Hallo!
Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen? Ich habe in der letzten Stunde mit meiner Thera darüber gesprochen, dass das (nahende, aber doch noch etwas ferne) Therapieende nicht nur das Ende der therapeutischen Arbeit bedeutet, sondern eben auch das Ende einer (therapeutischen) Beziehung. Im Gegensatz zur therapeutischen Arbeit - über deren Ende wir uns einig sind (dauert aber dennoch noch etwas), gestaltet sich das Akzeptieren über das Ende der Beziehung wesentlich schwieriger (natürlich von meiner Seite aus ).
Sie hat das Thema "Beziehung" von sich aus angesprochen, da ich zwar viel über das Ende rede, aber sie genau merkt, dass ich das Thema "Beziehung" immer aussen vor lasse ... ich rede lieber über das inhaltliche Ende . Jetzt sind wir an dem Punkt hängengeblieben (Stunde war zu Ende), dass ich mir überlegte, was ich ihr gegenüber denn eigentlich empfinde - was es so schwer macht diese Beziehung zu beenden. Natürlich ist da ganz viel Dankbarkeit für all´ die Geduld, Wärme, Herzlichkeit, Strenge, Beharrlichkeit, Toleranz etc. die sie in den letzten Jahren aufgebracht hat, aber das ist es nicht wonach ist suche. Das was ich suche ist "anders". Ich suche eine Art Definition für das, was ich ihr gehenüber empfinde:
Ist es Liebe? Nein, denn auch wenn ich sie für bestimmte Dinge die sie für mich getan hat lieben / "knutschen" könnte oder dafür wie sie gewisse Dinge getan hat, ist es keine Liebe die ich für sie empfinde.
Ist es Freundschaft? Nein, denn wir sind definitiv nicht befreundet.
Ist es ein mögen? Ich finde ein "ich mag sie" klingt zu einfach oder? Das ist wie "nett" .... so unverbindlich.
Oder bin ich auf dem Holzweg, weil sich das Band was sich zwischen uns befindet gar nicht mit nur einem einzelnen Begriff beschreiben lässt? Ist es eher der Cocktail aus ganz vielen verschiedenen Erfahrungen die wir gemeinsam gemacht haben? (verbringen von gemeinsamer Zeit) Aber dieser Cocktail würde doch auch wieder nur aussagen, wodurch die Gefühle die ich nun für meine Thera habe, entstanden sind oder? Es muss doch definierbar sein, was ich für sie empfinde .....
Ich bin ein absoluter Kopfmensch, vielleicht ist es auch falsch diese Frage mit dem Verstand klären zu wollen? Wenn ich meinen Bauch befrage, dann empfinde ich ganz viel Dankbarkeit - eine Dankbarkeit die zwar etwas mit Liebe zu tun hat, aber eine andere Qualität hat (als die Liebe zu meiner Tochter etc.). Diese Dankbarkeit bezieht sich auch eher auf die einmalige und wunderbare Chance die mir meine Therapie gegeben hat.
Vielleicht habt ihr eine Idee? (ihr wisst natürlich nicht was ich für sie empfinde, aber habt vielleicht Ideen, welche Definition es geben könnte)
Liebe Grüsse,
abendrot
Wie Gefühle für Therapeuten definieren?
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Wie Gefühle für Therapeuten definieren?
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)
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Hallo abendrot79!
Das Thema hat mich vor einiger Zeit privat etwas beschäftigt, weil ein Bekannter von mir da immer mal wieder "drauf rumreitet" was wir für eine Beziehung haben.
Ich halte es eher so, dass ich es gerade nicht weiter definieren muß. Was ändert es auch?
Viele Grüße!
candle
Das Thema hat mich vor einiger Zeit privat etwas beschäftigt, weil ein Bekannter von mir da immer mal wieder "drauf rumreitet" was wir für eine Beziehung haben.
Ich halte es eher so, dass ich es gerade nicht weiter definieren muß. Was ändert es auch?
Ja, das finde ich persönlich passend! Und unverbindlich ist es- ja! Mehr ist es ja auch nicht. Nun kann man ja seine Sympathie auch anders ausdrücken. Wie machst du das denn normalerweise? Und wie verlaufen bei dir sonst Abschiede, die ja an sich völlig normal sind und zum Leben gehören?abendrot79 hat geschrieben:Ist es ein mögen? Ich finde ein "ich mag sie" klingt zu einfach oder? Das ist wie "nett" .... so unverbindlich.
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
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Da fängt das Problem an, denn für mich sind weder Abschiede, noch Beziehungen normal. Ich bin ein Einzelkämpfer, lasse mich selten auf andere Menschen ein, daher kann ich mich auch nicht an soviele (und schon gar nicht geplante) Abschiede erinnern.candle. hat geschrieben:Wie machst du das denn normalerweise? Und wie verlaufen bei dir sonst Abschiede, die ja an sich völlig normal sind und zum Leben gehören?
