenig ein Klammern, eben weil sie dich so nimmt, wie du bist, mit all deinen Facetten? Denke das macht auch Angst. Eine Thera zu brauchen meine ich, denn es bedeutet auch, dass man sehr verletzt werden kann. Geht mir zumindest so. Und dieses Thera brauchen tut verdammt weh.
Alles Gute dir
Tupsy

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Thread-EröffnerIn
lostmemories
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 22:37

@ENA
danke für die Antwort.
Es ihr zu sagen, traue ich mich nicht und ich weiß auch nicht, ob das so gut ist. Vielleicht geht sie dann auf Abstand zu mir?

Ich habe zwar jemanden, mit dem ich darüber sprechen kann, aber derjenige weiß leider keinen Rat. Deswegen habe ich mal hier geschrieben, weil ich meine Gedanken dazu sich leider nur im Kreis drehen. :(

Dass ich sie als "Rettung" ansehe, stimmt. Ich mache momentan sehr viel davon abhängig, weil ich ansonsten keinen anderen Ausweg aus meinen Problemen sehe. Aber ob das so gut ist, das alles von einer Person abhängig zu machen?
Für die Zukunft ist es bestimmt ganz gut, wenn mich das Nachdenken auch mal an anderen Sachen hindert, da das sicher dann auch Fortschritte bewirkt, aber momentan ist es nur hinderlich, weil es mich am Lernen für meine Prüfungen hindert und weil die Therapie noch gar nicht begonnen hat und bisher nur eine diagnostische Abklärung stattgefunden hat.

@Tupsy71
danke für deine Antwort
ja, genauso ist es, hätte es nicht besser formulieren können.
danke für diese Anregung, hatte schon Gedanken in diese Richtung, hatte es aber noch nicht so ganz klar für mich formulieren können.

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Di., 12.08.2014, 07:58

Liebe lostmemories,

mir gings ganz genau so. Das war sehr heftig.
Ich hatte auch große Bedenken, aber ich habe mich letztendlich fallenlassen in diese Gefühle.
Meine Bindung zu ihr war sehr stark.

In den Stunden habe ich teils ganz bewusst versucht so viel möglich von ihr aufzusaugen und mir zuhause Momente geschaffen, wo ich mich ihr in Gedanken ganz hingeben konnte, also dieses Gefühl auskosten konnte.

Mit der Zeit (aber das hat schon eine Weile gedauert) wurde das Gefühl weniger drängend.
Ganz von selbst. Als wäre bei mir jetzt etwas aufgefüllt, oder zumindest voll genug, was vorher viel zu wenig war.

Jetzt bin ich fähig weniger an sie zu denken und mehr an mich und die Arbeit mit ihr funktioniert jetzt wirklich super.

Klingt bestimmt wirr, was ich grad geschrieben habe, aber vielleicht kannst Du damit ja was anfangen.

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Madja
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Beiträge: 327

Beitrag Di., 12.08.2014, 08:21

Hallo lostmemories,

welche Therapie machst Du?

Bei mir war das auch so. Als ich nach der ersten Sitzung aus der Praxis herauskam, war ich wie betrunken. Und das war auch der Grund, warum ich mich hier in Forum angemeldet habe. Ich wollte wissen, was mit mir passiert.
Nach einiger Zeit wurde es (wie auch Miesel schrieb) besser. Anders, beständiger.
Jetzt, in Tagen, in den mir schlecht geht, helfen mir die Gedanken an meine Therapeutin sehr. Die Sicherheit, dass sie da ist, fühlt sich sehr gut an.

Liebe Grüße,
M.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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Greenhorse
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Beiträge: 34

Beitrag Mi., 13.08.2014, 08:36

ich hab in der ersten Zeit (wobei ich immer noch relativ am Anfang stehe) auch viel nachgedacht, viele Gedanken an die Therapie "verschwendet" etc. Hat sich dann mit der Zeit gelegt, ich erkläre es mir damit, dass ich endlich jemand habe, der mir zuhört, mich versucht zu verstehen und mich nicht verurteilt. Ich also das rundumsorglos Paket bekommen habe. Und das neue Gefühl hat mich auch erstmals verunsichert, langsam wird alles wieder klarer und geordneter.
Abbrechen würde ich deswegen nicht, höchstens ansprechen oder abwarten.