Ein Beispiel gestern in der Stunde war der letzte Tage meiner Mutter-Kind-Kur vor ein paar Jahren. Nach nur drei Wochen gemeinsamer Zeit lagen sich die Mütter Rotz und Wasser heulend in den Armen ... und wieso? Weil sie zwar eine kurze, aber sehr intensive Zeit miteinander hatten und eine Bindung enstanden war. Mit meiner Thera war / ist es eher eine lange, aber auch sehr intensive Zeit und ich könnte ein Buch füllen wenn ich über die Inhalte dieser Zeit nachdenke. Aber wenn das Thema Beziehung kommt, habe ich ein Loch im Kopf .... Natürlich ist dort auch eine Bindung enstanden und ich habe ganz viele Gedanken dazu durch was diese Bindung enstanden ist, aber nicht, wie ich sie definieren könnte.
Im Bezug auf deinen Bekannten schafft es vielleicht Klarheit ob es nur Freundschaft oder "mehr" ist ... ich glaube bei meiner Thera ist es Neugierde, vielleicht weil wir noch nie so direkt über meine Gefühle ihr gegenüber gesprochen haben oder anfangs lange darum gekämpft haben es überhaupt zu einer Beziehung kommen zu lassen. Und jetzt soll dieses "Wunderwerk des Vertrauens" beendet werden ... da will ich einfach wissen, was es überhaupt war. Vielleicht auch, um dieses "Besondere" besser in Erinnerung halten zu können.Ich halte es eher so, dass ich es gerade nicht weiter definieren muß. Was ändert es auch?
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)
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Hallo abendrot79,
ich kann natürlich nicht sagen was DU für deine Thera empfindest. Das kannst nur du wissen. Aber so wie du es beschreibst klingt es für mich logisch, dass es weder Liebe (mMn liebt man ja niemanden weil er etwas für einen tut), Freundschaft noch nur Dankbarkeit ist.
Ich persönlich spreche in diesem Kontext gerne von Kontakt oder Begegnung. Von einer Begegnung, die mich als auch meine Thera in ihrem Herzen berührt (haben wir schon oft drüber gesprochen). Das ist für mich vielleicht das Entscheidende, was ja nicht mal in jeder Freundschaft passiert. Es sind diese wunderbaren (warmen) Berührungen (und das sich berühren wollen), die bei mir hängen bleiben werden.
Wenn du keine Definition für deine Beziehung zur Thera findest, finde ich das nicht schlimm. Schön ist doch, dass Gefühl der Bindung welches du für sie hast. Und immerhin ist es dieses "Besondere"...
ich kann natürlich nicht sagen was DU für deine Thera empfindest. Das kannst nur du wissen. Aber so wie du es beschreibst klingt es für mich logisch, dass es weder Liebe (mMn liebt man ja niemanden weil er etwas für einen tut), Freundschaft noch nur Dankbarkeit ist.
Ich persönlich spreche in diesem Kontext gerne von Kontakt oder Begegnung. Von einer Begegnung, die mich als auch meine Thera in ihrem Herzen berührt (haben wir schon oft drüber gesprochen). Das ist für mich vielleicht das Entscheidende, was ja nicht mal in jeder Freundschaft passiert. Es sind diese wunderbaren (warmen) Berührungen (und das sich berühren wollen), die bei mir hängen bleiben werden.
Wenn du keine Definition für deine Beziehung zur Thera findest, finde ich das nicht schlimm. Schön ist doch, dass Gefühl der Bindung welches du für sie hast. Und immerhin ist es dieses "Besondere"...
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Hallo abendrot,
ich würde das so beschreiben:
Ihr habt euch "geteilt",dadurch bleibt ein Teil von ihr in dir,und ein Teil von dir in ihr,und das auch über euer unmittelbares Miteinander hinaus.Und das macht ne Verbindung,ein Band zwischen euch.
Dadurch entsteht auch etwas zwischen euch,was Jung (Wenn ich mich nicht irre,dann war der das..) als "Zwischen" oder "das Dritte" in einer (Arbeits)Beziehung beschreibt.Also etwas "Eigenständiges" und "Lebendiges",das nur dadurch entstehen kann,daß man sich eben "mit - teilt" und sich gegenseitig füreinander öffnet.Der Eine mehr,der Andere weniger,ist ja ne Arbeitsbeziehung.
Und dieses "Zwischen" ist was "Einzigartiges",was es nur durch euer Miteinander gibt.Und das "bleibt" nicht nur,sondern hat auch ne Art "Eigenleben/-dynamik".Und das ist das,was ich ein "Mehr" nenne zu dem,was man sonst mit "Verbundenheit" zu beschreiben versucht oder eben mit "Liebe" oder "Freundschaft" umschreibt.Aber was halt diese Begriffe nicht "umfänglich" erfassen können.
ich würde das so beschreiben:
Ihr habt euch "geteilt",dadurch bleibt ein Teil von ihr in dir,und ein Teil von dir in ihr,und das auch über euer unmittelbares Miteinander hinaus.Und das macht ne Verbindung,ein Band zwischen euch.
Dadurch entsteht auch etwas zwischen euch,was Jung (Wenn ich mich nicht irre,dann war der das..) als "Zwischen" oder "das Dritte" in einer (Arbeits)Beziehung beschreibt.Also etwas "Eigenständiges" und "Lebendiges",das nur dadurch entstehen kann,daß man sich eben "mit - teilt" und sich gegenseitig füreinander öffnet.Der Eine mehr,der Andere weniger,ist ja ne Arbeitsbeziehung.
Und dieses "Zwischen" ist was "Einzigartiges",was es nur durch euer Miteinander gibt.Und das "bleibt" nicht nur,sondern hat auch ne Art "Eigenleben/-dynamik".Und das ist das,was ich ein "Mehr" nenne zu dem,was man sonst mit "Verbundenheit" zu beschreiben versucht oder eben mit "Liebe" oder "Freundschaft" umschreibt.Aber was halt diese Begriffe nicht "umfänglich" erfassen können.
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Ist es ... nicht egal?
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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Danke für diese schöne Erklärung! Die therapeutische Beziehung als eine Begegnung zu sehen finde ich wunderschön, denn für mich hat das Wort eine sehr positive Ausstrahlung und dennoch bringt es etwas vergängliches mit sich. Auch wenn eine Begegnung sehr unterschiedlich sein kann, umschreibt dieser Begriff für mich etwas "Besonderes". Man spricht ja nicht umsonst von "Begegnungen der dritten Art" wenn es um etwas Aussergewöhnliches geht.peppermint patty hat geschrieben:Ich persönlich spreche in diesem Kontext gerne von Kontakt oder Begegnung. Von einer Begegnung, die mich als auch meine Thera in ihrem Herzen berührt (haben wir schon oft drüber gesprochen). Das ist für mich vielleicht das Entscheidende, was ja nicht mal in jeder Freundschaft passiert. Es sind diese wunderbaren (warmen) Berührungen (und das sich berühren wollen), die bei mir hängen bleiben werden.
Ich weiss was du meinst wenn du von Berührungen im Herzen sprichst .... erst gestern sagte mir meine Thera, dass sie unheimlich berührt sei von einer Geschichte die ich ihr vor einiger Zeit erzählt habe. Und ich konnte ihr ansehen wie zutiefst ehrlich das gemeint war. Ich glaube das sind die kleinen Momente, die diese Beziehung / Begegnung zu etwas Einzigartigem werden lassen können.
Ich glaube ich bin auf der Suche nach einer Definition, weil wir vielleicht bisher zu wenig "über uns" in der Therapie gesprochen haben. Erst jetzt (vielleicht war es vorher gar nicht möglich / nötig?) finde ich das Thema unheimlich spannend! Vorher war diese Beziehung einfach da - mit ihren Höhen und Tiefen. Sie war verlässlich und vertraut, es war "Alltag" eingekehrt. Aber jetzt soll sich was ändern - für mich oder uns scheinbar der richtige Moment zurück zu blicken und / oder eine "Beziehungs-Bestandsaufnahme" zu machen (auch wenn es etwas kühl klingt ).peppermint patty hat geschrieben:Wenn du keine Definition für deine Beziehung zur Thera findest, finde ich das nicht schlimm. Schön ist doch, dass Gefühl der Bindung welches du für sie hast. Und immerhin ist es dieses "Besondere"...
Wow, sehr treffend und einfühlsam formuliert! Das klingt als würde es genau unser Miteinander beschreiben! Ich spüre da einfach ein sehr starkes und tiefes Band, was durch eine gemeinsame Zeit und gemeinsame Erfahrungen gewachsen ist!Waldschratin hat geschrieben:Ihr habt euch "geteilt",dadurch bleibt ein Teil von ihr in dir,und ein Teil von dir in ihr,und das auch über euer unmittelbares Miteinander hinaus.Und das macht ne Verbindung,ein Band zwischen euch.
Ich glaube ich habe ein Problem damit eine Definition zu finden, eben weil es genau so ist .... da ist ein "Mehr" was sich einfach nicht in ein "popeliges Wort" packen lassen lässt. Dieses "Mehr" ist etwas Unsichtbares was nur im Herzen existiert und was sich nicht mit Worten einfangen lassen will. Vielleicht muss ich Abstand nehmen von der "Definitionssuche mit Verstand" und stattdessen in mein Herz hören / spüren. Wenn ich eure Antworten lese, bekomme ich eine Ahnung davon, dass ich längst gefunden habe wonach ich suche. Ich wollte es scheinbar nur falsch verpacken ....Waldschratin hat geschrieben:Und dieses "Zwischen" ist was "Einzigartiges",was es nur durch euer Miteinander gibt.Und das "bleibt" nicht nur,sondern hat auch ne Art "Eigenleben/-dynamik".Und das ist das,was ich ein "Mehr" nenne zu dem,was man sonst mit "Verbundenheit" zu beschreiben versucht oder eben mit "Liebe" oder "Freundschaft" umschreibt.Aber was halt diese Begriffe nicht "umfänglich" erfassen können.
DANKE!
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Ist es ..... nicht! (sonst würde ich ja nicht fragen).Broken Wing hat geschrieben:Ist es ... nicht egal?
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