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pseudologia
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Beiträge: 183

Beitrag Mi., 13.08.2014, 13:05

Hmm.. Mich würde das jetzt schon stutzig machen.

Kennst Du das Dramadreieck? -> http://de.wikipedia.org/wiki/Dramadreieck

Das man selbst im/ in der TherapeutIn den/die RetterIn erhofft ist das Eine, wie sehr er/sie sich selbst diese Rolle gibt, das andere.

Kriterium: Stellt er/sie sich einseitig auf Deine Seite gegen die "böse Welt", oder übernimmt er/sie eher eine vermittelnde Rolle?

Diese Retter/Opfer gegen die böse Welt-Konstellationen können mal sehr schnell Nähe erzeugen, jedoch nicht gerade auf einer guten Grundlage.
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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Mohnblume23
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Beitrag Mi., 13.08.2014, 16:59

Hallo lostmemories,


Ich weiß wie das ist, mir geht es momentan genauso, aber ich denke es ist gut, wenn Du die Therapie weitermachst, man merkt meist schon in der ersten Stunde, ob es der/die richtige Therapeut/in ist.
Sieh es positiv, du kannst dich so vielleicht besser in der Therapie öffnen.
Du solltest aber für dich Grenzen setzen, damit Du nicht noch mehr in die "Abhängigkeit" gerätst.

Liebe Grüße
Mohnblume23


Darksheep
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Beitrag Mi., 13.08.2014, 20:41

Hey,
ich hatte so ein ähnliches Problem... du musst da gut aufpassen! ich war 2 Jahre lang regelrecht wie süchtig nach meinem therapeuten. Als die therapie zu ende ging war es so schlimm, das ich daran gedacht hba mir das leben zu nehmen weil ich ohne ihn nicht mehr konnte! nach fast 3 Jahren bin ich eineigermaßen über ihn hinweg.... ich war danach in der schlimmsten krise meines lebens als er einfach gegangen ist und mich hilflos zurück lies....pass da bitte gut auf dich auf, dass keine zu starke abhängigkeit entstehet.
Und dann wird man erwachsen, um festzustellen, dass Gerechtigkeit genauso real ist wie Feen ,Einhörner und Zwerge

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mondlicht
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Beitrag Do., 14.08.2014, 10:02

Hallo Lostmemories,

ich kenne das auch und habe ehrlich gesagt diese Abhängigkeiten nie produktiv auflösen können, sondern nur durch eine Abbrechen der Situationen (einvernehmlich mit der Therapeutin). Das heißt jetzt natürlich nicht, dass das bei Dir auch so ist. Ich gehe davon aus, es ist Deine erste Therapie?? Dann kannst Du also auch nicht vergleichen. Ich würde auf jeden Fall nicht davon ausgehen, dass diese starken Gefühle nach ein paar Sitzungen unbedingt für diese Therapeutin sprechen. Mein "Rat" - wenn Du ihn hören willst: erzähle ihr das nächste Mal alles, ohne etwas wegzulassen. Frage sie, ob sie das im Rahmen ihrer Therapie sinnvoll findet. Das hängt ja auch von ihrer Arbeitsweise ab. Erzähle ihr auch von deinen Ängsten und Zweifeln. Es ist dein Leben, sorge da gut für dich.

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Christine_Walter
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Beitrag Do., 14.08.2014, 19:08

ich vermute, deine thera ist (zumindest deinem gefühl nach) die erste, die sich wirklich für dich interessiert, der du vertrauen kannst, die dir zuhört... daraus resultiert natürlich, dass sie eine art "rettender engel" ist und auch irgendwie ein vorbild, über das du möglichst viel erfahren möchtest. ich würde sagen, das ist soweit ganz ok, solange du zb nicht auf die idee kommst, dir die gleichen klamotten wie deine thera zu kaufen, obwohl sie dir nicht stehen, ihr privat hinterherzustalken oder ähnliches...

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lostmemories
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Beitrag Mo., 25.08.2014, 11:56

Vielen Dank für eure lieben Antworten! Es ist sehr hilfreich für mich, andere Erfahrungen zu dem Thema zu lesen. Und entschuldigt bitte, dass ich so spät darauf reagiere, ich war verreist und konnte deswegen noch nicht antworten.

Ich mache eine Verhaltenstherapie. Es ist meine 2. Therapie.
Die andere Therapie ist seit fast 1 1/2 Jahren beendet (analytische Therapie). Aber da war es irgendwie anders. Eine Abhängigkeit ist erst später entstanden, die sich dann aber wieder aufgelöst hat und es war da nie so extrem.
In meiner jetzigen Therapie geht um ein Problem, bei dem mir vorher niemand helfen konnte. (das ist etwas, das anders ist als bei der 1. Therapie) Deswegen ist es für mich etwas besonderes, mal jemanden zu haben, die sich auf dem Gebiet auskennt. Es ist irgendwie komisch, aber gleichzetig etwas ganz tolles das alles zu erzählen, ohne abgelehnt zu werden.
Aber was auch dazu kommt, und mir nicht gut tut, ist dass sie für mich deswegen auch zu einer Art Vorbild geworden (da sie mir auch in manchen Sachen ähnlich ist) ist, obwohl ich sie ja noch nicht lange und kaum kenne. Das betrifft ihre Art, ihre Interessen...aber irgendwie ist das nicht normal jemanden, den man kaum kennt, sich so schnell zum Vorbild zu machen, oder? Vll. liegt es auch daran, dass ich sie von ihrem Äußeren und ihrer Art her echt süß finde... Kann man das irgendwie abstellen? Ich könnte mir vorstellen, dass sowas auch ziemlich hinderlich sein kann in der Therapie...
Was auch dazu kommt ist, dass diese Beziehung sich noch nicht so sicher anfühlt, weil es noch so neu ist und ich manchmal die Angst habe, sie überlegt es sich doch anders und will vll. plötzlich doch nicht mehr mit mir arbeiten.

@Madja @Miesel:
Als wäre bei mir jetzt etwas aufgefüllt, oder zumindest voll genug, was vorher viel zu wenig war.
Nach einiger Zeit wurde es (wie auch Miesel schrieb) besser. Anders, beständiger.
So wie ungefähr wie ihr das beschrieben hattet, fühlt es sich an. Dass da etwas noch nicht aufgefüllt ist und die Beizehung noch nicht so beständig ist. Danke für die Anregung. Hatte sowas in der Richtung im Kopf, aber war noch nicht so in der Lage das für mich auszuformulieren

@pseudologia: Das Dramadreieck kenne ich noch nicht. Ich werde es mir gleich anschauen. Danke

@Christine_Walter: mit der Beschrebung liegst du genau richtig.

Ich stalke ihr natürlich nicht hinterher, aber beschäftige mich gedanklich zu viel mit der Therapie. Ich denke ständig daran wann der nächste Termin ist und bin ziemlich traurig, wenn ein Termin abgesagt wird.
Habe bisher noch keine Lösung gefunden, wie ich mich davon abgrenzen kann. Aber einige hier haben ja auch berichtet, dass das Problem nach einiger Zeit von selbst besser wurde...Das wäre natürlich am einfachsten
oder vll. schaffe ich es ja das Thema mal anzusprechen in der Therapie ohne es zu sehr auf die Therapeutin zu beziehen...

Liebe Grüße
lostmemories

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Christine_Walter
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Beitrag Di., 26.08.2014, 20:13

wenn du ihr vertrauen kannst, dürfte das kein thema sein, das in der therapie anzusprechen. meine thera hat mich auch mal gefragt, wie das denn so für mich wäre, "in einer reihe zu stehen" mit den anderen patienten, und ich konnte ihr ganz ehrlich darauf antworten, dass das für mich eigentlich kein thema ist. ich kriege, was ich brauche, und wenn ein anderer patient zb mehr termine bekommt oder so, dann, weil er sie dringender braucht als ich. ich weiss aber auch, wenn ich einen zusatztermin zb benötige, dass ich den auch bekomme (neulich auch noch am selben tag).

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